Angriff auf deutsche Patrouille in Mali: Explosion 20 Meter vor dem Tanklaster
Die deutschen Soldaten, die in der vergangenen Woche in Mali bei ihrer Aufklärungsmission von einem Selbstmordattentäter angegriffen wurden, sind möglicherweise nur knapp einer noch größeren Katastrophe entgangen: Die Autobombe des Angreifers explodierte wenige Meter vor einem Tanklaster, dessen Ladung aber nicht in Brand geriet. Bei dem Anschlag wurden zwölf deutsche und ein belgischer Soldat verwundet.
In einer Sondersitzung des Verteidigungs- und später des Auswärtigen Ausschusses informierte der Parlamentarische Staatssekretär Thomas Silberhorn am (heutigen) Mittwoch die Abgeordneten über die bisherigen Erkenntnisse zu dem Angriff am vergangenen Freitag. Nach Angaben aus Ausschusskreisen blieben allerdings noch wesentliche Fragen offen – unter anderem, wie die Soldaten versucht hatten, das Fahrzeug des Selbstmordattentäters zu stoppen.
Nach den bisherigen Erkenntnissen war die gemischte Aufklärungskompanie des deutschen Kontingents, zu der auch irische und belgische Soldaten gehören, im Auftrag der UN-Mission MINUSMA zu einer Aufklärungsmission unterwegs. Einen Auftrag zur Begleitung einer malischen Armeeinheit auf dem Weg nach Kidal im Norden Malis, den MINUSMA zuvor genannt hatte, gab es nicht – die deutsche Kompanie sollte allerdings Informationen für den geplanten Marschweg der Malier liefern.
Im Rahmen der mehrtägigen Aufklärungsmission wurde ein Nachtlager bei Tarkint rund 180 Kilometer nordöstlich des deutschen Stationierungsortes Gao aufgeschlagen, bei dem nach der üblichen Vorgehensweise ein äußerer Ring aus geschützten und ein innerer Ring aus weniger oder ungeschützten Fahrzeugen aufgebaut wurde. In diesem inneren Ring stand auch der Tanklaster vom Typ Zetros. Während dieser Ruhephase galt die Regel, dass jeweils zwei Drittel der Kompanie zur Sicherung abgestellt waren, während ein Drittel schlafen konnte.
Am Morgen – die Zeit hatte die Bundeswehr bereits zuvor mit 06.28 Uhr Ortszeit, 08.28 MESZ angegeben – fuhr nach den bisherigen Erkenntnissen ein weißer Pickup, mit Holzlatten beladen, mit hoher Geschwindigkeit auf der am Nachtlager vorbei führenden Nationalstraße. Der Wagen sei dann, hieß es aus Ausschusskreisen, plötzlich von der Straße abgebogen und habe den äußeren Fahrzeugring des Lagers durchbrechen können. Knapp vor dem inneren Ring sei dann die Sprengladung auf dem Pickup explodiert – 20 Meter vor dem Tanklaster. Der wurde zwar schwer beschädigt und musste als nicht mehr rollfähig gesprengt werden, die Beladung mit Kraftstoff wurde jedoch von der Explosion nicht in Brand gesetzt oder selbst zur Explosion gebracht.
Unklar ist den Informationen zufolge bislang, inwieweit die Autobombe durch Waffen zum Stillstand gebracht wurde und warum das Fahrzeug den äußeren Ring durchbrechen konnte. Zum Zeitpunkt des Anschlags wurde die Patrouille nicht von einer Drohne überwacht: Die Heron 1-Drohnen des deutschen Kontingents hatten die Aufklärungskompane zwar tagsüber auf ihren Marschwegen begleitet, nicht aber in der Nacht.
(Wird ggf. ergänzt)
dann hat man definitiv Glück im Unglück gehabt dass der Tanklaster nicht getroffen worden ist… sonst würden wir jetzt wohl von einer großen Anzahl toten, statt verwundeten sprechen.
Bei dem beschriebenen Szenario hätte die Aufklärung durch Heron vermutlich keinen wesentlichen Vorteil gehabt… die Bedrohung hätte nicht wesentlich früher erkannt werden können.
Gilt zu klären wieso der äußere Verteidigungsring durchbrochen werden konnte…
war man überrascht und hat zu spät reagiert?
hat man das Fahrzeug zu spät als Bedrohung erkannt?
war das Fahrzeug zu schnell?
hatte man nicht ausreichend Feuerkraft um das Fahrzeug schnell genug stoppen zu können?
Erst gestern hebe ich in meinem Erstlingsbeitrag hier die Frage gestellt, wie sich ein fremdes Fahrzeug dem deutschen Kontingent überhaupt bis auf eine kritische Distanz nähern konnte?
Jetzt stellt sich heraus, dass es sogar bis in die Fahrzeugformation eingedrungen ist. Ein normaler Pick-up, von einer Straße abbiegend, wie kann das sein?
Aus meiner Sicht ist die Überwachung durch eine Drohne in diesem Falle nicht notwendig, weil ja anscheinend nur ein geringer Zweitraum zwischen Verlassen der Straße und Explosion zu verzeichnen ist, und eine Luftüberwachung keinerlei Vorteile gebracht hätte, im Sinne eines Informationsvorsprungs.
Darf denn ein Soldat, der das Heranbrausen des Autos gesichtet hätte, von sich heraus das Feuer eröffnen, oder wie funktioniert das?
„Der Wagen sei dann…plötzlich von der Straße abgebogen und habe den äußeren Fahrzeugring des Lagers durchbrechen können.“
Hat man die Strasse denn nicht beobachtet?! – was sollte der äußere Ring denn bitteschön, wenn man den einfach mit einem ordinären Pickup (von der Hauptstrasse aus!) durchbrechen kann?!
Und was soll in diesem Zusammenhang denn bitte ‚plötzlich‘ heissen?! – Erwartet denn irgendeiner dass ein Attentäter vorher blinkt, hupt oder in 3 Zügen wendet bevor er Kurs auf die Soldaten nimmt?
Auch der Begriff ‚durchbrechen‘ scheint mir im Zusammenhang mit einem Pickup etwas dramaturgisch gewählt. ‚Durchfahren‘ wäre hier wohl der angemessenere Begriff.
Mein Verdacht eines taktischen Fehlverhaltens scheint sich zu erhärten.
Die Frage ist doch wie weit das Lager von der Straße entfernt war und ob man überhaupt entsprechend reagieren konnte.
oder ganz einfach zu Nahe an der Strasse ???
@Torsten Angerer:
Er darf es grundsätzlich (Notwehr/Nothilfe), entscheidend ist die Entwicklung einer möglichst guten Handlungssicherheit in der Einsatzvorbereitung.
Es sind Entscheidungen in wenigen Sekunden, die in jede Richtung strategische Auswirkungen haben können.
Ist es ein Selbstmordattentäter oder ein Vater mit einem verletzten/erkrankten Kind?
Um hier mehr Sicherheit zu haben gibt es sog. „Eskalation of Force“-Verfahren (Handzeichen, Blenden, Warnschuss, gezieltes Feuer).
Für Afghanistan wurde jedoch zeitweise in der Vorausbildung vorallem auf mögliche rechtliche Konsequenzen eines Fehlverhaltens abgehoben (Anklage wegen fahrlässiger Tötung). Daher gab es dann zeitweise auch beim Beginn von Gefechten zögerliches Verhalten.
Die Balance in der Einsatzvorbereitung zu finden ist nicht einfach.
Fazit:
Rechtlich gibt es kein Problem.
Praktisch ist das ein sehr schwieriger Bereich.
Daher ist auch eine Bewertung eines jeweiligen Einzelfalles aus der Ferne kaum möglich. Man muss zur Bewertung den gesamten Themenkomplex untersuchen (Einsatzvorbereitung, Befehlsgebung, Verlauf des Einsatzes, konkrete Situation).
Die „Nationalstraße“ bei Tarkint ist gemäß Luftbild/Google Earth einfach eine Sand-/Steinpiste, die durch ähnlich gut befahrbares Sand-/Steingelände führt. Im Luftbild sind auch außerhalb der Straße überall Fahrspuren zu erkennen. Die in einem anderen Thread geäußerte Ansicht, man müsste einfach nur „Zufahrten“ zum Lager sperren, geht daher in die Irre. Eine Absicherung gegen Fahrzeuge ist rundum nötig und mit entsprechend hohem Aufwand verbunden.
Dabei frage ich mich, ob die notwendige Feuerkraft auch gegen evtl. improvisiert gepanzerte Fahrzeuge rundum zur Verfügung stehen kann. Zur Erinnerung: Deutschland lieferte die Milan an die Kurden zum Schutz vor mit Stahlplatten geschützten Fahrzeugbomben. Wegen der dort vorhandenen Frontlinien inklusive ausreichender Entfernungen und Vorwarnzeiten konnten die Milan im Irak erfolgreich eingesetzt werden. In Mali gibt es keine Frontlinie, man wird vermutlich auch kaum rundum Panzerabwehrwaffen platzieren können oder wollen und sie erfolgreich zum Einsatz bringen, wenn plötzlich ein Pickup vor einem steht. Nicht umsonst wird Mali als gefährlichster UN-Einsatz bezeichnet.
Wenn ein Stock zwischen Armaturenbrett und Gaspedal geklemmt ist hilft die selbstständige Feuereröffnung durch einen oder mehrere Soldaten aus der Sicherung auch nicht, jedenfalls hinsichtlich der Frage ob das Fahrzeug weiter heranbraust. Dafür bräuchte man schon größere Kaliber oder eine PzAbwehrlenkwaffe. Deren kinetische Energie reicht dann aus um das Fahrzeug entweder aus der Fahrtrichtung zu katapultieren oder die Umwandlung mit genügend Abstand zu initiieren.
@Torsten Angerer sagt: 30.06.2021 um 13:34 Uhr
Einige Ihrer Fragen beantworten sich schon aus dem Text heraus. Die Nationalstraße führte am Lager vorbei, also war eine gewisse Nähe vorbeifahrender Fahrzeuge nicht zu vermeiden. Und das Eindringen in den inneren Ring ließe sich im Zweifelsfall sogar physikalisch berechnen. Ein Pick-Up in schneller Bewegung trifft auf gepanzerte stehende Radfahrzeuge. Und dann noch vielleicht die Lücke zwischen zwei Fahrzeugen. Es war ja kein schweres Gerät vor Ort wie z.B. Leo 2 oder Puma, an denen der Pick-Up hätte hängen bleiben können. Und ob der Lagerort richtig oder falsch gewählt wurde, können wir alle nicht beurteilen. Dazu müsste man die Verhältnisse und das Gelände vor Ort kennen.
Und wann und wie der Soldat auf Wache das Feuer eröffnen darf, das befiehlt der Führer vor Ort. Bei der Frage nach Feuerkraft bitte beachten, das ein heutiges Aufklärungsbataillon nicht über die Feuerkraft verfügt, die ein Panzeraufklärungsbataillon im Kalten Krieg hatte. Es gibt dort keine schweren Aufklärungszüge und auch der Luchs mit 20 mm BMK hat nur noch musealen Charakter.
@ RoterMilan / Schnallendorf/ miles gloriusus
verstehe ich sie also richtig: eine modern ausgerüstete Kampftruppe mit geschützten Kfz und mit den weltbesten Aufklärungsmitteln ist in einem offenen, wüstenartigen Gelände einem Pickup Truck hoffnungslos unterlegen. Es existiert in der Wüste auch kein Platz der weiter als 50 Meter von einer Hauptstrasse weg ist und die Einteilung von Wachposten kann man sich sparen. Ein ‚äusserer Ring‘ hat nichts mit Sicherung zu tun, sondern bezeichnet einfach eine willkürliche gedachte Linie. Die Bekämpfung eines VBIED ist nutzlos wenn beim VBIED der Gashebel eingeklemmt ist.
?!
Herr Wiegold, entschuldigen sie die Polemik, aber man könnte fast meinen, der BMVg Presse- und Infostab beschäftigt auf ihrem Blog eine Internet-Troll-Truppe, die jede Kritik an der Bundeswehr eindämmen soll….
Rächt sich jetzt, dass man die BW ohne die Feuerkraft der Marder nach Mali geschickt hat? Ich kann es nicht beurteilen. Ich kenne nur die Bilder der Amerikaner aus dem Irak, wo sie mit auf Fahrzeugen installierten schweren Waffen (Maschinenkanone? GraMa?) solche Fahrzeuge gestoppt haben. Ich denke; Schwein gehabt – aber jetzt müssen daraus die richtigen Schlussfolgerungen gezogen werden.
…“nicht geschlossene Wagenburgen“, „Ein Stock auf dem Gaspedal“ . Ich denke die meisten Kommentatoren hier hätten die Situation vor Ort mit Bravour gelöst oder James Bond für solche Fälle im Rucksack gehabt.
Ich bin gespannt auf die Untersuchungsergebnisse zum Vorfall und auf das „Lessons learned“.
Grundsätzlich kann die Bw ja, es dauert nur manchmal etwas länger. Und letztendlich entscheidet die Politik über das weitere Vorgehen.
Die auf die Wirkmöglichkeiten fokussierte Diskussion hier übersieht aus meiner Sicht, dass dies nur der letzte Teil des Dreiklangs Führung, Aufklärung, Wirkung ist.
Die zwanzig Jahre Afghanistan haben vorallem gezeigt, dass die beiden ersten Elemente zentrale Handlungsfelder sind.
Eine FLW 200 mit sMG kann schon einiges an Aufklärung und Wirkung abdecken. Natürlich keine gesondert geschützten Fahrzeuge, aber das ist ja bisher auch nicht in diesem Fall erwähnt worden. Panzerabwehrlenkwaffen erfordern rein technisch schon eine gewisse Vorbereitungszeit – in dem vorliegenden Fall also wenig hilfreich.
Natürlich kann man sich auch über verbesserte Wirkungsmöglichkeiten Gedanken machen, aber ist dies wirklich die primäre Fragestellung, wenn das BMVg nichtmal im Fachausschuss sagen kann, ob es überhaupt eine Waffenwirkung bzw. Schussabgabe (?) gab?
Zitat aus obigem Bericht des Hausherrn:
„Unklar ist den Informationen zufolge bislang, inwieweit die Autobombe durch Waffen zum Stillstand gebracht wurde und warum das Fahrzeug den äußeren Ring durchbrechen konnte.“
Ich bitte dies auch in keiner Weise als Kritik an den eingesetzten Kameraden zu verstehen. Diese wurden – als es zu der Annäherung kam – allein schon wegen der Kürze der Zeit vor eine wohl unlösbare Aufgabe gestellt (Überraschungseffekt).
Die Frage ist eher, wie kann ich die „Vorbereitungszeit“ durch Führung und Aufklärung verbessern – und daraus ergeben sich dann auch logische Ableitungen im Bereich Wirkung (Reichweite, Wirkung im Ziel, etc.) und mögliche technische Lösungsansätze.
was ich etwas schockierend finde ist die tatsachew, dass in einer parlamentarischen Information mehrere Tage nach einem deartigen Vorfall selbst einfachste Sachfragen: Erfolgte Waffeneinsatz ja/nein ? Falls ja warum nicht effektiv / Falls nein warum nicht? nicht beantwortet werden können oder wollen.
Es muss doch spätestens 24 h nach einem solchen Vorfall eine klare MEldung aus dem Kontingent vorliegen wie die Umstände waren. Schon um zeitnah Konsequenzen ziehen zu können.
Das zu den obigen Fragen kein Informationsstand vorliegt halt ich für ausgeschlossen.
@ T.W.
Wurde da seitens der Parlamentarier wenigstens entschlossen nachgehakt?
[Zur Frage an mich: ich weiß es bislang nicht. T.W.]
@Waldmann
Ja, ohne jemandem auf die Füße treten zu wollen, finde ich die seit Tagen geführte Diskussion doch seltsam. Einige hier können wohl auf Sachkenntnis stützende Vermutungen wagen, aber auch sie waren nicht dabei. Und: Fehler passieren. Auch durch bessere Ausbildung und Ausrüstung sind sie nicht vollständig zu verhindern.
Ich denke, dass die hier versammelten „Chair-borne Operators“ sich mit Kritik an angeblichen taktischen Fehlentscheidungen zurueckhalten sollten. Insbesondere, wenn nicht mal im Ansatz weiss wovon man spricht weil man entweder nicht dabei war oder einfach keine Ahnung hat. Haetten wir in der Vergangenheit mehr vorzuegliche taktische Fuehrer wie Sindbad im Gefecht gehabt, wuerden wir heute vielleicht in einer Monarchie leben. Tun wir aber nicht!!!
Einsatz, egal wo, ist halt keine Schiessbahn in Bergen-Hohne wo der „Feind“ zwischen den Schiessbahnbegrenzern immer von vorne kommt, man am Ende immer gewinnt und der Torposten jeden der auf die Schiessbahn will erfolgreich aufhaelt!
Danke für die Antworten.
Vermutlich wissen wir einfach noch zu wenig, um zu verstehen, warum ein Pick-up bis direkt an die BW- Fahrzeuge, und darüber hinaus kommen konnte, auch in Bezug auf die Bemerkung im Artikel, dass zwei Drittel der Soldaten mit der Bewachung beauftragt waren.
Verständlich/unverständlich natürlich die Nöte, in die ein Soldat geraten kann, ob er von der Schusswaffe Gebrauch macht oder nicht, wenn ihn eine Anklage wegen fahrlässiger Tötung drohen kann.
Ich bin davon ausgegangen, das dieser Sachverhalt schon im Vorfeld in Form von Befehlen oder Anweisungen geklärt wurde.
Ich verteidige hier niemanden, schon gar nicht im Auftrag. Ich kenne aus dem Somalia-Einsatz ein wenig Steppen – und Wüstengebiete. Ich kenne auch „Rollbahnen“ in solchen Gebieten. Dass sind keine definierten festen Straßen. Dementsprechend kann man da nicht einfach einen Abstand zur Straße einrichten, weil auf festem Untergrund Fahrzeuge der Locals fahren. Die halten sich dann auch nicht unbedingt an Abstandsgebote. Man kann versuchen durch Baken, improvisierte Begrenzungen, „Spanische Reiter“ usw einen gewissen Kanalisierungseffekt zu erreichen. Allerdings muss man das Zeug neben dem Treibstoff mitschleppen im Konvoi.
Wenn die Entfernung nicht größer als 300 m ist, in wie viel Sekunden ist das Fahrzeug dann am äußeren Ring der „Wagenburg“ wenn der Fahrer energisch beschleunigt und vorher auf der Rollbahn vielleicht schon 60 fuhr?
Wie lange Reaktionszeit haben Sie dann?
Klar, Feuer aus Handwaffen kann den Fahrer ausschalten, wenn dessen Fahrzeug nicht improvisiert gehärtet war (was im Nordirak eher die Regel war dass solche Fahrzeuge gehärtet waren, das erhöht übrigens auch über die schwereren Sprengsplitter die Wirkung).
Das Fahrzeug stoppen dadurch werden sie eher nicht, selbst Treffer in Kühler und Motor bringen das Fahrzeug ja nicht zum sofortigen Stillstand, das hat vielmehr eine eigene Energie und einen Bewegungsvektor.
Mit einem Cal .50 sMG oder einer 20 mm BMK erreichen Sie mehr Wirkung im Ziel, aber selbst dann können Sie nicht sicher sein dass das Fahrzeug unmittelbar gestoppt wird, desintegriert wird oder wenigstens im Bewegungsvektor abgelenkt.
Das macht die Abwehr solcher Angriffe schwierig, es sei denn man hat eigene Waffen mit größerer Wirkung. Neben PzAbwLenkwaffen und dem sprichwörtlichen Leo Kampfpanzer wären das übrigens auch RPG Waffen, die man auf unseren Gefechtsfahrzeugen montieren könnte. Im Warschauer Pakt erfreute sich das auf Kampffahrzeugen unterhalb Panzer einer gewissen Beliebtheit. bei uns wurde das mit dem Aufkommen von HOT, TOW, Milan usw abgeschafft.
Ich habe auch kein Patentrezept was die Abwehr solcher Angriffe angeht, zumal Aufklärung mit den Möglichkeiten der Truppe ( optisch, Funk, Infrarot) das Diskriminationsproblem hat, also wie unterscheide ich den unschuldigen Vorbeifahrer vom bösen Jungen.
Was sicher hilft, ist FmAufklärung auch in Mobilfunknetzen und HUMINT, also human intelligence, meint hier das Anzapfen von Menschen als Quelle über Ausforschen, verdeckte Ermittlung usw.
Das führt aber nach meiner Erfahrung eher zu unspezifischen Hinweisen wie „Ist mit einem Angriff durch – setze ein Gruppierung der Wahl – zu rechnen.“ Das hilft dem Führer einer long range Aufklärungspatrouille auch nur begrenzt.
Selbst eine Drohne ist bei kurzen Entfernungen da nicht 100% verhindernd, da wegen „man in the loop“ und Autorisierung ein definierter Zeitablauf vorkommt bis die Drohne feuert. Die hätte allerdings den Vorteil dass ein Treffer in aller Regel Wirkung im Ziel erzeugt und damit die Bedrohung ausschaltet.
Die Aufregung ist groß. Kennt jemand noch die Situation: „Füße still halten!“ Kann man der Öffentlichkeit halt so nicht sagen.
Lage: Die auch von der BW im Rahmen von MINUSMA ausgebildeten Soldaten werden zur Zeit als Kompanien in den Norden verlegt. Da gibt es zwei Parteien, welche da was dagegen haben. Namentlich Djihadisten und womöglich die Tuareg. Hintergrund ist, dass der Aufbau staatlicher Strukturen der malinesischen Regierung per UN Charta ins Lastenheft geschrieben wurde, nochmal, wir unterstützen, dass die das mal nach 70 Jahren endlich gebacken bekommen.
Im Rahmen der Anstrengung, welche dadurch gekennzeichnet wurde, dass MINUSMA der Verlegung Geleitschutz geboten hat, wurde dieses Vorhaben militärisch bekämpft; vermutlich auf asymmetrischem Wege per als zivil getarntem fahrbaren Kamikaze Sprengsatz (VBIED).
Und nein ich bin kein BW Troll und je nach ziviler Tarnung (vgl. @Eric Hagen) identifiziert auch eine Drohne einen derartigen Angriff nicht. Dafür wären Wach- und Sicherungsdoldaten zuständig und auch die haben ihre Grenzen. Erinnerung, DAESH hatte kurdische Stellungen regelmäßig mit gepanzerten VBIED angegriffen.
Und ich meine, in mir steckt noch genug Truppe, um der Öffentlichkeit zu raten, abzuwarten. Da gibt es bestimmt sehr vernünftige Gründe für „wir arbeiten noch auf“, das auch ganz ohne Wahlkampf etc…
Daher einfach bitte Füße still halten, denn auch die verletzten Kameraden schauen Fernseher oder lesen sogar hier mit. Die brauchen jetzt auch einfach Mitgefühl und Unterstützung und alle Empatie die wir aufbringen können, auch hier!
Daher meine Bitte: Füße still halten 😢
Und dazu braucht die BW keine Trolle zu bezahlen.
Wenn das Ziel dieser fahrenden Autobombe tatsächlich der Tanklaster im „inneren Ring“ war, dann ist anzunehmen, dass der Gegner zumindest halbwegs im Bilde darüber war, wie gemeinhin eine solche Nachtaufstellung aussieht, was dort wann geschieht und wo sie ihre Schwächen hat.
Die Stärke einer „Nachtaufstellung“ ist ja gemeinhin, dass der Raum verringert wird und man ihn effektiver sichern kann – was zulasten der Auflockerung geht, mit fatalen Folgen, wenn denn ein Angriff gelingt.
Man darf in der Tat auf die Einsatzauswertung gespannt sein.
„Die in einem anderen Thread geäußerte Ansicht, man müsste einfach nur „Zufahrten“ zum Lager sperren, geht daher in die Irre. Eine Absicherung gegen Fahrzeuge ist rundum nötig und mit entsprechend hohem Aufwand verbunden.“
Es soll ja mal Armeen gegeben haben, die am Tag 30 Kilometer marschiert (zu Fuß) und am Abend befestigte Lager errichtet haben. Allerdings waren das die Legionen Roms.
Will sagen, wo eine Wille ist, ist auch ein Weg.
Nebenbei bemerkt: Gewiss hatte der Tanklastwagen doch Diesel-Kraftstoff geladen? Wäre der schlimmste Fall eingetreten und, sagen wir, der Tank beschädigt worden, wäre denn dann mehr geschehen als ein stetiger Abbrand? Vielleicht kann hier jemand mit Erfahrung in der Brandbekämpfung mehr dazu sagen.
IamGroot sagt:
30.06.2021 um 16:06 Uhr
„Haetten wir in der Vergangenheit mehr vorzuegliche taktische Fuehrer wie Sindbad im Gefecht gehabt, wuerden wir heute vielleicht in einer Monarchie leben. “
Der Konjunktiv ist unangebracht. Ich bin seit Mitte der 80er Jahre Soldat. Trotzdem haben wir noch keine Monarchie.
Mittlerweile können wir uns ja sowieso alle Spekulationen sparen und über Politik, rettungsketten und Ausrüstung brauchen wir hier auch nicht mehr zu diskutieren. Es handelt sich im vorliegenden Fall um eine rein taktische Situation, in der die beteiligte Bundeswehrtruppe – leider – versagt hat. Denn wenn ich eine Sicherung einnehme und der Feind (mit dem ich ja in dieser Lage RECHNEN MUSSTE und der mich daher nicht überraschen DURFTE!) kann in meine Stellung trotzdem eindringen und mir 13 Verletzte Soldaten bescheren, dann ist das per se ein taktisches VERSAGEN. Mit einem SVBIED musste in jedem Fall gerechnet werden und in die taktischen Planungen einbezogen werden – Gegen was hat man sich dsenn sonst gesichert?! – Gegen Wüsten-Kampfmäuse? – Wir können die beteiligte Truppe doch nicht zu Vollidioten erklären. Es handelt sich um immerhin langjährig ausgebildete Führer und Soldaten. Und von denen muss man taktische Mindeststandards al VASE und FAST….
https://idoc.pub/documents/kriegsnah-ausbilden-hilfen-fr-den-gefechtsdienst-aller-truppen-d2nvyz70v9nk
…selbstverständlich erwarten können. Und da brauche ich noch nicht mal die allerbeste optische Aufklärung dazu. Selbst mit Augenbeobachtung und DF muss ich mich zwecjkmäßig sichern können.
Wie GROSS das persönliche Versagen des Führers vor Ort oder irgendeines oder mehrerer Soldaten war, DAS wissen wir natürlich nicht. War es eine völlig unzweckmäßige Nachtaufstellung? – War der Platz zu nahe an der Strasse? – Oder hat einer der eingeteilten Posten ‚gepennt‘. Oder haben sich die Soldaten nicht gut genug aufgelockert? Oder….oder….oder…
Ein taktisches Versagen liegt aber in jedem Fall vor. Jetzt gilt es zu klären WO GENAU der Fehler – oder DIE Fehler – lag/lagen.
@Hans Dampf
„Man darf in der Tat auf die Einsatzauswertung gespannt sein“.
Ja? Sollten wir?
Ich hoffe allerdings sehr, dies bleibt der „taktisch tiefengeschulten Öffentlichkeit“ erspart und das Ergebnis wird eingestuft werden. Ggf erforderliche Konsequenzen sind in der Ausbildung umzusetzen.
„Die Stärke einer „Nachtaufstellung“ ist, …“ Stimmt unbedingt.
Dies „effektiver sichern“ geschieht, neben technischer Aufklärung, durch überwachte (!) Sperren/Sperrmittel, beginnend mit Leuchtfallen, Drahthindernissen und Schützensplitter-Minen (leider verboten). Also, ersatzweise nimmt der erfahrene Kämpfer zur Verbesserung nächtlicher Überlebenschanche die Sprengsplitter-Handgranate.
Wurde gemacht? Vermutung: Bestimmt nicht!
Viele der hier geäußerten Meinungen sind Mutmaßungen. Militärisch wird ein umfassender Bericht innerhalb einer gewissen Zeitlinie erstellt. Dieser wird offene Fragen klären und mögliches Verbesserungspotential aufzeigen (mil: Folgerungen). Ob der Bericht und die Ergebnisse, auch Auszüge, für die Öffentlichkeit bestimmt sind entscheiden anderen.
Neben schnellen Folgerungen, welche vor allem Maßnahmen im Einsatzkontingent zur Folge haben, ist mir wichtiger, dass die folgenden Auswertungen inhaltlich und fachlich korrekt sind. Schnell und ungenau kann hier zu große Fehler beinhalten.
@ wacaffe
„Es muss doch spätestens 24 h nach einem solchen Vorfall eine klare MEldung aus dem Kontingent vorliegen wie die Umstände waren. Schon um zeitnah Konsequenzen ziehen zu können.“
Gemäß Twitter (Bundeswehr im Einsatz) waren alle Kräfte am Sonntag im Feldlager. Lassen sie den Männern und Frauen etwas Zeit sich zu regenerieren und dem Stab im Einsatz Zeit eine fundierte Meldung zu verfassen. 2 x 180km Luftlinie im Mali, bei dem dortigen Untergrund (Piste ist in Teilen bereits eine zu wohlwollende Formulierung), benötigen teils sehr viel Zeit. Nebenbei müssen Verwundete ausgeflogen werden und KFZ müssen geborgen werden – da hat der Bericht Zeit.
Herr Wiegold,
finden sie das o.k., wenn mich hier jemand völlig unqualifiziert und zusammenhanglos beleidigen darf:
IamGroot sagt: 30.06.2021 um 16:06 Uhr
„Haetten wir in der Vergangenheit mehr vorzuegliche taktische Fuehrer wie Sindbad im Gefecht gehabt, wuerden wir heute vielleicht in einer Monarchie leben.“
…und sie dann meine Antwort einfach zensieren?
Ich weiss nicht was ich mit einer Monarchie zu tun haben soll, aber ihr Verhalten finde ich schon sehr selbstherrlich.
Da sie Posts die mich beleidigen veröffentlichen und meine Antworten darauf zensieren melde ich hiermit aus ihrem Blog ab.
[Netter Versuch, das Schema kenne ich: 1. Ich kündige an, dass ich wg. low ops die Kommentare nicht mehr so schnell sichte/freischalte. 2. Jemand schreibt einen Kommentar, um sich dann 3. zu beschweren, dass der nicht innerhalb von zwei Stunden (so lange haben Sie noch nicht mal gewartet) freigeschaltet wurde. Und schreit 4. Zensur und wirft mir Selbstherrlichkeit vor.
Billige PsyOps-Nummer. Läuft hier nicht.
T.W.]
Es gibt bereits ein ausgereiftes technisches System, um Fahrzeuge zu kanalisieren, dass sogar viele Fahrzeug stoppen kann. Genannt „S-Drahtrolle“, teilweise noch im Bestand der Bw, ansonsten bestimmt leicht zu beschaffen für günstige 300eur pro Stück. Die Infrarot-GPS Aufnahme in Half-Cut Optik gibts bestimmt in der passenden Farbe zur Milan inklusive.
Es bleibt abzuwarten was die Auswertung ergibt. Auf manche Dinge kann man sich nicht vorbereiten. Leider muss oft erst was passieren, bevor Verfahren und Mittel neu überdacht werden.
Als militärfachlicher Laie aber militärhistorisch Bewanderter überrascht mich, dass bei allen „Vorschlägen“ zur Sicherung des Nachtlagers ein recht einfaches Mittel außen vor gelassen wurde: Gräben.
Da es unwahrscheinlich ist, dass bei dem hiesigen geballten taktischen Sachverstand ein derart grundlegendes Mittel vergessen wird, muss es wohl im Kontext des Einsatzes in Mali unsinnig sein. Ich frage mich nur, warum.
Ist der notwendige Volumenaushub für die Sicherung des Nachtlagers vor dem äußeren Fahrzeugring zu groß für die eingesetzten Kräfte? Ist es zu heiß für diese Arbeit? Würde es zu lange dauern? Würden sich die Kräfte während der Tätigkeit zu sehr exponieren? Gibt es der Boden nicht her (Graben wird durch Wind wieder zu geweht)? Falls das Problem die menschliche Arbeitsleistung sein sollte, könnte doch sicher eine Maschine den Dienst verrichten. Bitte erhellen Sie mich
@ Sindbad
30.06.2021 um 19:09 Uhr
Machen sie es nicht, ihre Beiträge sind sehr lesenswert. T.W. hat sicher nicht bewusst eine Beleidigung dulden wollen. Was der alles lesen und moderieren muss…….. Da gibt es immer mal so einige Neuzugänge, die rummotzen und dann plötzlich wieder weg sind – merkwürdig. Das muss T.W. ja auch im Auge behalten.
Ich muß auch manchmal einiges einstecken, auch mal hart an der Grenze. Dieser Blog ist etwas Besonderes und lebt von Vielfalt und auch mal harter Auseinandersetzung.
Atmen sie bitte durch, ……..
@Sindbad
Die Amerikaner sagen: If the shoe fits! Oder auch salopp: If the foo shits!
Ich bin auch seit 01.07. 85 dabei (wie die Zeit vergeht), bin Gruener und kenne daher nicht nur Bergen, die Senne und Hammelburg sehr gut, sondern war auch mehrfach im Einsatz in AFG und mit der UN und zwar nicht im Stab.
Ohne die detailierte Situation zu kennen, wuerde ich es nicht wagen dem Fuehrer oder der Truppe Versagen vorzuwerfen: Shit just happens! Warum und wieso wird sich noch zeigen. Wie gesagt, echter Einsatz ist meist komplexer als das Gruppengefechtsschiessen. Als Hoersaalleiter in Hammelburg (immerhin 5 Jahre) habe ich zu Beginn der Uebungsbesprechung den Fuehrer des Rennens nach seiner eigenen Bewertung des Durchgangs gefragt. Aus der Forschperspektive sieht die Lage manchmal anders aus, als wenn man auf dem Leitungs TPz sitzt und den Ablaufplan in der Hand hat.
Was meine Aussage zur Monarchie angeht, so wollte ich damit nur andeuten, dass wenn wir so gute taktische Fuehrer wie Dich schon im 1. Weltkrieg gehabt haetten, haetten wir jetzt wahrscheinlich eine echte Kaiserin. Werde meinen Sarkasmus in Zukunft als solchen markieren. Bis dahin, einfach mal tief durchatmen!
@Symmanchont: Sie denken an die Römer? Kam mir in den Sinn…
@Sindbad: Alles gut! Ich denke nur, dass es viel zu früh ist, die genauen Vorgänge beurteilen.
Guerilla/asymmetrische Gegner sind extrem anpassungsfähig und beobachten ihre Gegner sehr genau. @T.W hat darauf hingewiesen, dass es da ständig zu VBIED-Angriffen kommt und im „Biwak“ sitzt man eh schon auf dem Präsentierteller.
So zynisch es klingt, aber rein Wahrscheinlichkeitsstatistisch war es gemäß Chi-Verteilung nur eine Frage der Zeit, bis einer „durch“ kommt.
Zudem sind vor wenigen Tagen einige Kameraden dem Tot von der Schippe gesprungen und da ist es nur anständig, sich mit Vorverurteilung einfach mal zurück zu halten. Ich denke daher reagiert der ein oder andere etwas gereizt.
Des Weiteren „lebt“ die Kommentarfunktion hier gerade auch von der „Minority Opinion“.
@Symmachont, ja ein Graben rund um das Lager dürfte die Annhäherung effektiv erschweren bzw auf nur eine besser zu sichernde Stelle (irgendwie will man ja am nächsten Morgen auch selber wieder wegkommen) beschränken. Aber ich vermute mal das der ohne entsprechende Baufahrzeuge nicht in akzeptabler Zeit für eine Nacht auszuheben sein dürfte.
Kurzes Rechenbeispiel. Ein ATF Dingo ist ~6 m lang. Mit Platz vor und hinter dem Fahrzeug bin ich bei 7m Durchmesser für einen Graben um einen Dingo. Macht ~ 22 m Kreisumfang innen vom Graben die entsprechend tief und breit ausgehoben werden wollen. Bei 2 Metern breite und einem Meter Tiefe wären wir schon bei 44 m³ Aushub, haben dann aber immer noch keinen Zentimeter Abstand zwischen dem im Graben feststeckendem Angreifer und unserem Fahrzeug geschaffen. Also müsste Kreis entsprechend vergrößert werden und damit die Aushubmenge erhöht. Und das wäre nur für ein Fahrzeug, hier war aber ein entsprechend großer Konvoi unterwegs. Den eigenen Tanklaster wird man nicht ohne Grund mitgeführt haben.
Bei allen Kommentaren hier über taktisches, persönliches oder sonstiges Versagen möchte ich eines vielleicht mal klären oder geklärt wissen, da ich ggf. falsch liege:
Die eingesetzen Soldaten der BW sind unter dem MINUSMA-Mandat eingesetzt, dementsprechend also, für die Zeit des Einsatzes, ja keine BW-Soldaten sondern UN-Soldaten.
Ist den eingesetzen Soldaten dadurch nicht schon automatisch das Recht genommen, vorbeugend auf Angeiffe zu reagieren sondern es darf sich nur zur Selbstverteidigung gerührt werden.
Sprich: Was passiert einem UN-Soldaten, wenn er ein Fahrzeug mit Waffengewalt vorsorglich stoppt? Wenn es eine Bombe war stellt keiner fragen, wenn es zivilisten waren, was dann?
Denn, ich meine BW-Soldaten waren beteiligt, ja, aber als UN-Sondaten, wird einem dann nicht automatisch das „offensive“ Recht der Handlung genommen und man ist daher der „Operation Barkhane“ oft dankbar?
@Symmachont Klar kann man Gräben ausheben, „Schanzen spart Blut“ habe ich noch gelernt. Allein, damit beraubt man sich selbst auch kurzfristiger Ausweichmöglichkeiten und man muss schon ganz schön buddeln um rund um eine Wagenburg für eine gemischte verstärkte Kompanie ausreichend weite und tiefe Gräben zu machen, die solche Fahrzeuge aufhalten. Leider sind die gern genutzten Halbpritschenfahrzeuge eines großen japanischen Herstellers recht gut geländegängig.
Die klare Meldung aus dem Kontingent scheitert womöglich daran, dass der Kp-Chef selbst zu den Verwundeten gehört, vermutlich stand er morgens früh auch nicht mit dem Stabsgefreiten Knetschke zusammen und daher sind womöglich weitere Angehörige der Kp-Führung betroffen.
Was einen dann auch umtreibt ist wie gut die Knispel unsere Verfahren, Stellungswahl, Stellungen und Abläufe und eventuell sogar Personen aufgeklärt haben.
Oder glauben Sie an Zufälle dass die genau die Stelle in der Ringaufstellung durchbrochen haben?
@Sindbad:
„Es handelt sich im vorliegenden Fall um eine rein taktische Situation, in der die beteiligte Bundeswehrtruppe – leider – versagt hat.“
Dieses pauschale Urteil ist aus meiner Sicht unsachlich und unkameradschaftlich.
Aus den öffentlich bekannten Quellen derlei Bewertungen abzugeben ohne die Randbedingungen zu kennen ist zwar einfach, aber muss deswegen nicht sachlich richtig sein.
Wir wissen schlichtweg nicht warum sich der Führer vor Ort für diese Handlungsmöglichkeiten entschieden hat und welche weiteren Auflagen und Einschränkungen es gab.
Die Truppe vor Ort hat sicherlich nach bestem Wissen und Gewissen gehandelt.
Die Abwägung verschiedener Handlungsmöglichkeiten wurde sicherlich vorgenommen. In einem solchen Umfeld Entscheidungen zu treffen kann immer falsch sein und bei einer in der Rückschau falschen Entscheidung sind eben alle schlauer.
Das reale Umfeld in einem Einsatz ist eben auch deutlich komplexer als es sich in der Taktiklehre und der Übungstätigkeit darstellt.
Man schaue einfach mal auf den Strassenverkehr in den Einsatzländern.
Es liegt in der Natur der Sache, dass es vor Ort eben nicht einfach ist Freund und Feind voneinander zu unterscheiden.
Kritik an den Kräften vor Ort ist daher ohne Kenntnis von Gelände, Bedrohungslage, Ausbildungsstand, Stresslevel, Materiallage, etc. unsachlich.
Man sich eher fragen, ob das Kontingent richtig vorbereitet da hin ging (wobei es da wohl auch einen sehr engen Erfahrungsaustausch zum vorherigen Kontingent aus dem gleichen AufklBtl gab).
Und selbst wenn alles perfekt vorbereitet war, kann etwas schief laufen.
Es wird hoffentlich noch etwas mehr Klarheit über den Ablauf geben, aber auch dann stellt sich eher die Frage was man insgesamt verbessern kann. Auf den KpChef und seine Leute einzuschlagen ist da sicherlich der falsche Weg und das falsche Ziel.
@Symmachont sagt:
30.06.2021 um 19:36 Uhr
Die Maschine heißt Bagger.
Gibt’s bei den Bullen auch Huckepack auf Unimog.
Die Worte vom OKW bestätigen nur meine Gedanken.
Es gab taktische Fehler auf Breiter Front.
2/3 von 90 sind Sechzig!!!
In drei Schicht sind das immer noch Zwanzig.
Fennek, Eagle, Dingo…. Die haben doch alle Waffenstationen.
Es braucht keine lenkwaffe, maximal Panzerfaust oder Panzerschreck und paar Eierhandgranaten als Reserve.
Kann mich an die Frage der „Planer“ in KDZ „damals“ erinnern, wie ich mir denn die log. Unterstützung einer vorgesehenen Langzeitpatrouille vorstelle. Zeitansatz >1 Woche.
Vom „Mitnehmen“ des „lohnenden Ziels“ Tankwagen konnte ich – schon aufgrund der Tatsache, daß ich nur einen davon hatte, mit dem alle Großgeneratoren im Lager und andere Betankungen durchgeführt werden und dessen „Besatzung“ außerdem auch noch die Tankstelle besetzen mußte – die „Taktiker“ glücklicherweise abbringen: Das auffälligste und – auch wenn „gelandegängig“ bezeichnet und mit Allradantrieb – schwerfälligste Gefährt ist immer ein zusätzliches „Risiko“, auf das „die Truppe“ auch noch besonders „aufpassen“ muß (einige tausend l Sprit sind für sich ja auch „Klauanreiz“) welches aber v.a. die Bewegungsmöglichkeiten und Geschwindigkeit der Patrouille erheblich einschränkt…
Und ’ne „Bombenverstärkung“ ist das ggf leider auch noch.
Wir einigten uns auf Mitführen von genügend Kanistern mit „gutem“ Sprit für die Fahrzeuge mit „heiklem“ (CDI) Motor, für die „Dingos“ wurde Betankung „im Land“ („wo Menschen leben, gibt’s auch Tankmöglichkeiten“) und die Lösung durch Mitnahme von genügend $$ vorgesehen.
Durchgeführt wurde das dann während dieses Ktgt aber nicht mehr.
Die Bewertung der „Gefechtssituation“ und deren „richtige Lösung“ über die Besprechung allgemeiner Regularien hinaus verbietet sich mEn von hier aus. Ein mglw vorhandenes 12,7mm/cal. 50 MG erzielt sicherlich auch gegen einen behelfsmäßig „gepanzerten“ Pick-Up Wirkung, aber selbst das ist alles anmaßende „Kaffeesatzleserei“.
Gute Geneseung den Verletzten und „heile Rückkehr“ allen anderen!!!
Doch eine etwas eigenartige Diskussion, so ganz ohne nähere Informationen. Wie dem auch sei, bitte bei allem Optimierungsdrang nicht vergessen: Im Krieg gibt’s eben Opfer, da kann man sich 100% soldatisch korrekt verhalten und trotzdem was abbekommen. Nicht jeder erfolgreiche feindliche Angriff rechtfertigt eine parlamentarische Untersuchungskommission, die das Verhalten jedes Einzelschützen genau auseinander nimmt. Und weil die Frage aufkam – nein, gegen eine klug eingesetzte Autobombe in einem zivilen PKW kann man tatsächlich nicht viel tun, wenn man nicht bereits mindestens einige 100m vorher erkennt, dass es sich um eine solche handelt.
Auch wenn sich die Stimmung hier in den Kommentaren inzwischen von „Wie konnten Sie nur… Und wie kann es sein, dass …“ etwas gewandelt hat, ist es mir dennoch ein Bedürdnis festzuhalten, dass man sicher davon ausgehen kann, das diese (Teil)Einheit ein den örtlichen und zeitlichen Umständen angemessene sowie den Rules of Engagement entsprechende Stellung bezogen hat.
Wie komme ich darauf?`Weil sich die Einsatz-Ausbildung in den letzten 20 Jahre geändert hat und weil sich die Erfahrung der militärischen Führer geändert hat. Ganz sicher wird es sich bei den eigenen Kräften nicht um eine vollständig unerfahrene und schlecht ausgebildetete Truppe gehandelt haben.
Niemand hier vor seinem Bildschirm wird es zum jetzigen Zeitpunkt besser wissen, als die Kameraden vor Ort!
Also mich verwundern hier die Bemerkungen aus der sicheren Entfernung des heimatlichen Standortes doch ein wenig… Nur noch mal zur Klarstellung: Nachtaufstellung (over night position) ist kein Feldlager! – den Standort dieser legt der mil. Führer vor Ort fest
Ferner wird hier gern außer Acht gelassen dass ein wesentlicher Punkt hierbei auch die Bedrohungslage im Raum ist – Scheinbar haben wir aber hier auch INTEL-Analysten die diese Bedrohung (SVBIED) schon einkalkuliert hatten. Nach meinem Wissen war dies allerdings der erste derartige Anschlag – gerne lasse ich mich belehren dass es hier bereits vorher Anschläge dieser Art gab. Ich meine damit nicht bewusst nicht die Gefährdung durch IED.
Natürlich kann man jetzt auch trefflich darüber streiten was alles hätte gemacht werden können – sofern denn die BdL solche Gefährdungen aufgezeigt hat – ich kann mich auch in einem U-Boot auf die Landung eines UFO im Himalaya vorbereiten (nur um alles abgedeckt zu haben).
Try to walk in my shoes!!
Ich schließe mich da einigen Vorrednern an – zunächst einmal gilt es den Sachverhalt aufzuklären bevor spekuliert wird; dann kann man Ableitungen für Ausbildung und weiteres Handeln erstellen.
Jetzt Anschuldigungen aufzustellen hilft weder der Sache noch den Kameraden vor Ort !!!
Den verwundeten alles Gute und eine hoffentlich vollumfängliche und rasche Genesung!
@ Symmachont
…Entschuldigung – Grabenbau, wie stellen Sie sich den vor?
Breite, Tiefe, Durchmesser? Mit Klappspaten, per Hand?
Im Jägerbataillon gibt’s in der 1. Kompanie eine Erdarbeitsmaschinengruppe mit entsprechendem Gerät (Erdarbeitsmaschine, Mehrzweck, verlastbar).
Dass dieses Pioniergerät in Mali ist, mag sein (im Feldlager möglicherweise) – auf dem Marsch als Teil des Konvois vermutlich eher weniger…
@ Symmachont
Ich bin sowohl Historiker, als auch Offizier und mir kamen ähnliche Gedanken. Die Römer haben kein Nachtlager aufgeschlagen, ohne selbiges zuvor zu befestigen. So ist es zumindest überliefert und in Anbetracht der Tatsache, dass es noch keine Schusswaffen oder Nachtsichtgeräte gab, spricht ja einiges dafür, wenn man nicht mit einem Beil im Kopf „aufwachen“ wollte.
Unabhängig vom konkreten Sachverhalt ist mein unmaßgeblicher Eindruck, dass einiges, was „früher“ noch selbstverständlich war, mittlerweile mancherorts (!) in den Hintergrund getreten ist. Da war z.B. der Grundsatz „Erst das Material, dann der Mann“. Das hat sich bisweilen komplett gedreht, da wird erst geduscht, verpflegt (oder umgekehrt) und den technischen Dienst an Fahrzeugen, Waffen und Gerät „dat kriegen wir später“. Wird dann vielleicht gemacht, vielleicht aber auch nicht. Ebenso verhält es sich mit der Nacht und der „Stunde des Unteroffizieres“. Jeder will in seinen Schlafsack, das ist dann das Wichtigste – wer da noch auf Ideen wie Schanzen oder ähnliches käme, oha. Und wer hat denn überhaupt schon mal „geschanzt“? Ist fast überall in Deutschland verboten und die meisten haben ihren Klappspaten hauchdünn-eingefettet im Spind liegen.
Wie gesagt, mein unmaßgeblicher Eindruck, der keinen Anspruch auf empirische Allgemeingültigkeit hat, aber wie bei „den Römern“ geht es heute wohl nicht mehr zu – vielleicht auch in der Annahme, dass Nachtsichtgeräte und Schusswaffen einen Graben und andere Hindernisse obsolet machen.
@Symmachont
Der Untergrund in MLI ist deutlich unterschiedlich. Sie haben von Felsen bis feinen Sand alles. Des Weiteren ist der Feuchtegrade des Bodens zu betrachten – feuchter Sand kann besser gangbar sein als trockener Sand (beides kann zum Festfahren führen…).
Um sich gegen SVBIED zu schützen sind Sicherheitsabstände notwendig – stellen sie sich einfach vor jemand setzt 400kg Sprengstoff ein – sie wollen zur Annahme davon 100m Abstand haben. Ein Graben, der ein SVBIED stoppen soll, benötigt ein gewisses geometrisches Profil und eine Mindesttiefe. Der Aushub, um einen 1m breiten Graben zu schaffen der ein KFZ stoppen kann, beträgt mindestens ein halber Kubikmeter auf 1 m Grabenlänge (tendenziell mehr!).
Sie schaffen das benötigte Profil in sandigem Boden nicht (außer sie setzen eine Mauer / Beton ein) und benötigen überschlagsmäßig mindestens 500 Kubikmeter Aushub für einen Kreis mit Radius 150m (50m für eigene KFZ + 100m Abstand) ca. 700 Tonnen Material bei trockenem Sand. Vor dem Start von „Bauarbeiten“ müssen sie feststellen, dass in den 700t Material und auf den Arbeits- und Fahrwegen keine Kampfmittel liegen.
Den Soldaten stehen normale Spaten zur Verfügung – teils der beliebte Klappspaten. Bagger können sie nicht mitführen.
Eine erneute Nutzung der unbewachten Stellung fällt aus, denn was macht ein Feind, der feststellt, dass sie immer an derselben Stelle stehen und eine unbewachte bauliche Stellung hinterlassen haben? Er hinterlässt Wirkmittel und kann einen Angriffsplan erstellen. Die heutige Operationsführung (außerhalb von Feldlagern) ist mobil und den besten Schutz haben sie durch große Räume und wechselnde Stellungen.
Ich verweise darauf, dass eine ausführliche Auswertung folgen wird. Diese wird wahrscheinlich (leider) in Teilen der Öffentlichkeit bereitgestellt und verrät zu viel über eigenes Vorgehen.
@ Sindbad
Also eine Beleidigung Ihnen gegenüber kann ich hier nicht erkennen.
Ihr virtuelles Auftreten ist halt einfach zu „Chairforce“ und das darf dann auch gesagt werden. Die Monarchieanspielung war süffisant, aber sicher nicht beleidigend.
Wenn Sie Mitte der 80er den Dienst antraten sind Sie nun ca 55 Jahre alt +/- und sicher ein erfahrender Kamerad! Das Problem ist, dass das im Umkehrschluss NICHT bedeutet sie wären nach HEUTIGEN Maßstäben „combat approved“.
Sie hätten es besser gemacht? Das ist mindestens überheblich und sicher Imagination.
Ich selbst habe über 400 Einsatztage in sechs Jahren ( und dafür will ich weder Anerkennung noch Schulterklopfen ) und würde mir NICHT anmaßen einzuschätzen was ich wann, wie oder wo besser könnte in dieser Extremsituation vor Ort.
Folgen Sie meinem Beispiel. ;-)
Glück ab!
Symmachont sagt: 30.06.2021 um 19:36 Uhr
Wenn man hier einige Kommentare liest, wird einem schlecht. Das ist die teilweise die Perpektive des „Ganz Großen Generalstabs“.
„Gräben.
Da es unwahrscheinlich ist, dass bei dem hiesigen geballten taktischen Sachverstand ein derart grundlegendes Mittel vergessen wird, muss es wohl im Kontext des Einsatzes in Mali unsinnig sein. Ich frage mich nur, warum.“
Nehmen Sie es mir nicht übel, aber es ist ganz einfach: weil es in Mali nicht genug Wasser gibt, um die Gräben anschließend zu fluten, deshalb.
Die Fragen, die Sie gestellt haben in allen Ehre, aber man braucht nahezu keinen militärischen Sachverstand um sich die entsprechenden Antworten selbst zu geben. Da reicht einfaches logisches Schlussfolgern. Nur um mal den Punkt „könnte doch sicher eine Maschine den Dienst verrichten“ aufzugreifen. Ja, Baumaschinen können das verrichten.
Man könnte (und dazu sollte man die Gedankengänge einiger anderer Kommentaroren hier @Sindbad und Co dazudenken) natürlich für einen Aufklärungsauftrag mit dem Stärkeansatz einer Kompanie, stattdessen einen ganzen Kampfverband in Anschlag bringen. Mit Pionierkräften (die haben die Baumaschinen für „Gräben“) und Panzergrenadieren (die haben die SPz Marder (oder Puma)) und Logistikkräften (die haben die Transportkapazität für die S-Draht-Rollen und natürlich auch die Transportkapazität für die zusätzliche Munition, die zusätzliche Verpflegung, den zusätzlichen Sprit, das Bau-Mat der Pio`s für den „Burgwall“ und „gesicherte Zufahrt“), dazu natürlich noch SpezKr im Raum.
Dann treten wir für einen Aufklärungsauftrag nicht nur auf wie der Elefant im Porzellanladen (was den eigentlichen Auftrag dann auch unterläuft), sondern beschäftigen uns den geringsten Teil des Tages mit dem Aufklärungsauftrag (was den Aufklärungsauftrag auch unterläuft) und verbringen die meiste Zeit mit Erkundungen für sichere Plätze und dem anschließenden Koordination und der Durchführung des Feldlager- und Stellungbaus. Warum? Weil man die zusätzlichen PzGren, Pio-Kr und Log-Kr natürlich auch in etwa jeweils in Kp-Stärke in Anschlag bringen müsste. Die fahren natürlich nicht nach vollbrachtem „Werk“ heim, sondern müssen ebenfalls gesichert und versorgt werden. Aber dann hat man, was einige Kommentatoren hier so wollen und für nötig halten. Erkennen Sie das Dilemma?
Soll heißen, manchmal diktiert der Auftrag Menge und Mittel bzw. es sind andere Faktoren zusätzlich zu berücksichtigen. Man muss dann mit den verfügbaren Mitteln das Bestmögliche herstellen. Ich bin mir sicher, dass hat man vor Ort gemacht.
Aber auch das Bestmögliche ist kein Garant dafür, dass nicht doch ein Unglück passiert, der unglückliche Zufall sich seine Bahnen schlägt und ein Attentäter, der immer vom Überraschungsmoment lebt, den günstigsten Moment (leider) für sein Vorhaben erkennt, auf seiner Seite hat und für sich und sein Vorhaben ausnutzt. Allen Verletzten gute Genesung!
Vorneweg wünsche ich den verletzten Kameraden alles Gute und eine baldige und vollständige Genesung.
Den Beteiligten vor Ort, möge das Erlebte der damit verbundene Schrecken umfassend be- und verarbeitet werden.
Alle Anderen möchte auch ich bitten von pauschalen (Vor)Urteilen abzulassen. Wer nicht vor Ort war sollte sich in Zurückhaltung befleissigen. Fehler und Fehlverhalten sind nicht bekannt und selbst wenn vorhanden, vielleicht gar nicht zu vermeiden gewesen. Schlimm genug, dass es zu dem Ereignis kam. Lassen wir den Betroffenen Zeit und dann wird das auch was mit Informationen, soweit sie zur Veröffentlichung geeignet sind.
Die Bundeswehr unterstützt indirekt ein korruptes System der Einheimischen schwarzen Eliten gegen die vernachlässigten/ unterdrückten Tuareg im Norden.
Frankreich sieht die Entwicklungen als Gesamtentwicklung in der Sahelzone und verliert darüber die lokalen Entwicklungen aus dem Auge.
Wer Mali, dieses koloniale Gebilde, auf der Karte betrachtet, dem muss klar werden, dass die separatistischen Bestrebungen der Tuareg im Norden Teil einer Bewegung sind, die die Folgen der kolonialen Grenzziehungen aufheben wollte.
Die immer noch zu einseitige Positionierung der Europäer an Seiten der korrupten Regierung in Bamako hat wohl erst zur Verschärfung des Konflikts beigetragen.
Zu weiteren Ursachen – eine entscheidende Ursache für die Konflikte war die Zerschlagung des lybischen Staates, aus geopolitischen Interessen der USA, Grossbritanniens und Frankreich.
Die Konflikte in Mali sind eine direkte Folge des entstandenen Machtvakuums. Der alleinige Fokus auf aufständische Islamisten und Tuareg verschleiert die Gründe der Beteiligung der Bundeswehr.
Mali wurde weitehin dauerhaft vom tiefen historischen Rassen-Konflikt zwischen Touareg und den schwarzen Ethnien im Süden – denen man die alleinige Macht übergeben hatte – zerrissen.
Schwerbewaffneten, aus Libyen flüchtenden Islamisten, hatten die Touareg nichts entgegen zu setzen, zumal etliche der Invasoren rückkehrende Gadhafi-Kämpfer mit familiären Mali-Bindungen waren!
Und dann? Im asymmetrischen Wüstenkampf erfahrene Krieger auf unzähligen nagelneuen oder damals von Gadhafi gekauften Toyota-Pick-Ups. Ihre konsequente Taktik – mit zwei Kolonnen in einer Zangenbewegung – nach Süden zu dringen, konnte erst kurz vor Bamako eben durch die französische Intervention gestoppt werden; zwei Tage später – und sie hätten das Land übernommen!
Solange nun weiter verschiedene Clans in Mali um die Macht kämpfen, solange wird es keine Ruhe geben. Die Instabilität Malis verschulden doch besonders solche Stammesfürsten, die teils von verschieden ausländischen Interessenländer mit Waffen und Logistik versorgt werden. Das einzigste was die UN leisten könnte, die Bevölkerung vor solchen Attacken zu schützen.
Doch nun ziehen sich viele Länder, welche die UN -Truppen gestellt haben immer mehr zurück. In Deutschland wird das auch diskutiert. Nach den Motto: Heiliger Sankt Floriansprinzip. So ähnlich wie in Afghanistan. Alle ziehen ab und überlassen die Afghanen den Taliban zum Fraß.
Zeit für eine Neupositionierung.
@
Sindbad sagt:
30.06.2021 um 13:50 Uhr
“
Mein Verdacht eines taktischen Fehlverhaltens scheint sich zu erhärten.
“
Ich teile Ihre Ansicht.
@
Memoria sagt:
30.06.2021 um 14:04 Uhr
“
Die Balance in der Einsatzvorbereitung zu finden ist nicht einfach.
“
Das wäre dann genau das was ich anderen Faden dazu vermutet hatte und was sicher auch etliche Mitleser hier vermuten: Die vermutlich extrem defensive Auslegung der ROE hat zu so einer Verzögerung geführt, dass das Fahrzeug nicht mehr zu stoppen war.
@
miles gloriusus sagt:
30.06.2021 um 14:27 Uhr
“
Wenn ein Stock zwischen Armaturenbrett und Gaspedal geklemmt ist hilft die selbstständige Feuereröffnung durch einen oder mehrere Soldaten aus der Sicherung auch nicht, jedenfalls hinsichtlich der Frage ob das Fahrzeug weiter heranbraust. Dafür bräuchte man schon größere Kaliber oder eine PzAbwehrlenkwaffe.
“
Dem stimme ich eher nicht zu. Wenn Sie mit einem gewöhnlichen MG als Handwaffe (7,62 Nato) oder auf Lafette oder sogar besser einem .50 aus einer Waffenstation eines der Fahrzeuge den Motorblock (der bei den üblichen Pickup-Fahrzeuge immer vorne ist) treffen, dann hilft Ihnen auch kein Stock auf dem Pedal mehr. Die üblichen Toyotas sind zwar extrem roobust, aber das können auch die nicht ab. Der Gegner bräuchte zur Verbesserung seiner Durchhaltefähigkeit dann Panzerung mindestens gegen Cal .50. Das würde ihm etwas nutzen, wenn nicht auch flankierend auf ihn gewirkt werden kann und je mehr er davon anbringt, je langsamer wird er und je eindeutiger wird er zu identifizieren.
Wenn Sie auch die Reifen/Räder treffen, dann rollt das im Sand nicht mehr wirklich weit. Wenn es sich auf 50m nähert und dann doch umsetzt, ist es trotzdem ganz gut ausgegangen im Vergleich zu ‚ist in den Ring eingedrungen‘.
Daher hat man aus meiner Sicht iedealer Weise einen Abstand von 1km zur Straße, eröffnet mit Warnschüssen das Feuer ab spätestens 500 bis 400m und allerspätestens ab 200m wird drauf gehalten. Das sollte mit den gegebenen Waffen und Beobachtungsmitteln leistbar sein und auch regelmäßig erfolgreich sein.
@
wacaffe sagt:
30.06.2021 um 15:33 Uhr
“
Es muss doch spätestens 24 h nach einem solchen Vorfall eine klare MEldung aus dem Kontingent vorliegen wie die Umstände waren. Schon um zeitnah Konsequenzen ziehen zu können.
“
Diese Frage stellt sich mir auch. Man mag der Bundeswehr aber einiges nachsagen, beim Papierkram sind wir aber sicher ganz vorne mit dabei. Daher bin ich sicher, dass ein exakter Lagebericht in dem Zeitrahmen vorlag. Es hat wohl eher Gründe und Methode die Fakten entweder gar nicht oder nur Scheibchenweise raus zu geben. Alternative wäre natürlich, das die Meldung extrem lange für den Durchlauf der Instanzen braucht und jedes mal noch angepasst oder verwässert wird um irgendwas schöner zu schreiben o.ä. – davon gehe ich aber mal eher nicht aus.
@
IamGroot sagt:
30.06.2021 um 16:06 Uhr
“
Einsatz, egal wo, ist halt keine Schiessbahn in Bergen-Hohne wo der „Feind“ zwischen den Schiessbahnbegrenzern immer von vorne kommt, man am Ende immer gewinnt und der Torposten jeden der auf die Schiessbahn will erfolgreich aufhaelt!
“
Korrekt, aber bei einer Wagenburg (Rundumsicherung) in freier Wüstenumgebung ist für einen der Posten immer vorne. Da ja 2/3 immer zur Sicherung eingeteilt waren, muss es also eine Menge „Vorne“ gegeben haben. Wäre auch schlecht wenn nicht, denn dann wäre unsere Schiessausbildung ja dringend anzupassen…
Und unter diesen Bedingungen ist mit einem Waffenmix so ziemlich alles abzuwehren, das nicht schwerer gepanzert ist…
@
Hans Dampf sagt:
30.06.2021 um 16:27 Uhr
“
Wenn das Ziel dieser fahrenden Autobombe tatsächlich der Tanklaster im „inneren Ring“ war, dann ist anzunehmen, dass der Gegner zumindest halbwegs im Bilde darüber war, wie gemeinhin eine solche Nachtaufstellung aussieht, was dort wann geschieht und wo sie ihre Schwächen hat.
“
Was ja auch kein Problem ist. Vor Ort haben Sie Einwohner, die spähen, man hat Ferngläser und vielleicht auch ein paar Kamerakleindrohnen aus dem Internet. Für die Details einer Wagenburg gucken Sie dann die Youtube-Präsentationen der Operationsteilnehmer. Den Rest nehmen Sie aus Erfahrungen und der Frage: Wie würde ich es machen. Außerdem dürfen wir davon ausgehen, dass da kein riesen Planungsstab sitzt, der nach 2 Wochen Spähauftrag einen VBIED einsetzt mit einem exakten Befehl. Man wird eher die Gelegenheit erkennen durch eine gemneldete Konvoibewegung, kann sich abfingern, das die irgendwann rasten und lasst dann einen VBIED fahren, der sich bei der Annäherung ganz allein und mit ein bisschen Grips die Schwachstelle im Ring sucht wo er durchfahren kann, da er Tanklaster natürlich auch selbst ganz allein als gutes Ziel erkennen kann.
@
muck sagt:
30.06.2021 um 17:25 Uhr
“
Nebenbei bemerkt: Gewiss hatte der Tanklastwagen doch Diesel-Kraftstoff geladen? Wäre der schlimmste Fall eingetreten und, sagen wir, der Tank beschädigt worden, wäre denn dann mehr geschehen als ein stetiger Abbrand? Vielleicht kann hier jemand mit Erfahrung in der Brandbekämpfung mehr dazu sagen.
“
Das würde halt ein großes, heisses Feuer mit einer gewissen Ausbreitung durch Auslaufen. Ausmaß wäre natürlich vom Schaden abhängig. Wenn eine oder mehr Tankzelle/n heil bliebe, könnte außerdem ein späteres Platzen des Behälters durch Kochen des Diesels folgen. Im Moment des Platzens bildet sich dann natürlich eine stattliche Flammenwalze aus. Das meiste dürfte nach oben gehen, aber Hitzestrahlung ist nicht zu unterschätzen. Brennend spritzender oder brennend über den boden laufender Kraftstoff ebenfalls nicht.
Man kann also schon sagen, dass so ein Ziel deutlich mehr Potential hat als wenn man an einem Dingo umsetzt…
@
Symmachont sagt:
30.06.2021 um 19:36 Uhr
“
Ist der notwendige Volumenaushub für die Sicherung des Nachtlagers vor dem äußeren Fahrzeugring zu groß für die eingesetzten Kräfte? Ist es zu heiß für diese Arbeit? Würde es zu lange dauern? Würden sich die Kräfte während der Tätigkeit zu sehr exponieren? Gibt es der Boden nicht her (Graben wird durch Wind wieder zu geweht)? Falls das Problem die menschliche Arbeitsleistung sein sollte, könnte doch sicher eine Maschine den Dienst verrichten. Bitte erhellen Sie mich
“
Ich schätze, dass man um ein Fahrzeug zu stoppen ja schon einen recht ordentlichen Graben ausheben müsste. Das wäre bei einer Rundumsicherung von sagen wir 50m Durchmesser mit einem Sperrring von sagen wir 200m Entfernung bei also einem Radius von 250m eine Grabenlänge von 1,6km. Gleiches gilt natürlich auch für S-Draht sperren usw… Dazu brauchen Sie bei dem Zeitansatz und dem Aufwand in dem Boden und bei dem Klima wohl ziemlich sicher Maschinen. Solche Pioniermaschinen sind dort nicht vorhanden und müssten ja dann auch im Konvoi mitgeführt werden. Bis zum Aufbau der Grabensicherung haben Sie ja dann auch den Status quo wie er war – dann kann man es auch gleich lassen, sondern sich auf die Fernabwehr mit Waffenstationen stützen.
Außerdem können Sie den Ring beim nächsten Besuch nicht wieder nehmen, da ganz sicher gesperrt usw…
Wenn man das machen will, dann sollte man dort einen dauerhaften Außenposten errichten – womit man natürlich zu einem permanenten Ziel würde, wo sich die Gräben dann auch sicher lohnen.
@
dieandereMeinung sagt:
30.06.2021 um 20:07 Uhr
“
Machen sie es nicht, ihre Beiträge sind sehr lesenswert.
“
Zustimmung.
Die grundsätzliche Frage die sich mir hier stellt ist, woher jeder der Kommentatoren die Definition der verwendeten Begrifflichkeiten wie „Lager“ oder „Waffenwirkung“ entnimmt…
Von einem „Lager“ wir gesprochen, wenn bauliche strukturen den Zugang erschweren oder verhindern sollen…
In diesem konkreten Fall war im Bericht die Rede von einer TOB, also einer „Temporary Operations Base“…
Temproary meint hier „zeitlich begrenzt“…
Sprich es wird ein Ort im Gelände gewählt, um eine oder mehrere Nächte zu verbringen, Nachschub aufzufüllen und feldmäßige Reperaturen durchzuführen. Hierbei KÖNNEN keinerlei bauliche Strukturen geschaffen werden und auch die Sinnfrage dieser steht hier ganz oben auf der Agenda, Ziel ist nämlich, den Ort möglichst oft zu wechseln bzw. schnell wieder zu verlassen…
Auftrag der FP ist es, diese TOB oder ONP zu sichern. Eine völlige Abriegelung durch Fahrzeuge ist bei Berücksichtigung des nötigen Grundsatzes „Auflockerung“ zum Schutz vor IDF nicht durchführbar, zumal der Radius des äußeren Rings nicht unter ~150m liegen kann.
Soll heißen dass es alle 1-2 Tage eine neue TOB gibt, die Fahrzeuge räumlich disloziert voneinander stehen MÜSSEN und die offenen Räume zwischen den Fahrzeugen durch Feuer/Überwachung oder INF-Stellungen geschlossen werden müssen.
Der zweite Punkt ist der Begriff „Waffenwirkung“…
Diese kann nur erzielt werden, wenn die eingesetzten Kräfte die nötige ZEIT haben, Panzerabwehr Handwaffen Klar-zum-Gefecht zu machen, Richtschützen ihre Waffenanlagen auf das Ziel gebracht haben und der Feind auch die entsprechende Geschwindigkeit hat, um „treffbar“ mit der gewählten Waffe zu sein.
Ich denke jedem der hier in der Diskussion anwesenden erschließt sich demnach, dass der Sachverhalt hier nicht durch „Hätte, Wenn und Aber“ pauschalisiert werden kann…
Ein berechtigter Diskussions-Punkt kann daher nur die Aufmerksamkeit der eingesetzten Kräfte und/oder die Distanz zur Hauptverkehrs-Linie (von Straßen kann man in diesem Land nicht reden) sein.
Ist die Distanz zu gering, lässt sich nichtmehr unterscheiden, ob ein herannahendes Fahrzeug direkt auf mich zu fährt oder nur an mir vorbei möchte.
Ist die Distanz jedoch >200m, ist eindeutig erkennbar ob das Fahrzeug an mir vorbei fährt oder ob es, aus welchen Grund auch immer, zu mir möchte.
Zudem schafft man einen Handlungsspielraum, da frühzeitig Aufgeklärt, Identifiziert und ggf. Bekämpft und va die Absicht des Fahrzeuges klar erkannt werden kann.
Ein kleiner Sachhinweis:
Der genaue Leser hat bemerkt, dass das Fahrzeugmodell des Tanklasters als ZETROS angegeben wurde. Es handelt sich hierbei um ein Pritschenfahrzeug mit Plane/Spriegel, welches mit Kanistern und Erstatzreifen beladen ist. Da ist es sehr unwahrscheinlich, dass eine 20m weit entfernte Explosion die einzelnen Kanister beschädigt.