AKK verurteilt Bundeswehr-Exzesse in Litauen: „Unsoldatisch und unkameradschaftlich“
In scharfer Form hat Verteidigungsministerin Annegret Kramp-Karrenbauer die Vorfälle beim deutsch geführten NATO-Bataillon in Litauen kritisiert, wo Bundeswehrsoldaten mit Exzessen bis hin zu sexueller Nötigung und extremistische Liedgut aufgefallen sein sollen. Ein unsoldatischeres und unkameradschaftliches Verhalten sei kaum vorstellbar, sagte die Ministerin bei einer Grundsatzrede an der Führungsakademie der Bundeswehr in Hamburg.
In den vergangenen Tagen war bekannt geworden, dass etliche Panzergrenadiere im enhanced Forward Presence-Einsatz der Bundeswehr in Rukla in Litauen mit zum Teil strafwürdigem Verhalten aufgefallen sein sollen. Das Verteidigungsministerium sprach von einem Anfangsverdacht auf Verstöße gegen die Kameradschaftspflicht, Gehorsamspflicht und Pflicht zum treuen Dienen, aber auch auf Straftaten wie sexuelle Nötigung, Beleidigung, ggf. mit rassistischer Konnotation und Nötigung sowie auf extremistische Verhaltensweisen. Ein kompletter Panzergrenadierzug wurde deshalb in dieser Woche nach Deutschland zurückverlegt.
Kramp-Karrenbauer, die die Vorfälle an den Beginn ihrer sicherheitspolitischen Grundsatzrede am (heutigen) Freitag stellte, warf den unter Verdacht stehenden Soldaten vor, sie seien ihren Kameraden, aber auch der politischen Führung und dem Parlament in den Rücken gefallen. Ihr Verhalten sei nicht nur angesichts der politischen Lage im Baltikum und der deutschen Geschichte problematisch, sondern treffe die deutsche Verteidigungspolitik in einer Zeit, in der sie als Ministerin um mehr Geld für die Bundeswehr kämpfe. Sie sei davon tief enttäuscht.
Die Aussagen der Ministerin dazu zum Nachhören*:
Am Vortag hatte sich bereits Heeresinspekteur Alfons Mais bei seinem litauischen Kollegen für die Vorfälle entschuldigt, wie er auf Twitter mitteilte:
„Conference of European Armies“ in Wiesbaden. Gelegenheit genutzt, mich vor 40 Heereschefs (v.a. bei BG Vaikšnoras) für die unerträglichen und beschämenden Vorgänge um unseren PzGrenZg in Litauen zu entschuldigen. Absolut inakzeptabel! Ahndung mit aller Härte! #WIRSINDDASHEER! pic.twitter.com/DnG0QkWoc0
— Inspekteur des Heeres (@Inspekteur_Heer) June 17, 2021
Unterdessen wurde bekannt, dass es bereits im vergangenen Jahr Beschwerden über rassistische oder extremistische Verhaltensweisen von deutschen Soldaten in diesem NATO-Einsatz gegeben hatte – allerdings längst nicht auf dem Niveau der jetzt untersuchten Vorfälle. In einer Antwort auf eine Kleine Anfrage der Linken im Bundestag zu rechtsextremistischen Vorgängen in den Streitkräften im vergangenen Jahr listete das Verteidigungsministerium zwei Fälle aus Rukla auf:
• Am 4. Januar 2020 soll ein Berufssoldat einen Kameraden wegen seiner Hautfarbe mehrfach beleidigt haben. In diesem Fall ermittelt inzwischen die Staatsanwaltschaft.
• Am 31. Juli 2020 soll ein deutscher Soldat einen französischen Soldaten dunkler Hautfarbe unter anderem mit Nachahmungslauten von Tiergeräuschen beleidigt haben. Allerdings wurde das von einem anwesenden weiteren französischen Soldaten nicht bestätigt, es konnte kein Täter ermittelt werden. Der Fall wird von der Bundeswehr nicht weiter verfolgt.
*Die vollständige Rede der Ministerin stelle ich in einem späteren Beitrag zum Nachhören ein.
Falls (sic!) sich die Vorfälle so bestätigen, wie es in der Presse zu lesen ist, dann ist die Bewertung der BM sicherlich nachvollziehbar und amS sogar zutreffend.
Ich hoffe wirklich, dass sie das auf der Basis ihr vorliegender, eindeutiger Ermittlungsergebnisse sagt und nicht nur weil es ihr gerade politisch-kommunikativ zielführend erscheint…
Kurze Frage:
Wie wird der fehlende Zug ersetzt?
Gar nicht, mit Kameraden aus der gleichen Einheit ….?
“ Ihr Verhalten [das der Soldaten] sei nicht nur angesichts der politischen Lage im Baltikum und der deutschen Geschichte problematisch, sondern treffe die deutsche Verteidigungspolitik in einer Zeit, in der sie als Ministerin um mehr Geld für die Bundeswehr kämpfe. Sie sei davon tief enttäuscht.“
Das kann man nur uneingeschränkt unterschreiben. Loyalität ist keine Einbahnstraße, sondern man gibt und man nimmt.
Was die Wahrnehmung der Litauer zu diesem Vorfall angeht, im Baltikum hat man grundsätzlich weniger Probleme mit der NS-Zeit als hier. Da sieht man die Wehrmacht eher als kurzzeitigen Befreier vom Kommunismus.
Wäre der Vorfall in Israel oder Frankreich passiert, wäre die Reaktion bestimmt drastischer, aber in einem Land, wo das Reenacten von Waffen-SS Verbänden bei öffentlichen Anlässen durchaus dazu gehört, wird sich der Schaden in Grenzen halten.
Aus eigener aktueller Beobachtung zum FÜHREN: die Qualität des Führens in der Truppe hat eine erstaunliche Bandbreite bekommen.
In den letzten zehn Monaten sind durch einen AoR Teileinheiten von neun Truppenstellern aus Heer und Luftwaffe durchgegangen. Wechselnde Einsatzbedingungen von größtem Zeitdruck bis zu tödlicher Langeweile, von minus 6 Grad bis zu plus 38 Grad im im Vollschutz, z.T. im Freien. Teilweise Dienst fast nach Rahmendienstplan, aber auch ab 0400 Uhr oder bis 2300 Uhr oder an Sonn- und Feiertagen. Der gesamte Einsatz unter dem permanenten Risiko „unter den Augen der gestresster Öffentlichkeit“ In dieser Zeit waren cirka 30 jüngere Vorgesetzte als verantwortliche TE – Führer vor Ort zu erleben. Außerdem etwa zehn Einheitsführer in den Heimatverbänden. Ich kann nur eines sagen: die Beispielsammlung im militärischen Führen ist gewaltig angewachsen! Oft im Guten, aber auch im sehr Schlechten, wenn auch weniger. Fünf Soldaten (OSG bis OLt) haben am persönlichen Einsatzende dann wegen hervorragendem „kümmerndem“ Führen, gerade unter Stress, ein lobendes Schreiben an den Disziplinarvorgesetzten mitgegeben bekommen. Bei einer Einheit am anderen Ende des Spektrums musste schließlich die B3 Ebene mit einwirken …
Andere Seite: Ein junger OLt hat bei 38 Grad und Dienst im Vollschutz im Außeneinsatz (keine ABCAbwTr!) plötzlich einen aufblasbaren Minipool mit Dusche hergezaubert und damit für Gesunderhaltung, Einsatzbereitschaft und Vertrauen in die Führung gesorgt. Eigentlich überflüssig zu erwähnen, dass er sich freiwillig unter Vollschutz im Freien eingeteilt hat und für schnelle Ablösungen gesorgt hat. An einer anderen vergleichbaren Einsatzstelle 200km weiter sind zeitgleich Soldaten fast kollabiert und frische Kräfte mussten nachgeführt werden…
Worauf will ich hinaus? Mir wurde in jungen Jahren von guten Vorgesetzten vorgelebt: das Heer hat vier Gefechtsarten: Angriff, Verteidigung, Verzögerung, Kümmern. Ohne die vierte Gefechtsart könne man die anderen drei vergessen.
Und heute: Bleibt Zeit für das Kümmern? Ressourcen? Ist das Kümmern „angesehen“ oder „messbar“? Kümmern bedeutet immer auch ein Übernehmen von Verantwortung!? Und das HEUTE?? Kümmern kann auch andere NERVEN…
Wenn die politische Führung Verantwortung immer weiter diffundieren lässt, dann verdampft auch das Kümmern in der Führung. Auch, weil sich vielleicht die strukturelle Frage stellt, ob sich Kümmern überhaupt lohnt. Ich habe es selbst erlebt, dass ein KpChef das „sich um KONKRETE Probleme kümmern“…… zuerst ;-) ….. als unangemessen empfand….
Und eine solche „Kultur der Verantwortung und des Kümmerns“ endet eigentlich dann ganz oben bei der IBUK.
@Windlicht: Gut erkannt, die besten Offiziere und erfahrene UMP waren imA jene, welche da blieben wenn schon das x-te Bier geöffnet war und dann gemeinsam mit allen in tiefster Gangart auf Stube gefunden hatten.
Da ist nie was eskaliert oder ausgeartet, und man war einfach eine E-I-N-H-E-I-T aus Alter, Geschlechtern und Buntstiften.
„Eskaliert“ (nicht so abartig wie hier in diesem Fall) ist es immer, wenn sich junge UoP/UMP und OSGs profilieren müssen.
Ein Segen für jede Einheit, ein 40 jähriger OSG, Familienvater und mehr Einsätze auf dem Buckel als die Uffze Lebensjahre. Der trägt dann auch mal nen Leutnant ins Bett, wenn es keiner mitkriegt, und bleibt OSG wegen Heimatnah, wird Korporal.
Das Nervenkostüm des Insp Heer scheint (bei allem Verständnis) recht dünn zu sein.
Der Post suggeriert a) dass bereits alles restlos aufgeklärt sei und b) dass er von Vorgesetzten und/oder der Rechtssprechung (militärisch und ggf. zivil) gewisse Ergebnisse erwartet.
a) ist einfach noch nicht der Fall
b) steht ihm schlicht nicht zu
Bedenklicher Aktionismus der unnötigen Druck erzeugt. Was ist so schwer daran zu sagen: „Die im Raum stehenden Vorwürfe wiegen schwer, und wir ermittelm mit der gegebenen Sorgfalt. Das braucht allerdings Zeit, und diese Zeit werde ich den Verantwortlichen selbstverständlich einräumen.“?
@JCR: Die PsyOps RU wird nicht lange auf sich warten lassen. Gezielt in Regionen wo Wehrmacht und SS so menschenverachtend gewütet haben. Und das gilt auch ganz besonders in Osteuropa.
Zudem wird zunehmend aus dem orientalisch/türkischen Bereich versucht „alle Deutsche als Nazis zu branntmarken. Solche Behauptungen schüren Angst in den orient-stämmigen Minderheiten und untergräbt das Vertrauen in staatliche Institutionen.
Stelle da die Beispiele nicht ein, was da so an Handyaufnahmen an schweren rassistischen Straftaten und Übergriffen viral geht… Formel: Ein rechtsextremer Idiot Reich um Millionen zu verunsichern.
Die Formulierung des BMVg bzgl. eines Anfangsverdachts auf „extremistische Verhaltensweisen“ ist juristisch und sachlich nicht korrekt, wenn sie tatsächlich so verwendet wurde wie im Artikel dargestellt.
Einen Anfangsverdacht kann es nur im Zusammenhang mit einer Straftat geben. Extremismus ist ggf. ein Motiv, aber keine Straftat. Der Anfangsverdacht bezieht sich wahrscheinlich auf die Verwendung verfassungsfeindlicher Symbole oder auf Volksverhetzung. Was ggf. die Motive dafür waren (falls die Vorwürfe zutreffen), müssen Ermittlungen und ggf. Prozesse zeigen. So, wie es jetzt formuliert ist, greift das BMVg dem Ergebnis der Ermittlungen vorweg, weil es sich bereits auf ein Motiv festlegt. Dies ist m.E auch deshalb ein Problem, weil bei den meisten vergleichbaren Fällen eben kein extremistisches Motiv vorlag und man mit einer Vorabfestlegung dafür sorgt, dass die eigentlichen Ursachen des Vorfalls ggf. nicht richtig erkannt werden.
Was mir gerade auffällt: Der Inspekteur des Heeres entschuldigt sich vor 40 europäischen Heereschefs (sic!) für das Verhalten von Teilen eines deutschen Panzergrenadierzuges in Litauen? Das halte ich für eine grundlegende Verwechslung des richtigen Auditoriums.
@Trevor Faith:
Das Verteidigungsministerium kämpft immer um mehr Geld beim Bundestag und beim BMF. Völlig unerheblich, welche truppendienstliche „Sauerei“ da von Zeit zu Zeit hochpoppt.
Die IBUK „bestraft“ mal eben eine ganze Einheit (Zug?), von denen vmtl. 90% einen tadellosen, anstrengenden Dienst an unserer Ostflanke geleistet haben, bevor (!) die Ermittlungen gegen die wenigen Beschuldigten disziplinarisch abgeschlossen sind.
Wenn Sie das unter Loyalität von oben nach unten verstehen, dann muss man sich über Vertrauensverlust der Truppe in ihre politische „Anführerin“ nicht wundern. Was hier medial hochgejazzt wird, ist Vorverurteilung und Kollektivbestrafung durch die Ministerin!
Klar müssen die wahren Täter und deren direkte Vorgesetzte mit allen Mitteln des Disziplinarrechts zur Verantwortung gezogen werden, aber auch NUR die!
Ich lerne mit Staunen hier täglich neu dazu.
Eine (Teil)Einheit, bei der der Verdacht auf die genannten (Straf)Taten besteht, wird repatriiert – das ist „die Bestrafung einer ganzen Einheit“. Na, wenn Rückverlegung in die Heimat zur Klärung „Bestrafung“ ist, dann bitte nicht jammern, wenn sich der Rückflug aus dem Einsatz verzögert – dort bleiben ist ja nach dieser Logik Belohnung.
Vorveruteilung. „Kollektivbestrafung.“ Wenn sich der Heeresinspekteur bei seinem litauischen Kollegen entschuldigt, ist es falsch….
Mir scheint, viele haben es immer noch nicht kapiert: Die NATO-Nordostflanke ist nicht die Lüneburger Heide. Weder in der politischen noch in der militärischen Situation – und schon gar nicht in einer Lage, die von Desinformation und möglicher hybrider Kriegführung geprägt ist. Was in einem Hotel in Rukla passiert, hat auch strategisch andere Bedeutung als in einem Hotel in Munster /Oertze). Dieser Mindset, es ist nur ne Art Übung, die Leute da sprechen halt nur ne andere Sprache, das ist das Grundproblem. Wie es scheint, auch hier.
@Lucky.Sailor: Der Zug erzieht sich selbst. Wenn ich mir vorstelle was die Kameraden auf informeller Ebene zu hören bekommen, weil dem Oberfeldwebel, der gerade eine Wohnung für Frau / Kind abbezahlt, an AVZ und Stunden flöten geht.
Unfair: Ja, Maßnahme im Sinne des Ansehens der BRD sinnvoll? Sowas von!
@T.Wiegold:
Ich lese mit Erstaunen, die Entschuldigung des Inspekteurs des Heeres bei seinem litauischen Kollegen sei falsch. Wer hat das im Thread behauptet? Ich jedenfalls nicht.
Falls ich doch gemeint war, muss ich wohl deutlicher und härter formulieren: Ich halte die Entschuldigung des Heeresinspekteurs vor 40 europäischen Kollegen (und die Betonung die der Inspekteur des Heeres gerade auf diesen Aspekt in seinem Tweet legte, die Entschuldigung beim litauischen Kollegen war ihm anscheinend nicht genug) für einen Vorfall der Teile eines deutschen Zuges in Litauen betrifft, für völlig verfehlt, ja grotesk. Für geboten halte ich dagegen eine Entschuldigung des Heeresinspekteurs beim litauischen Amtskollegen (und gerne auch deren Publikation auf Twitter).
@AoR: die russische PsyOps ist im Inland sinngemäß jener konkrete Teil der Medien und des politischen Spektrums, der bei Berichten über die Bundeswehr nur vom Nachrichtenfaktor „Skandalwert“ zu leben scheint.
….
@ zu viele …: einige scheinen es nicht zu begreifen, dass bei bestimmten Einsätzen jeder einzelne Soldat, auch wenn er nur Besoldungsgruppe A3 hinterer Kampfraum ist, repräsentativ für das Heer, die Bundeswehr, Deutschland, das Bündnis steht. UND FÜR DIE NATO, NICHT ALLEINE FÜR LITAUEN!! Und an vorderster Front eines Propagandakampfes steht. Und anscheinend hat jener Zug diesen entscheidenden Teil des Auftrages nicht erfüllt.
Damit zum Rahmen der Entschuldigung: dieser Zug / ein Teil davon, stand für ALLE NATO – Partner auf Wache an der Grenze und hat damit das Ansehen ALLER Partner beschädigt. Alle für einen – einer für alle… Ist das so schwer zu verstehen?
@T.W.
Nochmal, die (einzelnen!) Beschuldigten verdienen auch ob der Schädigung des Ansehens der Bw (hier besonders schwerwiegend, da Einsatz!) die volle Härte des Disziplinarrechts.
Und ja, ich bleibe dabei, für die nicht beteiligten Kameraden, ist das vorzeitige Abziehen aus dem Einsatz eine „Kollektivstrafe“. Ihr Vergleich mit der „Belohnung“ ist unverschämt und zeigt, dass Sie sich nicht in die Lage von Soldaten im MEHRMONATIGEN Einsatz hineinversetzen können.
Ihr Journalisten solltet lieber mal tiefere Ursachenforschung betreiben:
Wie hart oder langweilig ist dieser Dienst bei eFP?
Welche Einsatzbetreuung gibt es vor Ort?
Stimmt es, dass schon die Verpflegung grenzwertig ist und niemand was daran ändert?
Wer KÜMMERT sich um die Stimmung der Truppe?
[Wir können hier gerne die Kategorie „Ihr Vergleich ist unverschämt“ einführen. Ich verteile diese Bezeichnung dann auch, wo es nötig ist. So zu tun, als wollte ich nur auf die Bundeswehr und Soldaten im Einsatz einschlagen, gehört zum Beispiel in diese Kategorie. T.W.]
@ T.Wiegold sagt: 18.06.2021 um 15:31 Uhr
Eine vorzeitige Repatriierung aus disziplinaren Gründen wird von Soldaten immer als Bestrafung empfunden und vom Rest der Truppe auch so verstanden als wäre man unwürdig oder fähig seinen Auftrag zu erfüllen.
Ich beziehe mich hier nicht auf diejenigen die sich was zu Schulden haben lassen, sondern auf diejenigen die im Zug dienen und unter Umständen sogar einen guten Dienst geleistet haben.
@ T.Wiegold sagt:
18.06.2021 um 15:31 Uhr
InspH macht leider genau den gleichen Kardinalfehler wie AKK: Vorfestlegung bei einem Vorgang, bei dem derzeit offenbar die Aufklärung läuft und alles Berichtete derzeit noch im Konjunktiv steht – und schlechte “kollektivierende” Kommunikation. (Vorgänge „um unseren PzGrenZg“ – sind es nicht Vorgänge um “Angehörige unseres PzGrenZg”? Was können die anderen ca. 20-30 Angehörigen des Zuges dafür?)
In dem Klima hat jeder Disziplinarvorgesetzte, der an dem Fall seine Arbeit machen soll, so ziemlich verloren – und kann eigentlich nur zu InspH sagen: „Dann mach Du das mal schön selbst, wenn Du schon weisst, was da herauskommen soll.“
Ergebnis ist dann, dass oberste BW-Führung und InspH jetzt geradezu hoffen müssen, dass sich die Vorwürfe als zutreffend herausstellen und tatsächlich schlimme Dinge/Straftaten begangen wurden. Denn falls dem nicht so ist, was man ja eigentlich hoffen sollte, hätte man ein ziemliches Kommunikationsdesaster. Da wird es dann völlig absurd, verstehen Sie?
Nicht ohne Grund gibt es einen strikten Rahmen, nachdem sowas ablaufen soll.
Sie werden auch nie verhindern, dass in einer Menge von ca. 260000 Soldaten und Zivilbeschäftigten immer mal wieder Leute sind, die austicken, sich unter Belastung als öllig ungeeignet herausstellen, da eigentlich nicht hingehören, grössten Mist bauen, extremistisch sind, Straftaten begehen etc. Ja, es soll nicht sein. Es sollte so wenig wie möglich auftreten. Es lässt sich aber nicht komplett vermeiden, die Menge ist einfach zu gross.. Wichtig ist dann, dass das „rechtsstaatliche System“ zuverlässig funktioniert. Auch da verhindert man nicht jeden Fehler – aber derzeit kommt zu gefühlt fast jedem Mist, der unten verbockt wurde, nochmal grober Unsinn, der geeignet ist, das Vertrauen in die Führung anzukratzen, von ganz oben drauf, die Frequenz ist gerade an beiden Seiten für mich irgendwie zu hoch.
Keine Frage müssen die Täter zur Verantwortung gezogen werden und die Sache restlos aufgeklärt werden.
Die Amis haben ihre Soldaten nach Thailand in den Puff geschickt.
Wer hat die deutschen Soldaten in das Hotel geschickt? Wieso nicht 5 Tage zu Muttern nach hause?
Gab es Drogen? Ist das Hotel eine Absteige? Ein Puff?
Wer hat sich um die Soldaten gekümmert?
Bei uns im kalten Krieg sind manche w15er schon in der zweiten Woche auf dem Übungsplatz durchgedreht.
Zugintern sind die Spinner beruhigt worden.
Söldner sind auch Menschen und brauchen bei extremer Belastung Betreuung und Verbesserung in alltäglichen Dingen, wie Essen und Hygiene.
Zwei Wochen ohne Dusche geht heutzutage nicht mehr so.
@Neckarschwimmer sagt: 18.06.2021 um 20:15 Uhr
„Söldner sind auch Menschen und brauchen bei extremer Belastung Betreuung und Verbesserung in alltäglichen Dingen, wie Essen und Hygiene.“
Sie meinen hoffentlich „Soldaten“, oder?
„Zwei Wochen ohne Dusche geht heutzutage nicht mehr so.“
Klar geht das auch heute noch (haben wir ja auf den long-term-patrols in AFG und Anfangs im OP North auch geschafft, aber ist halt nicht notwendig, wenn es nicht notwendig ist…
@Windlicht: Gut, das sind die bekannten Blätter, aber ich war da eben noch auf den einschlägig Mehrsprachigen aus russischem und arabischsprachigem Raum unterwegs. Es geht schon los…
Und im Kern ist doch jeder Soldat gut gerüstet, denn jeder kennt: „Einfach keine Angriffsfläche bieten!“ und das mit der hybriden Kriegsführung ist ähnlich. Von der Kopfbedeckung vor der Kompanie bis zum gelben zivilbeschafften Rucksack.
Man sollte halt auch in der PolBil, EinsVorb als Referent Zusammenhänge so erklären dass der OSG und UoP das im Schnitt auch versteht.
Die assoziieren bei hybrider Kriegsführung an hochgezüchtete Wettkampfhunde und bei PsyOps die Hirnchirurgie, dar reicht es oft auch nicht einfach eine Belehrung unterschreiben zu lassen. Und Feindpropaganda oder Feindpresse darf man ja nicht sagen (aus Gründen!)
just my 5 cents…
Und nein, das entlastet die Delinquenten nicht und auch nicht den Zug, weil mit oder ohne öffentlicher Kenntnis, SCHE€&☠️!
@T.W.:
ICH unterstelle Ihnen keinesfalls, dass Sie auf „die Bundeswehr oder auf Soldaten im Einsatz einschlagen.
In diesem besonderen Fall übernehmen Sie m.E. aber zu leicht die Position der politischen Führung, obwohl die Ermittlungen noch nicht abgeschlossen sind.
Vielmehr sollten Sie sich Hintergrundinformationen zum Ablauf dieses Vorfalls einholen und die Ursachen für diese (unentschuldbare!) Entgleisung eines (kleinen?) Teils des PzGr-Zuges eruieren.
Wer hat hier im Vorfeld wegen mangelnder Fürsorge und verantwortungsloser Dienstaufsicht bereits versagt?
@Windlicht:
Sie schreiben zum von mir kritisierten Rahmen der Entschuldigung vor 40 europäischen Heeresschefs, dass der besagte PzGren Zug für alle NATO Partner auf Wache stand, und damit das Ansehen aller beschädigt habe {und damit auch eine Entschuldigung in diesem Rahmen richtig gewesen sei].
Hier frage ich mich zunächst, ob alle 40 Heeresschefs bzw. ihre Streitkräfte der NATO angehörten. Ich wage zu behaupten, dass dies nicht der Fall ist. Eine Entschuldigung des Insp H u.a. vor dem Armeechef der Schweiz oder Finnlands für den Vorfall (inklusive Twittermeldung hinterher) halte ich nach wie vor für grotesk. Vor allem aber frage ich mich, wie der Insp H sich zu verhalten gedenkt, wenn beispielsweise (Gott behüte!) deutsche Heeresangehörige in angetrunkenem Zustand einen Passanten überfahren (also ein schuldhafter Todesfall zu beklagen ist!). Wie möchte der Inspekteur diesen Vorfall entschuldigen, hat er als Eskalation schon ein Büßerhemd im Schrank liegen, was er sich dann über die Uniform zieht bevor er den Konferenzsaal mit 40 ausländischen Heeresschefs betritt (und anschließend natürlich darüber twittert)?
@T.Wiegold: Wieder mal danke für Ihre Arbeit. Sowohl als Journalist als auch als bedächtiger Moderator der Kommentare hier.
Ich glaube es würde vielen Kommentatoren hier und mir eingeschlossen helfen, wenn Sie die litauische Tragweite des Falls unterfüttern würden – die Sprachbarriere ist eine wirklich hohe. Vielleicht haben Sie als Journalist schnell ein paar Links zur Hand.
Ich würde jetzt mal naiv annehmen, dass die ganze Angelegenheit auch in Litauen auf Tagesschau-Niveau gelaufen sein müsste, wenn sich bei uns selbst die Ministerin einschaltet.
noch als Nachtrag zu mir selbst: … weil ich hab über Google mit englischen Schlagworten zu dem Fall nur deutsche Medienberichte gefunden.
letzter Nachtrag, versprochen: andere englische Schlagworte liefern wenigstens eine (eine einzige) Erwähnung des Vorfalls bei der BBC.
@Simon sagt: 18.06.2021 um 23:46 Uhr
„letzter Nachtrag, versprochen: andere englische Schlagworte liefern wenigstens eine (eine einzige) Erwähnung des Vorfalls bei der BBC.“
Tja, vielleicht glauben wir DEU ja (mal wieder) wir seien der Nabel der Welt?!
;)
@Lucky.Sailor sagt: 18.06.2021 um 21:23 Uhr
„Wer hat hier im Vorfeld wegen mangelnder Fürsorge und verantwortungsloser Dienstaufsicht bereits versagt?“
Ich denke wir müssen hier A von B trennen.
A) Vorgeworfenes Fehlverhalten der Soldaten
B) Möglicherweise mangelndes Führungsverhalten
Ein schlechtes B) steht nicht notwendigerweise in einem kausalen Zusammenhang mit einem vorgefallenen A). Auch die besten Vorgesetzten der Welt haben Untergebene die Mist bauen und auch im schlechtesten Umfeld muss nichts disziplinar schiefgehen.
Natürlich kann (!) das eine auf das andere Auswirkungen haben, aber wir sollten hier nicht monokausal argumentieren.
@Koffer:
„Ich denke wir müssen hier A von B trennen.
A) Vorgeworfenes Fehlverhalten der Soldaten
B) Möglicherweise mangelndes Führungsverhalten“
Bitte nehmen sie meine entschiedene Gegenrede auf Ebene Führungslehre und ggf. Verständnis von Führung entgegen: „Führung heißt, andere durch eigenes, sozial akzeptiertes Verhalten so zu beeinflussen, dass dies bei den Beeinflussten mittelbar oder unmittelbar ein intendiertes Verhalten bewirkt “ (Weibler, 2001, S. 29)
Die Soldaten werden von Beginn an erzogen, nicht nur im Sinne der FDGO zu handeln, sondern aktiv dafür einzutreten. Hierbei steht die Würde des Menschen als höchstes Gut allem voran und begründet das Verbot der Verächtlichmachung von Mensche und Gruppen von Menschen und stellt konsequent deren tatsächliche oder geforderte Minderbehandlung unter Strafe. Auch hier sind Worte bereits (Straf-)Taten wie z.B hier der Verdacht auf Antisemitismus (Glorifizierung Hitler, Nationalsozialismus) oder die Missachtung der sexuellen Selbstbestimmung.
Vorliegender Fall belegt daher nicht nur ein FührungsMISSerfolg, sondern Führungsversagen im Sinne geltenden Führungsverständnisses.
Quellen:
Weibler, J. : Personalführung, München 2001
@Zuviele: Es kann nicht angehen, dass man ständig versucht Fehlverhalten durch etwaige schwierige Lagen zu relativieren oder gar damit zu begründen. Was würde der Militärrabbiner wohl dazu sagen, was teilt er mir als Seelsorger direkt mit, wenn er die Gebotstafeln auf der Schulter trägt und mich anblickt?
Sein alleiniges Auftreten erinnert uns an dem Moment der Verkündung grundlegender Gesetze. Und dieser Moment war gekennzeichnet von existentieller Bedrohung, einem entbehrenden Fußmarsch von „Kairo über Gaza nach Jerusalem“ durch die Wüste unter Verfolgung eines tötlichen Feindes und der bohrenden Ungewissheit, ob man selbst oder die Lieben den nächsten Tag noch erlebt. Gerade hier erinnert mich das Auftreten des Rabbiners daran, dass Werte und Normen dann wirklich zum tragen kommen und ihre Wirkung entfalten, wenn es wirklich schwierig wird. Daher wurden sie, wie die Metapher es überliefert, die Gebote in diesem Moment als Gesetze offenbart: Du sollst nicht falsches Zeugnis ablegen, du sollst nicht begehren deines nächsten, und mit bezug auf den inneren Nordstern, du sollst keinen Gott neben mir haben.
Auf informell-kultureller und auf Ebene modernen humanistischen Führungsverständnisses haben die Kameraden gefehlt. Und zwar sowas von…
P.S: Womöglich steht Rabbi Bella vor seiner ersten Auslandsverwendung?
[Der künftige Bundesmilitärrabbiner heißt Balla. Und er wird genauso wenig in einen Auslandseinsatz gehen wie der katholische oder der evangelische Militärbischof. Wir bleiben hier schon bisschen bei der Realität. T.W.]
@AoR sagt: 19.06.2021 um 16:28 Uhr
„Bitte nehmen sie meine entschiedene Gegenrede auf Ebene Führungslehre und ggf. Verständnis von Führung entgegen: „Führung heißt, andere durch eigenes, sozial akzeptiertes Verhalten so zu beeinflussen, dass dies bei den Beeinflussten mittelbar oder unmittelbar ein intendiertes Verhalten bewirkt “ (Weibler, 2001, S. 29)“
Da haben wir keinen Dissens.
Aber Korrelation ist eben nicht identisch mit Kausalität.
Führung heisst zwar Einflussnahme, aber Fehlverhalten von Untergebenen kann deswegen keinesfalls zwangsläufig auch fehlende Führungsleistung bedeuten.
Alles andere wäre nicht nur unlogisch, es würde auch unserem Menschenbild als Streitkräfte widersprechen, denn es würde jegliches Verhalten von Untergebenen den Vorgesetzten zurechnen. Die Soldaten wären damit keine selbstbestimmten Individuen, sondern lediglich und ausschließlich Werkzeuge des Vorgesetzten.
Der Bundesmilitärrabbiner Balla, jawohl Herr Wiegold!
Wie heißt denn das, wenn ein Militärseelsorger im Auslandseinsatz präsent ist. Kommt mir irgendwie vor wie Einheit/Verband 😉
@Koffer
Wenn es in der Einheit wirklich zu rassistischen und sexuellen Übergriffen kam, müsste man mir begründen warum der DV und die Kompanieführung nicht in ihrer Führung und Pflicht zur Fürsorge so versagt haben, das er zumindest unehrenhaft entlassen gehört bzw ohne Dienstgrad etc.
Das der ganze Zug die Heimreise antreten durfte ist richtig und konsequent.
Wer auch nur ein paar Monate in der Bw gedient hat muss davon ausgehen das der gesamte Zug, wenn nicht die Kp in Gesamtheit von diesen schrägen Typen gewusst hat und die wahrscheinlich schon in der Heimat für ihre Gesinnung bekannt waren und sind.
@Koffer:
„Die Soldaten wären damit keine selbstbestimmten Individuen, sondern lediglich und ausschließlich Werkzeuge des Vorgesetzten.“
Die Möglichkeit sich Macht zu entziehen konstituiert Macht selbst. Ein Individuum nicht zwingen zu dürfen im Sinne des Kollektivs / der Gesellschaft zu handeln ist die Grundlage einer jeden liberalen Ordnung (Hier sind Faschismus, Islamismus und Kommunismus als Gegenentwürfe bekannt).
Die Innere Führung trägt diese Weisheit als hohes Gut in die Bundeswehr. Dennoch ist die Bundeswehr ein Teil der Exekutive, welche vom einzelnen Soldaten eine intensivere Nähe zur FDGO abverlangt als vom Durchschnittsbürger: „[…] der Bundesrepublik Deutschland treu zu dienen […]“
So setzt optimaler Weise bei einem jungen Rekruten ein Lernprozess ein, welcher direkt durch den Vorgesetzten und indirekt durch die Organisation gefördert und gefordert wird. Und eben dieses Organisationale Lernen und Teamlernprozesse werden durch Führung begünstigt oder gehemmt:
Bresman, Henrik; Zellmer-Bruhn, Mary (2013): The Structural Context of
Team Learning: Effects of Organizational and Team Structure on Internal
and External Learning. In: Organization Science 24 (4), S. 1120–1139.
DOI: 10.1287/orsc.1120.0783.
Koeslag-Kreunen, Mieke; van den Bossche, Piet; Hoven, Michael; van der
Klink, Marcel; Gijselaers, Wim (2018): When Leadership Powers Team
Learning: A Meta-Analysis. In: Small group research 49 (4), S. 475–513.
DOI: 10.1177/1046496418764824.
In vorliegendem Fall scheint es noch nicht einmal dazu gereicht zu haben, die wirklich grundlegendsten Werte und Normen so zu implementieren, dass es zumindest nicht zu einer öffentlichkeitswirksamen Eskalation kam. Und weil es so kristallklar ist, dass es hier (auch) um Führung geht, steht ein hochdekorierter General vor 39 alliierten Generälen der Liberalen Welt und entschuldigt sich beim litauischen Kollegen.
( Wir beide kennen die informellen und formellen Machtverhältnisse zischen Chefs und UmPs in Kompanien und wie die jungen Offiziere fürchten müssen, man ließe sie am langen Arm verhungern. Und dann erklärt sich, wie sogenannte Blind Spots entstehen, als Beispiel)
P.S: Derartige Debatten und Erkenntnisse finden in Truppe statt, dann Bestrafen, Weitermachen.
@ThoDan sagt: 20.06.2021 um 10:25 Uhr
„Wenn es in der Einheit wirklich zu rassistischen und sexuellen Übergriffen kam, müsste man mir begründen warum der DV und die Kompanieführung nicht in ihrer Führung und Pflicht zur Fürsorge so versagt haben, das er zumindest unehrenhaft entlassen gehört bzw ohne Dienstgrad etc.“
Naja, da wäre so etwas wie die FDGO, das BVerwG, das BVerfG und die Prinzipien der Inneren Führung tragende Begründungen…
Gute/schlechte Führung steht nun einmal nicht monokausal in einem Zusammenhang mit viel/wenigen Dienstvergehen/Straftaten von Untergebenen.
Das gibt wieder die deutsche Rechtsordnung, noch unser Menschenbild her.
@AoR sagt: 20.06.2021 um 13:22 Uhr
„In vorliegendem Fall scheint es noch nicht einmal dazu gereicht zu haben, die wirklich grundlegendsten Werte und Normen so zu implementieren, dass es zumindest nicht zu einer öffentlichkeitswirksamen Eskalation kam. Und weil es so kristallklar ist, dass es hier (auch) um Führung geht, steht ein hochdekorierter General vor 39 alliierten Generälen der Liberalen Welt und entschuldigt sich beim litauischen Kollegen.“
Das Einzige was ich an Ihrer Analyse teile ist ihre Wertschätzung für die Bedeutung von Führung.
Ansonsten haben Sie und ich offensichtlich sowohl eine vollkommen unterschiedliche Wahrnehmung von Korrelation und Kausalität, wie auch von den Prinzipien der Innerer Führung.
@Koffer: Ja, in meiner Wahrnehmung verliert Führung ihre Bedeutung, wenn sie sich nicht für das Handeln ihrer Untergebenen verantwortlich fühlt. Und gerade die Bundeswehr hebt Erziehung als Auftrag hervor.
Ich unterstreiche, mir geht es um die Selbstwahrnehmung von Führung und Führen, nicht etwa Rechtsbegriffe. Mir geht es um Möglichkeit der Optimierung.
Und gerade Korrelation kann in vorliegendem Fall durch eine Modellierung /Betrachtung mediierender Variablen erklärt werden. Obige Studien untermauern dies.
@Koffer
Als DV seinen Fürsorgepflichten wenn möglich in einem Ausmaß nicht nachkommen zu versuchen, das solche Dienstvergehen geduldet oder toleriert werden ist von der FDGO etc. gedeckt?
@AoR sagt: 20.06.2021 um 17:25 Uhr
„Ja, in meiner Wahrnehmung verliert Führung ihre Bedeutung, wenn sie sich nicht für das Handeln ihrer Untergebenen verantwortlich fühlt.“
Ja und nein. Natürlich muss sich Führung für Untergebene verantwortlich fühlen.
Aber zu glauben, dass Führung monokausal für das Handeln von Untergebenen verantwortlich ist, wäre Hybris.
@ThoDan sagt: 20.06.2021 um 17:52 Uhr
„Als DV seinen Fürsorgepflichten wenn möglich in einem Ausmaß nicht nachkommen zu versuchen, das solche Dienstvergehen geduldet oder toleriert werden ist von der FDGO etc. gedeckt?“
Das ist etwas anderes als Sie bisher behauptet haben. Sie müssen sich schon mal entscheiden was Sie konkret den Vorgesetzten im Baltikum vorwerfen und was Sie dafür als Konsequenz verlangen.
Nur mal zur Erinnerung: Sie haben weiter oben eine unehrenhafte Entlassung des Kompaniechefs verlangt, wenn es in seiner Kompanie rassistische und sexistische Vorfälle gegeben hat.
Eine solche Sippenhaftung verstößt eindeutig gegen die FDGO.
Landmatrose3000 sagt:
18.06.2021 um 17:46 Uhr
„Nicht ohne Grund gibt es einen strikten Rahmen, nachdem sowas ablaufen soll.
Sie werden auch nie verhindern, dass in einer Menge von ca. 260000 Soldaten und Zivilbeschäftigten immer mal wieder Leute sind, die austicken, sich unter Belastung als öllig ungeeignet herausstellen, da eigentlich nicht hingehören, grössten Mist bauen, extremistisch sind, Straftaten begehen etc. Ja, es soll nicht sein. Es sollte so wenig wie möglich auftreten. Es lässt sich aber nicht komplett vermeiden, die Menge ist einfach zu gross.. Wichtig ist dann, dass das „rechtsstaatliche System“ zuverlässig funktioniert. Auch da verhindert man nicht jeden Fehler – aber derzeit kommt zu gefühlt fast jedem Mist, der unten verbockt wurde, nochmal grober Unsinn, der geeignet ist, das Vertrauen in die Führung anzukratzen, von ganz oben drauf, die Frequenz ist gerade an beiden Seiten für mich irgendwie zu hoch.“
1+
So ist es!
Ich habe vergleichbares durch, aus fast allen betroffenen Perspektiven, als ZgFhr, InChef, RB, WDA und anderen RPflege“augen“ – das wird es immer wieder geben und sich mit der besten PersAuswahl und intensivsten PolBil-Druckbetankung nicht verhindern lassen. Tröstlicherweise funktioniert das interne Rechtssystem grundsätzlich – und das glücklicherweise davon getrennte äußere auch. Dieses ist auch unabhängiger von den politischen Implikationen.
@Koffer
Zwar gehe ich d’accord, dass nicht jedes Fehlverhalten automatisch der Führung anzulasten ist. Aber: Im vorliegenden Fall scheint es doch so gewesen zu sein, dass den beschuldigten Soldaten befohlen wurde, das Singen einzustellen, und sie sich nicht darum geschert haben.
Ein solches Abdriften ist doch gewiss nicht binnen 24 Stunden passiert. Es nährt den Verdacht, dass es in der Einheit grundlegende Probleme gab. Selbst der größte Schluckspecht sollte schlagartig nüchtern werden, wenn eine Autoritätsperson vor ihm steht und ihn zusammenfaltet.
Vielleicht sind ja wirklich charakterliche Defizite bei den Beschuldigten allzu schnell hervorgebrochen, als dass die Führung darauf reagieren konnte, oder sie hatte es mit renitenten Individuen zu tun. Aber zumindest die kolportierten Geschehnisse deuten auf eine Führung hin, die ihre Truppe nicht im Griff hat.
Noch ein Nachsatz an alle, die finden, der Inspekteur des Heeres hätte dieses nicht sagen dürfen und die Verteidigungsministerin jenes nicht … Im gegenwärtigen Klima ist das Schema F: „untersuchen, bestrafen, weitermachen“ schlicht nicht haltbar. Jede gegenteilige Erwartung wäre unrealistisch.
Sie werden in mir den ersten finden, der sich über die politisch Korrekten mokiert, aber nach den Vorfällen im KSK sowie anderen Skandalen und Skandälchen bei Streitkräften und Polizei schaut der Staat zu Recht genauer hin. Unlängst hat man sich sogar in West Point*) mit den Vorfällen in Deutschland beschäftigt.
Man mag die Generalität und die politische Führung für vieles verantwortlich halten, aber warum sollte ein General oder Politiker sich öffentlichem Druck aussetzen, bloß weil irgendein besoffener Neunzehnjähriger in einer offensichtlich denkbar ungünstigen Situation Mund und Hosenstall nicht geschlossen halten konnte?
Wir sind hier nicht mehr im Bereich des übertriebenen Antifaschismus, der selbst „Treue um Treue“ austilgte. Das hier konnte nicht anders enden, was auch absolut vorhersehbar war. Die Beschuldigten haben sich dies selbst zuzuschreiben. Wie man in den Wald hineinruft, so schallt es heraus.
*) https://ctc.usma.edu/the-insider-threat-far-right-extremism-in-the-german-military-and-police/?fbclid=IwAR1b6Qthili2sHx0_MPhRLWSJrqAEBjvdTcGKINfQa88UeYl9J5hpC-ciR8
Auch wenn hier wieder die uebliche Paragrafenhuberei und Verantwortungsflipper von den ueblichen Verdaechtigen zur Verschleierung der wahren Problematik stattfindet, hat die IBuK doch in ihrer Grundsatzrede einen Summenzug in Bezug auf die Vorfaelle in Litauen gezogen, die hier vereinzelt zelebrierte selektive Wahrnehmung klar enttarnt:
„Diese Soldaten setzen mit ihrem Verhalten leichtfertig den Ruf der gesamten Bundeswehr aufs Spiel. Mit ihren widerwärtigen Verfehlungen beschädigen sie den Einsatz und die Leistungen aller ihrer Kameradinnen und Kameraden und gefährden den guten Ruf unseres Landes.
Wir hören von sexueller Nötigung und von systematischem Mobbing, von Unregelmäßigkeiten im Umgang Munition, wir hören von antisemitischen Äußerungen, von Liedern aus der Nazi-Zeit.
Das sind besonders schwerwiegende Verfehlungen und sie werden mit aller Schärfe verfolgt und geahndet werden – bis hin zur Entfernung der verantwortlichen Personen aus der Bundeswehr.
Sehr viele in der Bundeswehr, mich eingeschlossen, sind tief enttäuscht. Denn diese Soldaten haben etwas getan, was unsoldatischer und unkameradschaftlicher kaum sein: Sie sind Ihnen, sie sind uns allen in den Rücken gefallen.“
(Quelle: https://www.bmvg.de/de/aktuelles/dritte-grundsatzrede-verteidigungsministerin-akk-5096500)
Es geht nicht darum, wie man sich mit dem Geist arrangiert, der aus der Flasche entwich. Sondern darum, den guten Geist in der Truppe zu wahren und zu pflegen. Sehr wohl eine Fuehrungsaufgabe. Daher bitte doch mal die Wehrbeamtenmentalitaet („Bin ich zustaendig? Selten. Bin ich verantwortlich? Niemals!“) stecken lassen, liebe selbsternannten Erfahrungstraeger hier.
Abseits der bisherigen Informationen zu den Vorwürfen der extremistischen bzw sexuellen Handlungen frage ich mich immer wieder, warum dort eine „Erholungskultur“ gepflegt wurde, die die Enthemmungen befördert, die sozusagen der Nährboden für die dann öffentlich gewordenen Handlungen bildet.
Oder anders gesagt, wenn offenbar sich ein ganzer Zug Panzergrenadiere noch im Einsatz vom Einsatz in einer Art Kollektivbesäufnis „erholen“ muss, ist eine komplette Repatriierung wohl schon aus „Führsorgegründen“ angezeigt. Unabhängig von den zusätzlichen peinlichen Verfehlungen einzelner.
Fremdscham kommt ja schon angesichts des offenkundigen Disziplinproblems auf.
Vom Ansehens- und Vertrauensverlust für die Bw im internationalen Umfeld (wie Herr Wiegold immer wieder betont) mal ganz abgesehen. Wie repariert man sowas?
Verharmlosungen nach der Devise „Eine Nation, die die Reenactmens manche Litauer zulässt, die drückt da kollektiv für unsere Nazientgleisungen schon nen Auge zu“, das kann jetzt nicht der Anspruch und Maßstab für das Verhalten und Disziplin deutscher Soldaten im Ausland sein.
Natürlich ist Sippenhaft nicht mit unserer Rechtsordnung vereinbar.
Seit der berüchtigten „German-Beer-Order“ von Strauß über Kammhuber an alle Geschwader der Luftwaffe ist das sogar disziplinar im Bereich Bw entschieden. (kein link; Spiegelarchiv, einfach Suchfunktion bemühen.
trotzdem:
Fakt ist doch:
Soldaten eines Zuges der Bw schlagen über die Stränge, fallen unangenehm auf, einige begehen womöglich Straftaten, andere schauen zu oder schreiten nicht ein.
Die logische Konsequenz ist also: diesen „Haufen“ insgesamt zurückschicken und den Fall in Ruhe untersuchen.
Das hat mehrere positive Effekte:
– die Führung läßt keinen Zweifel daran, dass das gezeigte Verhalten inakzeptabel ist
– einer Wiederholung wird entgegengewirkt
– der Vorgang kann in Ruhe aufgearbeitet werden.
Hier „Vorverurteilung“ zu rufen oder gar die „Unabhängigkeit des zuständigen Disziplinarvorgesetzten“ in Gefahr zu sehen verkennt Charakter und Aufgabe von Führung.
Genauso verhält es sich mit der Aussage AKK.
@Koffer 18.06 10:26Uhr Ihre Sottise
„Ich hoffe wirklich, dass sie das auf der Basis ihr vorliegender, eindeutiger Ermittlungsergebnisse sagt und nicht nur weil es ihr gerade politisch-kommunikativ zielführend erscheint…“
Können Sie getrost stecken lassen: AKK ist Inhaber der Befehls- und Kommandogewalt. Sie führt!
Führung handelt immer ins Ungewisse hinein. Wer auf eindeutige Ermittlungsergebnisse wartet, kommt immer zu spät. Das können sich u. U. Richter und Staatsanwälte erlauben, Anführer dürfen es nicht.
@muck sagt: 21.06.2021 um 0:57 Uhr
„Zwar gehe ich d’accord, dass nicht jedes Fehlverhalten automatisch der Führung anzulasten ist. Aber: Im vorliegenden Fall scheint es doch so gewesen zu sein, dass den beschuldigten Soldaten befohlen wurde, das Singen einzustellen, und sie sich nicht darum geschert haben.“
Absolut! DAS ist ein fehlerhaftes Führungsverhalten (so sich denn die Vorwürfe bestätigen) und DAS muss und kann mit den angemessenen Mittel adressiert werden.
WENN konkretes (!) identifizierbares Fehlverhalten von Vorgesetzten zu Fehlverhalten von Untergebenen beiträgt oder es toleriert, dann muss es im Maße des Verstoßes gegen die Vorgesetzenpflichten geahndet werden.
Und zusätzlich zu den disziplinaren Folgen, muss hier vor allem auch bei dem/den entsprechenden Vorgesetzten weitergebildet und erzogen werden um sie zu befähigen und zu ermutigen es beim nächsten Mal besser zu machen.
Aber einen konkrekten Mangel im Führungsverhalten eines Jung-Feldwebel zu adressieren ist etwas anderes, als ohne Faktenkenntnis die unehrenhafte Entlassung des Kompaniechefs zu fordern und/oder das Fehlverhalten des Zuges monokausal dem Führungsverhalten vorzuwerfen.
„Man mag die Generalität und die politische Führung für vieles verantwortlich halten, aber warum sollte ein General oder Politiker sich öffentlichem Druck aussetzen, bloß weil irgendein besoffener Neunzehnjähriger in einer offensichtlich denkbar ungünstigen Situation Mund und Hosenstall nicht geschlossen halten konnte?“
Weil es richtig ist! Dafür gibt es höhere Vorgesetzte (militärisch und zivil), damit sie sich an Recht und Gesetz halten und Führung auch dadurch vorbildhaft praktizieren, dass sie Ermittlungen abwarten und sich (wo nötig und möglich) vor die Truppe stellen.
Der entscheidende Punkt ist hier doch, dass jedem Zwischenvorgesetzten ein disziplinarrechtliches Verfahren drohen würde, wenn er fern vom vorgeschriebenen Verfahren die Unschulsvermutung brechen würde und öffentlich vorverurteilen würde.
Und unabhängig von diesen rechtlichen und führungstechnischen Erwägungen heraus, ich halte es halt auch für politisch-kommunikativ für ungeschickt auf dieser Ebene mit dieser Wortwahl vor diesen Gremien vorzupreschen, wenn die Vorwürfe noch nicht mal ausermittelt sind… Das provoziert geradezu eine Trollattacke :(
@Karl Mohr sagt: 21.06.2021 um 10:26 Uhr
„@Koffer 18.06 10:26Uhr Ihre Sottise […] Können Sie getrost stecken lassen: AKK ist Inhaber der Befehls- und Kommandogewalt. Sie führt!“
Ja, das tut sie. Aber in diesem Fall meines Erachtens nach leider schlecht :(
„Wer auf eindeutige Ermittlungsergebnisse wartet, kommt immer zu spät. Das können sich u. U. Richter und Staatsanwälte erlauben, Anführer dürfen es nicht.“
Wow. Das ist mal eine interessante Bewertung von Führung in disziplinarrechtlichen und strafrechtlichen Angelegenheiten. Dazu könnte man aus Sicht der FDGO und der Inneren Führung einiges kommentieren…
@J10 sagt: 21.06.2021 um 9:00 Uhr
„Auch wenn hier wieder die uebliche Paragrafenhuberei und Verantwortungsflipper von den ueblichen Verdaechtigen zur Verschleierung der wahren Problematik stattfindet,“
Soviel zur sachlichen Auseinandersetzung…
@Karl Mohr sagt: 21.06.2021 um 10:26 Uhr
„Die logische Konsequenz ist also: diesen „Haufen“ insgesamt zurückschicken und den Fall in Ruhe untersuchen.
Das hat mehrere positive Effekte:
– die Führung läßt keinen Zweifel daran, dass das gezeigte Verhalten inakzeptabel ist
– einer Wiederholung wird entgegengewirkt
– der Vorgang kann in Ruhe aufgearbeitet werden.“
PS mit dieser Bewertung stimme ich Ihnen übrigens uneingeschränkt zu!
@Koffer @Karl Mohr
Dieser „Haufen“ umfasst welche Truppe?
Die PzGrenKp samt nationalen aZa Teilen, die gesamte DEU 9. Rotation?
@Koffer:
„Aber zu glauben, dass Führung monokausal für das Handeln von Untergebenen verantwortlich ist, wäre Hybris.“
Zustimmung, aber sowohl unterschätzen wie überschätzen der eigenen Fähigkeit durch Führen zu beeinflussen ist problematisch. Und in vorliegendem wie bekannten vergangenen Fällen wird die Wirkfähigkeit von Führung unterschätzt. Ich zitiere aus einem der Artikel:
„First, both team and organizational structures are important
for team learning, and they have opposite effects. More
team structure promotes team learning, whereas more
organizational structure impedes team learning. Second,
team and organizational structure influence team
learning through different mechanisms: team structure
influences team learning by promoting psychological
safety; organizational structure influences team learning
by restricting task autonomy. Third, our analysis
of the interaction between team and organizational
structure reveals a substitutability principle whereby in
organizational units with less structure, more team structure
is associated with external learning. In teams with
less structure, more organizational structure—which,
on average, is negatively associated with learning—
compensates for the lack of team structure and increases
the level of external learning. Importantly, under conditions
of more organizational structure, more team structure
hurts the level of external learning.“
Sowohl DV wie auch ZgFhr haben einen strategischen Zugriff auf die Lernerfolge ihrer Soldaten und können durch Schaffen des richtigen Arbeitsumfeldes (auch nach dem Frontalunterricht der Grundausbildung und Laufbahnlehrgänge) auf die Persönlichkeitsentwicklung der Soldaten positiv einwirken. Man muss nur die Prioritäten richtig setzen. Und die Bundeswehr ist Auftragsbedingt sowohl organisational wie auch auf Teamebene hochstrukturiert und formalisiert, in Sachen Lernen und Persönlichkeitsentwicklung also eher hemmend. Da gibt es auch andere Ansätze.
Denn die abgelösten Soldaten waren bestimmt die besten Eisenschweine welche Truppe zu bieten hat. Denn Freiräume auf Teamebene (z.B Zugebene) bei stark formalisierter organisationaler Struktur (grüne Truppe) fördert internes Lernen, also die Weitergabe und Vermittlung soldatischen Handwerks untereinander. Nur extern haben sie also nichts gelernt wie man es beim Zentrum für Innere Führung tun kann. Und da kommt dann auch gerne mal ein Referent ans Lagerfeuer auf dem Übungsplatz oder in die Kompanie. Das kostet aber Eben die Zeit, die man meint nicht zu haben, weil Grundbetrieb, hier EFP, Bereitschaftskisten, Stundenabbau, Sachschadensmeldungen, Beurteilungen, Fillthegap.
Und ja, wir denken an die Aussetzung der Wehrpflicht und die Arbeitszeitverordnung, aber auch an Betreuung von Soldaten in Liegenschaften. Wir denken an Personal und Materialknappheit, was uns gerade so den Auftrag auf technischer Ebene erfüllen lässt. Da wurde viel trotz der Mahnung entschieden, dass die BW zum Closed Shop wird. In meinen Augen braucht eine Kompanie im Schnitt zwei bis drei Offiziere: nen StabOffz, TrpOffz und einen altgedienten FachOffz welche möglichst immer durch einen ResOffz vertreten werden können.
Und auch in diesem Faden zeigt sich die Tendenz, man hoffe z.B. auf den MAD, WDA u.A., er möge dann aussieben. Die Grundhaltung, ein Soldat verrichtet seinen Dienst bis zum Point of no Return, also bis die Persönlichkeitsentwicklung derart schief gelaufen ist, dass es nicht mehr geht ist an – mit Verlaub – Feigheit und Verantwortungslosigkeit nicht zu überbieten. Mit dieser Kultur prokrastiniert eine Organisation auf ihren Untergang zu. Es kann nicht sein, dass Maßnahmen (gerade auch im S-Bereich) immer nur dann erst ergriffen werden, wenn es unter Druck geschieht.
@Karl Mohr:
„ „Wer auf eindeutige Ermittlungsergebnisse wartet, kommt immer zu spät. Das können sich u. U. Richter und Staatsanwälte erlauben, Anführer dürfen es nicht.“
Wow. Das ist mal eine interessante Bewertung von Führung in disziplinarrechtlichen und strafrechtlichen Angelegenheiten. Dazu könnte man aus Sicht der FDGO und der Inneren Führung einiges kommentieren…“
Führung greift bevor es Knallt! Vorverurteilung kostet den DV, den UmP den Kopf, das bedeutet EdKa.
@J10: Ja, die IBuK trifft den richtigen Nerv.
AoR sagt: 18.06.2021 um 12:52 Uhr
„Gut erkannt, die besten Offiziere und erfahrene UMP waren imA jene, welche da blieben wenn schon das x-te Bier geöffnet war und dann gemeinsam mit allen in tiefster Gangart auf Stube gefunden hatten. “
Erfahrene UmP und Offiziere waren früher für den sog. „Zapfenstreich“ zuständig. Salopp gesagt, haben die zu einer bestimmten Zeit den Bierfluss unterbunden und die Soldaten ins Bett geschickt.
Man ist kein guter Vorgesetzter und wird auch keiner, wenn man da bleibt und zuguckt wie auch noch das x-te Bier geöffnet wird oder sogar solange mittrinkt bis man zusammen mit den Untergebenen nur noch auf die Stuben kriechen kann.
Hier liegt das Problem, das sich so darstellt, dass man eben mitbechert, weil man den Soldaten als Vorgesetzter den „Spaß“ nicht verderben will oder im Extremfall Angst hat, es sich mit den Untergebenen zu „versauen“ oder hinterher weniger „Freunde“ zu haben, wenn man dann dem Exzess einen Riegel vorschiebt.
Aber so ist nunmal das Vorgesetztenleben: Ein Beispiel in Haltung und Pflichterfüllung sein und Grenzen setzen. Das ist umso wichtiger, wenn man weiss, dass man es mit „stumpfen“ Gemütern zu tun hat, die von selbst nicht wissen können, wie und wann Grenzen überschritten werden.
Ein Feldwebel hat einen mündlichen Befehl ( a la „Lied aus!“) erteilt. Hervorragend, das ist heute selten geworden! Warum ist der scheinbar wirkungslos geblieben? Weil er „nur“ von einem Feldwebel kam? Weil die Drohkulisse „Entweder jetzt (!) herrscht die Ruhe die ich befehle oder du erlebst einen Volltreffer!“ die von den Vorgesetzten des Fw miterzeugt und gelebt werden muss, fehlte.
Der Führungsmangel muss sich hier nicht ausschließlich beim Feldwebel konkretisieren.
@Koffer:
Im Rahmen der Ermittlungen ergeben sich Wahrscheinlichkeiten.
Wenn im Rahmen der Ermittlungen zu 80/90% wahrscheinlich, dass 1 Person wegen Delikt X, 2 Personen wegen Delikt Y angeklagt werden können. Und weiterhin Opfer A zu 80% Wahrscheinlichkeit Unrecht getan wurde (und zum Zeitpunkt noch nicht feststeht, ob und wer dafür rechtlich belangt werden kann), dann kann von Höchster Stelle darauf öffentlich reagiert werden. Man muss nicht warten bis der Rechtsweg abgeschlossen ist und unanfechtbare Urteile vorliegen.
Da zwischen interner Meldung und Medienäußerungen von AKK mind. 1 Woche vergangen sind, kann die Äusserung durchaus vertretbar sein.
@Klaus-Peter Kaikowsky (KPK) sagt: 21.06.2021 um 11:55 Uhr
„Dieser „Haufen“ umfasst welche Truppe?“
Den Zug natürlich. Über was sprechen wir hier denn sonst?
@AoR sagt: 21.06.2021 um 12:04 Uhr
„Zustimmung, aber sowohl unterschätzen wie überschätzen der eigenen Fähigkeit durch Führen zu beeinflussen ist problematisch.“
Zustimmung.
„Und in vorliegendem wie bekannten vergangenen Fällen wird die Wirkfähigkeit von Führung unterschätzt.“
Das wissen wir nicht, weil wir ja weder wissen, was passiert ist (ich zumindest habe keinen Zugang zu den Ermittlungsakten) noch was die Vorgesetzten getan (oder unterlassen) haben.
Ich stimme Ihnen in der Theorie absolut zu. Aber ich kritisiere, dass Sie bei der Anwendung auf den konkreten Fall ohne Faktenkenntnisse spekulieren.
Möglicherweise haben die Vorgesetzten der Kp/Btl-Ebene hier alles richtig gemacht und die Vorfälle haben sich trotzdem ereignet. Möglicherweise habe sie alles falsch gemacht und dieses Führungsversagen hat einen großen Anteil an den Vorfälle.
Beides ist möglich. Aber in einem öffentlichen Forum, sollten wir nicht spekulieren und über Kameraden den Stab brechen, wenn wir einfach nicht genügend wissen.
„Sowohl DV wie auch ZgFhr haben einen strategischen Zugriff auf die Lernerfolge ihrer Soldaten und können durch Schaffen des richtigen Arbeitsumfeldes (auch nach dem Frontalunterricht der Grundausbildung und Laufbahnlehrgänge) auf die Persönlichkeitsentwicklung der Soldaten positiv einwirken.“
Auch hier bin ich übrigens wieder ganz bei ihnen.
„Denn die abgelösten Soldaten waren bestimmt die besten Eisenschweine welche Truppe zu bieten hat.“
Da wiederum spekulieren Sie wieder. Das kann auch ganz anders gewesen sein!
@sputo.di.rospo sagt: 21.06.2021 um 13:15 Uhr
„Der Führungsmangel muss sich hier nicht ausschließlich beim Feldwebel konkretisieren.“
Absolut. Es kann auch sein, dass er nicht die notwendige Rückendeckung von seinem ZgFhr, dem KpFw und/oder dem KpChef hatte.
Aber das ist Spekulation und mit Blick darum, dass es hier um echte Kameraden geht und nicht um eine akademisch Fallstudie, sollten wir nicht unnötig spekulieren und damit den Ruf von Kameraden beschädigen wo das gar nicht notwendig ist.
@aussenstehender sagt: 21.06.2021 um 13:21 Uhr
„Da zwischen interner Meldung und Medienäußerungen von AKK mind. 1 Woche vergangen sind, kann die Äusserung durchaus vertretbar sein.“
Ja, kann.
Meine Kritik entfaltete sich ja auch nur anteilig an der Richtigkeit, sondern an der Tendenz einiger Kommentatoren über das Ziel hinaus zuschießen.
Ausgewogene Kommentierung ist bei Fällen in denen WIR nicht alles wissen amS geboten.
Wie häufig hat es sich auch hier im blog gezeigt, dass einige Scharfmacher am Ende, wenn dann die Gerichtsurteile und Disziplinarmaßnahmen abgeschlossen waren weit (!) über das Ziel hinausgeschossen waren?!
Und in wie vielen Fällen, hat dabei auch leider die politische/militärische Führung in frühen Phasen der Skandale einen Sprachgebrauch genutzt, der offensichtlich eher der politischen Kommunikation geschuldet war, denn der Sachlichkeit?
AKK ist da ja bisher viel zurückhaltender und amS auch vorbildhafter als ihre Vorgängerin, aber in diesem Fall glaube ich eine Rückkehr zu alten Verhaltensmustern zu erkennen :(