Merkposten: Fregatten-Reise durchs Südchinesische Meer etwas anders (m. Korrektur)
Die Deutsche Marine, das ist seit Anfang März bekannt, will demnächst die Fregatte Bayern auf eine große Reise in den Indopazifik schicken. Dabei steht auch das Südchinesische Meer, ein Hotspot der Weltpolitik, auf der Fahrtroute. Was – wenn ich nichts übersehen habe – bislang nicht öffentlich bekannt war: Die Tour läuft nun wohl etwas anders als geplant.
Das berichtet das britische Chatham House (ein Think Tank, der öffentlich vor allem durch die Chatham House Rules bekannt ist). Ein britischer und ein japanischer Politikwissenschaftler haben zusamengetragen, was es an neuen Informationen zu der Fahrt der Bayern gibt:
Now the German defence ministry seems to have modified the plan for the deployment. Instead of travelling clockwise through the Pacific as originally planned, the Bayern will go anti-clockwise, making it impossible for it to do a passing exercise with CSG21, the UK carrier group. So, rather than coordinating with European allies, let alone the United States, Germany is doing its own thing – a ‘missed opportunity’ according to one German official.
The Bayern will now also make a port visit to Shanghai and, because this is scheduled to take place before the Bayern enters the South China Sea, some officials worry that it could actually convey the impression Germany has in effect asked China for permission, therefore strengthening rather than challenging Chinese claims over the South China Sea.
Den Bericht habe ich durch einen Leserhinweis (vielen Dank!) erst am heutigen Mittwochabend gesehen und noch nicht komplett verifizieren können und weiß bislang nicht, ob das mit dem Hafenaufenthalt in Shanghai tatsächlich die aktuelle Planung ist. Es sieht nach dem, was ich in Erfahrung bringen konnte, allerdings recht solide aus – einschließlich der Einschätzung, dass da die Fahrtroute ein bisschen umgeplant wurde, um eine Verstimmung Chinas zu vermeiden.
Mal abwarten, wie das aussieht, wenn die Bayern dann in See sticht. Da die Fregatte vorher noch bei Sea Guardian (KORREKTUR: nicht Irini ) im Mittelmeer und bei Atalanta am Horn von Afrika ein Gastspiel gibt, ist ja noch ein bisschen Zeit.
(Archivbild: Fregatte Bayern bei Messfahrten vor Eckernförde 2014 – Helwin Scharn)
Die Sache mit dem Zwischenstopp in Shanghai ist seit längerem bekannt (zumindest in der Bw). Das BMVg hatte ursprünglich eine andere Idee, aber neben den Vorschlägen des AA hat insbesondere das Kanzleramt Einfluss genommen. Ob das damit zusammenhängt, dass eine bestimmte Person dort bald den Posten als Botschafter in China antritt? Das andere wie bspw. Japan das nicht verstehen, ist nachzuvollziehen. Soviel zum Thema „Haltung und Wertepartnerschaft“.
Hier ein interessanter Kommentar zur Motivation Deutschlands in dieser Region aktiv zu werden:
https://www.scmp.com/week-asia/opinion/article/3130854/why-germany-sending-frigate-through-south-china-sea
Wie immer die olympische Idee: Dabei sein ist alles! 👍
Der Chatham House Artikel, so wie ich ihn verstehe, stellt deutlich heraus, dass letztlich das Außenministerium die Route festlegte, als Contrapunkt u.a. zur Reise der UK QEC Carrier Group.
Die Formulierung „Rolf Mützenich is a vocal critic of the idea (1), which he compared to Wilhelmine Germany’s famous demand for a ‘place in the sun’. zeigt, dass die SPD den AKK Ansatz rundweg ablehnt.
(1) „guidelines for Indo-Pacific policy“ und Passage der „Bayern“ durch die Taiwanstraße (urspgl angedacht?)
Der Text referiert dann konkret auch auf R. Muetzenich:
„Mützenich: Frau Kramp-Karrenbauers Idee eines deutschen Engagements im Indopazifik erinnert mich an das wilhelminische Weltbild eines „Platzes an der Sonne“. Natürlich bedeutet das nicht Kolonien, aber die militärische Präsenz in weit entfernten Räumen. …“
https://www.rolfmuetzenich.de/interview/spd-fraktionschef-kaum-aeusserung-akk-wirklich-durchdacht
Eine Marine wird in allen Staaten häufig als diplomatische Mission genutzt, nicht ungewöhnlich.
Während CHN sich aber in den Spratlys ausbreitet, Taiwan offen bedroht und U.S. / UK Carrier Groups „Show of Force“ im kritischen Seeraum betreiben, ist ein „keep smiling“ Besuch in Schanghai ein Schlag ins Genick des Bündnisses und Ermunterung für Peking,.
Gerade die Briten, die mit ihrem neuen Stolz, der Queen Elizabeth Präsenz zeigen, werden kein Verständnis haben.
Unter dem Vorbehalt, das der Bericht zutreffend ist: Die vorherige markige Positionierung hätte AKK dann lieber lassen sollen.
Vielleicht hat CHN die BuReg dezent drauf hingewiesen, dass hierzulande bei den bestehenden enormen Abhängigkeiten vom chinesischen Markt recht schnell viele Lichter ausgehen, wenn CHN nachhaltig schlechte Laune ggü. DEU bekommt – und ggf. vor der BT-Wahl einen entspr. Reiz setzt.
Als Bayern-Fahrer hätte ich nun aber doch recht wenig Lust auf diese Rolle als „wankelmütiger Botschafter in grau“….
Ich bin ja mal auf eine offizielle Aussage bzw. Begründung gespannt. Und vllt ändert es sich noch nach dem 26. September…
So kann man es dann auch ganz lassen, wenn das (hoffentlich) eigene Ziel nicht erreicht wird bzw. Dem zuwider läuft.
Wenn das stimmt, dann ist es nicht mehr weit, und China bestimmt, was der Smut auf dem Herd stehen hat.
Es wird Zeit, daß die jetzige Regierung abtritt, eine solche Rückgratlosigkeit gegenüber einem autokratischem System ist das allerletzte.
Und das kurz nachdem man G 7 seitig verkündet hat, sich als weltweite Demokratien gegen China und Russland zu stellen – vor allem wegen den Menschenrechten.
D fällt den anderen in den Rücken – danke, Mutti. Auf die letzten Tage nochmal viel Vertrauen zerstört.
Eigentlich ist das wenig überraschend.
Herr Mützenich hat wohl seine innere Andrea Nahles kanalisiert; Zusammenarbeit war gestern, heute kommen die Blutgrätschen. Mein lieber Herr Gesangsverein, wir werden heuer einen widerlichen Wahlkampf erleben.
Freilich ist es auch beschämend, dass die Union nicht den Mut hat, den Finger in die Wunde der Diskrepanz zwischen Anspruch und Wirklichkeit in Sachen sozialdemokratischer Außenpolitik zu legen. Gleiches gilt für FDP und Grüne, die ein Katzbuckeln vor Menschenrechtsverletzern stets gegeißelt haben.
Es wäre besser, diese ganze Farce abzusagen, als vor China den Kotau zu machen. Eine Absage ließe sich noch glaubwürdig mit innenpolitischen Querelen in einem Wahljahr erklären.
Das britische Chatham House wird im deutschen Sprachraum immer wieder als Urheber der „Chatham House Rules“ benannt. Tatsächlich ist es aber nur eine Regel: die „Chatham House Rule“.
Ich weiß: Erbsenzählerei – aber auf hohem Niveau!
Wer geglaubt hat, die Deutsche Marine setzt mit Rückendeckung der BuReg ein Zeichen für „Freedom of the Seas“ im südchinesischen Meer, der glaubt auch, das Zitronenfalter Zitronen falten.
Wirtschaftlich mag man DEU als Weltmacht sehen, militärisch sind wir höchstens regionale Mittelmacht. Und die westliche Allianz hat 70 Jahre darauf hin gearbeitet und sich vor einem militärischen starken DEU gefürchtet. Und jetzt wundert man sich, das man nicht einfach so den Schalter umlegen kann? Lächerlich, wer soll das glauben?
DEU hat militärisch im Indo-Pazifik nichts verloren, die Marine ist darauf gar nicht ausgelegt (und wird es auch nie sein). Ich kann das Geseier von freien Handelswegen auch nicht mehr hören. China und Indien werden schon für freie Handelswege im eigenen Interesse sorgen.
Kümmern wir uns lieber um die Probleme vor der Haustür, die wir auch schon nicht richtig in den Griff bekommen (VJTF, Krim, Ukraine, Kosovo….).
Die Vorstellungen mit einer einzelnen F-125 im Indo-Pazifik großen Eindruck zu erwecken sind albern.
Glaubt man den „Falken“ rüstet sich China, um die USA zur See herauszufordern. Eine einzelne F125 macht da wirklich keinen Unterschied.
Noch dazu dass eine F125 zu einer Trägerkampfgruppe als Verstärkung nicht sehr viel beitragen kann.
Mir kommt das so vor, wie die Stationierung der KuK „SMS Kaiserin Elisabeth“ in Ostasien (Tsingtau) durch das Habsburgerreich. Gewollt, aber nicht gekonnt.
Geopolitik geht anders und Deutschland ist nun wirklich keine ausgesprochene Seemacht. [Sry Marine]
Ostsee Ausgänge und die Passage in den Nordatlantik beiderseits Island sollten unsere Schwerpunkte sein.
Wer dieses Pflichtprogramm nicht beherrscht, muß von hochfliegenden Plänen im Indo-Pazifik Abstand halten.
alles andere ist Verschwendung von knappen Ressourcen und Geld.
Die Gorch Fock würde in diesen Gewässern am anderen Ende der Welt mehr Eindruck machen (Seeteufel läßt grüßen). Ihr Fehlen wird am Beispiel schmerzlich bewusst.
@Karl Mohr sagt: 06.05.2021 um 9:28 Uhr
„Die Vorstellungen mit einer einzelnen F-125 …“
Die „Bayern“ gehört zur Brandenburg-Klasse F-123 und wurde mit Schwerpunkt U-Boot-Jagd konzipiert.
@Karl Mohr: China verschiebt seine Grenzen nach außen. Ein Angriff außerhalb des Südchinesischen Meeres, bzw auf andere Territorien ist Blödsinn. Dazu sind die Chinesen wiederum nicht fähig. Schauen Sie sich deren Systeme an-Anti-Schiffs-Raketen, die von deren Festland her abgeschossen werden, nicht aber zur Invasion taugen.
@Pio–Fritz: Die NATO hat ihre Ausrichtung geändert und wird global, nicht nur auf Bestreben der USA sondern auch zur Unterstützung der Partner Australien und Japan. Irgendwie ist das bei uns im öffentlichen Bewusstsein noch nicht wirklich durchgedrungen. Als Mittelmacht kommt Deutschland nicht umhin diesen gemeinsamen Beschluss nun mit Leben zu füllen. Dafür muss man nicht unbedingt durch die Taiwanstrasse fahren.
Wie ist das eigentlich bei solchen Fahrten, sind die Schiffe komplett aufmunitionert?
@PioFritz
Oh das war ein Versehen meinerseits,
Ich konnte mir nicht vorstellen dass die Marineführung einen U-Boot-Jäger, der für den Dienst im Atlantik optimiert ist, auf eine solche Reise in ferne Gewässer sendet. Für solche Expeditionen wäre doch die F125 technisch eher geeignet.
Der U-Jäger wäre tatsächlich eine Verstärkung für eine Trägerkampfgruppe.
@ Nurso
danke für den Hinweis: ich verstehe “ glaubt man den Falken…“ als Einschränkung.
@Karl Mohr: Das ist keine Expedition, die F125 ist noch nicht einsetzbar, und die F123 ist in der Praxis kein U–Jäger sondern eine Mehrzweckfregatte mit derzeit sehr vielen Einschränkungen. Schliesslich geht es hier um eine politische Reise mit vielen Hafenbesuchen, nicht die Begleitung einer CSG im Einsatz.
@Ottone sagt: 06.05.2021 um 12:37 Uhr
„@Pio–Fritz: Die NATO hat ihre Ausrichtung geändert und wird global, ….“
Wir kommentieren ja nun schon eine Weile in diesem Blog. Sie wissen doch, das ich Auslandseinsätze grundsätzlich etwas restriktiver sehe. Z.T., weil sie einfach keinen Sinn machen (aktuelles Beispiel UNIFIL), zum anderen, weil die Bundeswehr einfach für manche Aufgaben unzureichend ausgestattet ist. Mal den politischen Willen außen vor gelassen.
Für mich hat das mit NATO und global nichts zu tun, eher mit Geltungsbedürfnis. Und das Gebiet der NATO ist gem Art 5 genau definiert. Da wurde auch nichts geändert. Die von Ihnen angesprochenen Partner haben eine andere Zielrichtung, nämlich die politische „Einkesselung“ Russlands. Mit China versucht man es, ist aber nicht so erfolgreich. Diese Partnerschaften kamen überwiegend auf betreiben der USA zustande.
@Ottone
Marinestreitkräfte werden in allen Staaten häufig zu diplomatischer Mission genutzt, nicht ungewöhnlich also. Im Fall der „Bayern“ ist das aber zu dieser Zeit ein Unding, durchgesetzt im Außenamt, s. Chatham House- Artikel.
Während CHN sich in den Spratlys ausbreitet, Taiwan offen bedroht und je eine U.S. / UK Carrier Groups „Show of Force“ im kritischen Seeraum betreiben, ist ein DEU „smile and wave“ Besuch in Schanghai ein Schlag ins Genick des Bündnisses und zugleich eine Ermunterung für Peking weiter zu machen.
Bündnissolarität ist das nicht, wenn auch kurzzeitig die DEU Fregatte bei der QEC strike group mitfährt.
@Ottone:
„Die NATO hat ihre Ausrichtung geändert und wird global, nicht nur auf Bestreben der USA sondern auch zur Unterstützung der Partner Australien und Japan. Irgendwie ist das bei uns im öffentlichen Bewusstsein noch nicht wirklich durchgedrungen.“
Aus meiner Sicht den Kern getroffen, danke.
Die Niederlande sind da übrigens schon etwas weiter als wir:
HNLMS EVERTSEN ist da in vielen Medien „im Gespräch“.
Hier wird vollkommen vergessen was die Aufgabe der Fregatte in der Region ist:
Sie soll Präsenz zeigen (1) und gleichzeitig die Vermittlerrolle (2) einnehmen.
Man kann nun von dem Plan halten was man will, aber mit einer Eingliederung in die Trägergruppe wird Punkt 2 ausgeschlossen.
Es wird aber mit dieser sehr weiten Fahrt gezeigt, dass die Situation dort unten Deutschland eben nicht egal ist und man nicht nur auf die Wirtschaftsverbundung mit China schaut.
Dafür hätte auch ein Tender gereicht, hauptsache ein Marineschiff mit Bundesdienstflagge.
Natürlich wird dieses Schiff alleine nichts militärisch bewirken können und auch die gesamte Deutsche Marine wäre nur ein Tropfen auf dem heißen Stein.
Aber in einem Bündnis sind viele Tropfen auch Regen. Wenn jetzt über die nächsten Jahre oder auch in der Vergangenheit die anderen Marineländer einzeln Schiffe entsenden, wird eine Gesamtheit offensichtlich.
Andere Länder gehen gleich mal mit der Brechstange rein und vielleicht ist ja gerade diese Kombination (einzeln und Brechstange) die bessere Variante, als wenn alle NATO Länder gemeinsam mit 2-3 Trägergruppen im Jahr 2021 in das Südchinesische Meer einfahren würden.
Denn dann hätte man für die Jahre 2022 und folgende keine Eskalationsstufen mehr und die Vermittlerrolle wäre auch nicht mehr glaubhaft.
@Ottone
>Die NATO hat ihre Ausrichtung geändert und wird global
Außenpolitik ist immer noch Sache von Nationalstaaten, da kann die NATO sich ändern wie sie will.
Jedenfalls „Krieg in Sicht“; ob es klug ist, sich beim Säbelrasseln einzumischen?
https://www.washingtonexaminer.com/policy/defense-national-security/white-house-us-china-war-taiwan-broaden-quickly
@Pio–Fritz: Auslandseinsätzen kann man ja durchaus kritisch gegenüberstehen, worauf ich hinaus will: Deutschland hat der Neuausrichtung der NATO – da war doch was mit „brain dead“ – zugestimmt, und jetzt ist man daran auch gebunden. Die globalen NATO Partnerschaften berühren Artikel 5 nicht, richtig. Interessant ist/war die fehlende zugehörige Debatte in Deutschland.
Mich würde zudem als in Sachen China ziemlich Unbewandertem interessieren, wie das Spannungsverhältnis zwischen Akzeptanz der Ein–China Politik und die Förderung der Unabhängigkeit von Taiwan politisch, wirtschaftlich und militärisch lebbar ist und in Zukunft sein wird.
@Pio–Fritz: Was den Sinn von UNIFIL angeht sind wir unterschiedlicher Meinung.
@KPK: Einen Schlag ins Genick kann ich nicht erkennen, die üblichen unterschiedlichen Herangehensweisen der Länder (USA, GB, F, NL, D) schon.
@Ottone
Derzeitige Fakten des Verhaltens westlicher Staaten gegenüber Peking widerlegen Sie.
Von unterschiedlichen Herangehensweisen genannter Staaten, DEU wie üblich ausgenommen, kann keine Rede sein.
Die US Navy ist ständig im kritischen Seeraum präsent, die Briten folgen den Sommer hindurch. Ihre Carrier Strike Group (CSG21) stellt sich tri-national auf: UK, U.S., NLD.
Und Frankreich, orientiert sich auffällig neu und stationiert offenbar Rafale und A400 im Pazifik. Siehe
@xaviervav Briefing by @ALPACIFRAPACOM
– Role of France in the #IndoPacific
– #ARC21 amphibious exercise next week with FRA, USA, JPN The goal will be to „retake an island“
– French AF will deploy Rafale Fighters and A400M to Tahiti and Hawaii
Karte: https://mobile.twitter.com/xaviervav/status/1390303098686435329/photo/1
Unterschiedlichkeiten, keine. Dafür „Diplomatie“ à la Berlin in Schanghai.
Und so nebenbei, https://www.joint-forces.com/uk-operations/43059-f-35b-lightnings-aboard-csg21-to-deploy-on-op-shader gegen Daesh.
Irgendwo aus Twitter:
What creates the awkward situation is that defense ministry and chancellery disagree on the strategy: while the defense ministry wants to join allies on sending a signal on freedom of navigation, Merkel is keen not to alienate China even a little bit. What we see is a compromise.
Es ist nur noch unsäglich …
[Wie wäre es mit einer Suchmaschine Ihrer Wahl?
https://twitter.com/ulrichspeck/status/1389883144170528769?s=20
T.W.]
@Pio-Fritz
Das geht meines Erachtens nach an der Realität vorbei. Von unseren Alliierten hängen allenfalls die Briten noch der Vergangenheit an. In Polen und Griechenland machen Rechts- und Linksaußen zuweilen Stimmung, aber nicht per se mehrheitsfähig.
Das Deutschland-Bild fast aller Staaten der „westliche[n] Allianz“ ist viel positiver und auch pragmatischer als unser eigenes. Unsere heutige Rolle auf der Weltbühne haben wir uns selbst ausgesucht, sie wurde uns nicht aufgedrängt.
Im Gegenteil, schon 1990 erwartete man von Deutschland militärisches Engagement gegen den Irak. 31 Jahre sind eine lange Zeit, genug für einen Kulturwandel. Dessen Ausbleiben hat allein innenpolitische Gründe.
Unsere Partner stören sich wohl vor allem an unserer Inkonsistenz. Eine Nebenrolle spielt ein autoritäreres Politikverständnis; der US-Präsident etwa macht die Durchsetzung amerikanischer Interessen nicht von der Laune seiner Landsleute abhängig.
Wären wir ein zweites Japan, hätten eine pazifistische Verfassung und müssten zu allem nein sagen, würden die Reaktionen verständnisvoller ausfallen. Stattdessen tritt Deutschland wie jener Kollege auf, den wir alle kennen: voller Ideen, aber vom Erdboden verschluckt, wenn’s an die Arbeit geht.
@KPK: Wie verhalten sich denn Italien und Spanien sowie Kanada? Und fahren die Niederlande durch die Taiwanstrasse?
Durch die Taiwan-Straße fährt niemand, jedenfalls die UK QEC strike group nicht, war auch nie geplant, soweit über OSINT erfahrbar.
Und Italien und Spanien sowie Kanada, mal selbst suchen.
ITA sorgt sich bekanntermaßen zuallerst um das „Mare Nostrum“.
Eine einzelne deutsche Fregatte wird ebenso wie die komplette QE-Trägergruppe keinen Eindruck bei einer Macht hinterlassen, die an einem Tag gleichzeitig einen Kreuzer, ein SSBN und ein Docklandungsschiff in Dienst zu stellen vermag. So geschehen am 24.04.2021 in China:
40,000 Tonnes Type 075 LHD
13,000 Tonnes Type 055 Heavy Destroyer
12,000 Tonnes Type 094A SSBN
IIRC hat die Volksmarine mehr Zerstörer als alle europäischen NATO-Partner zusammen und auch sonst keinen Mangel an seegehenden Einheiten samt den nötigen Besatzungen. Alleingänge bewirken da garnichts.
Während andere die Gefahr sehen, machen wir bei den Chinesen den Bückling.
@Mitleser
„Eine deutsche Fregatte wird ebenso wie die komplette QE-Trägergruppe keinen Eindruck bei einer Macht hinterlassen …“
Wie man sich doch täuschen kann, wenn rein national, rein militärisch gedacht wird.
Dass die QEC strike group im Namen Britanniens CHN militärisch beeindrucken soll, davon träumen nicht mal die neu selbstverliebten Briten in der Philosophie von „Global Britain“.
„Ein Flugzeugträger sind 100.000 Tonnen Diplomatie“ hatte Madeleine Albright sich einst vernehmen lassen. Wie treffend.
Die Briten setzen also ein kraftvolles sicherheitspolitisches Zeichen, im Pazifik mit dem backup der 3. und 5. Flotte der U.S. Navy.
Zur, m.E. fragwürdigen, diplomatischen Mission der „Bayern“ hatte ich am 06.05.2021 14:12 etwas geschrieben. Mit Show of Force hat sie nun rein gar nichts am Hut, mit Bündnissolidarität hingegen sehr viel.
Zum Beitrag der FRA Luftwaffe auf Hawaii/Tahiti, besser nicht vergessen im Gesamtzusammenhang, siehe 06.05.2021 um 19:20 Uhr
In bewährter BdL Tradition, bewerten Sie das Ganze vor seinen Teilen.
@KPK
Die Briten haben in China ein eher schlechtes Ansehen, ich erinnere an die drei Opiumkriege. Die Chinesen haben ein sehr langes Gedächtnis, dazu gehört auch die Plünderung und Zerstörung des neuen Sommerpalastes während der Niederschlagung des Boxeraufstandes sowie des alten und neuen während des zweiten Opiumkrieges. Ggf. wird das propagandistisch verwandt werden („Nie wieder!“).
Ich erinnere auch an den aktuellen Kinohit „The 800“: https://de.wikipedia.org/wiki/The_800
@Thomas Melber
Auf den Artikel würde ich nicht viel geben.
Der Washington Examiner ist noch schlimmer als die Washington Times. Man hat versucht Trump als Friedenstaube zu verkaufen, Trump der mehrmals nach Nuklearschlägen verlangt haben soll. Trump der zehntausende neue Nuklearwaffen wollte… Trump der anfangs Nordkorea und dann dem Iran mit schwammig formulierter Vernichtung drohte.
Angeblich sind die „Linken“ (die es in den USA nicht gibt – nur die weniger rechten) die Kriegstreiber…
Dementsprechend sind diese Blätter auch dabei Joe Biden einen 3. Weltkrieg anhängen zu wollen.
@KPK
Die Chinesen haben ihre Diplomatie gerade um 65.000 Tonnen erhöht. Wie man Einfluß aufbaut und seine Macht ausdehnt zeigen die Chinesen in Asien und der dritten Welt inzwischen sehr eindrucksvoll. Die beherrschen das ganze Arsenal: Wirtschaftskraft, Diplomatie, Propaganda/Unterwanderung und auch militärische Dominanz. Von diesen Dingen kann Deutschland nur eines, maximal zwei in die Waagschale werfen. Zwei definitv nicht, eher sogar drei. Die Zeiten, wo bei chinesischen Drohungen gegen Taiwan oder die freie Welt zwei komplette Trägergruppen durch die Taiwanstraße fuhren, sind längst vorbei. China nimmt es lächelnd zu Kenntnis, genau wie die einsame deutsche Fregatte, einen gelegentlich erhobenen deutschen Zeigefinger oder eine QE ohne Rückhalt aller europäischen Partner.
@Mitleser u.a.
Vielleicht wäre es interessant Parallelen zu China und dem deutschen Kaiserreich zu ziehen: „Platz an der Sonne“, Kanonenbootpolitik, wirtschaftliche Einflußnahme (Bagdad-Bahn vs. Road-and-Belt Initiative), Kolonien vs. Landpacht (Afrika, Südamerika), „Technologietransfer“ i.w.S. (auch Deutschland hat viel kopiert und dann verbessert).
Und ich bleibe dabei: China – wie auch die Türkei – hat ein nationales Trauma in Bezug auf Fremdbestimmung, zumindest in den Köpfen der Eliten.
@KPK:
„„Ein Flugzeugträger sind 100.000 Tonnen Diplomatie“ hatte Madeleine Albright …“
Nur gegenüber Staaten, die sich von einer Trägergruppe beeindrucken lassen müssen.
Dies ist bei gaaaaanz vielen Staaten auf der Erde der Fall.
Die Staaten China, Russland und auch die USA würden sich von einem (1) Träger mit Sicherheit nicht beeindrucken lassen. (bald auch nicht mehr Indien, aber das wird noch 20 Jahre dauern)
Bei den Staaten UK und FRA (also jeweils alleine ohne NATO im Rücken) könnte man bei der Beantwortung zu unterschiedlichen Ergebnissen kommen, ebenso bei der Türkei.
Aber natürlich, irgendwelche schwachen Staaten oder militärisch gering ausgerüstete Staaten lassen sich von einem Trägerverband beeindrucken.
„Die Briten setzen also ein kraftvolles sicherheitspolitisches Zeichen,“
Wenn der Trägerverband oder zumindest nur der Träger versenkt wird – hat UK nichts mehr zu bieten – außer eben Atomraketen und die NATO.
Da setzt man eben kein sicherheitspolitisches Zeichen – zumindest nicht gegenüber China.
Gegenüber seiner eigenen uninformierten Bevölkerung oder kleineren Staaten (und deren uninformierten Bevölkerung) macht man das vielleicht – aber auch nur vielleicht (da kommt die Aufgabe der Medien ins Spiel, diese Informationen gut und aufgearbeitet zu verbreiten).
@Mitleser sagt: (07.05.2021 um 22:38 Uhr)
Was Sie mitteilen wollen ist mir nicht klar. Das sind Binsen, Gegenteiliges behauptet niemand den ich kenne.
@all: Auch wenn dies ein sicherheitspolitisches Forum ist: Aus meiner Sicht ist es ziemlich schnuppe, wo die Bayern hinfährt und ob sich der Carrier Strike Group anschließt. Entscheidend ist bei 200 Mrd.€ jährilichem Handelvolumen welche Wirtschaftspolitik Deutschland China gegenüber fährt. Auf gleiche Regeln für chinesische Firmen in Deutschland pochen, wie andersherum – das tut wirklich weh. Weniger Investitionen in China, weniger chinesische Importe. Oder gar Zölle. Wenn Deutschland China gegenüber eine klare Kante zeigen will, dann nicht mit Fregatten.
Im echten Konfliktfall ebenso. Sperren aller chinesischen Hsndelsrouten im indischen Ozean ist wesentlich effektiver als ein militärisches Eingreifen vor Chinas Haustür.
Wir alle (der Westen) haben China doch groß und zu einer wirtschaftlichen Weltmacht gemacht. Die Annahme, China würde sich mit der Rolle als „verlängerte günstige Werkbank der Welt“ zufrieden geben, war doch schon relativ früh (Anfang der 1990er Jahre) obsolet. Der damalige Premier Deng Xiaoping hat die Ziele Chinas eindeutig formuliert. Wer heute bei Chinas Politik überrascht reagiert, der hat damals einfach nicht zugehört. Ein Paradebeispiel für „Gier frisst Hirn“.
Ein Lehrstück aus dem politischen Zauberlehrling. Es fehlt nur der Meister, der dieses Treiben beenden könnte…
@Pio-Fritz
+1
Und wie schrecklich enttäuscht und überrascht wir jedesmal sind wenn der Lehrling den Meister überflügelt.
Dann heißt es immer „So aber nicht“
Der Westen hat Jahrhundertelang die Welt geprägt im Guten wie im Schlechten und so langsam steigen neue Mächte auf, war schon immer so und wird immer so bleiben entweder passen wir uns fern von ideologischen Linien an oder wir schauen in die Geschichte und sehen unsere Zukunft.
Spannende Zeiten fürwahr.
Chatham house ist nicht nur für ihre „rules“ bekannt, sondern auch dafür Spin des britischen Establishments zu verbreiten. Daher würde ich weniger auf diesen Bericht geben.
Die Kommentare vom 8.5.21 kommen hier m.E. genau auf den Punkt.
Wir haben in DE seit 1998 AutokanzlerInnen am Ruder. Wenn der deutsche CEO eines Weltkonzerns, an dem die öffentliche Hand eine Sperrminorität hält, einem Reporter ungestraft entgegnet, er hätte keine Ahnung was an Xinjiang abgeht, weiß man wo die Priorität in Berlin liegt.
Hierzulande regt man sich über vergleichsweise völlig irrelevante innenpoltitische Pseudo-Skandale auf, die nichts kosten. Sobald es aber einen Cent Gewinn kostet, geht der erhobene Zeigefinger sofort runter.
Solange Deutschland nicht bereit ist auf Wohlstand für Menschenrechte zu verzichten, braucht man auch keine grau gepönte Pütz in die South China Sea zu senden.
Weiß eigentlich jemand wie es um Huawei bei 5G steht, der BND war ja kein großer Fan dieser Firma….?