Militärausgaben trotz Pandemie weltweit gestiegen
Die weltweiten Militärausgaben sind im vergangenen Jahr trotz der Coronavirus-Pandemie nach Berechnungen des Stockholmer Friedensforschungsinstituts SIPRI um 2,6 Prozent auf fast 2.000 Milliarden US-Dollar gestiegen. Da zugleich die Wirtschaftsleistung der meisten Nationen zurückging, stieg der Anteil der Rüstungs- und Verteidigungsausgaben am Bruttoinlandsprodukt im weltweiten Durchschnitt von 2,2 Prozent im Jahr 2019 auf 2,4 Prozent im vergangenen Jahr. Deutschland rückte aufgrund der Steigerung des Verteidigungshaushalts vom achten auf den siebten Platz der Länder mit den höchsten Ausgaben.
Nach den Zahlen, die SIPRI am (heutigen) Montag veröffentlichte, hatte die Pandemie bislang keine signifikante Auswirkung auf die Rüstungsausgaben, wenn auch einige Länder weniger Geld für ihr Militär zur Verfügung stellten als zuvor geplant. Das höchste Budget für militärische Zwecke haben nach wie vor die USA, die im vergangenen Jahr den Etat um 4,4 Prozent aufstockten, gefolgt von China, Indien, Russland und Großbritannien. China, dessen tatsächlicher Verteidigungshaushalt nur geschätzt werden kann, hatte im vergangenen Zehnjahreszeitraum zudem mit 76 Prozent das stärkste Wachstum in diesem Bereich.
Die Übersicht der 15 Staaten mit den höchsten Militärausgaben:
Der Anteil des Verteidigungshaushalts am Bruttoinlandsprodukt, in der nordatlantischen Allianz angesichts der angestrebten zwei Prozent auch als NATO-Quote bezeichnet, ist in etlichen Bündnisländern über diese Zielmarke gestiegen – allerdings dürfte das, so schätzt SIPRI, mehr mit dem Rückgang der Wirtschaftsleistung durch die Pandemie zu tun haben. Inzwischen erreichen zwölf Mitgliedsländer diese Quote, drei mehr als im Jahr zuvor: So hat Frankreich, auf der Liste der Nationen mit den höchsten Ausgaben knapp hinter Deutschland, im vergangenen Jahr erstmals seit 2009 diese Marke überschritten. Deutschland blieb allerdings trotz der Zunahme des Wehretats weiterhin deutlich unter dem vereinbarten Ziel.
Auffällig ist, dass unter den Top 15 nur drei Länder bei ihren Militärausgaben niedriger lagen als zehn Jahre zuvor: Die USA mit minus 10 Prozent, Großbritannien mit minus 4,2 Prozent und Italien mit minus 2,3 Prozent. Im Falle der USA stiegen die Ausgaben erst in den vergangenen drei Jahren wieder an, unter anderem wegen mehrerer Großprojekte und der Modernisierung der Atomwaffen. Die Steigerung war unter dem früheren US-Präsidenten Donald Trump begonnen worden. Deutschland dagegen verzeichnete als einziges der größeren NATO-Mitgliedsländer eine deutliche Steigerung von fast 30 Prozent in diesem Zehnjahreszeitraum.
China verzeichnet nach Angaben des Stockholmer Instituts seit 26 Jahren eine kontinuierliche Erhöhung seiner Militärausgaben – die längste Zeit ununterbrochener Steigerungen, die SIPRI in seinen Daten finden konnte. Das Land sei zudem das einzige, das trotz der Aufstockung des Etats seinen Anteil der Rüstungsausgaben am Bruttoinlandsprodukt nicht erhöht habe, weil die Wirtschaftsleistung insgesamt ebenfalls gestiegen sei.
Die Pressemitteilung von SIPRI hier
TRENDS IN WORLD MILITARY EXPENDITURE, 2020
(Foto: Royal Air Force Typhoons of No. IX(B) Squadron depart RAF Lossiemouth enroute to Romania for Op BILOXI, 22nd Apr 2021 – Aeris Finney/RAF/Crown Copyright; Tabelle: SIPRI)
Ich glaube, die meisten hier fanden „Little Britain“ einfach besser. Das war es auch, eindeutig. Allerdings finde ich aber eine Spezialisierung nicht verkehrt. In der NATO und in Europa. Sollen sie doch ihre Kampfpanzer ganz aufgeben und sich mit Frankreich auf Flugzeugträger und Atom-U-Boote konzentrieren.
Aber so völlig nackt möchten sie da wohl auch nicht stehen.
Deutschland macht Landmacht. :o)
Oder aber Lufttransport. Mit Ausnahme der STH.
@ Auslandsdiener
Ich mag die Briten sehr gerne, aber Nationalismus lehne ich in jeglicher Form in jedem Land ab.
Und Ihrerseits von Neid zu sprechen, ist wirklich lächerlich.
Großbritannien spielt nicht mehr auf Augenhöhe mit den USA, Russland, China und Indien.
Diese Zeiten sind wirtschaftlich und militärisch vorbei und das sollte man einfach akzeptieren.
Die Chinesen haben letzte Woche 3 Kriegsschiffe an einem Tag in Dienst gestellt und vergrößern ihre Marine jedes Jahr um die Größe unserer Marine.
Vielleicht sollte man den Blick einmal nach vorne richten und nicht 80 Jahre zurück. Das könnte den Briten und den Partnern helfen…
Ich sehe mich regelmäßig überrascht, wie sehr viele Foristen sich offenbar eben mal non chalant in die britische Seele hineinversetzen können, belehrend wohlgemerkt.
Den Gipfel mangelnden Verständnisses für britisches Empfinden zeigt „Großmachtallüren so einfach von der Bevölkerung geschluckt werden“.
Dass ein UK nicht mit USA, CHN etc auf Augenhöhe agieren kannn, ist dabei Binse.
Downing Street, m.E. auch eine deutliche Bevölkerungsmehrheit, will aber wahrgenommen und respektiert werden. Die Briten blicken auf 500 Jahre Jahre globaler Macht (daher Global Britain) zurück, ein immer noch bestehendes Commonwealth und zwei siegreiche Weltkriege im 20. Jahrhundert. Was Glaube an britische Seemacht und Stolz vermag, … Falkland erinnern.
Eine „kleindeutsche Seele“, eine Krämerseele, wird das offenbar nicht verstehen können, was wiederum ich verstehe. Ich sage nun keinesfalls, dass London den einzig richtigen Weg betritt.
Dessen Bewertung aus einer Soft Power-Position heraus wird aber nicht zielführend sein.
Empfehlung, besser in der UK BdL die Michelposition der Selbstlimitierung einfach mal verlassen.
Nochmals zwei Leseempfehlungen dazu.
https://www.swp-berlin.org/publikation/die-eu-und-global-britain-so-nah-so-fern/
https://ukandeu.ac.uk/global-britain-in-a-competitive-age/#:~:text=Global%20Britain%20in%20a%20Competitive%20Age%3A%20The%20Integrated%20Review%20of,UK%20foreign%20and%20defence%20policy.
@ KPK
Danke für den guten Beitrag und auch die Links.
Der erste Link zeigt allerdings gleich im Vorwort das eigentliche Dilemma.
Man biedert sich den USA an und man sucht selektiv europäische Partner zur Zusammenarbeit.
Rosinen picken. So wie die letzten Jahrzehnte in Bezug auf die EU.
Das Erschreckende dabei ist, dass man aktuell aus einer Position der Schwäche versucht, Andere von sich zu überzeugen.
Das dürfte ziemlich nach hinten los gehen.
Die Global Britain Strategie ebenso, weil GB kein einziges seiner Partnerländer alleine vor einem Angreifer verteidigen kann.
Von daher wirkt diese „Welttournee“ mit ihrem Flugzeugträger ein bisschen hilflos. Denn man stellt sich sofort die Frage, wer eigentlich aktuell das Land in der Heimat verteidigen könnte, wenn 70 Prozent der Flotte in Asien ist…
Putin hätte leichtes Spiel…
Von der abstrakten Zahl der Höhe der Verteidigungsausgaben (Input) zu einer zwar anekdotischen, aber weit verbreiteten Zustandsbeschreibung (Output) an der Basis:
Das JgBtl 91 muss sich für eine Übung 945 Ausrüstungsgegenstände aus 18 Verbänden zusammensuchen.
Also das Besenstiel-Problem außerhalb der VJTF auch noch 7 Jahre später.
Quelle:
https://mobile.twitter.com/Inspekteur_Heer/status/1387431550749380615
Der Outcome ist somit fehlende Einsatzbereitschaft und somit unzureichender Wert für Einsatz und Abschreckung.
Hier wird oftmals davon ausgegangen, dass diese Probleme durch Effizienzsteigerungen zu lösen sind.
Dabei wird aus meiner Sicht schlichtweg übersehen wir groß die Probleme gerade im Heer sind. Ohne mehr Geld bleibt es bei der Mangelwirtschaft und dem Verlust weiterer Fähigkeiten in den nächsten 5 Jahren. Dieser Trend ist dann militärisch (und industriell) unumkehrbar.
Mit der gültigen Finanzplanung wird dies auch nicht besser – ganz im Gegenteil:
Die Entwicklung wird sich sehr wahrscheinlich nochmals erheblich verschärfen (Munitionsmangel, etc).
Bei einer gleichzeitig schwieriger werdenden sicherheitspolitischen Lage in Europa und der Sahelzone.
Auch die neuen Strukturen (angebliche Auflösung von SKB und ZSanDst) lösen diese Probleme nicht.
Notwendig wäre eine konsequente Ausrichtung der Streitkräfte auf die Kernaufgabe und eine entsprechende Finanzausstattung.
Stattdessen gibt es viele Schlagzeilen über stark steigende Rüstungsausgaben…
@KPK: Danke für den Lesestoff. Was mir zum Nachdenken gibt, ist die Feststellung, dass die Briten Kooperation mit der EU wohl scheuen wie der Teufel das Weihwasser.
Ich denke Teil der europäischen Strategie ggü. GB sollte sein, dass bei jeder Gelegenheit über alle Kanäle dargelegt wird, wie sehr viel aussichtsreicher eine Kooperation auf allen Ebenen unter der Aegide der EU sein wird.
Die Brexiteers fürchten ihre Entlarvung, die Brexitgegner sehnen sich selbiger entgegen. Da sollten wir helfen.
„Denn man stellt sich sofort die Frage, wer eigentlich aktuell das Land in der Heimat verteidigen könnte, wenn 70 Prozent der Flotte in Asien ist… Putin hätte leichtes Spiel…“
Soll dass ein Scherz sein? Wie Napoleon und der GRÖFAZ feststellen mussten: Britannien ist ne Insel. Die kann man nicht einfach so einnehmen. Und die RAF mit EF und F35A bleibt ja zu Hause, auch wenn man einen Teil der Flotte nach Osten schicken würde.
Die Russische Flotte hätte im Nordatlantik im Ernstfall nicht annähernd ausreichende Überlebensdauer, um eine Landungsflotte zu sichern.
Mal ganz abgesehen von den britischen Atomubooten …
Wo die Verkleinerung der UK Army evtl weh tut, ist im Baltikum. Andererseits werden immerhin 150 Challengers modernisiert und um vieles kampfstärker – und vielleicht gibt man die Warrior ja an die Balten ab.
Litauens Iron Wulf Brigade braucht noch was auf Kette für 2 Batallione, IIRC, zur Ergänzung der 2 Boxer Vilkas Bataillone …), dann noch je eines and Etsland und Lettland und wenn D dann bei der Finanzierung der Modernisierung helfen würde, gäbe das ein win-win für die Nato …
@Der Realist: „ Putin hätte leichtes Spiel…“ NÖ, da greift Art. 5 der NATO 😉
@ Positroll
Die RAF hat keine F-35A. Die Briten haben ausschließlich die F-35B bestellt und die heutige RAF ist die kleinste, die es jemals gab.
Die F-35B sind auch bei den geringen bisherigen Stückzahlen zur Hälfte auf der Urlaubsreise der QE…
Also bleiben nur der EF und ein paar F-35B in der Heimat.
Die Hälfte der Marinekampfschiffe treibt sich ebenfalls in Asien rum…Mindestens eines der wenigen Jagd-Uboote ebenso…
Es ist ein müdes Säbelrasseln eines eigentlich zahnlosen Tigers, der sich darauf verlässt, dass seine Verbündeten Zuhause aufpassen…
@ AoR
Wenn ein Großteil der britischen Schiffe in Europa fehlt, wird das bei der unglaublichen Schlagkraft der europäischen NATO-Freunde dazu führen, dass die USA die Retter sind…
@Der Realist: Ich bin der letzte der was schön reden will in Angesicht dessen was in GB und damit innerhalb der NATO und in Europa passiert. Aber ich bin überzeugt, sollte es jemand wagen eine altehrwürdige Demokratie zu entweihen, dann helfen wir auch gerne zu Fuß über alternative Wege in Angesicht des Frevels.
Da wird der immerzu rettende 800 Pfund Gorilla zunehmend von zwei wachsenden 400 – 500 Pfund Gorillas herausgefordert und ersterer fragt sich, ob er sich auf eine Schule halbstarker, z.T verhaltensauffälliger oder gar neunmalklug belehrender Schimpansen verlassen kann. Das ist „doof“. /SCNR
Also entweder wir koordinieren exzellent oder tun uns ganzheitlich zusammen. Und da erkennt man die Tragweite oben genannter Autoren, wenn sie betonen, dass GB in seiner Notlage es nicht gestattet sein darf, Partien gegeneinander auszuspielen… ich bin da ganz bei ihnen.
@AOR
“ NÖ, da greift Art. 5 der NATO 😉“
Wenn UK ab 2021 eine Politik wie Trump betreibt (UK First) und UK-Außenpolitik über EU, NATO und „der Westen“ stellt, werden wir sehen ob im Jahr 2040/2050 noch einer der großen europäischen Staaten beispringt und so ganz sicher kann man sich bei den USA auch nicht sein, wenn die Briten mit ihrer Globalstrategie es übertreiben.
@Positroll:
Man muss keine Anlandung praktizieren – ein paar Abriegelungsmaßnahmen (Seeblockade) reichen volkommen aus um der britischen Wirtschaft empfindlich zu schaden.
Erst Logistikketten unterbrechen, dann werden dadurch wirtschaftliche Verwerfungen prognostiziert. Britische Aktienkurse fallen stark und die Immobilienblase im Großraum London platzt
= fertig ist die UK Wirtschaftsmisere
Die Verhandlungsposition ist danach eine ganz andere – da helfen auch keine paar Inseln in Übersee.
Und zeigen sie mir mal einen Reeder, der seine Containerfrachter freiwillig durch eine per Funk angedrohte russische Seeblockade fahren lässt, wenn keine (nicht genügend) Royal Navy Schiffe in der Nähe sind und vielleicht sogar demonstrativ ein paar Schüsse vor einen Frachterbug abgegeben wurden.
@Realist
„Es ist ein müdes Säbelrasseln eines eigentlich zahnlosen Tigers, der sich darauf verlässt, dass seine Verbündeten Zuhause aufpassen…“
Richtig!
Wäre auch in Ordnung, wenn es mit den Verbündeten abgestimmt wäre.
Ist es aber wahrscheinlich nicht.
Was hat das mit Rüstungsausgaben zu tun?
Viel, denn selbst mit 10 Milliarden Pfund mehr pro Jahr könnten die Briten diesen Fall nicht abwenden.
Ein kollektives System ist heutzutage unermesslich – allein schon, weil der Gegner dann mehrere Fronten im Fall der Fälle haben wird und das ist immer ein militärischer Albtraum oder zumindest eine Herausforderung.
Hinter den Ausgaben für Verteidigung und insbesondere deren Ausrichtung und Höhe liegen ja auch grundlegende aussenpolitische Sichtweisen.
Wie grundlegend unterschiedlich diese sind zeigt ein neuer Artikel in der FAZ („Der letzte kalte Krieger“, online verfügbar).
Es genügt schon ein Krieger, um die Pläne aller anderen zu durchkreuzen.
Diese Einsicht scheint jedoch weiterhin nicht sehr weit verbreitet zu sein, stattdessen soll im Wahlkampf über das 2%-Ziel diskutiert werden…
@ Memoria
Das ist genau das Problem.
Wir brauchen eine europäische Linie, die gemeinsam nach außen vertreten wird und nicht die aktuelle Situation.
Erst dann werden uns bestimmte Länder außenpolitisch respektieren.
Wenn man gemeinsam entscheidet, wo der Fokus in den kommenden Jahren liegen soll, kann man auch die Armee(n) bedarfsgerecht ausrüsten.
@Der Realist:
Europa bzw die EU ist schon ein schwieriger, aber unzureichender Rahmen.
Notwendig wäre eine sinnvolle Arbeitsteilung in der NATO zwischen Europa und Pazifik.
Gründe dafür gibt es nicht nur in der Ukraine:
https://www.atlanticcouncil.org/blogs/ukrainealert/putins-stealth-takeover-of-belarus-gains-momentum/
In Europa ist die Bedrohungsperzeption jedoch auch sehr unterschiedlich und noch gravierender die Einstellung zu Verteidigung (siehe FAZ-Artikel).
Was wäre also von deutscher Seite notwendig?
Eine klare und entschlossene Strategie.
Beispielweise keine eitlen Ausflüge im Indo-Pazifik (ohne echten Effekt), meinetwegen auch keine Beiträge im Antiterrorkampf in der Sahelzone (Takuba), sondern Konzentration auf Bündnisverteidigung in Osteuropa mit einem dann logischerweise starken Schwerpunkt auf Landstreitkräfte.
Aktuell passiert aber das Gegenteil (abgesehen von Takuba).
Die Fähigkeiten der Landstreitkräfte zur Bündnisverteidigung verbessern sich aktuell insgesamt nicht. Ganz im Gegenteil.
Die Seestreitkräfte haben nicht genug Zeit sich für die Aufgabe auszubilden, die Luftwaffe scheint bereits mit Air Policing im Baltikum ziemlich ausgereizt zu sein.
Der Verweis auf Europa – gerade auch von der Ministerin – soll nur davon ablenken, dass der eigene Laden politisch und militärisch am Ende ist.
Auch immer deutlicher wird die Fokussierung der Amerikaner in den Pazifik bei maximal gleich bleibendem Budget:
https://www.smh.com.au/world/north-america/lloyd-austin-calls-for-new-vision-for-american-defence-20210501-p57o16.html
Daraus ergibt sich eine einfache Rechnung:
Die Europäer brauchen ebenfalls eine „neue Vision“ und die wird Geld kosten.
[Wollen wir dann nicht gleich das Original der Rede von Austin verlinken?
https://www.defense.gov/Newsroom/Transcripts/Transcript/Article/2592154/secretary-of-defense-remarks-for-the-us-indopacom-change-of-command/
T.W.]
@Realist
Die Briten planen weitere F35 (wohl B, nicht A, insofern mea culpa) über die bisher bestellten 48 hinaus anzuschaffen (vss zusätzliche 24 für insg 72).
https://www.defensenews.com/global/europe/2021/03/23/new-british-plan-looks-to-boost-f-35-numbers-but-is-it-still-aiming-for-138/
Um die Russen (über Wasser) aus dem Atlantik fernzuhalten sind >130 EF aber durchaus ausreichend. Die Russen kochen auch nur mit Wasser.
@TC
Die Vorstellung, dass Russland das Vereinigte Königreich blockieren könnte ist ziemlich weit hergeholt. Sehr viel einfacher könnten die Briten (bzw die Nato) die Russen in der Ostsee und im Schwarzen Meer einsperren.
@ Positroll
Die Briten (RAF) reduzieren gerade massiv ihre Flotte aus Kostengründen:
EF von 130 auf 108
Sentinel ohne Ersatz ausgemustert
7 Sentry werden durch 3 gebrauchte 737 mit 2 Jahren Fähigkeitslücke ersetzt
Chinook werden in der Anzahl reduziert
Hercules wird ohne Ersatz ausgemustert
Puma soll bis 2025 die Flotte verlassen. Nachfolger erst ab 2027
4 BAe146 ausgemustert und durch 1 geleasten Titan Airways 321neo ersetzt
F-35B-Bestellung wird zugunsten Tempests um 1/4 reduziert
Tankflugzeuge sind alle geleast
Es sieht ziemlich mau aus.
Und darum würde ein gemeinsamer europäischer Haushalt für die Verteidigung Sinn machen
@Der Realist:
Bei so einem europäischen Ansatz wäre dann Großbritannien schonmal nicht dabei.
Grossbritannien finanziert übrigens seine Neuausrichtung teilweise durch erhebliche Einschnitte bei den Landstreitkräften.
Sollen wir dies nun auch so machen, während Rußland seine Präsenz in Weißrussland erheblich ausweitet?
Solange einzelne Staaten eine unterschiedliche Bedrohungsperzeption und eine nationale Industriepolitik haben wird es auch keine einheitliche europäische „Arbeitsteilung“ geben.
Besonders in Deutschland ist die Europäisierung eine Ausrede um das unbequeme Thema Verteidigung möglichst elegant loszuwerden.
Nur sind wir in dem Thema immer weniger wirklich beitragsfähig.
Das zeigt sich auch an aktuellen Übungen:
https://www.nationaldefensemagazine.org/articles/2021/4/16/army-tests-interoperability-in-joint-exercise-with-france-uk
Noch vor und nach der Wahl stehen wesentliche Weichenstellungen zu Aufgaben, Fähigkeiten, Strukturen und damit der Finanzierung der Bundeswehr an.
Bisher ist die Debatte allzu oft von sehr oberflächlichen Argumenten geprägt (2% vs. 10%).
Mal sehen was die Eckpunkte des BMVg zur Zukunft der Bundeswehr an Neuem bringen.
@ Memoria
Ich würde die Briten, nur weil sie nicht mehr in der EU sind, nicht automatisch ausschließen.
Auch andere Länder wie Norwegen sind wichtige Partner der EU-Staaten.
Das würde mit GB, wenn sie es denn wollen, auch funktionieren.
Aber momentan herrscht dort Global Britain mit Ausrichtung auf eigene Atomwaffen und Flugzeugträger, während Heer und Luftwaffe zusammengestrichen werden. Zurück zur alten Seemacht, sozusagen…
Fakt ist doch, dass in Europa fast jedes Land Probleme mit der Finanzierung des Militärhaushalts und Überalterung des Materials hat.
Die Lösung ist so einfach und zum Greifen nahe. Aber man muss es natürlich wollen…
Hier noch eine tiefere Analyse des neuen Ansatzes in UK und ein Vergleich mit Italien:
https://wavellroom.com/2021/04/24/british-should-be-more-italy/
Mit Blick auf die Bündnisverteidigung scheint wohl so ziemlich jeder auf den anderen zu hoffen.
@Der Realist:
Die Briten wollen ziemlich eindeutig nicht.
Es ist eben kein einfaches finanzielles Thema, sondern ein hochpolitisches Thema (Souveränität). Das versteht man sehr gut in Osteuropa und auch Frankreich.
Nur in Deutschland glaubt man offenbar mit einem europäischen Haushalt würden sich die Probleme lösen lassen.
Das ist politisch und militarisch unrealistisch.
Die aktuellen Entwicklungen auf europäischer Ebene (EDF) sind dabei auch nur ein Schritt in Richtung Vergemeinschaftung ohne Vergemeinschaftung von politischen Entscheidungen, Fähigkeiten, etc.
@ Memoria
Es ist genial einfach.
Man legt gemeinsam fest, welche Fähigkeiten und welches Material und wieviel Personal dafür erforderlich sind und welches Budget dafür zu stellen ist.
Als nächster Schritt wird festgelegt, welcher Staat welche Fähigkeiten stellt.
Dann erfolgt gemeinsam die Entscheidung über die Ausstattung. Unterschiede bei gleicher Basis sind zu akzeptieren, solange das Ergebnis passt.
Dann zahlt jedes Land den gleichen Beitrag pro Einwohner in einen Topf, von dem aus die Projekte bezahlt werden.
@Der Realist:
Ich hatte versucht aus mehreren Blickwinkeln darzustellen warum genau das nicht „genial einfach“ ist.
Aber vielleicht ist ihre Antwort ja auch ironisch gemeint.
Mein Hinweis:
Europäisierung ist aus politischen nicht realistisch
@ Memoria
Meine Antwort ist absolut ernst gemeint.
Die Alternative sehen wir aktuell.
Die Stückzahlen, der Klarstand und das Personal sinken in den europäischen Ländern, während Kosten durch Mehrfachentwicklungen und zu wenig Spezialisierung explodieren.
Am Ende kommen gleiche Fähigkeiten in geringster Stückzahl pro Land heraus, bei denen man natürlich keinen guten Klarstand erreichen kann.
Das ist eine Sackgasse.
Die Armeen der europäischen Länder zusammen sind kleiner als die Armee Chinas, die jedes Jahr weiter wächst.
Denken Sie einmal darüber nach, wohin der jetzige Weg für Europa führt…
Wir könnten mit dem gleichen Budget deutlich besser aufgestellt sein.
@Der Realist, @Memoria: Interessanter Austausch ihrerseits. Das Problem wären dann die nationalen Ängste um die eigenen Rüstungsindustrien. Man müsste also jedem ein Plus versprechen. Ganz im Sinne des 2% Ziels.
Im Hintergrund könnte zudem ein offenes Geheimnis lauern. Wie groß ist der jeweils nationale planerische Wasserkopf an Stabsoffizieren und Generälen, welcher heute alimentiert wird? Oder als praktischer Ansatz, wie hoch ist der prozentuale Anteil an Offizieren der nationalen Armeen?
@Der Realist hat sicher recht, Problem ist aber, wohin mit dem Wasserkopf, wenn offensichtlich wurde, das ein schlanker Planungsstab europaweit sehr viel effizienter ist und durch seine flache Hierarchie auch noch Top Ergebnisse darstellt?
Der britische Soziologe C. Northcote Parkinson lässt grüßen mit seiner Betrachtung der nationalen Admiralität.
@Realist
Natürlich machen all ihre Vorschläge durchaus Sinn, besonders unter finanziellen Gesichtspunkten.
„realistisch“ betrachtet bin ich jedoch viel eher bei @Memoria.
Wir sind vermutlich eines der wenigen Länder (innerhalb der EU), welches ohne mit der Wimper zu zucken, eine nationale Verteidigungsfähigkeit völlig in ein supranationales Gebilde auslagern würde. Hauptsache es sei – hier bewußte Überspitzung – sichergestellt, dass für den Einsatz dieses supranationalen Gebildes dann unser nationales Parlament bis hinunter zum Einzelschützen und Waffentyp eins Einzelsystems die Vorgaben festlegen kann.
Eine solche politische Sichtweise zur Bedeutung und zum Einsatz von Streitkräften existiert aber in kaum keinem anderen Land (Ausnahme vielleicht noch Island), weder in der EU noch NATO noch bei den Aktueren der potentiellen Gegenseite.
Das Eingehen von Bündnissen ergänzt und verstärkt dort immer nur – auch im Bewusstsein der Bevölkerung – die eigene nationale Verteidigungsfähigkeit, welche als eine der nationalen Kernaufgaben wahrgenommen und verstanden wird.
Weitere Schwerpunkte in der Gesamtbetrachtung (bspw. nationale Wirtschaftsförderung) kommen hinzu.
Wir würden militärisch am liebsten nur irgendwas mit San und Logistik machen, wenn es denn unbedingt sein muss, dabei die eigene Rüstungsindustrie am Weltmarkt wettbewerbsfähig halten, aber deren Produkte auf keinen Fall exportieren…
Das ist in meinen Augen die eigentliche Sackgasse.
@ fux
Es bedeutet mit Sicherheit Überwindung und einen starken politischen Willen dazu.
Es bleibt aber keine Alternative, wenn man nicht a) den jeweiligen Verteidigungshaushalt auf Kosten anderer Bereiche erhöhen möchte, oder b) damit leben kann, dass man am Ende der Abwärtsspirale eine unglaublich teure und gleichzeitig sehr schwache, kleine Armee hat, die nichts bewirkt.
Es geht um gemeinsame Werte und auch Interessen, die stärker sind als die nationalen Unterschiede.
Wenn man erkennt, dass diese Werte und Interessen gegenüber anders denkenden Staaten nur gemeinsam erhalten werden können, muss man die nationale Seite zurückstellen.
Ansonsten landen wir wie jedes andere europäische Land aufgrund der Bevölkerungszahl, der Wirtschaftskraft und der militärischen Fähigkeiten in der internationalen Bedeutungslosigkeit.
Wir (D) sind 1 Prozent der Weltbevölkerung, auf uns hört niemand und auf uns wartet auch niemand.
Das klingt hart, aber es ist Fakt. Hier genauso wie z.B. in GB.
@Fux
„…aber deren Produkte auf keinen Fall exportieren…“
Wir freuen uns auf unsere weitere Zusammenarbeit für die israelische Marine. Solange noch Zeit ist… (smiley) Shalom aus Israel!
@Fux
Ihre gesamte Betrachtung ist doch sehr einseitig und nicht wirklich zutreffend.
Zum Beispiel das mit dem Export. Die Deutsche Bevölkerung hat mit Rüstungsexporten in EU Länder keine Probleme. Eher mit Exporte in „Problemländer“ oder in Krisenregionen oder mögliche Krisenregionen. Deutsche G36 nach Frankreich oder eine K130 nach Spanien hätte damals keine Mehrheit gestört (mal als fiktive Beispiele).
Dann noch die Betrachtung der „Kernaufgabe des Staates“ (nationale Verteidigungsfähigkeit) in anderen europäischen Staaten.
Also mir fallen da gleich mal ein paar EU Länder ein, die Teile ihrer „Kernaufgabe“ komplett aufgegeben haben und sie in supranationale Bündnisse verlagert haben. Auch einiges ehemalige „Weltreiche“ sind da nicht so engstirnig und sehen am Ende auch die finanziellen Entlastungen für ihren Staatshaushalt und dass sie mit ihrer eigenen Armee auch nicht wirklich alleine eigenständig große Pläne in der Welt umsetzen können.
Frankreich & UK sind hier die ganz große Ausnahmen, sind aber auch die einzigen Atommächte.
Die wirtschaftlichen Interessen sind da natürlich schon eine ganz andere Hausnummer.
Hier könnte Deutschland (weil DEU es sich finanziell erlauben kann) in Europa den größten Teil beitragen:
Aufgabe einiger großer Rüstungssparten und vermehrter Einkauf von Rüstungsgüter in anderen europäischen oder EU Staaten.
Wenn dann in der theoretischen Zukunft die Schiffe nur noch in Spanien/Frankreich/Italien/Niederlande gebaut werden und die Panzer nur noch in Spanien/Frankreich und die Schützenpanzer in Italien/Schweden/Frankreich und Flugzeuge in Italien/Frankreich/Schweden und Hubschrauber in Italien/Frankreich und der gesamte Rest verteilt auf die anderen Staaten wäre das ein sehr großer Synergieeffekt für alle.
@Realist
„Es bleibt aber keine Alternative, wenn man nicht a) den jeweiligen Verteidigungshaushalt auf Kosten anderer Bereiche erhöhen möchte“
Ähm, und warum soll die Erhöhung des Verteidigungsetats bitte keine Option sein? Wir sind die viertgrößte Volkswirtschaft der Erde, mit einer Bevölkerung von 82 Millionen, un die Wachstumsprognosen wurden gerade erst auf 3,5% angehoben.
Aber im Vergleich zu 1960-90, gemessen am BIP, ist unser gegenwärtiger Vtg HH verdammt mager – ebenso wie unsere Truppenstärke (und das Jahre nach der illegalen Annexion der Krim – während aktuell Russland drohend 150.ooo Mann an seiner Westgrenze auffahren lässt).
Alles was es dafür braucht, ist der politische Wille – und der ist sehr viel eher erreichbar, als die Chimäre einer europäischen Armee.
Dabei müssen wir aber nicht mit China zahlenmäßig mithalten – China liegt mit so ziemlich allen seinen Nachbarn im Clinch, inkl den Japanern, Vietnamesen, Südkoreanern und den 1,2 Milliarden Indern.
Es reicht, wenn wir in Europa auf konventioneller Ebene Russland Paroli bieten können. Einem Russland, das stets auch genug Truppen in Fernost und im Kaukasus bereithalten muss. Bei gerade einmal
140 Millionen Russen
gegenüber
80 Millionen Deutschen,
67 Mio Franzosen,
38 Mio Polen,
20 Mio Rumänen* etc etc
ist das so schwer nicht, wenn man das ganze nur als Ziel ausreichend ernst nimmt. Schon gar nicht, wenn man östlichen NATO/EU Staaten sowie den
40 Mio Ukrainern entsprechend ernsthafte Militärhilfe zukommen lassen würde.
*Die Rumänen haben alleine ca 70.ooo Mann unter Waffen.
https://de.wikipedia.org/wiki/Armata_Rom%C3%A2n%C4%83
@TC
Ja, klar. Einfach mal so nebenher die gesamte dt Rüstungsindustrie plattmachen. Super Idee.
@all
The UK Carrier Strike Group sails
https://www.youtube.com/watch?v=uJ6R1zNF7oo
First Jets land on HMS Queen Elizabeth ahead of exercise Strike Warrior
https://www.youtube.com/watch?v=03c_-TbPeAU
@ Positroll
Weil eine Durchsetzung der Erhöhung des Verteidigungshaushalts in Anbetracht der Kosten, die in den kommenden Jahren durch COVID-19 entstehen, eine Herausforderung sein dürfte.
Und ehrlich gesagt, ist es auch nicht notwendig.
Wir brauchen auch keine Panzer, um Putin zu bekämpfen. Dieser Krieg fände mit Sicherheit nicht auf dem Schlachtfeld statt.
Es wird in Europa genug für die Verteidigung ausgegeben, aber eben nicht effektiv, weil national, genutzt.
Es sind über 200 Milliarden Euro pro Jahr. Das ist eine Menge Geld, die an vielen Stellen versickert oder für unnötige Dinge verwendet wird.