Militärausgaben trotz Pandemie weltweit gestiegen

Die weltweiten Militärausgaben sind im vergangenen Jahr trotz der Coronavirus-Pandemie nach Berechnungen des Stockholmer Friedensforschungsinstituts SIPRI um 2,6 Prozent auf fast 2.000 Milliarden US-Dollar gestiegen. Da zugleich die Wirtschaftsleistung der meisten Nationen zurückging, stieg der Anteil der Rüstungs- und Verteidigungsausgaben am Bruttoinlandsprodukt im weltweiten Durchschnitt von 2,2 Prozent im Jahr 2019 auf 2,4 Prozent im vergangenen Jahr. Deutschland rückte aufgrund der Steigerung des Verteidigungshaushalts vom achten auf den siebten Platz der Länder mit den höchsten Ausgaben.

Nach den Zahlen, die SIPRI am (heutigen) Montag veröffentlichte, hatte die Pandemie bislang keine signifikante Auswirkung auf die Rüstungsausgaben, wenn auch einige Länder weniger Geld für ihr Militär zur Verfügung stellten als zuvor geplant. Das höchste Budget für militärische Zwecke haben nach wie vor die USA, die im vergangenen Jahr den Etat um 4,4 Prozent aufstockten, gefolgt von China, Indien, Russland und Großbritannien. China, dessen tatsächlicher Verteidigungshaushalt nur geschätzt werden kann, hatte im vergangenen Zehnjahreszeitraum zudem mit 76 Prozent das stärkste Wachstum in diesem Bereich.

Die Übersicht der 15 Staaten mit den höchsten Militärausgaben:

Der Anteil des Verteidigungshaushalts am Bruttoinlandsprodukt, in der nordatlantischen Allianz angesichts der angestrebten zwei Prozent auch als NATO-Quote bezeichnet, ist in etlichen Bündnisländern über diese Zielmarke gestiegen – allerdings dürfte das, so schätzt SIPRI, mehr mit dem Rückgang der Wirtschaftsleistung durch die Pandemie zu tun haben. Inzwischen erreichen zwölf Mitgliedsländer diese Quote, drei mehr als im Jahr zuvor: So hat Frankreich, auf der Liste der Nationen mit den höchsten Ausgaben knapp hinter Deutschland, im vergangenen Jahr erstmals seit 2009 diese Marke überschritten. Deutschland blieb allerdings trotz der Zunahme des Wehretats weiterhin deutlich unter dem vereinbarten Ziel.

Auffällig ist, dass unter den Top 15 nur drei Länder bei ihren Militärausgaben niedriger lagen als zehn Jahre zuvor: Die USA mit minus 10 Prozent, Großbritannien mit minus 4,2 Prozent und Italien mit minus 2,3 Prozent. Im Falle der USA stiegen die Ausgaben erst in den vergangenen drei Jahren wieder an, unter anderem wegen mehrerer Großprojekte und der Modernisierung der Atomwaffen. Die Steigerung war unter dem früheren US-Präsidenten Donald Trump begonnen worden. Deutschland dagegen verzeichnete als einziges der größeren NATO-Mitgliedsländer eine deutliche Steigerung von fast 30 Prozent in diesem Zehnjahreszeitraum.

China verzeichnet nach Angaben des Stockholmer Instituts seit 26 Jahren eine kontinuierliche Erhöhung seiner Militärausgaben – die längste Zeit ununterbrochener Steigerungen, die SIPRI in seinen Daten finden konnte. Das Land sei zudem das einzige, das trotz der Aufstockung des Etats seinen Anteil der Rüstungsausgaben am Bruttoinlandsprodukt nicht erhöht habe, weil die Wirtschaftsleistung insgesamt ebenfalls gestiegen sei.

Die Pressemitteilung von SIPRI hier

TRENDS IN WORLD MILITARY EXPENDITURE, 2020

(Foto: Royal Air Force Typhoons of No. IX(B) Squadron depart RAF Lossiemouth enroute to Romania for Op BILOXI, 22nd Apr 2021 – Aeris Finney/RAF/Crown Copyright; Tabelle: SIPRI)