Militärausgaben trotz Pandemie weltweit gestiegen
Die weltweiten Militärausgaben sind im vergangenen Jahr trotz der Coronavirus-Pandemie nach Berechnungen des Stockholmer Friedensforschungsinstituts SIPRI um 2,6 Prozent auf fast 2.000 Milliarden US-Dollar gestiegen. Da zugleich die Wirtschaftsleistung der meisten Nationen zurückging, stieg der Anteil der Rüstungs- und Verteidigungsausgaben am Bruttoinlandsprodukt im weltweiten Durchschnitt von 2,2 Prozent im Jahr 2019 auf 2,4 Prozent im vergangenen Jahr. Deutschland rückte aufgrund der Steigerung des Verteidigungshaushalts vom achten auf den siebten Platz der Länder mit den höchsten Ausgaben.
Nach den Zahlen, die SIPRI am (heutigen) Montag veröffentlichte, hatte die Pandemie bislang keine signifikante Auswirkung auf die Rüstungsausgaben, wenn auch einige Länder weniger Geld für ihr Militär zur Verfügung stellten als zuvor geplant. Das höchste Budget für militärische Zwecke haben nach wie vor die USA, die im vergangenen Jahr den Etat um 4,4 Prozent aufstockten, gefolgt von China, Indien, Russland und Großbritannien. China, dessen tatsächlicher Verteidigungshaushalt nur geschätzt werden kann, hatte im vergangenen Zehnjahreszeitraum zudem mit 76 Prozent das stärkste Wachstum in diesem Bereich.
Die Übersicht der 15 Staaten mit den höchsten Militärausgaben:
Der Anteil des Verteidigungshaushalts am Bruttoinlandsprodukt, in der nordatlantischen Allianz angesichts der angestrebten zwei Prozent auch als NATO-Quote bezeichnet, ist in etlichen Bündnisländern über diese Zielmarke gestiegen – allerdings dürfte das, so schätzt SIPRI, mehr mit dem Rückgang der Wirtschaftsleistung durch die Pandemie zu tun haben. Inzwischen erreichen zwölf Mitgliedsländer diese Quote, drei mehr als im Jahr zuvor: So hat Frankreich, auf der Liste der Nationen mit den höchsten Ausgaben knapp hinter Deutschland, im vergangenen Jahr erstmals seit 2009 diese Marke überschritten. Deutschland blieb allerdings trotz der Zunahme des Wehretats weiterhin deutlich unter dem vereinbarten Ziel.
Auffällig ist, dass unter den Top 15 nur drei Länder bei ihren Militärausgaben niedriger lagen als zehn Jahre zuvor: Die USA mit minus 10 Prozent, Großbritannien mit minus 4,2 Prozent und Italien mit minus 2,3 Prozent. Im Falle der USA stiegen die Ausgaben erst in den vergangenen drei Jahren wieder an, unter anderem wegen mehrerer Großprojekte und der Modernisierung der Atomwaffen. Die Steigerung war unter dem früheren US-Präsidenten Donald Trump begonnen worden. Deutschland dagegen verzeichnete als einziges der größeren NATO-Mitgliedsländer eine deutliche Steigerung von fast 30 Prozent in diesem Zehnjahreszeitraum.
China verzeichnet nach Angaben des Stockholmer Instituts seit 26 Jahren eine kontinuierliche Erhöhung seiner Militärausgaben – die längste Zeit ununterbrochener Steigerungen, die SIPRI in seinen Daten finden konnte. Das Land sei zudem das einzige, das trotz der Aufstockung des Etats seinen Anteil der Rüstungsausgaben am Bruttoinlandsprodukt nicht erhöht habe, weil die Wirtschaftsleistung insgesamt ebenfalls gestiegen sei.
Die Pressemitteilung von SIPRI hier
TRENDS IN WORLD MILITARY EXPENDITURE, 2020
(Foto: Royal Air Force Typhoons of No. IX(B) Squadron depart RAF Lossiemouth enroute to Romania for Op BILOXI, 22nd Apr 2021 – Aeris Finney/RAF/Crown Copyright; Tabelle: SIPRI)
Um die Daten von SIPRI zumindest für Deutschland einzuordnen:
2020 Ausgaben für Verteidigung laut SIPRI: ca. 46,3 Mrd. EUR (Quelle: https://sipri.org/sites/default/files/Data%20for%20all%20countries%20from%201988%E2%80%932020%20in%20local%20currency%20%28pdf%29.pdf, S.20)
2020 Ausgaben für Verteidigung (EPl. 14) laut Bundesregierung: ca. 45,6 Mrd. EUR (Quelle: https://www.bundeshaushalt.de/#/2020/soll/ausgaben/einzelplan/14.html)
2020 Ausgaben für Verteidigung gemeldet an die NATO: ca. 50,3 Mrd. EUR (Quelle: https://augengeradeaus.net/2021/02/verteidigungshaushalt-zahlenspiele/)
Als Zahlenfreak machen mich diese Unterschiede wahnsinnig, aber das ist nur ein trauriges Einzelschicksal…
Interessante Statistik! Nachdenklich stimmt mich, dass Frankreich und Deutschland fast genauso viel für die Verteidigung ausgeben. Frankreich besitzt jedoch eine wesentlich bessere, umfänglichere und teurere Ausrüstung als Deutschland – z.B. Atom-Waffen, Atom-U-Boote, Flugzeugträger, eine breit aufgestellte Luftwaffe usw.! Auch bei Auslandseinsätzen ist Frankreich sehr aktiv. Warum kann Deutschland mit gleichen Mitteln nicht wenigstens die konventionellen notwendigen Ziele finanzieren? Zur Lösung dieses Problems gibt es bestimmt noch einige Beraterverträge, die noch lange laufen…? Liegt es bei uns daran, dass alle Rüstungsgüter „eierlegende Wollmilchsauen“ sein müssen – nämlich Alleskönner? Hohe Offiziere der Bundeswehr haben dies bereits kritisiert und praktische, unkomplizierte und im Alltag belastbare Waffensysteme gefordert.
Guten Morgen.
Gibt es auch eine weiterführende Aufschlüsselung, inwiefern diese Ausgaben investiv sind? Bei uns in D wird recht viel Geld für die Besoldung o.ä, jedoch nicht für neues Material ausgegeben.
In Ländern wie China oder Indien könnte man wesentlich geringere Löhne vermuten, was mehr Raum für Material ließe, aber auch Vergleiche wesentlich schwerer macht.
Das ist auch eine Sache, die viele „Pazifisten“ gerne außer acht lassen.
Praktisch … sich im Bündnisrahmen die Verteidigungsausgaben mit Verweis auf ein sinkendes BIP schönzurechnen. Innovativer Ansatz …^^
[Wer tut das? T.W.]
Wirklich überraschend sind diese Zahlen nicht, insofern wundert mich jenes trotz. Die meisten Staaten hatten 2020 mit guten Wirtschaftsdaten begonnen; in ihren Budgets taucht die Rezession erst allmählich auf.
Ohnehin versuchen Regierungen gerade in Krisenzeiten, die Wirtschaft durch öffentliche Aufträge anzukurbeln und Arbeitsplätze zu erhalten. Nicht zuletzt dreht sich die Erde weiter, schwelende Krisen dauerten an oder verschärften sich sogar.
Mitunter sogar just wegen der Pandemie. So darf man fragen, ob Präs. Erdogan derart konfrontativ im Mittelmeer agieren würde, hätte er nicht vom Versagen seines Regimes abzulenken. In der Folge steigen die Militäretats Griechenlands und der Türkei.
Naja, Rüstung ist planungsmäßig ein ziemlicher Supertanker und dass man dessen Kurs nicht mal eben wegen einer seit gerade mal einem Jahr statt findenden Pandemie rumreissen kann, sollte auf der Hand liegen.
Deswegen finde ich die etwas reisserische Überschrift dazu in den Medien heute blödsinnig.
Spannend wird es dann in einigen Jahren.
„Als Zahlenfreak machen mich diese Unterschiede wahnsinnig, aber das ist nur ein trauriges Einzelschicksal…“
Man darf Äpfel und Birnen nur bedingt vergleichen.
Es gibt einiges was von der NATO als wertvoller Beitrag zur Vtg verstanden wird, aber in D nicht unter den VtgHH fällt sondern von anderen Budgets abgedeckt wird:
– Laufende Auslandseinsätze zwecks Stabilisierung (Aussenministerium)
– Teile der Küstenwache (Innen / Finanz)
– Verbesserung der Infrastruktur zur Verlegung von US Truppen von der Nordsee nach Osten: insb Häfen, Eisenbahnen und Autobahnen (Wirtschaftsmin)
– Härtung der Computernetze gegen russische etc Hacker
(Min für Technologie?)
– Dt Anteil an Europäischen Rüstungsprogrammen, über EU HH finanziert
Ich könnte mir auch gut vorstellen, dass SIPRI zB Rentenzahlungen nicht unter relevante Rüstungsausgaben packt, da Rentner nicht mehr schiessen …
Immer wieder erstaunlich, dass Länder wie Italien und Frankreich weniger ausgeben als wir, obwohl sie besser ausgerüstet sind…
@Der Realist
Abgesehen vom FRA Nuklearpotenzial und ITA Trägern (sind das welche?) lerne ich gern, womit dies „besser ausgerüstet“ belegt ist.
Ich fände es allerdings toll, wenn in größeren Publikationen die Problematik der Vergleichbarkeit der Zahlen zumindest abgeschnitten würde (Stichwort Kaufkraftparität).
Die Zahlen so anzubieten verzerrt das ja enorm.
[Beschwerden bitte an SIPRI. T.W.]
@KPK
Vergleichen Sie einmal die Ausrüstung der jeweiligen Luftwaffen und Marinen mit unseren Teilstreitkräften.
Das sind deutliche Unterschiede.
Manche Länder wie Großbritannien werden ihre Ausgaben noch weiter steigern müssen, wenn solche Großmachtsgedanken und -demonstrationen wieder angesagt sind:
https://www.navalnews.com/naval-news/2021/04/uk-announces-record-size-and-scope-of-carrier-strike-group-deployment/
Bei soviel Nationalismus und Selbstüberschätzung kann man wirklich nur den Kopf schütteln…
@Klaus-Peter Kaikowsky
Unsere europäischen NATO -Partner kochen auch nur mit Wasser. In der Fachpresse und den internationalen Foren begegnet man den gleichen Problemen und Kritiken, wie wir sie aus Deutschland kennen.
Auch können Eindrücke täuschen, wie uns Studien gezeigt haben, die bspw. dem britischen Heer eine schlechtere Einsatzbereitschaft als dem deutschen bescheinigen.
Was man im Ausland besser macht, ist, dass man sich seltener selbst im Weg steht. Vor allem Rüstungsprojekte werden konsequenter durchgezogen.
@Der Realist
Meines erachtens ein unrealistischer Vergleich.
Die „Royal Navy“ sowohl als auch die „Marine nationale Française“ erfüllen Aufträge im globalen Maßstab.
Explizit nach dem Brexit folgt mit der Indienststellung der zwei neuen Carrier der QEC-Klasse die Umsetzung von Johnsons „Global Britain“.
Oft nicht bekannt, aber FRA verfügt über die weltweit größte Küstenlinie aufgrund seiner indo-pazifischen Besitzungen. Dort zählt maritime Präsenz.
Vergleichend können daher allenfalls die Heere der Drei herangezogen werden, wobei ich feststelle: advantage Germany.
Zum vorigen Eintrag, leider zu spät entdeckt, die Royal Navy „setzt Segel“.
The UK Carrier Strike Group’s globe-spanning maiden deployment will feature visits to India, Japan, Republic of Korea and Singapore …
Record size and scope of UK Carrier Strike Group deployment announced.
A US Navy destroyer, a frigate from the Netherlands and a squadron of US Marine Corps F-35B jets are also fully integrated.‘
Defence Secretary Ben Wallace said:
„When our Carrier Strike Group sets sail next month, it will be flying the flag for Global Britain [fettvKPK] – projecting our influence, signalling our power, engaging with our friends and reaffirming our commitment to addressing the security challenges of today and tomorrow“.
Ein Chief DEU Navy kann sich so nicht äußern, politisch sowieso nicht, qua Kampfkraft aber auch nicht.
https://www.gov.uk/government/news/record-size-and-scope-of-carrier-strike-group-deployment-announced
Womit nachgewiesen wäre, dies ist nicht Kragenweite von „Deutsche Marine“.
@Der Realist:
So eine Strike Group unterhält man, wenn sie sich rechnet. Und wo soll die bitte, gegeben bestehender Bündnisse GB, zum Einsatz kommen, wo nicht sehr viel früher und sehr viel effektiver ein US Pendant vor Ort wäre? Ein Pendant das entsprechend politisch untermauert wäre.
Oder verleast man die Strike Group an Drittstaaten?
Italien ist interessant was input zu output anbelangt.
@Der Realist
Dass die Luftwaffen und Marinen dieser Länder umfangreicher sind, ist kaum verwunderlich. Deutschland hat nun mal keine Gebiete in Übersee, die es zu schützen gelte. Auch in Europa selbst verfügen sie über größere Lufträume und Seegebiete als wir.
Nicht zuletzt spielen historische Gründe eine Rolle, wie Sie ja selber hervorheben. So darf man fragen, ob Boris Johnsons Flottenprogramm wirklich britischen Interessen dient, oder ob es nicht eher die ‚Rule Britannia‘-Nostalgie der Rechten befriedigt.
Aus deutscher Sicht ist vor allem aufs Heer zu schauen, gerade vor dem Hintergrund der Wiederaufwertung der Landesverteidigung. Und da fällt auf: Sowohl im Vergleich zu unseren Nachbarn als auch in Anbetracht dessen, was man von einem Heer dieses Umfangs erwarten würde, ist eigentlich nur die deutsche Artillerie zu klein geraten.
Die Verfügbarkeit des Materials ist das eigentliche Problem, der wahre Skandal. Doch da scheint es bei den anderen größeren Staaten kaum besser bestellt. Laut RAND stehen die Franzosen nur wenig besser da, die Briten und Italiener sogar schlechter.
@ Dr. Wolfgang Reppin und @ der Realist:
Man darf bei Vergleich der aktuellen Ausgaben nicht vergleichen, was in den Ländern in den letzten 30-40 Jahren beschafft wurde. Sondern nur das, was gerade betrieben wird (Betriebskosten) und das was gerade beschafft wird (Invest-Kosten). Und dann sollte man nicht nur auf die Stückzahlen sondern auch auf die Qualität des Gutes und sein Alter schauen. Ich bin sicher, dass diese Betrachtungsweise den Vergleich mit Italien und Frankreich relativiert.
Wir haben derzeit die Beschaffung von 10 Kampfschiffen unter Vertrag (1 F125, 5 K130, 4 F126). Und zwei U-Boote in der Pipeline. Ich weiß nicht wie das Frankreich und Italien diesbezüglich aussieht – aber traditionsgemäß sind die Marinen dort ja sehr gut aufgestellt.
Wir haben 38 EF zur Beschaffung unter Vertrag. Wie sieht es da in Frankreich und Italien aus?
Beim Heer sind meiner Kenntnis nach vor allem die Auslieferung der 100 Leopard A7V bei den Kampfpanzern unter Vertrag. Was läuft da in Frankreich und Italien?
Bei den Schützenpanzern sind wird gerade nach Abschluss von 350 Pumas in einer Lücke (Modernisierung bzw. 2. Los). Wieviel Schützenpanzer auf Ketten haben denn Frankreich und Italien gerade in der Pipeline?
Das sind jetzt natürlich nur ein paar markante Beispiele, die man sicher kritisieren kann und für die man bei Frankreich und Italien andere Projekte ins Feld führen kann. Aber dennoch – so schlecht sieht der Vergleich bei den Beschaffungen nicht aus.
Die britischen Anstrengungen passen exakt in das Selbstverständnis von „nach dem Brexit“,
Die Maxime Londoner Außen- und Sicherheitspolitik wird im Schlagwort „Global Britain“ der Johnson Government offensiv angesprochen.
Unterstrichen wird die Erwartung an künftige eigene – neue – Größe durch die Verteilung des Budgets: wesentliche Nutznießer sind Flotte und Navy mit ihren 2 Carriern bzw. F-35.
Das Heer gibt dagegen 1/4 seine Panzerflotte ab.
SWP spricht bei »Global Britain« von „sich positionieren als eigenständige Führungsmacht globaler Reichweite“. Nun befindet sich das UK zwar inzwischen außerhalb der EU, aber innerhalb der NATO. Was dort in Umsetzung der „Integrated Review“ vom 16. März 2021 abläuft, darf Deutschland als Zentralmacht Europas nicht gleichgültig bleiben.
Feststellung ist nämlich, die Reduktionen in der British Army werden aktuell nirgends kompensiert. Es wird eine Fähigkeitslücke bei mechanisierter Kampftruppe, Artillerie und Pioniertruppe erzeugt, die nicht wirklich hinnehmbar ist.
https://www.swp-berlin.org/publikation/die-eu-und-global-britain-so-nah-so-fern/
@TW:
Tatsächlich hat SIPRI damit weniger zu tun, da sie ja nur die Zahlen liefern (und PPP durchaus ansprechen).
Es wäre mMn die Aufgabe von journalistischen Angeboten, die rohen Zahlen einzuordnen. Außerhalb dieses Blogs würde ich bezweifeln, dass die Autor*innen der entsprechenden Artikel in Spiegel, taz & Co. sich der Problematik bewusst sind.
Somit entsteht beim Leser der Eindruck, die USA gäben das dreifache von Russland+China aus. Das halte ich für unglücklich, da eben irreführend.
Die Großmacht-Allüren Großbritanniens sind wirklich kaum zu ertragen.
Dem Land geht es finanziell nicht wirklich gut und man reduziert an diversen Stellen im Verteidigungshaushalt, um sich 2 Träger mit eher schwacher Bewaffnung und die Begleitschiffe zu leisten, die man eigentlich woanders bräuchte.
In Italien sieht das anders aus. Der Haushalt ist relativ klein, aber man hat trotzdem immer das passende Gerät in ausreichender Stückzahl in Marine und Luftwaffe zur Verfügung. Stichworte hier CSAR, Chinook, Tankflugzeuge, moderne Trainer, 1 Flugzeugträger und ein amphibisches Angriffschiff, was auch für den Einsatz der Flugzeuge vorgesehen ist, moderne U-Boote in der Pipeline, Fremm-Fregatten, Zerstörer, usw.
Man ist auch immer an der Entwicklung und/oder Produktion beteiligt, wie beim AMX, dem Tornado, Eurofighter, der F-35, der Chinook, oder jetzt beim Tempest.
Da hinken wir meilenweit hinterher.
Von Frankreich möchte ich gar nicht erst reden.
@Nachhaltig:
„die Beschaffung von 10 Kampfschiffen unter Vertrag (1 F125, 5 K130, 4 F126). Und zwei U-Boote in der Pipeline. (…) Wir haben 38 EF zur Beschaffung unter Vertrag.“
Aber diese Beschaffungen und Vertragssummen sind nun auch nicht komplett in dem 2020er Wehrbudget abgebildet, also ist ihr Vergleich mit den ZUKÜNFTIGEN Beschaffungen auch sehr hinkend.
Man müsste mal schauen, ob national gesehen der Lohn der Soldaten (DEU, ITA, FRA) im Vergleich zur „normalen“ nationalen Bevölkerung höher oder niedriger ist.
In Deutschland verdient (mit Rücklagen/Nachversicherung für die Rentenversicherung bei Zeitsoldaten) der Soldat mehr als der Durchschnittsarbeitnehmer.
Wie das nun in Frankreich oder Italien aussieht weiß ich nicht, denke aber die werden nicht so „fürstlich“ bezahlt werden im Vergleich zu ihren Arbeitnehmerlandsleuten.
Dann relativiert sich auch der Wehretat recht schnell. Gleiches zu Trennungsgeldern und ähnlichem.
Trotzdem kann man nach ein paar Jahren Wehretatvergleichen schon sagen, dass die Franzosen „mehr Armee“ für weniger Geld hinbekommen.
Die große entscheidende Frage ist aber: Müssen wir das überhaupt?
Ein höherer Wehretat würde in Deutschland nur wenige Menschen stören, WENN der Großteil in Deutschland/EU bleibt.
Sei es in Form von höheren Sold (untere Ränge), Zusatzleistungen für Soldaten (Bahnfahrten, Nahverkehr, kostenlose Museumsbesuche etc.), Wirtschaftssubventionen für Kleinbetriebe (Garten- und Landschaftsbau am Standort für Rasenmähen, Renovierung der Stuben).
Das zusätzliche Geld geht aber fast immer zum Großteil in Großprojekte, bei denen nur wenige profitieren (ja, Zulieferbetriebe gibt es auch, okay) oder die gleich mal im Ausland sitzen (auch außerhalb EU).
Dafür müssen 50 Milliarden einfach ausreichen! Zur Not weniger Armee.
Mehr Money gibt es nur für obige Beispiele.
Einmal werden Verteidigungs- und Rüstungsausgaben in der Berichterstattung synonym verwendet. Darin liegt schon das Grundproblem der Diskussion.
Denn so wird suggeriert die Ausgaben beziehen sich vorallem auf die Beschaffung von Waffen.
Leider ist dies auch in vielen Medien der Fall. Das hilft nicht wirklich bei der notwendigen Versachlichung der Debatte.
@Warschauen
Wenn Sie obige Tabellen vergleichen, ergibt sich ein Budgetverhältnis von 52,8 (DEU) zu 52,7 Mrd € (FRA).
Augenhöhe nenne ich das.
Was ist „mehr Armee“?
Die FRA Streitkräfte umfassen das übliche Heer (+ Legion), Luftwaffe und Marine. Als Extra rechnen ein und müssen alimentiert werden die Nuklearstreitkräfte, die Gendarmerie, die Feuerwehr von Paris (!) und die neuen Weltraumstreitkräfte.
Seriöserweise lässt sich die Gesamtheit dessen was Frankreich als seine Streitkräfte begreift kaum mit „der Bundeswehr“ vergleichen. Der Umfang (DEU 184.000 zu FRA 207.000) und vor allem die globale Aufgabenzuweisung harmonieren nirgends. Differenziert kann es sein bei ins Verhältnis setzen von Gleichem, also beim klassischen Kampfkraftvergleich, nämlich Pz:Pz, SPz:SPz, ArtGesch:ArtGesch, Fregatte zu Fregatte usw.
Wobei ich die weichen Faktoren wie Gehälter, Sozialmaßnahmen im weitesten Sinn und Versorgungsbezüge bewusst nicht betrachte.
„Es zählt nur auf dem Platz“!
@Dr. Wolfgang Reppin
Frankreich hat deutlich weniger Betriebskosten zu verzeichnen.
Das erreicht man dadurch, das man keine Miete zahlen muss, keine Mehrwertsteuer (denke ich zumindest), keine Systeme versorgen muss, deren Logistikketten man vorher zertrümmert usw.
Privatisierungen kosten viel Geld, weil zivile Beschäftigte mehr Gehalt bekommen, die Unternehmen Gewinn machen wollen und man noch Verwaltungskosten für die regelmäßigen Vertragsverhandlungen aufbringen muss.
Staatliche Rüstungsunternehmen sind auch ein Vorteil, wenn sie effizient gemanagt werdern. Der Gewinn, den man durch Verkäufe an das eigene Militär erzielt, wandert direkt und indirekt (über Steuern) in die Staatskasse.
Darüber hinaus kann man eher abschätzen was funktioniert und was nicht, weil man tiefe Einblicke in die Strukturen hat.
Auch Pensionslasten werden je nach Land unterschiedlich gehandhabt.
Man sieht, in den Ausgabendiagrammen der Nato, dass es ziemlich deutliche Unterschiede bei den Kostenblöcken zwischen den Ländern gibt.
https://www.nato.int/nato_static_fl2014/assets/pdf/2020/10/pdf/pr-2020-104-en.pdf
Seite 5, Grapth 7. Frankreich und Deutschland sind direkt nebeneinander, lässt sich sehr schön vergleichen.
@Warschauen: Natürlich sind 10-jährige Beschaffungen nicht komplett in einem Jahresbudget enthalten. Ich gehe aber sehr wohl davon aus, dass wir im Jahr 2020 für alle von mir gelisteten Systeme Ausgaben hatten. Und nicht nur für die ausgelieferten Systeme (F125, Puma). Auch für die EF und die F126. Ich gehe doch stark davon aus, dass zum Vertragsabschluss Anzahlungen geleistet werden. Und dass es Stufenpläne in den Zahlungen für erreichte Zwischen-Meilensteine für Planung und Produktionsschritte gibt. Wenn man genauer drüber nachdenkt, bezahlen wir jetzt ja schon für das FCAS – nämlich Entwicklungsgelder.. Also – mein Vergleich mit den von Ihnen „ZUKÜNFTIGEN“ genannten Beschaffungen hinkt nicht.
@Ländervergleich D vs. IT oder F:
Was das Hypen anderer Nationen angeht, sollten wir vorsichtig sein.
Zu Italien:
„The Italians’ achilles heel is the poor readiness levels of the Italian Army’s vehicles and the small numbers of the newer vehicles. They spent too little money and redirected much of what they did spend on expeditionary operations abroad, most notably in Afghanistan. As a result, Italy’s heavier units arguably are hollow. Only now are the Italians trying to make up for the difference and restore their capabilities especially with regard to so-called high intensity warfare against peer threats.“
https://wavellroom.com/2021/04/24/british-should-be-more-italy/
Anekdotisch zum Thema ein Kommentar zur „Strong Europe Tank Challenge“ 2016: „Die Italiener sind eigentlich der Anti Terror Zug aus Rom. Die waren vor zwei Jahren das letzte mal auf dem Panzer.“
https://augengeradeaus.net/2016/05/bundeswehr-team-gewinnt-tank-challenge-in-grafenwoehr/comment-page-1/#comment-235681
Zu Frankreich:
Im Mittel zwischen 2013 und 2019 lagen die Klarstandsraten der Hubschrauber im europäischen Frankreich bei ca. 40 %, in Übersee bei ca. 55 % und nur im Einsatz bei ca. knapp 80 %.
https://www.assemblee-nationale.fr/dyn/15/rapports/cion_def/l15b2305-tvi_rapport-avis.pdf (S. 38f)
Und Soldaten, die in Innenstädten patrouillieren, können sich auch nicht aufs Kriegführen vorbereiten.
Nachhaltig sagt: 26.04.2021 um 17:58 Uhr
„Man darf bei Vergleich der aktuellen Ausgaben nicht vergleichen, was in den Ländern in den letzten 30-40 Jahren beschafft wurde. Sondern nur das, was gerade betrieben wird ……“
Man darf nicht nur auf die Stückzahl schielen – was sicherlich wichtig ist, sondern auch wie die Einsatzbereitschaft des Materials aussieht (dazu wurde schon viel geschrieben), ob ausreichend Personal zu Bedienung desselben vorhanden ist (stabil, könnte besser sein) und (am wichtigsten) wie der Ausbildungsstand des Personals aussieht. Sie können die tollsten Rüstungsgüter auf dem Hof stehen haben. Wenn Sie das nicht aus dem effeff bedienen können, weil nicht genug geübt werden kann, ist das alles nutzlos.
Was mich bei der Debatte grade was GB bezrifft andeht ist dass diese Summen und Beschaffungen Träger ect, sowie die Großmachtallüren so einfach von der Bevölkerung geschluckt werden. Man stelle sich vor, bei uns würde sich jemand hinstellen und sagen „wir wollen aber 8 F126 aber mit VLS und Marschflugkörpern“. Dass ist bei anderen Ländern dieser Grösse selbstverständlich wäre aber hier aus politischen und nicht so sehr aus finanziellen Gründen nicht durchsetzbar. Oder eine Nummer kleiner einen der Hubschrauberträger den FRA eh loswerden wollte.
@Der Realist
„In Italien sieht das anders aus“… Und, ich darf anfügen:- CAEW G550, OPTSAT-3000 (Optical Satellite-3000) etc.
Zusätzlich:- „Israel Aerospace Industries has received a 350$ Million Special Mission Aircraft related contract from a major European country. The Contract will be executed by IAI’s ELTA Systems, a global leader in the Special Mission Aircraft domain“ , Genau? https://www.israelnetz.com/politik-wirtschaft/sicherheit/2021/04/09/israel-erhaelt-neues-spionageflugzeug/ Unified AEW&C, SIGINT und Naval Intelligence. Googl: „Das Flugzeug wurde nach den Lehren aus früheren Kriegen und operativen Missionen entworfen und geplant. Der Oron wird mit Schichten automatischer Datensysteme ausgestattet sein, die auf fortschrittlichen Algorithmen und KI basieren und es der IDF ermöglichen, ihre Intelligenzüberlegenheit angesichts künftiger Herausforderungen aufrechtzuerhalten und zu vertiefen.“ Ein ausgeglichener Ansatz in Italien. Schöne Woche!
Die Angst der Brexitgegner war es damals, dass nach einem Brexit nur noch die First- und Secondbest Option der Realpolitik der Brexitbeführworter zur Wahl stünden.
Im Zuge der Debatte um einen Brexit wurde auch deutlich, dass Imperiale Phantomschmerzen in Teilen der konservativen Milieus ein Antrieb der Brexitbeführworter ist.
Was bleibt den Briten noch: Eliteunis für die Sprösslinge der globalen Eliten, das Außenministerium und die Bombe, jetzt gepaart mit einem Unter- bis Mittelklasse Kampfträgerverband.
Der geneigte Leser und Interessierte kann 1&1 zusammenzählen und auf zukünftige Strategie schließen.
Eine möglicher Aspekt wäre, man ist immer als Erster in einem möglichen Theatre und erzeugt Aufmerksamkeit für seine globale Potenz. Schlimmstenfalls mit negativen Konsequenzen für das Theatre selbst.
Das birgt Risiken und wirft Fragen auf: Werden die USA angeritten kommen, wenn den Briten wie vor Gaddafis Libyen die Munition ausgeht? Allgemein, wer schützt die Briten auf kommenden Abenteuern vor sich selbst?
Noch krasser, was wenn diese Politik eines „New-Commonwealth“ den NATO Partnern in die Quere kommt?
P.S: @KPK macht deutlich, dass sich die Briten über die Adresse der europäischen Verteidigung bereits jetzt relativ schlechter stellen. Erwartet man in London, dass die EU fehlende Befähigung kompensiert und ein Sprungbrett ins Abenteuer aufstellt?
@Der Realist
Ich halte die Zahlen unter den Nationen nicht wirklich vergleichbar. Beispielsweise ist der deutsche Verteidigungsetat – meiner Meinung nach – künstlich aufgebläht, um bei der leidigen 2% GDP Diskussion wohlmeinende Tendenzen ableiten zu können. Als Beispiel sei die Drucksache 19/22600 (Bundeshaushalt 2021), Position 518 aufgeführt. Eine Sekunde nach Überweisung des Verteidigungsetats zieht der Finanzminister 4,3 Mrd Euro Mieten und Pachten wieder ein, damit die Bundeswehr ihre Kasernen und Übungsplätze nutzen darf. Deren Mietpreise darf er auch noch selbst festlegen….; da relativiert sich auch eine 28% 10-Jahres Steigerung. Warum kommen mir nur Luftbuchungen a la Wirecard in den Sinn…
Trotzdem sind die SIPRI Zahlen immer wieder interessant und beim Blick auf die 10-Jahres Scheiben auch mal ein Augenöffner, trotz aller statistischen Herausforderungen.
@muck
„Aus deutscher Sicht ist vor allem aufs Heer zu schauen, gerade vor dem Hintergrund der Wiederaufwertung der Landesverteidigung. Und da fällt auf: Sowohl im Vergleich zu unseren Nachbarn als auch in Anbetracht dessen, was man von einem Heer dieses Umfangs erwarten würde, ist eigentlich nur die deutsche Artillerie zu klein geraten.“
Laut Planungen wollen wir bis 2031 drei Divisionen einsatzbereit haben, davon sollen 2 mechanisiert sein, sprich als PzG.- bzw. Pz.-Division firmieren, wir haben derzeit jedoch nur Material für nicht einmal 1,25 Divisionen (ca. 350 KPz pro Pz.-Div. und ca. 350 SPz pro PzG.-Div., die anteiligen jeweiligen SPz für die Pz. fehlen dafür genauso wie entsprechend die KPz für die PzG.-Div.)! Rechnen Sie einfach mal 9 PzG-Bataillone *53 SPz oder 44 SPz ergibt 477 bzw. 396, irgendwie passen die Bestände nicht zu den ausgeplanten Einheiten. Komisch?
Vergleichen Sie einfach mal die polnischen Bestände mit den deutschen, dann sehen Sie wie ‚gut‘ das deutsche Heer aufgestellt ist. Bei uns gibt es dafür Lückenfüller, doch bestimmte Waffensysteme, wie bspw. der Boxer, sind nach dem Dafürhalten von Experten wohl wenig geeignet in Osteuropa abseit von Straßen zu operieren, weil der Boxer schlicht zu schwer ist. Allein dieses Beispiel spricht Bände.
Zur Artillerie schreibt die BW selbst in ihrem Konzeptpapier, dem Thesenpapier [Kommando Heer (Hrsg.): Thesenpapier 1. Wie kämpfen Landstreitkräfte künftig?] es ist davon auszugehen, dass das Heer aus einer Position der Schwäche heraus gegen Rußland operieren muss: „ggf. Unterlegenheit – von Sensoren und Effektoren“ [a. a. O. S. 8-11. Zitat stammt von S. 8].
Das deutsche Heer bleibt ein Papiertiger, selbst nach dem Abschluss der Reformvorhaben! Die materielle, personelle und konzeptionelle Ausrüstung (Weißbuch, Einsatzgrundsätze, Struktur des Heeres usw.) entspricht nicht unserem Rang als europäische Zentralmacht (Schwarz).
Die Osteuropäischen Verbündeten schauen auf Deutschland und hoffen, dass irgendetwas Substanzielles kommt. Doch es herrscht völliges Desinteresse beim überwiegenden Teil der politisch Verantwortlichen an den osteuropäischen Nöten.
Ein Vergleich mit GB und F ist auch nicht weiterführend, weil GB liegt vor dem europäischen Kontinent und Frankreich hat ein riesiges Vorfeld (geopolitische Dimension), zumal diese beiden Länder auch noch Atommächte und in ihrer Selbstwahrnehmung gefühlte ‚Weltmächte‘ sind. Selbstverständlichkeiten hinsichtlich Sicherheitspolitik müssen dort nicht diskutiert werden, wie bspw. das Interessen auch mit militärischen Mitteln geschützt werden.
Es ist die Frage, folgt man einem konstruktivistischen oder einem realistischen Weltbild (politologisch als auch epistemologisch zu verstehen!)?
Was mir bei uns fehlt, ist auch etwas out-of-the-box Denken der Führung und der Industrie.
Ein bestimmtes Muster wird in der Regel von einem sehr ähnlichen Muster ersetzt.
Fregatte ersetzt Fregatte, Helikopter ersetzt Helikopter in gleicher Größe, usw.
Das Thema Drohnen wird stiefmütterlich behandelt und wenn darin investiert wird, dann gleich Milliardenbeträge wie in die Eurodrohne.
Die Kombination Schiff und Drohne beschränkt sich bei uns auf die Ausrüstung der Korvetten und anderer Schiffe später mit senkrecht startenden Drohnen.
Vielleicht sollte man sich darauf einstellen, dass Drohnen für viele Länder bezahlbare Alternativen zu Flugzeugen auf Trägern werden könnten und sich einmal überlegen, wie man solche Schiffe abwehren möchte, die nicht nur bei unseren Freunden kommen werden:
https://www.navalnews.com/naval-news/2021/04/op-ed-is-it-time-for-the-u-s-navy-to-build-the-drone-carrier-warship/
@Stefan H.
Der Finanzminister sollte schlicht Wuchermieten von der BW verlangen 43 statt 4,3 Mrd und schon sind die 2% locker erreicht ;)
Dante sagt: 27.04.2021 um 11:05 Uhr
„Was mich bei der Debatte grade was GB bezrifft andeht ist dass diese Summen und Beschaffungen Träger ect, sowie die Großmachtallüren so einfach von der Bevölkerung geschluckt werden. “
Andere Länder, andere Sitten.
@AOR
Interessant .
In London, erwartet man bezüglich möglicher EU-Befähigung gar nichts. Es ist Johnson schlicht egal, und die Navy sieht sich umschmeichelt mit „Global Britain“ und „Rule, Britannia! Britannia Rule the Waves“.
Nur muss ich der Abqualifizierung der HMS Queen Elizabeth (QEC) und Schwesterschiff Prince of Wales (POW) widersprechen, siehe auch
https://www.offiziere.ch/?p=37029
Die QEC ist kein “Supercarrier”, wie die Gerald-R.-Ford-Klasse der USA, folgt aber unmittelbar, liegt deutlich über der CDG, auch wenn konventionell getrieben.
Bei aller u.U. berechtigten Kritik an den Briten und neuen (alten) globalen Ansprüchen, sie haben eindeutige strategische Ziele, formulieren diese und setzen um. Gleiches für deutsche Zielsetzungen, Klarheit von Gedankenführung und Ansprache erkenne ich nicht.
@all Erstmal obigen Link studieren.
@ Tre Fai. Dann soll doch aber niemand von weltweiter Präsenz und Schutz der internationalen Handelswege schwafeln. Warum stellt sich dass VM nicht hin und sagt“ ein bisschen Ostsee Nordsee Mittelmeer ist Io, mehr können wir den Wählern nicht verkaufen und im übrigen könnt ihr liebe NATO uns mal Kreuzweise“ mit euren Forderungen. Wäre zumindest ehrlich.
Man stelle sich einmal, welche Möglichkeiten der Ausrüstung, Bezahlung und Unterbringung man in der EU erreichen könnte, wenn man nur einen gemeinsamen Topf hätte…
Weniger Parallelentwicklungen, ausreichend Material usw für weniger Etat als jetzt…
Das Trump-Bashing war schon schlimm. Aber nun auch noch unseren britischen Verbündeten „Großmachtallüren“ zu unterstellen ist pure Polemik, wenig sachlich und unseriös.
Setzen, sechs, Großbritannien nicht verstanden. Politik heisst unter Brexit-Vorzeichen, dass man sich global orientiert. Das ist keine Empire-Nostalgie, sondern eine nüchterne Feststellung, dass es im Zeitalter der Globalisierung eben auch ohne die EU geht, wenn man wirtschaftlich erfolgreich sein will. Dazu braucht man Marine, aber kein großes Heer. Ewige Neider scheint es aber leider immer noch zu geben, die andere Lagebeurteilungen sofort wegschmähen.
@Delta
Ihrer Darstellung zur möglichen Planung des Heeres mit drei Div 2031 widerspreche ich grundsätzlich nicht. Leider bleibt für richtiges Runterbrechen der Zahlen, was die zwei mechDiv anbelangt, vieles noch unklar.
Bekannt sind Darstellungen zur Division 2027, wie sie esut.de/2019/08/fachbeiträge … darstellt.
Der bekannte, und mit tiefer Tradition verbundene Begriff einer PzDiv oder PzGrenDiv taucht nicht mehr auf. Es wird dargestellt die „einsatzfähige Division inklusive Divisionstruppen“ und „drei nationale Brigaden als Markenkern“.
Im zugehörigen Bild der Grundgliederung finden sich
– 1 x PzBrig
– 2 x PzGrenBrig
– Aufkl
– Art
– Pi
– Log
– FüUstg
alle ohne Größenangaben. Bei Aufkl, Art, Pi gehe ich von Btl aus, bei Log und FüUstg von Rgt.
Wenn 2 x mechDiv, also die Division 2027, in zweifacher Aufstellung richtig bleibt, wird das Heer im mechanisierten Anteil also über 2 x PzBrig und 4 x PzGrenBrig verfügen. Bei der Binnengliederung der Brig unterstelle ich in den gepanzerten Kampftruppen keine Veränderung.
Daraus resultieren in den PzBrig 2 x PzBtl und 1 x PzGrenBrig, in den PzGrenBrig jeweils umgekehrt. Der Bedarf umfasst dann 8 PzBtl à 44 KPz (= 352) und 10 PzGrenBtl à 44 SPz (= 440).
Diese Zahlen lassen sich darstellen, dann hoffentlich mit KPz Leo 2 A7V und SPz Puma.
Edit/die VJTF 2023 ist als Zwischenschritt mit der ersten autarken Brig neuen Zuschnitts und allen erforderlichen Fähigkeiten zu sehen.
[Das geht jetzt langsam in Details, die mit dem ursprünglichen Thema kaum noch was zu tun haben… T.W.]
@Auslandsdiener
@Dante
Ja, gutes Argument. z.B. https://ukdefencejournal.org.uk/israeli-firm-offers-royal-navy-sea-serpent-anti-surface-missile/ „…Ziele in Entfernungen von mehr als 200 km treffen“, das ist List. Gabriel-5 (Sea Serpent):- 5.5m. 1250kg. engine- “SOREK-4″(Israel), thrust-367 kgf. Tomahawk: -5.56 m. 1310kg. engine- f(F107) thrust-272/318 kgf ( ähm… Vielleicht mehr als 1200 km? Ein maximalistischer Ansatz. „Rule, Britannia! Britannia Rule the Waves“. smiley)
Die Grafik: https://ukdefencejournal.org.uk/sea-serpent_2_825x515/ Grüßen
@K-P-K
„sie (die Briten) haben eindeutige strategische Ziele“
Wenn die Briten etwas NICHT haben, dann sind das strategische Ziele.
Die haben nur reines Wunschdenken und sind in einem Traum gefangen (Film Inception lässt grüßen).
Warum können denn einige Länder so agieren wie sie es tun?
Das hat nicht ausschließlich was mit der Atombombe zu tun.
Die USA haben eine wirtschaftliche Power, eine finanzielle und auch eine Datenpower (Geheimdienste).
Ähnliches bei China. Bei Russland sind es eindeutig die Innenpolitik (keine Demokratie = keine Probleme mit oppositioneller Meinung zu Außenpolitik) und der Rohstoffreichtum.
Nordkorea knechtet seine Leute (Innenpolitik), der Iran stellt alles dem Glauben unter und bei Israel ist es ähnlich und da kommt noch der Wille dazu (Vergangenheit) und dass man sich deshalb stark unabhängig in vielen, fast allen Bereichen gemacht hat. Die Türkei ist auch keine Demokratie mehr und hat die Flüchtlinge als Druckmittel gegenüber EU und den NATO Status und die Russlandnähe gegenüber USA/Russland/EU.
WAS hat davon UK?
Die sind nach dem Brexit nicht mehr DER Finanzplatz (da ist einiges abgewandert und es wird noch mehr abwandern), wirtschaftlich sieht es auch sehr mau aus. Rohstoffe fast nichts. Politische Druckmittel fast keine, vielleicht Geheimdienstvorteile im Vergleich zu anderen EU Staaten. Wille im Volk nicht wirklich vorhanden.
Wenn dann die Brexit-verwerfungen auch beim Volk ankommen, ist innenpolitisch auch ordentlich was los. Weil UK demokratisch ist, wird es da innenpolitisch richtig heiß hergehen (im Gegensatz zu Türkei).
Jedes strategische Ziel von UK ist schon im Vorfeld zum Scheitern verurteilt.
Deren Militärausgaben sind ein reiner Selbstzweck, damit die Binnenkonjunktur (Werftmitarbeiter geht in den Pub und geht shoppen) nicht sofort komplett abgewürgt wird.
@Delta:
Da die Finanzierung weiterhin unzureichend ist (siehe Eckwertebeschluss) und politisch prominente Vorhaben favorisiert werden, ist allein schon die Division2027 – bei unveränderten Rahmenbedingungen – illusorisch.
Damit wird Deutschland auch bis zum Ende des Jahrzehntes keine einsatzbereite, mechanisierte Division haben und schon gar nicht 2 in 2031 und dazu noch die DSK.
Würde hier schon recht oft diskutiert, es ist wirklich ein Papiertiger.
Die Experten in Sachen Boxer sollten das vielleicht mal dem litauischen Heer erklären?
@Auslandsdiener: Vielleicht setzen Sie mal die allzu britenfreundlich gefärbte Brille ab: Johnson bleibt nicht vielmehr als die große Klappe: Die Handelsabkommen einschließlich EU haben bestenfalls den Erhalt des status quo durch die EU-Verträge gebracht (offizielles Ziel der Verhandlungen), von Verbesserung keine Rede. Sie müssen sich jetzt an die üblichen rules of origin halten: Mindestens 50% UK-Wertschöpfung, ansonsten Zoll (das Geeier um die Autos zeigt, was wirklich gespielt wird): Ich hab schon Popcorn zu liegen um mir diese Slapstick-Nummer zu Gemüte zu führen. Wie soll diese Industrie denn soviel Wertschöpfung hinbekommen? Da ist doch kaum noch etwas. Und die Dienstleistungen sind nicht im Paket enthalten.
Ich tippe auf eine Neuauflage der Gaunernummer von 2013 ff als die Behörden Ihrer Majestät ihre Augen ganz fest vor den unterfakturierten Einfuhren chinesischer Händler zudrückten, weil diese Einfuhren wundersamerweise dann in UK zu Hochwertwaren mutierten, die zu korrekten Preisen quer durch die EU vertickt wurden. Die Briten haben damit 1. ihre desaströse Handelsbilanz ein bißchen aufpoliert und konnten 2. Dank der „Wertschöpfung durch Umetikettieren“ ja auch eine nette Steuerbasis anzapfen. Dieser über Jahre fortgesetzte dummdreiste Betrug der Briten (wohlgemerkt der „seriösen“ Cameron-Regierung, Schaden nach OLAF-Berechnungen allein bei den entgangenen Zolleinnahmen zweistelliger Milliardenbetrag) ist letztlich der Grund dafür, dass von den engsten Freunden der Briten (Dänen, Niederländer) keine Silbe der Unterstützung zu vernehmen war: Nach dieser Geschiuchte fragen sich die Eingeweihten, was wohl passieren würde, wenn man einer Johnson-Regierung auch nur den abgebrochenen Fingernagel reicht.
Im Übrigen scheint „Global Britain“ gerade beim Tory-Anhang eher unglücklich gewählt: Die wollten die Globalisierung ja gerade loswerden. In keiner anderen Wählergruppe ist der Begriff so stark negativ bewertet wie bei BoJos Anhang.
@KPK:
Abseits der Details ist das Schnee von gestern (siehe Positionspapier der Ministerin zur Bundeswehr der Zukunft, letzte Meldungen zu ausbleibender Modernisierung von vorhandenem Großgerät, etc).
Geld wäre im Gesamthaushalt durchaus vorhanden, es fehlt an der politischen Priorität für das unbequeme Thema Verteidigung und dann auch noch Rüstung und dann sogar noch Panzer.
Dies bedeutet, dass das Heer der Zukunft (erneut) verkleinert wird und Deutschland somit kaum mehr theoretisch-konzeptionell die Divisionsebene wirklich ausfüllen kann.
1956 im Rahmen der Suez-Krise unternahm GB ein letztes mal den Versuch, ohne die Weltmacht USA seine Interessen militärisch durchzusetzen. In eben diesem Jahr war klar, dass mit Bezug auf die Blockmächte die Krümel schweigen, wenn der Kuchen redet.
Genannte Zäsur kam mir in den Sinn, als @T.W die Metapher des 800 Pfund Golrilla im letzten Sicherheitshalber prägte. Mit der Analogie kam die Frage auf, ob es die EU auf der anderen Seite des Atlantik schaffen möge, auch einen 500 Pfund Gorilla aufzustellen und die USA in Angesicht etwa gleich große rivalisierender Gorilla zu unterstützen.
Was hat das mit diesem Thema des Faden zu tun? Die eine Entwicklung wird durch den globalen Anstieg der Rüstungsausgaben beschrieben, eine weitere Entwicklung durch die Tatsache, dass eine regelbasierte Weltordnung zunehmend untergraben wird. Klar, in diesem Zusammenhang sind Russland (Krim, Ukraine,…) und China (Hong Kong, Uighuren,…) zu nennen, aber auch die Türkei (Ethnische Säuberungen, Islamistischer Extremismus, Mittelmeer, Flüchtlinge als Waffe). Gerade die Türkei als Mittelmacht war der Phantasie aufgesessen, getrieben durch religiösen Eifer, Rücksichtslosigkeit und Kriminalität eigene Interessen eher durchsetzen zu können als im Rahmen der Interessenskollektive EU und NATO. Ein Blick auf den Lira und die Abschaffung der Meinungspluralität im Vielvölkerstaat lässt erahnen, mit welchen Zentrifugalkräften man dort noch zu rechnen hat.
Sicher der Vergleich hinkt, aber auch in London wiederholt man zur Zeit gebetsmühlenartig die Mär vom „Global Britain“. Gleichzeitig gehen die Steuereinnahmen zurück, in Nordirland droht ein alter Konflikt erneut zu entfachen und die Schotten bereiten den Ausstieg aus den Königreich vor.
Die ach so klar formulierte Strategie, welche der ein oder andere Kommentator gerne in Berlin sehen würde (ich auch) ist mehr ein Branding und die Flucht nach vorne, nachdem dem die Brexiteers mit falschen Versprechen und Fake News den Wähler in dieses Abenteurer gestürzt haben.
Es ist also keine Polemik gegenüber dem Alliierten, der ein Rechtsaat und eine Demokratie repräsentiert, sondern die Sorge darüber, wieviel Porzellan zerbrechen muss, bis man dort erkennt, dass die EU wohl der bessere Kompromiss war und sein wird.
@KPK, Ja es ist Johnson scheiß egal, und das ist der Fehler
@Ausslandsdiener, Ja, Sechs, setzen, und zwar die Brexiteers, lieber früher als später.
@all
Och nö, das mutiert ja zu einem „warum ich die Briten doof finde“-Thema. Hat mit dem ursprünglichen Thema nichts zu tun, und das beenden wir jetzt bitte.
@T.W: Keiner findet „die Briten doof“ – ein sehr einfache, beinahe verhöhnende Feststellung- aber man kann durchaus einen kritischen Blick in die Zukunft wagen. Und britische Politik war vieles sehr selten „doof“, wenn gar der Brexit nunja schlecht beraten rüberkommt.