Planung für den Verteidigungshaushalt: Nächstes Jahr mehr, langfristig weniger
Das Verteidigungsministerium kann voraussichtlich für das kommende Jahr mit mehr Geld rechnen als im Haushalt 2021, muss sich aber langfristig wieder auf eine Senkung des Budgets einstellen. Damit wird die Finanzierung von geplanten Großprojekten fraglich. Den Haushaltsentwurf für das kommende Jahr und die Eckwerte für die Jahre 2023 bis 2025 will Bundesfinanzminister Olaf Scholz am kommenden Mittwoch dem Kabinett vorlegen.
Wie am (heutigen) Montag aus dem Finanzministerium (BMF) bekannt wurde, wird der Verteidigungshaushalt nach der Planung für die nächsten Jahre nicht von zusätzlichen Mitteln profitieren. So sei der Nachtragshaushalt für dieses Jahr mit einer Summe von gut 60 Milliarden Euro fast ausschließlichlich für die nötigen Ausgaben zur Bewältigung der Coronavirus-Pandemie vorgesehen. Schwerer wiegt jedoch, dass das Finanzressort in den Jahren danach zusätzliches Geld allein für die Aufgaben vorsehen will, die entweder gesetzlich vorgeschrieben sind oder bereits politisch vom Kabinett festgelegt wurden. Aus allen Ministerien seien deshalb neu vorgetragene Wünsche abgelehnt worden – auch aus dem Wehrressort.
Am Wochenende hatte der Spiegel in seiner jüngsten Ausgabe berichtet, dass der Unterschied zwischen den Haushaltsanmeldungen des Verteidigungsministeriums und den vom Finanzministerium geplanten Ausgaben in den Jahren 2021 bis 2025 fast 42 Milliarden Euro betrage.
Allerdings hatte das Finanzressort für das kommende Jahr im Vergleich zum Verteidigungshaushalt 2021 von 46,93 Milliarden Euro eine einmalige Erhöhung auf 49,3 Milliarden zugesagt – damit steigt auch die so genannte NATO-Quote, der Anteil der Verteidigungsausgaben am Bruttoinlandsprodukt, auf 1,5 Prozent (darin sind auch elf Prozent Ausgaben aus anderen Ministerien enthalten). Das liegt leicht unter der für dieses Jahr prognostizierten Quote von 1,57 Prozent. Für 2022 hatte die bisherige mittelfristige Finanzplanung eine solche Quote von 1,32 Prozent vorgesehen; angesichts der Einnahmeeinbußen durch die Pandemie bedeutet das also eine Steigerung.
Für die Jahre danach zeichnet sich jedoch ein deutlicher Rückgang ab. Nach Informationen von Augen geradeaus! wächst der Unterschied zwischen Anforderungen aus dem Haus von Verteidigungsministerin Annegret Kramp-Karrenbauer und der Planung des Finanzministeriums jedes Jahr deutlich:
2022: BMVg-Anforderung 53,1 Mrd – BMF-Entwurf nunmehr 49,3 Mrd Euro
2023: BMVg-Anforderung 55,4 Mrd – BMF-Entwurf 46,3 Mrd
2024: BMVg-Anforderung 59,3 Mrd – BMF-Entwurf 46,1 Mrd
2025: BMVG-Anforderung 61,5 Mrd – BMF-Entwurf 45,6 Mrd
Für die Liste der Rüstungsvorhaben, deren Finanzierung zum jetzigen Zeitpunkt nicht gesichert ist, dürfte das nun erst recht keine Verwirklichung bedeuten. Fast noch schwerer wiegt die Warnung, die das Verteidigungsministerium in seiner Finanzbedarfsanalyse 2022 aussprach: Wenn der Haushalt langfristig auf dem derzeitigen Niveau bleibt oder noch sinkt, werden die steigenden Kosten für Personal und Betrieb immer weniger neue Beschaffungen ermöglichen.
Allerdings, auch das gehört dazu: In den vergangenen Jahren wurde der Verteidigungshaushalt dann doch stärker erhöht als in den Eckwerten für die Folgejahre vorgesehen. Eine langfristige Planung für Rüstungsvorhaben, die über Jahre finanziert werden müssen, wird damit jedoch nicht einfacher.
(Archivbild: Speiseplan auf der Korvette Magdeburg; bei einem Besuch der damaligen Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen im Juli 2015)
Naja. Kommt sicher auf die zusammensetzung des zukünftigen B Tages an. Die Grünen wollen in Teilen die BW am liebsten abschaffen. Teile der SPD versuchen die Linke links zu überholen. Und viel mehr ist nicht. Wird sicher spannend.
oh je… na ja
erstmal positiv dass es auf Sicht/im nächsten Jahr die Steigerung um weitere 3 Mrd € gibt… das war bei der aktuellen sehr unsicheren finanziellen Lage ja nicht zwingend zu erwarten…
der nächste Haushalt obliegt dann der neuen Bundesregierung…
ob das dann eine Steigerung, ein weiter so auf zu niedrigem Niveau, oder gar eine starke Absenkung bedeutet muss man sehen… und ist stark vom Wahlergebnis Ende des Jahres, von den möglichen Koalitionen und vom weiteren Verlauf der Pandemie und derer wirtschaftlichen/haushaltstechnischen Folgen abhängig…
für eine mittelfristige bis langfristige Planung von Projekten und Beschaffungsvorhaben ist diese Ungewissheit natürlich GIFT… ich würde mir wünschen dass der Bedarf im Einzelplan 14 parteiübergreifend erkannt wird… und weitere Steigerungen, zumindest grob in Richtung der BMVG Anforderungen, langfristig, planbar und zuverlässig hinterlegt werden… man kann die Anforderungen des BMVG ja jeweils um 1-2 Jahre zeitversetzt nach hinten verwirklichen (mit entsprechenden Verschiebungen der Großvorhaben) … aber das Ganze wenigstens planbar für alle gestalten!!!
also so in der Art….
2022: BMVg-Anforderung 53,1 Mrd – BMF-Entwurf nunmehr 49,3 Mrd Euro
2023: BMVg-Anforderung 55,4 Mrd – BMF-Entwurf 51,0 Mrd
2024: BMVg-Anforderung 59,3 Mrd – BMF-Entwurf 53,1 Mrd
2025: BMVG-Anforderung 61,5 Mrd – BMF-Entwurf 55,4 Mrd
2026: BMVG-Anforderung xx,x Mrd – BMF-Entwurf 59,3 Mrd
2027: BMVG-Anforderung xx,x Mrd – BMF-Entwurf 61,5 Mrd
das wäre doch ein guter Kompromiss ;-)
ich weiß… ich bin ein Optimist… aber besser ein Optimist als alles schwarz zu sehen :-P
ein anderes Szenario wäre auch dass man ab 2022 den Etat bei 50 Mrd € festschreibt und „nur“ um die jährliche Teuerungsrate weiter steigert… dann muss man entsprechende Anforderungen an die Leistungsfähigkeit der einzelnen TSK halt entsprechend streichen/nach unten planen…
aber es wäre wenigstens auch planbar :-P
Niemand in dieser Bundesregierung (AKK einmal – vielleicht – ausgenommen) hat die Absicht, der Bundeswehr die notwendigen finanziellen Mittel für eine auftragsgerechte Ausrüstung zu beschaffen. Zum einen gibt es dafür keinen Applaus von der Partei der Kanzlerin und den ihr nahestehenden Medien (sarkastischerweise ist damit die Partei der Grünen gemeint; mit der CDU verbindet die Kanzlerin – außer dem Parteibuch – schon lange kaum mehr etwas), es dient also nicht unmittelbar der Wiederwahl. Zum anderen wäre mit einer auftragsgerechten Ausrüstung mittelfristig die Gefahr verbunden, dass ernstgemeinte Aufforderungen der Bündnispartner kämen, Deutschland möge seinen Bündnispflichten auch in der Realität nachkommen und eventuell den hohlen Sonntagsreden zur Multilateralität auch einmal Taten folgen lassen, aka „boots on the ground“, wenn unsere Werte und die Interessen unserer Partner bedroht werden.
Ganz besonders unangenehm, denn das würde eine Diskussion über unsere Werte, Interessen und deren sicherheitspolitischen Konsequenzen im real existierenden Umfeld auslösen. In unserer Medienlandschaft nun wirklich kein Thema, mit dem sich schnell und einfach die nächste Wahl gewinnen ließe. Vielleicht ist es dann doch nützlicher, beim Thema „Bundeswehr“ stets und zuerst auf die allüberall präsente Gefahr rechter Netzwerke hinzuweisen, deren Ausrottung mit Stumpf & Stiel mindestens einmal im Monat medienwirksam zu verkünden und das eigentliche Problem dieser Armee sei …
Besser wir tun weiterhin so, als ob wir eine Armee hätten (die wirklich viel Geld kostet für das Wenige, was sie noch zu leisten imstande ist), stellen durch weite Fähigkeitslücken sicher, glaubwürdig etwaige Ansinnen für Einsätze ablehnen zu können, und hoffen ansonsten darauf, dass uns Österreicher und Franzosen schon verteidigen werden. Oder andere Nationen, die wir aber dann unbedingt bei jeder (un)passenden Gelegenheit darauf hinweisen, sich in Sachen Moral mit uns nun wirklich gar nicht messen zu können.
Das ist natürlich pure Polemik, aber mit einem wahren Kern.
Darf ich kurz darauf hinweisen, dass es sich um einen Entwurf des aktuellen Finanzminister handelt.
Der Bundeshaushalt 2022 steht unter dem Vorbehalt der nächsten Bundesregierung und dem dann amtierenden Finanzminister.
Selbst wenn es sich bei all den möglichen Glaskugelspekulationen um ein und dieselbe Person handeln würde, ist dieser Haushaltsansatz nicht garantiert.
Auch frühzeitiges Aufschreiben von Geschenkwünschen führt nicht automatisch zum Geschenk unterm Weihnachtsbaum. Gilt für Kinder wie Verteidigungsministerinnen.
Projekte mit Herzensanliegen sichert man frühzeitig beim Kollegen Finanzminister ab. Ganz besonderes in Wahljahren.
Bitte kein Mitleid mit der Bundeswehr!!!
Verschwendung muss man sich leisten können.
Wer es sich leisten kann, Geld für sinnlose, schlechte, fragwürdige oder komplett nutzlose Rüstungsprodukte auszugeben, dem sollte nicht noch mehr Geld gegeben werden.
Ganz einfache To-Do-Liste:
– Reduzierung der Truppe auf 170.000 Mann
– dramatische! Zusammenlegung von Ämtern, Stäben und Behörden
– deutliche Reduzierung der Wehrverwaltung, insbesondere bei den BwDLZ in Westdeutschland
Es kann so einfach sein.
Nachdem sich fast alle Parteien zu einer besseren Ausstatung bekannt haben überrascht dies in der Deutlichkeit doch sehr. Seltsam erscheint auch der Anstieg im kommenden Jahr und dann der starke Rückgang.
Vorstellbar dass dies mit den Wahlen zusammenhängt. Das kommende Jahr liegt im Plan. Anschließend entscheidet sowieso die neue Regierung. Hier spielt dann auch das Wirtschaftswachstum der kommenden Jahre eine starke Rolle, welches noch im Dunklen liegt.
Ich würde die Nachricht deshalb nicht zu ernst nehmen. Es ist durchaus ein positives Signal, dass trotz der Krise auch 2022 der Etat steigt. Evtl. ergibt sich die Chance im kommenden Jahr einige „kleiner“ Projekte wie den schweren Waffenträger oder die Nächstbereich Luftverteidigung auf den Weg zu bringen.
Zusätzlich führ die Situation auch dazu sich von stark risikobehaffteten Vorhaben (z.B. TLVS) zu lösen und den Fokus so meine Hoffnung auf Dinge zu setzen, welche der Truppe zeitnah spürbar helfen und nicht erst in den 30ern.
@Florian Staudte
ich bin bei Ihrem Vorschlag skeptisch… Würde man die Truppenstärke noch weiter runterfahren, würde der Wehretat auch abgesenkt. Es ist mitnichten so, dass Sie dann mehr Geld pro Soldat zur Verfügung steht.
Was meinen Sie denn mit, sinnlose, schlechte fragwürdige oder komplett nutzlose Rüstungsprodukte?
@EinsWO
Zustimmung.
Die Bundesregierung hat sich im letzten Eckwertebeschluss zur Finanzierung diverser, dort namentlich aufgeführter Rüstungsvorhaben verpflichtet. Der genaue Zeitpunkt/Zeitraum steht nicht drin. Im Kontext des Papiers ist aber selbstverständlich, dass er hier um den betreffenden Finanzplanungszeitraum beginnend mit dem ersten Jahr geht und nicht um „eine ferne Zukunft“. Die entsprechende Forderung des Wehrresorts, diese Selbstverpflichtung der Bundesregierung nun mit Haushaltsmitteln zu hinterlegen ist daher konsequent und kein „neuer Wunsch“.
Das dazu die 1,5% Prozent nicht nur für das kommende Haushaltsjahr, sondern über alle Finanzplanjahre mit einer entsprechend steigenden Finanzlinie anzusetzen sind, ist selbstredend. Es ist klar, dass die im Eckwertbeschluss aufgeführten Rüstungsvorhaben ansonsten nicht finanziert werden können (wenn 1,5% dafür überhaupt reichen). Für diese Erkenntnis muss man kein Haushaltsexperte sein.
Nun kann sich die Bundesregierung freilich mit dem diesjährigen Eckwertebeschluss umentscheiden und das Bekenntnis für die Finanzierung der Großvorhaben zurückziehen. Das bedeutet folgelogisch eine entsprechende Mitteilung an NATO/EU und Partnernationen, den formalen Ausstieg aus den Projekten, sowie das Einleiten der Auflösung der Truppenteile, die als Nutzer vorgesehen waren und denen nun mittelfristig das Material ausgeht, weil das Nachfolgesystem nicht kommt. Das ist dann halt die Konsequenz, wie bei der Heeresflugabwehrtruppe schon gehabt.
Unverantwortlich wäre es nur diese Maßnahmen dann jetzt nicht zu treffen. Sollte sich die Bundesregierung im kommenden Eckwertebeschluss erneut zur Finanzierung der Großvorhaben für die Bundeswehr bekennen und zugleich die Haushaltsmittel dafür nun genau nicht bereitstellen, dann wäre das die eigentliche Katastrophe für die Bundeswehr.
@Florian Staudte: +1
Das ist eben der Punkt. Gerade im Puma-Faden wurde einmal mehr plastisch vor Augen geführt, welches „Kampfkraft-Ergebnis“ mit unfassbarem Geldeinsatz (und das nach annähernd 20 Jahren!! und immer noch kein Ende in Sicht) realisiert und zur Verfügung gestellt werden konnte. Klar ist das alles Steuerverschwendung, aber in aller erster Linie ist es doch eine enorme Selbst-Beschneidung, denn das dringend benötigte Geld fehlt an so vielen anderen Stellen. Immer mehr Mittel bringen doch nur wenig, da die Bundeswehr scheinbar einen extrem hohen „Sunkcost-Anteil“ fest eingebaut hat.
@EinsWo
Eben. Es wird sich erst noch erweisen müssen, ob die SPD der nächsten Bundesregierung überhaupt angehört. Außerdem: Nichts wird so heiß gegessen, wie es gekocht wird.
@ Gruffy
Wenn 20.000 Soldaten einfach weg wären, es würde niemand merken.
Das sind im Zweifel dann die übergewichtigen Soldatinnen und Soldaten, mit denen wir keinen Pokal gewinnen werden.
Ich erlebe es tagtäglich, dass nicht verantwortungsbewusst mit den Haushaltsmitteln umgegangen wird. Aktuell ist noch viel zu viel Geld in der Bundeswehr, welches nicht wirklich sinnvoll ausgegeben wird.
Ehrlich gesagt kann ich das ganze Lamentieren um verschwendetes Geld und das als Argument für weiterhin zu geringen Verteidigungsausgaben nicht nachvollziehen.
Zum Teil 1: Rüstung ist teuer. Immer. Ohne Ausnahme. Und ja, das steht nicht im Widerspruch, dazu, dass man versuchen muss besser zu werden.
Zum Teil 2: Wir sind nachweisbar unterfinanziert. Die Projekte, die wir nicht nur der NATO zugesagt habe, sondern die auch jeder einigermaßen profilierte Fachmann als Minimum betrachten gehen in den hohen zweistelligen, wenn nicht sogar niedrigen dreistelligen Millardenbetrag über die nächsten 10 Jahre.
d.h. schon die beiden Teilargumente finde ich reichlich hinterfragungsfähig, aber beide in einen inhaltlichen Zusammenhang zu setzen ist ja schon widersinnig, selbst wenn viel Geld verschwendet wird, solange wir unterfinanziert sind, kann es doch nicht entweder oder heißen, sondern muss zwingend sowohl als auch, als mehr Geld UND mehr effektives Rüsten heißen.
Alles andere lässt doch unsere Gegner auf der Welt nur frohlocken…
Meine Mutter sagte dazu immer „Kopfs Zorn, ist Bauchs Schaden“.
Natürlich kann sich an den Planungen nach der Wahl noch etwas ändern, jedoch ist nunmehr ein Fortschritt in sehr vielen Themen (Beginn einer Ausschreibung) bis mindestens Mitte nächsten Jahres nicht möglich.
Das BMVg will ja im Mai eine angepasste Planung veröffentlichen.
Klar ist schon jetzt es werden dann weitere erhebliche Einschnitte kommen (siehe oben der Link zu den nicht realisierbaren Projekten). Fehlendes Geld wirkt sich aber nicht nur auf große Projekte aus, sondern auf die vielen Kleinprojekte und die Ausbildung (weniger Munition, etc).
Die Bundeswehrplanung ist überambitioniert und unterfinanziert.
Die Briten hatten vergleichbare Probleme und verändern nun erheblich die Verteilung der Fähigkeiten:
https://www.gov.uk/government/speeches/defence-secretary-oral-statement-on-the-defence-command-paper
Konventionelle Fähigkeiten (insbesondere mechanisierte Landstreitkräfte) werden reduziert, unkonventionelle Fähigkeiten (Military Assistance, OpInfo, EW, Cyber) und nichtkonventionelle Fähigkeiten (nuklear) werden gestärkt.
Die Grundfrage für Deutschland ist nun:
Macht es Sinn sich am britischen Beispiel zu orientieren? Oder vielleicht eher – aufgrund der anderen geopolitischen Lage und historischer Positionierung – einen Ansatz verfolgen der weniger den Indo-Pazifik, sondern die Verteidigung Europas im Fokus hat.
Egal in welche Richtung:
Es sollte gut überlegt sein, denn eine „Neuausrichtung“ wird danach nicht mehr möglich sein.
@Thomas Becker 16:39 +1
Die traurige Wahrheit sehr offen ausgesprochen.
Gesichert. Konstanten.
@esutde
Gerade eben hat das norwegische Verteidigungsministerium verkündet: Das deutsch-norwegische U-Bootprojekt U212CD geht auf die Zielgerade. Die Beschaffungsorganisationen haben mit thyssenkrupp Marine Systems eine Vereinbarung über die U212CD getroffen.
https://esut.de/2021/03/meldungen/26239/endlich-u-bootbau-gemeinsam-mit-norwegen/
BMF warnt. Eurodrohne unsicher?
https://www.tagesschau.de/investigativ/ndr-wdr/euro-drohne-101.html
@Memoria
M.E. ist zunächst die Grundfrage für Deutschland, warum orientieren die Briten sich um?
Einen Hinweis gibt der Titel des Regierungskonzeptes zur Neubestimmung von Außen- und Sicherheitspolitik.
„Global Britain in a Competitive Age, the Integrated Review of Security, Defence, Development and Foreign Policy, describes the government’s vision for the UK’s role in the world over the next decade and the action we will take to 2025″.
Allein schon das „Global Britain“ zeigt die Marschrichtung.
Von den, aus UK-Sicht, Fesseln der EU entblößt, orientiert London sich an ökomischer Unabhängigkeit und sucht neue (alte) Verbindungen zum ex-Commonwealth und natürlich den USA, im Glauben an die special relationship.
Auf die Army bezogen werden zur Interessenvertretung light infantry und special forces benötigt. Heavy ist was für „den Kontinent“, zu dem man ja nicht gehört.
@nicholadrummond
The loss of Warrior means the Army is now short of 380 armoured vehicles …
Die mech Inf entfällt, es werden Boxer beschafft.
@nicholadrummond
The British Army is acquiring 523 Boxer 8×8 multi-role armoured vehicles …
Kurz, Briten restrukturieren,
– da sie nicht mehr euro-zentrisch, sondern global denken, ff handeln und
– das Budget aus gleichem Grund mit Prio 1 der Navy zukommt.
https://www.gov.uk/government/collections/the-integrated-review-2021
Als eine Parabel für Deutschland als europäische Zentralmacht ist das ungeeignet. Im Gegenteil, es stellt sich die Frage nach dem „wer und wie“ britische Reduzierungen ersetzt werden?
[Dazu ist das inzwischen veröffentlichte „Command Paper“ aussagekräftiger; aber beide Papiere haben nur sehr indirekt mit dem deutschen Verteidigungshaushalt zu tun. Deshalb diesen OT bitte hier beenden. T.W.]
André Wüstner nimmt Stellung.
André Wüstner benennt konkrete Defizite beim Material (»da fehlt es an allem«) Fähigkeiten und Struktur.
Der Oberstleutnant bittet und wirbt aber zugleich auch für mehr Interesse an sicherheitspolitischen Fragen – in der Öffentlichkeit, im Parlament und nicht zuletzt im Kanzleramt.
https://ata-dag.de/podcast/atlantic-talk/wustner_andre/
@KPK:
„Im Gegenteil, es stellt sich die Frage nach dem „wer und wie“ britische Reduzierungen ersetzt werden?“
Sicherlich nicht von Deutschland, da uns ja im Mai ebenfalls neue Grobideen zu Streitkräften mit weniger Finanzbedarf (darum geht es ja im Kern)# bevor stehen.
Was man sich dann an verschiedener Stelle noch so wünschen mag, ist dann auch weitgehend irrelevant, da offenbar keine politische Mehrheit bereit ist dieses Geld zur Verfügung zu stellen.
@Memoria
Ihr „keine politische Mehrheit bereit ist dieses Geld zur Verfügung zu stellen“ löst ja nicht das Dilemma eklatanter Reduzierungen britischer mechanisierter Kräfte, die kontinental-europäisch verplant sind.
Die PzGren-Fähigkeit auf Kette mit IFV Warrior (Schützenpanzer) entfällt komplett, ersatzweise werden Boxer beschafft. KPz Challenger wird reduziert von 250 auf 148 Wagen, ~ 3 Btl.
Der verbundene UK Fähigkeitsverlust bei LV/BV auf dem Kontinent kann nicht wegargumentiert werden. Stand jetzt bleiben allein europäische Verbündete zum Ersatz, denn die U.S. Army hat in Europa an Kampftruppe das nur das 2nd CavRgt in Vilseck und die 173. Airborne Brigade in Vicenza.
The post-Integrated Review British Army will look like. (Gem Nicholas Drummond)
https://mobile.twitter.com/nicholadrummond/status/1375520755027431424/photo/1
Die Auswirkungen sind derzeit trefflich ignoriert, verblassen allerdings auch hinter dem öffentlichkeitswirksamen Effekt von Fragestellungen zu NT und Tornadoersatz.
Dennoch, in weitaus bescheidenerem, dazu konventionellem und kostengünstigerem Rahmen sind Antworten erforderlich. Kein Wille, kein Geld ist zwar eine Antwort, nur eben keine förderliche.
@KPK:
„Die Auswirkungen sind derzeit trefflich ignoriert, verblassen allerdings auch hinter dem öffentlichkeitswirksamen Effekt von Fragestellungen zu NT und Tornadoersatz.
Dennoch, in weitaus bescheidenerem, dazu konventionellem und kostengünstigerem Rahmen sind Antworten erforderlich. Kein Wille, kein Geld ist zwar eine Antwort, nur eben keine förderliche.“
Trotzdem wird es bei der Antwort bleiben.
Es hat einfach keinen echten Stellenwert.
Abschreckung gelingt auch so – irgendwie und durch irgendwen.
Sie erwarten doch nicht ernsthaft in diesem Land ein entsprechendes Umdenken nach der Wahl?
Da helfen auch die „weil nicht sein, was nicht sein darf-Argumente nicht weiter.
@Memoria
Definieren Sie „Umdenken“.
Bei einer CDU/CSU-geführten Bundesregierung ohne Beteiligung der SPD sind positive Impulse möglich, denn ohne den uckermärker Buddha und die zum Pazifismus zurückgekehrten Sozialdemokraten wären zumindest einige personelle Bremsklötze beseitigt.
Erwartete ich in dem Falle einen Geldregen? Natürlich nicht. Aber die Planung des jetztigen Kabinetts für die Zeit nach der Wahl ist kaum relevant. Auch braucht die Armee ja vor allem deshalb mehr Geld, weil so viel davon nutzlos versickert.
Auch mit dem bisherigen Finanzrahmen ließe sich einiges anstellen, würden endlich ein paar alte Zöpfe abgeschnitten. Die jetzige Führung hat dazu einige der ersten halbwegs brauchbaren Vorschläge seit langem gemacht.
Ich hoffe, Frau Kramp-Karrenbauer bleibt Verteidigungsminister und geht die überfällige Reform von Beschaffung und Nutzungsmanagement an. Würden dann noch Sanitätsdienst und Streitkräftebasis vereint, unter Einsparung redundanter Strukturen, wäre schon viel gewonnen.
Was nun die Nukleare Teilhabe angeht; ich gehe nach wie vor davon aus, dass Deutschland früher oder später aussteigt, ob sinnvollerweise oder nicht. Vielleicht wäre es für die Luftwaffe aber sogar besser, um die Tornado-Nachfolge zu beschleunigen.
@muck:
Mit Umdenken meine ich den Anspruch zu haben, dass Deutschland einsatzbereite Streitkräfte für heute und morgen braucht.
Diese Ziel gilt es dann auch auch umzusetzen – insbesondere gegen Widerstände. Darin liegt das wesentliche Problem in allen Parteien.
Wie mittlerweile Politik gemacht wird, hat doch diese Woche besonders prägnant gezeigt (Osterruhetag).
Die letzten 16 Jahre haben zumindest mir gezeigt, dass auch die Union das Thema nicht wirklich vorantreibt (auch wenn gern das Gegenteil erzählt wird).
Dies galt auch für die schwarz-gelbe Koalition. Da war die SPD in der Opposition.
Was wurde da gemacht? Der Kahlschlag eingeleitet von dem sich die Bundeswehr bis heute nicht erholt hat.
Insbesondere weil die Union nicht in der Lage ist Fehlentwicklungen zu korrigieren.
Die Dauerausrede der Union ist eine desolate SPD.
Was sagt mir das über die Kompetenz, das Verantwortungsgefühl und die Durchsetzungsfähigkeit der Union?
Dies zeigt sich auch beim Haushalt.
Dieser wird nicht vom Finanzminister final bestimmt.
Die Kanzlerin interessiert sich eben nicht wirklich für das Thema.
Der Zustand der Bundeswehr wird mit ihr ja noch nichtmal verbunden.
Das zeigt auch wie wenig der oben erwähnte Anspruch in Politik und Presse fehlt.
Die Bundestagsfraktion ist inhaltlich auch kein Impulsgeber. Das ebenfalls bereits seit Jahrzehnten. Dort ist man offenbar mehr mit den eigenen Konten beschäftigt.
AKK will nun im Sommer neue Vorschläge machen. Diese meisten Themen darin kann das BMVg ganz alleine seit Jahren lösen (Struktur).
Man könnte meinen die Union ist in der Opposition.
@Memoria
Die Union opfert ihre frühere sicherheitspolitische Kernkompetenz seit Jahren auf dem Altar des Koalitionsfriedens. Denn anders als die SPD oder neuerdings die Grünen, hat sie keine „natürliche“ Koalitionsoption mehr; es sind Regierungen ohne sie möglich und sogar wahrscheinlich.
Unter einer Parteichefin, die die Zeichen der Zeit erkannt zu haben glaubte, fischte sie deshalb in fremden Wählerschichten. Doch für diese wird sie immer das Imitat bleiben. Wem bspw. Umweltschutz ein Anliegen ist, der wählt nun einmal Grün, nicht eine grün geschminkte Union.
Die Partei ist seit mindestens zehn Jahren in einer Art Schwebe gefangen; wie sie sich auch positioniert, sie vergrätzt entweder ihre Kern- oder ihre adoptierten Wähler. Trotzdem: Sie ist nicht nur stilistisch und inhaltlich gelähmt, sondern vor allem auch personell.
Das natürliche Machterhaltsstreben des Spitzenpersonals hat Fehlentwicklungen verstetigt. Mit dem Personal geht 2021 also das größte Einzelhindernis für Neuerungen und Innovationen. Nun hat zwar mit Armin Laschet ein Merkellianer das Rennen um den Parteivorsitz gemacht.
Trotzdem wird es kein reines „Weiter so!“ geben, da Laschet sich profilieren muss. Ohnehin kann er als bloßer Merkel-Pantomime keine Wahlen gewinnen, hätte sie doch gleich selber antreten können. Darum denke ich nicht, dass, sollte die Union im Herbst noch einmal den Kanzler zu stellen vermögen, alles beim Alten bleiben wird.
Auch glaube ich (obwohl es mich schier zerreißt), dass eine grüne Regierungsbeteiligung der Bundeswehr mittlerweile eher zum Nutzen gereichen dürfte als die der SPD. Zwar ist verteidigungspolitische Sachkompetenz in der Partei, von wenigen Ausnahmen abgesehen, dünn gesät.
Doch es ist kein Zufall, dass in Baden-Württemberg ein Grüner regiert, der schwarzer ist als viele Schwarze, oder die Partei in Österreich einen migrationsfeindlichen Kurs toleriert. Die Grünen sind ideologisch flexibler als die SPD, weil sie aus einer breiteren Gesellschaftsschicht kommen und zur Erreichung ökologischer Ziele Kompromisse auf anderen Politikfeldern einzugehen bereit sind.
Was übrigens die Jahre 2009 bis 2013 angeht, da bin ich anderer Ansicht. Die Guttenberg’sche Reform war ein Rohrkrepierer, aber sie entsprang nicht einem Desinteresse am Militär oder bloßen Sparzielen. Vielmehr lagen ihr Überlegungen zugrunde, die damals auch anderswo für wahr gehalten wurden.
Es ist kein Zufall, dass die heftigsten Kämpfe, die deutsche Soldaten seit 1945 zu bestehen hatten, in die Zeit dieser Reform fielen, ging es doch darum, die Bundeswehr in eine Art Expeditionskorps umzumodeln. Darüber die Fähigkeit zur konventionellen Kriegführung faktisch aufzugeben, war natürlich ein kolossaler Fehler.
Doch glaubten die Entscheidungsträger tatsächlich, die Bundeswehr somit fit für die Zukunft zu machen. Sie hatten evident eine aktivere militärische Rolle Deutschlands im Sinn. Kann man dergleichen über die gegenwärtigen Pläne der SPD sagen? Und wer soll die Bundeswehr noch reformieren, wenn nicht die Union?
AKK kommt dafür wie gerufen. Nicht nur scheint sie mit Elan bei der Sache zu sein und einen guten Draht zu den Uniformträgern zu haben; auch wird ihr Karriereweg, realistisch gesprochen, sowieso auf der Hardthöhe enden. Damit kann sie unbefangener schalten und walten als ihre auf Eierschalen laufenden Vorgänger.