Coronavirus-Pandemie & Bundeswehr: „Spätestens im Herbst müssen wir raus“
Bevor eine neue Woche mit den Debatten über den Umgang mit der Coronavirus-Pandemie beginnt, unter anderem am kommenden Mittwoch eine neue Schaltkonferenz von Bundeskanzlerin Angela Merkel und den Ministerpräsident/innen, hier – nicht zuletzt fürs Archiv – ein Sachstand zur Pandemie und der Bundeswehr in der zurückliegenden Woche. Unter anderem mit einer Warnung des Inspekteurs der Streitkräftebasis.
• Die Zahlen, mit Stand vergangener Freitag (5. Februar):
Das Corona-Kontingent der Bundeswehr umfasst inzwischen 25.000 Soldaten, und alle davon sind entweder in der Amtshilfe im Einsatz oder in Zwei-Tage-Bereitschaft (Notice to move 48 Stunden; mehr dazu unten). Davon waren zum Ende der Woche rund 18.140 insgesamt gebunden – knapp 12.100 direkt in Unterstützungsleistungen und die übrigend rund 6.000 als so genanntes Schichtwechselpersonal oder in den Führungsstäben. Hinzu kommen rund 640 Sanitätskräfte, die außerhalb der Bundeswehrkrankenhäuser im Einsatz sind.
Nach wie vor macht die Unterstützung der Gesundheitsämter den größen Einzelanteil aus; rund 5.200 Soldatinnen und Soldaten waren dort tätig. Diese Aufgabe wird auch weiterhin den größten Teil einnehmen; allein die derzeitige Strategie, auf ein Sinken der Fälle zu setzen und dann (wieder) die Nachverfolgung von Infektionsketten zu ermöglichen, wird viel Personal beanspruchen.
Rund 2.250 Soldatinnen und Soldaten sind in Impfzentren und mobilen Impfteams eingesetzt; eine Zahl, die abhängig von der Lieferung weiterer Impfstoffdosen voraussichtlich steigen wird. Knapp 1.050 Soldaten unterstützen als helfende Hände in Alten- und Pflegeheimen, rund 630 in Krankenhäusern.
Die Zahl der Soldatinnen und Soldaten, die – als nicht-medizinisches Personal – für Schnelltests in Alten- und Pflegeheimen und in so genannten Einrichtungen der Eingliederungshilfe eingesetzt werden, ist zum Wochenende auf 3.500 gestiegen. Verteidigungsministerin Annegret Kramp-Karrenbauer hatte angekündigt, dass dafür bei Bedarf bis zu 10.000 Soldaten abkommandiert werden könnten, abhängig von den Anforderungen der Kommunen und/oder der Länder.
Das ist auch ein Anliegen des Kanzleramtes, das eigens die Landkreise und Städte per Brief auf diese Möglichkeit hingewiesen hatte, die gefährdeten Heimbewohner besser zu schützen. Inzwischen zeichnen sich bei diesem Vorhaben jedoch zwei Probleme ab.
Zum einen: Eigentlich ist der Einsatz der Soldatinnen und Soldaten bei diesen Schnelltests auf drei Wochen begrenzt; anschließend sollen von der Bundesagentur für Arbeit angeworbene Freiwillige nach medizinischer Einweisung diese Aufgabe übernehmen. Allerdings sind bei der Bundeswehr bereits die ersten Anfragen auf eine Verlängerung eingegangen, weil das mit den Freiwilligen offensichtlich so nicht immer klappt. Verteidigungs-Staatssekretär Gerd Hoofe billigte deshalb in der zurückliegenden Woche eine weiteren dreiwöchigen Einsatz, wenn ein entsprechender Antrag gestellt wird.
Zum anderen scheint es in mindestens zwei Bundesländern Probleme mit dem Umfang dieser Schnelltests zu geben. Sie seien, so sagt die Bundeswehr, schon immer auf solche Tests bei Personal und eventuell auch ständigen Lieferanten in diesen Heimen beschränkt gewesen, Tests an den Bewohnern gehörten nicht dazu. Das ist aber offensichtlich in dieser Deutlichkeit nicht überall angekommen, aus Landkreisen als Träger solcher Heime, aber auch aus einem Bundesland als Träger von Eingliederungseinrichtungen, in denen Behinderte wohnen, wurde das jedenfalls anders verstanden: natürlich sollten auch die Bewohner getestet werden.
Das Kommando Territoriale Aufgaben und der Sanitätsdienst reagierten darauf in den vergangenen Tagen mit einem klarstellenden Schreiben:
Die Problematik der Abstrichentnahme durch angelernte Laien im Rahmen der Amtshilfen ist hinlänglich bekannt, ebenso die kontroversen Auffassungen ethischer Aspekte in der Durchführung. Eine definitive Grenze erfährt das Verfahren aber dort, wo bei vulnerablen, geistig oder körperlich nicht gesunden Menschen in der Alten- oder Krankenpflege diese Abstriche genommen werden sollen. Hier kommt ausschließlich Fachpersonal zum Einsatz! Der Einsatz angelernter Laien verbietet sich hier schon deshalb, weil der medizinisch invasive Eingriff (nichts anderes ist der Abstrich) hier über einen rein infektions-epidemiologisch präventiven Zweck hinaus eine gesundheitliche Gefahr darstellt, die im Individualfall fachgerecht einer Risikoanalyse und Abwägung unterworfen werden muss. Das kann und darf ein Laie nicht leisten.
Das ist die rechtliche Bewertung der Bundeswehr, mal sehen, wie Kommunen und Länder, die auch die Bewohner testen wollen, damit umgehen.
• Die Zahlen der Fälle unter Soldatinnen und Soldaten:
3. Februar
423 tagesaktuell bestätigte Fälle
kumuliert: 4116, davon kumuliert genesene Fälle: 3692, Tote kumuliert: 1
4. Februar
443 tagesaktuell bestätigte Fälle
kumuliert: 4164, davon kumuliert genesene Fälle: 3720, Tote kumuliert: 1
5. Februar
441 tagesaktuell bestätigte Fälle, kumuliert: 4195, davon kumuliert genesene Fälle: 3753, Tote kumuliert: 1
Die – seit Jahresbeginn wöchentliche – Übersicht des Einsatzführungskommandos zu Infektionen im Auslandseinsatz, via Twitter veröffentlicht:
Bei der #BundeswehrimEinsatz sind im Zeitraum 29.01.21 – 04.02.21 Soldat_innen positiv auf SARS-CoV-2 getestet worden: #MINUSMA 3.
• Seitdem die Bundeswehr vor bald einem Jahr ihr Corona-Kontingent eingerichtet hatte (mit Weisung Nr. 4 zur Regelung von Grundbetrieb, Aus- und Weiterbildungen und Übungen sowie für die Bereitstellung von Kräften der Bundeswehr im Rahmen COVID-19 vom 19. März 2020), ist der Einsatz in der Amtshilfe drastisch gewachsen. Denn nicht nur ist der Umfang des Kontingents in der Verantwortung der Streitkräftebasis (SKB) von damals 15.000 auf inzwischen 25.000 erhöht worden (der Sanitätsdienst kommt noch dazu, ist aber auch über die Bundeswehrkrankenhäuser gebunden). Drastisch gewachsen ist auch der Bereitschaftsstand – vergangenes Jahr ging das so los:
Allerdings werden nicht gleichzeitig alle rund 15.000 Soldaten, die zur Bewältigung der Krise im Inland zur Verfügung stehen sollen, in den gleichen Bereitschaftsstand versetzt. In allen Regionen sind Einheiten in Zugstärke vorgesehen, für die aber auch so genannte Folgekräfte bereitstehen: Die ersten Einheiten, zum Beispiel 26 Logistik-Züge mit jeweils etwa 30 Männern und Frauen im Süden, stehen in einer Zwölf-Stunden-Bereitschaft, weitere 57 Züge können innerhalb von 72 Stunden eingesetzt werden.
Im Laufe des vergangenen Sommers wurden diese Bereitschaftszeiten dann weiter entschärft; teilweise wurden für das Kontingent vorgesehene Truppenteile in eine 14-Tage-Bereitschaft versetzt. Inzwischen allerdings, siehe oben, steht praktisch das gesamte Kontingent unmittelbar zum Einsatz bereit. Notice to move in 48 Stunden bedeutet ja, dass zum Beispiel der übliche Ausbildungsbetrieb nicht so geplant werden kann, wie das bei einer absehbaren Alarmierung für den Amtshilfeeinsatz in zwei Wochen der Fall ist.
Für alle Teilstreitkräfte, aber vor allem für den Nationalen Territorialen Befehlshaber, den SKB-Inspekteur Martin Schelleis, wird das langsam ein Grund zur Sorge. Absehbar seien zusätzliche Anforderungen, sowohl für die Schnelltests in den Heimen als auch für die Impfzentren, wenn mehr Impfstoff vorhanden ist – aber dann könne die Truppe das nicht mehr aus dem jetzt vorgesehenen Truppenumfang für die Amtshilfe leisten: Dann müssen wir das Kontingent erhöhen, sagte der Generalleutnant bei einer telefonischen Pressekonferenz am vergangenen Donnerstag.
Und die Folge, dass vor allem Ausbildung von Soldatinnen und Soldaten nicht mehr sichergestellt werden könne, sei von den Streitkräften nicht ohne Ende ohne Auswirkungen hinnehmbar, warnte Schelleis. Gerade im Hinblick auf die im kommenden Jahr beginnende Ausbildungs- und Aufstellungsphase für die NATO-Speerspitze, die Very High Readiness Joint Task Force (VJTF) im Jahr 2023, müsse die Bundeswehr aus der Pandemie-Unterstützung spätestens im Herbst dieses Jahres raus:
(Ausschnitt aus der Telefon-PK mit Schelleis, die Telefonqualität bitte ich zu entschuldigen)
Der Vorschlag, den der SKB-Inspekteur in diesem Gespräch machte, ist zwar nicht wirklich neu – aber eben auch nie wirklich umgesetzt: Das ganze Potenzial der zivilen Hilfs/Katastrophenschutz-Organisationen, angefangen bei den Feuerwehren, müsse für solche Vorfälle wie eine langdauernde Pandemie besser vernetzt und koordiniert werden. Und zwar bundesweit, nicht nur auf lokaler, regionaler oder Landesebene. Langfristig müsse eine Struktur geschaffen werden, wie einer solche Notlage zivil begegnet werden könne. Denn die Bundeswehr könne war zeitweise einspringen, aber: Unser Hauptauftrag ist die äußere Sicherheit.
(Foto November 2020: Ausbildung ist in Corona-Zeiten nicht immer möglich – hier: Soldaten lernen den Umgang mit der Panzerfaust 3 in der Spezialgrundausbildung der 4. Kompanie des Panzergrenadierbataillons 371 auf dem Truppenbungsplatz Klietz – Maximilian Schulz/Bundeswehr)
„Eine definitive Grenze erfährt das Verfahren aber dort, wo bei vulnerablen, geistig oder körperlich nicht gesunden Menschen in der Alten- oder Krankenpflege diese Abstriche genommen werden sollen. Hier kommt ausschließlich Fachpersonal zum Einsatz! “
Da scheint die Ansicht der Bundeswehr wohl eine andere als die zB des DRK zu sein, anders kann ich mir jedenfalls nicht erklären, dass eine Bekannte, die eben kein Fachpersonal ist (sondern sich dafür freiwillig beim DRK als Helferin gemeldet hat), durch dieses auch in Altenheimen zur Abstrichnahme eingesetzt werden soll. Interessant, dass da scheinbar ja doch ein deutliches Delta zwischen den Positionen besteht, noch interessanter, ob das so bleibt.
@T.W.
„Das ist die rechtliche Bewertung der Bundeswehr, mal sehen, wie Kommunen und Länder, die auch die Bewohner testen wollen, damit umgehen.“
Die (nochmalige) Ansage des Kommandos Territoriale Aufgaben lässt da doch keinen Interpretationsspielraum. Das muss nur von den Kreisverbindungskommandos auch so deutlich kommuniziert werden, sonst kommt das nicht an.
@sakrileg sagt: 07.02.2021 um 19:23 Uhr
„Da scheint die Ansicht der Bundeswehr wohl eine andere als die zB des DRK zu sein,“
Definitiv, es handelt sich auch um zwei völlig verschiedene Organisationen. Und wenn das DRK zu einer anderen Beurteilung kommt, dann ist das so. Das berührt die Bundeswehr aber nicht. Von daher ist es völlig unerheblich, wie andere BOS-Organisationen das handhaben. Der Hauptverwaltungsbeamte kann entscheiden, ob er die Bundeswehrhilfe zu diesen o.g. Konditionen möchte oder nicht.
@all
Natürlich muss die Truppe wieder raus, ausbilden und üben für den Kernauftrag. Diese Amtshilfe darf kein Dauerzustand werden. Vor allem nicht, wenn man liest, das die Altenheime mit den Freiwilligen unzufrieden sind. Ja, die müssen die eben selber führen, die Soldaten nicht. Auch die Verlängerungsanträge, die StS Hoofe bewilligt hat, ändern daran nichts. Im Gegenteil, ich halte sie für kontraproduktiv, verleiten sie doch die Altenheime, sich nicht um zivile Kräfte zu bemühen.
@all
Der Dienstherr muß natürlich auch die eingesetzten Sdt vor möglichen Klagen von Angehörigen schützen, sollte beim Testen etwas schief gehen (Körperverletzung, Nötigung (Einwilligung), u.a.).
Von daher ist es sinnvoll, bestimmte Personengruppen nur von Fachpersonal testen zu lassen.
Soldaten helfen im Impfzentren
Verband spricht von „Staatsversagen“
„…Der Deutsche Bundeswehrverband hat vor einer Schwächung der Einsatzfähigkeit der Bundeswehr durch die Corona-Hilfseinsätze von Soldaten gewarnt. Verbandschef André Wüstner nannte es in der Düsseldorfer „Rheinischen Post“ vom Montag „einen Wahnsinn“, dass die Bundeswehr als nicht zuständige Organisation seit mehr als einem Jahr ununterbrochen innerhalb Deutschlands im Kampf gegen die Pandemie aushelfe, „weil es andere schlichtweg nicht gebacken kriegen“…“
[Och nö, ein Link mit „Zugang nur für Ärzte“ ist hinreichend sinnlos, deshalb entfernt. Gibt’s nicht einen Link für normale Menschen, die das lesen wollen? T.W.]
Das Interview (RP) des Verbandsvorsitzenden ist mittlerweile auf der HP des DBwV online. Meines Erachtens liegt Wüstner in jedem Punkt richtig. Von Amtshilfe bis zur Anpassung der Führungsstrukturen. Gut, dass es in dieser Corona getriebenen
Zeit überhaupt gelingt Themen der Bw zu setzen. Jeglicher Debattenimpuls hilft.
https://bit.ly/3a0iCv9
Was ist wohl der entscheidende Grund dafür, dass die Städte und Landkreise nunmehr alle nach der Bundeswehr rufen? Die eingeplanten Kapazitäten der Bundeswehr werden aktuell ausgeschöpft.
Könnte es die Klarstellung des Kabinetts sein, dass die Bundeswehr kostenlos hilft?
Man weiß es nicht…….
Gutes Interview von Herrn Wüstner. In einem Punkt widerspreche ich ihm aber: dass nur die Abwehr von äußeren Gefahren Grund für die Aufstellung der Bundeswehr sind. Streitkräfte zur Verteidigung meint natürlich zunächst zur Abwehr von äußeren Aggressoren, aber die Pandemie ist doch eine gesamtstaatliche und gesellschaftliche Gefahr. Und die Blaulichtkräfte, Verwaltungen, etc. sind damit überfordert. Kein Franzose, Engländer oder Spanier würde auch nur eine Sekunde daran verschwenden darüber nachzudenken, ob hierbei die Steitkräfte helfen sollen oder nicht.
Wenn die Politik sagt, die Bundeswehr hilft bis zum Ende der Pandemie, dann kommt ein „Jawohl!“ und Auftragsausführung. Wir kommen nur gemeinsam durch die Krise, und ohne Blessuren leider auch nicht. Meine ganz persönliche Meinung dazu.
Worauf die Generalität jetzt zurecht hinweisen muss, und das tut sie ja, ist die Tatsache, dass dann (temporär) andere Aufgaben wegfallen müssen, wenn man in diesem Tempo die Truppe weiter fordert.
Und das man sich gesamtstaatlich schnellstens besser aufstellen muss. Von wegen Resilienz und so.
„Wir. Dienen. Deutschland.“ Das ist laut Bundeswehr.de das Selbstverständnis der Bundeswehr.
Mal abgesehen von durchaus berechtigten Detailfragen wie den Abstrichen durch Laien, finde ich es sehr verwunderlich, wenn ein Ausstieg aus dem Einsatz bis zum Herbst gefordert wird. Alle Einsatzorganisationen (Feuerwehr, THW, Rettungsdienst, Polizei…) haben gerade das gleiche Problem: Ausbildungen und Vorbereitungen auf „normale“ Einsätze sind kaum möglich. Alle laufen im Krisenmodus. Aber fordert z.B. das THW einen Ausstieg aus diesem medizinischen Notfall? Immerhin ist das THW das technische (!) Hilfswerk, nicht das medizinische Hilfswerk. Nein! Die kommen einfach und helfen. Und wenn mitten in der Pandemie noch ein Wintersturm das Land lahm legt, dann wird auch da geholfen.
Ich kann der Bundeswehr nur etwas mehr Demut und das Besinnen auf ihr Selbstverständnis raten. Jetzt ist die Zeit zum „Dienen“. Fordern kann man, wenn die Krise vorbei ist. Die Bundeswehr hätte in dieser Lage die Chance ihr Image deutlich aufzupolieren. Wann sonst hat die Bundeswehr die Chance im Einsatz ganz direkt mit dem deutschen Bürger in Kontakt zu kommen? Die Unterstützung in den Alten- und Pflegeheimen ist von der Bevölkerung sehr positiv aufgenommen worden. Die Bundeswehr muss jetzt aufpassen, dass dieser positive Eindruck nicht leichtfertig verspielt wird. Sonst wird aus „Danke für eure Hilfe“ ganz schnell: „Warum habt ihr uns verlassen?“
@MrDiversity @Andreas
Stimmt, die Bw hängt ein Preisschild dran, und dann entscheidet die Politik ob ihr der Einsatz bei der Pandemie das Wert ist.
Preisschild natürlich nicht in Bezug auf die Kosten sondern Einschränkungen bei der Auftragserfüllung. Davon ab, FRA z.B. stemmt parallel robuste Einsätze im Ausland, SENTINELLE im Inland, Grundbetrieb in Übersee und CoVid-19.
Wir können die 25.000 Soldatinnen und Soldaten eigentlich die nächsten 5 Jahre zur Verfügung stellen und niemand würde es merken.
Es sind nämlich die Soldaten, die
– nicht im Panzer sitzen können, weil er Wasser im Blinker hat,
– nicht im Flugzeug sitzen, weil eine Schraube für 30 Cent fehlt
……..
Nur Insider können das nachvollziehen: Wieviele Soldatinnen und Soldaten pimmeln tagtäglich sinnlos rum und sind dankbar für jeden noch so sinnvollen Auftrag?
@Andreas sagt: 09.02.2021 um 9:02 Uhr
Sie vergessen bei Ihren Forderungen, das keine andere Organisation in auch nur annähernd ähnlich hohem Maß belastet ist wie die Bundeswehr. Und die Forderungen der Politik an die Streitkräfte werden ja nicht kleiner, im Gegenteil, es kommt immer noch etwas dazu.
Das THW ist eine reine Katastrophenschutzorganisation, die ist für nichts anderes da. Sie jetzt auf das Wort „technisch“ zu reduzieren zeigt nur, das Sie mit zweierlei Maß messen. das ist auch der falsche Ansatz. Polizei und Rettungsdienste tun im Gegensatz zur Bundeswehr das, was ihr originärer Auftrag ist. Die Rahmenbedingungen haben sich nur erschwert.
Das Hauptproblem ist doch, das die Hilfsorganisationen und auch das THW im wesentlichen aus Ehrenamtlichen bestehen, die für solche Langzeiteinsätze nicht ausgelegt sind.
Und die Politik und Verwaltung sind nach gut 12 Monaten nicht in der Lage, entsprechende Strukturen zu schaffen und diese mit Personal zu hinterlegen. Das würde ja Geld kosten. dalässt man das doch lieber einfach weiterlaufen und ruft nach der Bundeswehr. Mir ist das als Forderung einfach zu platt.
@Andreas sagt: 09.02.2021 um 9:02 Uhr
Ich empfinde ein Ende der massiven Amtshilfe im Herbst nur für angemessen.
Ich habe hier ja mehrfach ggü. anderen die Notwendigkeit und Angemessenheit der aktuellen Schwerpunktsetzung zugunsten der Amtshilfe verteidigt.
In der Tat: Wir.Dienen.Deutschland.
In Zeiten einer gesamtgesellschaftlichen Krise müssen kurzfristige Erwägungen Nachteile für den Einsatz-/Verteidigungsauftrag zu Gunsten des größeren Ganzen in Kauf genommen werden.
Und in der Tat, dass wurde ja auch weithin durch die Öffentlichkeit goutiert.
Aber nach aktuellem Sachstand wird der öffentliche Notstand im Laufe des Sommers sich signifkant verringern.
Dann muss der Primärauftrag der Streitkräfte wieder stärker gewichtet werden. Alles andere wäre ein Verstoß gegen unseren Verfassungsauftrag.
Es sei denn natürlich die Krise verlängert sich oder es kommt zu neuen Faktoren, die derzeit noch nicht absehbar sind.,
Der Inspekteur hat prinzipiell in allem Recht, nur wird ihm evtl. die Normative Kraft des Faktischen einen Strich durch die Rechnung machen. Ein Fakt ist eben das von den im Katastrophenschutz mithelfenden Einrichtungen ausschließlich die Bundeswehr über leistungsfähige und langfristig betreibbare Logistik verfügt, Wenn man es hin und her rechnet kommt vermutlich auch raus das auch nur annähernd vergleichbare Logistikfähigkeiten bei den zivilen Einheiten aufzubauen sowohl Personell als auch Finanziell schlicht nicht möglich ist bzw. Kosten/Nutzen eine keinem Verhältnis stehen würden.
@FormalScientist sagt: 09.02.2021 um 13:23 Uhr
„Wenn man es hin und her rechnet kommt vermutlich auch raus das auch nur annähernd vergleichbare Logistikfähigkeiten bei den zivilen Einheiten aufzubauen sowohl Personell als auch Finanziell schlicht nicht möglich ist bzw. Kosten/Nutzen eine keinem Verhältnis stehen würden.“
Wenn Sie das so argumentieren, einverstanden. Dann muss das aber auch mit Material und Personal hinterlegt werden, heißt im Klartext zusätzliches Geld im Verteidigungshaushalt für Aufgaben des Zivil- und Bevölkerungsschutzes. Und zwar in der Höhe, in der die Länder Kosten einsparen, 1:1 und nicht mit irgendwelchen dahergeträumten Synergieeffekten verrechnet. Es kann nicht sein, das solche Aufgaben zu Lasten des Verteidigungshaushaltes gehen und die Länder sich die Hände reiben, weil sie die Aufgabe billig losgeworden sind.
Ich kann mich ganz vage erinnern: Früher gab es mal eine Wehrpflicht und einen Ersatzdienst – manpower bis zum Abwinken … auch in Pflegeeinrichtungen. Bin mal gespannt, ob das Thema nach Bewältigung der Pandemie wieder auf den Tisch kommt
Auch wenn ich Gen Schelleis aus seiner Sicht zustimme – gesamtlagebezogen sage ich : eher 50.000 Soldaten im Kampf gegen CV einsetzen bei + Krk-Betten + Testen + Impfen + psycho. Betreuung à la FBO !
@Trevor Faith sagt: 09.02.2021 um 15:26 Uhr
„Früher gab es mal eine Wehrpflicht und einen Ersatzdienst – manpower bis zum Abwinken … auch in Pflegeeinrichtungen.“
Ja , und wem hat diese Manpower= Low Power etwas gebracht? Sie meinen doch nicht allen Ernstes, das der Zivi mit seinen 6-9 Monaten Stehzeit in der Pflege irgendetwas umgerissen hat? Das ist doch alle geschichtsverklärte Augenwischerei.
Pio-Fritz sagt: 09.02.2021 um 22:46 Uhr
„Sie meinen doch nicht allen Ernstes, das der Zivi mit seinen 6-9 Monaten Stehzeit in der Pflege irgendetwas umgerissen hat? “
Die Dienstzeiten waren abhängig von der Dauer des Wehrdienstes und selbst wenn, es so kurz wäre … 6-9 Monate Unterstützung in einer Pflegeeinrichtung ist immer noch besser als null Monate Unterstützung.
@Pio-Fritz
„Wenn Sie das so argumentieren, einverstanden. Dann muss das aber auch mit Material und Personal hinterlegt werden, heißt im Klartext zusätzliches Geld im Verteidigungshaushalt für Aufgaben des Zivil- und Bevölkerungsschutzes. Und zwar in der Höhe, in der die Länder Kosten einsparen, 1:1 und nicht mit irgendwelchen dahergeträumten Synergieeffekten verrechnet. Es kann nicht sein, das solche Aufgaben zu Lasten des Verteidigungshaushaltes gehen und die Länder sich die Hände reiben, weil sie die Aufgabe billig losgeworden sind.“
Da stimme ich ihnen zu. Insgesamt macht es aus meiner Sicht auch viel mehr Sinn den Verteidigungshaushalt zu erhöhen anstatt zusätzliche hauptamtliche Strukturen im zivilen Katastrophenschutz aufzubauen, die man meist nicht brauchen und personell auch nur schwer überhaupt besetzt bekommen wird. Die Pandemie wird da vielleicht auch was ändern, aber zumindest vorher herrschte in vielen Regionen annähernd Vollbeschäftigung, das potentielle Personal um neue (Semi-)Doppelstrukturen aufzubauen ist einfach gar nicht existent. Zivile Strukturen mit auch nur ganz annähernd der Durchhaltefähigkeit der Bundeswehr aufbauen ist IMHO unmöglich.
„Ja , und wem hat diese Manpower= Low Power etwas gebracht? “
Meinen Sie, die Soviets hätten sich von der heutigen 180’ooo Mann BW abschrecken lassen ???
Ausserdem:
1) es gibt in der Pflege tonnenweise Optionen, wo zwei helfende Hände selbst mit nur einem Monat Training die eigentlichen Fachkräfte wesentlich entlasten können. Wenn Sie 6 Mann brauchen, um einen (auch covid Intensiv-) Patienten zu drehen, können 4 davon gerne Laien sein. Vor allem wenn die zwei Fachkräfte Frauen sind, mit sehr viel weniger Kraft im Oberkörper. Zivis hatten auch oft die Zeit, sich um soziale Belange von Kranken und Pflegebedürftigen zu kümmern, während die Fachkräfte von Notfall zu Notfall springen …
2) Für die BW stimme ich Ihnen re 6 Monatswundern grds zu. ABER mit einem 12 Monats-Dienst (den ich noch geleistet habe) kann man ganz vernünftig einiges an Aufgaben für die LV/BV abdecken (Kraftfahrer, Stabssoldaten, Jäger, PzGren, Instandsetzung [eingezogen nach abgeschlossener Lehre als Mechaniker/Mechatroniker]) Pioniere (Zimmermanns und Stahlbaugesellen)- und man erhöht das Potential für zusätzliche SZ 2-4 sowie Reservisten (mit Fachstudium) ungemein.
Was mE in dieser Diskussion meist vergessen wird: das „schlimmste“ am Bund waren und sind die ersten 3-6 Monate. Ist man erst mal Gefreiter, hat man sich eingewöhnt, man wird mit Respekt behandelt und ausserdem wird die ganze Sache idR sehr viel interessanter, je mehr man dazu lernt.
Daher braucht, Maßband hin, Maßband her, eine zusätzliche (/ Weiter-) Verpflichtung um ein Jahr sehr viel weniger Überwindung, als sich als Zivilist überhaupt erst mal freiwillig zu melden, wenn man sonst nicht aus seinem normalen Umfeld raus muss.
Und diese SaZ 2 stehen dann auch für Auslandseinsätze zur Verfügung.
PS Eine moderne Option für 6 Monatswunder in der LV:
Vereinfachter (billiger) LuWa mit gepanzertem Cockpit für 2 Personen, 27-30mm auf dem Dach, 1 Spikewerfer rechts über den Ketten, 1x Stinger links. Hybridantrieb für geräuschlose Fahrt auf letzten km vor Feind. Gesteuert per Joystick. Gebaut in Massenproduktion.
Sollten in Chinook / KS passen (evtl Osprey, damit die amis mitkaufen?). Ausserdem auf jeden Laster, der Neuwagen von VW transportiert.
2 Monate infanteristische GA, 1 Monat Technik des LuWa, 3 Monate Taktik in Theorie und Praxis.
Danach für 2 Jahre regelmäßiges Reserve-Training in VR.
Angesichts der heutigen Verbreitung von Spielen wie World of Tanks etc wäre es zB sehr gut möglich, jeden Zug 1x Woche informell ne Stunde vor dem PC trainieren zu lassen, einmal im Monat (erster Samstag?) ein Nachmittag in der Kompanie von zu Hause, und ein mal im Quartal oder Halbjahr zentral in einer echten VR Einrichtung 2-3 Tage als Batallion, mit Auffrischungskursen zwischendrinn.
20 pro Komp, 80 pro Bat (plus Wiesel II / PMMC für Stab etc),
2 aktive LuWa Bat pro Panzerbrigade, zur Unterstützung der PzGren. 6×2=12, 12x 50 = 600
16 Heimatschutz-Bat, plus Schulfahrzeuge = 1300 LuWa.
Zusammen 1900.
Wenn das Ding voll ausgerüstet und bewaffnet 500’ooo / Stück kostet, bekommt man für weniger als 1 Milliarde einiges an Kampfkraft. Bei minimalem Unterhalt, da man das Gross der HS-Luwas einlagern kann.
Daneben eine Goldrand-Variante für FJg und GebJg, die aber viele ersatzteile des Grundmodells nutzen kann.
@FormalScientist
Bevölkerungsschutz = Zivilschutz + Katastrophenschutz, vereinfacht gesagt. Ersterer ist Sache des Bundes (insbesondere des THW), der Katastrophenschutz ist Ländersache, wobei der Bund hier auch Zuschüsse zur Ausstattung gibt.
Die Bw spielt hier nur im Rahmen der Amtshilfe mit. Zu Zeiten der Wehrpflicht konnte man sich auch beim THW verpflichten, also dort Grundausbildung / Einweisung und zehn Jahre „Bereitschaft“ (oder so); und, ja: man wurde auch vom THW herangezogen, z.B. bei der Oderflut für mehrere Wochen.
Wie die Bw hier Kräfte (Pers / Mat) vorhalten soll? Immerhin hat man ein kleines Dispositiv in der Stabsarbeit und und in der Verbindungsorganisation (Kdo TA / LKdo / BVK / KVK) und Kräfte bei den RSU Kp, welche ja personell aufwachsen und ggf. auch mehr Mat (z.B. Pi) erhalten sollen.
„Meinen Sie, die Soviets hätten sich von der heutigen 180’ooo Mann BW abschrecken lassen ???“
Meinen Sie, die Soviets haben sich von den 500’000 Mann BW abschrecken lassen???
Ihre Gedanken am Ende Ihres Beitrages in allen Ehren, aber das ist doch reine Utopie und Wunschdenken.
Zu den Mechatronikern bei der Instandsetzung:
Wann waren Sie das letzte mal in einer Instandsetzung?
Zu meiner Grundwehrdienstzeit (9 Monate) war es schon unüblich, dass der Gefreite oder Obergefreite (ohne BW-Lehrgang) viel schrauben durfte.
Entweder waren es Fuhrparkservicefahrzeuge oder er hatte 0 Ahnung von der Technik (Panzer etc.) und durfte deshalb nicht an das Fahrzeug.
Ich will da auch nicht alle über einen Kamm scheren, aber der Dienst hieß nicht umsonst „Grund“wehrdienst und war nur für einen Einblick in die Bundeswehr und die grundlegendsten Verfahren und Hintergründe des Systems zuständig.
(
Ich selbst hatte Tätigkeiten, die jeder nach 5 Minuten Einweisung (+ BW-Dienstfahrerlaubnis) machen konnte (Gegenstände von A nach B transportieren), aber auch Tätigkeiten, die ich nicht hätte machen dürfen (Waffenkammer) aber machen sollte und auch gemacht habe.
)
Fall der V-Fall eintritt, wusste aber jeder eingezogene Ex-GWDL wie ungefähr der Haase läuft und wer wem Befehle geben kann und was bestimmte Abkürzungen bedeuten.
Die Optik an der Panzerhaubitze hätte er trotzdem nicht einstellen/reparieren/austauschen können. Da hilft auch keine Mechatronikerausbildung bei Mercedes.
Ähnlich ist es jetzt beim Pflegedienst.
Einfache Tätigkeiten, kann man in recht kurzer Zeit erlernen (Testen) oder kann sie sofort (telefonieren, Pflegebedürftige beim einsteigen in Taxi stützen).
Viele andere Tätigkeiten kann oder darf man auch gutem Grund nicht so einfach erledigen.
Das Problem ist eher die verschenkte Zeit bei Nummer 1 und dass man für einige Hilfstätigkeiten keine Lehrgänge angeboten hat und damit mehrere Tausend Hilfskräfte zu Spezialkräften gemacht hat (die angesprochenen arbeitslosen Kellner zu Testern).
Hätte halt gekostet und vor diesen Kosten sträubt sich jede Institution und hofft, dass diese Kosten eine andere Institution übernimmt. (Bund – Land – Pflegeversicherung – Krankenversicherung – Landkreise)
Es herrschte vor Corona nicht wirklich Vollbeschäftigung, es waren genügend Menschen vorhanden, die einfache oder sogar einfachste Tätigkeiten im Pflegebereich erledigen konnten.
Entweder war kein Geld vorhanden um diese einzustellen (Pflegeversicherung) oder aber man bemühte sich nicht stark genug dieses Personal zu akquirieren.
Der Fachkräftemangel im Bereich Pflege meint ja wirklich Fachkräfte und nicht Hilfskräfte. Eine Hilfskraft ersetzt keine Fachkraft und in vielen Fällen auch nicht unterstützend, denn viele Fachkräfte sind auch alleine unterwegs oder zum Beispiel nachts alleine im Pflegeheim.
In beiden Fällen wird dann eher eine 2. Fachkraft benötigt und keine 2. Kraft in Form einer Hilfskraft.
Gleichzeitig entzieht dieser Grundwehrdienst/Zivildienst (in ihrer 12 Monate-Variante) dem Arbeitsmarkt 12 Monate lang Auszubildende/Arbeiter.
Der Hilferuf aus dem Blogpost meint genau dieses Problem:
Jetzt aus dem Pool der nicht arbeitenden Bevölkerung (Messebauer, Kellner, Fotografen etc.) geeignete Kandidaten anwerben und (schnell)-ausbilden für Tätigkeiten, die momentan von vielen Soldaten ohne Sanitätsausbildung geleistet werden.
Diese dann einstellen und die Soldaten ablösen lassen.
Eigentlich nicht so schwierig, aber so entstehen natürlich Kosten (zusätzlich eingestelltes Personal) und die will wieder keiner zahlen, weil es eine langfristige Sache sein könnte.
Für mich unverständlich, wenn man sich mal die Kosten anschaut ( 30.000 Helfer x 45.000 Euro Arbeitgeberkosten = 1,35 Milliarden Euro pro Jahr )