US-Truppenreduzierung: „Die Bundesregierung wurde informiert“
Immerhin: Die Bundesregierung wurde inzwischen offiziell informiert, dass die Regierung von US-Präsident Donald Trump darüber nachdenkt, die US-Truppen in Deutschland zu reduzieren. Mehr aber auch nicht.
Die ersten Informationen zu den Plänen für eine deutliche Reduzierung waren am Freitag vergangener Woche bekannt geworden; am (heutigen) Mittwoch äußerte sich die stellvertretende Regierungssprecherin Ulrike Demmer dazu:
Frage: An das Auswärtige Amt oder vielleicht an das BMVg und Bundespresseamt: Haben Sie aus Washington inzwischen eine offizielle Bestätigung über den Abzug amerikanischer Truppen aus Deutschland erhalten?
Demmer: Die Bundesregierung ist darüber informiert worden, dass es in der US-Administration Überlegungen gibt, die Präsenz der US-Streitkräfte in Deutschland zu reduzieren. Eine abschließende Entscheidung gibt es nach unserem Kenntnisstand aber nicht.
Zusatzfrage: Wurden Sie darüber nur informiert oder hat man Sie irgendwie gebeten, Stellung dazu zu nehmen? Wird die Bundesregierung also zu den Auswirkungen usw. usf. konsultiert?
Demmer: Ich glaube, meine Formulierung war ganz eindeutig: Die Bundesregierung ist darüber informiert worden.
Das sagt inhaltlich gar nichts und für das deutsch-amerikanische Verhältnis eine ganze Menge.
In den USA selbst haben sich inzwischen fast zwei Dutzend Abgeordnete der Republikaner, also der Partei Trumps, gegen eine solche Reduzierung ausgesprochen. Der Fernsehsender CNN zitierte aus ihrem Schreiben an den Präsidenten:
We strongly believe that NATO allies, such as Germany, should do more to contribute to our joint defense efforts. At the same time, we also know that the forward stationing of American troops since the end of World War II has helped to prevent another world war and, most importantly, has helped make America safer. (…)
In Europe, the threats posed by Russia have not lessened, and we believe that signs of a weakened US commitment to NATO will encourage further Russian aggression and opportunism. In addition, the overall limit on troops would prevent us from conducting the exercises that are necessary for the training and readiness of our forces and those of our allies.
Die Abgeordneten heben dabei auch auf einen Punkt ab, der in der Debatte hierzulande meist untergeht: Das größte Problem für die US-Streitkräfte wäre gar nicht die Verringerung um rund 9.500 Soldaten – sondern eine neue starre Obergrenze von 25.000 US-Truppen, die maximal zeitgleich in Deutschland sein dürften. Da diese Obergrenze bislang bie 52.000 liegt, ist absehbar, dass im Interesse von Übungen und Truppenrotationen die Zahl der dauerhaft in Deutschland stationierten Soldaten deutlich unter 25.000 liegen müsste.
(Archivbild: President Donald Trump speaks to U.S. Airmen on Ramstein Air Base, Germany, Dec. 27, 2018. The president stopped in Ramstein on his way back from visiting troops in Iraq – U.S. Air Force photo by Staff Sgt. Timothy Moore)
Dann sollte man laut über die F-18 nachdenken und die Bewaffnung der Mks 180 Fregatten mit amerikanischen Flugkörpern. Das könnte Trump verstehen.
@ Hoffungslos
Vielleicht versteht er dann im Gegenzug, dass man den Lynx nicht mehr als kommenden Schützenpanzer in Betracht zieht oder man keine Aufträge an Heckler und Koch mehr vergibt?
Wurde die NATO inzwischen auch informiert?
@Hoffungslos sagt: 10.06.2020 um 19:57 Uhr
„Dann sollte man laut über die F-18 nachdenken und die Bewaffnung der Mks 180 Fregatten mit amerikanischen Flugkörpern.“
Warum sollte man denn aus Protest gegen eine Entscheidung Trumps die uns (DEU) schadet eine weitere Entscheidung von unserer Seite treffen, die uns auch schadet?!
Wir wollen (und brauchen) die F-18, damit zu drohen wäre ja reichlich kurzsichtig. Wir würden uns damit selbst ins Knie schießen…
Jetzt wäre es an der Zeit, mal in die „Trump´sche Werkzeugkiste der Diplomatie“ zu greifen und von deutscher Seite aus sämtliche Stationierungsverträge zu kündigen. Scheint im ersten Augenblick wenig Sinn zu machen, aber dann muss das Pentagon die Karten auf den Tisch legen.
Als erstes Ramstein AB räumen und dabei gleich den alten Krempel aus Büchel mitnehmen. Dann braucht man auch keine F-18 mehr. Das ist die einzige Sprache, die in der US-Administration derzeit verstanden wird. Das dauert ein paar Jahre und vielleicht ist dann eine US-Administration am Drücker, die das Ganze rationaler betrachtet. Mal abgesehen davon, das sich die USA mit der starren Obergrenze selber ins Knie schießen.
@ Koffer
Nicht WIR brauchen die F-18, sondern die USA im Falle der F-18F und die NATO im Falle der EA-18G.
Und in Gutsherrenart „informiert“ zu werden, wird weiteres Öl in die Diskussion über die F-18-Beschaffung bedeuten.
Zumal ja mit dem STH eine weitere Entscheidung ansteht, die mehrere Milliarden Dollar Umsatz für die US-Waffenindustrie bedeutet.
Wir sprechen also über einen zweistelligen Milliardenbetrag.
Der bereits oben eingangs zitierte Widerstand lässt vermuten, dass auch bei republikanischen Abgeordneten Trumpismus inzwischen auf Gegenwehr trifft. Der Brandbrief der 22 republikanischen Kongressmitglieder jedenfalls beweist massives Misstrauen innerhalb Trumps Partei seiner Führung gegenüber.
Bei einem Durchetzen einer 25.000 Soldaten Obergrenze auf deutschem Staatsgebiet bräche die ungehinderte logistische Sicherstellung und ebenso die Rotation von Truppen im Gesamtraum MENA kurzfristig zusammen. Einen Ersatz für Basen in Deutschland gibt es nicht. Weder auf Ramstein, noch auf die HQs in Stuttgart oder die Lazarettorganisation in der Pfalz kann verzichtet werden. Investitionen mit Neuaufbau, z.B. in Italien, kosteten Dollarmilliarden und bräuchten sicher ein Jahrzehnt.
Die Mahnung der 22, „dass diese Schritte die nationale Sicherheit der USA signifikant schwächen würden und zugleich unsere Position gegenüber Russland schwächen würde …“ (Focus) wird Beachtung finden.
Was sorgen muss ist, dass laut Frau Strack-Zimmerman (FDP)/auf Twitter Heiko Maas die Abzugsgerüchte mit einem Schulterzucken kommentiert haben soll.
Dem Außenamt ist der Sachverhalt also unwichtig?
@Klaus-Peter Kaikowsky (KPK) sagt: 11.06.2020 um 10:24 Uhr
„Was sorgen muss ist, dass laut Frau Strack-Zimmerman (FDP)/auf Twitter Heiko Maas die Abzugsgerüchte mit einem Schulterzucken kommentiert haben soll.“
Zum einen haben wir den Tweet nicht gesehen, zum anderen, was soll der Außenminister Ihrer Meinung nach tun? Das ist politisch schwierig. Drückt er sein Bedauern aus, wird ihm das als Schwäche ausgelegt. Reagiert er verärgert oder mit einer anderen Geste, wird ihm das als undiplomatisch und USA-feindlich ausgelegt.
Solange die Bundesregierung keine einheitliche Reaktion und Ziele festgelegt hat, bleibt ihm gar nichts anderes übrig, als so zu reagieren. Als Oppositionspolitiker/-in kann man natürlich gleich die Klappe ganz weit aufreißen, das macht ja nichts.
Nun, die deutsche Regierung könnte ja der USA damit drohen, gewisse Sonderverträge mit den USA zu kündigen. So können verschiedene US-Firmen ganz offiziell in Deutschland ihr Spionagegeschäft betreiben, weil man sich kurz vor der Wiedervereinigung mit entsprechenden Sonderverträgen, quasi hoheitliche Rechte gesichert hat.
Ich denke, welchen wirklichen Widerstand könnte die Abgeordneten denn leisten, könnten sie Trumps Vorhaben verhindern, bekämen sie genügend Abgeordnete für Check and Balances zusammen? Wir werden sehen.
Ich denke, selbst falls es „ernst“ wird, die US werden keine ganzen Einrichtungen wie das Hospital oder Standorte wie Ramstein schliessen, keine geschlossenen Truppenteile mit Mann, Maus und Gerät zurückverlegen in die USA. Ich denke, es wird ausgedünnt. Es sind für mich jedenfalls einige Varianten vorstellbar, etwas was man den Chief vorlegen kann, etwas Show.
Ich hoffe, das dieser Trump-Spuk zeitnah am Ende ist, hoffe sonst dass wir die nächstn vier Jahre noch überstehen.
„Georg sagt:
11.06.2020 um 11:39 Uhr
Nun, die deutsche Regierung könnte ja der USA damit drohen, gewisse Sonderverträge mit den USA zu kündigen.“
Könne, würden Sie belegen, welche Sonderverträge das sein sollen und was diese wirklich beinhalten?
@ Pio-Fritz sagt:
11.06.2020 um 9:41 Uhr
“Jetzt wäre es an der Zeit, mal in die „Trump´sche Werkzeugkiste der Diplomatie“ zu greifen und von deutscher Seite aus sämtliche Stationierungsverträge zu kündigen.”
Nur mal angenommen Trump wäre tatsächlich von RUS ferngesteuert wäre so eine Reaktion ja wie von RUS/CHN bestellt….
Ich verstehe die Aufregung zum Thema nicht so ganz – das Trump supererratisch agiert und ein wandelndes Kommunikationsdesaster ist weiss man ja, die USA können interne Obergrenzen definieren wie sie wollen, und so eine Entscheidung kann ja par Ordre du Mufti im Handumdrehen auch wieder geändert werden.
@Landmatrose3000 sagt: 11.06.2020 um 13:11 Uhr
Sie haben meinen Kommentar einfach zerlegt und diesen Satz aus dem Zusammenhang gerissen. Wenn sie diesen nochmal in Gänze lesen würden, kämen wir überein, dass wir beide das gemeinsame Ziel verfolgen, den Status Quo im Wesentlichen zu bewahren.
@Landmatrose3000: Zustimmung.
Die bisher gelassene Reaktion der Bundesregierung ist m.E. genau richtig. Wir wissen jetzt, es wird offiziell darüber nachgedacht, wir wissen nichts über Zahlen, Einheiten oder Teile davon. Die Diskussion in der amerikanischen politischen Öffentlichkeit zeigt dem Weißen Haus besser als jede aufgeregte Reaktion deutscher Offizieller bzw. der Bundesregierung, wie wenig durchdacht die Idee des Präsidenten ist. Wenn überhaupt, wird man zur Gesichtswahrung einen Teil der mobilen Brigade aus Vilseck verlegen.
Mit einer Aufkündigung von Verträgen oder gar einer Art „Beschaffungsboykott“ in Bezug auf die F-18 oder eines der beiden in Frage kommenden Modelle für den STH schaden wir uns nur selbst, weil die BW nicht das Gerät hat, das sie braucht und im Rahmen der NATO zugesagte Fähigkeiten nicht bereit gestellt werden können.
@Pio-Fritz
„was soll der Außenminister Ihrer Meinung nach tun“
Schweigen jedenfalls nicht, das hieße nämlich „egal“ oder noch übler, „Zustimmung“.
Was er also tun muss: seinen Mund aufmachen und die deutsche außenpolitische Position darstellen, nachdem die Kanzlerin die Richtung festlegte.
Und den Tweet gibt’s natürlich auch, hier:
@MAStrackZi (gestern)
„Der Außenminister hat mit seinen Schultern gezuckt“, sagte Strack-Zimmermann. „Das kann Lieschen Müller machen, aber der Außenminister sollte sich in einer solch wichtigen – alle Nato-Partner betreffenden – strategischen Frage positionieren“. (Interview mit RP-online)
Recht hat sie, insbesondere mit dem Hinweis zur strategischen Positionierung. Denn bei der übersichtlichen Präsenz an Kampftruppe in Europa hat eine Verminderung um 9.500 durchaus Gewicht. Und dass es in erster Linie Truppe beträfe und keinesfalls Stäbe, sollte klar sein.
AFRICOM in Stuttgart und USEUCOM, gleichfalls in Stuttgart, zwei von elf Unified Combatant Commands, beide in Deutschland, sind unverzichtbar. Für das
„Landstuhl Regional Medical Center“ gilt dies nota bene ebenso.
@Georg
Das mit „gewisse Sonderverträge“ interessiert mich auch. Heißt Sonderverträge etwa Geheimverträge, am Parlament vorbei, oder was bitte?
Der Bundestag hat dem Streitkräfteaufenthaltsabkommen von 1954, geändert 1990, in seinen Änderungen und Anpassungen jeweils zugestimmt. Näheres findet sich bei https://www.auswaertiges-amt.de/de/aussenpolitik/themen/internationales-recht/truppenstationierungsrecht/217066.
Wir haben also eine souveräne Entscheidung unseres Parlaments.
„Gewisse irgendwas“ – wo? Solcherlei Andeutungen haben schon Verschwörungsneurotisches.
@Klaus-Peter Kaikowsky (KPK) sagt:11.06.2020 um 14:52 Uhr
„Denn bei der übersichtlichen Präsenz an Kampftruppe in Europa hat eine Verminderung um 9.500 durchaus Gewicht. Und dass es in erster Linie Truppe beträfe und keinesfalls Stäbe, sollte klar sein.“
Das geht jetzt ein bisschen in die Spekulation hinein, weil wir gar nicht wissen ob und was reduziert werden soll. Natürlich können die USA souverän entscheiden, was sie hier unter Zustimmung DEU stationieren. Aber man kann das ja steuern, wie ich bereits in meinem Post von „Pio-Fritz sagt:11.06.2020 um 9:41 Uhr“ geschrieben habe. Man muss ja nicht alles und jedes klaglos hinnehmen.
@ KPK
Hier gibt es nicht Verschwörungsneurotisches !
Im Zuge der Aufdeckung der Snowden-Affaire bezüglich NSA & Co. gab es einen von mehreren Fernsehberichten, wonach am Frankfurter Backbone-Knoten des deutschen Internet nicht nur die Telekom, bzw. der BND seinen Auskoppelknoten eingerichtet hat, sondern auch eine amerikanische Privatfirma, die im Auftrag von staatlichen amerikanischen Stellen den deutschen Internetverkehr überwacht, sprich abhört. Dies ist wohl eine hoheitliche Aufgabe für jedes Land der Welt. Vor dem 2+4 Vertrag, bzw kurz nachher, also wo Deutschland seine volle staatliche Souveränität zurück bekam haben die USA mit DEU Verträge abgeschlossen, dass so etwas auch nach dem 2+4 Vertrag möglich ist und das dies auch amerikanische private Firmen im Auftrag der amerikanischen Regierung machen dürfen.
That’s all ! Wenn man will, kann man dem „amerikanischen Deal Maker“ auch mal vorführen, wie es ist wenn andere Staaten Verträge einseitig kündigen !
@ Der neue Alte
„…Diskussion in der amerikanischen politischen Öffentlichkeit zeigt dem Weißen Haus besser als jede aufgeregte Reaktion deutscher Offizieller bzw. der Bundesregierung, wie wenig durchdacht die Idee des Präsidenten ist…“
Es geht um etwas anderes.
Wir sind souverän. Und wir möchten auch so behandelt werden.
Es geht nicht darum, wie diese Idee in den USA diskutiert wird.
Es geht darum, dass die USA uns fragen müssen, wie unsere Meinung zu einer Änderung der Stationierung von US Truppen in Deutschland gesehen wird.
Falls dies nicht der Wunsch der US Regierung ist, hat es leider Besatzungscharakter.
Die Zeiten haben sich geändert. Nur ist das bei Donald noch nicht angekommen…
@Georg
Wenn das, was Sie aufführen, von den USA mit dem souveränen Deutschland vertraglich vereinbart wurde, hab damit ich kein Problem.
@Pio-Fritz
Wenn es um „ein bisschen in die Spekulation“ geht, darf getrost der komplette Faden annulliert werden. Alle Beiträge hier drehen sich um was-wäre-wenn.
Ihr 09:41 Beitrag entstammt dem Traumland.
Die „land component“ des USEUCOM in Stuttgart bildet die https://de.m.wikipedia.org/wiki/Seventh_United_States_Army
Schauen Sie rein, was dort unter „Kampf“ subsumiert werden darf, ganze drei Brig.
Diese sind
– 2nd Cavalry Regiment, in Vilseck (Regimenter der U.S. Cavalry entsprechen einer Brigade)
– 173rd Airborne Brigade Combat Team, in Vicenza (Italien) und
– 12th Combat Aviation Brigade, in Ansbach
im Gesamt-AOR Europa. (Viel ist das nicht, sicherlich keine Armee, die traditionell min 2 Korps befehligt) Der Rest der 7th „Army“ ist Art, Pi, Log, Recce, Intel und ganz viel Stab.
Da folgt dann die Feststellung von möglicher Aussparung der drei Brig bei evtl Reduzierung einer sauberen BdL im Teil „Kampfkraftvergleich“.
@Der Realist: …Souverän, richtig, genau so handelt die Bundesregierung ja derzeit . Und zum Thema Souveränität im staatsrechtlichen Sinne – das hatten wir doch schon im Vorgängerfaden durch…
@Der Realist sagt: 11.06.2020 um 10:01 Uhr
„Nicht WIR brauchen die F-18, sondern die USA im Falle der F-18F und die NATO im Falle der EA-18G.“
LOL, keine Ahnung wie Sie zu dieser Bewertung kommen.
„Zumal ja mit dem STH eine weitere Entscheidung ansteht, die mehrere Milliarden Dollar Umsatz für die US-Waffenindustrie bedeutet.“
Auch hier wieder: WIR (DEU) brauchen die US STH um UNSERE Sicherheit zu gewährleisten, es geht nicht um US Wirtschaftsförderung es geht um DEU Sicherheit.
@Martin Schröder
„Wurde die NATO inzwischen auch informiert?“
Laut Herrn Grenell und laut Bild-Zeitung wurden die US-amerikanischen „Überlegungen“ beim NATO-Gipfle im Dezember 2019 thematisiert.
Ob das BMVg dazu bereits befragt worden ist und das bestätigt hat, ist mir unbekannt.
Aber die beiden genannten Quellen sind bekanntlich sehr zuverlässig und seriös.
@ Koffer
Ich glaube nicht, dass die Welt aufhören würde, sich zu drehen, wenn wir keinen STH bestellen.
Oder zumindest die Stückzahlen drastisch reduzieren und dafür mehr NH-90 oder zusätzlich H225M bestellen.
Die Franzosen kommen bisher auch ohne Helikopter in dieser Größe aus und werden nun eine kleine Anzahl Chinooks bestellen.
@Koffer
Zum STH (und F-18) – natürlich geht es da auch (!) um US-Wirtschaftsförderung und es geht auch (!) um das 2 % Nato-Ziel und es geht auch (!) um die Verteidigungsfähigkeit der Bundeswehr im Ernstfall.
Ob aber der STH und die F-18 unbedingt für die Verteidigungsfähigkeit benötigt wird oder ob es auch ohne oder mit anderen Maschinen (oder Mitteln) geht, ist nicht so zweifelsfrei wie sie es schreiben.
Ähnlich wie die US-Truppen in Deutschland – die paar Tausend Soldaten beschützen garantiert nicht Deutschland.
Es ist (wenn überhaupt) die Zusicherung der USA an sich, im Fall der Fälle zu helfen (Beistand) und die Möglichkeit Truppen zu schicken (Luftbrücke, Marine).
Ersteres wird immer wieder bejaht und zweiteres ist gegeben (strategische Transporter und große US-Navy).
Die Kommandostrukturen und vorstationierten Truppen sind dann nur Beiwerk und das Sahnehäubchen auf dem ganzen Kuchen, aber eben nicht entscheidend. (als Stolperfalle würden dann nämlich auch nur ein paar hundert Soldaten ausreichen an wichtigen Bundeswehrstandorten – ähnlich Nato EFP im Baltikum)
„Es geht darum, dass die USA uns fragen müssen, wie unsere Meinung zu einer Änderung der Stationierung von US Truppen in Deutschland gesehen wird.
Falls dies nicht der Wunsch der US Regierung ist, hat es leider Besatzungscharakter.“
Ich finde dieser Punkt von @Realist ist ganz wichtig. Natürlich sind die USA keine Besatzer und das wissen die auch.
Allerdings muss man als gleichberechtigter Partner auch eingebunden werden und da gehört ein so großer Truppenabzug schon dazu.
Wer Diplomatie mit der Brechstange fahren will, und der aktuelle US-Präsident will das, sollte vielleicht einmal (zumindest einmal) auch gleiches zurückbekommen. Nur um mal wach zu werden und mal zu erkennen, dass man nicht immer so verfahren kann.
Da fallen mir schon ein paar Punkte ein, wie man diplomatisch zurückschlagen könnte.
Meine persönliche Diplomatie wäre kein STH oder F-18.
Ich hätte als Bundesregierung geantwortet:
„Da die USA bereit sind Truppen aus Deutschland abzuziehen, würden die Bundesrepublik es bevorzugen gleich alle US-Truppen aus Deutschland abzuziehen. Die Bundesrepublik ist durch die NATO und die EU und durch den Aachener Vertrag mit Frankreich hervorragend Sicherheitspolitisch abgesichert und wir werden auch in Zukunft militärisch gewappnet sein durch die besten Hubschrauber und Flugzeuge der USA, um jeder militärischen Aggression adäquat zu antworten.“
Ich glaube das hätte da mal den einen oder anderen wachgerüttelt.
@KPK
https://de.wikipedia.org/wiki/Globale_%C3%9Cberwachungs-_und_Spionageaff%C3%A4re#Deutschland
Sie können sich mal belesen was da so getrieben wurde (und wahrscheinlich wird).
Heute noch die Meldung (dpa), das die USA beabsichtigen, ihre Truppen im Irak zu reduzieren. weil der Kampf gegen den IS so erfolgreich ist. Neben der Reduzierung in Afghanistan der zweite große Einsatz der USA. Vielleicht wird Deutschland als Drehscheibe in Zukunft nicht mehr in dem Maße gebraucht, wie es die letzten 20 Jahre der Fall war.
@Der Realist sagt: 11.06.2020 um 23:09 Uhr
„Ich glaube nicht, dass die Welt aufhören würde, sich zu drehen, wenn wir keinen STH bestellen.“
Militärisch wäre es sehr wohl dramatisch! Wir würden erhebliche (!) Einbußen für die Einsatztauglichkeit der Bundeswehr (inkl. LV/BV) erleiden.
„Oder zumindest die Stückzahlen drastisch reduzieren und dafür mehr NH-90 oder zusätzlich H225M bestellen.“
Auf gar keinen Fall! NH-90 oder andere, noch leichtere Modelle wären noch nicht einmal ansatzweise geeignet eine Kompensation vorzunehmen.
Weder aus logistischer Sicht, noch aus taktischer Sicht.
@Luftikus sagt: 12.06.2020 um 2:54 Uhr
„Zum STH (und F-18) – natürlich geht es da auch (!) um US-Wirtschaftsförderung “
Nein, tut es nicht. Es gibt keinerlei Anhaltspunkte, das die Entscheidung des BMVg diesen beiden Modelle ggü. europäischen Lösungen zu bevorzugen auch nur anteilig aus Gründen der US-Wirtschaftsförderung erfolgte.
Ganz im Gegenteil, mein Kenntnisstand ist, dass es in beiden Fällen ausschließlich militärische/inhaltliche Gründe waren. Die US-Modelle sind einfach die besten derzeit auf dem Markt befindlichen unter Anlegen unseres spezifischen Bedarfs.
Wenn es um US-Wirtschaftsförderung gehen würde, hätte z.B. vielen für den F-35 gesprochen. Aber das ist aus Gründen der DEU/EU(!)-Wirtschaftsförderung politisch unterbunden worden.
„und es geht auch (!) um das 2 % Nato-Ziel und es geht auch (!) um die Verteidigungsfähigkeit der Bundeswehr im Ernstfall.“
Ja. Und das NATO 2% Ziel ist ja auch kein US Ziel, sondern ein NATO Ziel mit DEU (und US) Unterstützung um die NATO (inkl. DEU!) verteidigungsfähig zu halten.
Jetzt kann man politisch alles zerreden und wenn Sie das wollen, kann ich das nicht verhindern.
Aber der Kern sollte sein: Wenn wir die USA „bestrafen“ wollen, dann doch bitte mit einer Maßnahmen, mit der wir uns nicht selbst (militärisch in den Fuß schießen. Denn das schadet uns (DEU) dann doppelt.
„Ähnlich wie die US-Truppen in Deutschland – die paar Tausend Soldaten beschützen garantiert nicht Deutschland.“
Natürlich tun sie das auch. Nicht ausschließlich, aber eben auch.
Das die USA DEU auch wegen seiner Drehscheibenfunktion für Afrika und den Nahen Osten schätzen ist wahr, aber spricht ja nicht dagegen, dass die in DEU stationierten Truppen (auch) die DEU Sicherheit verteidigen.
Für uns (und die USA) ein win-win :)
@Luftikus: Wenn es so ist, wie Sie schreiben- wie erklären Sie sich bitte die Einwände von Kongressabgeordneten, auch aus Trumps eigener Partei?
Und noch einmal: Der Einsatz von Beschaffung als „politisches Instrument“ kann sich nur der leisten, der Alternativen hat. Und so sehr ich, @Realist Ihre Idee mit einer – zusätzlichen – Beschaffung von H225M etwas abgewinnen kann, ein Ersatz für eine Chinook oder eine King Stallion wäre der Caracal nicht.
Schließlich: Wir sind mit den Vereinigten Staaten von Amerika verbündet, nicht mit der Administration von Donald Trump.
@ Koffer und Der neue Alte
Natürlich wäre ein Verzicht auf einen STH nicht optimal.
Aber eigentlich ist sowieso nur ein Kandidat ein STH, während der andere bei den aktuellen Betreibern als Mittlerer Transporthubschrauber bezeichnet wird.
Die meisten Rollen könnten H225M, NH90 oder sogar AW101 übernehmen.
Es wird nicht so kommen, aber momentan wird es schwierig, bei der Tonlage Investitionen in den USA zu rechtfertigen, wenn bei uns die Leute arbeitslos werden.
@Der Realist sagt: 12.06.2020 um 20:14 Uhr
„Natürlich wäre ein Verzicht auf einen STH nicht optimal.“
Nicht optimal? Für die Einsatzbereitschaft und Kampfkraft der luftbeweglichen Verbände (aka Jg, GebJg und FschJg) katastrophal!
Legen wir also einfach mal bitte die populistischen Vorschläge hier im Blog ad acta und kommen wieder zur sachlichen Ebene zurück.
Ja, man kann über Reaktionen einen möglichen Abzug der US Truppen nachdenken.
Aber was die richtige wäre bleibt genau abzuwägen. Keinesfalls sollte es aber eine Variante sein unter der die Bw primär zu leiden hat (STH, F-18).
Meine Mutter meinte zu solchen Ideen immer: „Kopfs Zorn ist Bauchs Schaden…“
@ Koffer
Es sind leider die einzigen Stellhebel, die mir momentan einfallen…
Optimal ist es nicht, keine Frage.
Aber man darf beim aktuellen POTUS anscheinend keine Schwäche zeigen, sonst steigt der Druck noch mehr.
@Der Realist sagt: 13.06.2020 um 19:56 Uhr
„Aber man darf beim aktuellen POTUS anscheinend keine Schwäche zeigen, sonst steigt der Druck noch mehr.“
Ja, aber das Problem mit Drohungen ggü. Typen wie Trump ist, dass man bereit sein muss diese auch umzusetzen.
Und das wiederum würde dann DEU mehr schaden als den USA.
Von daher verstehe ich Sie, aber kann ihrem Vorschlag nichts positives abgewinnen.
Zumal ich davon ausgehe, dass eine offene Konfrontation dieser Art bei Trump eher noch negative Wirkung erzeugen würde, als vermutlich kaum in unserem (DEU bzw. Bundeswehr, bzw. NATO) Sinne sein kann.
@Georg
Hat man im eigenen Haus die gleichen Maßstäbe?
@ Alex 2.0
Zitat: „Hat man im eigenen Haus die gleichen Maßstäbe?“
Ich verstehe Sie nicht, was wollten Sie eigentlich wissen bzw. fragen ?
Trump kündigte soeben den in Rede stehenden Truppenabzug an, es sei denn Deutschland kommt seinen NATO Finanzierungsverpflichtungen gem 2% Ziel nach. (n- tv und andere).
Zufall?
Zeitgleich auch möglicher Abzug der letzten 650 GI aus dem Kosovo? Die EU offenbar nicht vorab konsultiert.
Ein Kosovo ohne U.S. Truppen gefährdet regionale Stabilität, Kosovaren respektieren nur U.S. Truppen.
President Trump has invited via @RichardGrenell to the White House the leaders of Kosovo and Serbia in a bid to broker a resolution to a decades-long dispute that prompted U.S. military intervention. The meeting should be on June 27 via @WSJ
Trump Junior: „President Donald Trump’s son said he supported calls for US troops to be withdrawn from Kosovo, …“
https://wsj.com/articles/trump-to-host-balkan-peace-talks-11592241165
https://t.co/VfSQQKRrts?amp=1
[Ich warte aufs Transkript, bislang gibt’s nur Teilzitate von Trump. Und die Balkan-connection ist… hm. gewagt. T.W.]
Eine sichere, zukunftsträchtige, freundschaftliche Partnerschaft verbindet uns mit den USA…Ironie aus…
Wie lange gedenken die EU Regierungen eigentlich noch die Marionetten zu sein…?
Das von U.S. Demokraten beabsichtigte Gesetz stimmt einem Abzug nur zu, sofern die host nation das fordert.
Proposed legislation would deny funding for U.S. force level reductions in Europe unless the cuts were requested by a host nation governmen.
https://www.stripes.com/news/europe/democrats-move-to-block-trump-s-troop-cut-plan-in-germany-1.634396