Dauerproblem Marine-Rettungszentrum: Jetzt passt es nicht aufs Schiff
Die Deutsche Marine muss weiter auf ihr neues schwimmendes Lazarett warten. Das neue integrierte Marineeinsatz-Rettungszentum (iMERZ), das von der Werft German Naval Yards Kiel (GNYK) gebaut wurde, passt nicht auf den Einsatzgruppenversorger Frankfurt am Main.
Das Rettungszentrum entwickelt sich immer mehr zu einem Dauerproblem der Marine: Vor mehr als fünf Jahren, im Februar 2015, war das vorhandene MERZ bei der Einlagerung an Land während eines Werftaufenthaltes des Einsatzgruppenversorgers abgebrannt. Im September vergangenen Jahres hatte die Kieler Werft mit dem Neubau eines neuen Rettungszentrums begonnen, das in diesem Frühjahr in das Schiff integriert werden sollte. Im Unterschied zur vorherigen Containerlösung sollte das neue Rettungszentrum als festes Deckshaus auf den Versorger aufgesetzt werden.
Bei der nun anstehenden Integration stellte sich allerdings ein Problem heraus: Das an Land gebaute Rettungszentrum passt nicht auf das Schiff. Das Bundesamt für Ausrüstung, Informationstechnik und Nutzung der Bundeswehr (BAAINBw) bestätigte am (heutigen) Mittwoch einen entsprechenden Bericht der Kieler Nachrichten (Link aus bekannten Gründen nicht, ohnehin hinter Paywall).
Nach Angaben des Koblenzer Beschaffungsamtes ist in den internen Berichten von einer Toleranzüberschreitung die Rede, vor allem die Anschlusstellen für Kabel passten nicht. Das iMERZ werde jetzt von der Werft auf eigene Kosten neu gebaut. Eine Einrüstung in die Frankfurt am Main sei dann erst bei der nächsten planmäßigen Instandsetzung im kommenden Jahr möglich.
Nun gilt es: zeitgerecht, im Kostenrahmen und der geforderten Qualität. hatte Marineinspekteur Andreas Krause im vergangenen September bei Baubeginn getwittert. Die Hoffnung hat sich offensichtlich nicht erfüllt.
Nachtrag: Ein Sprecher der Werft bestätigte die Aussagen des BAAINBw, wollte sich aber zu Details nicht äußern.
(Archivbild April 2020: Die Frankfurt am Main in der Werft in Kiel, im Vordergrund das für die ägyptische Marine gebaute U-Boot S43 – Helwin Scharn)
Super Leistung von GNYK./sarc
Und die wollten das MKS 180 bauen? So etwas nennt sich Schlüsseltechnologie und Expertise im Marineschiffbau? Anscheinend mangelt es schon an der Bedienung eines Zollstocks.
Wieder mal HWS-Syndrom vom Kopfschütteln, einmal mit Profis arbeiten, seufz.
„passt nicht auf (den) Einsatzgruppenversorger“. … weil die Entwicklung/Anpassung ja auch erst gestern startete, …?
Möglicherweise habe ich traditionell oder auch altersbedingt-senil umfassendste Geduld für Entwicklung, BAAIN, Beschaffung etc, da ich in dem Metier einst tätig war.
Dies aber schlägt alles.
Verantwortlichkeit?
Ein klassischer GNYK-Bruch…
[Hm, steht der Nick Flachzwilling für Flachwitz? SCNR… T.W.]
Wie um alles in der Welt kann denn das passieren, und vor allem: so lange Zeit nicht auffallen?!
Ah ja….eine Meldung bei der man nicht mehr weiß ob man nun entrüstet sein soll oder ob es etwas (mittlerweile) Erwartbares ist.
Menschen machen bei der Arbeit Fehler, aber so etwas darf doch nicht passieren. Ernsthaft. Da baut man ein Deckshaus für ein existierendes Schiff, man kennt die Abmessungen, kann alles genau anschauen und auch nochmals nachmessen, sogar öfters wenn es sein muss und dann passen Anschlüsse nicht übereinander?
„Nach Angaben des Koblenzer Beschaffungsamtes ist in den internen Berichten von einer Toleranzüberschreitung die Rede, vor allem die Anschlusstellen für Kabel passten nicht. Das iMERZ werde jetzt von der Werft auf eigene Kosten neu gebaut. Eine Einrüstung in die Frankfurt am Main sei dann erst bei der nächsten planmäßigen Instandsetzung im kommenden Jahr möglich.“
Das verstehe ich nicht ganz: bedeutet das, die Fehler sind derart gravierend, dass ein kompletter Neubau notwendig ist? Es klingt ja nicht nach einer Überarbeitung.
@ Pio-Fritz sagt:
24.06.2020 um 9:55 Uhr
Zollstöcke können ungenau sein! Neulich hatte ich einen, auf dem bei den kompletten 2m ganze 7mm fehlten. Da muss man sich nicht wundern, warum etwas abgeschnittenes dann doch immer zu kurz wird…
Ich denke aber, dass die im Metallbau eher noch genauer messen – ich nehme sogar an, dass die ein CAD-File zu einer Maschine schieben und die dann nach Plan ausschneidet usw…
Daher nehme ich an, dass man bereits im Bauplan sich vertan hat. Und da es so lange dauert, bzw. überhaupt eine Meldung wert war, muss es wohl ein bisschen mehr als ein Anschluss sein. Wenn man aber z.B. an einer Achse mal eben Innen- und Außenmaß vertauscht und sich dass dann durch das ganze Bauteil zieht, dann kann es so enden.
@ Klaus-Peter Kaikowsky (KPK) sagt:
24.06.2020 um 9:56 Uhr
So etwas kann kommen, wenn Sie in einer Struktur aus Unternehmer – Subunternehmer – Subsubunternehmer arbeiten wo es bereits mal zu Spannungen gekommen ist bzgl. der ein oder anderen Fehlerbearbeitung. Fortan macht dann jeder Dienst nach Vorschrift und lässt sich alles freizeichnen o.ä.. und dann baut auch schon mal jemand ohne weitere Selbstkontrolle stumpf was beauftragt wurde, ggf. auch in dem Wissen, das es fehlerhaft sein könnte. Wenn das hier aber ein so langwieriges Problem ist, vermute ich eher eine Abweichung bereits in der Basisplanung, so dass es dann planmäßig falsch gebaut wurde. Fragt sich dann wer die Planung gemacht hat und wer die kontrolliert usw…
Einsparungen sind halt auch beim Engineering irgendwann am Punkt, wo es kippt… Das Problem hat man aber allerorten in Bau und Planung – nicht nur im Schiffbau.
@GolfEcho83
So etwas passiert heutzutage immer wieder. Man denke nur an die arbeitsökonomische Glanzleistung eines unbenannten Flugzeugbauers aus meiner Nachbarschaft, der vor Jahren vermutlich aus Kostengründen unterschiedliche Versionen seiner CAD Software in den einzelnen Werken zuließ und, voilá, schon mussten die Verkabelungen der ersten Serienmodellen seine Aushängeprodukts nachgearbeitet werden, da die aus Deutschland gelieferten Sektionen nicht zu den französischen Baugruppen passten – also wohl genau das gleiche Problem, von dem das iMERZ jetzt betroffen ist.
Jetzt platzt mir aber langsam Irgendwas. Anstatt sich ein Beispiel an anderen Streitkräften zu nehmen wird hier alles totgequatscht. Wenigstens einmal, bitte sollte der Blick ‚gen Westen gehen. Es ist auch nicht schlimm sich Hilfe, Tipps von Anderen zu holen.
LG
OG
Mr. UK 🇬🇧
Fda ich im Stahlbau tätig war, kann ich über so etwas nur den Kopf schütteln! Solche Unternehmen sind nicht in der Lage nach vorgegeben Maßen zu arbeiten?
@Alpha November
Ja, sowas kommt mir bekannt vor, aus der Gebäudeteile um ein Paar Zentimeter verzogen, Anlagenteile mit verzogenen Dimensionen
@Mr. UK
Haben die Squaddies mittlerweile einen funktionierenden Karabiner und was macht euer Flugzeugträger
Es passt irgendwie ins Bild, das German Naval Yards derzeit abgibt. Lieber Auftragsvergaben an Mitbewerber anfechten als an der eigenen Wettbewerbsfähigkeit zu arbeiten. TKMS wird wissen, warum man seine MEKO-Fregatten neuerdings nicht mehr bei GNY, sondern bei der Rönner-Gruppe in Bremerhaven fertigen lässt.
Wahnsinn… das ist doch die Werft, die ursprünglich Klage wegen der Vergabe des MKS180 eingereichrt hat.
Oh man! Da ist die Frage, ob man solche Firmen wirklich unterstützen bzw. subventionieren sollte!?
@Pio-Fritz
„Und die wollten das MKS 180 bauen? So etwas nennt sich Schlüsseltechnologie und Expertise im Marineschiffbau?“
Die bauen mit am MKS180…. die Kooperation mit Lürssen macht es möglich. Die Kompetenz im militärischen Schiffsdesign liegt bei ThyssenKrupp. Beim MKS180 muss diese von Damen kommen.
In diesem Fall könnte das Problem an Datensalat liegen. Es ist schon ein paar Tage her, das die Berlin Klasse entworfen wurde. Die CAD Dateien aus den 90ern sind vielleicht nicht voll kompatibel mit heutiger Software. Solche Probleme gibt es ja selbst bei Microsoft Office… Vielleicht wurden die Daten deshalb auch händisch übertragen und diverse Dinge vertauscht.
Hauptsache wir sind Weltmeister im Kreuzfahrtschiffbau. Irgendwann kann die Marine auch nur noch bei Meyer oder MV Schiffe bestellen.
@SvD
Ältere CAD-Daten sind in der Regel zu 100% kompatibel mit neueren Programmversionen. Ich nutze CAD beruflich, von daher lehne ich mich da mal so weit aus dem Fenster zu behaupten, DAS war nicht das Problem. (kurzes quasi Off-Topic: Problematisch ist nur neuere CAD-Datei mit älterer Programm-Version, da gibt es allerdings die Möglichkeit zu konvertieren…)
Vermutlich sind entweder irgendwo Maße falsch übertragen worden. Oder falsch aufgemessen worden.
Es ist fraglich, ob es da nur Toleranzüberschreitungen bei den Anschlussstellen für die Kabel gab… Die könnte man wohl auch ohne kompletten Neubau beseitigen? Da fehlts schon weiter…
Hallo ich kenne das Problem von der Arbeit.
Früher ist man vor Ort gegangen und hat alles händisch ausgemessen.
Heute sind wir ja alle EDV-gläubig und man verlässt sich ja nur noch darauf was die EDV ausspuckt.
Weil, die EDV hat immer Recht. Ich könnte ihnen dazu Bücher schreiben. Da ist diese Geschichte mit diesem Lazarett eine Kleinigkeit.
Moin zusammen, wenn wir ( meine Monteure und ich) im Heizungsbau bei unseren Projekten so geschluder hätten, wäre die Firma nach einem Jahr Pleite gewesen 🤭🤫 jetzt kann , wie bei der Gorch Fock,Hubschrauber, Panzer, Gewehre, Flugzeuge……….die Alleskönner, Deutsche Beamte, wieder zuzahlen. Oder glaubt wirklich wer, das dies die Werft übernimmt, die nun ja alle vor dem Bankrott stehen. Lasst doch die Chinesen bauen, auf die steht Frau Merkel ja so.😄😄😄weiter machen mit rührt euch………..
.Armes Made in germany 🤫🤫🤫🤫
@ Pio-Fritz et al.
Wäre interessant zu erfahren, ob es sich wirklich um ein Desaster der Sorte „2 Meter daneben“ handelt oder um eine vergleichsweise (!) geringe Überschreitung von Toleranzen, die aber trotzdem den Einbau verunmöglichen.
@ Mr. UK
Ja, von anderen lernen, damit bin ich natürlich einverstanden, aber das gilt für Konzepte, Planungen und Ideen. Böcke bei der Implementierung werden überall geschossen. Ich erwähne mal, ohne Ihnen damit zu nahe treten zu wollen, die verkehrt herum verbaute Rumpfsektion bei HMS Triumph.
@ SvD
OT: Ob der Kreuzfahrtschiffbau weiter boomt, wird sich zeigen. Kritik an der Branche gibt es nicht erst seit gestern und Corona hat den Bedarf erst einmal auf 0 gefahren. Ob und wie stark der wieder hochgeht, oder ob der Markt in den nächsten Jahren durch ein Überangebot vorhandener Schiffe gesättigt bleibt, werden wir sehen.
Selbst wenn die CAD-Daten vom Schiff vorhanden sind heißt das noch nicht dass nach denen gearbeitet wurde. Es hieß ja nur „Toleranzfehler“. Ob der beim neuen Aufbau oder dem alten Schiff liegt ist unklar.
Wobei das an sich auch schon dämlich wäre. Man baut nicht einfach mal drauf los ohne vor Ort Aufmaß zu messen…
@all
Das ist nun ziemlich dumm gelaufen für die Marine und peinlich für die Werft… dennoch wäre ich dankbar, wenn sich Kommentare nicht auf sinngemäß „Deutschland kann nix mehr“ beschränken würden.
Der Gemeinderat von Schilda mit seiner genialen Konzeption von Rathausneubau und Beleuchtungssystem läßt herzlich grüßen!
Die Hutschnur ist bereits bei dem Gorch Fock-Drama geplatzt, aber jetzt weiß man wenigstens endgültig, in welch geballter Fachkompetenz sich die deutsche Werftindustrie, das Beschaffungswesen der Bundeswehr und die zuständigen Stellen der Bundesmarine offenbar herzlich einig sind. Nicht zu vergessen der Zentrale Sanitätsdienst der Bundeswehr, der ja wohl auch an der Planung (!) und Beschaffung des integrierte Marineeinsatz-Rettungszentrums beteiligt war.
Herzlichen Glückwunsch an alle Beteiligten für diese grandiose Leistung!
Meine Frage: Nimmt das BAAINBw / die Marine diese unverschuldete Verzögerung jetzt einfach so hin oder gibt es endlich einmal klare Konsequenzen für die Auftragsnehmer?
Die Frage stellt sich deshalb, da es beim PUMA ja seit den letzten Wochen schlicht und sinngemäß heißt, „beide Seite (also die Industrie UND das Heer) müssten sich jetzt bewegen, um aus dem Projekt einen Erfolg zu machen“ – eine Formulierung, die an Arroganz seitens der “ Arge PUMA“ und an zum Himmel schreiender Abhängigkeit des Militärs kaum zu überbieten ist.
Aber ja: #Schlüsselindustrie… Soviel dazu.
Erst baut man 9 Monate lang an einem Rettungszentrum dessen Kabelanschlüsse dann leider nicht zum Schiff Frankfurt am Main passen. Wenn jetzt die Wert auf eigene Kosten das Rettungszentrum noch mal baut, werden weitere 9 Monate dafür verloren gehen.
Aber da hätte ich doch mal die dumme Frage, warum baut man statt einem neuen Rettungszentrum keinen Adapter ein zwischen dem Rettungszentrum und dem Schiff, damit die verschiedenen Kabelanschlüsse doch wieder zusammen passen?
Und als kleine Idee an die Marine, da wir sowieso zu wenige Schiffe haben, insbesondere zu wenige Versorger, wie wäre es einen neuen Einsatzgruppenversorger zu bestellen, dessen Maße zu dem fertigen Rettungszentrum passen? Wäre vielleicht sinnvoller, als neue Korvetten. Nur GNY würde ich nicht mit dem Bau beauftragen.
Ich wollte eigentlich nur kommunizieren, passiert anderswo auch und ich sehe zusätzlich da keine Versagen der Marine in dem Titel, ausser der Vorgesetzte des Verantwortlichen führt den Rang eines Darth.
@Georg litmathe
äh wie meinen oder was war da noch an nem Gewehr oder Flugzeug zu kritisieren?
@Obristlieutenant sagt: 24.06.2020 um 13:47 Uhr
Ihre Schelte für die Bw-Seite ist völlig unangebracht. Ansonsten würde die Werft ja nicht auf eigene Kosten neu bauen. Sie gehen doch auch nicht hin und kontrollieren den Tischler, ob er sein Aufmaß richtig gemacht hat, wenn Sie neue Fenster bestellen. Sie reklamieren, wenn es nicht passt.
Und egal, wie viele Änderungen es während der Projektlaufzeit seitens der Bw gegeben haben mag, die Außenmaße, Tragwerk und Anschlussstellen für Versorgungsleitungen bleiben immer gleich, weil das Schiff diese vorgibt. Dafür muss man noch nicht mal Schiffsbauingenieur sein, um das zu wissen. Da hat jemand in der Projektleitung tief und fest geschlafen.
Der iMERZ-Neubau muss komplett in die Tonne? Hui. Das müssen gewaltige „Toleranzüberschreitungen“ sein, wenn das nicht korrigierbar ist.
Gibt auf jeden Fall ne schöne Partie Schwarzer Peter: Passt das Schiff etwa nicht zu den CAD-Bestands-Daten? Oder die CAD-Bestandsdaten nicht zum Schiff? Ist bei der Fortschreibung/Auftragsanpassung beim Aufmass was schiefgegangen?
Und wer hat da wo seinen Willi druntergesetzt?
Könnte man glatt ne Arbeitsgruppe für einrichtem, so vom Popcorn-Faktor her.
Kehraus: Der Dt. Bahn ist so ein Missgeschick bei einem Brückengehäuse-Neubau in Bremen passiert. Beim Einpassen in die Lager fehlte einfach 1 Meter Spannweite.. :-)
Ich bin mir sicher, dass alle Vorschriften eingehalten und regelmäßig Controllingberichte vorgelegt wurden. Und jetzt kommen wieder die kleinlichen Praktiker und regen sich auf, nur weil es nicht nutzbar ist.
Dabei stehen doch Vorschriften und Controllingberichte über allem.
Ich bin mal wieder erstaunt über die geballten Rundumschläge gegen die Bundeswehr/ihre Ämter und die Werftindustrie. Haben diejenigen Kommentatoren eigentlich den Artikel von TW gelesen?
Hier hat GNYK einen Fehler mit weitreichenden Auswirkungen gemacht, wie dieser Zustande kam oder wo er genau liegt ist noch nicht bekannt oder bestätigt worden. Dennoch wird ein Neubau auf eigene Kosten gestartet. Ich erkenne da noch kein strukturelles Versagen oder dergleichen.
Cheers
Flip
@Flip:
Es gibt Werften (in Bremerhaven zum Beispiel…), die schneiden ein Schiff wie die QE2 entzwei, schieben die Teile auseinander, packen eine vorgefertigte Rumpfsektion dazwischen (!) – und es passt! Und das schon vor >20 Jahren. Und heute? Ein einfaches Deckshaus passt nicht? Wenn das kein Totalversagen ist, was ist es dann? Da müssen doch ein paar Leute total geschlafen haben.
@Closius
Ich lehne mich jetzt nicht professionell weit aus dem Fenster indem ich ihnen sage, das Anschlüsse-Verbindungen Schwachstellen für Undichtigkeiten, Verunreinigungen, Eindringen und Austreten von Stoffen etc. sind, alles Dinge von denen ich ausgehe das dies genausowenig vom Sanitätsdienst und der Marine gewünscht wird, wie von der Besatzung und den Patienten.
Da ich lange im Schiffbau arbeite und die Probleme zwischen den Gewerken (Stahlbau, E-Technik, Schlosser) kenne auch mein Senf dazu.
Die FAM wurde 1997-2001 bei der FSG gebaut. Die waren schon weit vorne mit der CAD-Konstruktion. Vermutlich haben sich dann bei der Anpassung zwischen Schiff und Container im Bau auch Abweichungen ergeben die aber vor Ort gelöst wurden (hier mal was versetzt etc.) Die damaligen Bauaufsichten seintes des ehem. BWB dürften wohl schon in Pension sein – schade.
Wenn jetzt nach diesen existierenden Bauplänen von 2001 gearbeitet wird dann kann das schon mal mächtig in die Beinkleider gehen – und ich meine damit die Rohrverlegepläne.
Auch bei den damaligen Containerfundamenten wird leicht im Bau geschoben – 3 -4 mm sind normal. Auch die Fundamente lassen leichte Verschiebungen eines Containers zu.
Klar hätte Kiel die Position der ganzen Anschlüsse nachprüfen müssen, aber das funktioniert nicht mit nem Zollstock.
Über welche Tolereranzüberschreitungen redet man eigentlich – sind es 5 oder gar 40 mm? Die Info hätte ich mal gerne.
Und wenn ich immer die Holländer als Beispiel vor die Nase gesetzt bekomme – die kochen auch mit lauwarmem Wasser, aber halten eher ihren Bockmist unter der Decke. Die werden sich auch noch bei der MKS180 die Zähne ausbeißen ob der Vertragsregularien.
@ Pio-Fritz 24.06.2020 um 14:35 Uhr:
„@Obristlieutenant am 24.06.2020 um 13:47 Uhr: Ihre Schelte für die Bw-Seite ist völlig unangebracht. … “
Ihr Vergleich mit bestellten Fenstern passt auf den Pannenfall nun gar nicht. Viel eher ist doch hier der Vergleich mit dem Bau eines Einfamilienhauses angebracht, da schaut der Bauherr doch wohl auch immer mal nach dem Rechten, ob auf dem Bau alles so läuft wie er sich das vorstellt und beauftragt hat.
Im vorliegenden Fall muß muß doch die „Bw-Seite“ – wer immer das auch im einzelnen dann gewesen sein mag – die Werft völlig unbeaufsichtigt und ohne Zwischenkontrollen werkeln gelassen haben oder aber die „Bw-Seite“ hat bei der „Bauaufsicht“ den Murks der Werft nicht bemerkt.
Beide Möglichkeiten stellen aus meiner Sicht den beteiligten Bw-Stellen kein überzeugend positives Zeugnis aus.
Auch dann nicht, wenn es der erste Fall dieser Art gewesen wäre. Aber ich erinnere nur an die bereits erwähnten causae Gorch Fock, Puma, A 300 umn nur mal herausragende Fälle aus der jüngeren Vergangeheit zu nennen.
Ältere und alte Kameraden und Militärhistoriker werden sich auch noch an den HS 30, den Starfighter und die nach 30 Jahren erfolglos abgebrochene Entwicklung der Panzerhaubitze 70 erinnern , um auch hier nur einige ältere Beispiele zu nennen.
War da womöglich ein i im MERZ leichtfertig vergeben?
Es gab mal eine Zeit, da waren Dipl. Ing. made in Germany ein Exportschlager.
Aber die Bachelor’s in Ing. und die Master scheinen NICHTS mehr zu können…..
Langsam reichen Sarkasmus und Zynismus nicht mehr aus, um den Zustand der Streitkräfte und Deutschlands zu beschreiben.
Selten war ich so froh, dass Holländer (Damen) und nicht GNYK unsere MKS180 verantworten!
Unfassbar!
Ohne Kenntnis was wirklich schief gelaufen ist, finde ich einen allgemeinen Rundumschlag auch ziemlich gewagt um es mal nett zu formulieren.
Das GNYK anscheinend ohne viel Zeck komplett neu baut (und das kostest sicher Millionen) lässt aber mal vermuten, dass der Fehler eher nicht beim AG lag. Interessant wäre ob der Güteprüfung der Fehler aufgefallen ist oder ob es der QS der Werft selbst aufgefallen ist. Spannendes Thema und ärgerlich Und teuer für alle Seiten :/.
Kann es wirklich nur um eine nicht passende Anschlussstelle für Kabel gehen, wenn die Werft entscheidet, dass i-MERZ auf eigene Kosten neu zu fertigen?
Ist es vielleicht auch ein gutes Zeichen, wenn die Werft erkennt, dass die eigenen QS Ansprüche nicht erreicht worden sind und die Verantwortung für die Beseitigung der Mängel trägt?
ndr.de berichtet heute ein paar weitere Details:
– Das Bauwerk passe nicht aufs Schiff (soweit bereits bekannt) und muss verschrottet werden!! Von Nachbearbeitung / Umbau ist da nicht mehr die Rede.
– Der Anschluss an das Schiff sei dermaßen kompliziert, dass die ursprüngliche Werftmannschaft damit überfordert war.
– Mittlerweile sei der werftseitige Projektleiter ausgetauscht worden.
Es gibt Momente da schäme ich mich als deutscher Ingenieur. Das ist so einer.
Es gehört zu den absoluten Grundfähigkeiten als Ingenieur dass man messen kann und, ganz wichtig, auch misst. Es gehört zu den Grundfähigkeiten dass man seine Messwerkzeuge im Griff hat, dass die entsprechend kalibriert sind und dass man weiß was das bedeutet und wie man damit rechnet.
Neun Monate, und keiner geht vor Beginn des Baus mal raus und misst am aktuellen Objekt, beziehungsweise misst richtig? Neun Monate und keiner kontrolliert die Messung? Zwischenzeitliche Messungen? Abgleich von dem was man da baut mit der Realität?
Qualitätsmanagement? Sicher, wird man haben. Virtuelle Ordner, voll gefüllt mit Prozessdokumenten. Nur keiner ist mal raus gegangen und hat anständig gemessen. Das ist der wahre Fachkräftemangel.
Mr. UK 🇬🇧 sagt:
24.06.2020 um 11:19 Uhr
„Jetzt platzt mir aber langsam Irgendwas. Anstatt sich ein Beispiel an anderen Streitkräften zu nehmen…..“
Das hat ja nichts mit Streitkräften zu tun. Gebaut wird zwar auf einer Werft aber wohl abseits im Stahlbau. Ob das Schiff wärend des Baus des MERZ in der Werft war? Ob die Marine oder das San dort dabei war mit Baubegleitmannschaft? Oder eine Aufsicht durch das BA….? Und ob ständig jemand dort sein konnte? Ob die einen anderen Bauplan hatten oder die selben Daten? Ich denke, der Fehler wird wohl ein Grundlegendes gewesen sein. Ich habe sowas mal miterlebt, beim Übertragen einer alten Zeichnung von Papier in die EDV mittels Tablet, Stift und Tastatur, dabei hat sich jemand vertiptt.
Sorry, ich glaube das hat nix mehr mit der BW im speziellen zu tuen. Es hat sich schon quer durch die Industrie ausgebreitet, dass glaube ich jetzt zu erkennen. Ich könnte da 1000 Beispiele bringen.
Viel Spass beim gesundbeten weiterhin
Genauso wie ich dass letzte mal zurechtgewiesen worden bin, spare ich mir weitere Worte
Schlussendlich ist es müßig, darüber zu diskutieren, wer nun genau für den Fehler verantwortlich ist. Am Schluss wird zusammengezählt, und da ergibt sich wieder das sattsam bekannte Bild des Trio infernale, bestehend aus militärischer Führung, Beschaffungsbehörde und wehrtechnischer Industrie, das den Steuerzahler Milliarden gekostet hat und weiter kostet.
Bei den Mehrzweckerprobungsbooten MZB Mittel der Schwedenecke Klasse wollte man vor 18 Jahren auch ein Zeltaufbau für das B Deck nachrüsten. Da zwei 20ft Containerstellplätze vorhanden waren sollten die Alu Eckpfosten des Zeltes einfach in die Container Lashings gesetzt werden.
25.000€ und 6 Monate später passte das ganze dann auch nicht…. Der Konstrukteur hatte den Deckssprung vergessen. Danach war das geld alle und das Zelt kam nie zum Einsatz… zumal der BRH auch die Verwendung als Partyboot auf der Kieler Woche für die WBV Nord angemahnt hatte…. was der Haupteinsatzzweck gewesen wäre.
Moral der Geschichte… Nachrüstungen bei Schiffen funktionieren selten wenn man sich nur auf die Bauunterlagen stützt und das ganze nicht vor Ort Einmisst…
Schiefgehen kann immer irgendetwas, klar sollte man versuchen dies zu vermeiden, aber wenn es passiert spricht es doch eindeutig für einen Geschäftspartner wenn dieser den Fehler auf seine Kappe nimmt und für diesen (in einem bislang glaube ich noch nicht bekannten finanziellen Ausmaß) geradesteht.
So deprimierend ein weiterer Rückschlag in Sachen „Wargear Made in Germany“ auch sicherlich ist, vielleicht lässt sich ja daraus auch noch was machen. Wenn ich recht verstehe steht da jetzt irgendwo in Kiel ein mehr oder weniger fertiges Marineeinsatz-Rettungszentum-Deckshäuschen herum, welches den dt. Steuerzahler quasi (?) nichts gekostet hat. Und welches GNYK wiederum mit jedem Tag, den es herumsteht, einiges an Geld kosten dürfte, was wohl dafür sorgt, dass man auch dort dafür gerne früher als später eine Verwendung/Abnehmer finden würde.
Wie wäre es denn, wenn man unter dieses „einfach“ (naiv, ja ich weiß) ein passendes Schiff (keine weitere Goldrandlösung, sondern Recycling von irgendwas, dass ebenfalls schon vorhanden) drunter setzt und somit hätte man vielleicht keinen vierten vollwertigen „Einsatzgruppenversorger“, aber immerhin ein weiteres schwimmendes Lazarett?
Die eigentliche Frage ist doch jetzt:
Braucht die Marine ein MERZ überhaupt noch, nachdem es auch 5 (in Worten fünf) Jahre komplett ohne gegangen ist?
Die gleiche Frage stellt sich übrigens auch beim Pleiteprojekt GORCH FOCK!
@
ThoDan sagt:
24.06.2020 um 12:08 Uhr
“
@Mr. UK
Haben die Squaddies mittlerweile einen funktionierenden Karabiner und was macht euer Flugzeugträger
“
Der Karabiner läuft doch angeblich inzwischen ganz ordentlich, seit HK das total verkorkste Teil komplett überarbeitet hat… (@all: Gibt also noch Kompetenzen im Lande ;-) ). Und das war wohl auch eine mehr oder minder rein politische Entscheidung, denn wirtschaflich hätte man die Waffe besser ersetzen können.
@all
Wenn man nach alten CAD-Dateien gebaut hätte ohne sich vorher das reale Schiff anzusehen, dann ist es eine reine Vertragssache wer dafür haftet – das kann auch auf den Schiffseigner als Lieferant für die Zeichnung zurückfallen, wenn er gesagt hätte: So ist sieht es aus, bau danach. Ist ja offenkundig nicht der Fall, denn sonst könnte man nicht so publizieren GNYK würde es auf eigene Kosten neu bauen (der Mangel wurde also vertraglich und/oder handwerklich bei GNYK verortet).
Neu bauen sagt dann auch schon, dass es hier nicht nur um kleine Toleranzen und/oder einzelne Medienanschlüsse gehen kann. Nehmen wir mal an, man hätte einfach Leitungsstränge auf der Falschen Seite einer Wand oder einfach 20cm daneben gesetzt, dann wäre das sicherlich korrigierbar ohne neu zu bauen. Selbst wenn irgendwo die Gesamtbreite oder die Länge des Aufbaues o.ä. nicht stimmen würde (z.B. das Ganze ist 20cm zu breit), dann kann man das ganze Teil ein mal auftrennen, X cm raus schneiden und wieder zusammen setzen. Sowas machen, wie hier weiter oben schon gesagt, andere seit Jahrzehnten mit ganzen Schiffen.
Hier muss also ein Punkt erreicht sein, wo o.g. Aufwändungen so groß werden, dass ein Neubau einfacher/günstiger/schneller zu sein scheint, als eine Korrektur der Abweichung/en. Und bei der Projektsumme muss das dann halt schon happig sein.
Kommt zwar am Ende rein sachlich nicht genau drauf an, denn offenbar kann der Kunde BW ja nichts dafür und es geht ihm nur nicht besser, wie dem ein oder anderen Häuslebauer, der einen Mangel rügen muss, aber als Ingenieur fände ich es schon technisch interessant, wenn man das genauer wüsste. Vielleicht eröffnet sich uns da ja noch was.
Peter Eberl sagt:
24.06.2020 um 23:55 Uhr
…..und da ergibt sich wieder das sattsam bekannte Bild des Trio infernale, bestehend aus militärischer Führung, Beschaffungsbehörde und wehrtechnischer Industrie…“
Was hat z.B. die militärische Führung damit zu tun? Hat der GI nicht nachgemessen?
Dipl.-Ing. Klaus sagt:
24.06.2020 um 20:02 Uhr
„Nur keiner ist mal raus gegangen und hat anständig gemessen“
Wohin sollte man denn rausgehen? Lag das Schiff denn an der Pier, im Hafen, erreichbar?
@Edgar Lefgrün
Das Schiff war die letzen 20 Jahre auf der Unterseite der Erdscheibe im Einsatz und daher für die Werft schlicht unerreichbar. /s
Im Zweifel mal am realen Objekt nachzumessen schadet nicht. Wenn man dafür mal vom Werftgelände runter muss, ist das halt so.
Erwarten Sie etwa das ein Schiffseigner ein Schiff teils über ein Jahr am Pier einer Werft liegen lässt, bis diese mit dem Umbausatz fertig ist?
@SvD
nee aber die Werft kann drei bis vier Mitarbeiter zum Liegeplatz schicken und Messen wenn die Einheit unterwegs ist. So wird das im zivielen Schiffbau gemacht… fragen sie mal Ing.’s von A&R oder Lürrsen wo die so hin jetten weil irgend ein Scheich oder Oligarch was an seinem Mega Spielzeug geändert haben will…. Werftzeiten sind bei Megayachten noch viel krasser durchgetaktet…. da funktioniert das dann.
@ Lucky.Sailor 25.06.2020 um 11:02 Uhr
Die FRANKFURT AM MAIN ist nicht die einzige Einheit mit einem MERZ. In der gleichen Klasse gibt es doch noch das Typschiff, die BERLIN, ebenfalls mit einem containerisierten beweglichen MERZ, das aber m.W. nicht ein einziges Mal seinem Zweck entsprechend auf die Pier gesetzt und dort betrieben wurde (bin mir mit Banda Aceh 1999 nicht ganz sicher). Und mit einem fest eingerüsteten MERZ (wie auch immer das da heißt) ist die BONN unterwegs – eben weil man gemerkt hat, dass die Containerisierung ein Gimmick ist, das keiner braucht.
Also eine Fähigkeitslücke gibts da nicht, sorry!
@ all
Was mich bei näherer Betrachtung interessiert, da ich die örtlichen Gegebenheiten auf der BERLIN ganz gut kenne, was es die in der Tat zahlreich vorhandenen Medienanschlüsse angeht: das vollbewegliche MERZ ist ja mit drölf verschiedenen Schläuchen über Kupplungen angeschlossen, also MERZ-Kupplung-Schlauch-Kupplung-Schiff, und zwar an den heckseitigen Enden der beiden Container-Lagen (in diesem Wackelvideo gut zu sehen, wo das ist: https://youtu.be/grRE172uwjU?t=10 Zu sehen ist die Steuerbordseite, Heck ist also links im Bild). Am ehesten ist dieser Bereich mit den Verbindungen zwischen einem Sattelschlepper und seinem Auflieger vergleichbar, also bewusst auf Spiel ausgelegt; im EGV-Falle heißt das also, dass die Verbindungen mit kurzen Schläuchen hergestellt werden, wenn das MERZ huckepack ist, oder mit langen Schläuchen, wenn das MERZ auf der Pier steht (in der Theorie). Die schiffsbaulichen Vorbereitungen für die Leitungsführung auf die Pier sieht man übrigens im Video ebenfalls. Es ist also nicht eine Art Docking-Station, wo der Container mit wenig Toleranz (im cm-Bereich) auf die Anschlüsse gesteckt wird.
Frage also: ist im Rahmen der Festinstallation mit dem iMERZ an diesem System etwas grundlegend geändert worden? Nur dann ist für mich irgendwie erklärlich, warum das bereits gebaute iMERZ komplett in die Presse muss (pun intended).