Coronavirus-Pandemie und Bundeswehr: Maimaneh in Isolation
Mit dem weltweit grassierenden Coronavirus sind zwar derzeit keine deutschen Soldaten in Auslandseinsätzen infiziert. Die zunehmende Ausbreitung in Ländern mit schlechter öffentlicher Gesundheitsversorgung wie Afghanistan schafft jedoch zunehmend Probleme: Ein Außenposten der Resolute Support Mission mit deutschen Soldaten in Maimaneh wurde jetzt unter Quarantäne gestellt.
Das Einsatzführungskommando der Bundeswehr bestätigte am (heutigen) Donnerstag, dass die mobilen Beratungskräfte in Maimaneh westlich (Korrektur: nicht östlich) des Haupt-Stationierungsortes Mazar-e Sharif in Afghanistan in Isolation sind. Auslöser dafür waren bestätigte Infektionen bei US-Soldaten und einem afghanischen Übersetzer, bei deutschen Soldaten dieses Expeditionary Advisory Package wurden keine Infektionen festgestellt.
Den Auftrag können die deutschen und internationalen Soldaten nach Angaben der Bundeswehr dennoch weiter ausführen – ohnehin hatten die Angehörigen der Mission seit Monaten den direkten Kontakt mit Afghanen weitgehend vermieden. In der vergangenen Woche war allerdings ein ziviler Mitarbeiter des PX-Ladens in Mazar-e Sharif positiv getestet worden; bei seinen deutschen Kontaktpersonen wurde keine Infektion festgestellt.
In Kunduz, wo ebenfalls deutsche Soldaten als Berater im Einsatz sind, wurde die bisherige Beratung per Telefon oder Videokonferenz inzwischen durch einen Besprechungsraum mit Trennwand ergänzt (Foto oben).
Im Inland ist dagegen, entsprechend dem Trend in Deutschland insgesamt, die Zahl der bestätigten Infektionen unter den Soldatinnen und Soldaten weiter zurückgegangen. Die Zahlen des Sanitätsdienstes für die vergangenen Tage:
15. Juni
6 begründete Verdachtsfälle
377 bestätigte Infektionen insgesamt, tagesaktuell 4
16. Juni
6 begründete Verdachtsfälle
377 bestätigte Infektionen insgesamt, tagesaktuell 3
17. Juni
10 begründete Verdachtsfälle
377 bestätigte Infektionen insgesamt, tagesaktuell 3
18. Juni
8 begründete Verdachtsfälle
377 bestätigte Infektionen insgesamt, tagesaktuell 3
(Foto: Besprechungsraum mit Trennwand in Kunduz – Einsatzführungskommando/Bundeswehr)
Das macht bestimmt einen Heidenspaß, in dem Laden in Quarantäne zu sitzen.
ab wann ist ein Einsatz bzw. der zugrundeliegende Auftrag eigentlich nicht mehr durchführbar?
„den direkten Kontakt mit Afghanen vermieden“; „Beratung per Telefon und Videokonferenz“ (geht auch aus Deutschland); „Besprechungsraum mit Trennwand“…
@ Udo Ewertz
Genau das ist doch die richtige Frage. Es wird mit maximalem Aufwand versucht krampfhaft diesen Auftrag weiter auszuführen, obwohl er wohl unter diesen Bedingungen einfach nicht durchführbar ist. Zumal ich die Infektionsgefahr gerade in solch beengten Lagern für nicht unerheblich halte.
Es braucht halt auch Vorgesetzte, die solche Zustande nicht nur erkennen, sondern auch dem EFK unliebsame Entscheidungen dann aufdrücken.
Zeitgleich tauchen die ersten Analysen zur Verwendung der Streitkräfte in der Pandemie auf.
U.a.:
– Führungsstrukturen: Die aktuellen Unterstützungsleistungen unterstreichen die bestehenden Unklarheiten und strukturellen Defizite in der Grundgliederung der Streitkräfte.
– Materialreserve: Im Rahmen der Pandemie wurde offensichtlich, dass die Reserven von kritischen Gütern wie Schutzkleidung unzureichend waren, und zwar sowohl die Reserven der Bundesregierung als auch diejenigen der Bundeswehr. Der Sanitätsdienst geriet mit seinen zwei Materiallagern schnell an seine Grenze. (Erg.: im tiefsten Frieden, an LV/BV mag dabei niemand denken)
– Personelle Aufwuchsfähigkeit: Die Bundeswehr sollte in der Lage sein, innerhalb kürzester Zeit gezielt Reservisten je nach spezifischer Qualifikation einzuberufen. ( Erg.: Als Pflichtdienst). Dafür sollte das Freiwilligkeitsprinzip der Reserve, an dem die Bundeswehr mit der im Oktober 2019 in Kraft getretenen Strategie der Reserve festhält, für einen Zeitraum von zehn Jahren in eine verpflichtende Reserve umgewandelt werden.
– usw.
https://www.swp-berlin.org/publikation/bundeswehr-im-corona-krisenmanagement/
Bei allen erfreulichen Zahlen im Budget und bei Beschaffungen, ohne bedarfsgerecht orientierte Strukturen in der Aufbauorganisation springt das BMVg zu kurz.
Beste Chance ever. Den Laden einfach zu machen und die Kameraden nach Hause schicken. Das wird nix mit Corona in AFG.
@Klaus-Peter Kaikowsky (KPK) sagt: 19.06.2020 um 0:19 Uhr
Haben Sie sich mit dem Post im Thread vertan? Das ist hier doch ziemlich OT, auch wenn Sie recht haben. Es scheitert allerdings an der nicht mehr vorhandenen Wehrüberwachung. Hat jetzt mit AFG nicht wirklich etwas zu tun.