Militärische Führungsspitze der Bundeswehr: Und wer wird neuer GI-Stellvertreter?
Mit einem Tweet hat Bundeswehr-Generalinspekteur Eberhard Zorn eine noch offene Personalentscheidung für die militärische Spitze der Streitkräfte in den Blickpunkt der interessierten Öffentlichkeit geschoben: Zorn verabschiedete seinen Stellvertreter Joachim Rühle aus dem Militärischen Führungsrat – wer diese Position künftig einnimmt, ist allerdings noch offen.
Der Tweet des Generalinspekteurs am (gestrigen) Montag:
Die Personalie Rühle ist deswegen interessant, weil sie öffentlich bislang noch nicht mitgeteilt wurde. Intern ist zwar bekannt, dass der Vizeadmiral den derzeitigen Chef des Stabes beim militärischen Hauptquartier SHAPE in Mons/Belgien, General Markus Kneip, ablösen wird. Auch bei intensivem Nachfragen in Ministerium und Bundeswehr gibt es allerdings bislang keine Antwort, wer denn neuer stellvertretender Generalinspekteur wird.
Nun lässt sich das natürlich als Formalie abtun, allerdings: Der Stellvertreter des Generalinspekteurs ist auch der Beauftragte für Reservistenangelegenheiten. Und die bekommen mit der neuen Strategie der Reserve und der geplanten Grundbeorderung für alle ausscheidenden Soldatinnen und Soldaten künftig eine andere Bedeutung. Schon aus diesem Grund ist schon nicht uninteressant, wie dieser Posten demnächst besetzt wird.
Die andere von Zorn genannte Personalie ist dagegen klar: Am kommenden Donnerstag übergibt Heeresinspekteur Jörg Vollmer sein Amt an Alfons Mais, zuletzt Kommandeur des Deutsch-Niederländischen Korps. Vollmer wechselt dann, voraussichtlich im April, zum NATO Joint Forces Command in Brunssum in den Niederlanden – als Nachfolger von Erhard Bühler. Der hatte sein Amt zwar erst im Mai vergangenen Jahres angetreten, allerdings schon mit Begrenzungs-Ansage: Die damalige Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen hatte klar gemacht, dass Bühler nicht über das Erreichen der Altersgrenze im März hinaus verlängert wird. (Die Details dazu hatte ich hier aufgeschrieben.)
(Foto: Die militärische Führungsspitze der Bundeswehr, versammelt im Militärischen Führungsrat, am 10.02.2020. Von links: Generaloberstabsarzt Ulrich Baumgärtner, Inspekteur Sanitätsdienst; Generalleutnant Jörg Vollmer, Inspekteur Heer; Vizeadmiral Andreas Krause, Inspekteur Marine; Generalinspekteur Eberhard Zorn; Generalleutnant Ludwig Leinhos, Inspekteur Cyber- und Informationsraum; Vizeadmiral Joachim Rühle, Stellvertreter des Generalinspekteurs; Generalleutnant Martin Schelleis, Inspekteur Streitkräftebasis und Nationaler Territorialer Befehlshaber; Generalleutnant Erich Pfeffer, Befehlshaber Einsatzführungskommando; Generalleutnant Ingo Gerhartz, Inspekteur Luftwaffe und German Air Defense Commander – Foto Claire Hughes/BMVg)
Vielleicht sollten wir uns nicht zu sehr an die Herren gewöhnen. Ihre Ideen und die von ihnen geleitete Umsetzung sollen künftig nun wirklich die Einsatzbereitschaft der Bundeswehr verbessern.
Ich nehme an, damit haben sie Verantwortung – wenn die nun nicht diffundiert müssten sie dann ja auch zur Verantwortung gezogen werden, wenns nicht klappt mit der Einsatzbereitschaft.
Mich stört die Personalie General Bühler. Es müsste doch mittlerweile genug Zeit gewesen sein entweder die Vorwürfe zu bestätigen oder zu widerlegen.
Für mich gehört dies zur inneren Führung.
Einen Generalswechsel nach weniger als einem Jahr sieht nicht gut aus, spricht nicht für die Wertschätzung der NATO.
Na, da sind sie ja alle, unsere Trendwenden-Jongleure, die militärisch das sagen haben. Die die Bundeswehr seit 2011 konsequent auf Einsatz trimmen.
Ein Erfolgsteam!/sarc
Egal wer hier nachfolgt, er wird keinen Fußabdruck hinterlassen.
@Closius sagt:11.02.2020 um 11:49 Uhr
„Mich stört die Personalie General Bühler.“
Das Thema hatten wir doch lang und breit, der Hausherr hat sie sogar verlinkt. Jetzt geht er in den Ruhestand, es macht also keinen Sinn, die Diskussion nochmal aufzurollen. Der König ist tot, es lebe der König.
@Pio-Fritz
Volle Zustimmung meinerseits.
Man sollte diesen angeblichen „Führungsrat“ in „Trendwenden-Claqueure“ umbenennen.
Sie alle haben den derzeit desolaten Zustand der Bundeswehr schon jetzt wesentlich mitzuverantworten und können sich als willige Erfüllungsgehilfen der politischen Leitung nicht aus dieser Verantwortung stehlen.
Der Fisch stinkt bekanntlich vom Kopf!
@Escrimador
„Vielleicht sollten wir uns nicht zu sehr an die Herren gewöhnen. Ihre Ideen und die von ihnen geleitete Umsetzung sollen künftig nun wirklich die Einsatzbereitschaft der Bundeswehr verbessern.“ Die Botschaft hoer ich wohl, allein mir fehlt der Glaube…..!!
Was hat sich denn in den letzten Jahren unter Vollmers Fuehrung getan? Ich meine, so richtige Verbesserungen? Was ich ihm zu Gute halte waren die „Fuehrungsuebungen“ die er mit seinen Goldfasanen durchgefuehrt hat und das er den Finger in die Wunde gelegt hat wenn es zum DEU Beitrag NDPP kommt. Aber ansonsten ist er in meinen Augen auch nur ein Erfuellungsgehilfe von vdL gewesen. Und scheinbar hat sich das ja gelohnt! Ob Mais allerdings besser wird wage ich zu bezweifeln. Allerdings sollte der HOTO ohne Probleme ablaufen, da Mais ja COS im KdoH war. Vielleicht koennen sich die Jungs die Briefing-Orgie sparen.
@all
Bei aller Kritik: Am Ton können hier einige noch arbeiten.
(Und nein, dieser Eintrag ist nicht dazu da, nur seinen Frust rauszuwürgen.)
@T.Wiegold sagt: 11.02.2020 um 14:56 Uhr
Was haben Sie erwartet? Das hier munter spekuliert wird, wer neuer stvGI wird? Wir werden es erfahren, man wird sich schon einen ausgeguckt haben.
Sie selber schreiben doch von sich, das Sie seit mittlerweile 27 Jahren die Bundeswehr beobachten. Haben Sie den Eindruck, da ist etwas besser geworden? Oder die Bundeswehr war mal in irgendeiner Struktur voll einsatzbereit? Nein? Ich auch nicht. Das liegt wohl auch daran, das noch nie eine Struktur bis zum Ende eingenommen wurde. Und dann stehen da 8 x B9 und 1 x B10-Besoldung mit einem Gehalt, für das man in der freien Wirtschaft richtig Leistung bringen und Verantwortung tragen muss, und lächeln zufrieden in die Kamera.
Das sind dieselben Kameraden, die aktiv an der jetzigen Struktur mitgearbeitet haben und es trotz aller Trendwenden mittelfristig noch nicht mal geschafft haben, ihren Soldaten in den Ihnen unterstellten Bereichen eine komplette, einsatztaugliche persönliche Ausrüstung zu verpassen. Und da braucht mir auch keiner zu kommen, keiner von den Neunen ist für Beschaffung zuständig. Man kann die Verantwortung dafür weiterschieben oder sich ihrer annehmen und das Problem angehen. Und wenn man der Präsidentin des BAAINBw jede Woche per mail Sachstandsanfragen sendet. Aber dann fällt man womöglich unangenehm auf. Da übt man sich doch lieber in nebulösen Wortnebelkerzen und klopft sich gegenseitig auf die Schulter.
Mich wundert es da nicht, das durch die Bank sarkastisch oder ironisch reagiert wird.
Ich habe dieses Bild etwas auf mich einwirken lassen. Ich war früher musikalischer Leiter eines Feuerwehrspielmannszuges. Wenn bei einem Auftritt ein Musiker mit so verknitterter Uniform gekommen wäre, wie einige Herren auf o. a. Bild, hätte ich ihn nach Hause geschickt. Es gibt ein Spruch „Kleider machen Leute“. Dieses Bild steht so richtig für den desolaten Zustand der BW.
„Goldfasane“, „Trendwenden-Claqueure“ – mit Verlaub, unkameradschaftlicher geht’s bald nicht mehr.
Zur Sache: Die Personalie stvGI muss ja -wg. B9- vom Kabinett bestätigt werden, da findet sich aber bislang nichts https://www.bundesregierung.de/breg-de/bundesregierung/bundeskanzleramt/kabinettssitzungen . Angesichts der tatsächlichen Probleme auch in der Reserve in der Tat bezeichnend.
@Matthias Limapunkt sagt: 11.02.2020 um 18:33 Uhr
„„Goldfasane“, „Trendwenden-Claqueure“ – mit Verlaub, unkameradschaftlicher geht’s bald nicht mehr.“
+1
:(
Welcher Inspekteur will denn Stellv GI werden? Der unterschreibt doch nur die Urlaubsscheine der Generale, kümmert sich um den Kleinkram zu dem andere keine Lust haben und ist ansonsten unsichtbar – den kennt man in der Truppe nicht. Alle oben Abgebildete stehen im Rampenlicht und sind bekannt – warum soll man Bäumchen-wechsel-Dich spielen und es gibt noch nicht einmal ein Fleisskärtchen ? Einen richtigen Karrieresprung hat eigentlich nur einer gemacht der hier nicht auf dem Bild ist, Staatssekretär wird man nur dann wenn die Stromlinienform stimmt (da fällt ein Fake-Hochlauf nicht weiter ins Gewicht….). Zwei weitere gehen ins Ausland, bekommen ihr Bonbon und sind am selben Tag in Berlin vergessen – Schnee von gestern.
Na ja, und Sir Stuart Peach hat ja noch bis Juni 2021 und für den einen oder anderen ist GI ja lediglich eine Aufbauverwendung (wenn man den Worten eines Mitgliedes des Verteidigungsausschusses glauben darf – sollte man aber lieber nicht tun, da sind auch zu viele Dilettanten).
Nur, ob die NATO den 33rd Chairman of the Military Committee of NATO mit DEU besetzt, und das nach den unglücklichen Personalentscheidungen der DEU besetzten DP, wrten wir erstmal ab….. ich schätze, das Tod D. Wolters dann ebenfalls kotzt……
Da man die erste Garde jetzt relativ schnell zur Ruhe setzt und keine adequaten Nachfolger in Sicht sind dann muß DEU eben die Amateur-Liga schicken, ups,…. falsche Wortwahl, ich meinte natürlich die zweite Garde… :)
Stv. Generalinspekteur zu sein scheint mindestens ein Sprungbrett zum 4 Stern zu sein. Klar, früher war der stv. Generalinspekteur besser gestellt, weil ihm die zentralen militärischen Dienststellen unterstanden.
Generäle nur für 11 Monate auf einen Dienstposten zu schicken, schafft viele weitere Beförderungsmöglichkeiten.
Wenn ich mir diese Personalwechsel anschaue frage ich mich, wie das das mit den Altersgrenzen aktuell gehandhabt wird. Vielleicht kann mir da ja jemand weiterhelfen.
Vor einigen Jahren war es üblich, dass Generale mit Erreichen der besonderen Altersgrenze (62 Jahre) in den Ruhestand verabschiedet wurden. In Zukunft soll ja wohl eher die allgemeine Altersgrenze von 65 Jahren gelten. Im Moment befindet man sich offensichtlich in einer Zwischenphase. Weiß jemand, ab welchem Jahrgang nun die 65 Jahre greifen oder wird das in Zukunft generell flexibler gehandhabt und die Generale je nach Bedarf, im Alter von 62- 65 Jahren in den regulären Ruhestand verabschiedet?
Zwar wahrscheinlich etwas O-Ton aber bisher bei Augen geradeaus noch nicht diskutiert:
Seit Februar 2019 befindet sich der GI innerhalb des BMVg`s auf gleicher Ebene mit den beamteten Staatssekretären. (Quelle: https://www.clausewitz-gesellschaft.de/informationsveranstaltung-des-bmvg-mit-dem-generalinspekteur-der-bundeswehr-general-eberhard-zorn-rk-west-am-24-05-2019/).
Weiß jemand wie sich dieses Anpassung auf die Arbeit des Generalinspekteurs ausgewirkt hat? Haben der GI und sein Stellvertreter nun irgendwelche erweiterten Gestaltungsmöglichkeiten / Kompetenzen?
[Sie meinen vermutlich Off Topic – OT – und nicht O-Ton… Und in der Tat ist das ziemlich OT für das Thema hier, oder? T.W.]
Peripher damit verbunden, aber auf der Seite der SZ gibt es ein recht interessantes (jedenfalls für mich als Zivilisten) Interview mit Herrn Vollmer. Sollte leicht zu finden sein.
@F.Krimmel:
Der mit dem knittrigen Uniformen ist mir auch aufgefallen. „You never have a second chance to make a first impression“. Vor allem, wenn man mit einem solchen Photo eine AUssage treffen möchte …
Aber bei allen Äußerlichkeiten:
Was ich bei den Herren vermisse, ist die das deutliche Ansprechen der bestehenden Mängel in ihrem Verantwortungsbereich und nicht nur das Abnicken immer wiederkehrender Beschwichtigungsphrasen in allen möglichen Abwandlungen.
Der Dresdner Erlass ist da doch eindeutig. Die InspTSK sind nicht mehr in der Materialverantwortung, sondern lediglich Truppensteller. Und wenn nicht sie und der MFR, wer soll denn dann die politische Führung beraten und davon überzeugen, was getan werden muss? Die Konsequenzen? Frühpensionierung mit B9? Es gibt schlimmere Schicksale.
@ Matthias Limapunkt
„„Goldfasane“, „Trendwenden-Claqueure“ – mit Verlaub, unkameradschaftlicher geht’s bald nicht mehr.“
Dazu faellt mir nur ein:“ Respect down begets respect up“. Und wer von denen hat sich vor die Truppe gestellt als Uschi uns ein Haltungsproblem vorgeworfen hat? Dier kommen erst mit kritik wenn sie ihren Zapfenstreich gekommen haben und im Lodenmantel-Geschwader angekommen sind!
Und wie Pio-Fritz richtig festgestellt hat, alle von denen sind mehr oder weniger mit verantwortlich fuer den traurigen Zustand der Truppe.
Ich möchte mich den Aussagen bzgl. Verantwortlichkeit der gegenwärtigen Führungsriege anschließen. Die vermeintlich zu vernachlässigenden Aussagen zu „Äußerlichkeiten“ treffen auch den Kern. Schauen Sie sich zum Beispiel unsere amerikanischen Partner an. Nun, wir können uns das ja leisten, haben ja ansonsten genug zu bieten. – sarcasm!
Es geht bei den Verantwortlichkeiten nicht nur um den direkten Anteil an Reformen, Transformationen etc. Der damalige Wandel mit Schwerpunkt Stabilisierung wurde mit genauso viel übertriebenem Eifer, dem überbewerteten Alleinstellungsmerkmal der jeweils aktuellen Einsatzerfahrung (i.d.R. Afghanistan) und leider vorrauseilendem Gehorsam gegenüber politischen Vorgaben vollzogen, wie jetzt der oft reflexionsarme Wandel zur LV/BV. Politiker wollen oft ehrlichen, fachlichen Rat von Soldaten und Beamten und nicht (nur) die reflexartige Bestätigung ihrer Ansicht. Doch das kam meist nicht. Bestätigung könnte ja der Karriere dienen! (hat es ja meist auch!) Es ist zu leicht zu sagen, die Politik, die BM!
Ich bitte allerdings auch zu bedenken, dass die Rolle des BMVg und der dort tätigen Abteilungsleiter auch Quelle mancher Fehlentwicklung war und ist. Besonders verwerflich ist bei allen Führungskräften der Umgang mit abweichenden Meinungen, Kritik und ehrlicher Fehlerkultur. Pseudokritik wird mal medienwirksam geduldet, kleine, unwesentliche Fehler auch mal gönnerhaft verziehen. Allerdings die großen, auch mal abweichenden Gedanken, die wurden meist ohne echten Meinungsstreit eingestampft. Erinnern wir uns wie aufrechte Generale, Offiziere und Beamte, welche vor Fehlentwicklungen gewarnt haben, im BMVg, Kommandos, etc Behörden zum Teil arrogant abgefrühstückt, zurechtgewiesen und auch kalt gestellt wurden.
Jetzt finden z.B. die gleichen Leute, das, was Sie damals verteufelt haben, eine brillante Erkenntnis!
Manche Besprechungen und Entscheidungsfindungen hatten und haben feudale Züge. Das Urteils des Herrschers, vorbesprochen und abgestimmt im kleinen Kreis, hat sowieso Bestand. Da braucht es dann letztlich nicht die mit Aufwand betriebenen Lagevorträge zur Entscheidung o.ä…Junge, intelligente Offiziere und Beamte, mit klugen Ideen auch mal „out of he box“ gedacht, wurden zunächst anerkannt und in der Konsequenz aber milde belächelt.
Truppenansichten, das waren immer die, welche vermeintlich den politisch strategischen Weitblick nicht hatten und das Moderne, Innovative nicht schätzten. Das ist unser eigentliches Problem, das kann man auch nicht mit noch mehr Geld heilen, da hilft auch nicht die Blase „Jahr Null“!
Da reden wir und reden über Neuausrichtung, glauben wir, dass unser Personal nicht merkt, wie es oft geführt wird?
Was ich hier sehe sind vor alle m Häme, Gefühlskälte, Simplifizierung und alle-über-einen-Kamm-scheren.
Differenzierte Aussagen, Kritik wo diese angebracht ist, Lob wo dieses berechtigt ist, das vermisse ich hier.
Von daher kann ich die Kritik an „den da oben“ nicht ganz ernst nehmen, wenn „die hier unten“ sich so äußern.
Koffer sagt:
12.02.2020 um 18:47 Uhr
Werter Kamerad Koffer,
grundsätzlich haben Sie natürlich Recht.
Jedoch sollten Führungskräfte jegliche Kritik, seih sie undifferenziert, vereinfacht oder Gefühlskalt formuliert, ernst nehmen.
Und vor allem immer hinterfragen, Warum?, wird sie derart geäußert.
Vielleicht ist das ja einer der Gründe, weshalb die uns anvertraute Truppe viel Vertrauen verloren hat.
Und Vertrauen in die jeweiligen Verantwortungsträger, ist die Basis des Erfolgs eines Unternehmens, auch unserer Streitkräfte.
Vertrauen gewinnt man aber nicht mit Überschriften o.ä., Handeln ist gefragt.
…warum wurde eigentlich der Gen Bohrer so sang- und klanglos entsorgt…..(also warum wurde er NICHT InSKB),,,,,, der war doch ein helles Köpfchen ,,,oder ???
[Der wurde nicht sang- und klanglos entsorgt, sondern ging in den Ruhestand… T.W.]
Hier mal eine differenzierte Aussage: Ich bin ein Freund von nachhaltiger Planung (nomen est omen). Etwas was mir in diesem Zusammenhang in den letzten Jahren positiv aufgefallen ist, ist der Plan Heer. Bei aller berechtigter Krise an den Schwierigkeiten bei dem Erreichen der Ziele (VJTF2023 Vollausstattung, Digitalisierung, Grundbedürfnisse der Soldaten, etc.) erkenne ich hier eine echte Strategie. Und nicht nur das: Ich nehme wahr, dass diese Strategie auch ernst genommen wird und wegweisend für Beschaffungen ist. Ich weiß nicht, welchen Anteil GenLt Vollmer an dieser Strategie hat – zumindest aber ist dieser Plan in seiner Amtszeit entstanden und hat maßgeblich zur Orientierung beigetragen. Entsprechende Strategien sind mir für die anderen Bereiche der Bundeswehr nicht bekannt.
Ich erinnere mich auch an seine klaren Worte zur qualifizierten Fliegerabwehr für die Bodentruppen. Hier schafft er Fakten – zumindest für die VJTF 2023. Erste Aufträge (Kongsberg Protector) sind ja bereits erfolgt. Und er hat Druck auf die Luftwaffe ausgeübt notfalls auch die nächste Ebene der qualifizierten Fliegerabwehr durchs Heer zu beschaffen.
Bei aller „Kritik an der Kritik“ bzw der „unkamedadschaftlichen“ Art über die mil. Spitze der Bw zu schreiben, kann auch ich den diese vertretenden Herren mittlerweile leider nur wenig bis keinen, eigentlich selbstverständlichen Respekt entgegenbringen!
Die Gründe sind benannt: KEINER der gezeigten Kameraden hat sich in aktueller aber va auch in ja nicht eben unbedeutender oder „einflußloser“ Vorverwendung vernehmbar und im „Sinne der Sache“ („unserer Bw“, ausdrücklich meine ich damit NICHT persönliche Befindlichkeiten!) zu den teils ja nun wirklich mehr als abenteuerlichen Reformen oder Einzelmaßnahmen der „Leitung“ geäußert!
Sicher sind damit Sdt allgemein, aber BESONDERS auch die in herausgehobenen Führungspositionen nicht zum ständigen Herumnörgeln am Rande der Gehorsamsverweigerung aufgerufen, gerade von dieser „Riege“ kann und MUSS die pol. „Leitung“ aber auch der „einfache Soldat“ erwarten, daß auf Fehler, Probleme (oder, „pc“ meinetwegen auch „Herausforderungen“) deutlich UND mit dem in der Position gebotenen Sachverstand und Verantwortung hingewiesen wird!
Entsetzt nahm ich so auch die Entgegnung eines 3* auf meine Frage, weshalb ich nach der „die Bw hat ein Führungsproblem“-Äußerung der „Leitung“ keine „Stimme der Generalität“ hörte: „Wenn Sie etwas sagen, müssen Sie gehen!“ hieß es da! Unglaublich, da gibt jemand, der ja nun wirklich einigermaßen weit auf der „Karriereleiter“ gekommen ist, zu, aus „Feigheit ohne Feind“ (Entschuldigung, aber ein anderer Ausdruck fällt mit wirklich nicht ein!), lediglich vor den möglichen Einbußen einer vorzeitigen Zurruhestzung bzw der „selbstverhinderten Möglichkeit“, noch 4* zu werden, TROTZ gegenteiliger Einschätzung bzw teilweise abweichender Meinung „die Klappe zu halten“!
Ich konnte mir deshalb auch nicht verkneifen, mein Unverständnis mit den Argumenten, daß sich mit einer – nochmal: NICHT mit stumpf-dumpfem „die Ministerin paßt mir nicht“-Kommentar – sachlich sauber unterfüttert vorgetragenen, aber eben gegenteiligen oder teilweise abweichenden Meinung, selbst NACH einer daraufhin und wenn auch „eigentlich“ unberechtigten Zurruhestzung, ganz viele „seiner Soldaten“ (die sich bei ähnlichen Äußerungen uU mit ganz anderen, tatsächlich „bedrohlichen“ Konsequenzen konfrontiert sehen…) endlich einmal „da oben“ vertreten sähen, er selbst sich beim Blick in den Spiegel noch erkenne und außerdem mit dem 3*-Ruhegehalt ein Leben selbst in München gerade noch möglich sei. Zudem wäre eine Buchveröffentlichung und gelegentliche Vorträge leicht geeignet, die Differenz auszugleichen…
Ich bitte nochmals um Entschuldigung all‘ denen gegenüber, die mit meinem sicher „harten“ Kommentar zu Unrecht „getroffen“ sind, leider aber rührt dieser aus eigenem, „unmittelbaren“ Erleben einiger 3- und 4*er in 1- und 2*-Verwendungen.
Den in der vielzitiert- und stets hochgelobten „Inneren Führung“ genannt- und geFORDERTen (mündigen) „Staatsbürger in Uniform“ stelle ich mir anders vor…
@ Don Quijote sagt: 12.02.2020 um 19:56 Uhr
Vielleicht sagt solche Kritik aber auch mehr über die Kritisierenden als über die Kritisierten aus…
So, ich denke, es wird Zeit, hier mal einzugreifen.
Die „Ich finde den General/die Generale doof, weil“-Geschichten sind jetzt ausdiskutiert. Mit dem usprünglichen Thread hat das wenig zu tun. Bitte nicht mehr.
@ Z.Dahman
Zitat:
„Politiker wollen oft ehrlichen, fachlichen Rat von Soldaten und Beamten und nicht (nur) die reflexartige Bestätigung ihrer Ansicht. Doch das kam meist nicht. Bestätigung könnte ja der Karriere dienen! (hat es ja meist auch!) Es ist zu leicht zu sagen, die Politik, die BM!“
Nein, das wollen die Politiker eben oft nicht. Politiker wollen ihre Ziele im Amt umsetzen, z.B. die Privatisierungsbemühungen unter Scharping und die Beratungsbemühungen unter Suder und von der Leyen. Die vorherige Ministerin vdL wurde mit Spitznamen „Eisprinzessin“ genannt, weil sie jeden der an ihren Kurs auch nur interne Kritik geübt „kalt“ gestellt hat, also EDEKA (Ende der Karrriere).
Zitat:
„Ich bitte allerdings auch zu bedenken, dass die Rolle des BMVg und der dort tätigen Abteilungsleiter auch Quelle mancher Fehlentwicklung war und ist. Besonders verwerflich ist bei allen Führungskräften der Umgang mit abweichenden Meinungen, Kritik und ehrlicher Fehlerkultur. Pseudokritik wird mal medienwirksam geduldet, kleine, unwesentliche Fehler auch mal gönnerhaft verziehen. Allerdings die großen, auch mal abweichenden Gedanken, die wurden meist ohne echten Meinungsstreit eingestampft. Erinnern wir uns wie aufrechte Generale, Offiziere und Beamte, welche vor Fehlentwicklungen gewarnt haben, im BMVg, Kommandos, etc Behörden zum Teil arrogant abgefrühstückt, zurechtgewiesen und auch kalt gestellt wurden.
Jetzt finden z.B. die gleichen Leute, das, was Sie damals verteufelt haben, eine brillante Erkenntnis!“
Ich bitte mal die „Verteidigungspolitischen Richtlinien“ vom Mai 2003 vom VM Struck verkündet zu googlen. Dort wurde die Richtung für die Bw-Entwicklung ganz klar auf Stabilisierungseinsätze vorgegegen und die LV/BV praktisch abgeschafft, da wir nur noch von Freunden umgeben sind (inkl. Russland, dem späteren Arbeitgeber des Ex-Bundeskanzlers Schröder). Jetzt dafür die Generalität dafür verantwortlich zu machen, dass sie politische Vorgaben umgesetzt haben ist unredlich.
@ arty1986
Zitat:
„Entsetzt nahm ich so auch die Entgegnung eines 3* auf meine Frage, weshalb ich nach der „die Bw hat ein Führungsproblem“-Äußerung der „Leitung“ keine „Stimme der Generalität“ hörte: „Wenn Sie etwas sagen, müssen Sie gehen!“ hieß es da! Unglaublich, da gibt jemand, der ja nun wirklich einigermaßen weit auf der „Karriereleiter“ gekommen ist, zu, aus „Feigheit ohne Feind“ (Entschuldigung, aber ein anderer Ausdruck fällt mit wirklich nicht ein!), lediglich vor den möglichen Einbußen einer vorzeitigen Zurruhestzung bzw der „selbstverhinderten Möglichkeit“, noch 4* zu werden, TROTZ gegenteiliger Einschätzung bzw teilweise abweichender Meinung „die Klappe zu halten“!“
Ja, leider ist es so! Aber der Fairness halber muss auch gesagt werden, dass die Politik die Möglichkeiten des § 50a Soldatengesetz, der vorläufigen Zurruhesetzung von Generälen auch intensiv und nicht im Sinne des Verfassungsgebers ausnutzt. Jeder General kann sich intern Kritik erlauben, das wird auch gemacht, aber sobald die Kritik an die Öffentlichkeit geht, z.B. durch Zeitungsinterview, wird am nächsten Tag durch den oder die Verteidigungsminister/-in die vorläufige Zurruhesetzung des betreffenden Generals beim Bundespräsidenten beantragt.
Also wenn sie noch Freude an ihrem Schaffen, an ihrem Beruf haben und nicht planen vorzeitig in den Ruhestand zu gehen, müssen sie als General öffentlich den Mund halten. Von dem Gesetzgeber aufgrund der Erfahrungen in der deutschen Militärtradition so gewollt.
Ich glaube dass gerade gegenüber GL Vollmer die genüsslich ausgewalzte, teils hämische Kritik sehr ungerecht ist. Er hat (im Rahmen der ihm gegebenen Möglichkeiten! ) einige sehr wichtige Projekte zumindest angestoßen (bzw. wiederholt angemahnt), die allen in Heeresuniform sehr auf den Nägeln brennen. Ich denke an die qualifizierte Fliegerabwehr, die Rückführung der Offiziers- und Feldwebelanwärterausbildung zu den Stammeinheiten, verstärkte internationale Kooperation (NDL, HUN, NOR, LIT…), Wiederaufstellung eingedampfter Truppenteile (Panzertruppe-, Instandsetzung-,…), Verbesserung der Ersatzteil- und Personallage. Und meiner Wahrnehmung nach, hat er dabei nicht mit deutlichen Worten gespart. Dass er sich dabei natürlich an den politischen Realitäten (und auch der Stimmung der Bevölkerung zur „Aufrüstung“!) orientieren muss, steht in einer Armee wie der unseren Wohl außer Frage! Ich wünsche ihm in seiner neuen Verwendung viel Soldatenglück! Auch habe ich die Hoffnung mit GL Mais als Heeresflieger, dass einige andere Themen (Leichter Unterstützungshubschrauber, Verbesserung der Einsatzbereitschaft der Heeresflieger, Air Mobility evtl. sogar „Wiederaufbohren“ Fallschirmjägertruppe) jetzt auch entsprechend Gewicht erhalten. Auch ihm (und damit uns allen!) viel Erfolg in der neuen Verwendung
Angenommen ich wäre nicht Mitte 50, sondern 18 oder 20 Jahre alt …
Wenn man das alles über den Zustand der Bundeswehr liest und sich den Umgang der breiten Politik mit der Bundeswehr ansieht, wie er hier von Insidern beschrieben wird …
Was sollte mich heute motivieren, als Soldat in die Bundeswehr einzutreten?
Genau …. NICHTS!
Wenn man so auf höchster Ebene agiert, ist es illusorisch, an Besserung in näherer Zukunft zu glauben, hinsichtlich angeblicher Trendwenden etc.
@3./24 sagt: 13.02.2020 um 18:07 Uhr
„Was sollte mich heute motivieren, als Soldat in die Bundeswehr einzutreten?“
Eine tolle Aufgabe. Die Möglichkeit unserem Land zu dienen. Menschen zu führen. Gute finanzielle, persönliche Rahmenbedingungen.
Wer seinen Eintritt in die Armee von der Höhe des Haushaltes oder der Qualität des Materials abhängig machen möchte, dem würde ich anraten einen anderen Beruf zu wählen.
@koffer:
„ Wer seinen Eintritt in die Armee von der Höhe des Haushaltes oder der Qualität des Materials abhängig machen möchte, dem würde ich anraten einen anderen Beruf zu wählen.“
Zustimmung. Und so braucht sich dann die Bw keine Gedanken machen hinsichtlich steigender Personalkosten ….
@ 3./24
Fragen Sie doch einfach mal selber bei der Altersgruppe nach. Setzen Sie sich aber vorsichtshalber lieber hin…..
Da hilft auch keine „Bügelglatte Mausgraue (Parade)Uniform“ mehr.
@ Anästhesiefeldwebel
Was genau wurde denn im Heer bislang „wieder aufgestellt“? Dieses Taschenspieler-Trick PzBtl 363 in Hardtheim? Da haben Sie recht.
Von zusätzlichen Inst/VersBtl habe ich noch nichts vernommen. Und ja, es sollen noch ein FmBtl und ein PzPiBtl kommen. Das war es dann aber auch mit den kosmetischen Korrekturen, da dann für einen weiteren „internen Umbau“ keine Spielmasse mehr vorhanden ist und das Heer2011 auf absehbare Zeit die (verbindliche) Planungsgrundlage für das deutsche Heer bleiben wird. Ich mag mich irren, aber am Heer2011 und seinen Unzulänglichkeiten war ein Herr GenLt Vollmer auch in nicht ganz unwichtiger Position beteiligt.
Und nichts für ungut, die Truppe, die ich kenne, pfeift jetzt schon aus dem letzten Loch und darf jetzt noch eine sog. „Spezialgrundausbildung“ berädern – mit dem wenigen vorhandenen Gerät und neben den anderen Aufträgen, die man ohnehin schon hat. Ob das für Jubelstürme sorgt und damit das Vaterland zu retten ist (Ekel Afred), ich weiß es nicht. Aber immerhin sollen die Ausbildungseinrichtungen beim Heer womöglich bald wieder „Schulen“ heißen. Das wird uns wieder nach vorne bringen!
@ Koffer
Der scheidende InspH hat das, was 3./24 aussagt, mit netteren Worten ebenso postuliert. Sinngemäß:
Wer zur Bundeswehr kommt, um Hubschrauber zu fliegen oder Panzer zu fahren, der will Hubschrauber fliegen und Panzer fahren. Wenn es dann aber nichts zum fliegen oder fahren gibt, ist das Mist. Damit hat er recht. Und wer dann aus der Bw ausscheidet oder erst gar nicht kommt, tut das womit: mit Recht. Ich für meinen Teil finde: genau DIESE Leute brauchen wir, sie kommen aber erst gar nicht oder gehen verloren. Dass gerade Sie als „Kämpfer“ diese berechtigte Kritik in Abrede stellen, ist schon äußerst merkwürdig.
Ansonsten:
Der Wehrbeauftragte hat es richtig festgestellt: gemessen am Personal und am Geld, was in diesen Organismus gepumpt wird, kommt erstaunlich wenig „hinten raus“. Ich persönlich glaube nicht mehr daran, dass sich hieran überhaupt noch etwas entscheidendes ändern lässt – egal wer stellvertretender GI oder sonst etwas wird.
@Georg sagt:
13.02.2020 um 10:18 Uhr
„Ich bitte mal die „Verteidigungspolitischen Richtlinien“ vom Mai 2003 vom VM Struck verkündet zu googlen.“
Ja, und? VM Struck hat weder gefordert und vorgegeben, die Vollaustattung der Verbände aufzugeben (dynamisches Verfügbarkeitsmanagement), noch die Truppe auf Verschleiß zu fahren. Da müssten Sie schon auf VM de Maiziére verweisen, oder lieber doch nicht, das wäre Ihrer Argumentation nicht zuträglich.
@Koffer sagt:
13.02.2020 um 20:16 Uhr
„Wer seinen Eintritt in die Armee von der Höhe des Haushaltes oder der Qualität des Materials abhängig machen möchte, dem würde ich anraten einen anderen Beruf zu wählen.“
Die, die kommen machen das auch nicht. Die sehen in erster Linie die Möglichkeit, auch ohne Berufsausbildung ziemlich schnell relativ viel Geld zu verdienen. Und das ist meiner Erfahrung nach mittlerweile der häufigste Grund, zur Bundeswehr zu gehen.
@ Pio-Fritz
Zitat: „Ja, und? VM Struck hat weder gefordert und vorgegeben, die Vollaustattung der Verbände aufzugeben (dynamisches Verfügbarkeitsmanagement), noch die Truppe auf Verschleiß zu fahren. Da müssten Sie schon auf VM de Maiziére verweisen, oder lieber doch nicht, das wäre Ihrer Argumentation nicht zuträglich.“
Das kann man die Ablaäufe aber auch anders interpretieren !
VPR 2003:
https://zeitgedankenweb.files.wordpress.com/2017/09/verteidigungspolitische_richtlinien_2003.pdf
Zitat: Seite 10 „Prinzipien und Interessen deutscher Sicherheitspolitik“
unter anderem:
– Konzentration auf militärische Kernfähigkeiten
„Von diesen Ansätzen ist insbesondere die Forderung nach der Konzentration auf die militärischen Kernfähigkeiten neu. Wege hierfür sind das Outsourcing im Rahmen der Zusammenarbeit mit der Wirtschaft oder der völlige Verzicht auf bestimmte, heute von der Bundeswehr noch erbrachte Leistungen oder von ihr betriebener Einrichtungen.“
Dazu dann im Gegensatz ein Zitat von Michael Forster von http://www.geopowers.com vom 06.05.2002, also ein Jahr VOR den neuen VPR vom Mai 2003
Zitat:
„Zumal, wenn Verteidigungsminister Scharping inzwischen eine neue Marschzahl hinsichtlich der bisher von ihm hochgelobten “Partnerschaft” zwischen Bundeswehr und Industrie ausgegeben hat.
Auf der für ihn veranstalteten “Mini-Kommandeur-Tagung” am 2. Mai im Kloster Seon (nahe Chiemsee) war ein Punkt schlagzeilenwert:
• Scharping ging vor den Generalen/Admiralen (ab 2 Sterne/Kolbenringe aufwärts) die Industrie frontal an: Sie verspreche 150 % Leistung für die Hälfte der Kosten, um danach 30 % der Leistung bei gleichen bisherigen Kosten realisieren zu wollen. Unausgesprochen meinte er damit natürlich das “Herkules”-Angebot der Deutschen Telekom.“
Wenn man also bereits 2002 erkannt hat, dass die Industrieleistung um 50 % teuerer als die Eigenleistung ist und trotzdem nur 30 % der bisherigen Leistung erbracht wird, dann ist die logische Konsequenz das in Zukunft, also ab der massiven Privatisierungswelle in der Bw, das Geld nicht mehr reichen wird. In der Konsequenz gibt es dann eben nur noch 70 % Materialausstattung in der Truppe. Und schauen Sie mal heute im EP 14 wieviele Mittel durch ÖPP-Projekte der Bw jedes Jahr bereits gebunden sind.
Zumal an andere Stelle im Vorwort zu den VPR vom Mai 2003 der VM Struck darauf hinweist, dass der Haushalt nicht den Notwendikeiten der Bw folgt, sondern die Bw den Notwendigkeiten des HH folgen muss.
Zitat: Seite 9 „Prinzipien und Interessen deutscher Sicherheitspolitik“
„Die VPR unterstreichen schließlich die mittelfristige Finanzplanung als verbindliche Grundlage für die Planungen der Bundeswehr. Der Zusammenhang zwischen Ressourcen und Verteidigungshaushalt ist in Art. 87a GG verankert, also kein Ergebnis knapper Kassen: „Der Bund stellt Streitkräfte zur Verteidigung auf. Ihre zahlenmäßige Stärke und die Grundzüge ihrer Organisation müssen sich ausdem Haushaltsplan ergeben.“
Das heist also man wollte die Bw bewusst kaputt sparen, denn Landesverteidigung brauchte man ja nur noch sehr eingeschränkt und für das Material für die Auslandseinsätze reichte das Budget der Bw noch für die „Einsatzbedingten Sofortbedarfsbeschaffungen“ aus.
@Hans Dampf sagt: 14.02.2020 um 7:13 Uhr
„Wer zur Bundeswehr kommt, um Hubschrauber zu fliegen oder Panzer zu fahren, der will Hubschrauber fliegen und Panzer fahren. Wenn es dann aber nichts zum fliegen oder fahren gibt, ist das Mist. Damit hat er recht.“
Wer nur zur Bundeswehr kommt um Technik zu bedienen, der ist bei uns falsch.
„Dass gerade Sie als „Kämpfer“ diese berechtigte Kritik in Abrede stellen, ist schon äußerst merkwürdig.“
Gerade als ein Offizier, der den kämpfenden, dienenden, soldatischen Charakter unsere Berufs als zentral bewertet, wehre ich mich vehement dagegen unseren Beruf auf einsatzbereites Großgerät zu beschränken.
Das ist eine inhaltlich Fehlwahrnehmung und zudem kommunikativ äußert schädlich. Nach innen wie nach außen.
Niemand wird den Kameraden der Aufbaugeneration der Bundeswehr nachsagen können, dass das keine „echte“ Armee war oder das diese Kameraden nicht mit Herz und Motivation dabei waren, aber wenn sie mal die nur sehr sehr eingeschränkt kriegstaugliche Ausrüstung der 50er und 60er anschauen, und schauen wie lange neuaufgestellte Verbände da teilweise auf „neues“ (oder in manchen Fällen sogar überhäuf irgendwelches) Gerät warten mussten, dann glätten sich viele Kritikpunkte heutzutage sehr deutlich.
Müssen wir besser werden? Ja!
Muss uns die Politik mehr Geld geben? Ja!
Muss uns 87b besser und schneller und mehr Ausrüstung beschaffen? Ja, ja, ja?
Ist deswegen alles schlecht? Gelächter!
@Pio-Fritz sagt:
14.02.2020 um 8:51 Uhr
@Georg sagt:
13.02.2020 um 10:18 Uhr
„Ich bitte mal die „Verteidigungspolitischen Richtlinien“ vom Mai 2003 vom VM Struck verkündet zu googlen.“
Ja, und? VM Struck hat weder gefordert und vorgegeben, die Vollaustattung der Verbände aufzugeben (dynamisches Verfügbarkeitsmanagement), noch die Truppe auf Verschleiß zu fahren. Da müssten Sie schon auf VM de Maiziére verweisen, oder lieber doch nicht, das wäre Ihrer Argumentation nicht zuträglich.
@Koffer sagt: 13.02.2020 um 20:16 Uhr
„Die, die kommen machen das auch nicht. Die sehen in erster Linie die Möglichkeit, auch ohne Berufsausbildung ziemlich schnell relativ viel Geld zu verdienen. Und das ist meiner Erfahrung nach mittlerweile der häufigste Grund, zur Bundeswehr zu gehen.“
Aha. Mit welchen Zahlen und Untersuchungen können Sie diese (ich finde ziemlich dramatische) Behauptung stützen?
Ahja. Ihrer Erfahrung nach.
Danke.
@Koffer
Der Panzermann kommt um Panzer zu Fahren, der Pilot um Luftfahrzeuge zu fliegen und der Infanterist um mit einem Messer zwischen den Zähnen Scheisshäuser zu stürmen. Wenn Sie es auf den Offizier beziehen möchten, dann eben so, der Offizier will Menschen führen, dafür braucht er dann eben auch solche die er führen kann. Erinnern Sie sich an Ihre Zeit als Fahnenjunker – Oberleutnant, wie hätten Sie sich gefühlt, wenn Ihnen der Personaler gesagt hätte, schön das Sie sich 6 Jahre gequält haben, wir haben aber keinen Zug für Sie, nur einen Dienstposten im Landeskommando XY…
Wenn er (egal ob Infanterieoffizier oder Mannschafter in der Panzerei) das nicht kann, dann fehlt ihm etwas und dann ist er unglücklich und tut dies auch kund. Das kriegen auch andere mit und kommen dann unter Umständen nicht.
Auch wenn die Quantität mittlerweile stimmen mag, beschweren sich alle Verbände über die Qualität. Es mag schön klingen wenn Gen Vollmer in der SZ sagt, das beurteilt er anders, schließlich hat ja jeder Offizier Abitur etc., Feldwebel eine abgeschlossene Berufsausbildung,… Das hilft nur nicht weiter, denn der gesellschaftliche Konsens ist ja, dass das Abitur heute nicht mehr den gleichen Wert hat wie noch 10/20/30 Jahre zuvor.
Das wird man jetzt vielleicht nicht spüren, aber in 10/20/30 Jahren sollen genau diese Menschen dann ganz andere Aufgaben lösen als 20 Mann von A nach B zu kommandieren, und dann wird es wichtig sein, dass da von Anfang an auch die Qualität gestimmt hat. Beim Militär ist nicht alles nur Handwerk, manches ist auch Kunst und da hilft nicht nur harte Arbeit, dafür braucht man auch Talent.
Ich weiß wer in meinem OAJ, dessen zeitlich reguläre IGler bereits seit 1-2 Jahren wieder zurück in der Truppe sind, beim aktuellen LGAN sitzt. Nichts persönliches gegen die Kameraden, aber diese gehörten in den zwölf Jahren meiner Dienstzeit nicht zum vorderen Drittel, weder in der Ausbildung, noch Truppe noch Studium. Und das beunruhigt mich, weil die Bundeswehr, weil die Bundeswehr es anscheinend nicht schafft die IGler stellen mit der Spitze des Jahrganges zu besetzten, so dass man auf Nachzügler aus dem Mittelfeld der Vorgänger OAJ angewiesen ist.
@Koffer sagt: 14.02.2020 um 16:16 Uhr
„Ahja. Ihrer Erfahrung nach. Danke.“
Naja, es mag nicht zu Ihren Durchhalteparolen passen, aber sprechen Sie doch mal mit den Kameraden Mannschaftsdienstgraden, wenn man Sie nicht kennt und Sie keine Uniform tragen. Sie werden über die Antworten überrascht sein, zumindest beim ersten Mal. Haben Sie noch nicht gemacht? Mache ich regelmäßig, an verschiedenen Standorten. Es ist sehr aufschlussreich. Aber Vorsicht, es könnte Ihr Weltbild ankratzen.
@Wa-Ge sagt: 15.02.2020 um 10:34 Uhr
In meinem OAJ haben es wirklich zahlreiche Spitzenkameraden auf LGAN geschafft. Nur bei ein oder zwei hätte ich eine andere Einschätzung gehabt und nur wenige, die ich persönlich dort gesehen hätte, haben es nicht geschafft.
Wir haben also offensichtlich unterschiedliche Beobachtungen.
Da beides der Fall ist, sollten wir vielleicht unsere Bewertung nicht auf Einzelfälle stützen, sondern auf die größere Frage.
Und hierbei möchte ich gar nicht bestreiten, dass gute Ausrüstung und gute personelle Befüllung für die Berufszufriedenheit enorm hilfreich ist.
Aber es ist doch auch war, das in allen Schriften die ich jemals gelesen habe Soldaten immer über das meckern was sie haben und das beklagen, was sie nicht bekommen, was angeblich notwendig oder machbar wäre.
Von daher akzeptiere ich diese ausschließliche berufliche „Verankerung“ in Material und befüllten Strukturen nicht.
Entweder ist jemand gerne Soldat, weil er Soldat sein will oder er ist ein schlechter Soldat.
Ausrüstung etc. sind positive Nebenfaktoren, aber weder Kern noch Grundlage unsere Berufs.
@Pio-Fritz sagt: 15.02.2020 um 13:55 Uhr
„Naja, es mag nicht zu Ihren Durchhalteparolen passen,“
Wenn Sie eine andere Berufsauffassung und eine andere persönliche Erfahrung und Bewertung der Tatsachen als Durchhalteparolen bezeichnen wollen, dann überlasse ich Ihnen gerne dieses Vorgehen und werde mich dazu nicht weiter äußern.
@ Koffer
Ihre idealisierte Einstellung in allen Ehren, aber ich habe genügend Soldaten als Hubschraubermechaniker gesehen, die aufgrund der NH-90 Lieferengpässe, zwar zum Hubschraubermechaniker ausgebildet wurden, aber während ihrer gesamten Dienstzeit als SaZ 8 bis 12 keine Hubschrauber gewartet haben. Die haben dann anderen militärischen Dienst gemacht, inklusive wochenweise die amerikanischen Kasernen in Deutschland bewacht.
Was deren negative Erfahrungen auf dem Rekrutierungsmarkt für neue Inst-Soldaten im Bereich Hubschrauber ausgelöst haben, habe ich mitbekommen. Hier sind Sie mit ihrer Meinung wahrscheinlich ziemlich einsam und von der Realität der Bw entfernt.
@ Georg sagt: 15.02.2020 um 17:35
„Hier sind Sie mit ihrer Meinung wahrscheinlich ziemlich einsam und von der Realität der Bw entfernt.„
1. Ich denke nicht, dass ich mit dieser Meinung, Wahrnehmung und Bewertung alleine stehe. Ich sehe allerdings sehr wohl, dass sich in mancher Echokammer Negativbilder hochschaukeln und Defätismus die Oberhand über Idealismus und selbst über Realismus gewinnt.
2. Ich würde es sehr bedauern, wenn durch solche Schlechtmalerei junge Menschen die Chance auf einen großartigen Beruf verpassen würden.
@Koffer sagt: 16.02.2020 um 0:20 Uhr
Idealismus und großartiger Beruf in allen Ehren, da stimme ich Ihnen zu, nicht umsonst geben tausende von Reservisten (mich eingeschlossen) regelmäßig ihre Freizeit dafür. Aber mit Realismus hat das leider nichts zu tun. Wenn Sie Einblicke in die Realität nehmen wollen, dann muss man den Bericht des Wehrbeauftragten lesen, das ist Realismus pur. Natürlich gab es einige Probleme, vor allem zwischenmenschliche, schon immer. Aber die materiellen Probleme, die eben auch personelle Konsequenzen nach sich ziehen, die sind schon gravierend. Und für eine Armee, die sich Stabilisierungseinsätze auf die Fahne geschrieben hat (und seit 2014 auch noch LV/BV), nicht akzeptabel.
Und um die Kurve zurück zu diesem Thread zu bekommen, auch dafür gibt es Inspekteure, die Missstände ganz deutlich aufzeigen müssen und auf Abhilfe dringen. Und das nicht nur in homöopathischen Dosen, wie bisher. Natürlich geschieht einiges im Hintergrund (angeblich), aber es hat keine Auswirkungen, also ist wohl auch nichts geschehen.
> Ich würde es sehr bedauern, wenn durch solche Schlechtmalerei junge Menschen die Chance auf einen großartigen Beruf verpassen würden.
Man kann den Bewerbern und Bewerberinnen schon etwas mehr zutrauen. Die jungen Leute sind so vernetzt heutzutage, da funktioniert das Schlechtreden und Beschönigen eher selten. Glaubwürdigkeit zählt, denn entweder die Leute kündigen, nachdem Ihnen falsche Versprechungen gemacht wurden (kostenintensiv) oder kommen erst gar nicht weil sie die Story nicht kaufen (rufschädigend). Ob es ein „großartiger Beruf ist“ (Trump lässt grüßen?) kann auch nur jede/r selber wissen nachdem er/sie über genügend Infornationen verfügt. Pathos und Ideologie können da gerne gegen die Kommunikation unstreitbarer Benefits getauscht werden, da sind wir dann wieder bei den finanziellen Anreizen. Wäre eher doof diese Leute zu verprellen indem deren legitimen Anreize diskreditiert werden…
@HRConsult sagt: 16.02.2020 um 18:03 Uhr
„Pathos und Ideologie können da gerne gegen die Kommunikation unstreitbarer Benefits getauscht werden, da sind wir dann wieder bei den finanziellen Anreizen.“
Bitte nicht. Der Soldatenberuf hat unzählige Vorteile und die solide Besoldung ist nur einer von vielen. Wer unseren Beruf auf diese Anreize reduziert, zieht die falschen Kandidaten an! Geld darf nicht unterschlagen werden, aber es darf weder das alleinige noch das wichtigste Argument sein.
@Pio-Fritz sagt: 16.02.2020 um 11:28 Uhr
„auch dafür gibt es Inspekteure, die Missstände ganz deutlich aufzeigen müssen und auf Abhilfe dringen.“
Das haben die meisten Inspekteure der letzten Jahre (und auch die aktuellen!) getan.
„Und das nicht nur in homöopathischen Dosen, wie bisher.“
Wer Ohren hat der höre und wer Augen hat der sehe. Die militärische Führung hat nicht nur in homöopathischen Dosen, sondern regelmäßig und ständig und prominent den Bedarf an zusätzlichem Geld, an zusätzlicher und besserer Ausrüstung, an besserer Beschaffung, an verlässlicherer Planung aufgezeigt.
Einfach mal in Presseartikel, Internberichte, Bundestagsprotokolle etc. etc. schaun.
Ok. Ende der Debatte über die Anreize des Soldatenberufs.
@Koffer sagt:
16.02.2020 um 19:03 Uhr
„Die militärische Führung hat nicht nur in homöopathischen Dosen, sondern regelmäßig und ständig und prominent den Bedarf an zusätzlichem Geld, an zusätzlicher und besserer Ausrüstung, an besserer Beschaffung, an verlässlicherer Planung aufgezeigt.“
Das würde jetzt in eine Diskussion über grundlegende Dinge ausarten und wahrscheinlich kommen wir nicht zueinander, weil ich „regelmäßig und ständig aufgezeigt“ anders sehe als Sie.
Ich erinnere nur mal an die EPA-Beschaffung in 2018, und dann schauen wir mal auf verlässliche Planung und bessere Beschaffung. Und das zieht sich durch, von „Kleinkram“ über Ersatzteile bis zu Großgerät. Wozu mehr Geld? Die Beschaffer und das BMVg bekommt es doch gar nicht ausgegeben, weil die sich permanent selber im Weg stehen.
Wie viele Jahre wollen Sie da noch hoffen und warten? Die Krim-Annexion als Wachmacher und Wendepunkt jährt sich auch gerade zum sechsten (!) Mal.