Wehrbeauftragter legt erneuten Mangelbericht vor – und fordert „Trendwende Mentalität“
Der Wehrbeauftragte des Bundestages hat erneut einen Mängelbericht vorgelegt: Wie in den Vorjahren beklagte Hans-Peter Bartels bei der Vorstellung seines Jahresberichts für 2019 viele Defizite, die er bereits in den Vorjahren moniert hatte. Bei Truppenbesuchen, egal ob er, Vertreter des Ministeriums oder die Inspekteure kämen, tragen Soldatinnen und Soldaten immer wieder die gleichen Sorgen vor: zu wenig Material, zu wenig Personal, zu viel Bürokratie. Das wirke sich auch auf die Einsatzbereitschaft aus: Die Bundeswehr als Ganzes wäre heute nicht ausgerüstet und aufgestellt für kollektive Verteidigung.
Die Probleme, vor denen die Bundeswehr stehe, seien lange bekannt, beschrieben, analysiert und konzeptionell irgendwie eingepreist, klagte Bartels bei der Erläuterung des Berichts vor der Bundespressekonferenz am (heutigen) Dienstag. Nach den ausgerufenen Trendwenden für Personal, Material und Finanzen sei aber eine Trendwende Mentalität nötig, damit die Truppe vorankomme. Ohne eine innere Reform, die ebenso nötig sei wie zusätzliches Geld im Haushalt, drohten die Trendwenden zu scheitern.
In der Pressekonferenz wie auch in seinem 118 Seiten umfassenden Bericht listete der Wehrbeauftragte zahlreiche Beispiele für strukturelle Probleme der überorganisierten, aber wenig praktisch ausgerichteten Streitkräfte auf. Ein grundsätzliches Problem sei das teilweise dysfunktional gewordene Beschaffungswesen: Für das meiste, was an Ausrüstung benötigt werde, gebe es den umständlichen Prozes von funktionalen Fähigkeits-Forderungen, europaweiten Ausschreibungen, Vergabe, Tests, Zertifizierung – obwohl man vieles wie Rucksäcke oder Kampfstiefel einfach kaufen könnte. Eine Design-Lösung sei nur bei komplexen Systemen wie einen neuen Kampfpanzer oder ein Raketenabwehrsystem nötig: Ein entsprechender dualer Beschaffungsweg könnte Zeit, Geld und Personal sparen, die Vollausstattung beschleunigen und die Nerven der Soldatinnen und Soldaten schonen. Derzeit gebe es die gleiche Organisation für alles, und das ist falsch.
Als Beispiel für den zähen Veränderungsprozess in den Streitkräften verwies Bartels auf das Programm Innere Führung – heute, dass die frühere Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen bereits im Mai 2017 begonnen hatte. Dabei seien in vielen Workshops quer durch alle Dienstgradgruppen Hinweise auf nötige und mögliche Veränderungen erarbeitet worden – das Ergebnis bleibe aber bis jetzt unter Verschluss. In seinem Jahresbericht zitierte der Wehrbeauftragte umfangreich aus dem Entwurf des Ergebnisberichts und kommt zu der Einschätzung, dass Schluss sein müsse mit dem ministeriellen Klein-Klein: Erforderlich ist Mut zur Entscheidung.
Ausführlich setzt sich der Wehrbeauftragte mit der Trendwende Personal auseinander und kommt zu einem ernüchternden Ergebnis: Mit der verbliebenen Stärke kann die Bundeswehr jedoch die fortdauernden Verpflichtungen in den Auslandseinsätzen und den wieder auflebenden Auftrag zur Teilhabe an der kollektiven Verteidigung in Europa personell nicht bewältigen. Bedenklich sei vor allem, dass die zunehmende Personalstärke der vergangenen Jahre vor allem auf eine Verlängerung der Dienstzeit von Zeit- und Berufssoldaten zurückzuführen sei. Die Zahl der Bewerber sei dagegen auf dem zweitschlechtesten Stand seit Aussetzung der Wehrpflicht. Und dabei seien Seiteneinsteiger schon mitgerechnet.
Auch hier gilt: Ohne eine „Trendwende Mentalität“ wird der Aufwuchs nicht gelingen, mahnte Bartels. Das Ministerium bezeichne dagegen das Ergebnis der Personalgewinnung 2019 als sehr gut – angesichts der immer noch schwierigen Bewerberlage, auch wenn 2019 ein minimales Plus bei der Personalgewinnung zu verzeichnen war, überrascht diese Bewertung, kommentierte der Wehrbeauftragte lakonisch.
Im vergangenen Jahr entließ die Bundeswehr 45 Soldaten wegen extremistischer Verfehlungen vorzeitig aus dem Dienst – nach Angaben von Bartels ausschließlich Fälle von Rechtsextremismus. Nach seinem Eindruck sei die Bundeswehr sensibel für das Thema, sagte der Wehrbeauftragte. Extremisten könnten sich nicht darauf verlassen, dass ihre Kameraden wegschauten: In Fälle von Nazi-Propaganda, Antisemitismus, Rassismus und diskriminierendem Verhalten ist es eine Frage der Ehre, das zu thematisieren und gegebenenfalls zu melden.
Die Gefahr, dass damit Gesinnungsschnüffelei oder Denunziantentum in die Truppe einzögen, sehe er nicht, betonte Bartels. Schließlich werde jeder gemeldete Fall untersucht. Zudem führe nicht gleich jede rechtsextreme Äußerung zur Entfernung aus der Truppe. In dem Zusammenhang wandte sich der Wehrbeauftragte gegen Pläne aus dem Ministerium, die Dienstzeit, in der Soldaten einfacher aus der Bundeswehr entlassen werden können, von derzeit vier auf acht Jahre anzuheben. Wie die Verbände warne er davor, mit einer solchen Regelung die ohnehin nur befristet eingestellten Zeitsoldaten zu benachteiligen – zumal eine einfache Entfernung aus der Truppe ja nicht nur für Extremismus-Fälle, sondern ebenso für andere disziplinare Angelegenheiten gelte.
Die komplette Pressekonferenz mit dem Wehrbeauftragten, sein Statement ebenso wie Fragen und Antworten, zum Nachhören:
Das Eingangsstatement zum Nachlesen hier. Ich kann nicht alle Beispiel aus dem Bericht hier aufgreifen; den gesamten Jahresbericht gibt es als Bundestagsdrucksache hier.
(Foto: Übergabe des Jahresberichts des Wehrbeauftragten Hans-Peter Bartels an Bundestagspräsident Wolfgang Schäuble – Christian Thiel)
Der Wehrbeauftragte stellt in seinem heute vorgelegten 61. Bericht ab S. 56 das Thema „Verletzung der freiheitlich-demokratischen
Grundordnung“ dar, insbesondere weist er auf die ergriffenen Maßnahmen des Dienstherren hin, die festgestellten Defizite zu beheben.
Der Bericht stellt nicht fest, daß es sich hier um einen zu verallgemeinernden Trend handelt. Der Bericht legt das auch nicht nahe. Das ändert nichts daran, daß jeder Fall, ein Fall zu viel ist.
Ich meine, daß bei der Größe der Organisation und der Unmöglichkeit die Gesinnung eines Menschen auch bei größerem Aufwand zweifelsfrei festzustellen, eine pauschale Verurteilung der Bundeswehr und speziell der KSK unangemessen ist. Man sollte zur Kenntnis nehmen, daß die Bundeswehr gegensteuert und wir sollten soweit möglich dazu beitragen , daß solche Fälle nicht auftreten und ggf. mit den geeigneten Konsequenzen abgeholfen wird.
Fast wie abgesprochen, schlägt der Verbandsvorsitzende heute in dieselbe Kerbe.
„Der #Bundesvorsitzende Oberstlt A. #Wüstner sprach heute im @morgenmagazin des #ZDF über den Zustand der #Bundeswehr.
Kostenlose Bahnfahrt kommt zwar gut an, ist aber nicht der Kern. Ausbildung, Ausrüstung und (ja auch) Verwaltung“ moniert Wüstner.
Oberstlt Wüstner, “ Bundeswehr sei grundsätzlich überdehnt“.
Der Begriff der Überdehnung (von Kräften) ist in strategischer und ebenso operativer Dimension des Kräfteeinsatzes bekannt, allerdings auch sicherheitspolitisch. Ergänzend darf unterstellt werden, Wüstner denkt dabei weitgehend auch an Ausrüstung und Ausstattung.
Unausgesprochen trifft er damit den zivilen Bundeswehrbereich, FGG 8, wie es anderswo im Bündnis uniformiert betrieben wird, die Bundeswehrverwaltung als ziviles Standbein. Zuzugestehen ist in dem Zusammenhang, was jedenfalls öffentlliche Wahrnehmung anbetrifft, von Reformanstregungen z.B. beim Kräfteumfang in Verhältnis zur Truppenstärke wird wenig hörbar.
Ganzer Beitrag hier:
https://amp.zdf.de/nachrichten/politik/bundeswehr-reformen-bundeswehrverband-wuestner-schneckentempo-100.html?__twitter_impression=true
@KPK
Übedehnung tritt dann ein, wenn Kräfte und Mittel im Mißverhältnis zum Auftrag stehen. Man hat also zwei Stellschrauben um das System wieder auszubalancieren.
K.-P.K.: danke für den link.
Finde, dass Herr Wüstner die Dinge gut erklärt und eingeordnet hat. Habe eben mal auf die Homepage des DBwV geschaut und auch da habe ich eine gute Stellungnahme gefunden. https://bit.ly/315ykPA Dass der Wehrbeauftragte und Wüstner inhaltlich ähnlich klingen liegt auf der Hand. Gleiches Klientel, ähnlicher Schwerpunkt.
Wüstner muss mittlerweile auch gut frustriert sein. Er bekommt das Drama ja bei jedem seiner Standortbesuche live aufgezeigt. Gut, dass er als Verbandsvorsitzender Stellung bezieht, wenn auch nur in knappen 5min MoMa. Ich wäre fix und fertig vor der Kamera.
Dass uns die Sicherheit des Landes und der Soldaten schnuppe ist – geschenkt. Das kennt man. Doch im Ausland nennt man die Bundeswehr mittlerweile in einem Atemzug mit dem Berliner Flughafen. Regierung und Parlament scheinen nicht zu begreifen, dass die Streitkräfte eines Landes auch Schaukasten der Leistungsfähigkeit seiner Industrie sind. In diesem Sinne wird die Bundeswehr zur Hypothek für den Wirtschaftsstandort Deutschland. Und wenigstens unsere Geldbeutel sollten uns doch noch interessieren?
Es mangelt laut Bericht des Wehrbeauftragten auch an Soldaten. Es gelingt nach Aussetzung der Werhrpflicht nicht ausreichend, neue Bewerber zu finden.
Zurück zur Wehrpflicht oder hin zur allgemeinen Dienstpflicht?
Noch nicht, ich vermisse aber Initiativen den freiwillig Wehrdienstleistenden ein attraktiveres Angebot über das Ende des Wehrdienstes hinaus zu machen, z.B. einen Bonus bei nachfolgenden Bewerbungen im öffentlichen Dienst oder einen Bonus beim Numerus Clausus / Studienplatzbewerbung.
Kann es sein oder täusche ich mich? Ist dies der letzte Jahresbericht, den Wehrbeauftragter Bartels noch verantwortet? Endet nicht seine fünfjährige Amtszeit im Mai dieses Jahres?
[Hören Sie doch mal in das Audio der Pressekonferenz rein, da habe ich genau diese Frage auch gestellt… T.W.]
Insgesamt gesehen ein gutes Papier, was vermutlich leider nichts bewirken wird.
„Im vergangenen Jahr entließ die Bundeswehr 45 Soldaten wegen extremistischer Verfehlungen vorzeitig aus dem Dienst – nach Angaben von Bartels ausschließlich Fälle von Rechtsextremismus.“ Schließt das Islamisten mit ein?
@Hohenstaufen Dritte Option: Auftrag und Durchführung wieder interessanter machen. Ein guter Teil der Bevölkerung hält von den meisten Auslandseinsätzen nichts. Und dass Vieles in der Bw den Dienstalltag vergällt hat sich halt in den letzten dreißig Jahren rum gesprochen und fällt der Bw nun zurecht auf die Füße.
Bitte, der Mentalitätswandel muss vor allem von der politischen Führung – begonnen bei der Bundeskanzlerin, dem Finanzminister, dem Wirtschaftsminister und der VM – als Kernauftrag wahrgenommen werden. Wer die gesamte Organisation der Bundeswehr und des BMVg kennt, weiß wie wichtig es ist das das ganze in TopDown zu leben ist, BottumUp Funktioniert nicht.
Die vier benannten müssten einen Masterplan Beschleunigung in Gesetzesform erarbeiten, welcher der Bundeswehr umfangreiche Freiräume bis 2035 im Bereich Haushalt, Vergabe, Arbeitsrecht ( nicht abschließende Aufzählung) ermöglicht. Und zu aller erst muss aus der 25 Mio Vorlage eine 125Mio Vorlage werden.
Danke. Alles andere sind leere Worte.
Im Spiegel Online wurde von einem Symposium zum Thema „Innere Führung – heute“ / „Was hindert sie am guten Führen“ berichtet, das mit einem inoffiziellen Anschlußbericht abgeschlossen wurde (der jedoch – oh Wunder – nie freigegeben wurde).
Der WBA zitiert aus diesem Bericht. Hat jemand einen Link dazu?
Interessant ist auch der Hinweis auf den möglichen Wegfall der „Besonderen Altersgrenze“ ab dem Jahr 2024.
„Die Trendwende Personal soll nun offenbar auch durch eine Abkehr von der bisherigen Praxis realisiert werden: weg von der Besonderen hin zu der Allgemeinen Altersgrenze.“
und
„Die Besondere Altersgrenze sicher in Anspruch nehmen können derzeit alle Berufssoldatinnen und -soldaten,die diese Grenze bis einschließlich 2023 überschreiten.“
Weiß da der Wehrbeauftragte schon mehr?
@ Andreas G. sagt: 28.01.2020 um 18:12 Uhr
„Die Besondere Altersgrenze sicher in Anspruch nehmen können derzeit alle Berufssoldatinnen und -soldaten,die diese Grenze bis einschließlich 2023 überschreiten. Weiß da der Wehrbeauftragte schon mehr?“
Der Sachverhalt ist seit längerem bekannt.
@Andreas G.
Das ist ein klarer Hinweis auf den Personalengpass der Bundeswehr. Irgendwann werden die den Verein wegen Überalterung zumachen müssen.
@Klab
LV/BV ist auch nur schwer vermittelbar, da die Bevölkerung RUS oder CHN (derzeit) nicht als Gegner und sich nicht bedroht sieht. Die Politik müßte das „Si vis pacem para bellum“ bzw. „Kämpfen können um nicht kämpfen zu müssen“ wieder in den Vordergrund stellen.
@TW
Mein Kommentar im Alt-Faden „Drone Watch“ ist wohl „stealthy“ ^^
[Ist erledigt. T.W.]
Ich habe zu diesem Thema in den letzten Monaten mit dem BMVg, dem BMI, einzelnen Abgeordneten und dem Wehrbeauftragten korrespondiert. Aus den Antworten ergibt sich für mich folgendes Bild:
Der Wehrbeauftragte, der Bundestagspräsident und einige andere Politiker unterstützen bereits seit einigen Jahren Bestrebungen zur Angleichung der Altersgrenzen im öffentlichen Dienst und der Privatwirtschaft. Aus einzelnen Antworten entnehme ich, dass dabei besondere Altersgrenzen dort weiterhin Bestand haben sollen, wo dies besondere physische und psychichische, über längere Zeiten andauernde Belastungen des Dienstes aus Fürsorgegründen notwendig machen. (Als Beispiel für Soldaten können hier Regelungen dienen, wie sie wohl in den französichen Streitkräften in Form eines Punktsystems für Auslandseinsatzzeiten gelten.)
Der aktuelle Koalitionsvertrag sieht allerdings eine Befassung mit dem Thema in der laufenden Legislaturperiode nicht vor.
Meine Aktivitäten als Reservist in dieser Angelegenheit zielen hier übrigens auf eine Öffnung der Altersgrenzen ab. Damit soll ein freiwilliger Dienst bis zur allgemeinen Altersgrenze und darüber hinaus möglich werden.
Vergleichbare Freiwilligen-Regelungen sind bereits im Rahmen der Personalgesetzgebung einiger Bundesländer verankert (nicht zuletzt in den Regelungen für Altersabteilungen der Feuerwehren). Sie werden auch in anderen Staaten im Zuge des demographischen Wandels verfolgt.
Sprachlos!
Hans-Peter Bartels in einem kurzen Vorspann zu ZDF-Zoom am Mittwoch über die Materiallage: „Das ist organisierte Verantwortungslosigkeit“!
Konsequenzen?
Das ist der Ausfluss daraus, die Verantwortung und Entscheidung grundsätzlich nach oben zu schieben, das führt zur Verantwortungsdiffusion und Entscheidungslosigkeit. Man sieht es am besten bei den Materialbeschaffungen, die 5 Jahre nach Verkündung der Trendwende immer noch nicht vernünftig funktionieren, u.a. auch deshalb, weil der Gesetzgeber bürokratische Hemmnisse nicht beseitigt. Was die Bw nicht dafür entschuldigt, das manche Entscheidungen einfach nicht getroffen werden, z.B. Nachfolge Tornado usw..
Bezeichnend fand ich das Beispiel der Panzergrenadiere, die mit einem VW-Bus statt mit einem Schützenpanzer geübt haben, weil kein SPz zur Verfügung stand. Anscheinend hat man aus der Besenstiel-Affäre nichts gelernt. Dann braucht man sich auch nicht zu wundern, das es mit der Nachwuchsgewinnung nicht so klappt wie gewünscht und gebraucht.
Aber dafür haben wir ja jede Menge Generale und Ministerialräte/Staatssekretäre, die jenseits von B6 besoldet werden, die könnten ja einfach mal die Probleme angehen und lösen.
Der Wehrbeauftragte stellt also fest, dass man vieles „einfach so kaufen kann“. Z.B. Kampfstiefel.
Und wer kauft, nach welchen Kriterien?
Eine zentrale Stelle, Auswahlkriterium „Preis“, weil sonstige Eigenschaften nicht gefordert sind?
Jedes Btl selbst – mit welcher Beschaffungsorganisation (auch hier muss ausgewählt werden), wer trägt die Verantwortung (wenns nix taugt oder unsicher ist, der nächste Kdr lieber ein anderes Modell hätte).
Mehr Verantwortung in die Truppe:
Wer hat schon mal mit dem ungeeigneten Soldaten leben müssen, den sein Vorgänger offenbar so toll fand -aber abgeben konnte?
Wie tragen denn Vorgesetzte Verantwortung, die nach 3-5 Jahren wieder weg sind?
Die Forderung nach „mehr Verantwortung“ kling für mich nach „mehr Handlungsmöglichkeiten ohne die Konsequenzen tragen zu müssen“ – wäre man dazu bereit mögliche Konsequenzen zu tragen, hat man auch heute schon die Möglichkeit, wirklich Verantwortung zu übernehmen.
@Escrimador: Ich weiß, ein revolutionärer Gedanke, vor allem bei der BW, aber man könnte einfach die direkt Betroffenen befragen… oder einfach an die Füße schauen beim Antreten. Eine auffällige Häufung bestimtmer Stiefelmodelle konnte man da schon immer sehen (sinngemäß für Rucksäcke, „Koppel“-Tragegestelle, etc.). Es wird schon einen Grund haben, warum die Soldaten ihr eigenes Geld für genau diese Artikel ausgeben (die neuen Stiefel sind ja auch quasi die Modelle, die sonst auch privat beschafft wurden, oder zumindest sehr nah dran an denen). Man hat/hätte sogar eine „Kontrollgruppe“ derjenigen, die das Warenkorbmodell (sorry, Name grad entfallen) testen dürfen.
Warum dann allerdings die Einführung in die Truppe Jahre/Jahrzehnte dauert versteht ja nun auch der Wehrbeauftragte nicht mehr wirklich…
Der BEricht war auf jeden Fall wie immer eine spannende Lektüre, bleibt halt nur zu hoffen, dass sich in der Politik auch mal jemand findet, den der Inhat interessiert…
Pio-Fritz 29.01.2020 um 11:15 Uhr
„Bezeichnend fand ich das Beispiel der Panzergrenadiere, die mit einem VW-Bus statt mit einem Schützenpanzer geübt haben, weil kein SPz zur Verfügung stand.“
Ja, ich stelle mir vor, dass das für den Laien erschreckend aussieht. Aber braucht der Grenadier immer den SPz um zu üben? Wofür – drillmäßig Auf- und Absitzen?
Der SPz fährt auf dem ÜbPlatz genauso auf Wegen wie der VW-Bus, schießt nicht wirklich und wird nicht beschossen.
Es dürften sich genug sinnvolle Übungsziele finden lassen. Verantwortung der Einheit stärken!
Ich verstehe nicht, warum man bei den Beschaffungen nicht die Anzahl erhöhen kann.
Warum nicht 15000 Schutzwesten pro Jahr statt nur 5000?
Oder warum sollte nicht ein Einkäufer bzw Soldat*in selbst die benötigten Dinge gegen Erstattung des Betrages kaufen können?
Natürlich nur vertretbare Gegenstände, wie Bekleidung oder Rucksack.
Können Sie den Link zum gesamten Jahresbericht als Bundestagsdrucksache nochmal überprüfen?
Er funktioniert nicht?
Merci. MfG, CH
[Danke für den Hinweis – der Bundestag hat den Link verändert :-( Ist jetzt oben gefixt, vorsorglich auch noch mal hier:
http://dip21.bundestag.de/dip21/btd/19/165/1916500.pdf
T.W.]
@Escrimador sagt:29.01.2020 um 12:47 Uhr
„Ja, ich stelle mir vor, dass das für den Laien erschreckend aussieht. Aber braucht der Grenadier immer den SPz um zu üben? Wofür – drillmäßig Auf- und Absitzen?
Der SPz fährt auf dem ÜbPlatz genauso auf Wegen wie der VW-Bus, schießt nicht wirklich und wird nicht beschossen.“
Ja, man kann sich alles schön reden. Für den Transport auf den Truppenübungsplatz brauche ich keinen SPz, da tut es auch der VW-Bus. Doch spätestens bei der Gefechtsausbildung im Zusammenwirken Fahrzeug-Gruppe wird es unglaubwürdig. Wenn Ihnen das Besenstiel-Beispiel nicht reicht, da gab es noch die Soldaten, die durchs Gelände rannten und Peng-Peng schrien, weil es keine Übungsmunition gab…
Der Bürger, der diesen SPz-Vorfall liest, der überlegt nicht, ob das Sinn macht oder nicht, der stellt nur fest „oh, das funktioniert also auch nicht“ und „Guck mal, die Bundeswehr, der (teure) Schrotthaufen.“. Man sollte auch auf die Außenwirkung achten.
Und mindestens ein Soldat war und ist nicht Ihrer Meinung, denn ansonsten hätte er sich nicht an den Wehrbeauftragten gewandt.
@ BG 29.01.2020 um 13:00 Uhr
Einfach mehr Teile bestellen klingt gut und einfach. Ich kann das für Schutzwesten nicht im Details sagen, weiß aber aus den letzten 24 Monaten, dass es inzwischen auch bei vielen Produkten ein industrielles Problem ist. Für viele Projekte ist ja genug Geld da und muss am Ende des Jahres zurückgegeben werden, weil der Zufluss des Materials nicht im bestellten Umfang stattfindet.
Viele dieser Produkte sind nicht bei Amazon durch richtige Anzahl im Warenkorb bestellbar. Die Industrie hat nicht die Infrastruktur und Fähigkeiten (mehr), um das erfüllen zu können. Das gilt bei Stiefeln genauso wie für Großgerät. Von Null auf Hundert ist eben dort nicht möglich. Daran hat sicherlich in der genauen Betrachtung auch die Bw eine Mitschuld, weil viel zu lange Jahre eben viel zu dürftig abgenommen wurde, so dass die Industrie die Strukturen zurückfahren musste und Bw damit kein verlässlicher Partner mehr war. Aber das ist eben jetzt die Situation.
Ich bin kein Bedenkenträger, aber bei Ausrüstung nach dem Modell IKEA (siehe Bericht) muss auch immer berücksichtigt werden, dass der Dienstherr, der Ausrüstung stellt (egal ob zentral oder weil jeder sich selber sein Kram kauft und die Bw bezahlt) auch die Verantwortung für Funktion, Folgeschäden usw trägt. Deshalb ist das nicht wirklcih einfach.
@ BG 29.01.2020 um 13:00 Uhr
„Warum nicht 15000 Schutzwesten pro Jahr statt nur 5000?“
So hat der Hersteller seine (begrenzten) Kapazitäten 3 mal so lange ausgelastet.
„Oder warum sollte nicht ein Einkäufer bzw Soldat*in selbst die benötigten Dinge gegen Erstattung des Betrages kaufen können?“
Weil „Großpackungen “ billiger sind. Und wer stellt gleiche Ausfertigung und Qualität sicher? Und wer schiebt dem Soldaten seine selbstbeschaffte, gewohnte Ausrüstung in den Einsatz nach? Standardisierung und Sammelkauf haben schon Sinn.
@Escrimador
Darf ich annehmen, vom Wesen der Panzergrenadiertruppe wissen Sie nichts bis gar nichts, was außerhalb von Kampftruppe normal sein darf.
Daher nur kurz: der SPz bedeutet für den PzGren, was das Pferd für den Kavalleristen darstellt.
Kavallerie ohne Pferd, unvorstellbar.
@Flieger und Escrimador: Vielen Dank für Ihre Erläuterungen.
Also gibt es quasi Stiefel in diversen Ausführungen und Qualität.
Mir ist aber nicht klar, warum dann viele Soldaten Ihr Material selbst beschaffen.
Dies erfolgt doch dann wohl bei BW-Shops oder anderen Stellen.
Und diese dürften doch zum Teil auch original Ausrüstung haben, welche quasi nicht an die BW geliefert wurde, sondern an einen BW-Shop.
Oder handelt es sich um Imitate anderer Anbieter?
Würde man die Stückzahlen erhöhen, dann kann die Industrie auch Personal und Kapazität erhöhen. Gerade Schuhwerk hält nicht ewig, so dass man doch einen Grundsatz jedes Jahr benötigt.
Andere Frage: Wie gravierend schätzen Sie die Mängel ein?
Im Ernstfall benötigen alle Soldaten eine Schutzweste.
Aber in Friedenszeiten, und nicht jeder Soldat kämpft ganz vorne, sondern nur ein Teil.
@ Pio-Fritz 29.01.2020 um 14:09 Uhr
„Doch spätestens bei der Gefechtsausbildung im Zusammenwirken Fahrzeug-Gruppe wird es unglaubwürdig.“
Das Zusammenwirken hatte ich bedacht, darum die Frage nach Fahren im Gelände und Schießen des SPz. Wenn man dann noch überlegt, wo er in der Verteidigung steht (oder stehen sollte), wenn nicht aufgesessen gekämpft wird…
Klar, geht nicht bei allen Themen ohne SPz aber doch bei einigen.
Ich muss mir da nichts schönreden. Aber die untere Führung ruft doch immer nach Verantwortung.
Escrimador sagt:
29.01.2020 um 12:47 Uhr
Ja, ich stelle mir vor, dass das für den Laien erschreckend aussieht. Aber braucht der Grenadier immer den SPz um zu üben? Wofür – drillmäßig Auf- und Absitzen?
Der SPz fährt auf dem ÜbPlatz genauso auf Wegen wie der VW-Bus, schießt nicht wirklich und wird nicht beschossen.
Ich habe es nie mit einem BWSPz versucht, aber für einen Soldaten ist der SPz seine zweite Heimat, der muss da rein/raus bei allen Wetterlagen, Tag und Nacht, Sonne oder Nebel, und das in der richtigen Reihenfolge, ohne sich selber oder seine Kameraden zu behindern etc.
Drill auf dem Übungsplatz erhöht die Überlebenschancen im Einsatz.
@Escrimador
Gleiche Ausführung und „Qualität“ sind relativ irrelevant wenn der Schuh nicht passt selbst wenn er „taugt“.
Standardisierung hat soviel Sinn, das die British Army 5 verschiedene Kampfstiefeltypen je nach Einsatzzweck hat und das jeweils in mehren verschiedenen Modellen und dazu sind mehrere andere Modelle offiziell genehmigt.
Namhafte Schuhhersteller haben militärische Stiefel im Portfolio, Stiefel die teilweise offizielle Einsatzstiefel BW sind oder waren.
Ähnliches gilt für anderes,
Den Hersteller käme eine Produktion von 15000 Westen günstiger als 3 von je 5000, aber der wartet eben nicht auf die BW, versetzt andere Kunden etc. und es könnte Hersteller geben, die zurecht prüfen ob die BW als Kunde sich negativ für sie auswirken könnte
Sitzt man aus einem VW Bus wie aus einem Spz ab und auf, ist der so geländegängig, hat der die Eigenschaften eines Spz…
@ Klaus-Peter Kaikowsky 29.01.2020 um 15:37 Uhr
Wenn Sie Recht hätten wäre ich intelligent genug mich nicht zu dem Thema zu äußern.
Aber Sie sind qualifiziert? (SPz in Duellsituation mit KPz haben unsere Grenadiere ja auch geübt.)
@ Voyageur 29.01.2020 um 16:00 Uhr
„der muss da rein/raus bei allen Wetterlagen, Tag und Nacht, Sonne oder Nebel, und das in der richtigen Reihenfolge, ohne sich selber oder seine Kameraden zu behindern etc. Drill auf dem Übungsplatz erhöht die Überlebenschancen im Einsatz.“
Ja, ist mir bekannt. Trotzdem gibt es Dinge, die man ohne SPz oder mit VW-Bus ausbilden kann.
@ Pio-Fritz 29.01.2020 um 14:09 Uhr
„Und mindestens ein Soldat war und ist nicht Ihrer Meinung, denn ansonsten hätte er sich nicht an den Wehrbeauftragten gewandt.“
Wenn das mit der Eingabe der Chef oder Kommandeur waren hätten sie den „Unsinn“ unterbunden – oder die beiden und der durchführende Vorgesetzte waren der Meinung es handelt sich um einen guten Einfall.
@BG
„Mir ist aber nicht klar, warum dann viele Soldaten Ihr Material selbst beschaffen.“
Diesen Trend gibt es seit hunderten von Jahren, daß der gemeine Soldat mit der vom Dienstherren gestellten Ausrüstung nicht zufrieden ist und sich daher auf eigene Kosten etwas besseres besorgt. Dazu kommt, daß die bereit gestellte Anzahl von Bekleidung – zumindest zu meiner Zeit – nicht ausreicht. Ich entsinne mich, daß wir STAN-konform drei T-Shirts, oliv erhalten haben, was wir frühestmöglich um vier weitere Shirts (privat beschafft) ergänzt haben.
@ Escirmador & BG:
„Andere Frage: Wie gravierend schätzen Sie die Mängel ein?
Im Ernstfall benötigen alle Soldaten eine Schutzweste.
Aber in Friedenszeiten, und nicht jeder Soldat kämpft ganz vorne, sondern nur ein Teil.“
Das lässt sich in einem Satz beantworten: Train as you fight.
Ich war als junger Soldat an der Einführung des SPz MARDER beteiligt. und kann deshalb aus Ausbildersicht die Übnerlegung von Voyageur nur bestätigen.
Als Sparmaßnahme hatte der damalige Inspzient der Kampftruppen, Brigadegeneral K… , eine – nach ihm „K …-Latte“ genannte – Holzstange eingeführt, die in der Länge der Höhe des Schützenpanzers entsprach. Diese sollten wir durchs Geländer tragen und so Panzerbewegungen simulieren. Das Ganze haben wir ein oder zweimal gemacht …
Im Übrigen habe ich von einigen Wochen mit einem Logistik-Experten gesprochen, der dem aktuellen Tiefstand in der MVG-Bevorratung (Munition, Verpflegung usw.) einen tieferen Sinn abgewinnen konnte. Er machte darauf aufmerksam, dass dadurch auch im Einsatzfall sichergestellt sei, dass Kampfhandlungen so rechtzeitig beendet seien, dass die Einhaltung der Arbeitszeitordnung gewährleistet sei. Insoweit kann man in der Tat der Leitung des BMVg konsistentes Handeln attestieren.
Ich begrüße den (wiederholten) Ansatz Rüstungs- und dazugehörige Planungsprozesse zu vereinfachen, aber für „Einfach- IKEA“ und „Trendwende Mentalität“ fehlen mir noch etwas.
Solange „Schriftlichkeit der Stabsarbeit“/„Revisionssicheres Entscheiden“ verbunden mit Unsicherheit in Prozessen und deren Möglichkeiten einhergeht, notwendige Handlungssicherheit und Kompetenz durch kurze Rotationszyklen (Verwendungsbreite) systemisch verhindert wird kommen wir nicht weiter. Entscheidungsträger sind sich über die eigene Verantwortung und Effekte ihrer Entscheidung unsicher: lange Dokumente, konzeptionelle Überlegungen, endlose Tischgespräche, kontinuierliche Projektänderungen sind das Ergebnis.
Ich würde daher gerne IKEA-Prinzip, Mentalität mit Kompetenzaufbau und Fehlerkultur ergänzen.
Für mich ist dieser Bericht auch eine hochoffizielle Klatsche für Ursula von der Leyen für 5,5 Jahre Wirken als Ministerin.
Auch wenn sie sich jetzt abgesichert hat, glaube ich spätestens mit diesem Bericht wären ihre Tage gezählt gewesen, maximal noch die laufende Legislaturperiode.
Groß wurde vieles angekündigt, aber was ist denn in diesen 5,5 Jahren besser geworden? Also so wirklich – ganz neutral betrachtet?
@ ThoDan sagt: 29.01.2020 um 17:30 Uhr
Und tatsächlich gibt es Streitkräfte, die ihren Soldaten Hilfestellung darin geben, welche Ausrüstung durch sie zertifiziert und zugelassen ist und bei welchem Anbieter sie diese kaufen können (dazu erhalten sie auch einen entsprechenden Bekleidungszuschuss).
Ein anderes gutes Beispiel ist ein Zulieferer (US), bei dem US Einheiten, ihren zusätzlichen Bedarf an Ausrüstung/Ausstattung mit Geldern aus dem „Titel“ der Einheit kaufen können/dürfen . Treu nach dem Motto: „Solving problems by connecting customers with the right suppliers and manufacturers. Delivering entire solutions, when and where you need them.“
Und um das IKEA Prinzip aufzugreifen. Es funktioniert.
@Flieger:
Im Bericht steht, dass es bei den Westen keine Probleme mit industriellen Kapazitäten (mehr) gibt. Auch in vielen anderen Bereichen ist dies nicht der Fall. Die Probleme beim Mittelabfluss entstehen weniger wegen Kapazitätsproblemen, sondern bei Verzögerungen im Serienanlauf (z.B. F125).
@ Cato 29.01.2020 um 19:37 Uhr
Die K-Latte ist ein durchaus brauchbares Mittel, um Stellungen und Deckungen zu beurteilen. Man muss sie aber verstehen – tatsächlich: einen SPz kann sie nicht vollständig ersetzen.
Und wenn Auf- und Absitzen geübt werden müssen: das geht mit einem SPz an dem die Heckklappe funktioniert. Der muss nicht fahren.
@ Trevor Faith 29.01.2020 um 19:18 Uhr
„Train as you fight.“
Dann reichen ja 70% Einsatzfähigkeit – nach 1 h Gefecht sind nämlich auch nicht mehr da.
Nicht nur für die Ausbildung gilt:
Wer nicht kann was er will muss wollen was er kann. (Um auch einen Spruch zu zitieren.)
Passt zum WB Bericht. Eine klasse Reportage des ZDF zur Lage der Bundeswehr. Die Pressearbeit des BMVg war unterirdisch. https://bit.ly/2tRyFt2
@ MA 29.01.2020 um 22:11 Uhr
Diese „Selbsteinkleider“ schreiben dann bei Ausrüstungsverlusten eine Verlustmeldung und bekommen kostenlosen Ersatz – oder zahlen die dann selbst?
@Memoria
„Aber nennen Sie mir ein System, in dem eine Proritätsrelation von Phänomenen existiert? In irgendeinem rationalen, metaphysischen oder wenigstens episkopischen Widerspruch zu einem abstrakten empirischen Konzept. Wie zum Beispiel „seiend“ oder „sein“, oder „vorkommend in der Sache selber“ oder „in der Sache sebst“
(oder so ähnlich) Zitat aus Woody Allens „Love and Death“/ „Die letzte Nacht des Boris Gruschenko“ (USA’75) :o)
EIN SPD-WB stellt fest, die Bundeswehr sei nicht einsatzbereit. Die Bundesrepublik steht damit sicherheitspolitisch nahe dem Bankrott ihrer Glaubwürdigkeit in der Allianz. Und in diesem Zusammenhang meinen einige immer noch über ein paar Dutzend Extremisten diskutieren zu müssen. Auch da ggf. „Mentalitätswechsel“ angebracht?
Zur PzGren-Diskussion als pars pro toto: es ist ein Unterschied ob etwas grundsätzlich kaputt ist oder ob ich bestimmte Ausbildungsthemen ohne SPz (Kriegerlatte) oder am stehenden SPz übe.
Für die Jüngeren Dragonererben: Beim Auf-und Absitzen im Gefecht steht der SPz entweder in Deckung oder er bewegt sich, um nicht „Scheibe zu stehen“. Das hat man Mitte der 90er aus Sicherheitsgründen in der Ausbildung abgeschafft. Ich danke den GrpFhr der 2./401, daß sie das auf meine „Bitte“ bei der OSH-Lehrvorführung – ich glaube im Jahr 2000 – ignoriert haben und gerollt sind als die Schützentrupps absaßen.
@Tomcat14
„Für mich ist dieser Bericht auch eine hochoffizielle Klatsche für Ursula von der Leyen für 5,5 Jahre Wirken als Ministerin.“
– Ich stimme zu. Aus ihren großen Ankündigungen ist nichts geworden. Da Politiker aber so gut wie nie am Ergebnis ihres Mißmanagements gemessen werden, wurde sie oberste Kommissarin in Brüssel.
– Die Begrifflichkeit „organisierte Verantwortungslosigkeit“ beschreibt perfekt das „System von der Leyen“ wie der laufende Untersuchungsausschuss beweist.
– Das Traurige ist: der Wehrbeauftragte erregt einmal im Jahr mit seinem Bericht ein wenig Aufmerksamkeit und danach wird einfach so weiter gemacht wie zuvor. So lange genug Steuergeld zum Verschwenden da ist, macht die Politik mit ihrer „organisierten Verantwortungslodigkeit“ einfach so weiter. Lediglich neue Worthülsen werden erfunden, ansonsten nichts als heiße Luft.
– In den obigen Kontext passt auch die Äußerung des Bundeswehrverbandvorsitzenden Wüstner, die “Bundeswehr sei grundsätzlich überdehnt“. Wenn eine Armee mit der Stärke von 183 000 SoldatInnen, bei lediglich 3500 davon im Auslandseinsatz, bereits „überdehnt ist, dann kann man nur froh darüber sein, dass die Bundeswehr, im Gegensatz zu Polizei, Feuerwehr und anderen Dienstleistern für die Gemeinschaft, keine wirkliche Aufgabe hat, sondern sich im Schwerpunkt nur mit sich selbst und ihren eigenen Problemen beschäftigen muss.
@Escrimator
Am besten wäre mehre VW Busse pro Einheit bei den hinten drauf Puma Kampfraum einfach nachgebildet wäre.
Damit könnte man die Truppen zum/vom Übungsgelände fahren und das schneller und billiger als im SPz => Mehr Zeit zum üben auf dem Gelände mit dem SPz.
Man könnte damit das Auf/Absitzen drillen auch wenn der Panzer mal wieder zur „Nachrüstung“ bei der Industrie ist bzw noch nicht geliefert sind.
Die Deutsche Post und DHL haben etwa gleich viele Beschäftigte wie die BW, über 190.000.
Schon zu Zeiten der Bundespost hatte jeder Mitarbeiter einen Katalog für Dienstbekleidung.
Inklusive Rabatt für die Post als Grossabnehmer.
Mit Posthorn drauf.
Dafür gab es Kleidergeld.
Ironie: Einem Soldaten traut man zu, für mehrere Untergebene und Geräte im Wert von Millionen Euro verantwortlich zu sein.
Aber selbst Bekleidung kaufen, nicht?
Auch die Post muss ja die Aufträge vergeben, das kann ja weiterhin in Koblenz liegen.
Aber müssen fünf Personen für Soldat x jede Kleinigkeit organisieren?
@Escrimador: Ich möchte Ihnen nicht zu nahe treten.
Ich nehme an, Sie sind aktiver Soldat. Wie würden Sie persönlich vorgehen?
Verlustmeldung und 4-11 Jahre warten, oder mit „Selbstbeteiligung“ bestellen und nach 4 Wochen haben?.
Perfekt wird es auch nicht sein, aber schlechter als jetzt geht kaum.
Derzeit müssen Sie bestellen, was in 4-11 Jahren fehlt.
Mut zu Fehlern, aus denen man lernt!
Bekleidung, die günstig ist und weniger gut ist, oder Qualität zum höheren Preis?
Als Privatperson müssen Sie das ja auch entscheiden.
Schuhe von Adadis, Pamu, Neki…(Ähnlichkeit mit realen Anbietern ist reiner Zufall),
oder vom Discounter Ilda, Pynne.
@ThoDan ; 29.01.2020 um 17:30 Uhr
„Schuster bleib bei deinen Leisten…“
Zitat: „Sitzt man aus einem VW Bus wie aus einem Spz ab und auf, ist der so geländegängig, hat der die Eigenschaften eines Spz…“
Das ist doch wohl nicht ihr ernst?
„Train as you fight“,
oder nutzen sie wochenlang die ausgelatschten Turnschuhe (in Vorbereitung auf eine längere Wanderung; nutzen aber nagelneue Stiefel am Tag X),
üben mit Material das sie hinterher nicht haben werden?
Schon einmal ein nagelneues originalverpacktes Zelt bei Sturm und Regen erstmalig aufgebaut?
Viel Erfolg dabei…..
Auch sehenswert:
https://www.zdf.de/dokumentation/zdfzoom/zdfzoom-kommando-kaputt-100.html
Ca 2010 gab es die Aussage eines von mir hoch geschätzten Vorgesetzten, mit genügend Erfahrungen in und um das BMVg als Generalstabsoffizier:
„Eine wirkliche Reform kann es nur geben, wenn man das Ministerium ein paar Wochen schließt, komplett ausfegt und sachbezogen neu besetzt.“
Jetzt, 2020, zeigt sich die Weisheit des Oberst i.G.
Er ist dann übrigens auf eigenen Wunsch 2013 vorzeitig aus der Bw ausgeschieden.
(R.I.P. Rainer)
@ Escrimador sagt: 29.01.2020 um 23:06 Uhr
„Diese „Selbsteinkleider“ schreiben dann bei Ausrüstungsverlusten eine Verlustmeldung und bekommen kostenlosen Ersatz – oder zahlen die dann selbst?“
Ich habe gerade mit zwei US Kameraden gesprochen. Einer in einem Stabselement vergleichbar Kdo Heer ein anderer auf Btl-Ebene.
Einen Teil ihrer Uniformen erhalten die Soldaten gestellt, einen anderen Teil kaufen sie sich von ihrem Zuschuss.
Für Übungen und Einsatz erhalten diese z.B. Sätze gestellt. gehen die über den Bekleidungszuschuss gekauften Artikel verloren, werden beschädigt etc. werden sie einfach getauscht (so behandelt, als seien es dienstlich gestellte).
„Eng“ wird es, wenn die Soldaten auf „Btl-Ebene“ z.B. Uniformen von bestimmten Herstellern wie Crye Pression tragen müssen, da diese im Vergleich zu anderen im oberen Preissegment angesiedelt sind.
Für einen aktuellen Einsatz hat seine Einheit von ihrem Titel z.B. zusätzliche Multibandfunkgeräte AN/PRC 152 beschafft.
Die Anzahl (nenne ich hier nicht) hört sich nich spektakulär an, aber die Einheit stellt eine niedrige 2-stellige Anzahl ans Soldaten (siehe Ausbildungsmission KSK in Afrika). Die Soldaten und ihre Vorgesetzten sahen aber die Notwendigkeit weiterer Ausstattung und haben diese über einen in Virginia Beach ansässigen Zulieferer aus dem Titel der Einheit beschafft, den diese selbst verwaltet und verantwortet.
Der Kamerad im Stab kommt seinen Aussage nach sehr gut mit dem gestellten und persönlich beschafften Material aus.
https://militarybenefits.info/military-clothing-allowance-rates/
Ich selbst habe während einer Auslandsverwendung erlebt, wie flexibel auf Belange bei der persönlichen Bekleidung reagiert wurde.
Einsatzrückkehrer wurden dort ähnlich wie in der Bundeswehr befragt, wobei unterschieden wurde, wie die Soldaten eingesetzt wurden.
Der Fragebogen beinhaltete auch Fragen zur Ausrüstung bzw. die Soldaten konnten auch eigene Anmerkungen einbringen (die auch nicht im Zusammenhang mit den Fragen standen). Ein Ergebnis war z.B. die Beschaffung von 2 verschiedenen Stiefeln (für Übung und Einsatz) die sich aus der Priorisierung der Soldaten ergaben.