18 Jahre Einsatz in Afghanistan: Der Krieg der falschen Versprechungen
Vor gut 18 Jahren begann der US-geführte Krieg in Afghanistan, eine direkte Folge der Terrorangriffe des 11. September 2001 in New York und Washington. Eines zog sich, vor allem in den USA, durch alle offiziellen Äußerungen zu diesem Konflikt: Die Einschätzung, dass Besserung in Sicht sei – bewusst falsch, wie aus Papieren hervorgeht, die der Washington Post vorliegen.
Die Zeitung hat in einem dreijährigen Verfahren nach dem Freedom of Information Act Unterlagen erstritten, die ein anderes Bild des Kriegsverlaufs am Hindukusch zeigen.
Aus der Einführung:
A confidential trove of government documents obtained by The Washington Post reveals that senior U.S. officials failed to tell the truth about the war in Afghanistan throughout the 18-year campaign, making rosy pronouncements they knew to be false and hiding unmistakable evidence the war had become unwinnable.
With a bluntness rarely expressed in public, the interviews lay bare pent-up complaints, frustrations and confessions, along with second-guessing and backbiting. (…)
“We were devoid of a fundamental understanding of Afghanistan — we didn’t know what we were doing,” Douglas Lute, a three-star Army general who served as the White House’s Afghan war czar during the Bush and Obama administrations, told government interviewers in 2015. He added: “What are we trying to do here? We didn’t have the foggiest notion of what we were undertaking.”
Die Papiere sind Ergebnis einer regierungsamtlichen Untersuchung durch den – auch hier schon öfter erwähnten – Special Inspector General for Afghanistan Reconstruction (SIGAR). Dieser Sonderermittler hat, ganz offiziell, verschiedene Regierungsvertreter und Militärs in den USA befragt, aber auch Beamte in verbündeten Ländern (darunter, so viel geht aus den Unterlagen hervor, auch deutsche Regierungsvertreter – die wie viele andere Zeugen allerdings aufgrund einer noch nicht abschließend geklärten gerichtlichen Auseinandersetzung nicht namentlich genannt werden).
Die Kernaussage: Mehrere US-Präsidenten und der ganze Apparat, in der Administration wie in den Streitkräften, haben mit ihrem Ansatz in Afghanistan versagt – beim Ziel Terrorbekämpfung ebenso wie beim Wiederaufbau des Landes. Die meisten von SIGAR befragten Regierungsmitarbeiter hätten sich sehr offen geäußert, merkt die Washington Post an: Sie seien davon ausgegangen, dass ihre Aussagen dauerhaft unter Verschluss blieben.
Die mehreren tausend Seiten, als Faksimile der Originaldokumente zum Nachlesen eingestellt, lohnen auch aus deutscher Sicht eine sorgfältige Lektüre, und das nicht nur, weil auch Vertreter der Bundesrepublik befragt wurden: Deutschland ist seit 2002 Teil der wesentlichen Militärpräsenz am Hindukusch. Und auch wenn die deutschen Ziele in etlichen Punkten deutlich von der Herangehensweise der USA abwichen und abweichen: Einen erheblichen Teil der Fehler dürften Bundesregierung und Bundeswehr ebenso gemacht haben. Entweder aus eigenem Entschluss oder als Teil der Kommandokette unter einem US-Befehlshaber.
(Das ist kein Urteil, das wäre ohne sorgfältige Auswertung der Unterlagen auch gar nicht möglich – aber eine begründete Annahme. Und ehe die Stimmen kommen, die sagen, das sei alles längst bekannt: Mag sein. Aber kaum belegt.)
(Archivbild: Deutsche Fallschirmjäger in Kabul 2002)
Herr Wiegold da könnten Sie ja auf alte Beiträge hier im Forum verlinken. Das was hier seit 2007 / 2008 sowohl hier (vormals beim FOCUS) als auch auf anderen Foren diskutiert worden ist und den regierungsamtlichen Verlautbarungen oftmals widersprach kommt vermutlich jetzt den veröffentlichten Bericht näher als die offiziellen Verlautbarungen
The Afghanistan Papers: A Secret History Of The War. 2,000+ pages of “Lessons Learned” interviews.
Erstmals wird ein Papier die Trump’sche Absicht von Truppenreduzierung stützen.
„… we didn’t know what we were doing.” Weiß man es denn jetzt? Idealerweise münden Lessons Learned in Best Practices, nur die Auflistung von Fehlern wären boße Lessons Identified. Der LL-Prozess mündet in Änderungen bei Ausrüstung, Ausstattung, endet dort aber nicht. Wesentliche Leistung sind Antworten zu auf den jeweiligem Kriegsschauplatz (u.U. auch generell) zugeschnittene Verbesserungen der Taktik. Dies wird im vorliegenden Fall sicherlich zuerst die strategische Ebene und damit die politische Führung betreffen. Vermutet werden kann aber im U.S. Dauerwahlkamf samt Vor-Impeachment, dass zu viel zerredet werden wird.
Grundsatzfrage ist also, sind die Vereinigten Staaten, ist der Westen, soweit RSM-Beitragender, von der politischen Notwendigkeit des Einsatzes überzeugt, oder eben nicht?
Auflistung jüngster https://www.sigar.mil/lessonslearned/lessonslearnedreports/index.aspx?SSR=11&SubSSR=60&WP=Lessons Learned Reports
Ähnliches aus nationaler Sicht ist sicherlich heftigst eingestuft. Gibt es die halbjährlichen LL-Reports pro Einsatzgebiet noch?
Der Westen kann mit seinen Werten und Traditionen ein Land wie Afghanistan nicht befrieden.
Ein militärischer Sieg ist das eine, die Rückkehr zum Alltag nach westlichen Vorbild das andere, wenn Infrastrukturen und Bildungssysteme aufgebaut werden müssen, die Bevölkerung aber nicht mitspielt, da religiöse Traditionen und archaische Stammesrituale eine Öffnung gegenüber der Neuzeit verhindern.
Der „normale“ Bürger Afghanistans mag durchaus in Angst und Schrecken vor den Taliban und vergleichbaren Kräften leben, seine Abneigung gegenüber dem Westen scheint stets ausgeprägter.
Daher lesen wir von den bedauerlichen Vorfällen, wo frisch ausgebildete Mitglieder der Regierungstruppen die Waffe gegen die eigenen Kameraden erheben, und auch die Ausbilder treffen.
Noch unverständlicher sind die Bemühungen der Bundeswehr und anderer Armeen westlicher Natur lokale Soldaten im Kampf gegen die Glaubenskrieger auszubilden. Dies gilt natürlich auch für andere Länder mit ähnlichen Problemen, auch der aktuelle Vorfall auf der Fliegerbasis in Florida ist vermutlich in diese Kategorie einzuordnen.
Das deutsche Einsatzspektrum scheint mehr auf einer politischen Geste zu beruhen, als tatsächlich irgendwelche Fortschritte für Afghanistans Bürger zu erbringen, zum Leidwesen der Soldaten, die dort ausharren müssen.
[Ihre Aussage „Der ’normale‘ Bürger Afghanistans mag durchaus in Angst und Schrecken vor den Taliban und vergleichbaren Kräften leben, seine Abneigung gegenüber dem Westen scheint stets ausgeprägter“ scheint mehr auf Ihrer politischen Ansicht zu beruhen als auf tatsächlich belegbaren Fakten? Weil jeder ‚blue on green‘-Zwischenfall die normalen Bürger Afghanistans repräsentiert? Auf diesem Niveau bitte nicht. T.W.]
Endlich wird es mal auf den Punkt gebracht und die Gänze des Versagens und der Konzeptlosigkeit sichtbar. Das beschränkt sich ja nicht nur auf den militärischen Bereich.
Entlarvend die Feststellung eines Regierungsbeamten in dem Artikel, man habe mehr als eine Billion Dollar in Afghanistan ausgegeben. Wie soll man den US-Bürgern vermitteln, das diese vergeblich ausgegeben wurden? Das lässt sich nahtlos auf Deutschland übertragen.
Frau Ministerin ließ ja bei ihrem letzten Besuch in AFG verlauten, das man eine Mandatsverlängerung bräuchte und diese im März 2020 anstünde, weil die afghanischen Sicherheitskräfte nicht in der Lage seien, selbstständig zu agieren und deshalb noch Ausbildungshilfe benötigten. Eine Superargumentation (sarc) nach mehr als 18 Jahren Einsatz. Da sprudelt einem der Erfolg nur so entgegen. Aber DEU hat ja noch Luft nach oben bis zur Billion….
@ Georg
Richtig.
Es ist mehr als bedauerlich, dass es soetwas wie https://www.sigar.mil nicht in Deutschland gibt. Bislang gibt es nahezu überhaupt nichts mehr mit Blick auf die Situation in Afghanistan. Das politische und gesellschaftlich Interesse am erfolglosen aber folgenreichen us-amerikanischen “ war against terrorism“ ist weg. „Die Letzen werden wohl das Licht ausmachen“ … werden es die deutschen Soldaten in RS sein oder gehen erst dann, wenn die letzten us-amerikanischen Soldaten zusammenpacken und restliches kriegstaugliches Material der afghanischen Regierung verkaufen, weil ein Rücktransport in die Staaten sinnlos wäre? Es scheint so, als ob die USA immer dann die Fronten schnell wechseln, wenn abzusehen ist, dass eine Mission erfolglos enden wird. Das war in Vietnam so, setze sich im Irak und in Syrien fort und wen würde es wundern, wenn es in Afghanistan ähnlich verlaufen wird.
Es mangelt da ohne Zweifel an allem möglichem, vor allem an einer Exitstrategie, die an eine klare Zielsetzung anknüpfen müsste. Dass man Afghanistan nicht einfach unser westliches Gesellschaftsmodell überstülpen kann, dürfte sich hinreichend herausgestellt haben.
Andererseits sollte man sich an die Lage nach 9/11 erinnern – von dem Talibanregime betriebene Terrorausbildungslager, um den Steinzeit-Islamismus in die Welt zu tragen. Das zu unterbinden, war doch wohl das erste Ziel der ursprünglich amerikanischen Militäraktion nach dem New Yorker Anschlag mit tausenden Toten, nicht den Afghanen den Segen von Freiheit und Demokratie westlichen Musters zu bringen. Immerhin hat man seitdem mehr oder weniger den Deckel auf dem Topf gehalten. Das sollte man nicht geringschätzen. Was wäre die Alternative gewesen?
Hallo Herr Wiegold,
ich musste erst einmal googeln was Green-on-Blue bedeutet, hatte diese Vorkommnisse aber überhaupt nicht im Sinn, sondern die Entwicklung der letzten Jahre in Afghanistan, wo frisch eingerichtete Schulen wieder geschlossen wurden, und vor allem die weibliche Bevölkerung wieder von mühsam eingeleiteten Bildungsversuchen wie regelmäßigem Schulbesuch ausgeschlossen wird.
Als Quellen biete ich spontan an:
https://www.unicefusa.org/stories/getting-girls-back-school-afghanistan/36441
oder auch
https://www.efe.com/efe/english/sports/afghanistan-has-no-place-for-female-sporting-heroes/50000266-3106220
Diese aus westlicher Sicht eintretenden Rückschritte haben direkt mit den Verhalten der einheimischen Bevölkerung zu tun, dementsprechend auch mit „Otto Normalbürger“.
Natürlich steht es Ihnen frei,meine Beiträge zu veröffentlichen oder auch nicht, aber Niveaulosigkeit möchte ich mir nicht vorwerfen lassen.
Mit freundlichen Grüßen
E G
Wie im Jahre 2006 / 2007 die Berichte über den mehrjährigen amerikanischen Kampf im kleinen Korangal Valley, im Nordosten von AFG bekannt wurden, war eigentlich klar und nachvollziehbar, dass der Krieg in AFG für den Westen nicht zu gewinnen ist.
Über speziell diesen Kampf ist sehr viel publiziert worden und an dieser Geschichte mit der Aufgabe des Tals, nach 3 jährigen Kampf und 42 toten US-Soldaten, kann man im Kleinen nachvollziehen, warum bereits damals klar war, dass der Kampf in AFG nicht zu gewinnen ist.
https://en.wikipedia.org/wiki/Korangal_Valley#War_in_Afghanistan
-Nein! -Doch! -Ohhh!
Um mal Louis de Funes zu zitieren.
Ansonsten: Wie Pio-Fritz sagt.
Ähnlich wie der SIGAR haben sich Foristen mit gesundem Menschenverstand hier schon seit langem geäußert. Dafür braucht es nicht mal geheimer Papiere. Ein Vergleich von Aufwand, Zeit und Ergebnis reicht vollkommen. Und ich balle die Faust in der Tasche ob all der Kameraden, die wegen all der politischen Hirngespinste diverser deutscher Regierungen de facto umsonst in AFG gefallen sind oder an Leib und Seele verwundet wurden.
So gut, richtig und informativ ich die Veröffentlichung der Aussagen finde, glaube ich, dass es als Konsequenz schwierig werden wird in Zukunft annähernd so offene Meiungen zu erhalten. Jeder wird nun zweimal überlegen, was er zu Protokoll geben wird.
Bis zum Wiedererstarken der Taliban um die Mitte der Nullerjahre bot sich eine ernsthafte Chance, diesen Konflikt zu beenden. Die Politik hat sie verspielt.
Sie hat sie verspielt, indem sie ein Vakuum entstehen ließ, das von Gesetzlosigkeit gefüllt wurde, die zu beenden sich vielerorts die nachrückenden Taliban anschickten, womit sie sich in den Augen besonders der Paschtunen als Befreiungskämpfer legitimierten. Diese Hypothek lastet auf Ländern wie Deutschland und Italien mit ihren lange Zeit absolut unzureichenden Einsatzregeln und Truppenaufgeboten ebenso wie übrigens auf den USA und Großbritannien, die ihre Kontingente 2002 in der Vorbereitung auf den Irak-Krieg ausdünnten.
Die Politik hat sie auch verspielt, indem sie in dem Bestreben, rasche Erfolge vorzuweisen, sich allzu hohe Wiederaufbau-Ziele steckte, bei deren vergeblicher Verfolgung wertvolle Zeit verloren ging und Unsummen verschwendet wurden.
Diese Beobachtung kann nahtlos in das Grundproblem überleiten: Denn ohne den Primat der Politik über das Militärische infrage stellen zu wollen – letztlich hat die Politik die Chance verspielt, indem sie sich wie ein Patient verhielt, der den Rat der Ärzte nicht befolgen will, aber trotzdem Heilung verlangt.
Wenn man sich zum Beispiel Ausbildungsziele steckt, die schon dadurch torpediert werden, dass unsere Ausbilder den afghanischen Rekruten erst einmal in Eigeninitiative Pünktlichkeit und Sorgfalt beibringen oder ihnen gar das Kiffen abgewöhnen müssen, so fragt es sich, wie irgendjemand mit Kenntnis der Sachlage den Eindruck erwecken kann, es sei alles versucht worden.
Immer wenn ich höre oder lese, dieser Krieg sei niemals zu gewinnen gewesen, will ich nämlich in diesem Sinne widersprechen: Niemand hat es je wirklich versucht!
Dies zeigt allein schon der untaugliche Kräfteansatz. Ein Land mit ähnlicher Bevölkerungsdichte und -größe beziehungsweise geographischer Ausdehnung wie Afghanistan würde Streitkräfte von mindestens zweihunderttausend Mann unterhalten und noch einmal ebenso viele Polizisten.
Und dies ist eine optimistische Schätzung, denn bspw. leistet sich das in vielen demographischen bzw. geographischen Faktoren ähnliche Südafrika dreimal mehr Polizisten pro 100000 Einwohnern als Afghanistan (und bleibt doch eines der gefährlichsten Länder der Welt). Selbst das in Europa gelegene friedliche Bulgarien beschäftigt im Verhältnis mehr Polizisten.
Sogar wenn man also realitätswidrig unterstellte, dass jeder auf dem Papier auf Seiten der afghanischen Regierung stehende Soldat oder Polizist 1. tatsächlich vorhanden, 2. loyal, 3. gut ausgebildet und 4. gut ausgestattet gewesen sei, und obendrein alle ausländischen Streitkräfte, die sich auf dem Höhepunkt der NATO-Operationen im Land befanden, hinzurechnete, würde man nicht auf die erforderlichen Zahlen kommen.
Und hätte zu allem Überfluss immer noch nicht berücksichtigt, dass in Afghanistan ein Bürgerkrieg tobt, in den sich ausländische Akteure einmischten, und keineswegs ein bloß erhöhtes Maß an Kriminalität oder gar Frieden. Man hätte die ethnischen bzw. religiösen Konflikte in dem Land nicht berücksichtigt, oder auch nur die schlechte Infrastruktur, die eine effektive Durchsetzung des Rechts erschwert.
Ich meine mich sogar an einem Beitrag im „Long War Journal“ anno 2010 zu erinnern, in dem der damalige COMISAF McChrystal mit einer Kalkulation zitiert wurde, er bräuchte mindestens sechshunderttausend „boots on the ground“, um Afghanistan zu befrieden.
Kurz gesagt, das konnte niemals gut gehen. Da muss über die Versäumnisse im zivilen Bereich gar nicht erst diskutiert werden.
Die Politik dieses Krieges scheint mir übrigens ein gutes Beispiel dafür zu sein, was Popper das Elend des Historizismus genannt hat. Man darf sich fragen, ob nicht einiges hätte anders verlaufen können, hätte nicht das Bonmot des „graveyard of empires“ spätestens seit 2006 in den meisten NATO-Staaten den Diskurs bestimmt. Wer noch bevor die Ampel umspringt überzeugt ist, dass sein Rivale schneller sein wird, braucht sich nicht zu wundern, wenn er das Rennen verliert.
Geschichte wiederholt sich nämlich nicht. Menschen begehen nur immer wieder die gleichen Fehler.
Resi sagt: 09.12.2019 um 18:07 Uhr
“ Immerhin hat man seitdem mehr oder weniger den Deckel auf dem Topf gehalten. Das sollte man nicht geringschätzen. Was wäre die Alternative gewesen? “
Die terroristischen Anschläge in Europa der letzten Jahre zählen dann für Sie wohl eher zu „weniger den Deckel drauf halten“ ? Es ist schon fast rührend, der Afghanistan-Mission einen Erfolg zuschieben zu wollen. Die Terroristen sind einfach ausgewichen und bilden eben woanders aus.
Was die Alternative gewesen wäre? 2002/2003 reingehen, die Terroristenlager zerstören, die Terroristen eliminieren und eine ganz klare Ansage an die afghanische Regierung das man wiederkommt, wenn man nochmal erfährt, das dort Terroristen ausgebildet werden oder Unterschlupf bekommen.
Alles andere (vor allem Entwicklungshilfe) ist völlig wirkungslos, wenn die Bevölkerung (egal welche Volksgruppe) das nicht möchte, weil sie es als Einmischung von außen ansieht.
Das wäre die Kurzversion, ansonsten bietet das Archiv dieses Blogs wohl mehr als genug Artikel und Kommentare zu diesem Thema.
@muck:
Und der Fehler wird schon wieder in Mali wiederholt.
Es fehlt – gerade auch in Deutschland – an einem schonungslosen Auswerteprozess zum Afghanistaneinsatz in allen Bereichen und auf allen Ebenen. Dies ist aber höchst unbequem und daher stolpern wir weiter in die nächsten Einsätze – und haben dabei die Erfahrungen der letzten 60 Jahre nicht einmal ansatzweise ausgewertet.
Die obigen Dokumente zeigen erneut wie wenig eine objektive Analyse in der Politik eine Rolle spielt, wenn diese nicht zur aktuellen Politik passen. Auch dieser Fehler wiederholt sich erneut:
https://books.google.com/books/about/None_So_Blind.html?hl=de&id=ZHRuAAAAMAAJ
Ähniche Lagebeurteilungen gibt es dieser Tage bestimmt auch von der aktuellen Lage in Afghanistan und in anderem Konfliktregionen (Mali, Libyen, etc). Ist aber in der Konsequenz weiterhin nicht leicht die notwendigen Konsequenzen daraus zu ziehen.
Das habe ich schon 2003 gesagt und wurde als Idiot dargestellt. In der Einheit, in den Kommentaren etc.
Was ein Sinnloser „Scheiss“……Affen lernen aus der Geschichte nie.
@ Mitleser und Andere
„Ähnlich wie der SIGAR haben sich Foristen mit gesundem Menschenverstand hier schon seit langem geäußert. Dafür braucht es nicht mal geheimer Papiere.“
– Das ist das eigentlich Traurige. Es mangelte nicht an Erkenntnissen, es mangelte immer nur an der Bereitschaft der obersten Führung diese offensichtlichen Erkenntnisse einzugestehen. Immer wurde das Offensichtliche schön geredet oder auch schlicht geleugnet.
– Dies betrifft im Kern auch viele andere Themen, die hier in diesem Blog debattiert werden, auch. Das Offensichtliche wird einfach geleugnet. Für mich ist es erstaunlich, dass es scheinbar keine Verantwortung im politischen Bereich mehr gibt wenn es ganz offensichtliche Fehlbewertungen von politisch Verantwortlichen im Zusammenhang mit der Bundeswehr gibt. Das Beispiel „Berateruntersuchungsausschuss“ ist EIN Beispiel hierfür. Im Grunde genommen ist es völlig egal, dass ganz offen gegen Richtlnien verstoßen wurde. Man möchte scheinbar keine Schuldigen finden und macht nur wegen des „Rituals“ vordergründig Opposition zu „spielen“ einen Untersuchungsausschuß. Der Ausgang dieses Rituals ist vollkommen egal. Frau vdL wurde befördert und andere „Schuldige“ sucht man erst garnicht.
– Für die Soldaten der Bundeswehr wäre es viel besser wenn es eine kritische politische Opposition geben würde, die die Leitung/Führung der Bundeswehr – so wie eigentlich vorgesehen- parlamentarisch kontrolliern würde. Aber in der gelebten Realität scheint sich im politischen Bereich niemand wirklich für die die Sinnhaftigkeit von Einsätzen der Bundeswehr und die Verwendung der Steuermittel zu interessieren.
Man winkt einfach Alles durch.
Glückwunsch an The Washington Post nach 18 Jahren die Täuschungsmanöver Washingtons nun auch offiziell belegt zu haben.
Wird man denn nun etwas an der Berichterstattung ändern, oder bleibt Afghanistan nur im Fokus wenn man den amerikanischen Generälen die Gelegenheit bieten muss ihren Präsidenten öffentlich für dessen Anmaßung sein Wahlversprechen mit Truppenabzügen einhalten zu wollen geiseln muss?
@Pio-Fritz, 21:14:
Schön, dass Sie den Tenor meines Beitrags erfasst haben.
Sarc off
Im Westen nichts Neues.
Und ewig grüßt das Murmeltier…………
Wie bereits durch viele Kameraden angemerkt, es wird sich aufgeregt, man ist empört, aber es ändert sich NICHTS.
Die Bundeswehr ist eine Armee, gesteuert durch die Politik und wir sind halt leider soweit, dass die Politiker keinen Mut zur Entscheidung mehr haben und daher Alles nur schön reden. Da sind jedoch auch die verantwortlichen Generale nicht viel besser.
Es gab ein „Window of Opportunity“, ungefähr im Jahr 2010, dass wurde jedoch nicht genutzt und seit dem geht es Berg ab.
Viel schlimmer ist es jedoch den Angehörigen, die Ihre Kinder, Geschwister, Väter, Mütter, Freunde verloren haben, das „Warum“ zu erklären.
Und dies sollten sich die Verantwortlichen vor Augen führen, ob unter diesen Aspekten der Einsatz heute noch zu verantworten ist.
Jedes verlorene Leben einer Kameradin / eines Kameraden ist Eines zu viel.
@Love sagt: 09.12.2019 um 23:07 Uhr
Man darf dabei nicht vergessen, das die Washington Post drei Jahre auf Herausgabe geklagt hat, d.h., die hier dargestellten Erkenntnisse sind schon etwas älter, es hat nur keiner reagiert.
Aber warum sollte ein US-General seinen Präsidenten kritisieren und Karriereharakiri begehen? Das würde auch nichts ändern. Man hat nur mittlerweile eingesehen, das man mit den afghanischen Sicherheitskräften nichts wird, weil diese unpünktlich, unmotiviert und korrupt sind (Aussage GenLt Lute). Deshalb die Verhandlungen mit den Taliban.
@Pete sagt: 09.12.2019 um 22:40 Uhr
Da haben wir doch da alte Dilemma. Es kann nicht sein, was nicht sein darf. Und somit wird jede Kritik abgebügelt. Man kann nur hoffen, das die BuReg sich eng an die US-Administration hält und direkt mit den US-Kräften das Land verlässt.
Ich hoffe, dass es für die BW nun endlich bald nach Hause geht.
Realistisch betrachtet ist die einzige Lösung, dass die Friedensgespräche erfolgreich verlaufen.
@ alle , die hier Parallelen zu Mali ziehen.
Mali ist etwas völlig anderes, also kann man nicht behaupten, dass sich die Dinge in „Mali wiederholen“, ohne zumindest ansatzweise versuchen das zu erklären.
„the interviews lay bare pent-up complaints, frustrations and confessions, along with second-guessing and backbiting. (…)“
Also zur Einordnung: das könnte man auch *sarc on* frustiertes Gejammer von irgendwelchen zweitrangigen Würdenträgern und Schuldzuweisungen von Apparatschiks an ihre Artgenossen nennen *sarc off*
Wie der Zufall es so will, hat sich der Hausherr vor 9 Jahren, also zur „Halbzeit“ des bisherigen AFG-Einsatzes, auch zum Bw-Einsatz in Afghanistan geäußerst.
Unter dem Titel „Die Bundeswehr in Afghanistan – Lizenz zum Abwarten“ hat er da seine Gedanken ein Jahr nach dem Bombenangriff in Kunduz zusammengefasst:
https://www.theeuropean.de/thomas-wiegold/2081-die-bundeswehr-in-afghanistan-2
[Ich bin immer wieder verblüfft – bisweilen erinnern sich meine Leser mehr an frühere Texte von mir als ich selbst… T.W.]
Afghanistan wird genauso verloren wie Vietnam. Nachdem man ein paar Jahre oder gar Jahrzehnte den Schein aufrecht erhalten hat, „verhandelt“ man und zieht dann ab.
Der Krieg war von Anfang an verloren und das war den Entscheidungsträgern auch bekannt. Aber eine reine Berufsarmee kann man eben länger in sinnlosen Einsätzen halten.
Wir brauchen uns gar nicht moralisch oder gar inhaltlich über das US – amerikanische Vorgehen zu erheben. Auf allen Ebenen wurde auch in Deutschland im vorauseilendem Gehorsam dem weltfremden, einem oft Teil ahnungslosen politischen Willen gefolgt. Auf strategischer Ebene – BMVg- gibt es in Deutschland zahlreiche schön gefärbte Berichte. Auf operativ- taktischer Ebene spielt die gleiche Musik. Berichte des Einsatzführungskommandos mit etwas Pseudoskepsis aber dann einem klaren „weiter so“. Generale als Kontingentführer gefielen sich in vermeintlich medienwirksamen Auftritten über Schulen, Handys und Gleichberechtigung, die bitteren militärischen Fakten, vor allem den Blickauf eine mögliche militärische Niederlage aber konsequent ausklammernd. Die 3* Ebene im HQ entsprechend. Das wissen wir doch und es traut sich keiner zu sagen! Da man letztlich den USA immer folgt, siehe Rüstungsausgaben, wird auch da nicht widersprochen. Das Wort Bündnissolidarität kann bei aller Berechtigung nicht immer herhalten. Diese Friedensgespräche sind schon jetzt ein Eingeständnis der Niederlage, denn die Taliban bestimmen den Takt. „Ihr habt die Uhr, wir haben die Zeit“, lautet dort ein Sprichwort, das von den Taliban oft praktiziert wird und den westlichen Truppen sagt: Ihr mögt kürzer oder länger bleiben, irgendwann werdet ihr gehen, dann geht euch westlichen Demokratien ganz einfach der Atem aus – und dann geht es wieder nach unseren Zielen und Prinzipien.
Auch wenn Peter es in einem Zweizeiler schonmal gesagt hat, möchte die Aufmerksamkeit nochmal auf den Umstand lenken, dass viele zum Teil in hohen Ämtern stehende Personen sich in einer Sache und vor allem in einer Weise geäußert haben, die ihrer Karriere nicht besonders förderlich ist.
Ich teile die Ansicht von Herrn Wiegold, dass dies vermutlich in der Annahme geschah, dass die Dokumente Verschlusssache bleiben und man seine tatsächliche und unverblümte Sicht der Dinge zu Protokoll geben soll und kann.
Nach einer Veröffentlichung wie dieser werden sich die meisten vermutlich sehr gut überlegen, ob sie sich bei der nächsten „internen“ Untersuchung wieder so freizügig äußern…
Journalismus braucht Informationen um sinnvoll arbeiten zu können, das bedeutet aber nicht, dass man sie auch in dieser Form veröffentlichen muss.
Wenn man künftig auch bei internen Untersuchungen damit rechnen muss, dass diese publik werden, birgt das in meinen Augen das akute Risiko, dass so wunderbare Institutionen wie der SIGAR künftig zahnlos werden, da eh keiner mehr sagt was seine Meinung/Wahrheit ist sondern was er „für veröffentlichbar“ hält.
Lösungensansätze für diese Dilemma sind gerne gesehen (darf auch gerne mal in einem Sicherheitshalber diskutiert werden…)
@Papiermensch
Ich glaube, die Lösung wäre eher, dass man nicht so lange und so dramatisch lügt, dass es dann schmerzhaft wird, wen nes rauskommt.
Um ein wenig Empirie in die Debatte zu bringen.
Das US-Militaer hat 2018 soviele Bomben wie noch nie zuvor ueber Afghanistan abgeworfen:
https://www.forbes.com/sites/niallmccarthy/2018/11/13/the-u-s-never-dropped-as-many-bombs-on-afghanistan-as-it-did-in-2018-infographic/#8af76732fae0
Laut US Airforce Central Command wurden im Monat September 2019 so viele Bomben abgeworfen, wie zuletzt im Jahr 2010 (allerdings mit damals ueber 100.000 amerikanischen Soldaten in Afghanistan)
https://www.businessinsider.com/us-bombing-in-afghanistan-at-highest-level-in-9-years-2019-10?r=US&IR=T
Alle weiteren Statistiken zu US Airpower in Afghanistan mit monatlichem Update hier:
https://www.afcent.af.mil/About/Airpower-Summaries/
Ein kleiner Ausblick: 2019 wird erneut ein Jahr gewesen sein, in dem US Luftstreitkraefte massiv gegen TB, ISIS-K, IMU, Al-Quaida, etc. eingesetzt wurden.
Fuer mich ist das definitiv kein Zeichen einer positiven Entwicklung der Resolute Support / Freedom’s Sentinel Missionen.
Wer einmal den Film War Machine (2017) gesehen hat, den sollte dieser Artikel der WP eigentlich nicht überraschen. Fake Metrics dieser Dimension kann man heutzutage unmöglich ewig unter Verschluß halten. Und auf der Basis solcher Fake Metrics kann niemand wirklich substanzelle lesson learnt ableiten – the logic of fundamental failure applies. Ins Bild passt natürlich für mich auch, dass man AKK in Kunduz die Aussage abbringt, dass mit bewaffneten Drohnen der Einsatz der BW in Afghanistan sicherer würde. Was für ein bullshit. Einer meiner Admirale hat gesagt, dass es wenig Sinn macht einen Zerstörer in den Einsatz zu schicken nur um sich selbst zu schützen. So langsam werde ich zum Trump und SPD Fan,
Wahlen ändern etwas. Natürlich nicht, wenn man immer wieder die selben Protagonisten wählt und darauf hofft, daß sie es diesmal ganz bestimmt anders machen werden. Nein, machen sie nicht. Nach der Wahl sind die Versprechen von vorher wieder vergessen. Auch nicht einklagbar, wie höchstrichterlich festgestellt. Solange immer wieder die selben Protagonisten gewählt werden, wird sich am Festhalten am AFG-Einsatz im Speziellen und am Zustand der Bundeswehr im Allgemeinen nichts ändern. Allgemeine Lebenserfahrung. Die wievielte Bundeswehrreform war das inzwischen…?
…
Trennung
Die USA haben für das Nation building in AFG mehr Geld ausgegeben als jemals irgendwo anders auf der Welt: 133 Milliarden USD.
Das ist inflationsbereinigt mehr Geld, als die USA nach dem 2. WK für den ganzen Marshallplan ausgegeben haben…
Einziges Ergebnis ist eine komplett korrupte und dysfunktionale afghanische Regierung, die zu ihrem Machterhalt völlig auf das US-Militär angewiesen ist.
https://www.washingtonpost.com/graphics/2019/investigations/afghanistan-papers/afghanistan-war-nation-building/
Man könnte drüber lachen, wenn es nicht derart traurig wäre.
[Hm, die Partei, die zu Beginn des Afghanistan-Einsatzes Kanzler und Verteidigungsminister stellte, stellt sie längst nicht mehr… immer wieder die selben Protagonisten? Sorry, das führt schon in den OT, Ihre Einleitung allerdings genau so – ich denke, diesen OT beenden wir an dieser Stelle. T.W.]
@Klabautermann
„Einer meiner Admirale hat gesagt, dass es wenig Sinn macht einen Zerstörer in den Einsatz zu schicken nur um sich selbst zu schützen.“
Das war ein kluger Admiral. Davon sollten wir mehr haben. Dann würden wir vermutlich die Anzahl der Aktivitäten deutlich reduzieren und den Effekt, da wo erforderlich, deutlich verbessern
Der Gedanke von @Muck ist eine Wichtige Perspektive die oft nicht mehr gesehen wird.
Nur muss man sich auch Fragen, wann sind entwickelte, friedliche Gesellschaften, wie z.B. Deutschland und Frankreich !Jeweils! bereit 10-20k Mann Besatzungsmacht nach Zentralasien zu entsenden und wann eben nicht ?
Und diese Forderungen gab es ja so ähnlich, irgendwo in den Tiefen von AG müsste sich das sogar noch finden lassen. Da wurde einmal ein Truppenansatz von ca. 8500 Soldaten von Deutschland für ISAF von der NATO kalkuliert, kurz vor dem Kunduz-Vorfall, man hat sich dann „überparlamentarisch“ darauf geeinigt auf ca. 4.850 Truppen aufzustocken + eine 500 Truppen Reserve für die Wahlen …
Was ein echter Krieg kosten darf wird vielleicht im Plenum verhandelt (und das ist auch gut so) , abgerechnet wird aber UNGEACHTETDESSEN immer im Einsatz.
Das bedauerliche ist, AFG und jetzt Mali werden nicht die letzten Peacekeeping Operationen sein. Man kann nur Hoffen das Militär und Politik ein besseres Verständnis der eigenen Verantwortung und Wirkmächtigkeit erlangen.
Es ist aufgrund der Komplexität unserer demokratischen Gesellschaft, sehr schwer Politiker und Militärs deshlab Boshaftigkeit, oder „Schuld“ vorzuwerfen Jedenfalls mit fällt das schwer. ( Auch weil ich diese CDU Politik selbst mehrmals bewusst gewählt habe und auch selbst wenn die SPD im Haushaltsausschuss Ersatzteilpakete für den Tiger torpediert SIC!!) .
Westliche Demokratien sind eben reich und mächtig, daraus ergibt sich zwangsläufig ein Möglichkeitshorizont und selbst wenn man „Responsibility to Protect“ ablehnt, heisst dass noch lange nicht, dass ein Gegenteil davon automatisch die bessere Antwort auf Probleme unserer Zeit währe.
Man kann gerne Hätte-Hätte Fahrradkette skandieren, aber ein Großkalifat von Faisalabad bis Kabul und dann auch noch am Drücker, das war mal nicht ganz undenkbar. Ich will nicht wissen, was man da alles hätte „Unternehmen“ wollen um das zu verhindern.
@Eisensoldat:
„Mali ist etwas völlig anderes“
Es ist sicherlich anders, aber nicht völlig anders. Einige Rahmenbedingungen sind wie bei all diesen Fällen ziemlich ähnlich:
– fragile Staatlichkeit (inklusive Klepokratie)
– gewaltbereite „Opposition“, die eine alternative Staatlichkeit anbietet
– Unterschätzung der Bedeutung organisierter Kriminalität
– zu wenig Fokus auf Polizei und Justiz
– fehlendes Verständnis der „internationalen Gemeinschaft“ über ethnische, religiöse, kulturelle, politische und ökonomische Verhältnisse und Dynamiken im Einsatzland
– westliches Verständnis von Staatlichkeit/ Zögern gegen Fehlverhalten der Gastregierung vorzugehen.
– Paralleler, unkoordinierter Einsatz internationaler Streitkräfte und Enrwicklungszusammenarbeit
– keine einheitliche Strategie der internationalen Gemeinschaft
– abweichende Zielsetzungen von NGOs, etc
– Nutzung der wachsenden Probleme durch internationalen Terrorismus
– daher sinkende Legitimation der Zentralregierung
– Negierung der Probleme in der internationalen Gemeinschaft
Nur mal so als grober Aufriss.
Kurz gesagt: die UNO wiederholt in Mali sehr viele Fehler, die die NATO in Afghanistan bereits gemacht hat.
Lieber @Klabautermann,
bitte überstürzen Sie nichts. Da fällt uns bestimmt noch etwas anderes ein.
Vielleicht in Anspielung auf @RA Sebastian Böhme 10.12.2019 um 0:39 Uhr eine Fortzetzung: Der Weg zurück.
@Pio-Fritz sagt: 10.12.2019 um 9:19 Uhr
Die Situation ist doch ganz einfach für die amerikanischen Generäle, da sie sich überhaupt nicht zu Trumps Rückzugsplänen äußern müssten. Das ist aber für die Herren Nicholson, McKenzie und Votel allerdings schon zu viel verlangt. Statt Funkstille zu bewahren müssen sie Trumps Verhandlungsgesuche öffentlich torpedieren.
[Die Belege für die öffentliche Äußerung der genannten in diesem Zusammenhang reichen Sie bitte umgehend nach. Danke. T.W.]
@Mitleser
„Die USA haben für das Nation building in AFG mehr Geld ausgegeben als jemals irgendwo anders auf der Welt: 133 Milliarden USD.“
Die USA wollten AFG unter ihrer Kontrolle haben. Das ist nicht gelungen. Bedroht wurden die USA nie aus AFG. Wir müssen uns endlich ehrlich machen.
@
Frank
„…aber ein Großkalifat von Faisalabad bis Kabul und dann auch noch am Drücker, das war mal nicht ganz undenkbar…“
Doch das war undenkbar. Auch ISIS konnte nur entstehen weil man weggeschaut hat bei den Unterstützern von ISIS. Man hat sie gewähren lassen. Sanktionen gegen diese Unterstützer – wie sie heute beim Iran angewendet werden – hätten ISIS von vorne herein verhindert. Pick up Cars und Waffen und Munition wachsen nicht in der Wüste auf Palmen.
Wenn der Westen sich nicht endlich ehrlich macht lernt er überhaupt nichts aus seinen verheerenden Kriegen der jüngeren Vergangenheit.
Ist ein Sieg über die Taliban jemals das Ziel gewesen? Oder ging es vor allem um eines: Zugang und Abbaurechte an den enormen Bodenschätzen Afghanistans. Kupfer, Gold, Edelsteine, für etwa drei Billionen Dollar sollen Bodenschätze in Afghanistan lagern. Über deren Vergabe entscheidet die Regierung in Kabul. Und die ist abhängig von der allliirten Militärpräsenz. Da muss Deutschland doch dabei sein!
Und Deutschlands Missionsziele sind erreicht: Demonstration der Bündnisfähigkeit. Erprobung von Mannschaft und Material unter Einsatzbedingungen. Zugewinn an Taktischen Fähigkeiten. Erfahrungszugewinn im Logistikaufbau. Bedienung Rüstungs-Industrieller Interessen. Es läuft!
@Pete
Ist doch völlig egal, WAS die USA in AFG will. Die Ergebnisse sind für die eingesetzten Mittel einfach völlig indiskutabel.
Die US-Administration ist nicht homogen. Man sehe sich nur die täglichen Vorgänge um Präsident Trump an. Unter Obama und davor wird es auch nicht anders gewesen sein, wenn auch nicht so schrill wahrnehmbar. Mit größter Wahrscheinlichkeit verfolgen verschiedene Interessengruppen in der US-Administration teilweise völlig verschiedene Ziele in AFG und mit dem AFG Einsatz. Auch konträre Ziele. Das Pentagon möchte gern Krieg führen. Die CIA findet den Drogenanbau wahrscheinlich ganz angenehm zur Finanzierung diverser Aktivitäten, wie schon zu Vietnamzeiten (es gab jedenfalls nie ernsthafte Aktivitäten gegen den Drogenanbau in AFG, und seit Beginn des AFG-Einsatzes ist der Drogenanbau dort massiv gewachsen, gibt reichlich internationale Berichte dazu. Wo so viel Steuergeld verteilt wird finden sich sofort gierige Hände und Korruption auch in der US-Administration. Man denkt spontan an die Rüstungsindustrie, aber da sind noch ganz andere unterwegs. Richard Blum, der Ehemann von US-Senatorin Dianne Feinstein, weiland Subcomittee für Bau und Entwicklung, fiel durch massive Straßenbaukontrakte in AFG auf (https://en.wikipedia.org/wiki/Richard_C._Blum#Controversy). Da gibt es etliche Kriegsgewinnler.
Aber egal: Die Ergebnisse sind für die eingesetzten Mittel einfach völlig indiskutabel. Und wir rennen fröhlich mit. Außer „Bündnissolidarität“ hat bis heute keine Bundesregierung, egal ob mit CDU, SPD, Grünen, irgendwelche ernsthaften Gründe für die deutsche Beteiligung nennen können. Es wird einfach nur weitergemacht.
p.s.
Wegen der hier für den Feldzug genannten Begründung, man hätte die Terroristenlager in AFG bekämpfen müssen:
Dafür gibt es etwas, das man Cruise missle nennt. Das Kanonenboot der Moderne. Gab es vor 18 Jahren schon. Heutzutage unterstützt von Langstreckendrohnen. Boots on the ground sind dafür nicht erforderlich. Zur Not kann man auch noch einem oder zwei der ausgewiesenen Gegner der Terroristenfraktion diskret ein paar Mittel zukommen lassen, wenn die Landesregierung insuffizient ist. Dann wird das Problem intern geregelt. Diese politischen Mittel haben sich in vielen Jahrzehnten bewährt. Um ein paar Terroristen loszuwerden, muß man heutzutage nicht irgendwo 18 Jahre lang Krieg führen.
@Love sagt: 10.12.2019 um 20:45 Uhr
„Nicholson: Wir müssen den Druck erhöhen. Wir müssen zurück in die Offensive, anders wird es nicht gehen. Im Unterschied zu 2006 aber, damals hatten wir 145.000 Soldaten am Boden, kämpfen nun die Afghanen. Wir unterstützen sie nur, wir helfen dabei, dass sie noch aggressiver sein können. Wir müssen die Taliban massiv in die Enge treiben, nur dann werden sie verhandeln.“
https://www.spiegel.de/politik/ausland/afghanistan-us-kommandeur-john-nicholson-ueber-neue-offensive-am-hindukusch-a-1192974.html
„Marine Lt. Gen. Kenneth McKenzie warned the Senate Armed Services Committee against an abrupt withdrawal of American forces or change in strategy despite frustration over the status of the 17-year conflict.“
https://apnews.com/ca8730a9b13f4eaba8b3de4cee35eb9c
„Votel, however, said military and political conditions do not currently warrant a withdrawal.“
https://www.rollcall.com/news/congress/ommander-warns-risks-trump-troop-withdrawal
„Former US Central Command commander and retired Army Gen. Joseph Votel also condemned the withdrawal, and reflected on the US’s reliance on the Kurds.“
https://www.businessinsider.de/us-afghanistan-withdrawal-plans-defense-department-military-trump-2019-10?r=US&IR=T
„Military officials, including Gen. Scott Miller, who commands U.S. forces in Afghanistan, have pushed back against the plan to pull out all troops within the next 15 months, officials told NBC. Officials said Miller would consider withdrawing some troops but would want others to remain to fight ISIS or al Qaeda.“
https://thehill.com/policy/defense/456042-trump-told-advisers-he-wants-to-pull-us-troops-from-afghanistan-by-2020
Nicht zu vergessen die stundenlange Sitzung des National Security Councils vor zwei Jahren in der Trump die Generäle richtig herunter geputzt hat, weil sie ihm keine Exit-Strategie vorlegten und versuchten ihm eine minimale Aufstockung an Truppen in Afghanistan schmackhaft zu machen.
Nun wissen wir das Trump die Situation in Afghanistan noch einmal mit einer Eskalation ala Nixon versucht hat für sich zu entscheiden, aber trotz aller Anstrengungen und Entgegenkommnisse haben die Militärs wieder nichts ausgerichtet. Der angekündigte Truppenabzug wird wahrscheinlich die militärische Präsenz wieder auf das Maß vor der Eskaltion reduzieren.
@ Pete 10.12.2019 um 18:57 Uhr
…der Admiral war Hein-Peter Weyher (InspM 91 – 95)
@Mitleser
„@Pete
Ist doch völlig egal, WAS die USA in AFG will. Die Ergebnisse sind für die eingesetzten Mittel einfach völlig indiskutabel.“
Ich stimme Ihnen bei allen dem obigen Zitat folgenden Ausführungen zu. Dem obigen Zitat allerdings nicht.
Das „WAS die USA in AFG will“ ist nicht „völlig egal“, sondern der Maßstab zur rationalen Bewertung des Erfolges bzw. Mißerfolges dieses Einsatzes.
Ob die „Ergebnisse …für die eingesetzten Mittel einfach völlig indiskutabel…“ sind, kann man nur bewerten, wenn man das eigentliche Ziel kennt. Wenn das eigentliche Ziel gewesen wäre, der Rüstungsindustrie über einen langen Zeitraum einen „Absatzmarkt“ für ihre Produkte zu schaffen, dann wäre das Ziel erreicht worden.
@Kai Mauer sagt: 10.12.2019 um 21:36 Uhr
„Oder ging es vor allem um eines: Zugang und Abbaurechte an den enormen Bodenschätzen Afghanistans. Kupfer, Gold, Edelsteine, für etwa drei Billionen Dollar sollen Bodenschätze in Afghanistan lagern.“
Das ist richtig, allerdings haben weder die USA noch die restlichen Alliierten da die Nase vorne. Die umfangreichsten Verträge haben China und Indien geschlossen, also zwei Staaten, die weder in ISAF noch in RS involviert und engagiert waren und sind. Hier ein Artikel der Heinrich Böll Stiftung aus 2014 dazu:
https://www.boell.de/de/2014/09/04/der-kampf-um-die-ressourcen-afghanistans
Damals ging man noch von einem Missionsende 31.12.2014 aus, das ist auch schon eine Weile her. Die überwiegende Berichterstattung zu Rohstoffen in Afghanistan stammt aus dem Jahr 2010, seitdem ist es ruhig geworden. Zumindest ist das kein wichtiger Grund für die Fortsetzung des Einsatzes.
@Love sagt:10.12.2019 um 23:22 Uhr
Alle Ihre Quellen sind richtig, allerdings wird in diesen grundsätzlich nur die militärische Seite betrachtet. Und militärisch ist der Konflikt nicht zu lösen, von gewinnen (gegen welchen Teil der afghanischen Bevölkerung eigentlich?) ganz zu schweigen. Von daher ist die Forcierung militärischer Aktivitäten nutzlos.
Natürlich sollte man nicht abrupt abziehen und versuchen, eine Verhandlungslösung mit den Taliban und den anderen politischen Playern hinzubekommen.
Sollte es keine Verhandlungslösung innerhalb der nächsten 12 Monate geben, droht ein Saigon 1975 2.0. Mit dieser, von der Bevölkerung nicht akzeptierten, korrupten und handlungsunfähigen afghanischen Regierung ist kein Blumentopf zu gewinnen.
@ klabautermann
„@ Pete 10.12.2019 um 18:57 Uhr
…der Admiral war Hein-Peter Weyher (InspM 91 – 95)“
Ich habe mal die Vita recherchiert. Der Admiral gehörte zu der Generation, die:
– als Kind die ganzen Schrecken eines Krieges miterlebt hatte und daher keine wirkliche Sehnsucht nach neuen kriegerischen Abenteuern hatte; diee Generation hatte das „Abenteuer Krieg“ mit all seinen Schrecken schon in jungen Jahren erlebt,
– die als Ungediente bei der Gründung der Bundeswehr eintraten und maßgeblich von den gedienten Wehrmachtsoffizieren professionell und hart ausgebildet und geprägt wurden,
– die von ihrem Diensteintritt bis zur Pensionierung einer konsequenten strategischen Ausrichtung dienten, nämlich der, durch glaubwürdige Verteidigungsbereitschaft einen Krieg zu VERHINDERN. Diese Generation war überzeugt von dem was sie tat und was sie tat entsprach dem was sie öffentlich äußerte.
Was hat das mit diesem Thema zu tun? Sehr viel. So wie von Einigen behauptet wird, dass eine Teilnahme am Kosovokrieg mit Helmut Kohl nicht möglich gewesen wäre, so hat diese Generation von Flagoffizieren feste Überzeugungen gehabt und sich nicht ständig „in die Tasche gelogen“. Eine deutsche Teilnahme an militärischen „Abenteuern“ wie in Afghanistan, Lybien und Syrien hätte es mit dieser Generation vermutlich nicht so ohne Weiteres gegeben.
Das ist heute anders weil die obige Prägung – insbesondere die Kriegserfahrung in der Kindheit- die die Generation des Adm. Weyher hatte, in der heutigen Politiker- und Militärführung fehlt. Nicht mehr KRIEGSVERHINDERUNG ist daher das praktizierte oberste Ziel deutscher Sicherheitspolitik, sondern, auch mit militärischen Mitteln, die eigenen „Werte“ – gemeint sind eigentlich Interessen- durchzusetzen. So lange man sich mit schwachen Gegnern, die hoffnungslos unterlegen sind, einläßt, geht das auch gut. Und wie in dem Beispiel Afghanistan in diesem Artikel geschildert, kann man sich in solch einer komfortablen Situation auch 18 Jahre lang selbst belügen. Am Ende war es eben „nur“ ein kostspieliges Abenteuer, die Unversehrtheit des eigenen Territoriums wurde hingegen nie gefährdet.
Würde sich Deutschland mit einem symetrischen Gegner wie Russland oder China militärisch anlegen hätte man in der Bundeswehr vermutlich das selbe Aha-Erlebnis, welches u.A. die Österreich-Ungarische Armee im 1. Weltkrieg hatte. Wie soll man es schaffen all die Homeoffice-Soldaten und 60+-Reservisten in kurzer Zeit zum wirklichen Kämpfen zu befähigen? Ich denke die ganzen verbalen „Luftblasen“, die man „Trendwenden“ nennt, würden dann in einem einzigen schrecklichen Moment in sich zusammenfallen.
Was wäre zu empfehlen? Sich auf glaubwürdige VERTEIDIGUNG zu beschränken und nicht auf so banale Sprüche wie „Deutschland wird auch am Hindukusch“ hereinfallen.
Auch der so genannte „Krieg gegen den Terror“ ist ja schon sprachlich als großer Unsinn leicht zu entzaubern. Terror ist ein Taktik, die der Schwache gegen den Starken anwendet. Wird diese Taktik jemals verschwinden? Natürlich nicht. Terror wird es immer geben. Wer also einen „Krieg gegen den Terror“ propagiert, der propagiert einen endlosen Krieg. Das heißt nicht, dass Staaten sich nicht gegen Terrorismus wehren sollten. Aber dass der Afghanistankrieg kein besonders gutes Mittel im „Kampf gegen den Terror“ war, ist ja nun auch offiziell bestätigt worden.
@ Pete 11.12.2019
„Wer also einen „Krieg gegen den Terror“ propagiert, der propagiert einen endlosen Krieg.“……..und wer dann das ursprünglich im GG kodifizierte Verteidigungsverständnis populistisch/sprachlich so vergewaltigt wie Peter Struck und sich zum Teil einer US War Machine macht, der hat eben kaum noch Möglichkeiten des eigenständigen, souveränen Handelns in Sachen Stop the Machine.
Ich war sein erstes halbes Jahr Adju bei Hein-Peter, davor Adju bei Hans-Joachim Mann. Die brauchten keine externen Berater um sich ein Lagebild zu schnitzen und eine Meinung zu bilden ….die waren auch nicht abgelenkt/ferngesteuert durch smart media. Die haben sich ins Auto/Flugzeug/Hubschrauber gesetzt, sind „vor Ort“ geflogen und haben sich ein Bild gemacht – sei es bei israelischen special forces im Schlauchboot vor der libanesischen Küste oder an Bord eines russischen Krivak im Schwarzen Meer bei einer Gefechtsschießübung oder im Golf beim Minen räumen.
Aber solche Offiziere werden ja heutzutage als einsatzunerfahrene, ewig gestrige, kalte Krieger fast schon diffamiert
@ Pete 12:26 Uhr
Selten dass ich mit Ihnen übereinstimme, aber das sehe ich genauso.
Vor allem hatte die von Ihnen genannte Generation von Offizieren noch den Mut für ihre Überzeugung einzustehen und für ihre Überzeugung auch ihre Karriere zu opfern. Beispielhaft und in der Lw legendär ist der Vorfall wie die Kommodore der damaligen Jagdgeschwader im Kasino in Wittmund sich gegen die Zweitrolle „Jagdbomber“ gewehrt haben und die erhobenen Sektgläser vor dem InspLw fallen gelassen haben. Konsequenterweise hat der Kommodore von Wittmund dann auch die Bw verlassen, ist aber als Chef der VW-Werksfliegerflotte die Treppe eher hinaufgefallen als hinuntergestürzt.
Zur Problematik der Auslandseinsätze. Die wurden ja in der Anfangszeit richtigerweise „Out of Area“-Einsätze genannt, da die Bw in einem Gebiet eingesetzt wurde, wo sie gemäß ihrem Auftrag nicht hin gehörte. Wenn man sich die Erfolgsbilanz dieser Auslandseinsätze anschaut (also von den größeren Einsätzen, nicht die Ausbildungshilfe usw), dann muss man feststellen, so eindeutig erfolgreich war bisher nur die Kosovo-Intervention. Die hat einen Krieg verhindert, bzw. beendet. Sie hat aber einen Staat erschaffen dessen Staatsführung mit der organisierten Kriminalität wohl gut zusammenarbeitet. Es dürfte einer der korruptesten Staaten in Europa sein, aber immerhin kein Krieg, keine Toten und keine Vertreibung mehr.
Afghanistan ist in mehrerer Hinsicht verlogen. Die USA brauchten jemand, den sie für den Anschlag auf das World Trade Center bestrafen konnten. Da die Taliban keine Staatlichkeit hatten, blieb nur AFG als Schutzmacht der Taliban übrig. Das 15 der 19 Attentäter vom 11. Sept. 2001 saudische Staatsbürger waren ignorierte man geflissentlich. Das unmittelbar nach dem Anschlag der saudische Prinz in der saudischen Botschaft in den USA jede Menge Kontaktpersonen der Attentäter ausser Landes schaffte wurde ebenso ignoriert. Genauso wie der geistige Vater der Taliban und des islamischen Terrorismus die wahabitische Staatsreligion mit dem saudischen Königshaus nicht für den „Terrorexport“ als „geistiger Brandstifter“ belangt wurde. Daraufhin machte Saudi Arabien in Syrien von 2005 bis 2011 weiter, bis es zum Bürgerkrieg kam. Also der Feind Nr. 1 der westlichen Welt ist nicht der Iran, sondern mindestens genauso aggresiv und gefährlich das saudische Königshaus.
Und deshalb kann ich es nur immer wieder sagen, genauso wie der damalige römische Senator „…und im Übrigen bin ich der Meinung das Karthogo zerstört gehört !“
@klabautermann
Aller erste Sahne!
Mit der Diskussion um das Thema AFG verbindet sich meiner Meinung nach ein tiefer liegendes Problem. Ganz sicher und unbestritten ist das Thema Primat der Politik und Parlamentsvorbehalt. Doch verfolgt man hier die Diskussion verdichten sich die Themen kompetenter strategischer Beratung, dabei Wahrhaftigkeit und Mut auch mal gegen den Strom zu schwimmen. Ein weiterer Punkt, bei aller Berechtigung, ist der der immer noch vorhandene Einfluss der AFG Generation, insbesondere bei der Generalität im Heer. Nur wer in AFG seine Einsatzfähigkeit beweisen hat, ist noch ein richtiger Soldat. Darüber kann man sicher streiten aber völlig unverständlich ist dabei jedoch die mangelnde Lernfähigkeit. Dies sage ich mit Blick auf Mali aber auch den neuen Ambitionen in der Welt bei ähnlichen Einätzen mitzumischen. Wir kommen aus AFG nicht raus, hängen in Mali fest, wiederholen auf allen Ebenen Fehler, erfinden auf der taktischen Ebene oft das Rad neu. Wir folgten ohne jegliches eigens Profil den in AFG den USA, in Mali Frankreich. Es bleibt das Gefühl bestehen, wenn die Politik, insbesondere die politische Leitung im BMVg, die Welt wie Pippi Langstrumpf sieht (Ich mach mir die Welt, wie sie mir gefällt…), dass dann schnell militärische Berater bereit stehen, die sofort unreflektiert, aber laut „richtig“ und „genau“ rufen, es könnte der Karriere ja nützlich sein.
@Pio-Fritz sagt: 11.12.2019 um 9:48 Uhr
Wenn einer der höchsten Generäle öffentlich aussagt, daß eine Anweisung seines obersten Befehlshabers von einem anderem Staatsoberhaupt positiv aufgenommen wird während beiden verschwörererische Nähe vorgeworfen wird, dann hat das schon etwas Geschmäckle.
„U.S. Army General Mark Milley, chairman of the Joint Chiefs of Staff, has predicted that American troops, already in Afghanistan for 18 years, would remain in the country „for several more years.““
https://www.rferl.org/a/u-s-troops-afghanistan-several-several-more-years-general-mark-milley/30262907.html
Das ist die erste Einschätzung zu Afghanistan seit Trump einen zum Abschluss bereiten Friedensentwurf verworfen hat. Selbst wenn sich dasTruppenkontigent bei 9000 einpendeln sollte, sind das immer noch 9000 zu viel für die Taliban. Damit verkompliziert Trump die Friedensverhandlungen.
Ein wenig Spekulatius zur Weihnachtszeit: Vielleicht werden die Afghanistan Papers auch dazu führen, daß Donald Trump im Wahlkampf unter Druck gesetzt wird?
Möglicherweise entscheidet sich ein Gegenkandidat dazu dem selbsternannten weltbesten Dealmaker das Thema Frieden streitig zu machen. Den müsste er im Jahr 2020 dann tatsächlich mit der Taliban verhandeln und einen Plan zum Abzug der Truppen präsentieren. Letzteres ließe sich auch bis 2021 hinauszögern, damit sich Saigon in Afghanistan erst nach der Wahl wiederholen kann.
Für kosmetische Effekte könnte Washington Druck auf Saudi Arabien und Pakistan ausüben die Taliban nicht dabei zu unterstützen das ganze Land zu erobern. Das wäre dann allerdings kein endgültiger Schlussstrich unter diesem Debakel und könnte wieder ungeahnte Konsequenzen nach sich ziehen. Außerdem wäre Donald Trump dann schon in seiner zweiten Amtszeit und bis zu deren Ende vier Jahre später würde Afghanistan wieder so sehr im internationalen Fokus stehen wie vor 2001 oder sogar Rambo III.
Aber nur weil er nicht wieder gewählt werden kann heißt das noch lange nicht, daß er den Generälen die Stirn bieten wird.
Breaking news!
UNO erklärt nach Untersuchung der Drohnen- und Raketentrümmer, daß der Angriff auf die saudischen Raffinerien NICHT dem Iran zugeordnet werden könne und die Houthi-Allianz nicht im Besitzvon Drohnen des vorgefundenen Typs sei.
„At this time, [the UN] is unable to independently corroborate that the cruise missiles and unmanned aerial vehicles used in these attacks are of Iranian origin,“ Mr Guterres wrote in the report, seen by Reuters and AFP news agencies.
But the report also noted that the Houthis „have not shown to be in possession, nor been assessed to be in possession“ of the drones used in the attacks.
https://www.bbc.com/news/world-middle-east-50742224
[Nein, über eine inzwischen neun Stunden alte Meldung der BBC mit der Überschrift „Saudi Arabia oil attacks: UN ‚unable to confirm Iranian involvement'“ schreiben wir nicht ‚Breaking News‘. Jedenfalls nicht hier. Wir leben ja nicht mehr in Zeiten der Gutenbergschen Handpresse. Und mit Afghanistan hat es auch ziemlich wenig zu tun. T.W.]