Leseempfehlung (nicht nur) für Reservisten: Durchs Bürokratie-Raster gefallen
Reservisten, heißt es aus Bundeswehr, Verteidigungsministerium und Reservistenverband einmütig, seien wichtig für die Truppe. Und es gibt seit kurzem sogar eine neue eigene Strategie der Reserve. Aber wie sieht das konkret aus, wenn jemand sich als Reservist engagiert und vielleicht sogar Offizier der Reserve werden will?
Das kommt darauf an. Zum Beispiel, wie gut jemand das Slalomlaufen um die zahlreichen und kaum durchschaubaren rechtlichen Bestimmungen beherrscht. Martin Wilbers hat es versucht und ist am Ende an der Bürokratie gescheitert.
Weil er aber Kommunikations-Profi ist (unter anderem war er als Reservist bei Radio Andernach tätig), hat er das mal nachvollziehbar aufgeschrieben. Seinen Erfahrungsbericht Ich war Reservist gibt es zum Nachlesen und, auch das gehört zur Professionalität, zusätzlich zum Nachhören hier.
(Archivbild 2013 – Original-Bildunterschrift: „Feldwebel Gregor W. ist Reservist und Pressefeldwebel im PRT (Provincial Reconstruction Team) Kunduz. Im Bild: Entladung der Waffe im Camp Kunduz.“ Verwendet mit freundlicher Genehmigung des Abgebildeten, der nicht identisch ist mit dem im Text genannten Reservisten. Foto Andrea Bienert/Bundeswehr)
Das kann ich aus eigener Anschauung auch teilweise nachvollziehen.
Überall wird Bedarf geäußert, der auch besteht, aber wehe, es droht mal einer damit, tatsächlich als Reservist beordert werden zu wollen, dann sind entweder die Stellen nicht da, die Lehrgänge stehen erst nach Beorderung bereit, es besteht angeblich dann doch kein Bedarf(!)…
Paragrafen-Dressurreiten ist quasi Voraussetzung, will jemand das zeitnah und einigermaßen kompatibel mit dem eigenen Leben kombinieren. Zum Schluss aber auch noch eine gute Nachricht: Die Flexibilität anhand der gegebenen Vorschriften ist zwar gering, aber wenn Zerberus erst einmal Einlass gewährt, lichtet sich ein wenig die Konfusion. Ist jemand also endlich einmal im einen oder anderen Programm drin, dann läuft’s in aller Regel auch und alles geht seinen Gang. Und die Qualität der Ausbildung ist im Rahmen des für Reservisten Möglichen (die meisten machen das ja Nebenberuflich!) ausgezeichnet und vielseitig, wenn auch natürlich zwangsläufig stark verkürzt und mit der Tiefe des zeit- oder berufssoldatischen Werdegangs nicht wirklich zu vergleichen.
Nachtrag: Das nach meiner Erfahrung schwierigste, ist, jemanden zu kennen, der einem tatsächlich kompetent erklären kann, was geht, was nicht geht, warum etwas nicht geht und welche konkreten Handlungsoptionen man tatsächlich hat. Das dauert manchmal Monate, wenn nicht Jahre; man hört vor allem ständig widersprüchliche Dinge, von den verschiedensten öffentlichen Stellen, und dann kommt noch Kamerad Neid dazu, wenn Leute in Schlüsselpositionen aktiv zu verhindern versuchen, dass weiterhin Leute aufgrund ihrer zivilen Qualifikation zum „Neckermann“-(St)Offz gemacht werden sollen.
Das einzige, das wirklich nachdrücklich hilft, ist erfahrungsgemäß tatsächlich das gute alte „Vitamin B“, also wenn einer einen kennt, der einen kennt. Dass irgendwo einer mit draufguckt, der Ahnung von den Verwaltungsabläufen und vielleicht auch ein kleines bisschen Einfluss hat. Und das noch nicht einmal, um irgendwo mit vorläufigem Dienstgrad reinzukommen, wo man objektiv eigentlich nix zu suchen hätte, sondern schlicht, um nicht in die Räder der Verwirrung zu geraten, weil verantwortliche Leute sich schlicht nicht trauen, einen bürokratisch „um den Block zu schicken“, sei es aus Inkompetenz, oder mit Mutwillen. Das ist das eigentlich Traurige, wenn ich ehrlich bin. Denn durch die real vorhandenen Reibungsverluste werden möglicherweise jeden Tag willige Leute vergrätzt, die der Bundeswehr etwas Positives geben könnten.
Ich bin erst seit fast einem Jahr in der Reserve.
Der Anfang war für mich einfach, angemeldet und Kameraden kennen gelernt.
Dann habe ich gehört, dass die Bundeswehr die Erfahrungen die jeder einzelne hat einsetzen möchte.
Klingt interessant, ist aber nicht so!
Ich bin Berufskraftfahrer und habe Erfahrungen mit Militärtransporte, überwiegend US aber auch Bundeswehr. Ich war 4 mal im Kosovo 3x BW 1x US ansonsten in ganz Europa. Ich habe gehört, dass man den zivilen Führerschein umschreiben kann, jetzt höre ich aus allen Ecken, dass das nicht geht! Na gut, behalte ich eben meine Erfahrungen für mich und wenn es morgen zum Ernstfall kommen sollte, dann schaue ich in die Luft und lass die anderen machen!
Ich hätte mir auch vorstellen können, Urlaubsvertretung bei einem Nachschubtransportbatalion zu machen um die Kameraden zu entlasten, aber das scheint ja nicht gewollt!
In der Reserve muss sich noch vieles ändern, sonst laufen euch die Helden weg!!!
Das Problem des Kameraden Wilbers war es, aufgrund seiner Motivation quasi den ersten Schritt vor dem zweiten getan zu haben – bzw. hätte man ihn bereits während seiner ersten RDL auf seine Tauglichkeit hin untersuchen können um „show stopper“ zu vermeiden bzw. wäre dann die G-Akte bereits angelegt gewesen.
Gerade beim Hörvermögen (Vorschädigungen) ist die Bw sehr sensibel geworden, es hängt aber tatsächlich auch immer vom einzelnen Truppenarzt ab.
Was nicht ganz klar ist: hat das ZOpKom einen konkreten Dienstposten für die Einplanung benannt? Das wäre wichtig. Ein namentlicher Beorderungsvorschlag ist natürlich hilfreich.
Auch als nicht Quereinsteiger kann ich die Odyssee des Kameraden aufgrund eigener Erfahrungen in der Reserve gut nachvollziehen. Offiziell will die Truppe etwas vom Reservisten, pardon Reservedienstleistenden. In meiner auf der territorialen Schiene erlebten Wirklichkeit ist er Teilen ein Dorn im Auge, kann es doch passieren, daß er Arbeit macht, zumal wenn er es wagt, naheliegende Gedanken der Praktikabilität und Sinnhaftigkeit zu äußern, die einer bequemen „don‘t fight the settings“-Haltung zuwiderlaufen. Das Erreichen des Ziels, also die Auftragserfüllung, scheint häufig mehr als nachrangig zu sein.
Die gesamte Geschichte erinnert an eine bitterböse Variante des „Antragsformulars für den Passierschein A38“ aus Asterix und Obelix.
Unabhängig von den, als Außenstehender des Verfahrens nicht überprüfbaren, Schilderungen und Einschätzungen der beteiligten Mediziner hinsichtlich der gesundheitlichen Eignung von Martin Wilbers:
Die Dauer des Prozesses, das Verantwortungs-PingPong und die eklatanten Kommunikationsdefizite sind bezeichnend und erschreckend zugleich.
Warum gleich nochmal sollten qualifizierte Zivilisten, ob nun mit oder ohne Vordienstzeit, ihre Freizeit und Energie für den Einsatz in einer Bundeswehr investieren?
Ich drücke der BW fest die Daumen, dass der Grundsatz „wer Menschen erfolgreich führen will, muss Menschen mögen“ irgendwann auch in den Personalprozessen und ganz besonders in den Köpfen aller handelnden Akteuren ankommt.
Danke @MartinWilbers für die ausführlichen Schilderungen und seinen Beitrag zum längst überfälligen, öffentlichen Diskurs – so geht konstruktive Kritik!
@Thomas Melber sagt:18.11.2019 um 11:05 Uhr
„…aufgrund seiner Motivation quasi den ersten Schritt vor dem zweiten getan zu haben…“
Sie meinen wahrscheinlich „den zweiten vor dem ersten Schritt getan zu haben“ :-). Das muss nicht sein. Die Sanität ist ein eigener Strang, der völlig unabhängig arbeitet. Und Termine beim zuständigen Karrierecenter dauern schon mal 4-6 Monate. Dann gibt es neben den üblichen Tauglichkeitsgraden auch noch spezielle (z.B. Tauglichkeitsgrad X für reine Stabsarbeit), bei denen der Truppenteil aber auch einen Antrag stellen muss.
Aus meiner Erfahrung heraus werden die Reservisten hier einfach alleine gelassen. Das geht schon bei der Angabe der Vorerkrankungen los. Da interessieren nur die letzten fünf Jahre, das steht aber nirgendwo und wird den Interessenten auch nicht gesagt. Die schreiben natürlich pflichtgemäß alle Kinderkrankheiten etc. auf und werden dann mit Rückfragen, Facharztuntersuchungen etc. bombardiert. Ich hatte einen Interessenten, der hat es deswegen drangegeben, weil das irrsinnig dauert und Zeit frisst.
Es gibt kaum kompetente Ansprechpartner für interessierte Reservisten. Die Karriereberater der Karrierecenter können Reservisten gar nicht, die, die ich bisher erlebt habe, können noch nicht mal das Geschäft für die Aktiven richtig. In den Reservistenkameradschaften sind meistens unbeorderte Kameraden, die können einem auch nicht weiterhelfen. Entweder hat man Glück, und man gerät an einen kompetenten Feldwebel für Reservistenangelegenheiten, oder man wendet sich an das jeweilige Landeskommando, denn die haben einen extra S1-Offizier nur für Reservisten, weil deren Hauptgeschäft von Reservisten geleistet wird.
Ich kann Herrn Wilbers Schilderungen gut nachvollziehen. Leider ist er damit nicht alleine.
Allerdings ist es wohl tatsächlich PP (persönliches Pech). Ich hatte erst kürzlich drei Kameraden kennengelernt, die über die ROA-Schiene mit höherem DG „eingestellt“ werden.
Nachtrag zu meinem Post: wenn Kamerad Wilbers tatsächlich beordert wurde dann natürlich auf einen konkreten DP.
Ich selber bin seit vielen Jahren beorderter Reservist und kann zusammenfassend sagen, das alles geklappt hat, wie ich es mir auch vorgestellt habe. Ja, ich habe ensprechende milit. Ausbildung gehabt, das macht alles viel einfacher, denn dann kann BAPersBw die Akten und SASPF-Datensätze finden. BAPersBw Abt. VI (Reservisten) hat aber das Grundproblem, erst mit Beorderung wirklich zuständig zu sein und auf dem Weg dahin alle Vorschriften und interne Verfahrenswege einhalten zu müssen. Justiziabilität ist das Zauberwort. Das engt das Korsett eindeutig ein. Warum wir das so tun, weiß ich auch nicht, denn die Masse der Regeln und Vorschriften stellen wir ja selber auf.
Wie in der aktiven Zeit so auch jetzt gilt der Satz: „Wer glaubt, dass die Personalführung es einem schon richtet, glaubt auch daran, dass Zitronenfalter Zitronen falten.“ Wer Karriere machen will und soll, muss mit den richtigen Leuten zur richtigen Zeit sprechen, seinen PersFhr in die richtige Richtung schubsen. Nicht immer( manchmal klappt das auch anders, bewertet aber eher mit Zufall denn wirklich Personalentwicklungsplanung), aber meistens.
Wie will ein von außen kommender dass den aber leisten, der schon allein bei den ganzen Begrifflichkeiten Personalreserve, Verstärkungsreserve, beordert, unbeordert, Lehrgänge, Weiterkommen, Entwicklung keinen Überblick hat. Bei dem Thema Ausbildung sind selbst aktive überfordert und es erschallt beim Schauen in die Lehrgangskataloge oft ein „ach, so was gibt es auch“.
Die Nutzung von Fähigkeiten klingt toll, ist systemisch nicht möglich, oder wie wird der Offz als Informatiker, E-Techniker usw sonst Zugführer bei den Grenadieren (außer er will das unbedingt). Die Karrierecenter sind leider (eigene Erfahrung) gar nicht in der Lage, die unbändige Vielfalt der Tätgikeiten in den Streitkräften mit den Erfahrungen abzugleichen, anderes herum noch schlimmer, wissen gar nicht um alles was gebraucht wird und ordnen den Leuten wieder die Standardverwendung zu, RSU-Kompanie.
Im Rahmen der LV/BV-Betrachtung und der neuen Strategie Reserve sollen in 6 Jahren neben den ca. 30.000 beorderten Reservisten noch 90.000 dazukommen (Über welche Wege auch immer, Werbung, Grundbeorderung nach Ausscheiden usw). Heidewitzka, wer schaut denn da noch Befähigungen zivil erworben?
Die PersOrg und auch der Verband (als Zuständiger für die unbeorderte Reservistenarbeit) müssen hier viel mehr PS auf die Strasse legen, sei es mit PersPower als auch Inhalten. Hier ist die sauber Ablauf- und Terminkoordination für Willige ein echtes Thema. SanZentrum Köln, Erfurt? Irre Wege, das alles privat und ohne DVAg usw. Warum tun wir uns da so schwer??? Wir wollen die Leute doch (aj wollen wir wirklich und brauchen die auch). Warum nicht Mann/Frau sagen, das ist der Terminfahrplan (eng gestrickt) danach wissen wir wie es weitergeht, inkl. Ergebnis der formalen SLV-Prüfung usw. In Köln ist das doch auch alle nur Aktenentscheid, kann also früher und viel schneller stattfinden.
Ich kann viele der Erfahrungen von Herrn Wilbers nachvollziehen, u.a. durch meine eigene Bewerbung als Reserveoffizier (damals noch schlicht: a.d.W. also in Wehrübungen) und einige darauffolgende Wehrübungen. Es ist gut, dass auch solche Geschichten mal öffentlich diskutiert werden und nicht nur die der erfolgreichen Chirurgen die nebenbei Dienst in der Kaserne tun und die Truppenärzte nebenbei entlasten.
Im Kern der Problematik stand für mich damals die absolut undurchsichtige Sachlage was den Bewerbungs- und Ausbildungsprozess angeht, sowie die schlechte Erreichbarkeit und oftmals auch Nichtzuständigkeit der angegebenen Ansprechpartner. Es hat mich schon dutzende Stunden Telefonate und Briefe sowie Recherche gekostet, um meine Ziele zu erreichen. Ohne viel Engagement und Ausdauer wird man es als Reservist nicht weit bringen. Und das Spiel geht vor jeder Reservedienstleistung von vorne los.
Dazu kommt noch der Faktor Mensch: in meinen acht Jahren als Reservist habe ich zum Teil äußerst engangierte und kompetente Sachbearbeiter kennengelernt (allen voran die Personalbetreuerin die mich als ROB/ROA betreut hat, aber auch das Personal während meiner Wehrübung als junger Fähnrich) aber leider auch genau das Gegenteil. Wenn am anderen Ende eine Pappnase sitzt, hilft auch der siebte Anruf nichts mehr – im Zweifel hilft nur den Ansprechpartner / die Einheit zu wechseln oder das Vorhaben einzustampfen.
Insoweit kann ich auch einigen der Handlungsempfehlungen zustimmen, wobei sich da ehrlich gesagt schon sehr viele Veränderungen wahrgenommen habe seit ich mich erstmals beworben hatte.
Insgesamt ist der Erfahrungsbericht für mich aber letztendlich nicht viel mehr als die letzte Instanz einer zweifelhaften Beschwerde. Mir scheint, Herr Wilbers möchte nicht wahrhaben, dass es klare Spielregeln auch für Reservisten gibt (Bewerbungsprozess, Laufbahnverordnung und Einstellungsvoraussetzungen) und versucht mit allen Mitteln und Gejammer doch noch seinen Willen durchzusetzen. Anders kann ich mir auch nicht erklären, warum er Schreiben an Staatssekretäre, das BMVg, die Präsidentin des BAPersBw und den Bundeswehrverband verfasst sowie eine Eingabe an den Wehrbeauftragten tätigt.
Aus meiner Sicht gibt es fast immer die Möglichkeit einer unbürokratischen Lösung – bei Reservisten wird doch sehr oft ein Auge zugedrückt. Das geht aber nur wenn die Rahmenbedingungen stimmen. Wer von vornherein für eine Laufbahn nicht geeignet ist und an der OPZ scheitert, der muss leider in den sauren Apfel beissen anstatt Papier schwarz zu machen.
Ein durchaus nachvollziehbarer Sachstand. Viele der RDL‘er können sich mit diesem Beitrag identifizieren und haben Ähnliches erlebt, auch ich. Und meine Bitte an Sie, Herr Wiegold, bleiben Sie an dem Thema dran. Der Autor hat ein Stein ins Rollen gebracht, fair, sachlich und mit einer überaus professionellen Berichterstattung. Bin gespannt, was GM Schneider zu dieser konstruktiven Kritik anmerkt.
@Pio-Fritz
;)
Das SanVersZ am StO führt schon ein 90/5 durch wenn das vom Vorgesetzten (auf der Ebene i.d.R. ChdS – Chef des Stabes) angeordnet wird. Eine Signierziffer III oder VI vor (!) Einstellung als ROA ist natürlich deutlich suboptimal.
Bis auf die medizinische Geschichte kann ich die Erfahrungen bis ins Detail 1:1 bestätigen. Ich muß aber sagen, daß ich den Kameraden im BAPersBw keinerlei Vorwürfe mache, diese handeln nunmal streng nach den rechtlichen Vorgaben, die so von der Legislative und/oder dem Ministerium beschlossen wurden.
Was allerdings wirklich katastrophal ist, ist die Rolle der „Karrierecenter“. Selbst wenn dann mal jemand zurückruft oder auf E-Mails antwortet (abgenommen wurde bei mir auch noch nie), dann kam es in keinem der Fälle zu einer Lösung meines Problems. Ich bin ja jetzt Reservist und nicht so wichtig, aber wenn das jungen Bewerbern genauso geht…
Und das Schlimme ist, wenn man mit den Truppenteilen selbst spricht, dann sind diese durchweg interessiert an und offen für Reservisten. Was das „Pilotprojekt“ angeht – warum sollte die Bw Handlungsbedarf haben? Es gibt mehr als genug Interessenten, die die Ausbildung unbezahlt durchlaufen. Natürlich ist das ärgerlich, aber bekannt bevor man die Ausbildung antritt.
Ich bin mal gespannt, wie sich das neue Konzept der Reserve auf diese Ausbildungen auswirkt – durch die Grundbeorderung ausgeschiedener Offiziere (welche mehr militärische Qualifikation mitbringen) könnte das Interesse der Bw sinken, Reservisten auf diese Weise auszubilden.
Und was die hier diskutierte Schilderung angeht – ich vermute mal, wenn es nicht aufgrund der Gesundheit gescheitert wäre (und Armee ist halt mal mit Knall verbunden), dann würde der Autor heute seine Laufbahn weiter verfolgen und nach 5 Jahren wäre der Ärger nur noch eine Anekdote, die man im Kreise der Kameraden zum besten gibt. Trotzdem schön, daß es jemand publik macht.
@Uwe Lauppe
Wenden Sie sich doch dort einmal hin (falls noch nicht erfolgt):
Zentrum Kraftfahrwesen der Bundeswehr / ZKfWBw
Hardter Straße 9
41179 Mönchengladbach
Stabsbüro
Telefon: (02161) 185 – 1005
Telefax: (02161) 185 – 1003
Hotline Kraftfahrwesen
Telefon: (02161) 185 – 1141
Email: ZKfWBwHotline@Bundeswehr.org
Bin 2011 auf die Idee gekommen zur ABC Höxter zu gehen. Habe mich beordern lassen und wurde sofort genommen und wurde eingeladen auf dem Truppenübungsplatz Oberlausitz. Ich hatte keine Probleme das hatte alles geklappt.
MKG Marco
Wunderbar nachvollziehbar – und genau das, was uns von verzweifelten Menschen als Erfahrungswert immer wieder persönlich oder telefonisch in die Dienststelle getragen wird.
Als Aktiver, der – aus Bedarfsträgersicht – schon mehrfach mit RDL sowie mit militärischen wie zivilen Seiteneinsteigern zu tun hatte, kann ich insbesondere den Punkt des dringend erforderlichen „Kulturwechsels“ beim BAPersBw voll unterstreichen.
Das Zitat „Eine Dienstleistungsmentalität konnte ich in Köln kaum feststellen. Stattdessen stelle ich fest, dass das Personalmanagement der Bundeswehr eine Macht hat, gegenüber der sich die Truppe, also der Bedarfsträger ebenjener Dienstleistung, handlungsunfähig sieht“ kann ich deshalb genau so unterschreiben.
In Köln – und auch in Siegburg und Sankt Augustin – wachselt der Schwanz schon seit zig Jahren ganz genüsslich mit dem Hund.
@Sierra Romeo sagt:18.11.2019 um 11:52 Uhr
„Aus meiner Sicht gibt es fast immer die Möglichkeit einer unbürokratischen Lösung – bei Reservisten wird doch sehr oft ein Auge zugedrückt.“
Leider nicht, wer beim Medizinmann nicht durchkommt hat ganz schlechte Karten. Wer dann noch alleine gelassen wird, weil keiner Tipps und Hinweise gibt, was noch so geht, der ist dann weg vom Fenster. Die personalfachliche Betreuung der Interessenten ist einfach schlecht.
Hallo Kameraden,
die Erfahrungen, die hier beschrieben werden, lese ich oft auch in anderen Foren. Vielleicht kann ich mit meinen eigenen, jüngsten Erfahrungen ja einen hilfreichen Gedanken beitragen: Ich bin 54 Jahre alt und habe meine letzte Wehrübung vor 20 Jahren als Ausbilder und Gruppenführer (OFw) abgeleistet. Nun hat es mich mal wieder gejuckt und ich habe mich entschlossen, den alten Verein noch einmal zu beehren.Anfang September also Anruf im Karriercenter Hannover: Die nette Dame dort empfahl mir, mich direkt an einen Truppenteil zu wenden- das würde einiges beschleunigen. Gut. Mail an den betreffenden S1-Feldwebel. Antwort über Nacht mit dem Angebot noch im Dezember eine „Kennenlernübung“ zu machen. (Zwei Wochen) Nach Rücksendung der üblichen Papiere wurde ich Ende Oktober in Hannover neu gemustert. Bis auf eine ärztliche Bescheinigung alles so okay, wie das bei dem Alter und ein paar Verschleißschäden erwartbar ist. Jetzt warte ich auf den Bescheid, um den Dezember in der Truppe zu verbringen. Wenn die Verwaltung das schafft, dann gibt es meinerseits nicht zu meckern.
Wenn nicht, hat mir der Truppenteil einen Ersatzzeitraum für Februar angeboten. Auch die Kompanie und der Name des Chefs wurden mir bereits genannt.
Vielleicht ist in der Uffz./Fw-Ausbildung Personalnot und ich bin zivil besonders erfahren- meiner Ansicht sollte das genau so sein, wie erlebt.
Es geht also auch anders bei Y-Reisen.
Vieles in den Beiträgen vor mir kann ich 1:1 nachvollziehen.
Wenn ich nicht schon in einer Beorderung wäre, dann wüsste ich nicht, ob ich mir bei Interesse daran diesen bürokratischen Marathon antun würde.
Man kann von einem Ungedienten oder Reservisten schlicht und ergreifend nicht verlangen, dass er die verschlungenen Wege der Bundeswehrbürokratie kennt und sie alleine erfolgversprechend begeht. Was aber kann man mehr tun als einen interessierten Kameraden an die zuständige S-1 Abteilung eines Truppenteils zu verweisen, wo angeblich Leute seines Schlages händeringend gesucht werden?
Wenn die Bundeswehr über ein Jahr braucht um die konkrete Anfrage eines zivilen aber gedienten Facharztes, der sich bei einer S1 Abteilung als BeaSanStoffz für ein KVK andient, auch nur einer Antwort zu würdigen, dann scheint dort trotz anders lautender Bekundungen kein Mangel zu herrschen. Bei manchen Kameraden muss man wirklich ihre Beharrlichkeit bewundern, mit der sie sich ihrem Land wie Sauerbier anbieten. Dass man als zivile Führungskraft eine zuvorkommendere Behandlung und ein kompetenteres Personalmanagement als bei der Bundeswehr gewohnt ist, sollte jedem klar sein. Wie mag sich wohl ein Volljurist fühlen, den die Bundeswehr nicht zur Ausbildung als Verbindungsfeldwebel zulässt, weil er nur OG d.R. ist? Was spräche dagegen, dass dieser Kamerad nach erfolgreichen Lehrgängen und durch seine Kameraden ausgebildet, die entsprechende Funktion wahr nimmt? Gerade in diesem Bereich kommt es darauf an was einer kann und nicht was er auf der Schulter hat. Ein gut vernetzter OG d.R. ist hier oft deutlich wertvoller als ein H d.R. der lediglich seinen Dienstgrad spazieren führt.
Mein Fazit ist, dass leider viele Stellen bei der Bundeswehr gegeneinander arbeiten, sich gegenseitig mit sinnloser Arbeit versorgen und damit zufrieden sind. Wer Millionen für eine Werbekampagne ausgibt, Bewerber dann aber durch geringschätzige Behandlung verprellt, der schadet der gemeinsamen Sache.
Vielen Dank für diesen Beitrag! Damit ist mir vieles klarer geworden… Natürlich braucht das BAPers verbindliche Richtlinien, aber die sollten nicht nur das Studienfach sondern auch Berufserfahrung und relevante Zusatzqualifikationen berücksichtigen. Wenn ich mich richtig erinnere gab es gerade im CIR Bestrebungen in diese Richtung.
@Mediator
Der richtige Ansprechpartner wäre hier der FwRes im zuständigen Landeskommando. Diese Kameraden sind – im positiven Sinn! – sehr bemüht. Für ein persönliches Gespräch stehen sie i.d.R. auch zur Verfügung.
Durch das Bürokratieraster gefallene Reservisten? Kann ich abendfüllend von erzählen. Oder ein befreundeter Hauptmann d.R., der in seiner Freizeit eine vierzigseitige Wehrstrafanzeige gegen unsere gemeinsame Dienststelle (Allgemeine Reserve) aufgesetzt hat. Die Bw hat es auch nicht geschafft, einen guten Freund binnen 5 Jahren während dem Studium vom OG d.R. zum Reserveoffizier auszubilden. Er hat vor guten zwei Jahren signalisiert, dass er zwischen Staatsexamen und Referendariat drei Monate Zeit für die erforderlichen Lehrgänge hat. Das BAPersBw hat es trotz Zusage dann versäumt, ihn auf die entsprechenden Lehrgänge zu schicken. Durch Eigeninitiative konnte er zumindest kurzfristig ein paar Wochen RDL als laufbahnrelevantes Schnupperpraktikum ableisten. Enddienstgrad Fahnenjunker, ich glaube ja nicht, dass er in den nächsten 15 Jahren Zeit für solche Mätzchen haben wird. Eher für Beruf, Familie und vielleicht Hausbau.
Ich selber war mal in der Eingreifreserve beordert, aber aufgrund der geringen Übungsmöglichkeiten, geringer Lehrgangsauswahl für Mannschafter und der stumpfen, unnötig komplizierten, höchst launischen und undurchsichtigen Personalführung habe ich die Stelle dann an Motiviertere abgegeben. Die meisten Personaler (egal ob in aktiven Einheiten oder Territorialeinheiten) haben entweder offensichtlich keine Lust auf Reservisten oder sind mit dem Umgang völlig überfordert. Oder beides. Gleiches gilt für die SVS, die man allerdings mit genug Druck, Drall und Geschwindigkeit (zur Not über den Inspizient für Reservistenangelegenheiten im Heer) zur Arbeit nötigen kann. Nächstes Jahr kriegen wir einen hochmotivierten und hochqualifizierten FwRes, dann zieh ich wohl wieder den Kittel an. Der Rest vom Schützenfest kann mich mal gern haben.
@ Mediator
„Wie mag sich wohl ein Volljurist fühlen, den die Bundeswehr nicht zur Ausbildung als Verbindungsfeldwebel zulässt, weil er nur OG d.R. ist? Was spräche dagegen, dass dieser Kamerad nach erfolgreichen Lehrgängen und durch seine Kameraden ausgebildet, die entsprechende Funktion wahr nimmt? Gerade in diesem Bereich kommt es darauf an was einer kann und nicht was er auf der Schulter hat. Ein gut vernetzter OG d.R. ist hier oft deutlich wertvoller als ein H d.R. der lediglich seinen Dienstgrad spazieren führt.“
An diesen Beispielen verstehe ich vielerlei nicht. Wieso will sich ein „Volljurist“ zum Feldwebel ausbilden lassen? Wenn es darum geht, Synergien und zivile Erfahrung/Befähigung gewinnbringend für die Streitkräfte und den Reservisten zu nutzen, dann habe ich diesen Kniff nicht so recht durchdrungen. Ich gebe offen zu: ich habe mich mit der Tätigkeit eines „Verbindungsfeldwebels“ noch nicht beschäftigt, aber sie klingt nicht danach, dass hierfür eine juristische Ausbildung vom entscheidendem Vorteil wäre und daher einen höheren Dienstgrad rechtfertigt – bis auf den generellen, dass man juristische Kenntnisse in allen Lebenslagen nicht von Nachteil sind.
Und die Story vom „gut vernetzten OG“, der wertvoller sei als der Hptm, der seinen Dienstgrad spazieren führt, puh, das ist mir zu abgedroschen. Ja, komisch kommt vom Kommiss, aber das der Grad der „Vernetzung“ über die Höhe des Dienstgrades entscheiden soll: DAS wäre komisch. Man kann sicherlich das ein oder andere zur Disposition stellen (leider konnte ich die pdf auf der verlinkten Homepage nicht öffnen) aber dass man Dienstgrade nach Gutdünken oder nicht qualifizierbaren/diffusen Merkmalen („Grad der Vernetzung“) verteilt, das sollte – Gott sei Dank – auch in Zukunft unmöglich sein.
Hallo zusammen,
einige hatten offenbar Probleme, das PDF zu öffnen. Ich habe eine neue Version eingestellt, die nun für alle funktionieren müsste. Ich danke Ihnen allen für die Diskussion und Ihre Gedanken zum Thema!
@Klab sagt: 19.11.2019 um 6:01 Uhr
Ihre Schilderungen sind mir zu wenig detailliert und zu reißerisch. Was ist aus der Wehrstrafanzeige geworden und was war der Sachverhalt? Der Umfang sagt nichts aus. Liefen in dem Zeitfenster der Verfügbarkeit Ihres Freundes überhaupt die relevanten Laufbahnlehrgänge? Ansonsten sagt der Zeitraum von 5 Jahren nichts aus. Das sieht doch sehr danach aus, das BAPers und Ihr Freund zeitlich nicht zueinander gefunden haben.
Wenn Ihr Wiedereinstieg von der Personalie des FwRes abhängt und das Ihre einzige Motivation dafür ist, von mir noch ein kameradschaftlicher Hinweis – bleiben Sie zu Hause.
Ich möchte hier mal eine etwas vom Tenor des Fadens abweichende Meinung einbringen.
Hier wird (vielleicht auch aus persönlicher Betroffenheit einzelner Kommentatoren?!) immer so getan, als würde die Bw dringend auf Reservisten warten und diese benötigen und nur (bzw. auch) durch die Bürokratie sich selbst schaden.
Ich sehe das nicht so.
Zwei Kernaussagen:
1. Bürokratie ist für alle gleich. Aktive wie Inaktive. Zivile Staatsdiener wie Soldaten. Wer damit nicht klar kommt kann vielleicht auch langfristig keine Berufszufriedenheit „im System“ erzielen.
2. Die Bw hat keinen (kaum) Bedarf an Reservisten als Quereinsteigern/Spätberufenen. Das gerade diese sich häufig so laut und so „effektiv“ beklagen, liegt weniger daran, dass das Problem so dringlich wäre, sondern eher daran, dass sie (aufgrund ihrer Lebens- und Berufsstellung) effektiver ihr Narrativ bespielen können. Was wir statt dessen (viel mehr) brauchen sind gerade abgehende Aktive, die nach ihrer aktiven Zeit noch einige Jahre als Reservisten „dran hängen“ und junge „Erstbewerber“, die z.B. FWDL mit Reservedienst (in niedrigen Dienstgraden) kombinieren.
Beide Aussagen sind zugegebener Maßen provokativ und sehr überspitzt, aber dennoch halte ich sie im Kern für richtig.
Zu 1. eine Einschränkung: für ALLE Bw-Angehörigen wäre viel, viel, viel weniger Bürokratie hilfreich und würde die Schlagkraft unserer Streitkräfte mEn dramatisch erhöhen. Das sollte außer Frage stehen. Ich wehre mich nur gelegen das Narrativ von dem armen, armen Volljuristen, der es nicht in die Bw geschafft hat obwohl wir ihn doch soooo dringend gebraucht hätten.
Als Reservist ist man leider sehr oft Einzelkämpfer im Bürokratie-Dschungel. Gerade dann, wenn man keine Kontakte zur aktiven Truppe hat.
Aber ist es bei anderen Bundesbehörden besser? Überall wird ständig das Nachwuchsproblem beklagt. Trotzdem gibt es beispielsweise bis heute noch kein echtes Quereinsteiger-Programm bei der Bundespolizei, wenn man von wenigen Ausnahmen wie IT-Stellen oder Juristen absieht. Noch immer steht der „Einheitspolizist“ mit immer gleichem Werdegang und Lebenslauf im Vordergrund. Bei der Bundeswehr kann man mittlerweile immerhin mit höherem Dienstgrad und ohne Altersgrenze wieder als SaZ einsteigen. Bei der Bundespolizei sehen die Möglichkeiten dagegen deutlich schlechter aus: Altersgrenze ausnahmsweise 39, Einstieg als Kommissaranwärter mit 1200 Euro netto in eine dreijährige Ausbildung. Danach A9 mit 2200 Euro netto. Für einen im Berufsleben stehenden Mitte 30 völlig unattraktiv. Gleiches beim BfV oder BKA. Mir scheint, der Leidensdruck ist bei den Personalverantwortlichen noch immer nicht angekommen.
@Koffer sagt: 19.11.2019 um 11:18 Uhr
„Die Bw hat keinen (kaum) Bedarf an Reservisten als Quereinsteigern/Spätberufenen. Das gerade diese sich häufig so laut und so „effektiv“ beklagen, liegt weniger daran, dass das Problem so dringlich wäre, sondern eher daran, dass sie (aufgrund ihrer Lebens- und Berufsstellung) effektiver ihr Narrativ bespielen können. Was wir statt dessen (viel mehr) brauchen sind gerade abgehende Aktive, die nach ihrer aktiven Zeit noch einige Jahre als Reservisten „dran hängen“ und junge „Erstbewerber“, die z.B. FWDL mit Reservedienst (in niedrigen Dienstgraden) kombinieren.“
Stramme Behauptung, die nicht mit dem übereinstimmt, was das BAPers Abt VI kommuniziert und durch die Zahlen der längerdienenden RDLs auch widerlegt wird. Nicht umsonst wird die Zahl der zur Verfügung stehenden Übungstage fast im jährlichen Turnus erhöht.
Ihren Wunsch nach gerade abgehenden „Aktiven“ oder FWDLer, die sofort Reservist werden höre ich in der Truppe öfter. Meistens stelle ich nur zwei Fragen und das Thema ist durch. Warum soll der FWDler Reservist und nicht SaZ4 werden, wenn es ihm so gut gefällt? Wieso hat der gerade ausgeschiedene SaZ nicht verlängert, wenn er als Reservist das Selbe weitermacht und doch so dringend gebraucht wird?
Das ist Tagträumerei, die gerade abgehenden Kameraden haben (müssen haben) eine andere Lebensplanung und müssen erst einmal in ihrem privaten Umfeld fußfassen oder eine Ausbildung durchlaufen. Aber bestimmt nicht gleich wieder in Reservedienstleistungen gehen.
Ich gebe Ihnen in dem Punkt recht, das einige Reservisten auch viel zu hohe Erwartungen haben. Gerade der hier so viel zitierte Volljurist ist ein Paradebeispiel, der braucht auch erstmal eine adäquate Stelle und muss sich da einarbeiten. Das braucht Zeit, die muss man mitbringen. Und mit Juristen kann man die Straße pflastern, da ist nun wirklich keine Not. Meistens sind militärische oder technische Fähigkeiten gefragt.
Allen, die ähnliches erlebt haben, kann man nur Mitgefühl aussprechen. So traurig und wegen der Bürokratie auch enttäuschend die Geschichte ist.
Fakt ist, bei der Vielzahl an zu untersuchenden Bewerbern, wird Bürokratie zu gross geschrieben.
Aber
Fakt ist, Herr Wilbers besaß kein Studium, dass eine Einstellung nach 26 (2) rechtfertigen würde. Das versuchte er langwierig anzufechten.
Fakt ist, Herr Wilbers hat eine am AC erkannte Beeinträchtigung des Gehörs, die ihm von einer Offizierlaufbahn ausschloss. Das wollte er über ein Facharztgutachten langwierig anfechten.
Fakt ist, durch das Anfechten bestätigte der Facharzt lediglich eine gravierendere Beurteilung der Beeinträchtigung, was zu einer generellen Ablehnung für alle Laufbahnen führte.
Dass das ganze zwei Jahre dauerte, ist bedauerlich aber auch durch ihn mit verursacht.
Herr Wilbers ist zudem selbstständiger Berater und bietet sich als professioneller Sprecher an. Wie weit der gesamte Beitrag lediglich Publicity ist mit dem Ziel, mehr Reichweite für sich zu generieren, frage ich mich bereits seit Freitag. Zumal recht Reichweiten-wirksam das Corporate Design der Bundeswehr genutzt wurde und der Text von ihm professionell eingesprochen wurde.
Trotzdem kann eine tiefgründige Beurteilung und Prüfung aktueller Verfahren bei BAPersBw und insgesamt in der Bundeswehr sicher nicht schaden.
@Pio-Fritz sagt: 19.11.2019 um 11:59 Uhr
„Stramme Behauptung, die nicht mit dem übereinstimmt, was das BAPers Abt VI kommuniziert“
Sorry, aber die Abteilung VI betreibt einerseits eigene Stellenbegründung und andererseits ist es ja „politisches“ Ziel mehr Reservisten zu gewinnen.
Aber ich sehe hier einfach keinen gesteigerten Bedarf für 40jährige Spätberufene. „Echte“ Oberstleutnante haben wir noch genug, da brauchen wir nicht auch noch hunderte Neckermann-StOffze. Klar, den einen oder anderen immer gerne mit Spezialverwendung oder im Kern sind auch hierfür ehemalige SaZ besser geeignet.
„und durch die Zahlen der längerdienenden RDLs auch widerlegt wird.“
Oh. Ich habe nichts gegen RDL. Ich habe nur etwas gegen die Behauptung wird bräuchten diese in großem Umfang vom Markt. Was wir brauchen ist z.B. pensionierte StFw/OStFw die aufgrund einer Einsatzgestellung ihrer Nachfolgers auf DP für ein halbes Jahr ihre alten Dienstpostaen ausüben.
Was wir brauchen sind ehemalige SaZ, die die Heimatschutzeinheiten (wenn wir an LV/BV denken) bestücken.
„Ihren Wunsch nach gerade abgehenden „Aktiven“ oder FWDLer, die sofort Reservist werden höre ich in der Truppe öfter. Meistens stelle ich nur zwei Fragen und das Thema ist durch. Warum soll der FWDler Reservist und nicht SaZ4 werden, wenn es ihm so gut gefällt? Wieso hat der gerade ausgeschiedene SaZ nicht verlängert, wenn er als Reservist das Selbe weitermacht und doch so dringend gebraucht wird?“
Der Punkt ist doch, dass wir gerade für diesen echten Bedarf derzeit kaum attraktive Modelle anbieten. Das muss sich für den ehemaligen Aktiven lohnen (finanziell und emotional). Wir müssen mehr Zeit, Geld und Ressourcen in „echte“ Reservistenarbeit stecken!
Statt dessen basteln wir an seltsamen Quereinsteigerkonzepte zusammen und verschenken hohe Dienstgrade aufgrund ziviler Qualifikation und übersehen dabei wofür und welche wir Reservisten wir in Wahrheit brauchen.
Ohne auf alle Details einzugehen : Wäre es nicht sinnvoll, Reservisten möglichst dezentral, einzustellen?
Kraftfahrer vom Logistikbatallion, Redakteure vom Radio Andernach?
Dementsprechend hätte das Logistikbatallion ein kleines Personalbüro, welches sich um aktive vor Ort, inklusive Reservisten kümmert.
Für berufliche Qualifikation, also Geselle, Meister, Kaufmann, Fachwirt…die entsprechenden Dienstgrade einordnen.
Es gibt ja auch zivile Arbeitszeugnisse in unterschiedlichen Formen.
Ein Diplom-Ingenieur Maschinenbau hat beruflich ein Fachzeugnis (Fachliche Qualifikation)
oder ein Führungszeugnis seiner Firma.
Bei der Einordnung von Studiengängen sollte die BW eine Äquivalenzliste erstellen.
Sprich : Bachelor Logistik = Studium xy.
Die Inhalte der Studiengänge werden bei Wechsel einer Uni entsprechend voll, teilweise, oder nicht anerkannt.
Kennt man 60% des Fachwissens, kann man den Rest dann eben nachholen.
Ein Soziologe und Kommunikationswissenschaftler kann also erstmal mitwirken, und sich qualifizieren, statt komplett rauszufallen.
Für den vorliegenden Fall – Hörtest- würde Radio Andernach so entscheiden :
Studium passt zum Großen Teil, Rest folgt.
Berufserfahrung passt voll.
Da es dort am Standort weniger knallt, ist eine Reservistentätigkeit vor Ort genehmigt.
Oder wer von Ihnen würde einen Redakteur der Reserve anders einsetzen?
@Martin Wilbers:
Meinen Respekt vor soviel Leidensfähigkeit!
Aber es zeigt doch wieder die offenbar noch immer vorherrschende Haltung in der Verwaltung nicht zielführend ist.
Allein die Häufung folgender Schnipsel zeigt, dass es hier nr um die formale Ausführung von Vorgaben (jedweder Art) geht, egal ob es der Erfüllung des Auftrages dient.
„Das ist nicht die übliche Vorgehensweise!“
„Das haben wir hier noch nie so gemacht!“
„Aufgrund der Aktenlage…..“
„Ihre formale Ausbildung entspricht nicht…“
Genau so wird man NIE eine Truppe bekommen, die schnell, effektiv, engagiert und schlagkräftig ist.
Die Bundeswehr wird weiter nur von Menschen gelebt werden, denen Absicherung und Planbarkeit ihrer Tätigkeit am wichtigsten ist. Es geht um „Hoch lebe der Vorgang!“ und nicht um die Lösung (!) von Problemen.
Das zeigt sich (ja, es ist OT) auch schon daran, dass sich viele Kameraden NICHT für eine ambitionierte Ausbildung (UO, UOmP, Offz) interessieren, sondern lieber in den mannschaften dienen.
Es zeigt auch, dass die Bundeswehr immer noch nicht verstanden hat, dass viele der Fähigkeiten, die Seiteneinsteiger mitbringen könnten oder wollten, nicht genutzt werden können, da sie immer noch nur die „formale Nachprüfbarkeit“ einer Tätigkeit prüfen, aber nicht wissen, welche „Soft-Skills“ dabei sind.
Alles in allem wird die Bundeswehr daher noch viel unattraktiver werden, als sie bei den meisten Mitgliedern der „Generation Y“ und „Generation Z“ ohnehin schon ist.
@Bow sagt: 19.11.2019 um 12:36 Uhr u. @ BG sagt: 19.11.2019 um 12:29 Uhr
Die Zulassung zu einem öffentlichen Amt (und nichts anderes ist der Soldatenstatus, erst recht für Offiziere) ist ein rechtlicher Akt. Dadurch ist der Flexibilität SEHR enge Grenzen gesetzt.
Wenn das ein externer Bewerber nicht einsieht, dann wäre möglicherweise auch im Falle einer Zulassung später keine große Hilfe für die Bundeswehr gewesen.
@BG sagt: 19.11.2019 um 12:29 Uhr
„Dementsprechend hätte das Logistikbatallion ein kleines Personalbüro, welches sich um aktive vor Ort, inklusive Reservisten kümmert.“
Gibt es doch. Das ist die S1-Abteilung.
Lediglich die Eignungsfeststellung und formale Einstellung kann von dort aus nicht gemacht werden, aber alles läuft dort, sofern es um beorderte Reservisten für/in diesem Btl geht. Das geht natürlich nicht für Dienstposten im Rahmen der KVK-Strukturen oder Heimatschutz o.ä. (wenn wir mal über LV/BV nachdenken), aber das ist ein anderes Thema
@BG sagt: 19.11.2019 um 12:29 Uhr
Der Reservist kann sich ja in dem Verband/Einheit seines Interesses bewerben, die leiten auch alles in die Wege, wenn Bedarf besteht. Es muss nur eine zentrale Stelle geben, die das Personal verwaltet, oder wie wollen Sie alleine schon den Umfang des Personalkörpers überwachen? Und gewisse Vorgaben und Regeln braucht es auch. Da sind gar keine Unterschiede zu zivilen Großunternehmen.
@Bow sagt:19.11.2019 um 12:36 Uhr
Komischer Post. Die Bundeswehr ist unattraktiv, weil viele Soldaten als Mannschaften dienen? Ne, is klar. Das Gegenteil ist doch der Fall, wir haben zu viele Häuptlinge und zu wenig Indianer. Und welche Fähigkeiten und Soft-Skills bringt ein Seiteneinsteiger mit, die ein langjähriger Soldat nicht haben kann? Wie wollen Sie diese messen und bewerten? Oder Hauptsache wertvoll, egal wie?
Die Bundeswehr macht nichts anders, als große Industrieunternehmen auch, sie deckt ihren Bedarf am Markt. Wenn kein Bedarf, dann keine Einstellung. Und da der Beruf des Soldaten nun mal auch körperliche Anforderungen hat, ist der Medizinmann das Nadelöhr.
Herr Wilbers wollte mit dem Kopf durch die Wand, er war mit der Anfechtung schlicht schlecht beraten und hat es dadurch ganz vermasselt.
@Koffer:
Genau das ist das Problem: Hier wird immer nur innerhalb der Vorgaben geguckt, ob sie passen – keiner prüft die Vorgaben auf Sinnhaftigkeit!
Der Gehörschaden scheint zwar gravierend – für seine Verwendung aber nicht relevant zu sein. Dennoch wir er deshalb „ausgemustert“ und der BW fehlt ein kompetenter und engagierter neuer Offizier.
Die Bundeswehr presst alle Bewerber durch das gleiche Sieb und wundert sich, dass sie nur „Standardware“ bekommt (keine grundsätzliche Kritik an den kameraden hier).
Was sind die Optionen (im konkreten Fall):
1.) Der Bewerber wird ausgemustert – die Bundeswehr verliert Know-How und Engagement. – Die Option wurde gezogen…
2.) Der Bewerber wird angenommen, weil das Leistungsprofil, die Anforderungen der geplanten Verwendung (!) erfüllt oder überschreitet. Die auralen Probleme werden erhoben und dokumentiert, so dass im Zweifel Regressforderungen seitens des Bewerbers ausgeschlossen werden. – Die Bundeswehr gewinnt externes Know-How und einen engagierten Mitarbeiter.
Und bitte komme mir NIEMAND damit, dass ein Offizier allgemein truppendienstlich tauglich sein muß. Dann können wir nämlich auf einen Schlag 40% der Stabsdiener ausmustern. Wenn ich – zugegeben aktuell eher selten – in Stäben unterwegs war, waren hohe BMI eher die Regel, als die Ausnahme und nicht wenige OTL bekamen nach zwei Stockwerken Treppe Schnappatmung und Schweißausbrüche….
@Koffer
Der SaZ/BS tut dies während seiner bezahlten Dienstzeit, der Reservist nebenbei in seiner Freizeit.
Wenn die BW, den btw. diese Reservisten in ihrer Fachlichen Tätigkeit nicht benötigt oder die nötigen Ressourcen nicht praktikabel aufbringen kann, dann sollte es doch möglich sein, dies zeitnah, zügig, respektvoll und begründet d.h. zivilisiert zu kommunizieren.
Die Anzahl von Klagen das dies so gehandelt wurde oder auch nur Berichte das solches geschehen wäre ist mkn nach Null, die sehr berechtigten Klagen über Mängel von Reservisten wie Herren Willmers mkn nach die Norm.
Die BW hätte gerne aktive Reservisten die direkt nach DZE Dienst tun, die BW ist IRL nicht bei Wünsch dir was.
Überraschung, aber direkt nach DZE haben viele SAZ anderes zu tun
@Bow
Für diese ambitionierten Ausbildungen sollte man auch geeignet, motiviert sein und Gelegenheit haben.
@ Koffer sagt: 19.11.2019 um 11:18 Uhr
Volle Zustimmung! Die Bundeswehr braucht aus meiner Sicht vor allem ehemalige Aktive um von deren Erfahrung und Qualifikationen zu profitieren, und nicht Spätzünder die sich mit Mitte 50 nochmal an die gute alte Zeit erinnern und deshalb mit aller Gewalt Reservisten werden wollen. Da kenne ich einige von, neuerdings auch Kollegen aus der Firma, und aus meiner Sicht kostet das nur Geld und Zeit und bringt niemandem etwas. Der größte Teil der Reservisten die mit mir geübt haben, waren entweder Studenten/arbeitslos und haben wegen der guten Bezahlung geübt oder weil sie die gute alte Grundi Zeit nochmal erleben wollten. Aus meinem ResOffz-Lehrgang sind nur noch 1-2 Kameraden, die regelmäßig üben und der Truppe von Nutzen sind – der Rest hat nach dem Studium die Kutte nicht mehr angezogen.
Unter diesem Gesichtspunkt finde ich auch die RSU Kompanien irgendwie sinnvoll, das machen die Resis unter sich und am Wochenende und kosten dabei max. dem FwRes seine Zeit. Und alle haben Spaß und fühlen sich gut aufgehoben. Überlege selbst ob ich mich da nicht mal einbringen soll …
@PioFritz:
Auch Sie argumentieren nur innerhalb des Systems.
Die Bundeswehr bekommt ja eben ihren Bedarf NICHT gedeckt. Und mit diesem Planungs-Chaos in der „Personalabteilung“ sowieso nicht.
Zu Ihren Fragen:
1.) Die Fähigkeiten können in Form eines „Praktikums“ – egal, wie man das wohl nennen mag – testen. Im konkreten Beispiel erscheint mir der Fähigkeitsnachweis mehr als gegeben. Der Bewerber wollte die Einheit, die Einheit wollte den Bewerber – das PersBw wollte Paragrafen reiten….
2.) Den wichtigsten SoftSkill, den man innerhalb der Bw nur selten lernt, ist das Denken „out-of-the-box“ und der Umgang mit Menschen unabhängig von Schulterklappen. Ich habe es in meinem Leben sehr oft erfahren, dass Diskussionen irgendwann mit „Hinweis auf den Dienstrang“ abgewürgt wurden.
Auch hier lese ich nur: „Das ist halt so!“, „…das haben wir immer schon gemacht!“, „….daran muss ein Bewerber sich halt gewöhnen…“
Glauben sie wirklich, dass diese Haltung in der heutigen Gesellschaft noch sinnvoll und zielführend ist?
Glauben Sie wirklich, dass das Ansehen der Bw steigt, wenn sie geeigneten, fähigen und motivierten Bewerbern auch noch dermaßen die Tür zuschlägt?
3.) Die Zeit der Großkonzerne ist vorbei! Alle Großunternehmen haben heute das Problem, guten nachwuchs zu generieren. ImZweifel sind die dann zwar noch in der Lage, fehlende Firmenkultur mit hohen Gehältern „auszugleichen“ (wozu der Öffentliche dienst im Allgemeinen und die Bw im Besonderen NICHT in der Lage zu ist), aber auch das wird in sehr absehbarer Zeit vorbei sein.
Die Welt hat sich gedreht: Nicht mehr der Arbeitgeber entscheidet, welchen Arbeitnehmer er haben will, sonder der Arbeitnehmer, von welchem Arbeitgeber er sich anstellen lässt….
4.) Welche physischen Anforderungen hat denn ein Soldat bei „Radio Andernach“? Welche physischen Anforderungen hat ein Soldat bei CIR? Welche Anforderungen sind im Heeresamt oder ähnlichen Dienststellen physisch zu meistern?
Ich rede nicht von einem Offizier der Kampftruppe, sondern von den kameraden in der „Etappe“….
@Pio-Fritz sagt: 19.11.2019 um 14:21 Uhr
+1 (zu beiden Punkten)
Tatsache ist, das die Truppe offensichtlich einen großen Bedarf hat.
Nach meiner Erfahrung ist die Bürokratie aber zeitraubend und nervtötend.
Gewaltige Anforderungen an Leute die dienen wollen und so gut wie keine Unterstützung von Seiten der Bundeswehr.
Kompetente und motivierte Mitarbeiter im Bereich der Reservisten sind leider selten.
Schlußendlich steht sich die Bundeswehr hier selbst im Weg und vernichtet sehr viel Motivation und Einsatzbereitschaft seitens der Reservisten.
Ich persönlich habe aufgegeben. Reservisten sind nicht gewollt, das ist mein Fazit.
Die Bundeswehr muß endlich die Zeichen der Zeit erkennen und sich nach der Decke strecken.
@Ralf Tobien sagt:19.11.2019 um 15:23 Uhr
„Tatsache ist, das die Truppe offensichtlich einen großen Bedarf hat.“
Wir reden hier ja über Reservisten, ja die Truppe hat Bedarf, im Bereich ZMZ und RSU-Kompanien. Gerade bei RSU schaffen viele Bewerber die ärztliche Untersuchung nicht. Und man kann rechtlich auch keine Regressforderung wegen irgendetwas ausschließen, von daher ist diese gerechtfertigt. Daneben wird noch der eine oder andere Spezialist gebraucht. Aber das sind keine Massen. Sie sprechen von Aktiven, ja da ist Bedarf, in alle Richtungen und für alle Verwendungen, aber nur, wenn der Medizinmann nickt.
„Die Bundeswehr muß endlich die Zeichen der Zeit erkennen und sich nach der Decke strecken.“
Das tut sie, aber wenn das heißt, sie muss jeden nehmen, dann lieber nicht. Lieber Lücke statt Krücke.
@Bow sagt: 19.11.2019 um 15:16 Uhr
„Den wichtigsten SoftSkill, den man innerhalb der Bw nur selten lernt, ist das Denken „out-of-the-box“ und der Umgang mit Menschen unabhängig von Schulterklappen.“
Hm, Sie scheinen ja nur positive Erfahrungen in der freien Wirtschaft gesammelt zu haben. Ich erinnere mich noch an meinen zivilen Chef ca. 2 Jahre nach meiner Entlassung. Nachdem ich Missstände im Unternehmen angesprochen habe meinte er nur, ich solle mich gefälligst „vernünftig hinstellen“, wenn ich mit ihm rede (er meinte Grundstellung). Ich stand übrigens in seinem Büro, er saß am Schreibtisch, ein Platz wurde mir nicht angeboten. Ich habe fristlos gekündigt und er hatte ein kurzes aber knackiges Jawoll-Gespräch mit mir. Meine persönliche Erfahrung zu „Soft-Skills“ in der freien Wirtschaft.
Da ich später als Berater in vielen Unternehmen diverser Branchen und aller Größenordnungen unterwegs war und bin, muss ich sagen, das ist bis heute leider kein Einzelfall. Auch dieses so gepriesene Denken „out-of-the-box“ schreiben sich viele auf die Fahne, die meisten können es nicht. Wenn sie es könnten, säßen sie nicht dort, wo sie sitzen.
„Die Zeit der Großkonzerne ist vorbei!“
Steile These. Die lasse ich mal dahingestellt.
„Welche physischen Anforderungen hat denn…“
Vielleicht nicht die, die ein Soldat der Infanterie hat, falls Sie das meinen. Aber eine gewisse Grundphysis muss da sein. Mir wurde berichtet, für bestimmte Verwendungen im Bereich CIR hat man den BMI auf bis 35 angehoben. Es gibt da schon Unterschiede, aber körperliche Einschränkungen, die für einen Schwerbeschädigtenausweis reichen, gehen nun wirklich nicht. Übrigens müssen auch Aktive alle 3 Jahre zum medizinischen Check-Up.
Ein wesentliches Problem der Bundeswehr, das für mich an diesem Beispiel deutlich wird, ist, wie schwach offensichtlich die Kommandeure sind. Wenn es stimmt, was Martin Wilbers schreibt, war der Kommandeur ZOpKom sehr zufrieden mit ihm und wollte ihn „haben“. Angesichts der Erfahrungen und Qualifikationen, die Wilbers mitbringt, und dem Bedarf des Zentrums erscheint das sehr plausibel. (Die Alternative ist, dass bei OpKom alle ganz nett zu Wilbers waren, aber eigentlich froh sind, wenn er nicht mehr kommt. Könnte auch sein, denn qualifizierte Reservisten verderben die Preise. Das wäre aber die sehr kritische Lesart.)
Aber: Da bist du Oberst, über 50 Jahre als, Elektroingenieur, äh, promovierter Historiker, befehligst knapp 1.000 Männer und Frauen und darfst noch nicht einmal entscheiden, einen Praktikanten einzustellen. WTF? In jedem ordentlich geführten Laden ist die Personalabteilung Dienstleister derer, die die Kohle ranschaffen und dafür sorgen, dass die Bude brummt. Nur bei der Bundeswehr wirst Du als Erwachsener zwar ordentlich besoldet, musst Dir aber von den Halbbegabten, denen man lieber eine Büro als ein Gefechstfahrzeug gibt, an der Nase herumführen lassen. Klar, the pen is mightier than the sword, aber wenn die Stifte nur in den Händen von Paragrafenreitern sind, geht es halt abwärts.
Und ja: es gibt 1000 laufbahnrechtlicher, administrative und vor allem gesundheitliche Gründe, die vielleicht dafür sprechen, jemanden nicht einzustellen (u.a. weil ich niemanden mit einer Vorschädigung versorgen will), aber dann ist es meine verdammte Pflicht und Schuldigkeit, den Prozess so zu organisieren, dass derjenige es so schnell wie möglich weiß.
@Thomas Melber 18.11.2019 um 23:05 Uhr:
Die Kontakte liefen alle über die S1 Abteilung des jeweiligen Regionalstabes (Bayern). Den FwRes halte ich jetzt eher für die falsche Stelle wenn es darum geht die komplizierten Kontakte zwischen BAPers, SanKdo und LKdoBy herzustellen. Eine S1 Abteilung, deren Aufgabe die Personalbearbeitung ist, sollte alle notwendigen Dinge in die Wege leiten können.
@Hans Dampf 19.11.2019 um 7:11 Uhr:
Es ist doch völlig egal, ob ein Jurist in der Bw mit mehr Synergieeffekten eingesetzt werden kann, als in einem Verbindungskommando. Ausschlaggebend ist doch, dass dieser Mann durch persönliche Kontakte motiviert ist und bereit ist sich heimatnah in einem überschaubaren Zeitrahmen einzubringen. Wenn man sich den Besetzungsgrad der KVKs im Durchschnitt ansieht, dann finden sich überall Vakanzen, die man besetzen sollte. (Zu ihrer Frage: Ein Verbindungsfeldwebel in einem KVK ist hauptsächlich für die Führung der Lage und von Übersichten zuständig. Weiterhin unterstützt er den Verbindungsoffizier bei den entsprechenden Kommunikationsvorgängen.)
Mit dem Hauptmann der seinen Dienstgrad spazieren geht wollte ich niemandem zu nahe treten, aber gerade bei der Arbeit eines Verbindungskommandos kommt es darauf an, wie jemand vernetzt ist und der Dienstgrad ist im Kommando meist Nebensache. Wenn man nur 4 Leute hat, dann kann man nicht allzu viele Hierarchieebenen etablieren. Vernetzung hat ja meist mit beruflicher oder ehrenamtlicher Tätigkeit und örtlicher Verwurzelung zu tun. Wer bereits Jahrzehnte im Rettungsdienst vor Ort tätig war, der kennt eben die wichtigen Leute bei entsprechenden Organisationen und kann Dinge schnell in die Wege leiten. Gleiches gilt oft auch für Mitarbeiter in den kommunalen Verwaltungen, denen es i.d.r. nicht über Kontakte und Wissen über ihre Kommune mangelt.
@Koffer „Die Bw hat keinen (kaum) Bedarf an Reservisten als Quereinsteigern/Spätberufenen.“:
Es sind aber genau diese Leute, die besonders viel zu einem Austausch mit der Welt ausserhalb der Bundeswehr beitragen können.
Ein Beispiel aus dem PDF: „Und es gab durchaus Momente der Reibung. Auch, weil ich mit Blick auf meinen zivilen Erfahrungshorizont fachliche Positionen vertrat, die nicht jeder gerne hörte. “
Reibung ist unbequem und störend aber (effektiv genutzt) wertvoll.
@Pio-Fritz
Das kommt mir umgekehrt bekannt vor, nur schlimmer und niemand kam mir mit Sanktionen weil ich mich nicht beleidigen oder volunteeren lies.
@Mediator
Für eine Verwendung in den KVK/BVK/RSU Kp’n bietet sich der FwRes als Ansprechpartner durchaus an. Die LKdo sind ja für die unbeorderten Reservisten zuständig.
@ Koffer……..“Aber ich sehe hier einfach keinen gesteigerten Bedarf für 40jährige Spätberufene. „Echte“ Oberstleutnante haben wir noch genug, da brauchen wir nicht auch noch hunderte Neckermann-StOffze.“……….
Einspruch: Das mag für Oberstleutnant A15 evtl. gelten, jedoch kenne ich mittlerweile zahlreiche Beispiele für Vakanzen auf Dienstposten Oberstleutnant A14, u.a. auch ein Dienstposten, der mit Disziplinarbefugnis ausgestattet ist. Hier kann ein ausscheidender A14 frühestens nach einem Jahr nachbesetzt werden.
U.U. liegt es daran, dass im Zuge der Trendwende einige Stäbe ihre vollumfängliche Arbeitfähigkeit zunächst mit zusätzlichen Stabsoffizieren herzustellen versucht haben, sodass die früheren Überhänge nun aufgebraucht sind.
Diese „Personallücken“ versucht man u.a. auch mit Wehrübenden- teilweise in Dauerwehrübungen- aufzufangen. Inwiefern diese aktuell ausgeübte Praxis für die Reservistenarbeit in Gänze von Vorteil ist, ist dann wieder eine ganz andere Geschichte.
@Ralf Tobien sagt: 19.11.2019 um 15:23 Uhr
„Tatsache ist, das die Truppe offensichtlich einen großen Bedarf hat.“
Das sehe ich ehrlich gesagt und aus eigenem erleben nicht so. Zumindest nicht in der aktuellen Struktur und hinsichtlich von der Arte von Reservisten um die es in diesem Faden geht.
„Reservisten sind nicht gewollt, das ist mein Fazit.“
Zumindest nicht die allermeisten Neckermann-Reservisten.
@Ein Leser sagt: 19.11.2019 um 17:41 Uhr
„Es sind aber genau diese Leute, die besonders viel zu einem Austausch mit der Welt ausserhalb der Bundeswehr beitragen können.“
Wenn wir externes Wissen benötigen, dann kaufen wir es uns ein. Dafür müssen wir keinen Dienstgrad verschenken.
@Super08 sagt: 19.11.2019 um 19:14 Uhr
„jedoch kenne ich mittlerweile zahlreiche Beispiele für Vakanzen auf Dienstposten Oberstleutnant A14“
Nur weil wir uns aufgebläht haben mit StOffz und StFw/OStFw Stellen, heisst das noch lange nicht, dass wir diese auch alle besetzen müssen.
Die Armee kann auch ganz gut ohne diesen Wasserkopf existieren. Meines Erachtens nach sogar effektiver UND effizienter.
So oder so, sind aber auch hier Reservisten nicht die Lösung, denn ein Neckermann-Reservisten-StOffz braucht Jahre um einigermaßen qualifiziert das System Bw zu durchschauen.
Es sei denn es handelt sich um eine zivil-geprägten Spezialisten-DP. Aber für die paar DP habe ich dann auch nix gegen einen Neckermann-Reservisten-StOffz/Offz/Fw.
„u.a. auch ein Dienstposten, der mit Disziplinarbefugnis ausgestattet ist. Hier kann ein ausscheidender A14 frühestens nach einem Jahr nachbesetzt werden.“
Ehrlich gerade für einen solchen DP scheidet ein Neckermann-Reservist gleich komplett aus. Disziplinargewalt an jemanden übertragen, der keine Ahnung von der Bundeswehr hat wäre ja wohl das falscheste, was man machen kann :(