Polen und USA vereinbaren Standorte für mehr US-Truppen
Polen und die USA haben sich auf weitere Standorte für die Stationierung von US-Truppen in dem europäischen Land verständigt. Die Präsidenten Donald Trump und Andrzej Duda unterzeichneten eine entsprechende Vereinbarung. Zu den ständig rotierenden rund 4.500 US-Soldaten sollen zusätzliche 1.000 kommen.
Polen drängt seit längerem darauf, dass die USA zur Abschreckung gegen Russland mehr Truppen im Land stationieren – und dabei wird, von US-Seite, auch immer wieder ein Abzug dieser Truppen aus Deutschland und eine Verlagerung nach Polen ins Gespräch gebracht. Zudem hatte Polen für die dauerhafte Stationierung einer US-Panzerdivision geworben und dafür zwei Milliarden US-Dollar Unterstützung angeboten.
Allerdings ist die Zahl der US-Soldaten, die dauerhaft in Polen stationiert werden könnten, nicht nur von praktischen Erwägungen und Finanzen abhängig – sondern vor allem von der NATO-Russland-Grundakte, an der zumindest bislang auch die USA festhalten: Darin hatte die NATO zugesagt, auf eine dauerhafte Stationierung substanzieller Kampftruppen in den Ländern des ehemaligen Warschauer Vertrags zu verzichten. Die meisten US-Soldaten in Polen rotieren nach einiger Zeit und werden durch andere (Kampf)Truppen ersetzt.
Die rund 1.000 zusätzlichen Soldaten sind das, was schon seit längerem zwischen beiden Ländern im Gespräch war. In der Vereinbarung, die beide Präsidenten am (heutigen) Montag unterzeichneten, werden nach Angaben des polnischen Präsidialamtes folgende Stationierungsorte festgelegt:
Poznań is to host the Division Headquarters (Forward) and the United States Army area support group.
Drawsko Pomorskie is to host the primary Combat Training Center for joint use by the Polish and United States Armed Forces.
Wrocław-Strachowice is to host the United States Air Force aerial port of debarkation.
Łask is to host the United States Air Force remotely piloted aircraft squadron.
Powidz is to host a combat aviation brigade, a combat sustainment support battalion, and a special operations forces facility.
Lubliniec is to host a further special operations forces facility.
Interessant ist darüber hinaus die angekündigte Suche nach einem Stationierungsort für eine Panzerbrigade – das Dokument erläutert nicht, ob sie zusätzlich zu den geplanten 1.000 Soldaten verlegt werden soll:
Additionally, Poland and the United States have engaged in extensive dialogue about the most suitable location in Poland for an armored brigade combat team. These discussions are ongoing and reflect the close operational and strategic cooperation of Poland and the United States. Poland and the United States remain optimistic about identifying the location for the armored brigade combat team.
(Archivbild Juni 2019: Poland’s President Andrzej Duda meets with Soldiers assigned to Tennessee Army National Guard’s 2nd Squadron, 278th Armored Cavalry Regiment’s Task Force Raider, during a visit he made to Bemowo Piskie Training Area, Poland, March 6, 2019 – Photo by U.S. Army Sgt. Sarah Kirby)
1Tausend USsoldaten zuzetzlich ist meine Meinung nach noch zu wenig um Russland abwehren zu können.
… ist schon denkwürdig, dass hier im Blog so eine Ruhe herrscht. Will niemand (mehr) oder traut sich niemand (mehr) ?
Aus meiner Sicht sind dies alles Schritte auf bilateraler Basis US/POL, die in der NATO nicht auf gemeinsamer Grundlage diskutiert wurden: nach Art IV . Will DEU nicht mitmachen, ’servant leadership‘ – frei nach Mangasarian/Techau ‚Führungsmacht Deutschland – Strategie ohne Angst und Anmaßung‘ (dtv München 2017) !?!
Die Aufzählung der Einheiten klingt ja fast so, als ob bei der 1.000 eine 0 vergessen wurde…
Wenn mir der Sinn nach besonders kühnen Gedankenspielen steht, frage ich mich gerne, unter welchen Umständen eine Stationierung deutscher Verbände in Polen denkbar wäre, analog zu EFP in Litauen. Das wäre im Sinne einer europäischen Sicherheitspolitik natürlich wünschenswert.
Grafik der U.S. Stationierungsorte, einschließlich der zusätzlichen 1000 Soldaten, alle Standorte in West/Zentralpolen.
„Locations for planned enhanced United States military presence in Poland“
https://mobile.twitter.com/cezarysta/status/1176578474879979520/photo/1
Gibt es denn auch eine Ansage dazu, ob das nun ein Bruch der NATO-Russland-Akte ist?
In der Berichterstattung dazu fehlt der Hinweis, ob das in der NATO abgestimmt worden ist oder ein Alleingang der beiden Staaten an der NATO vorbei.
Für eine Staatengemeinschaft, die sich programmatisch auf Recht bezieht, empfinde ich die Kommunikation ohne rechtliche Beurteilung wesensfremd.
@Ökonom
Da keine Dauerstationierung, mit „Atlantic Resolve“ oder „eFP“ verbunden ist, besteht auch kein Verstoß gegen NATO-Russland-Grundakte.
Die Präsenz der Truppen in Polen, teilweise auch im Baltikum und in Rumänien und Bulgarien,
dient dem Aufbau und Erhalt eines Abschreckungsszenarios, infolge des Verstoßes russischerseits gegen Inhalt und Geist der Grundakte durch Truppenpräsenz/Kampfeinsatz in der Ostukraine/Krim, in Südossetien, in Abchasien.
Die Gesamtstärke pendelt um die 7.000 Soldaten, zum Vergleich, allein in der Oblast Kaliningrad stehen RUS Kräfte von ca.15.000 Mann, einschließlich INF!
In Ergänzung obiger Auflistung des POL Außenamtes zu den Stationierungen einige Einzelheiten, die deutlich erkennen lassen, es sind künftig Voraussetzungen zur Abbildung eines Divisions-Äquivalents gegeben. (S.a. Link 09:57) Insbesondere der Aufbau eines C(M)TC/Combat Training Center wird sich vorteilhaft auf das POL Heer auswirken.
https://breakingdefense.com/2019/06/poland-deal-lays-groundwork-for-division-strength-deployment/
[Eine Missachtung des Zitatrechts ist nicht erforderlich, zumal es den Link gibt. Also entsprechend gekürzt. T.W.]
@KPK
Nach Ihrer Argumentation könnte man auch behaupten, AFG (u.a.) wäre keine „Dauereinsatz“ bzw. keine Dauerpräsenz, da die Kontingente ja gewechselt haben.
Fakt ist, daß sehr wohl Truppen dauerhaft dort stationiert sind und nur ihre Zusammensetzung wechselt, wobei die Grundgliederung KpfTr / Ustg im wesentlichen gleich bleibt.
@Klaus-Peter Kaikowsky
Danke.
Sie sagen also: Die Formulierung, die Thomas Wiegold gewählt hat
„Zu den ständig rotierenden rund 4.500 US-Soldaten sollen zusätzliche 1.000 kommen.“
ist zu verstehen als
„Zu den ständig rotierenden rund 4.500 US-Soldaten sollen zusätzliche 1.000 ständig rotierenden US-Soldaten kommen.“
Habe ich richtig verstanden?
@Ökonom
Genau so begreife ich das.
Nur eine Rotation der zusätzlichen 1.000 ergibt Sinn, da alles andere einer Dauerstationierung entspräche, was gem. NATO-RUS Grundakte ausgeschlossen ist.
Zu beachten:
The „new defense pact“ with Poland does more than add 1,000 US troops to the 4,500 already in the frontline NATO ally. It also lays the logisticalgroundwork for quickly deploying a heavy armored division, some 12,000 to 20,000 troops, for a crisis or a major exercise.
Das lässt aufhorchen, „heavy armored division“ ist eine U.S. PzDiv .
Der oben bereits von mir einigestellt Link wird wesentlich deutlicher in der Erklärung:
It would have a headquarters,
– two or three heavy brigades as its iron fist,
– a medium brigade for flank security and reconnaissance;
– a light brigade to hold urban, forested, or mountainous terrain where foot troops have the advantage over vehicles;
– a helicopter brigade to rapidly provide firepower, reinforcements, or supplies across the battle zone; and plenty of logistical support.
Das wäre dann in Polen eine klasse Panzerdivision mit 3-4 mechBrig, einer InfBrig und einer (Kampf)hubschrBrig.
Hut ab!
Die log Sicherstellung: equipment in storage across Europe as part of the „Army Prepositioned Stock (APS)“
……… all die Truppen waren vor ca. 15/20 Jahren noch mit Masse in Bayern, Baden-Württemberg, Hessen und Rheinland-Pfalz stationiert. Dank des Friedensgeschreis, damals, führender deutscher Politiker waren diese Stationierung vielen ein Dorn im Auge. So wurde die Mär der Friedensdividende verbreitet, eigene Kräfte außer Dienst gestellt und heute dringend benötigte Strukturen wie TerrHeer etc zerschlagen.
Der Schwerpunkt der USA lag nicht mehr im Fulda gap sondern im Bereich von Euphrat und Tigris sowie auf der arab. Halbinsel und in AFG.
Somit verlegten Truppen aus DEU direkt in den Einsatz und dann zurück nach CONUS.
Die Entwicklungen in Osteuropa waren anscheinend (gewollt?) nicht vorhersehbar (dazu hätte man ja mal in die Geschichtsbücher schauen müssen und „voreilig“ vorsichtige Schlüsse ziehen können.
Jetzt haben wir den Schlamassel – schau mer mal wie’s aus geht.
[Ihre Abneigung gegen bestimmte Politiker toben Sie woanders aus, wer die Begrifflichkeit „die Mär von der Friedensdividende“ gebraucht, muss dann auch hinnehmen, dass die andere Seite ebenso unsachlich zulangt. Sie wissen was ich meine, lassen Sie das hier sein. T.W.]