ExerciseWatch: Schild der Union 2019
Östlich* von Moskau, auf dem Trainingslände Mulino im Bezirk Nischni Nowgorod, hat eine gemeinsame Übung von Streitkräften aus Russland und Weißrußland (Belarus) begonnen. Das ist zwar weit entfernt von den Grenzen zu EU und NATO, dennoch hat die Übung aus Sicht der beiden Länder offensichtlich das Ziel, sich auf Angriffe aus dem Westen vorzubereiten.
Insgesamt nehmen an Schild der Union 2019 (Щит Союза – 2019) rund 8.000 Soldaten aus Russland und weitere 4.000 aus Belarus teil. Den Großteil des Geräts stellt Russland, unter anderem 200 der insgesamt rund 230 Kampfpanzer.
Neben den offiziellen Mitteilungen aus Moskau und Minsk (s. unten) ist vor allem die Einschätzung interessant, die auf der russischen, staatlich finanzierten Nachrichtenseite Sputnik veröffentlicht wird:
Das russische und das weißrussische Militär will die westlichen Partner nicht in Sorge versetzen und die Lage in Europa nicht zuspitzen – trotz der Tatsache, dass die Nato in den letzten Jahren viele Manöver nahe der russischen Grenze abhält.
Das Manöver hat einen reinen Verteidigungscharakter; geübt wird vor allem der Schutz der Grenzen vor einer Invasion. Bei der Analyse der bewaffneten Konflikte der vergangenen Jahre kam das russische Militär zu dem Schluss, dass den meisten von ihnen die Aktivierung von Terroristen, Separatisten und illegalen bewaffneten Gruppierungen mit Unterstützung von Drittkräften vorausgegangen ist.
Das klingt wie eine Spiegelung der Aussagen, die vor allem in den baltischen Ländern bei Übungen genannt werden – und die auch klar die Befürchtungen vor einem russischen Übergriff nach dem Muster der Ostukraine artikulieren.
Die offizielle Mitteilung aus dem russischen Verteidigungsministerium:
Eine gemeinsame russisch-weißrussische Einsatzübung „Schild der Union-2019“ begann auf dem Mulino-Trainingsplatz in der Region Nischni Nowgorod.
Ziel der Übung war es, die Einsatzbereitschaft und Fähigkeit der militärischen Führungsorgane, Verbände und militärischen Einheiten der regionalen Gruppierung von Truppen (Streitkräften) zur Gewährleistung der militärischen Sicherheit zu verbessern.
Derzeit haben Einheiten russischer und weißrussischer Soldaten ihren Einsatz auf dem Übungsgelände abgeschlossen und Trainings- und Kampfkoordination durchgeführt.
Die Übung findet in zwei Phasen statt, in denen die militärischen Kommandos den Einsatz von Truppen planen, Formationen und militärische Einheiten illegale bewaffnete Formationen und subversive Nachrichtengruppen des konventionellen Feindes durchsuchen, blockieren und zerstören, Abwehrmaßnahmen durchführen sowie ein Maßnahmenpaket zur Stabilisierung der Situation umsetzen, die Fragen der Interaktion und umfassenden Unterstützung im Interesse der Lösung der Aufgaben herausarbeiten.
Die Übung „Schild der Union-2019“ wird vom Kommandanten des westlichen Militärbezirks, Generaloberst Alexander Zhuravlev, und dem Chef des Generalstabs der Streitkräfte – Erster stellvertretender Verteidigungsminister der Republik Belarus, Generalmajor Oleg Belokonev, geleitet.
An der Veranstaltung nehmen rund 12.000 Soldaten und bis zu 950 Einheiten militärischer Ausrüstung teil. Die Übung wird am 19. September abgeschlossen sein.
(Übersetzt mit www.DeepL.com/Translator)
… und aus dem weißrussischen Verteidigungsministerium:
Heute begann die gemeinsame Einsatzübung der Streitkräfte der Republik Belarus und der Russischen Föderation „Schild der Union – 2019“ auf dem Mulino-Trainingsplatz in der Region Nischni Nowgorod.
Dieser Übung ging eine ernsthafte praktische Ausbildung voraus. Die Umgruppierung der Truppen des belarussischen Teils der regionalen Gruppierung von Truppen auf dem Gebiet der Russischen Föderation ist abgeschlossen. Es fand eine gemeinsame taktische und spezielle Übung der Ingenieurskräfte der Streitkräfte der Republik Belarus und Russlands sowie eine Reihe weiterer Veranstaltungen statt, die es ermöglichten, sich besser auf dieses Ereignis vorzubereiten und es organisiert zu starten.
Laut dem Leiter der Übung, Generalmajor Oleg Belokonev, Chef des Generalstabs der Streitkräfte, Erster Stellvertretender Verteidigungsminister der Republik Belarus, haben wir heute mit der Ausarbeitung der ersten Phase der Übung begonnen. Die Aufgaben dieser Phase werden innerhalb von drei Tagen gelöst, in denen die Leitungsorgane die Planung des Einsatzes von Truppen abschließen. Einheiten und militärische Einheiten werden die Fragen der Verhinderung der Destabilisierung der Situation in den ausgewiesenen Zonen und Verantwortungsbereichen, der Bekämpfung von Sabotage- und Nachrichtengruppen und illegalen bewaffneten Formationen sowie der Durchführung praktischer Maßnahmen im Zuge massiver Raketen- und Luftangriffe durch den Feind praktisch üben.
(Übersetzt mit www.DeepL.com/Translator)
Dazu gibt es auch ein Video:
Bemerkung am Rande: Im Übungsgebiet Mulino hatte der deutsche Rheinmetall-Konzern mit dem Bau eines Gefechtsübungszentrums begonnen – angesichts der Entwicklungen in der Ukraine und den folgenden europäischen Sanktionen gegen Russland wurde dieses Projekt vom damaligen Bundeswirtschaftsminister Sigmar Gabriel gestoppt, die Klage des Unternehmens dagegen blieb erfolglos. Inwieweit dieses Übungszentrum genutzt werden kann (erst die letzten Teillieferungen wurden untersagt) ist nicht klar.
*Korrektur: Nischni Nowgorod liegt natürlich nicht westlich von Moskau, wie ich zuerst fälschlich geschrieben habe.
(Foto: Screenshot aus dem Video)
Wenn die Entfernung zu EU-Grenzen angesprochen wird: Sowohl Mulino als auch Nischni Nowgorod liegen östlich von Moskau …
[Sie haben natürlich Recht, und eigentlich weiß ich das auch. Keine Entschuldigung, aber vielleicht eine Erklärung: Da hat mich die – ebenso falsche – Einordnung der Kollegen von RFE auf den falschen Pfad gebracht… Ist korrigiert. T.W.]
interessant ist aus Sicht der Bewertung der Kräfte des Militärischen Nachrichtenwesens nicht das Kräfte dies üben, sondern welche Kräfte die OpForce stellen und welche Erkenntnisse sie aus den Planungen und Umsetzungen der russischen Kräfte gewinnen. Dies sind die „eigentlichen“ Übungsteilnehmer, und wie sich die „Leitung“ den weiteren Übungsablauf vorstellt.
Bei der letzten Großübung wurde ausgewertet, das die Logistische Unterstützung der Truppen stark zu verbessern ist. Eingeführt wurden die orangenen Gefahrgutkennzeichen . Hier mal ein Blick auf die Weissrussischen Logistiktruppen. https://www.youtube.com/watch?v=Yrv4Z1l7_9g
Vielleicht interessant, wie die Vorbereitungen auf das Jahr 2024 ausschauen:
https://www.mdr.de/nachrichten/osteuropa/ostblogger/putin-belarus-lukaschenko-100.html
@TW
Außerdem heißt es nicht „östlich“ sondern „ostwärts“ ;)
Davon ab: die Beziehungen RUS – BLR werden noch interessant. Bisher ist BLR ja eher ein Pufferstaat zu POL ohne größere RUS Garnison, RUS Lw wollte da wohl immer präsent sein, aber das wurde bis jetzt aufgeschoben.
Nicht, daß wir da ein UKR Szenario mit „grünen Männchen“ erleben werden.
Hm, da sich die ‚Belehrungen‘ häufen, es müsse ostwärts heißen und nicht östlich: Stoppt mal diesen Blödsinn. Nur weil es Fachsprache einer bestimmten Gruppe ist, muss das nicht zum Zwang im allgemeinen Sprachgebrauch werden – oder fahren hier alle am Wochenende nicht von A nach B, sondern von Alpha nach Bravo? Mal ganz abgesehen davon, dass auch die Marine bislang nicht ihre Position mit ostwärtiger Länge angibt, sondern natürlich mit östlicher Länge.
@T.W.: Die Unterscheidung zwischen „westlich“ und „ostwärts“ (sprich: „ooostwärts“) fußt auf den Besonderheiten des (Sprech-)Funkverkehrs, damit auch bei schlechterer Verbindung die Richtungsangabe identifizierbar bleibt und nicht umständlich wiederholt werden muss.
Im Rahmen eines zivilen, schriftlichen Blogs ohne nennenswerte Störung der Übertragung ist die zivilumgangssprachliche Begriffsverwendung „östlich“ aber sicherlich auch für alte Haudegen, die die Taschenkarte Fernmeldewesen immer am Mann mitführen, verschmerzbar. ;-)