Schlange stehen vor der Werft: Das Beispiel Fregatte Brandenburg
Die Deutsche Marine hat eigentlich zu wenig Schiffe, jedenfalls so wenig wie noch nie in ihrer Nachkriegsgeschichte. Und doch sind es zu viele Schiffe und Boote, die derzeit für Instandsetzungsarbeiten in den Docks anstehen. Die Marineführung warnt bereits vor der Gefahr, Einsätze und internationale Verpflichtungen nicht mehr bedienen zu können – aber wie sieht das eigentlich im Detail aus?
Das Ausmaß der Probleme zeigt beispielhaft ein Blick auf die Fregatte Brandenburg. Das Typschiff der Fregatten der F123-Klasse war vor fast 25 Jahren in Dienst gestellt worden. Im Frühjahr erst war das Kriegsschiff aus der planmäßigen Instandsetzung gekommen – vier Monate später als eigentlich vorgesehen. Jetzt muss die Brandenburg schon wieder ins Dock, eigentlich keine große Sache. Wenn es denn Dock-Kapazitäten für die Schiffe und Boote der Marine gäbe.
Die Fregatte hat, so heißt es im Marinejargon, eine technische Havarie erlitten, ein Defekt, der unter anderem die erlaubte Höchstgeschwindigkeit des Kriegsschiffes deutlich einschränkt. Für eine Reparatur ist ein etwa zwei Wochen langer Aufenthalt in einem Schwimmdock nötig.
Dummerweise hat die Marine gerade keines frei. Denn in Wilhelmshaven wird das eine Schwimmdock für die – planmäßige – Instandsetzung der Fregatte Sachsen genutzt. Das zweite wiederum wird gebraucht, um den Schleusentorrollwagen einer wichtigen Schleuse in Wilhelmshaven zu reparieren – sonst wäre der größte deutsche Marinestützpunkt vom offenen Meer abgeschnitten. Frühestens im Dezember dieses Jahres könnte die Brandenburg dort eindocken.
Auf eine zivile Werft auszuweichen, wäre auch nicht schneller. Denn bei der technischen Havarie der Brandenburg gibt es keine Gefahr für Leib und Leben, sagen die Juristen im Verteidigungsministerium und im Bundesamt für Ausrüstung, Informationstechnik und Nutzung der Bundeswehr (BAAINBw). Die Folge: die Arbeiten müssen ausgeschrieben werden – erwartete Dauer je nach Vertragskonstrukt zwischen vier und neun Monaten. Ehe der erste Handschlag für die Reparatur gemacht wird.
Das ist auch eine mittelbare Folge des Desasters bei der Instandsetzung des Segelschulschiffes Gorch Fock. Nachdem die Reparaturkosten für die Dreimastbark explodierten und bei den Wirren der Instandsetzung Fehler auch im Apparat von Ministerium und nachgeordneten Ämtern sichtbar wurden, soll jetzt bloß kein Fehler gemacht werden – auch wenn sich das auf die Einsatzbereitschaft der Flotte auswirken kann.
Selbst ohne Ausschreibung zeichnen sich weitere Probleme ab. Denn beim BAAINBw, sagen Marinekenner, gibt es zu wenig Experten, die die Leitung der Instandsetzung übernehmen könnten. Die mögliche Folge: andere Projekte müssten für die Instandsetzung der Brandenburg unterbrochen werden – zum Beispiel die Überholung des Einsatzgruppenversorgers Bonn.
Für die Brandenburg und ihre Besatzung ist der erneute Ärger mit der Technik besonders bitter. Denn das Schiff hatte gerade erst eine von Pech und Pannen begleitete Werftliegezeit überstanden. Ende Juni vergangenen Jahres dockte die Fregatte bei der Lürssen-Werft in Berne ein – und wurde am 17. Mai dieses Jahres, vier Monate später als geplant, mit lediglich eingeschränkter Erklärung der Funktions- und Betriebssicherheit freigegeben. Zahlreiche technische Probleme waren da nicht beseitigt.
Die Verzögerungen wurden in erster Linie durch fehlende Ersatzteile, verzögerte Instandsetzungen, nachträglich erkannte Schäden und Mängel sowie die deutliche Überforderung der Werkstätten des Marinearsenals Wilhelmshaven und der damit einhergehenden mangelhaften Kommunikation verursacht, heißt es im Abschlussbericht des Bordkommandos, den Augen geradeaus! einsehen konnte. Es drängte sich der Verdacht auf, dass es im Kern eines Instandsetzungsvorhabens nur um den rechts- und regelkonformen Prozess- und Verfahrensablauf, nicht jedoch um die zeitgerechte Wiederherstellung der vollen Einsatzfähigkeit eines Kampfschiffes geht.
Die Liste der Probleme in diesem Abschlussbericht ist lang – und bisweilen verblüffend banal. Bisweilen scheiterten Arbeiten an fehlenden Ersatzteilen, bisweilen aber auch nur an Problemen der Kommunikation mit dem Marinearsenal. Ausgebaute Teile zur Instandsetzung lagen wegen Kapazitätsproblemen acht Wochen unbearbeitet im Arsenal – ohne dass das Bordkommando davon erfuhr. Die Werft vergaß bei den Anschlussarbeiten eine Düse, und beim Spülen des Sprühsystems ergoss sich das Wasser in den Rechnerraum des Schiffes.
Zusätzliche Probleme entstanden dadurch, dass Dienstleistungen notwendig wurden, die schlicht nicht eingeplant waren. So verzögerte sich der Einbau eines neuen Antriebsdieselmotors, weil das Aggregat vom Depot in Wilhemshaven zur Werft in Berne transportiert werden musste. Die liegt allerdings auf dem Gebiet der Hansestadt Bremen, und das mit einem Rahmenvertrag beauftragte Transportunternehmen der Bundeswehr hat die Dauergenehmigung für überbreite Schwertransporte nur für das Land Niedersachsen. Eine Ausnahmegenehmigung hätte zwei weitere Wochen Verzug bedeutet, so transportierte die Werft mit ihrer Genehmigung für beide Bundesländer am Ende den Bundeswehrmotor.
Hinzu kamen Kosten, die für eine Reparatur eigentlich nicht vorgesehen waren: Weil die Brandenburg in Berne und nicht in Wilhelmshaven eingedockt wurde, musste ein Containerdorf für die Besatzung errichtet werden – für rund 750.000 Euro, Reisekosten nicht mitgerechnet. Gespart wurde dafür an der Sanierung der Wohnbereiche auf der Fregatte: Die malerte die Besatzung in Eigenleistung. Nach 25 Jahren im Dienst der Flotte bedarf ein solches Kriegsschiff jedoch in vielen Bereichen der professionellen „Sanierung“, zumal die Besatzung in der nächsten Betriebsperiode weite Teile des Jahres an Bord verbringen muss und dies möglichst in einer wohnlichen Atmosphäre, heißt es im Abschlussbericht. Auch das gehört zu einem attraktiven Arbeitgeber dazu.
Das Hauptproblem aus Sicht der Besatzung: Das Marinearsenal ist personell völlig ausgelaugt, überaltert, überfordert und dadurch nicht mehr in der Lage, die geforderte Quantität und Qualität der Arbeiten an Bord und in den Werkstätten in der erforderlichen Zeit zu erledigen. Das sei allerdings nicht das Problem, für dass das Arsenal selbst verantwortlich zu machen sei, heißt es aus der Marine: Die Schließung des Marinearsenals in Kiel, ein Einstellungsstopp und der Verzicht selbst auf Übernahme der eigenen Auszubildenden hätten das System an den Rand der Leistungsfähigkeit gebracht.
Das hat natürlich auch die Marineführung erkannt. Schließlich seien neue Stellen geschaffen worden, die sich allerdings nicht sofort auswirken würden, erklärte ihr Sprecher in einer sehr in die Zukunft gerichteten Stellungnahme via Twitter:
Hier die Stlgn der @deutschmarin zu „Ausfälle bei der Bundeswehr: Marine fürchtet um Einsatzfähigkeit“, die auch dem SPIEGEL zeitgerecht vorlag. https://t.co/aAcC9qfhqc via @SPIEGELONLINE @HerrNeuschnee @SchneiderKarWHV @AugenGeradeaus @kaikowsky @AndreasRieve pic.twitter.com/7KYcxERztE
— @marinespox (@marinespox) 5. Juli 2019
Für die Brandenburg allerdings sind die Verzögerungen der planmäßigen Instandsetzung längst eingetreten. Und für die Fregatte drängt ein bisschen die Zeit (wie vermutlich für andere Einheiten auch): Im Juli kommenden Jahres soll das Kriegsschiff in den Einsatz in der Ägäis gehen. Je später sie in die Werft kommt, um so später erreicht die Fregatte ihre volle Einsatzfähigkeit. Und die braucht sie ein paar Monate vor einem Einsatz, um auch die Besatzung voll einsatzfähig zu machen.
(Archivbild: Flugkörperschießen der Fregatte Brandenburg im Einsatz- und Ausbildungsverband im Februar 2015 – Sascha Wunderlich/Bundeswehr)
„Es drängte sich der Verdacht auf, dass es im Kern eines Instandsetzungsvorhabens nur um den rechts- und regelkonformen Prozess- und Verfahrensablauf, nicht jedoch um die zeitgerechte Wiederherstellung der vollen Einsatzfähigkeit eines Kampfschiffes geht.“
Harte Vorwürfe. Aber leider nicht ganz unwahrscheinlich, dass sie zutreffen.
Subjektiv habe ich den Eindruck, dass die Anzahl der Havarien, aus welchen Gründen auch immer, sich in jüngsten Jahren häufiger manifestiert haben, wie bspw. auch kürzlich vor Norgwegen. Gibt es hierzu eine verlässliche Datenlage? Es würde mich brennend interessieren.
Und der Einsatzgruppenversorger FRANKFURT AM MAIN liegt seit…nunja…ca. 6 Monaten im Stützpunkt Wilhelmshaven. Im Januar war man 5 ganze Tage auf See. Erst zum Januar 2020 geht’s in die Werft zur Instandsetzung. Im Oktober mit Glück kurze Seefahrt wegen Komandantenwechsel.
Es gab/gibt keinen Instandsetzungsbeauftragten, der alles in die Wege leitet.
Speziell was das Marinearsenal betrifft, und dessen Personalsituation:
Das ist nicht die Bilanz von von der Leyen.
Das wäre die „Ernte“ von de Maiziere… Und eine Folge der Finanzkrise und deshalb begonnene Sparmaßnahmen, die deutlich in die Substanz gingen.
@TW: Das Marinearsenal hat nur ein Dock.
Mit zwei Wochen Docken ist es nicht getan.
Die Brandenburg sollte letztes Jahr in eine kurze Zwischeninstandsetzung. Durch Produktänderungen (FüWES neu!), zur Beseitigung der Schäden der Havarie in Piräus (Molenramming) und aufgrund des allgemein schlechten Zustands des Schiffs (Huh, Pflege und Wartung?) musste das Vorhaben schon deutlich vergrößert werden.
Vielleicht sollte man mal die Frage stellen, warum ein umfangreich instandgesetztes Schiff so schnell wieder havariert?
@Tash: Wenn man seh viel weniger Zeit zum Üben hat (Seefahrtstage), dann geht halt mehr kaputt.
Warum kauft man nicht zusätzliche Fregatte der F 124 Klasse, wie man es Auch bei den Korvetten der K 130 gemacht hat? Vom Alter her sind beide etwa gleich, die Ausrüstung / Bewaffnung auf den neuesten Stand bringen, und man hätte recht schnell mehr Schiffe.
Ich habe es ja schön öfter geschrieben:
– Die Bundeswehr ist nicht „kaputtgespart“, sondern „kaputtreformiert“ worden.
– Ehemals funktionierende Prozesse und Strukturen wurden in den letzten Jahrzehnten so grundlegend und orientierungslos „reformiert“, dass nun in vielen Bereichen von der Hand in den Mund gelebt werden muß. Die in dem obigen Bericht geschilderten Abläufe um die Instandsetzung der Fregatte Brandenburg stehen in meinen Augen nur als EIN Beispiel für diese Feststellung.
– War die Optimierung des gesamten Rüstungsbereichs nicht einer der ganz großen Schwerpunkte von Frau von der Leyen seit sie im Dezember 2013 das Amt übernahm? Und hat sie nicht dort auch von Anfang an „aufgeräumt“? In einem Bericht des Deutschlandfunks vom März 2014 heißt es diesbezüglich:
„Ursula von der Leyen geht geradezu methodisch vor, als sie sich …einem dritten Problemfeld widmete: dem Rüstungssektor und den damit verbundenen Strukturen im Ministerium…Sie griff durch: Staatssekretär Stephane Beemelmans und der verantwortliche Abteilungsleiter Detlef Selhausen wurden von ihren Aufgaben entbunden….Thomas Wiegold von „Augen Geradeaus“, dem Blog für Verteidigungspolitik: …Sie hat die Verantwortlichen für ein gewisses Kuddelmuddel im Rüstungsbereich, im Beschaffungsbereich, rausgeschmissen, das war keine so große Überraschung. Die Überraschung war vielleicht der Zeitpunkt, denn jetzt ist es so, dass alle Probleme bei den großen Rüstungsprojekten, und da gibt’s viele Projekte und viele Probleme, dass diese Probleme direkt bei ihr landen.“
https://www.deutschlandfunk.de/verteidigungsministerium-die-ersten-100-tage-der-ursula-von.724.de.html?dram:article_id=281018
Kann es rückblickend betrachtet so sein, dass Herr Wiegold damals mit seiner weisen Voraussage Recht behalten hat?
Ich mag mir gar nicht vorstellen, wie das in einem militärischen Konflikt aussieht, wenn mit deutlich mehr Verschleiß und Beschädigungen zu rechnen ist.
Die Bundeswehr ist auf alles vorbereitet; nur nicht auf das, wofür sie eigentlich da ist.
Kann mir bitte irgendjemand erläutern,
-welches ein irgendwie plausibler Hintergrund für folgenden o.g. Sachverhalt sein kann : „Weil die Brandenburg in Berne und nicht in Wilhelmshaven eingedockt wurde, musste ein Containerdorf für die Besatzung errichtet werden – für rund 750.000 Euro“.
Wieso „musste“? Fahrtzeit Berne-WHV ca. 1 Std mit BW-Fuhrpark-Bus. Wozu um alles in der Welt brauch man da ein Containerdorf am Dock???
– warum bei unvorhergesehenem Bedarf an Instandsetzung, Transport, whatever, und Gefährdung der Erfüllung von Verpflichtungen nicht §14 Abs.4 Ziff. 3 Vergabeverordnung herangezogen wird, nach der der öffentliche AG bei dringendem Bedarf auf Ausschreibung verzichten kann, wenn die Umstände für die Dringlichkeit ihm nicht zuzurechnen sind?
Ich bitte ehrlich um Aufklärung.
Dann tauchen wir mal in das Vergaberecht ein:
1. Die VgV ist bei einem Liefer- und Dienstleistungsauftrag der Bundeswehr für „militärische“ Güter nicht einschlägig. Wir sind also eher im Bereich VSVgV (vgl. § 1 VSVgV).
2. Die VSVgV hat aber in § 12 Abs. 1 Nr. 1 b) bb) eine Vorgabe, die dem Sinn entspricht, welcher auch im § 14 Abs. 4 Nr. 3 VGV enthalten ist. Entscheidend ist hier der letze Halbsatz „dürfen nicht dem Verhalten der Auftraggeber zuzuschreiben sein“. Hier liegt das Problem der Bundeswehr begraben. Die Bundeswehr hat bei ihren Marinearsenal erhebliche interne Organisantionsmängel. Diese führen dazu, dass sich Instandsetzungsmaßnahmen verzögern, weshalb z.B. Schiffe und Boote länger als geplant in den Docks liegen. Mit hoher Wahrscheinlichkeit führte damit das Verhalten der AG/Bundeswehr dazu, dass deshalb kein Dock frei ist. Im Ergebnis kann sich die Bundeswehr nicht auf die Ausnahme berufen.
Die Situation ist aus militärischer Perspektive völlig irrwitzig. Die Bundeswehr hat größte Probleme die Einsatzfähigkeit ihrer Schiffe und Boote aufrechtzuerhalten. Trotzdem darf sie nicht einfach direkt private Auftragnehmer beauftragen, die die Mängel abmildern könnten. Diese auf den ersten Blick Unsinnigkeit hat aber auch einen Sinn. Eine Behörde soll nicht einfach Aufträge direkt vergeben können und damit im Kern sich das Leben einfacher machen (keine aufwendigen Verfahren durchlaufen müssen), nur weil sie schlecht organisiert ist.
Ansonsten scheinen wir Deutschen mit von der Leyen eine Spitzenkraft nach Brüssel zu schicken. Diese hat es in sechs Jahren geschafft, dass das Beschaffungswesen und die Instandsetzung der Bundeswehr tadellos funktionieren. Gut auch, dass die Bundesregierung Merkel nur Personen auf mächtigere Posten hebt, die auf ihrem bisherigen Posten geglänzt haben.
Wer die Ironie findet, darf Sie behalten. ;-)
Das Schweigen der Admiralität!
Man kann nicht alle Fehlentwicklungen der letzten 20 Jahre in der Bundeswehr nur dem/der Verteidigungsminister/in anlasten. Schließlich gibt es unter ihm/ihr noch eine große Anzahl von Spitzenbeamten und Flaggoffizieren, die für ihren unterstellten Bereich VERANTWORTLICH sind.
Wenn diese aber von ihren Unterstellten immer wieder fordern wenigstens „80 Prozent Lösungen“ zu finden, die man „nach oben“ als (eigene) Erfolge verkaufen kann, die echte Probleme als „Herausforderungen“ verharmlosen und sich die schlechte Lage mit dem Spruch „das Glas ist halbvoll und nicht halbleer“ schönreden, dann kann nicht verwundern, wenn es irgendwann zum Knall kommt.
Man muss sich also auch fragen, ob bei der Auswahl unserer Spitzenmilitärs wirklich eine „Bestenauslese“ erfolgt, oder ob nicht nur die zum Flaggoffizier befördert werden, die es der politischen Führung durch das Verschweigen von eklatanten Fehlentwicklungen zu leicht machen, vernunftbeleidigende Reformen durchzusetzen, die am Ende dazu führen, dass große Teile der ihnen unterstellten Streitkräfte nicht mal mehr zu „80 Prozent“ EINSATZFÄHIG sind.
Durch ihr Schweigen machen sie sich mindestens mitschuldig an der desolaten Lage der Bw, werden ihrer Verantwortung als militärische FÜHRER nicht gerecht und verlieren das Vertrauen der ihnen unterstellten Soldatinnen und Soldaten, die sich täglich denselbigen aufreißen, um nicht „Teil des Problems, sondern der Lösung“ zu sein.
Zumal, was macht die Besatzung den lieben ganzen Tag?
Und noch ein Verständnisproblem: Seit wann liegt denn Berne in Bremen? Ich komme doch ohne Niedersachsen zu verlassen auf dem üblichen Weg aus WHV zu Fassmer ans Schwimmdock. Nur ein Miniteil von Fassmer liegt auf Bremer Gebiet.
Irgendwie klingen die o.g. Probleme alle so….konstruiert.
Streiche Fassmer, ich meinte Lürssen!
@ Pete, kaputt reformiert ist sicherlich korrekt. Die Reformen (in den Bereichen Personal, Infrastruktur, Ausrüstung) folgten aber allesamt dem Prinzip, Geld einzusparen. Keine 2% Diskussion hier, aber mit den aktuellen Ansätzen und der derzeitigen mittelfristigen Finanzplanung wird sich nur wenig bessern. Denn es geht lediglich darum den Mangel zu verwalten. Es ist keine solide Planung für die nächsten 5 Jahre möglich. Und bei der Instandsetzungsplanung für die Marine kann man nicht Quartalsweise alle Planungen umwerfen, weil zufällig im dritten und vierten Quartal etwas Geld übrig ist ( z.b. weil eine andere Instandsetzung sich verzögert)
Ein moderater Anstieg Richtung 1,4 bis 1,45% des BIP (meine persönliche Einschätzung, sitze nicht bei Haushalt im BMVg) hätte etwas mehr Zuverlässigkeit bei der Planung für die nächsten drei Jahre gegeben.
Die Aufgabe gleicht einer Quadratur des Kreises, betrachtet man die derzeitige personelle Situation (aufgrund der Personalpolitik bis 2015, ausschließlich ausgerichtet am Personalabbau und nicht am Kompetenz Erhalt), die fehlende Infrastruktur ( z.B. Aufgabe der wesentlichen BW eigenen Instandhaltungs-Kapazit in Kiel sowie fehlende Industrie-Kapazit aufgrund des immer geringeren Bedarf ab 1990) und last but not least die Reform des Rüstungsbereich 2012, die noch einmal beschleunigt zu einem riesigen Kompetenzverlust bei der Nutzungssteuerung durch die ersatzlose Auflösung der TSK Nutzungsämter geführt hat.
Unter diesen ganzen Umständen soll nun die Trendwende Material umgesetzt werden, flankiert von einer SASPF Einführung und einer ständigen Weiterentwicklung des Vergaberechts. Binnen Jahresfrist oder kürzer ändern sich laufend wesentliche Rahmenbedingungen die eine langfristige vorausschauende Planung weiter erschweren.
In Konsequenz können all diese Faktoren immer wieder zu Verzögerungen führen.
@LuckySailor
„Man kann nicht alle Fehlentwicklungen der letzten 20 Jahre in der Bundeswehr nur dem/der Verteidigungsminister/in anlasten.“
Da haben Sie auf den ersten Blick Recht, aber ich verweise darauf, was Sie weiter unten geschrieben haben, Zitat:
„Man muss sich also auch fragen, ob bei der Auswahl unserer Spitzenmilitärs wirklich eine „Bestenauslese“ erfolgt, oder ob nicht nur die zum Flaggoffizier befördert werden, die es der politischen Führung durch das Verschweigen von eklatanten Fehlentwicklungen zu leicht machen…“
Die Auswahl der Flaggoffiziere erfolgt durch die Leitung. Gerade die jetzige Ministerin hat diesbezüglich ja sehr deutliche Akzente gesetzt. Somit landet die letztendliche Verantwortung doch wieder bei „dem/der Verteidigungsminister/in“.
@Lucky.Sailor : Natürlich müssten die Untergebenen, Admiralität, Flag Offiziere… deutliche Worte finden, wenn etwas schief geht. Aber ich frage Sie selbst : Haben Sie in Ihrer täglichen Arbeit schon einmal so gehandelt?
Ich spreche leider aus Erfahrung, auch in der Privatwirtschaft werden regelmäßig alle rundgemacht, versetzt etc, die es wagen, auch nur piep zu sagen.
Das führt dann dazu, dass viele schweigen, und sich innerlich sagen : War ja klar, dass es soweit kommt. Aber man darf ja nichts sagen.
@Landmatrose3000: Angenommen, es würde mit der Verfügbarkeit der Einheit zur Erfüllung der Bündnisverpflichtungen begründet.
Gegenfrage: Warum schicken sie keine andere Einheit?
Erwartbare Gegenantwort: Weil wir keine anderen Einheiten mehr haben. Sagen wir doch seit Jahren!
Preisfrage: Warum ist ihre Flotte seit Jahren derart schlecht aufgestellt? Das ist Planungsversagen und demnach doch dem öAG zuzuschreiben. Ausnahmetatbestand nicht gegeben.
@Pete
Stimme Ihnen teils zu.
Die Auswahl der A16+ Kandidaten erfolgt allerdings nicht durchs BMVg sondern das PersABw aufgrund von Beurteilungen durch militärische Vorgesetzte.
Hier fördert das „System“ oft nicht die wiklich leistungsstärksten, sondern diejenigen, die am bequemsten zu führen sind, weil sie nicht aufbegehren, wenn Auftrag und Mittel mal wieder weit auseinanderklaffen.
Die Ernennung zum Flaggoffizier dann erst viel später durch den/die BM.
Zum Thema Geld, es ist ja nicht so, dass die BW nicht unterfinanziert wäre, die Frage ist aber auch wofür das Geld ausgegeben wird. Der Anteil der Kampftruppe in den Brigaden wurde in den letzten 30 Jahren kontinuierlich vermindert, nicht nur relativ durch die Steigerung von Aufklärung und Logistik, sondern auch absolut. Dafür führt eine Division jetzt statt 3 oder gar 4 Brigaden nur noch 2. Ebenso mischen wir in drei Korpsstäben mit, bringen aber die Größenordnung von 3 Brigaden aus der Kaserne, die wir mit eigenen Mitteln kaum verlegen können. (Außer auf Rad/Kette) Bei der Marine sieht es nicht anders aus, auf eine Schiff/Boot mit Kampfauftrag kommen 1,5 Admiräle und da rede ich nicht von den einsatzfähigen Schiffen/Booten.
Die Bundeswehrunis haben nahezu genausoviele Studenten wie in Zeiten eines BW mit 495.000 Soldaten. All diese Offiziere/Stäbe wollen ihre Existenzberechtigung und produzieren damit sehr viel Papier und Verfahrensanweisungen. Möglicherweise werden damit Kosten durch freihändige Vergabe an ungünstige Anbieter gespart, aber die Verwaltung kostet auch und der Nutzen ist fraglich. So kann ich mir ein Desaster wie die Gorch Fock in keinem der Unternehmen in dem ich seit meinem Ausscheiden aus der BW gearbeitet habe ohne Personalwechsel vorstellen.
„Das Hauptproblem aus Sicht der Besatzung: Das Marinearsenal ist personell völlig ausgelaugt, überaltert, überfordert und dadurch nicht mehr in der Lage, die geforderte Quantität und Qualität der Arbeiten an Bord und in den Werkstätten in der erforderlichen Zeit zu erledigen. Das sei allerdings nicht das Problem, für dass das Arsenal selbst verantwortlich zu machen sei, heißt es aus der Marine: Die Schließung des Marinearsenals in Kiel, ein Einstellungsstopp und der Verzicht selbst auf Übernahme der eigenen Auszubildenden hätten das System an den Rand der Leistungsfähigkeit gebracht.“
Das System Rüstung/Instandsetzung und Beschaffung ist durch ständige „Einsparungen“ nunmehr vollends vor dem Kollaps, wenn das Marinearsenal in Kiel so überflüssig war dass man es schließen konnte, warum muss man dann jetzt „neue Stellen“ schaffen?
Wenn das BAAINBw bisher mit soviel weniger Personal auskommen konnte, warum muss man dann jetzt „dringend“ neues Personal eingestellt und ausgebildet werden? Das lässt sich nicht nur mit einer „veränderten militärpolitischen Lage“ erklären, das ist schlicht Desinteresse an funktionierenden Streikräften oder Schlimmeres.
Der beabsichtigte Verkauf der Instandsetzungswerke Land mit den Kapazitäten an die Industrie geht doch offenbar in dieselbe Richtung, man lernt einfach nicht aus den Fehlern der Vergangenheit. Die von der Noch-Ministerin verkündete Trendwende Rüstung:“ Die angestrebte Gesamtsumme von 130 Milliarden Euro für die nächsten 15 Jahre wird somit voraussichtlich für eine Grundausstattung reichen, die die Truppe ihre Aufgaben im Kernbereich Landes- und Bündnisverteidigung erfüllen lässt – unter anderem mit einer umfassenden persönlichen Ausrüstung für jeden einzelnen Soldaten, bis hin zur Nachtsichtbrille, und einer hundertprozentigen Ausstattung der Einheiten mit den benötigten Waffensystemen und Fahrzeugen. “ (Quelle AG v. 26.01.2016)
lässt weiterhin auf sich warten. Im Gegensatz zu den vollmundigen Versprechungen ist der EP14 nur in 2020 leicht angehoben worden, somit sind neubeginnende Projekte nur unterzubringen wenn der übliche Dreisprung: Streichen, Strecken, Schieben, angewendet wird. Die versprochenen „drei bis vier Milliarden Euro jährlich allein für Gerät“ sehe ich da nirgens.
@ rhadamanthys
Das she ich genauso.
Das Beschaffungsdesaster ist ja nicht neu, aber die Beachtung der zahllosen, bürokratischen Regeln, bis hin zur 25 Mio Vorlage als einziges Ressort der Bundesregierung mit diesem nutzlosen, aber stark verzögerndem Unfug, ist nur mit einem aufgeblähten Apparat zu leisten, der jedoch zu Lasten der Truppe Dienstposten erfordert. Allein das BAAINBw hat die Stärke einer vollaufgestellten Brigade, das BAPersBw ebenso. Wieviele Brigaden, die zu annähernd 100 % aufgestellt sind, kann das Deutsche Heer in den Einsatz schicken? Die Diskussion über Stäbe und Truppe haben wir hier oft genug geführt, ist es dann nicht an der Zeit endlich die Regeln zu ändern?
In meiner Ausbildung habe ich gelernt, für meinen Verantwortungsbereich auch die Verantwortung zu übernehmen, dann sollten es auch die Truppenführer dürfen. Wo oberhalb der Fähigkeitskommandos existiert denn eine Expertise, welche Waffensysteme oder Ausrüstung denn tatsächlich dort gebraucht wird? Im Planungsamt vielleicht? Warum entscheidet nicht der General, der diese Truppe führt, was als nächstes beschafft wird? Weil man zuviel Angst davor hat, die dramatische Investitionsquote wäre dann sichtbar? Das sind dieselben Politiker, die nach dem Bericht des Wehrbeauftragten wieder verkünden, wie schlimm das Beschaffungswesen ist, aber ändern wollen sie es ja nicht. Siehe das Korvetten-Drama. Glaubwürdig st das nicht
Es ist doch schizophren. Da werden im Marinearsenal junge Leute ausgebildet, die man hinterher nicht übernimmt, obwohl der Personalkörper anscheinend zu klein und überaltert ist. Warum bilde ich die Leute aus, wenn ich sie nicht übernehmen will/kann? Ausbildung kostet viel Geld und der Nutzen für den Betrieb ist erstmal gering und bindet Personal. Man kann sich nur wundern.
Es wird zwar immer von Trendwenden gefaselt, ich sehe die bisher nicht. Es gibt Leuchtturmprojekte, die im Fokus stehen, der Rest wird nicht angefasst aus Angst, irgendeinen Fehler zu machen. So wird das nix mit dem „attraktiven Arbeitgeber Bundeswehr“.
Es ist nicht attraktiv zur Marine zu gehen, weil es zu wenige Schiffe zum fahren gibt. Es ist nicht attraktiv Pilot zu werden, weil es zu wenige Flugstunden gibt. Es ist nicht attraktiv, zum Heer zu gehen, da fehlt es schon an persönlicher Ausrüstung. Und so weiter…
Die Stellungnahme der Marine ist voll von hohlen Phrasen, „die Instandsetzung wird kontinuierlich weiterentwickelt..“. Aha, ja was ist denn das Ziel? Da wird auf den alten Einhüllenbetriebsstofftanker Rhön Bezug genommen, über den wir schon vor geraumer Zeit diskutiert haben. Er sollte ersetzt werden, jetzt wird er (mal wieder) repariert. Eigentlich hat er gar keine Zulassung mehr. Und hier braucht man nur einen kleinen Tanker auf dem Markt zu kaufen.
Und so kann man munter weiter machen. Es ist einfach nur noch lächerlich, was die Phrasendrescher des Ministeriums und der nachgeordneten Ämter von sich geben.
@rhadamanthys
Zu „Der Anteil der Kampftruppe in den Brigaden wurde in den letzten 30 Jahren kontinuierlich vermindert …“
Das trifft nicht zu.
– Bis 1989, Heeresstruktur 4, umfassten sämtliche Pz/PzGrenBrig des Feldheeres 3 Kampftruppenbataillone (KpfTrBtl). Zusätzlich ist in damaliger Festlegung die PzAufklKp der Brig zu nennen, da Aufkl zu der Zeit Teil der Kampftruppe darstellten. In weiterem Rahmen muss auch das AufklBtl der Div genannt werden, ebenfalls Teil der KpfTr. Ausnahmen bildete das Territorialheer (TerrH) mit zwei aktiven und einem teilaktiven KpfTrBtl, sowie die LLDiv mit ihren drei Brig.
– die derzeitigen Heeresbrigaden führen in der Grundgliederung vier KpfTrBtl. Bsp x37: Pz 393, PzGren 371, 391, 909 als ErgTrTl. Ausnahme gilt für L9 mit vier organischen KpfTrBtl – PzGren 33 u 92, Pz 93, Jg 91 sowie im F dem „gem DEU/NLD PzBtl 414“. Unter Einschluss der Panzerpionierbataillone, früher nur PzPiKp, sind heutige Brig an Kampfkraft stärker als ehedem.
Wenn Sie bei KpfTr von vermindert sprechen, trifft dies zu 100% auf Divisionstruppen zu und natürlich Korpstruppen.
[So, Schluss jetzt. Den Versuch, den Marine-Thread zum Thema „Geschichte des Heeres“ umzufunktionieren, beenden wir bitte unverzüglich. T.W.]
@Lucky.Sailor sagt: 07.07.2019 um 11:08 Uhr
„Die Auswahl der A16+ Kandidaten erfolgt allerdings nicht durchs BMVg sondern das PersABw aufgrund von Beurteilungen durch militärische Vorgesetzte.
[…] Die Ernennung zum Flaggoffizier dann erst viel später durch den/die BM.“
+1
@rhadamanthys sagt: 07.07.2019 um 11:10 Uhr
„Zum Thema Geld, es ist ja nicht so, dass die BW nicht unterfinanziert wäre“
Natürlich ist die Bw unterfinanziert. Dramatisch! und das schon seit über 20 Jahren.
Wenn wir weiterhin so wenig für unsere SK ausgeben wollen, dann müssten wird sie deutlich verkleinern. Wenn wir aber unverändert zwischen zwischen 180.000 und 200.000 haben wollen, dann benötigen deutlich (!) mehr Geld.
Die Frage der Einsatzbereitschaft (und der Zahl) der Großgeräte der Marine ist hier nur eines von vielen Beispielen :(
@MJJ, Nur 2 Cent:
VSVGV ist nicht so mein Thema, eher VGV, aber wie MJJ festgestellt hatte sind die Inhalte ja fast deckungsgleich. Zum Thema Dringlichkeit halte ich die enge Interpretation aber für etwas – öhm – mutlos. Wobei es natürlich sehr gut sein kann, dass diese Mutlosigkeit BW-intern vorgegeben ist, weiss ich nicht, vermute und befürchte ich aber leider. Haltung BMWi ist ja grundsätzlich „Dringlichkeit..soll regelmäßig nur bei unaufschiebbaren, nicht durch den Auftraggeber verursachten Ereignissen anzunehmen sein, bei denen eine gravierende Beeinträchtigung für die Allgemeinheit und die staatliche Aufgabenerfüllung droht“. Das Ereignis „Schiff plötzlich kaputt“ ist ja nicht durch den AG im Sinne des Verordnungserstellers „verursacht“, und Leitlinie sollte ja die Abwägung sein ob das Interesse von Bietern am Wettbewerb hinter dem Interesse der Allgemeinheit an der Aufgabenerfüllung zurücktreten muss oder nicht.
Das BMVg hätte auch alle Mittel eine entsprechende gesetzgeberische Klarstellung zu erwirken, dass unvorhersehbare Instandsetzungsleistungen von der Pflicht zur Ausschreibung ausgenommen sein dürfen. Ich frage mich wie sonst Länder wie ohne Marinearsenal (z.B. NOR, BEL, DEN) ihre Marineschiffe instandhalten, da liegt doch auch nicht immer alles auf?
@all: Noch ein Versuch: WARUM Containerdorf? Wieso Berne „in Bremen“?
@BG 10:35
Es geht hier nicht um mich, aber ja, ich habe in meinem Verantwortungsbereich als Kommandant und Disziplinarvorgesetzter nicht widerstandslos alles gemacht, was Vorgesetzte von mir verlangt haben. Auch deshalb bin ich wohl nicht in die „Bestenauslese“ gekommen und so auch nicht Admiral geworden.
Meine Maxime war immer, von meinen Mitarbeitern nur das zu fordern, was ich auch selbst bereit war zu leisten und was ich vor meinem Gewissen verantworten kann.
Mir ist schon klar, dass es in der Wirtschaft schwierig ist, gegen Vorgesetzte aufzubegehren, weil dort sofort die wirtschaftliche Existenz gefährdet ist.
Aber gerade im Offizierberuf hat man doch diese Existenzsorgen nicht und kann sich selbst treu bleiben, wenn man bereit ist, dafür auf eine „steile Karriere“ zu verzichten.
Ich bereue das nicht, sonst müsste ich heute noch vernunftbeleidigende Aufträge der Marineführung ohne ausreichende Mittel erledigen und mich am weiteren Verfall der Einsatzbereitschaft unserer Seestreitkräfte beteiligen.
Was ist die Ursache dafür, dass Schäden konsistent schwerwiegender sind als ursprünglich festgestellt?
@Hans
„Das ist nicht die Bilanz von von der Leyen“
– ein Einstellungsstopp und der Verzicht selbst auf Übernahme der eigenen Auszubildenden – war jetzt von wann bis wann?
Von der Leyen ist seit 17.12.2013 Ministerin, bis heute also 5,5 Jahre.
In der ganzen Zeit bilde ich komplette Jahrgänge aus!
Mit dem Containerdorf verstehe ich auch nicht so wirklich. Mal von der Entfernung (85km Autobahn + 25 km Bundesstraße) und Busfahren abgesehen, wieso muss ich jedes mal ein Containerdorf aufbauen lassen. Da wird doch „regelmäßig“ ein Schiff instandgesetzt oder nicht? Sollte man hier nicht langfristig einen Wohnblock bauen, wenn die Unterbringung vor Ort denn so wichtig ist?
Man kann es drehen und wenden wie und solange man will.
Es hapert nicht daran, dass es zu wenig Kapazitäten bei den Werften gibt, sondern daran, dass wir auf diese Kapazitäten angewiesen sind, weil die Stückzahlen zu niedrig sind.
Unsere Marine hat von kaum einer Klasse mehr als 3 Schiffe, was dazu führt, dass immer maximal eine einsatzbereit ist. Den anderen kleinen Marinen geht es nicht anders.
Hier muss ein Umdenken einsetzen.
Wenn es national nicht mehr finanzierbar ist, mehr Equipment vorzuhalten, muss man es europäisch lösen.
Jeder Staat betreibt dann für bestimmte Aufgaben eine Flotte an Schiffen in ausreichender Stückzahl und nicht jedes Land 3-4 Schiffe. Anders wird das nichts.
@wetzelsgruen sagt: 07.07.2019 um 11:35 Uhr
„Allein das BAAINBw hat die Stärke einer vollaufgestellten Brigade“
Leider unterschätzen Sie das sogar noch. Das BAAINBw hat die stärke von zwei vollaufgestellten überstarken Brigaden oder drei verminderten/leichten Brigaden :(
@Pio-Fritz sagt: 07.07.2019 um 11:36 Uhr
„Es ist doch schizophren. Da werden im Marinearsenal junge Leute ausgebildet, die man hinterher nicht übernimmt, obwohl der Personalkörper anscheinend zu klein und überaltert ist. Warum bilde ich die Leute aus, wenn ich sie nicht übernehmen will/kann“
Ich gehe davon aus, dass Sie eine der Ausbildungswerkstätten meinen, richtig?
Denn an der Stelle wo die Wehrverwaltung „normal“ ausbildet, übernimmt sie im Regelfall auch.
Das Problem ist, dass die Ausbildungswerkstätten nicht für den Bw-Bedarf ausbilden, sondern aus „sozialer“ Verantwortung heraus für den Gesamtmarkt (und als eingeschränktes Werbemittel für die Bw). Sie sind ein Überbleibsel aus alter Zeit und waren mal als Ausbildungsmöglichkeit für Kinder von Bw-Angehörigen gedacht. Sie bilden also nicht für den Bedarf der Bw aus.
D.h. es kann nicht jedem Absolventen dieser Ausbildungswerkstätten ein DP in der Wehrverwaltung angeboten werden. Der Bedarf hierfür ist schlicht nicht da. Die Hoffnung der Bw in den letzten Jahren war zumindest einige der Gesellen, die nicht in die Wehrverwaltung übernommen werden können, nach Freisprechung für die Streitkräfte zu gewinnen. Nach meinem Kenntnisstand ist der Erfolg durchwachsen. Je nach Region und Ausbildungsfeld zwischen gut und ernüchternd.
„Es wird zwar immer von Trendwenden gefaselt, ich sehe die bisher nicht.“
Naja, der Erfolg ist nicht umfänglich sichtbar (und auch nicht umfänglich vorhanden, weil halt noch viel zu wenig Geld zur Verfügung steht), aber einige sehr positive Entwicklungen sowohl im Bereich Personal, als auch Material sind ja doch offensichtlich. Man muss nur hinschauen :)
Ich glaube nicht, dass man diese Probleme in erster Linie nur der Politik bzw. dem Ministerium und Ministern anlasten kann. Das scheint mir eher ein Fehler im System zu sein, das vielleicht mit Haltungs- und Führungproblemen ab einer gewissen Besoldungsstufe zu tun hat?
Es kann ja auch nicht sein, dass die rechts- und regelkonformen Prozess- und Verfahrensabläufe wichtiger sind als die Einsatzbereitschaft. Wichtiger wäre es Fehler zu machen bzw. diese auch machen zu dürfen und daraus zu lernen.
Frage an die Experten:
Wenn man denn zu der (nahe liegenden) Einsicht käme, dass die Schließung des Marinearsenals in Kiel ein großer Fehler war: Könnte man diesen überhaupt noch rückgängig machen, oder wurde das Gelände inzwischen privatisiert und anderweitig genutzt?
Zugegeben, ich habe Null Ahnung. Aber aus meiner Laienperspektive:
Wäre die Instandsetzung von Schiffen nicht ein perfektes Gebiet für die PESCO? Da gibt es doch auch Logistik-Aspekte, Militär-Schengen und so. Für die Perspektive sich in Europa gemeinsam verteidigen zu können, ist es doch ohnehin unerlässlich, dass man sich mit dem Material der Verbündeten auskennt, oder? Im Zweifel muss eine Reparatur auch woanders möglich sein. Deutschland muss seine Kapazitäten natürlich wieder aufbauen, aber muss man zu den alten Routinen und Strukturen zurück?
Wenn es denkbar wäre, dass Deutschland gegen Geld auf die Kapazitäten anderer Länder zugreift, besonders solcher, mit denen man auch schon in der Beschaffung zusammengearbeitet hat, dann wäre das doch eine Lerngelegenheit. Und wenn wir irgendwann wieder die Kapazitäten haben, können wir vielleicht auch eine niederländische Fregatte wieder flott machen.
Und bei der Neubeschaffung von relativ simplen Einheiten wie Tankern und Schleppern (und Tendern?) müsste doch von Anfang an klar sein, dass sie in ein europäisches Instandsetzungsnetzwerk eingebunden sind.
@xyz: Falscher Angriffspunkt.
Als Bürger haben sie das Recht, dass sich die Verwaltung an die erlassenen Regeln und Verfahren hält. Deshalb hat die Exekutive die Pflicht, die erlassenen Regeln und Verfahren einzuhalten. Das nennt man Rechtsstaat.
Wenn das Einhalten der erlassenen Regeln und Verfahren nicht zum gewünschten Ergebnis führt, müssen die erlassenen Regeln und Verfahren eben angepasst werden. Und das muss sehr wohl auf Ebene Ministerium und aufwärts erfolgen.
Es ist unredlich, die Einhaltung von Regeln als Haltungsproblem zu unterstellen. Die Einsatzbereitschaft ist seit Jahren praktisch nicht mehr gegeben — das wurde ignoriert bzw. beschönigt. Der Instandsetzungsbereich hat seit Jahren den Kapazitätsengpass angenahnt — das wurde ignoriert bzw. beschönigt. Hier hat Spitzenpersonal über Jahre seine Hausaufgaben nicht gemacht — da braucht man das jetzt nicht in die Schlammzone abdrücken und „fünfe gradeseinlassen“ fordern.
Wohncontainer der Marine auf/bei regelmässig genutzten Werften sind eigentlich normal. Zu meiner Zeit ™ waren wir allerdings gegenüber in Vegesack in einer alten Kaserne untergebracht, die es vermutlich heute nicht mehr gibt, inkl. VB Boot zum täglichen übersetzen. 2h Transportzeit täglich über mehrere Monate hinweg könnte kontraproduktiv sein.
@Navales: das Gelände ist nicht das Problem, die Liegenschaft existiert immer noch, das MArs war ja nicht die einzige Dienststelle dort. Aber die Leute sind weg. Und neues Personal wird man realistisch betrachtet selbst mittelfristig nicht in ausreichender Zahl finden..
@Lucky.Sailor 13:50
Dann haben Ihre Vorgesetzte dies nicht persönlich genommen, sonst wären Sie mal einige hundert km versetzt worden. Oder in den vorzeitigen Ruhestand.
Beispiele dafür gab es genügend, wenn es öffentlich bekannt wurde.
Unter anderem, wegen „Aufruf zum Putsch“. Einer von 65 sagte etwas, der Rest schwieg.
@ Der Realist 14:07
Wie ich schon fragte, warum baut man nicht mehr F 124?
Ein kleiner Tipp zum Lesen, wenn es um Beschaffung geht:
Josef Kraus/Richard Drexl, Nicht einmal bedingt abwehrbereit. Die Bundeswehr zwischen Elitetruppe und Reformruine. 240 Seiten, FinanzBuch Verlag, 22,99 €.
Sorry, aber ich begreife da immer noch fast nichts:
– Wozu 3/4 Mio € in Containerdorf versenken?
– Warum Verzögerung beim Schwertransport weil Genehmigung für Bremen fehlt wenn Weg nicht über Bremen führt?
– Warum Dock im MArs überhaupt Thema – entweder Mars kann den Schaden mit eigener Manpower insten, dann mietet man eben ein Dock bei einer Werft in DEU (NLD, DEN?) an wenn das eigene belegt ist und entsendet das Inst-Team eben. Alles Material kann mit LKW verfahren werden. Oder Mars kann das nicht, dann ist egal ob die Sachsen im Bauhafen WHV das Dock belegt.
– Und wenn man die Inst fremdvergeben muss, warum hat BAAINBW keine Eier in der Hose bei sowas dann eben Dringlichkeit festzustellen und direkt zu vergeben? Jaja, aus Angst, dass ja jemand das Verfahren anfechtet und Schaden wg. unzulässiger Vergabe ersetzt haben möchte. Merkwürdig nur, dass bei dem Thema Beraterverträge o.ä. sowas ja doch auf einmal alles völlig egal ist und man doch kreativ werden kann, wenn es nur jemand wirklich will. Merkwürdig auch, dass die – dann zu Recht gerügten – Verstösse gegen die Vergaberegeln der letzten Zeit gefühlt nur immer bei solchen Fällen auftraten, wo sowas wie Dringlichkeit für den Einsatz nicht wirklich zu verspüren war….
Von vorne bis hinten: Facepalm!!!! Was ist das, Selbstlähmung oder Selbstsabotage?
Der Abschlussbericht des Bordkommandos ist dabei ja erfreulich deutlich – und für BAAINBW ziemlich vernichtend hinsichtlich “….Es drängte sich der Verdacht auf, dass es im Kern eines Instandsetzungsvorhabens nur um den rechts- und regelkonformen Prozess- und Verfahrensablauf, nicht jedoch um die zeitgerechte Wiederherstellung der vollen Einsatzfähigkeit eines Kampfschiffes geht….“
Und bevor ich für 3/4 Mio ein Containerdorf aufbaue, warum, wenn es denn so schlimm ist 1Std nach WHV zu fahren für die hoffentlich überschaubare Zahl an Kameraden die beim Werftlieger Däumchen drehen und Playstation zocken dürfen- warum buche ich nicht Hotel- oder Ferienzimmer für die? Spart sechstelligen Betrag, wetten?
@BG:
Der F124-Ansatz hat m.E. drei Nachteile:
– Sie braucht eine sehr große Besatzung, die Marine hat jedoch heute schon Personalsorgen ohne Ende. Das spricht ehr dafür, selbst die vorhandenen F124 nicht über x Nutzungsdauerverlängerungen bis Ultimo in Dienst zu halten.
– Der Entwurf ist über 20 Jahre alt, es gibt inzwischen auch von deutschen Werften Moderneres.
– Die F124 ist schwerpunktmäßig auf AAW ausgelegt, dringend gebraucht würden aber eher Mehrzweckfregatten mit ausgeprägter ASW-Fähigkeit. Eher so etwas wie die Meko A200 AN, welche TKMS für Algerien gebaut hat:
https://www.navyrecognition.com/index.php/news/defence-news/year-2015-news/july-2015-navy-naval-forces-defense-industry-technology-maritime-security-global-news/2918-powerful-german-built-meko-a-200-an-frigate-for-algerian-navy-to-start-sea-trials.html
Aufgrund des relativ weit fortgeschrittenen Vergabeverfahrens für MKS 180 glaube ich aber nicht, dass ein Nachbau irgendeiner anderen bestehenden Fregattenklasse schneller umzusetzen wäre. Bei den K130 2. Los liefen ja auch Wunsch und Wirklichkeit ein paar Jahre auseinander…
Es stellt sich wieder einmal heraus, Profis reden über Logistik, wenn es um die Einsatzbereitschaft und damit letztendlich um die Kampfkraft von Streitkräften geht! Nun ist dies zum wiederholten Male ein Reinfall mit Ansage !
Jedem Logistiker war klar, dass man das Marinearsenal Kiel nicht einfach schließen kann, ohne dass es Auswirkungen auf die Marine hat. Vor allem Dingen das erfahrene Personal des Marinearsenals war der größte Pluspunkt. Aber erfahrenes Personal hat man ja in den letzten 15 Jahren ja mit Schwung aus den Streitkräften getrieben, (überall aber insbesondere auf der StFw und OStFw-Ebene in der Logistik).
Die leidige Diskussion über die Überalterung des Personalkörpers, der langjährige Einstellungsstopp für Zivilpersonal der Bw (WTD), der damalige Streit zwischen dem Präsidenten des BwB und dem BmVg, der sich um 2005 rum weigerte 1000 Planstellen einzusparen, der dann mit dem Kraftakt endete, dass die Haushälter im Ministerium ihm die HH-Karten für die 1000 Stellen nach und nach entzogen haben und zu guter Letzt hat man das Präsidentenamt des BwB dann zum politischen Beamten geändert, damit man ihn leichter in den einstweiligen Ruhestand schicken kann, wenn er sich der Politik widersetzt. Der damalige Präsident hat sich übrigens der Versetzung ins Ministerium mit einem gesundheitlichen Attest als nicht politischer Beamter entzogen.
Dann hat man die Nutzungsämter den Teilstreitkräften entzogen und beim BAAINBw in Koblenz angesiedelt. Natürlich sind die Spezialisten der Lw aus Köln und der Marine aus Rostock nicht nach Koblenz umgezogen und so weiter und so fort.
Meiner Meinung hat hat man getestet, wie viel Kompetenz man einem System entziehen kann, bis es zusammenbricht. Es hätte alles funktioniert, wenn man das Personal nicht vergrault hätte und die Improvisationsfähigkeit nicht durch die Einführung von SASPF deutlich gehemmt hätte.
Irgendein Baustein ist aber zuviel entfernt worden und jetzt fällt das Kartenhaus in sich zusammen und man wundert sich, warum die Industrie, die ja von den hauseigenen Beratern (GEBB) so schwer gelobt und empfohlen wurde, es nicht auffangen kann.
Auch die Industrie kocht nur mit Wasser und ohne Personal, langfristige Aufträge, langfristige Perspektive bauen die auch keine Instandsetzungslogistik auf und noch schlimmer, in der industriellen militärischen Logistik arbeiten überproportional viele Angestellte der Baby-Boomer Generation. Die Industrie fährt in der Personalpolitik für die militärische Logistik auf Sicht ! Wenn es nicht bald langfristige Verträge für die Industrie gibt, dann gehen dieses Baby-Boomer mit ihrem Wissen ohne es an einenen Nachfolger übergeben zu haben in Rente !
@ Koffer 06.07.2019 um 15:05 Uhr
„Es drängte sich der Verdacht auf, dass es im Kern eines Instandsetzungsvorhabens nur um den rechts- und regelkonformen Prozess- und Verfahrensablauf, nicht jedoch um die zeitgerechte Wiederherstellung der vollen Einsatzfähigkeit eines Kampfschiffes geht.“
Wenn er dieses Zitat betrachtet sollte der Soldat erkennen: Die zeitgerechte Wiederherstellung des Schadgerätes ist der Auftrag, die Einhaltung des regelkonformen Prozesses eine Auflage, die zu diesem Auftrag gehört. Die Auflage kann der Auftragserteiler außer Kraft setzen – hat er aber nicht. Ich höre aus dem Ministerium auch nicht, dass der Auftragsempfänger die Auflage irrtümlicher- oder fälschlicherweise eingehalten hätte und diese im Sinne der Auftragstaktik natürlich zu vernachlässigen war.
Die Ausführung des Auftrages „Wiederherstellung der Einsatzbereitschaft “ entspricht also wohl den Vorgaben und Erwartungen des BMVg.
@ Georg sagt:
08.07.2019 um 8:55 Uhr
– Sie haben sehr schön ausgeführt und mit vielen Beispielen belegt, was ich in meinem Beitrag (@Pete 06.07.2019 um 18:41 Uhr) ausdrücken wollte mit der Anmerkung, dass man die Bundeswehr „kaputtstrukturiert“ hat.
– Nun könnte man ja hoffen, dass die Politik bereit ist, Lehren aus diesem traurigen Ergebnis zu ziehen und künftig zunehmend Sachverstand und Rationalität zur Grundlage der Weiterentwicklung der Bundeswehr zu machen. Die Hoffnung stirbt bekanntlich zuletzt. Deswegen kann man weiter hoffen.
– In Spiegel-online habe ich jedoch gerade einen Artikel gelesen mit dem Titel „Wer wird IBuK ?“. Dem Artikel zufolge legen sowohl die Kanzlerin als auch AKK Wert darauf, dass auch nach dem Abgang von Frau vdL die Hälfte aller Ministerposten der CDU mit Frauen besetzt sind. Da sich offensichtlich im Moment keine CDU- Frauen für das Verteidigungsministerium so richtig begeistern können, müsse man dann eine gößere Kabinettsumbildung durchführen.
Meine simple Frage ist:
Spielen möglicherweise erneut parteipolitische Taktierereien (50 Prozent CDU- Frauen im Kabinett) eine größere Rolle bei der Auswahl des/der IBuK als die Belange der Organisation Bundeswehr und die Anforderungen an den „Dienstposten“?
Viele genannte Details haben zu der Misere beigetragen: Schließung des Marinearsenals Kiel, Abbau von Zivilpersonal, Rückzug der Rüstung auf juristische und prozedurale Aspekte und sicher vieles mehr. Aber kommt das überraschend? Nein. Leitende Beamte und Soldaten müssen das seit vielen Jahren wahrgenommen, aber dazu geschwiegen haben. Oder sogar schön geredet haben, was ja angedeutet wurde und ich auch schon mal selbst vernommen habe (dröhnendes „die Marine ist gut aufgestellt“, „das Glas ist halbvoll“ usw.). Es gibt ein veritables Führungsproblem, das elementarer ist, als die misslichen Details.
@ Uwe:
+1
Moin Herr Wiegold,
bei dieser Gelegenheit vorab ein DANKE für „Augen geradeaus!“!
Auch in diesem Artikel inkl. der Kommentare steckt viel Lesenswertes. Allerdings stößt mir die Überschrift gerade wieder auf. Genauso das „Wenn es denn Dock-Kapazitäten für die Schiffe und Boote der Marine gäbe.“ in der Einleitung. Schon aus dem Artikel wird klar, dass das Problem an anderer Stelle liegt. Wer die Verhältnisse an der Küste kennt, kommt zum gleichen Schluss. Aus meiner Sicht daher ein irreführender Einstieg.
Sie schrieben selbst kürzlich an anderer Stelle sinngemäß „Überschriften sind verbesserungsfähig“. Ich würde mich sehr freuen wenn Sie sich damit nicht zufrieden geben sondern der Überschrift die gleiche Qualität gönnen wie dem weiteren Inhalt.
Für meinen Teil nehme ich das mal zum Anlass nicht nur Artikel und podcast zu konsumieren sondern auch eine kleine Investition zu tätigen in das „Zeit-fürs-Überschriften-Verfeinern-Budget“ von Augen geradeaus!
Dank+Gruß von der Küste
Ich denke, dass eines der Hauptprobleme – und da bin ich bei Georg – die fehlende Perspektive des Personals und dieses Klein-Klein in der Beschaffung ist.
Dass LOGISTIK die wichtigste Fähigkeit einer jeden (militärischen) Operation ist.
Viele Probleme hätte man schon vor Jahren angegehen müssen, mit einem modernen SCM (Supply-Chain-Management), statt der kaskadierenden „Zettelwirtschaft mit 3 Durchschlägen“, die man in der Truppe seit jeher pflegt und die man durch SASPF versucht hat digital abzubilden.
Ferner behält jeder „Fachmann“ sein Wissen für sich – teilweise auch, weil es keinen Nachwuchs gibt, dem man das Wissen zuteil werden lassen könnte.
Jedes Großgerät kann man über die komplette Lebensdauer durchplanen: Standard-Überholungen, Kampfwertsteigerungen (und sei es nur durch statistische Ex-Post-Analysen), Verschleiß, sogar Schäden und deren Instandsetzung, bis hin zur Ausphasung des Gerätes. Wenn man dann noch nur 85-90% der Auslastung/Verfügbarkeit verplant, kann man sehr gut JEDES Gerät adäquat und kostenoptimiert bewirtschaften.
Leider hat sich das nur bedingt bisher durchgesetzt. Gerät kommt erst zur Reparatur, wenn es kaputt ist – nicht, wenn sich gewisse Schäden oder das Versagen schon abzeichnet. Erst bei Versagen werden die Kapazitäten geplant und die Aufwuchsfähigkeit der Systeme ist mangels Wissen oder aufgrund politischer Sparentscheidungen nicht mehr gegeben. Von eigenen Fähigkeiten will ich gar nicht mehr reden. Was Kann/darf die Inst. eigentlich noch selber machen, außer Öl-/und Reifenwechsel?!
Solange hier aber keine flächendeckende (!) Änderung im Mindset stattfindet und man bereit ist, sein „das haben wir schon immer so gemacht“ durch ein „machen wir´s mal so oder so und gucken, was passiert“ abgelöst wird – gerne auch mit hinreichender finanzieller Untermauerung und einer deutlichen Verschlankung der (Mit-)Zeichnungsebenen, wird das alles nur ein frommer Wunsch und ein stetes Thema für Sonntagsreden bleiben.
Und wenn es dann auch mal wieder mehr „Indianer“ als „Häuptlinge“ gibt, wäre einer (teil-)autarken Reparatur- und Ersatzteillogistik und -fähigkeit sicher gedient.
Schade.