Zwei Eurofighter der Luftwaffe zusammengestoßen, ein Pilot tot (Nachtrag: Statements)
Bei einem Zusammenstoß zweier Eurofighter der Bundeswehr über Mecklenburg ist einer der Piloten ums Leben gekommen. Ein zweiter Pilot konnte sich mit Schleudersitz und Fallschirm retten, wie die Luftwaffe mitteilte. Die beiden unbewaffneten Maschinen stürzten über der Mecklenburger Seenplatte ab.Nach Angaben der Bundeswehr waren drei Maschinen des Taktischen Luftwaffengeschwaders 73 Steinhoff in Laage bei Rostock zu einer Luftkampfübung gestartet. Bei den Flugmanövern über der Mecklenburgischen Seenplatte kollidierten zwei der Eurofighter. Auf Videos des Unfalls ist zu sehen, wie eine Maschine wie ein Stein zu Boden stürzte.
Während einer der Piloten von Rettungskräften lebend aus einem Baum geborgen werden konnte, in dem er mit seinem Fallschirm hängen geblieben war, waren von dem zweiten Piloten nur Leichenteile zu finden. Die Luftwaffe bestätigte später, dass der Soldat bei dem Absturz ums Leben kam, obwohl er sich zunächst mit dem Schleudersitz aus seiner Maschine hatte retten können.
Zu dem Hergang des Unfalls selbst gibt es bislang keine Einzelheiten. Der Pilot der dritten Maschine hatte nach Angaben der Luftwaffe den Zusammenstoß beobachtet und kreiste über der Unglücksstelle, so lange das Flugzeug noch genügend Treibstoff hatte. An der Suche nach den beiden Piloten waren Polizei und Feuerwehr aus Mecklenburg-Vorpommern, zivile Hubschrauber unter anderem der Landespolizei sowie Helikopter der Marine beteiligt.
Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen besuchte am Abend die Unglücksstelle bei Malchow und wollte sich zusammen mit dem Innenminister Mecklenburg-Vorpommerns, Lorenz Caffier, zu dem Unfall äußern.
Von dem Absturz hatte zuerst der Regionalsender Ostseewelle über Augenzeugen berichtet.
Aus der Mitteilung der örtlichen Polizei dazu (veröffentlicht noch vor der Bestätigung, dass es sich bei den gefundenen Leichenteilen um den zweiten Piloten handelt):
Am 24.06.2019 gegen 14:00 Uhr haben zahlreiche Bürger aus dem Bereich Nossentiner Hütter über den Polizeinotruf mitgeteilt, dass zwei Militärflugzeuge, sogenannte Eurofighter, zwischen dem Fleesensee und dem Drewitzer See zusammengestoßen und abgestürzt sein sollen. Zudem sollen zwei Fallschirme gesichtet worden sein. Sofort wurden alle verfügbaren Funkstreifenwagen zum Einsatzort geschickt. Die Beamten konnten bestätigen, dass zwei Flugzeuge abgestürzt sind. Eine Absturzstelle befindet sich im Bereich des Fliegerdenkmals zwischen Silz und Jabel in einem Waldgebiet. Das zweite Flugzeug ist auf einem Feld am Waldrand südwestlich der Ortschaft Nossentiner-Hütte abgestürzt. Über verletzte Personen war zunächst nichts bekannt.
Die eingesetzten Polizeibeamten haben sich sofort zum Einsatzort begeben und mit der Suche nach den Piloten begonnen. Gegen 14:45 Uhr konnte ein Pilot in etwa 20m Höhe in einem Baum im Bereich Nossentiner Hütte gefunden und gerettet werden. Er gab sofort ein Lebenszeichen von sich und wurde verletzt ins Krankenhaus gebracht. Mit zahlreichen Polizeibeamten, zwei eigenen und einem Polizeihubschrauber aus Brandenburg, mehreren Polizeidiensthunden, Beamten der Wasserschutzpolizei, der Bereitschaftspolizei und der Rettungshundestaffel wurden die Suchmaßnahmen nach dem zweiten Piloten intensiviert. Gegen 15:50 Uhr wurden Leichenteile in der Nähe von Silz aufgefunden. Wir können derzeit nicht bestätigen, dass es sich dabei um den zweiten Piloten handelt.
Nachtrag: die Statements der Verteidigungsministerin und des Luftwaffeninspekteurs Ingo Gerhartz:
Nachtrag 25. Juni: Die Luftwaffe machte erste Angaben zu den beiden Piloten. Der tödlich verunglückte Offizier war ein 27-jähriger Oberleutnant mit rund 400 Stunden Flugerfahrung, der seine Ausbildung auf dem Eurofighter in Spanien absolviert hatte. Der überlebende Pilot ist ein Oberstleutnant mit mehr als 3.700 Flugstunden.
Inzwischen wurden auch die Flugdatenschreiber der beiden abgestürzten Maschinen geborgen.
(Archivbild November 2018: Eurofighter der Luftwaffe im Baltic Air Policing über Estland; Audio: BMVg)
Alles gute den Piloten.
Alles Gute den Kameraden meiner ehemaligen Einheit. Ich hoffe, der Ausstieg hat euch nicht verletzt und ihr könnt das Geschehen gut verarbeiten.
@ die, die sich mit solchen Manövern auskennen: In was für Szenarien können solche Zusammenstöße denn vorkommen? Es gibt doch sicherlich Sicherheitsvorschriften hinsichtlich Mindestabständen usw.
„Die beiden Absturzflieger waren zusammen mit einem dritten Eurofighter zu einer Kampfübung in Rostock-Laage gestartet.“ Wird hier miteinander trainiert und dabei kommt man sich (zu) nahe, oder berührt man sich beim Dogfight Training?
Alles Gute den Piloten! Hoffentlich wird Luftfahrzeugführer Nummer 2 bald unversehrt entdeckt.
Sehr dumme Sache. Wie ich die Politik kenne, gibt es für die Maschinen keinen Ersatz.
Klaus
24.06.2019 16:07 Uhr
Alles erdenklich gute beiden Kameraden. Als ehemaliger Decianer (Sardinien) auf Fiat G91 hoffe ich dass beide das Geschehene gut verarbeiten.
Leider meldet der Nordkurier gerade das der zweite Pilot den Absturz nicht überlebt hat und bezieht sich auf Rettungskräfte vor Ort. Offizielle Bestätigung der Luftwaffe steht noch aus.
Mein Beileid an die Familie und Freunde sowie den Kameraden und Kameradinnen.
[Vorsicht, wie oben von der Polizei Neubrandenburg eingefügt: Es wurden zwar Leichenteile gefunden, aber ob es sich um den Piloten handelt, ist noch unklar. T.W.]
N-TV vermeldet inzwischen das der zweite Luftfahrzeugführer/in tragischerweise nur noch tot aufgefunden wurde.
Mein tiefes Beileid an alle Familienangehörige sowie Freunde, Bekannte und Kammeraden.
Ein schlimmer Tag für die Luftwaffe, Bundeswehr im allgemeinen und vor allem vom menschlichen sehr schmerzhaft.
[Wie schon einen Kommentar höher angemerkt: Noch gibt es keine Bestätigung.
/edit: Der Nick „Mitleser“ ist hier ja sehr beliebt – und wird immer wieder genutzt, ohne mal vorher nachzuschauen… Sie sind jetzt Mitleser4. T.W.]
„Leichenteile“? Jesus? Was um alles in der Welt kann da passiert sein, wenn beide Piloten erfolgreich ausgestiegen sind? Und was soll da nicht zu bestätigen sein seitens der Behörden? Genügte nicht bereits die Ausrüstung des Piloten, diesen als solchen zu identifizieren?
Jedenfalls, tragisch. Mein Beileid den Angehörigen und Kameraden.
In Gedanken bei den Kameraden und ihren Angehörigen.
Man kann nur hoffen, dass Familie und Angehörige informiert wurden, bevor die Medien und auch die Polizei NB via Twitter so etwas kommuniziert.
Soldat ist kein Beruf wie jeder andere!
Zum Glück ist durch die Abstürze sonst niemand verletzt oder getötet worden.
Meine Gedanken sind bei den Kameraden und Angehörigen!
@muck
Es werden zuerst die Angehörigen persönlich informiert bevor das Ministerium offiziell bestätigt.
Laut Twitterkanal der Luftwaffe ein Pilot tot.
Meine Gedanken sind bei den Kameraden und Angehörigen!
Leider wurde es nun bestätigt. Ein Pilot ist verstorben.
https://twitter.com/Team_Luftwaffe/status/1143179405986029568
@all
Oben Neufassung, nachdem der Tod des zweiten Piloten bestätigt ist.
Auch von mir, viel Kraft den Angehörigen und mein herzliches Beileid. In Gedenken entzünde ich eine Kerze.
Leider ein sehr tragisches Ereignis.
Mich ärgert gerade die unseriöse (online) Berichterstattung der Bild. Auf deren Webseite wird der Unfall bereits in den Kontext Eurofighter = Mangelfighter gestellt. Ich finde das ziemlich geschmacklos und das hat auch nichts mehr mit Journalismus zu tun. Das ist genauso unseriös wie Redakteure die Artikel und Beiträge fälschen.
@Sascha
Von Wald-und-Wiesen-Journalisten kann man auch nicht mehr erwarten, weswegen die Arbeit des Herrn Wiegold umso wichtiger ist. Zumal die deutsche Medienlandschaft ohnehin sehr einseitig gepolt ist.
Dass die meisten der frühen Probleme mit dem Eurofighter z.B. daherrührten, dass unsere Regierungen nicht das Geld herausrücken wollten, welches nötig gewesen wäre, um mit den Flugzeugen auch Ersatzteile zu bestellen, das werden Sie in der „Bild“ niemals lesen. Denn das hieße ja, die Regierung zu kritisieren.
Aber viele Leute erinnern sich eben noch an den „Witwenmacher“ F-104, und Bundeswehr-Bashing ist derzeit en vogue. Jörg Kachelmann nennt das „klickschlampenesken Journalismus“.
Mein Beileid an die Hinterbliebenen und Kraft für die Staffel und das Geschwader, den Unfall zu verarbeiten.
Als ehemaliger Betroffener – gebt bitte GenFlusi die Zeit und Ruhe, den Unfall zu untersuchen, keine Spekulationen oder Vermutungen – das können andere leider viel besser in einem schlechten Stil #Bild#AFD
Sehr traurig. Dankbarkeit den jungen Leuten für den Dienst an unserem Land. Gedanken mit den Angehörigen und den Kameraden.
Gedanken auch bei Ingo Gerhartz.
Aber auch:
Wut auf die Teile der Presse, die bereits jetzt über die materielle Einsatzbereitschaft als mögliche Ursache spekulieren.
Entsetzen über eine Meldung, wonach ein Kneipenbesitzer am See in Meckpom sich über Fluglärm aufregt (Zitat: Das musste ja mal passieren.).
Und:
Schön, dass die Diskussion hier angemessen verläuft. Danke an alle.
Mein tief empfundenes Beileid gilt den Angehörigen und gute Besserung dem verletzen Kameraden!
Sehr bedauerlich und mein Beileid an die Hinterbliebenen. Aber Ähnliches passiert gar nicht so selten. Jüngste mid-air-Crashes z.B. 2 Su-34 (Russland, Januar 2019 mit Todesfolge), 2 BAE Hawker einer indischen Kunstflugstaffel bei der Probe (Februar 2019, 1 Toter), 2 Jak 130 (Dezember 2017, Bangladesh AF, alle überlebt), F18 und KC-130 (Dezember 2018 US vor Japan, 6 Tote) …
Ruhe in Frieden Kamerad.
Über den Clickbait-Journalismus kann ich mich gar nicht mehr aufregen, da ist seit einiger Zeit einiges im Argen.
Da lobe ich mir die ruhige und objektive Art von Herr Wiegold und die oft konstruktive Diskussion im Blog.
Ein schwarzer Tag, wirklich. RIP, Kamerad und den Angehörigen sowie dem Geschwader viel Kraft.
Ist eigentlich „E pluribus unum“ der Wahlspruch der 73er oder allgemein der Jagdflieger, oder wieso sehe ich bei Facebook heute anlässlich des Absturzes und des Todes des Kameraden so viele Fotos der amerikanischen 5-Cent-Münze mit diesem „Motto“?
Mein tief empfundenes Beileid den Angehörigen des Piloten sowie den Kameradinnen und Kameraden des TaktLwG 73 „S“. Hoffen wir, dass die Ursache für diesen schlimmen Unfall bald aufgeklärt werden kann und dass vor allem diejenigen, die schon wieder herumunken, eines Besseren belehrt werden.
Mein Beileid den Hinterbliebenen und den Beteiligten
Um eine Diskussion in gang zu bringen: Sind die Verfahren um so viel besser als früher oder passierte früher mehr, da mehr und härter an den Grenzen geflogen wurde. Anders ausgedrückt: passiert heute zu wenig?
Das hat nichts mit dem Spruch „Et pluribus unum zu tun.
Throw a nickel (US 5-cent Münze) on the grass, save a fighter pilots ass.
Ein seit dem Korea Krieg, in der fighter community, immer weiter vertiefter Spruch / Synonym um einem abgestürzten Piloten die letzte Ehre zu erweisen.
Es gibt auch etliche Lieder mit diesen Lyrix. Am bekanntesten wahrscheinlich der von Dick Jonas.
In diesem Sinne Godspeed Kamerad! RIP
Mein Mitgefühl den Angehörigen und Kameraden. Ich hoffe, der zweite Pilot ist nicht schwer verletzt und kommt bald wieder völlig in Ordnung.
Mein Beileid für die Angehörigen für den Verlust!
Und Erleichterung, dass es zumindest der zweite Unglückspilot offensichtlich nicht schwer verletzt überlebt hat.
Ich finde es verwunderlich, dass der Martin Baker MK 16 als einer der anerkannt besten Schleudersitze der Welt hier möglicherweise versagt oder sehr unglücklich reagiert hat.
Beim Erfolgreichen Ausstieg aus einem Kampfflugzeug Mid-Air gibt es normal keine „Leichenteile“, es sei denn beim Ausstieg explodiert der Jet zeitgleich in unmittelbarer Nähe und der Schleudersitz bleibt leider nutzlos.
Sofern die Meldungen aber stimmen, dass es zwei Ausstiege gab, ist somit beim Rettungsvorgang Nummer zwei da etwas tragisch schief gegangen.
Und wenn sich der Fallschirm nicht öffnet, gibt’s am Boden normal auch nur einen gesamten toten Körper, nicht „Leichenteile“.
Das wird spannend, ob hoffentlich alle Fragen zu Ursache und Umstände der Todesfolge hier seitens der BW bzw LBA offen publiziert werden.
Im Falle des Absturz des Zieldarstellungs Learjet hat das LBA ja damals einen ausführlichen Bericht veröffentlicht.
Wird hier hoffentlich in einem Jahr oder so auch so sein.
Sehr tragisch….
Dennoch :
Der erste Absturz nach 15 Jahren Eurofighter Dienst und 100000 Flugstunden….
Das hat, soweit ich weiss so noch kein BW Kampf Luftfahrzeug geschafft so unfallselten zu sein.
Obwohl im kalten Krieg sicher 10 Mal soviel Flugstunden geflogen wurden wie heute.
P.
Ich schliesse mich den Kondolenz-bekundungen für den tötlich abgestürzten Piloten und an seine Familie und Kameraden, national wie international ,uneingeschränkt an. Das ist wirklich sehr tragisch. Voreilige Äusserungen und Spekulationen über die Ursache sind nicht angebracht. Einzig der General Flugsicherung mit seinem Team, sowie der dritte Pilot, der die beiden Maschinen begleitet hat, werden eine fundierte Auskunft geben. So viel Geduld muss sein!
Mein/unser Beileid und Mitgefühl für die Angehörigen und viel Kraft.
Die besten Wünsche für den zweiten Piloten.
Glück ab & blue sky.
Wenn man selbst Leute kennt, die aufgrund von Flugunfällenn Angehörige bzw. Kameraden verloren haben, weiß man, welche Einschnitte ein solches Unglück mit sich bringt. Mein Beileid gilt zwar vor allem den Angehörigen des verstorbenen Piloten, aber auch den Kameraden in der Einheit. :( Leider ist der Auftrag auch im Frieden nicht völlig ungefährlich. Ein trauriges „Horrido“ zum letzten Geleit.
Die BILD-Meldung kann ich dank Adblocker leider (oder gottseidank? idk) nicht lesen, kann dazu also auch wenig sagen. Spekulationen über Absturzursachen sollte man sich aber m.E. gerade in dieser Phase sparen. Die Auswertung wird schon laufen. Und später gibt es ein Ergebnis, da bedarf es erst recht keiner Spekulationen mehr. Im Zweifel macht sich der überlebende Kamerad selbst mit die größten Vorwürfe. Da kann er kaum brauchen, dass Leute wie Hyänen skandalsüchtig und ohne Kenntnis der Fakten öffentlich über ihn herfallen.
Aus gegebenem Anlass: Für Verschwörungstheorien („sind hier eventuell neue Präparate eingesetzt worden?“) biete ich hier keine Plattform.
Ich schließe mich den Beileidsbekundungen der Vorkommentatoren an und denke aber auch an die beiden Kameraden, die dieses tragische Unglück hautnah miterleben mussten und dieses Unglück überlebten.
Beschämend Herr Wiegold ist, dass manche Kollegen der Print und der visuellen Medien unseren hängenden Kameraden abgelichtet haben und manche wieder gleich anfangen über Ausrüstung, Material und Ausbildung etc. zu diskutieren und spekulieren. Sie haben gestern bei nTV dazu eine klare Ansage getätigt und hoffe, dass Sie dies auch klar in Ihrem Blog kommunizieren. Jetzt ist der General Luftsicherheit mit dem Fall beschäftigt und nach Abschluss der Untersuchungen und der Auswertung der Blackboxen, dann kann man wieder diskutieren….
Mein Beileid.
Habe letztes Jahr das Geschwader besucht und mit Geschwaderangehörigen gesprochen. Technisch ist man dort hervorragend aufgestellt und verweist mit berechtigtem Stolz auf eine Einsatzbereitschaft von 75% der EF, der höchsten von allen EF-Geschwadern der Bundeswehr.
…
Nach aktuellen Meldungen ist das eine Wrack knapp neben eine Kita gestürzt. 50 Meter. Zum Glück gab es keine zivilen Opfer. Glück im Unglück gehabt.
@ Patrick G.
Das LBA wird nichts veröffentlichen. Die zuständige Behörde wäre die BFU. Diese wird jedoch nur bei zivilen Luftfahrzeugen oder Beteiligung derer (wie bei dem angeführten Learjet-EF Unfall) tätig. Das ist gemäß ICAO Annex 13 und Flugunfalluntersuchungsgesetz. Der Unfallbericht der Bw wird mit Sicherheit nicht veröffentlicht.
@Magmakammer
Es ist auch mal sinnvoll und angebracht, keine Diskussion zu führen. Denn diese benötigt als Grundlage Fakten, denn Annahmen werden dem Umstand, den Kameraden und den Hinterbliebenen nicht gerecht.
Stern online meldet heute um 08:51 Uhr
„Waren – Der Bürgermeister von Waren an der Müritz, Norbert Möller, hat sich für einen Verzicht auf militärische Übungstiefflüge in Urlauberregionen ausgesprochen. Viele Touristen hätten kein Verständnis dafür, dass ausgerechnet rings um die Müritz solche Tiefflüge geübt werden, sagte Möller der dpa. Die Region um das Heilbad, zu der auch die vom Absturz betroffenen Dörfer gehören, gilt mit Hunderttausenden Gästen als touristisches Schwergewicht im Nordosten. Bei Luftkampfübungen waren gestern zwei Eurofighter über der Müritz-Region zusammengestoßen und abgestürzt.“
Dies ist angesichts des Todes eines der beiden Piloten nicht nur außerordentlich pietät- und geschmacklos, sondern zeigt vor allem, daß Politikern aller Ebenen offenbar jedes Verständnis für die Notwendigkeit von Streitkräften und deren Ausbildungs- und Übungsbetrieb fehlt. Piloten von Kampfflugzeugen spielen nicht „Fangen“, wie gestern bereits unpassenderweise jemand äußerte, sondern die Ausbildung im Air Policing, bei der es nach den Berichten gestern zu dem Unfall kam, ist eine wesentliche Voraussetzung für den Schutz des deutschen Luftraums gegen unbefugte Eindringlinge und Flugbewegungen und die Fähigkeit der Luftwaffe, auch im Bündnis solche Aufgaben als Ausdruck deutscher Solidarität wahrzunehmen.
Herr Möller sollte seine Zeit besser darauf verwenden, bei den Bürgern seiner Stadt und den Urlauber Verständnis zu wecken indem er ihnen geduldig immer wieder erklärt, warum solche Übungsflüge notwendig sind und warum sie über dünn besiedelten Regionen durchgeführt werden.
Oder sollen solche Übungsflüge vielleicht über Berlin, dem Ruhrgebiet, Rhein-Main oder München stattfinden?
@Chris, Patrick G.
Das ist in der Tat das Problem – bei dem Unfall mit dem Learjet (der dann abstürzte) und einem Eurofighter im Juni 2014 gab es nur deshalb einen öffentlichen Bericht der Bundesstelle für Flugunfalluntersuchungen, weil eine zivile Maschine beteiligt war. Erfahrungen mit den internen Unfallberichten der Bundeswehr zeigen, dass leider der öffentliche Umgang mit den Ergebnissen sehr selektiv ist (im Fall Tiger-Absturz in Mali wurde ein Medium gezielt mit dem Bericht versorgt; alle anderen bekamen ein Briefing im Ministerium, dessen Inhalt sie aber nicht veröffentlichen durften…). Andererseits dürfte auch ein eingestufter Bericht irgendwann durchsickern, dann schlägt dieses Vorgehen natürlich zurück.
@Navy
Ja, ich bemühe mich, in den zahlreichen TV- und Rundfunk-Schalten gestern und heute die Spekulationen auszubremsen. In einem Punkt muss ich Ihnen aber vehement widersprechen: Auch das Bild/Video des Piloten, der mit seinem Fallschirm im Baum gelandet ist, gehört zur Berichterstattung dazu, und ich wüsste nicht, was da gegen eine Veröffentlichung spräche.
Ich gebe ja zu, dass ich wg. diverser Schaltgespräche in den elektronischen Medien hier nicht so recht zu updates komme… Deshalb der Hinweis auf mein Gespräch bei tagesschau24:
https://www.tagesschau.de/inland/eurofighter-absturz-109.html
Zuerst einmal gute Besserung und schnelle Genesung für den überlebenden Kameraden, sowie viel Kraft für die Hinterbliebenen.
Was die allgemeine Berichterstattung angeht so ist diese, dem Zeitgeist geschuldet, auf schnelle Rückschlüsse und Klickrates ausgelegt. Insbesondere die Recherche leidet da des Öfteren, nicht nur bei militärischen Themen drunter. So wurden gestern Aufnahmen des Tornados als Archivmaterial für den Eurofighter genommen.
Das ist aber nur eine Nebenerscheinung.
Wichtig ist das geklärt wird, wieso der Pilot zu Tode kam. Es gibt hier ja verschiedene denkbare Szenarien, insbesondere hinsichtlich dessen was nach dem Ausstieg passiert ist.
Und, aber das ist Aufgabe der Politik, in der Bevölkerung muss das Verständnis für derartige Übungen und ihre Sicherheit gestärkt werden.
Das mag seltsam klingen, aber es ist der erste tödlich Unfall mit dem EF in der Bundeswehr soweit ich richtig informiert bin (sieht man von dem Learjetvorfall, bei dem nach der Untersuchung der Fehler bei der Learjetbesatzung lag ab). Das spricht für und nicht gegen das System.
Ruhe in Frieden Kamerad
Godspeed – Gute Reise. Und mein Beileid den Angehörigen.
Nur als Nebeninteresse: Was sind das für Abzeichen, die Brigadegeneral Peter Klement rechts trägt?
„Tiefflug“ ist ja auch so eine Sache der Laienwahrnehmung.
Das EF-Geschwader in Laage (die anderen wohl auch) hat sehr rigide Tiefflugkontingente, wieviele Flüge pro Jahr in welchem Höhenbereich erlaubt sind. Faustregel: Je niedriger, desto weniger. Richtige „Tiefflüge“ im engeren Sinne sind das auch nicht. Selbst im tiefsten erlaubten Höhenband ist da noch deutlich Abstand zum Boden. Flüge in 114 Meter Höhe wie weiland durch den Recce-Tornado beim G8 in Heiligendamm sind definitiv für den EF nicht vorgesehen. Zumindest nicht über Land.
Jeder Bürger, der den Eindruck hat, die Bundeswehr flöge zu tief, kann sich jederzeit an das Geschwader in Laage wenden, unter Angabe von Tag und Ort. Über die Öffentlichkeitsarbeit oder direkt an den Kommodore. Dort ist extra ein Stabsoffizier beauftragt, die Flugbewegungen in dem betreffenden Bereich zu prüfen und umgehend mit dem Beschwerdeführer Kontakt aufzunehmen. Außerdem erfolgt eine Auswertung mit dem Kommodore. Falls tatsächlich ein Pilot die für den Flug erlaubte Mindesthöhe unterschritten hat, gibt es Konsequenzen.
Die Luftwaffe hat also eine wirklich vorbildliche Handhabung im Interesse der Bürger und des Lärmschutzes.
Ich frage mich nur, ob der sich in doch recht vielen Kommentaren scheinbar Bahn brechende Phantomschmerz (man könnte daraus auch bereits eine gewisse Weinerlichkeit schließen) nicht eher ein Teil des Problems statt der Lösung ist? Genauso wenig wie andererseits eher machohaft geäusserte Denk-/ Sprech-/ Bildverbote geeignet sind, öffentliches Verständnis für das Unternehmen „Soldaten in Not“ zu wecken.
Der Beruf des Soldaten mit seinen vielen Nachteilen (aber auch Vorteilen) wird immer davon geprägt bleiben, dass man/ frau stets die Gewissheit hat, mehr hineinzustecken zu müssen – persönlich wie körperlich – um einen Auftrag auszuführen, oder auch ein Ziel zu erreichen, als dann im Ergebnis sichtbar werden und am Ende auch (öffentlich) honoriert werden. Was diesen Beruf dann zumindest punktuell von dem eines Krankenpflegers, oder einer Chefärztin unterscheidet. Aber professionelles Verhalten, erzeugt auch ein Stück weit mit professionellen Respekt – nach innen und nach außen. Der Tod eines Kameraden unter Alkoholeinfluss kurz vor der Kaserneneinfahrt, ist für mich nicht weniger tragisch, als der Tod eines Kampfpiloten wo zusätzlich immer das Risiko mitfliegt, dass einen die Technik im mehrstelligen Millionenbereich im Stich lässt. Beides ist jeweils auf seine Weise Bockmist und kann wie in vielen Fällen mal knapp gut ausgehen, oder wie in diesem Fall mit dem Verlust eines Kameraden enden.
Wer allerdings (echte) Trauer mit Phantomschmerz, Selbstmitleid oder was auch immer verwechselt, gibt damit letztlich nur jenen Kräfte Vorschub, die glauben dass Jutebeutel kugelsicher sind und dass Frieden und Freiheit in der Welt ein Verdienst der deutschen Mülltrennung sind.
Genauso wenig, wie ein Bootsverleiher in einer einst strukturschwachen Region – die sich für deutsche Verhältnisse zu einer respektablen Touristendestination entwickelt hat – als Sündenbock für Versäumnisse an anderer Stelle herhalten sollte (siehe dazu auch SHZ vom 26.11.18/ Stefan Petersen: „Flugsicherheitstag der Luftwaffe: Wenig fliegen begünstigt Unfälle“). Aus eigener Erfahrung weiß ich, dass sich viele Menschen dort vermutlich nicht so schöne Uhren, wie GenLt Gerhartz sie in der aktuellen Berichterstattung trägt, leisten können – obwohl sie auch rundum die Uhr arbeiten. Dies ist besonders wichtig, weil sich nämlich genau an dieser Stelle unser zukünftiger Streitkräftenachwuchs rekrutiert. Und wenn man schon die eigene Bevölkerung als beinahe-Feindbild hat, wo will man dann in Zukunft noch das Personal hernehmen um die wirklichen Feinde unserer Demokratie zu bekämpfen?
@Th. Wiegold
Wenn Sie mir sagen, wer dort bei der Aufnahme des hängenden Piloten der Lw alles dabei war, würde ich meine Meinung relativieren. So sehe ich es im Moment als Sensationjournalismus und journalistisches Gaffertum. „Richtig drauf halten, wie er noch im Baum zappelt“ Dies hat in meinen Augen mit öffentlicher Berichterstattung nichts mehr zu tun, da widerspreche ich Ihnen ganz vehement. Auch da gibt es Grenzen. Grenzen für einen Menschen, der kurz vorher mit dem Schleudersitz sein Leben rettete. Jeder beklagt sich und mit Recht(!), wenn bei schweren Unfällen auf der Autobahn das Smartphone gezückt wird und drauf gehalten wird. Und hier soll es der öffentlichen Berichterstattung dienen, nein(!!!) Herr Wiegold. Und, sind wir doch mal ehrlich, der Tweet des PolPräs NB war doch die Glanzleistung einer äußerst perfiden Kommunikation, welches auch intern zu großen Diskussionen führte. Letztendlich gebe ich Ihnen in Ihrem anderen Beitrag durchaus recht, dass eine Transparenz oder Weitergabe von Infos innerhalb des PresseInfoStabes sehr auffällig ist…
Wichtig ist, dass man jetzt alle Beteiligte wie Angehörige vor Spekulationen, Mutmaßungen schützt und die verehrten Kolleginnen und Kollegen ein gewisses Feingefühl entwickeln über das tragische Ereignis sachgemäß zu berichten. Letztendlich hoffe ich, dass bei manchen mal die Ratio vor der Sensations-Berichterstattung eingeschaltet wird und wir in paar Tagen nicht lesen müssen, hier lebte der Pilot, das war sein Leben…
Das Video des im Baum hängenden Soldaten habe ich gestern Abend um 19 Uhr in heute bei ZDF gesehen und fand das sehr sehr unpassend! Das war nichts anderes als das Abbilden von Unfallopfern oder eingeklemmten Personen durch Gaffer.
Man mag sich gar nicht in die Situation naher Angehörigen hineinversetzten. Die sehen ihren Sohn, Bruder, Ehemann oder Vater baumelnd im Baum hängen Ehe sie ihn im Krankenhaus besuchen können.
@Obristlieutenant
Ja, „…Politikern aller Ebenen…“ fehlt „… jedes Verständnis für die Notwendigkeit von Streitkräften und deren Ausbildungs- und Übungsbetrieb…“. Aber dies ist doch keine neue Erkenntnis, sondern zeigt sich seit Jahrzehnten und hat mit zu dem heutigen, allseits beklagten Zustand der Bundeswehr geführt. Denn wenn das Verständnis vorhanden gewesen wäre, dann wäre es kaum so weit gekommen. Eine Gesellschaft und eine Politik, die zum Schutz des eigenen Landes tatsächlich befähigte Streitkräfte als wichtiges Allgemeingut anerkennen, hätte sich dem stattgefundenen Raubbau widersetzt.
@GolfEcho83
Ob die Journalisten zu anderen Zeiten immer anders/besser/sorgfältiger gearbeitet haben, erscheint mir hinterfragenswert (s. z.B. STERN Hitler Tagebücher). Daß spekuliert wird, ist zudem nicht verwunderlich, da z.B. die Mangelwirtschaft in der Bundeswehr und deren Folgen hierzu eine Steilvorlage bietet. Das wilde Spekulieren ohne ausreichende Anknüpfungstatsachen findet sich auch in der Berichterstattung über andere, nicht militärische Themen häufig wieder.
@Navy, Grashüpfer
Wir werden uns da nicht einig – ich halte es schon für einen gravierenden Unterschied, ob ein Unfallopfer abgelichtet wird oder ein leicht verletzter Pilot nach einer vergleichsweise glimpflichen Landung in einem Baum hängen geblieben ist. So zu tun, als wäre das Leid eines schwer Verletzten hier sensationsgeil ausgeschlachtet worden, halte ich doch für deutlich überzogen. Und, pardon, eine solche Folge eines solchen Absturzes ist auch dokumentationswürdig. Aber, wie gesagt, wir können uns nur darauf verständigen, dass wir da sehr unterschiedliche Ansichten haben – ansonsten ist das schon ein wenig OT an dieser Stelle.
@Kamerad K
Verzeihung,
aber was wollen Sie damit sagen?
Phantomschmerz?
Jutebeutel?
Bootsverleiher?
Ich komme da nicht mit,
Werferfehler
@ Sven Rothe am 25.06.2019 um 16:26 Uhr
Es lag und liegt mir nichts mehr als fern zu behaupten, das fehlende Verständnis von Politikern für die Notwendigkeit von Streitkräften sei eine neue Erkenntnis. Mitnichten, leider!
Bundeswehr interessiert auf kommunaler Ebene nur dann und so lange, wie sie Arbeitsplätze bereitstellt und ansonsten wirtschaftliche Vorteile bringt, aber natürlich dabei um Himmelswil-len keinen Lärm macht oder den Verkehr behindert … Ach so, und man geht natürlich gerne zu Festen, die die Bundeswehr organisiert hat …
Besonders dreist ist es für mich, wenn ein Bürgermeister wie Möller von Waren meint, angesichts eines Unglücksfalls mit einem Toten und einem Verletzten sich als erstes zum Anwalt von Touristen machen zu sollen, die sich über Fluglärm beschweren.
Die Bekenntnisse zur Bundeswehr sind nicht nur auf Bundesebene unehrlich, wo man für alles Mögliche immer Geld hat, aber nicht für die dringend erforderliche Aufstockung der Bundeswehr-Ausrüstung auf 100 %. Und das geht bis auf die kommunale Ebene hinunter.
Am 25. Februar 2011 war in Regen die Trauerfeier für den Hauptgefreiten Georg Kurat, den Stabsgefreiten Konstantin Menz und den Hauptfeldwebel Georg Missulia vom Panzergrenadierbataillon 112, die eine Woche zuvor auf dem OP North von einem afghanischen Innentäter ermordet worden waren. Von den ca. 100 persönlich eingeladenen Bürgermeistern, Landräten, Landtags- und Bundestagsabgeordneten aus der Region waren genau 5 (in Worten fünf) dabei. Die übrigen hatten sich nicht in der Lage gesehen, Termine zu verschieben oder abzusagen oder gar das Wochenende wenige Stunden später zu beginnen …
[Es kommt jetzt ziemlich vom eigentlichen Thema ab, und ich bitte dringend darum, jetzt nicht die ganze Befindlichkeit der und den Umgang mit den Streitkräften hier zum Diskussionsgegenstand zu machen… T.W.]