In der russischen Botschaft, jetzt praktisch ganz ohne NATO (m. Nachtrag)

Zum heutigen Tag des Verteidigers des Vaterlandes, ein Feiertag, der auf die Gründung der Roten Armee zurückgeht, hatte mich der Militärattachéstab der russischen Botschaft zum Empfang eingeladen. Ich gehe da nicht zuletzt deswegen gerne hin, weil das Botschaftsgebäude (Foto oben) eines der beeindruckensten in Berlin ist. Aber auch, weil ich mit allen rede und gerne im Gespräch bleibe.

Nicht überraschend, aber auffällig: So wenig Leute, die ich sonst im militärpolitischen Umfeld in Berlin treffe, wie bei diesem Empfang sehe ich selten. Von den Militärattachés der NATO-Staaten sah ich in Uniform als einzigen den Italiener – der ist allerdings zugleich auch Doyen aller in Berlin akkreditierten Militärattachés. Und höchstrangiger offizieller Vertreter der Bundeswehr war ein Oberstleutnant aus dem zuständigen BMVg-Referat.

Das ist nochmal reduzierter als vor drei Jahren. Damals gab es immerhin die eine oder andere Uniform aus einem Land der Allianz zu sehen.

Das ist natürlich die Folge der gekappten militärischen Kontakte zwischen der NATO und Russland seit der russischen Annexion der Krim und angesichts der Lage in der Ostukraine: Es gibt diese direkten Kontakte zwischen (ranghohen) Offizieren praktisch nicht mehr. Das kann man politisch für richtig und notwendig halten – ob ein Gesprächs-Blackout selbst an der diplomatischen Häppchenfront nötig ist oder nicht eher das Klima zwischen beiden Seiten noch frostiger macht, ist aber eine aus meiner Sicht mindestens offene Frage.

Nachtrag: Ein Attaché eines größeren europäischen Landes weist mich darauf hin, dass sehr wohl jemand aus seinem Stab dort war – aber in zivil (ich habe den offensichtlich übersehen). Das Ziel sei eben, mit den Russen im Gespräch zu bleiben. Gleichzeitig will man nicht zu offensichtlich wahrgenommen werden; das hat ja zumindest bei mir auch geklappt…