Von der Leyen besucht ‚Gorch Fock‘ im Dock: „Entscheidung wird jetzt noch nicht fallen“ (Update)
Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen hat die Erwartung an eine schnelle Entscheidung über die Zukunft der Gorch Fock gedämpft. Es seien noch sehr viele Fragen offen, sagte die Ministerin am (heutigen) Montag beim Besuch des Segelschulschiffes der Deutschen Marine, das derzeit zur Grundsanierung in Bremerhaven im Dock liegt: Eine Entscheidung wird jetzt noch nicht fallen.
In den vergangenen Wochen waren immer neue Einzelheiten zu den explosionsartig gestiegenen Kosten für eine Überholung der 1958 gebauten Dreimastbark bekannt geworden. Für die Sanierung waren bei der Eindockung Ende 2015 noch zehn Millionen Euro veranschlagt worden, inzwischen liegen schon die vom Ministerium gebilligten Kosten für eine Überholung bei 135 Millionen, von denen knapp 70 Millionen Euro bereits ausgegeben wurden.
Hinzu kommt der Korruptionsverdacht gegen einen Angehörigen des Marinearsenals, der mit Preisprüfungen bei der Gorch Fock zu tun hatte und von der Werft Vorteile erhalten haben soll. In diesem Fall ermittelt die Staatsanwaltschaft Osnabrück. Darüber hinaus sollen nach einem Bericht des Bundesrechnungshofes die tatsächlich nötigen Schäden an dem Schiff und der für eine Überholung nötige Aufwand auf den verschiedenen Ebenen des Ministeriums und im nachgeordneten Bereich falsch dargestellt worden sein.
Von der Leyen verwies darauf, dass im Ministerium und in der Bundeswehr inzwischen zwei Untersuchungsgruppen die Vorgänge rund um die Gorch Fock aufarbeiten. Eine Task Force befasse sich mit den Fragen rund um die angebliche Vorteilsnahme eines Mitarbeiters, im Ministerium selbst würden die offenen Fragen zur Kostensteigerung und den bisherigen Entscheidungen durchleuchtet.
Eine Antwort auf die Frage, ob die Marine auch künftig auf einen eigenen Großsegler für ihre Ausbildung setzen könne, lehnte die Ministerin ab. Zunächst müssten alle offenen Fragen geklärt werden.
Zum Nachhören das Statement von der Leyens in Bremerhaven (das Audio wurde vom BMVg zur Verfügung gestellt):
(Fotos: von der Leyen mit Kapitän z.S. Nils Brandt, dem Kommandanten der Gorch Fock – Jonas Weber/Bundeswehr)
@Koffer
Mit der GF wenig, mit dem Haben wir immer schon so gemacht Mindset andererseits doch so einiges.
@ThoDan | 27. Januar 2019 – 20:14
„Mit der GF wenig, mit dem Haben wir immer schon so gemacht Mindset andererseits doch so einiges.“
Und das soll jetzt was an dieser Stelle sagen?
Gerade im Interview mit dem ZDF heute-journal die IBUK. Von Marietta Slomka direkt auf die Gorch Fock angesprochen gibt sie zu, das Fehler passiert sind und das es Probleme mit und innerhalb der beauftragten Werft gibt.
War das die Vorbereitung für den großen Paukenschlag? Kommt jetzt das „dicke Ende“?
Ich hoffe, daß die Aussage „Probleme mit und innerhalb der beauftragten Werft“ mehr Substanz als die Aussagen zum G36 haben.
Nicht, daß es noch zu einem weiteren Schadenersatzprozeß kommt.
Hinweis: laut SPON hält Ministerin an GF II fest…
Generell halte ich die Ministerin für inkompetent.
However, in diesem Fall nicht. Geht doch Madame. Richtige Entscheidung.
Die Gorch Fock ist ein weltweit bekanntes Wahrzeichen Deutschlands. Sie hat symbolischen Karakter für die Streitkräfte unseres Landes.
Wer die Gorch Fock versenkt, saugt den letzten Tropfen Herzensblut aus den Soldaten.
Wir brauchen solche Galionsfiguren…und nicht nur für die Abhärtung auf See.
http://www.spiegel.de/politik/deutschland/ursula-von-der-leyen-will-gorch-fock-trotz-kostenexplosion-nicht-ausmustern-a-1250650.html
Ein Wort der Vorsicht: Nach dem, was ich bisher höre, gibt es zwar eine Entscheidung zur „Zwischendockung“ – aber noch lange keine endgültige Entscheidung über das weitere Schicksal der Gorch Fock … Ich bleibe dran.
Die Frage ist: was kostet es, die GF wieder zusammenzubauen damit sie wenigstens stationär – z.B. an der Mole von Mürwik – genutzt werden kann?
Meine laienhafte Wahrnemung der Causa der Gorch Fock:
Ok, da wurde jetzt also ein Oldtimer – weil er nicht nur Repräsentations- sondern auch Gebrauchsschiff ist – (vielleicht fälschlicherweise) jahr(zehnt)elang instandgehalten wie ein ganz normales Schiff. Dann bemerkt der PL im Zuge einer planmäßigen Depotinstandsetzung diesen Schwachpunkt, stellt fest dass die alte Dame sehr deutliche Anzeichen von Altersschwäche zeigt, eine „normale Instandhaltung“ mit Blick auf die Restnutzungsdauer nicht mehr wirtschaftlich ist und bittet um eine Entscheidung bzw. Vorgabe. Daraufhin bricht der übliche Aktionismus los: „Wir können doch nicht…“, „Wir müssen aber…“, „Wir dürfen auf gar keinen Fall…“ und „Basta“. Dem PL wird jetzt die Pistole auf die Brust gesetzt, er muss in kürzester Zeit ermitteln, was der ganze Kladderadatsch kostet und wie dadurch zugleich der Nutzen derart erhöht werden kann, dass die Grundüberholung noch wirtschaftlich begründbar ist.
An dieser Stelle wird aus einer geplanten Depotinstandsetzung im Nullkommanichts eine Nutzungsdauerverlängerung eines Altsystems, bei dem man gerade noch befunden hat, dass eine Indiensthaltung bus zum ursprünglich geplanten Nutzungsdauerende wirtschaftlich nicht mehr möglich ist. Völlig neue Lage, Zeit für einen sauberen Projektaufsatz: Fehlanzeige! Machen Sie mal, Sie machen das schon, und…
Mit den laufenden Kosten der Werftliegezeit, der Marineführung und dem BMVg im Nacken sucht der PL nach einem geeigneten Aufsatzpunkt für dieses neue Vorhaben. Um sicher zu gehen und noch gewisse Reserven zu bilden, hält er es für naheliegend anzunehmen, dass alle moch ausstehenden Befunde der laufenden schiffbaulichen Untersuchung ähnlich katastrophal ausfallen, wie die bisherigen, und die Kostenkalkulation darauf aufzsetzen. Das spart Zeit, weil das Untersuchungsergebnis nicht abgewartet werden muss und bildet Reserven, weil ja der „Worst Case“ als Untersuchungsergebnis angenommen wurde. Ich finde diesen Ansatz durchaus smart und hätte auch nicht erwartet, dass der bis dahin geltende Rahmen der schiffbaulichen Untersuchung überhaupt keinen Rückschluss darauf zulässt, wie es um die Alte Dame in Wirklichkeit bestellt ist. Toll!
Lieber BRH: Hinterher ist man immer schlauer!
Vielleicht sollte die Bundesregierung die nächste Rochade beim Spitzenpersonal nutzen, um den Präsidenten des BRH zum Abteilungsleiter Haushalt und Controlling des BMVg zu berufen — das wäre doch mal ein innovativer Ansatz.
Sehenden Auges | 30. Januar 2019 – 13:30
„Chapeau“
@ Sehenden Auges | 30. Januar 2019 – 13:30
„Dann bemerkt der PL … und bittet um eine Entscheidung bzw. Vorgabe. Daraufhin bricht der übliche Aktionismus los: „Wir können doch nicht…“, „Wir müssen aber…“, „Wir dürfen auf gar keinen Fall…“ und „Basta“
Ja, damit ist der PL wesentlich aus der Kritik – und die Macher der Vorgaben entsprechend mehr zu kritisieren. Und das ist Aufgabe des BRH.
Die Macher der Vorgaben werden übrigens dafür bezahlt, dass sie Verantwortung tragen -das schließt ein, dass sie sich Kritik gefallen lassen müssen- und das sie gute Entscheidungen treffen. Sie sollen also schon vorher schlau sein. Für hinterher haben wir den Rechnungshof.
ZDF Niedersachsen
@ZDFhannover
Die Sanierung der «Gorch Fock» wird erstmal fortgesetzt. Das Segelschulschiff soll mindestens zurück aufs Wasser. Vor einer möglichen Fertigstellung der Sanierung sollen aber belastbare Kostenzusagen auf den Tisch.
Was soll das heißen, „mindestens zurück aufs Wasser“, als Schul- oder
Museumsschiff, …?
HAZ / Hannover
„Am Mittwoch wurden Aufsichtsrat und Vorstand der Elsflether Werft mit sofortiger Wirkung abberufen, wie die beiden von der Hamburger Justizbehörde neu berufenen Vorstände mitteilten“.
Ziel zunächst, Herstellung der Scbwimmfähigkeit bis April.
Ingo Gädechens/CDU: «Die Arbeiten werden jetzt wieder aufgenommen, die Bullaugen werden gesetzt, Ballast wird eingebracht ins Schiff, so dass wir dann auch frei sind in der Entscheidung, ob wir mit dem Generalunternehmer weitermachen oder uns vielleicht einen anderen Generalunternehmer suchen.»
Damit wird klar, ein Abwracken steht nicht mehr auf dem Plan, Museumsschiff sicher auch nicht. Jedenfalls hat KzS und Kommandant Nils Brandt die Besatzung informiert, dass es weiter geht.
Schwimmfähig machen bis April — sportlich, in drei Monaten das Schiff wieder in Farbe zu bringen. Oder soll es unkonserviert „probeausdocken“?
Falls ja, dann wäre ja ein weiteres Docken erforderlich — Herrn Gädechens zufolge eventuell woanders. Das wiederum würde bedeuten: Neues Vergabeverfahren durchführen und hoffen, dass sich eine Werft als GU findet.
Hmm, welche Werft will sich bei dem Projekt „Beenden der Sanierung der Gorch Fock“ denn die Finger verbrennen; bei so einem brisanten politischen Umfeld?
Naja, einen schleppfähigen Rohbau kann man natürlich auch in die Türkei verlegen…
Heute eine dpa-Meldung, das der gesamte Vorstand und Aufsichtsrat der Elsflether Werft AG wurden mit sofortiger Wirkung abberufen. Auch die Vorstände der SkyStiftung, der die Werft gehört wurden ausgetauscht.
Man möchte jetzt auf die Bundeswehr zugehen, das Sanierungskonzept prüfen und auf eine verlässliche Basis stellen.
Nach Aussage des CDU-Verteidigungspolitikers Ingo Gädechens soll die Gorch Fock soweit saniert werden, das sie wieder schwimmfähig ist. Eine Komplettsanierung soll nur erfolgen, wenn eine belastbare Aussage zu einem Maximalpreis von € 135 Mill. vorliegt.
Was soll man dazu sagen, der Moloch wird immer größer. Selbstbedienungsladen Bundeswehr.