Gorch Fock: Zahlungsstopp für die Sanierung, aber noch keine Zukunftsentscheidung

Das Verteidigungsministerium hat die Zahlungen für die Grundsanierung des Segelschulschiffs Gorch Fock der Deutschen Marine vorerst gestoppt, über die Zukunft der Dreimastbark soll aber erst später entschieden werden. Zunächst sollten die bisherigen Kostensteigerungen – von zunächst zehn auf inzwischen 135 Millionen Euro – für die Überholung des Schiffes durch die Elsflether Werft überprüft werden, sagte ein Sprecher des Ministeriums nach einem Spitzengespräch am (heutigen) Donnerstag. Bislang wurden rund 70 Millionen Euro ausgegeben.

Die Mitteilung des Verteidigungsministeriums:

Die Sachstandsfeststellung zum Reparaturvorhaben Gorch Fock hat heute (20.12.2018) stattgefunden. Bisher sind für die Restaurierung der Gorch Fock 69,5 Mio Euro abgeflossen. Aufgrund der noch unklaren Situation ‎ist ein vorläufiger Zahlungsstopp angewiesen. Die Werft hat von sich aus Aufklärungsbemühungen versprochen. Parallel ermittelt die Staatsanwaltschaft Osnabrück, mit der die Bundeswehr eng kooperiert. Und der Rüstungsstrang hat den Auftrag, alle bisherigen technischen Kostenprüfungen im Zusammenhang mit dem Projekt zu durchleuchten. Erst danach können Entscheidungen über die Zukunft der Gorch Fock getroffen werden.

Bei dem Treffen im Berliner Bendlerblock hatten Rüstungs-Staatssekretär Benedikt Zimmer, der Abteilungsleiter Ausrüstung, Vizeadmiral Carsten Stawitzki, die Präsidentin des Bundesamtes für Ausrüstung, Informationstechnik und Nutzung der Bundeswehr (BAAINBw), Gabriele Korb, und Marineinspekteur Vizeadmiral Andreas Krause die Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen über die Situation bei der Sanierung des Großseglers unterrichtet. Die Ministerin sagte anschließend der Rheinischen Post*, sie mache sich große Sorgen um die Gorch Fock – belastbare Aussagen über die Zukunft des Schiffes könne es aber erst mit einem klaren Gesamtbild geben.

Die Dreimastbark war Anfang 2016 zur Instandsetzung durch die Elsflether Werft in Bremerhaven (Korrektur) eingedockt worden – damals noch mit erwarteten Kosten von zehn Millionen Euro. Ein Jahr später billigte die Verteidigungsministerin angesichts der erkennbaren Schäden an dem fast 60 Jahre alten Schiff gestiegene Sanierungskosten von 75 Millionen Euro. Im März dieses Jahres stiegen die erwarteten Kosten dann noch mal sprunghaft auf 135 Millionen Euro, und im November wurde bekannt, dass sich die Werftliegezeit um ein Jahr bis 2020 verlängert.

Die vorerst letzte Hiobsbotschaft für die Dreimastbark kam in der vergangenen Woche: Gegen einen Mitarbeiter des Marinearsenals Wilhelmshaven, zuständig für die Preisprüfung bei der Gorch Fock, wird wegen Bestechlichkeit ermittelt. Die Marine sagte deswegen den für vergangenen Montag geplanten Festakt 60 Jahre Gorch Fock ab. Die Werft selbst reagierte mit einer (bislang ihrer einzigen) Stellungnahme: Sowohl das mit dem Marinearsenal vereinbarte Sanierungsbudget als auch der Zeitplan ist nach Einschätzung der Elsflether Werft nicht gefährdet.

Die Aussagen von Ministerin und Ministerium klingen bislang nicht nach einer Rettung des Segelschulschiffes. Aber auch noch nicht direkt nach seinem Untergang.

Nachtrag: Der NDR hat die Besatzung in diesen Tagen während der Werftliegezeit in Bremerhaven besucht:

Die ‚Gorch Fock‘ in der Krise – und die Crew?

*Deutsche Verlagswebseiten werden hier i.d.R. nicht verlinkt; in diesem Fall handelt es sich um eine Pressemitteilung des Verlags.

(Grafik: Die Gorch Fock auf der Rückseite des 10-D-Mark-Scheins, Serie 3, 1980  – Wikimedia Commons)