ILÜ-Trends: Mehr Stahl auf die Heide, Cyber und viel Fog of War
Die Informationslehrübung Landoperationen (ILÜ), die mit Ausnahme von Luftwaffe und Marine inzwischen alle Teilstreitkräfte und Organisationsbereiche der Bundeswehr jährlich auf den Truppenübungsplätzen Munster und Bergen veranstalten, ist trotz oft geäußerter Kritik nicht nur eine Dog and Pony-Show. Die aufwändige Vorführung zeigt auch nicht nur, was die deutschen Landstreitkräfte können, sondern vor allem, was sie können wollen und sollen – und ist damit quasi auch ein Trendbarometer.
Das zieht sich durch die ganzen ILÜen des vergangenen Jahrzehnts, von der (damals noch allein vom Heer gleich an zwei Stellen veranstalteten) ILÜ Nord 2007, der ILÜ 2010, ILÜ 2013 oder ILÜ 2016: Da präsentierte sich vor allem die Einsatzarmee Bundeswehr.

Inzwischen sind nicht nur Streitkräftebasis, Sanitätsdienst und ganz aktuell Cyber- und Informationsraum zu dieser Präsentation hinzugekommen: Der Schwerpunkt ist ein anderer. Die nun seit vier Jahren im Vordergrund stehende Fokussierung auf die Landes- und Bündnisverteidigung wirkt sich auch auf die ILÜ aus.
Natürlich gibt es unverändert die Dauerbrenner wie den Einsatz der Feldjäger in der Crowd&Riot-Control (wie schon 2007 oder 2010 oder 2016). Aber eben auch die deutlichen Veränderungen: Da werden nicht mehr Warlords aus ihrem Haus im Heidedorf auf dem Übungsplatz Bergen herausgeholt, im Gegenteil, das Heidedorf ist auf wenige Gebäude geschrumpft und ist eigentlich nur noch Kulisse für die Bewegungen gepanzerter Kräfte (Foto oben).
Am augenfälligsten waren die neuen Trends natürlich beim Auftritt des Kommandos Cyber- und Informationsraum – das sich erstmals im Rahmen einer ILÜ präsentierte (zuletzt war vor zwei Jahren der Sanitätsdienst mit einer eigenen Präsentation neu hinzugekommen). Und die Computerkrieger standen vor dem offensichtlichen Problem: Wie macht man bei einer solchen Vorführung sichtbar, was eigentlich nicht so richtig vorzuführen ist – wenn man nicht einfach langweilig Menschen am Computer zeigen will?
Die Cybertruppe löste das geschickt – mit einer Fernsehshow. Der Journalist und Moderator Ulrich Meyer (Foto oben rechts), Oberstleutnant der Reserve und da fürs Zentrum Operative Kommunikation tätig, führte gemeinsam mit dessen Kommandeur Oberst Stefan Gruhl durch eine Reihe von Videospots, die auf großen mobilen LED-Monitoren abliefen.
Die einzelnen Fähigkeiten des noch jungen Organisationsbereichs, von traditioneller Signalaufklärung bis zum Lahmlegen gegnerischer IT-Systeme, waren nicht gänzlich unbekannt – aber in der Zusammenschau als Unterstützung einer Militäroperation ein rundes Bild. Das allerdings in etlichen Punkten schon aufgrund der rechtlichen Gegebenheiten vage bleiben muss, auch wenn OpKom-Kommandeur Gruhl ständig betonte, dass auch seine Truppe nur auf der Grundlage eines klaren Mandats von Bundesregierung und Parlament tätig werde.
Da bleibt noch Diskussionsbedarf (der, zugegeben, auf einer Vorführung wie der ILÜ nicht erfüllt werden kann): Wenn der Einsatz der Cybertruppe den gleichen Regeln folgt wie der Einsatz der bisherigen Waffensysteme – dürfen die Computer-Spezialisten schon vorab ins IT-System des Gegners eindringen? Und was ist mit dem Abschalten der Online-Medien eines zwar gegnerischen, aber noch nicht offen militärisch aktiv gewordenen Landes – bis hin zum (im Video gezeigten) Abschalten der Facebook-Seite?
Die Fragen bleiben, der Trend ist klar: Cyberoperation (um diesen sehr weit gefassten und unscharfen Begriff mal zu verwenden) sollen und werden integraler Bestandteil aller militärischen Operationen sein müssen.

An die Zeiten vor Mauerfall, deutscher Einheit und Ende des Warschauer Pakts erinnerte dagegen das, was früher Gefecht der verbundenen Waffen und heute Operation verbundener Kräfte heißt: In dem Gefechtsschießen rund um das schon erwähnte Heidedorf ging es vor allem um viel Stahl auf die Heide. Gepanzerte Verbände, Panzergrenadiere und Kampfpanzer in der Verzögerung und im Angriff – Begrifflichkeiten, die in den vergangenen zwei, drei Jahren wieder in den Mittelpunkt rückten.
Beteiligt an diesem Gefechtsschießen waren auch zwei verbündete Nationen – und interessanterweise nicht nur der NATO-Partner Niederlande mit Schützenpanzern samt Schützentrupps, sondern auch das Nicht-NATO-Land Österreich mit Leopard-Kampfpanzern, die unter Führung eines deutschen Brigadekommandeurs den Feuerkampf vorführten.
Allerdings, ein kleines Problem am Rande: Durch die lange Trockenheit war es so staubig, dass die Bewegungen der Schützen- und Kampfpanzer im Gegenlicht zeitweise nur zu ahnen waren. Der sprichwörtliche Fog of War (Nebel des Krieges) wurde zur dichten Wand aus Staub und Pulverdampf*.
Die ILÜ soll dem militärischen Führernachwuchs ein Bild vom künftigen Anforderungsszenario vermitteln – aber, auch das gehört dazu: Die Truppe vermittelt auch der Politik ihre Ansprüche. Nicht umsonst war der letzte Vorführungstag am (gestrigen) Freitag auch für Abgeordnete und Journalisten gedacht. Der Parlamentarische Staatssekretär im Verteidigungsministerium brachte das auf den Punkt: Hier hat die Truppe gezeigt was sie kann, wenn man Ihr gibt, was sie braucht.
„Hier hat die Truppe gezeigt was sie kann, wenn man Ihr gibt, was sie braucht“, sagt Staatssekretär @petertauber zum Ende der #ILÜ18 der #Bundeswehr und wirbt für bessere Finanzausstattung pic.twitter.com/x8nraEAG3Q
— Christian Thiels (@ThielsChristian) 12. Oktober 2018
*Mir ist schon klar, dass Pulverdampf der technisch falsche Begriff ist – aber hier weiß jeder, was gemeint ist…
Und trotzdem kommt wieder die gegen den Soldaten ungerechte und deshalb sarkastische Frage auf wiviel Mühe und organisationstalent es diesmal gekostet hat den „Stahl auf der Heide“aus verschiedenen Einheiten zusammen zu borgen.
Und wiviele technische Ausfälle es gab.
Aus meiner Sicht zeigt der Ansatz bei der ILÜ erneut, dass eine stringente Ableitung aus den aktuellen kriegstheoretischen Grundsätzen (und deren stringente Ableitung durch andere) weiterhin fehlt.
Die Diskussion gab es hierzu ja schon vor Jahren:
https://augengeradeaus.net/2014/03/landes-und-bundnisverteidigung-blick-nach-osten/comment-page-1/#comment-93601
Der Bereich Cyber wäre gerade in der Phase „shape“ durch intelligente Nutzung der rechtlichen Rahmenbedingungen aller denkbaren Bundesbehörden pragmatisch lösbar. Wenn man es politisch wollen würde.
Des Weiteren ist man im Heer offenbar immernoch von überholten Vorstellungen auf operativer Ebene gefangen.
Das reine Panzerballet ist ebenso kriegbsnah wie die großen Kaisermanöver vor dem ersten Weltkrieg mit viel Kavallerie und weitgehender Negierung technischer Innovationen (Maschinengewehr, weitreichende Artillerie, C-Waffen).
Aber es geht ja auch eher darum zu zeigen, dass man eigentlich sehr gut ist.
Damit wird aber auch versäumt elegant aufzuzeigen wo erheblicher Verbesserungsbedarf besteht, der planerisch zwar angelegt ist, aber längst nicht gesichert ist (Quantität von Material, Wiederaufbau von Fähigkeiten, Modernisierung).
Die obigen Aussagen des PSts Tauber sind da schlichtweg am Haushalt und der mittelfristigen Finanzplanung zu messen (Haushalt vs. Fähigkeitsprofil).
Aber wer will das noch so genau wissen…?
Besser potemkinsche Dörfer auf allen Ebenen – für alle Verantwortlichen das Bequemste.
Böse Zungen behaupten ja dass die Österreicher vorrangig nicht deshalb mit ihren Kampfpanzern da sind um Multinationalität zu demonstrieren sondern weil beim parallelen Auftrag VJTF und Trident Juncture 18 LIVEX (immerhin 2 Panzerkompanien plus die DEU/NLD PzKompanie) das deutsche Heer mit seinen 2 Panzerdivisionen nicht mehr ausreichend eigene, einsatzbereite Leo 2 für alle Stationen und Bilder der ILÜ „auf die Heide bekommt“.
Die Panzerbrigade 21 „Lipperland“ richtete die diesjährige Lehrübung aus.
X21 greift dabei durchaus auf ausreichend Erfahrung in diesem Sektor zurück. Schon immer entlasteten die Augustdorfer L9 bei derartigen Aufträgen.
So besuchte in jährlichem Rhythmus das BASC „British Army Staff College“ die Senne und sah LehrÜb im Stil – früher – Gefecht verbundener Waffen mit verstärktem Jabo- Anteilen, da die Senne dafür Eignung hergibt.
Wenn Gen Zorn bei seinem Besuch der diesjährigen ILÜ den Schwerpunkt auf die Operationen verbundener Kräfte legt, befindet er sich damit einerseits in der Tradition des Heeres, unterstreicht andererseits er den Einstellungswandel des Bündnisses wie er bei TRJE18 Ausdruck findet. Zorn:“ … dass die ILÜ dies Jahr die Landes-und Bündnisverteidigung darstelle und dass dies künftig der Kern sei, …“.
Ausgezeichnet, Herr General.
Die Teilnahme österreichischer Kameraden ist nicht nur eine politische Aussage des Bündnis neutralen Landes, sondern auch der Verbundenheit zur alten PzTrS geschuldet, wo die AUT Leo 2A4 mit ihren Besatzungen „laufen lernten“ in den 90ern, gemeinsam mit AUT PzJg.
@Dante
Ohne Mäkelei geht’s nicht? Endlich Lichtblicke, technische Ausfälle sind normal. Und wenn es Mühe kostete, gut so. Einfache Aufträge lösen andere.
Ohne Zweifel eine tolle Sache! Jedoch muß man sich hier folgende Frage stellen:
Nicht ausreichend Material für VJTF, zusamnen geklaut aus etlichen Einheiten und dann eine ILÜ!?
Musste das wirklich sein? Werden hier die richtigen Prioritäten gesetzt? Das ist doch keinen normal denkenden Soldaten mehr zu verkaufen! Sieht keiner das mehr als deutliche Kopfschütteln der Truppe? Wann fängt die Bundeswehr mal an zu erkennen das gewisse Dinge nur Arbeit und Zeit kosten die wir nicht haben!
Bitte mal die richtigen Schwerpunkte setzen werte Führung!
Noch ein kleiner Einblick in die Dimension der taktischen und technischen Innovationen:
https://info.publicintelligence.net/AWG-RussianNewWarfareHandbook.pdf
Wenn man das über die Vorführungen der letzten Jahre legt, dann wird eigentlich klar, wie weit und schwer der Weg noch ist.
@Klaus-Peter Kaikowsky | 13. Oktober 2018 – 13:44:
Die ILÜ ist schon lange kein Auftrag ausschliesslich für die Lehrbrigade. Der Auftrag geht schon seit vielen Jahren im Rotationssystem von Brigade zu Brigade. Früher waren es halt die Fenneks und Boxer die in der Bw knapp wurden, wegen ISAF und ILÜ blieb nix einsatzbereites mehr über. Für die ILÜ wurde dann auch gerne aus der einsatzvorbereiteten Ausbildung abgezogen. Schlieffenpimpfe aus Blankenese und Zauberlehrlinge aus Dresden hatte halt Priorität vor Einsatzvorausbildung.
Heute klemmt’s halt bei den Leos.
[Es gibt Begriffe, die nur genutzt werden, um die Debatte zu vergiften. Ich rate dringendst, hier darauf zu verzichten. T.W.]
Herr Wiegold. Pulverdampf ist ein hervorragendes Wort. Daran fehlt es nämlich vor allem im Kopf einer. Stichwort: Combat Mindset
„Schlieffenpimpfe aus Blankenese und Zauberlehrlinge aus Dresden hatte halt Priorität vor Einsatzvorausbildung.“
Seltsamerweise kritisieren viele, die solche Aussagen treffen, im gleichen Atemzug, dass es den heutigen Führungskräften an realem Bildern und Eindrücken fehlt.
Hauptsache, man kann sich halt unverändert einreden, dass die Führung weniger kompetent als man selbst ist…
Meine Ansicht (die sich durchaus in den vergangenen Jahren gewandelt hat): die ILÜ ist ein unfassbarer Aufwand. Aber ja, sie muss einfach sein. Das muss uns einfach die Ausbildung wert sein.
@FlaOffz
Danke für die Hinweise. Da ich aber sowohl bei L9 als auch bei x21 sowie in einem weiteren Großverband gedient habe und bei LÜ aller Art beteiligt war, ist mir der Sachverhalt durchaus bekannt.
Dass „ausschließlich für die Lehrbrigade“ der Auftrag bestünde, habe ich nicht behauptet.
Durch die notgedrungene Inanspruchnahme aller Brig ziehen jeweils Betroffene allerdings Nutzen, wenigstens in Teilbereichen. Die mit Org, Anlage und Vorbereitung der ILÜ verbundene Belastung schult verantwortliche Stäbe, schadet also nicht, im Gegenteil.
Die ILÜ ist nur in zweiter Linie eine Leistungsschau nach außen. In erster Linie ist sie eine Lehrübung zur Vermittlung von Kernprinzipien der Gefechtsführung für Offizieranwärter und junge Offiziere des Heeres und Generalstabsoffiziere aller TSK.
Die hier vermittelten Eindrücke und Kenntnisse können nicht auf andere Art und Weise (außer im Einsatz/Krieg) vermittelt werden uns stellen daher eine unabdingbare Investition in die Zukunft der Landstreitkräfte dar.
Das dafür andere Aufträge priorisiert werden müssen ist a.m.S. zwar bedauerlich, aber hinzunehmen.
Wenn man den Bericht des Hausherren liest, dann scheint die diesjährige ILÜ eine doch recht erfolgreiche Darstellung der potenziellen Fähigkeiten deutscher Streitkräfte gewesen zu sein. Klappern gehört halt zum Handwerk – und Bilder stellen sagt mehr als tausend Worte.
Wenn das dazu beigetragen hat, nicht nur den eigenen Nachwuchs auszubilden, zu motivieren und zumindest etwas „Waffenstolz“ zu erzeugen, sondern darüber hinaus auch noch in den parlamentarischen Raum hinein zu wirken (sehr gute Message von ParlStS Tauber !), dann war es sicher den Aufwand wert.
Glückwunsch an CIR (und insbesondere an Oberst Gruhl von OpKom), diese künftig immer wichtiger werdende und entscheidende Dimension endlich einzubringen, professionell darzustellen und gut zu verkaufen. Auch sehr genial, über den prominenten Moderator Ulrich Meyer Bedeutung und Potenzial von Reservisten sichtbar zu machen. :-)
https://www.youtube.com/watch?v=C2_z03hfBR4 (hoffe Link ist ok)
Schade, daß man nur hier auf AGA davon erfährt. Ist dazu irgendwo eine Sendung geplant? Zumindest auf YouTube findet man unter dem Stichwort einiges.
Und noch ein Hinweis an all die ewigen Nörgler, Miesmacher und Negaholiker, die nur noch die Haare in der Suppe sehen können:
Ihnen empfehle ich Albert Einstein: „Es gibt viele Wege zum Glück – einer davon ist aufhören zu Jammern“.
Wie jedes Jahr eine professionelle Vorführung. Und auch andere Länder sehen sich solche Vorführungen sehr genau an…….
@POO | 13. Oktober 2018 – 21:10
„Und noch ein Hinweis an all die ewigen Nörgler, Miesmacher und Negaholiker, die nur noch die Haare in der Suppe sehen können:“
Ich benenne es auch „aufzeigen von Mängeln und Missständen“ was gerne im Jahr 2018 und früher, als genau jenes deklassiert umbenannt wurde wie sie es zu nennen mögen.
Jedoch kommt es immer noch auf die Form und Klasse des Aufzeigens von Mängeln an.
Wegschauen und zu allem Ja und Amen zu sagen, um dem verordneten Schönrederei-Mainstream zu folgen ist nun mal im Jahr 2018 nicht nur nicht gerne gesehen, mittweilen sogar gefährlich!
Den Grenzenlosen Befürwortern der ILÜ nochmals zur Erinnerung das wir im HEER, Pardon der Bundeswehr, nicht mehr über 12 Divisionen mit 38 Brigaden verfügen.
@Der Alte | 13. Oktober 2018 – 14:08
Zustimmung meinerseits
Ausbilden, Bilder für den Führernachwuchs stellen ja, aber nicht um jeden Preis.
Immerhin kommen einige ja wenigstens bei der ILÜ Vorbereitung und Durchführung in den Genuss ihr Waffensystem vollumfänglich über einen längeren Zeitraum einsetzen zu können ;-)
Und wenn wir es schon nötig haben, Stäbe mit der Planung, Durchführung, Organisation einer Lehrübung zu beschäftigen damit diese mal wieder gefordert werden…na denn….Vorwärts. Lieber wäre mir die Beschäftigung der Stäbe mit großangelegten Truppenübungen in freiem Gelände (mit Volltruppe).
Wer Nörgelei, Miesepeterei oder anderes findet darf es behalten.
Allen beteiligten hier wünsche ich noch einen schönen Sonntag!
„therefore, i am out“
@0815 | 14. Oktober 2018 – 12:20
„Den Grenzenlosen Befürwortern der ILÜ nochmals zur Erinnerung das wir im HEER, Pardon der Bundeswehr, nicht mehr über 12 Divisionen mit 38 Brigaden verfügen.“
Ja und?
Offizieranwärter und Offiziere des Heeres sowie angehende Generalstabsoffiziere aller TSK müssen trotzdem ausgebildet werden! Gerade da wir keine großen Herbstmanöver mehr fahren und gerade da Gefechtsschießen auf der Ebene vstkGefVbd kaum noch durchgeführt werden und gerade weil San/Fm/Log zwischenzeitlich weitgehend aus dem Heer ausgegliedert wurde umso mehr!
Nichts kann Bilder ersetzen und wenn wir unseren Führungsnachwuchs das nicht bieten können, dann ist das eine Gefährdung von Auftragserfüllung sowie Leib und Leben in der Zukunft.
Cyber hat in der Bundeswehr nichts verloren, sondern sollte zum BND gehen. Der BND selbst muss dafür aber enger in militärische Operationen eingebunden werden.
Der Parlamentsvorbehalt ist bei Cyberoperationen ein Hindernis das seines Gleichen sucht.
Beispiel ISAF: Gebilligt ist ein Einsatz in Afghanistan, die Taliban nutzen aber Server die in Pakistan stehen, rechtlich darf dort nicht gewirkt werden… praktisch kann aber nur dort überhaupt ein Einsatz erfolgen.
@Thonar | 14. Oktober 2018 – 14:13
„Cyber hat in der Bundeswehr nichts verloren, sondern sollte zum BND gehen. Der BND selbst muss dafür aber enger in militärische Operationen eingebunden werden.“
Ich gehe mal davon aus, dass Sie nur die operativen „Cyber-Fähigkeiten“ des Bereichs CIR im engeren meinten (also die ca. 5-10% von CIR!?).
Oder etwas auch das militärische Nachrichtenwesen? Oder gar Fm und EloKa?
„Der Parlamentsvorbehalt ist bei Cyberoperationen ein Hindernis das seines Gleichen sucht.“
Zugegebenermaßen, aber Cyberoperationen an Geheimdienste zu übergeben, die ohne jegliche Öffentlichkeit und nur mit sehr geringer parlamentarischer Kontrolle arbeiten, schüttet hier vielleicht das Kind mit dem Bade aus
@Koffer | 14. Oktober 2018 – 13:32
Das sehe ich persönlich leider anders.
Die Führer sollen Erfahrung und Bilder bekommen wenn Sie in der Truppe sind, mit ihrem Personal und Material . In Führungsverantwortung und nicht nur als eilig durchgeschleuste Besuchergruppen.
Das Bild ist in der Regel in den Verbänden gar nicht verfügbar, genau wie das entsprechende Material in der Bandbreite. Will ich also jemanden zum Führer ausbilden muss er die Erfahrung sammeln. Ansonsten haben wir demnächst nur noch abgehobene Sternenkrieger ohne notwendige langjährige Erfahrung ohne Bezg zur Truppe. Da ist doch der Hund begraben…
Ich bin ja schon froh, ansatzweise, das die „Verschulung“ der Ausbildung wieder zurückgenommen wird. Hoffentlich ist der Schaden der letzten Jahre nicht so groß, das der besagte Nachwuchs hier keinen Anschluß zu seiner TrGttg mehr findet.
@Thomas
Der BND als NACHRICHTENDIENST betreibt InformationsBESCHAFFUNG.
Natürlich ist er vor jedem Einsatz als Teil strategischer Aufklärung vielfach vernetzt mit anderen Ressorts in der Einsatzvorbereitung betroffen, logisch mit dem KdoCir auch und daher sehr „eng in mil Op eingebunden“, im SP aber in strategischer Aufklärung, zeitlich weit vor einem Einsatz. Nur führt der in großen Teilen zivil besetzte Dienst eben keine keine Truppe.
Die Aufgaben im Cyber- und Informationsraum hingegen wirken sich, näher am Geschehen, oft operativ, ggf sogar taktisch aus. Ausgeschlossen wird dabei nicht, dass eine im Ursprung taktische Operation aufgrund der Auswirkung von strategischer Bedeutung sein kann.
Über die ressortübergreifende Vernetzung wird der BND immer mit im Bunde sein.
Der Kdr KdoCiR siedelt auf einer Ebene mit den Insp der übrigen fünf OrgBer goldrichtig an der Schnittstelle von Nachrichtengewinnung und -beschaffung. Im BND hat er bitte gar nichts zu suchen, eine Einbindung dort behinderte das „Geschäft“ wegen bestehender ND-Vorgaben ungemein.
Lehrübungen waren und sind eine sinnvolle Ergänzung der Individualausbildung des Führungsnachwuchses aller Laufbahnen. Sie ergänzen sowohl den persönlichen Erfahrungsschatz als auch die lehrgangsgebundene Ausbildung; die Zuschauer gewinnen Bilder, die ihnen bei der späteren Aufgabenwahrnehmung helfen, nicht „wie der Blinde von der Farbe zu reden“. Der Aufwand ist erheblich, aber gerechtfertigt auch durch mehrere tausend Teilnehmer. In meiner persönlichen Bewertung der diesjährigen Inhalte sticht besonders positiv heraus die RSOM-Station: hier wurden die Bedeutung von Raum, Zeit und Kräften sehr plastisch und damit lehrreich dargestellt.
@0815 | 14. Oktober 2018 – 16:06
„Die Führer sollen Erfahrung und Bilder bekommen wenn Sie in der Truppe sind, mit ihrem Personal und Material . In Führungsverantwortung und nicht nur als eilig durchgeschleuste Besuchergruppen.“
Wir haben aber nun einmal keine großen Herbstmanöver mehr und auch keine einheitliche TSK Heer.
Und selbst wenn wir das noch hätten wäre eine große Lehrübung dennoch nicht überflüssig, denn selbst in der „guten, alten Zeit“ hatte nicht jeder junge OA auch tatsächlichen an Gefechtsschießen der verbundenen Waffen teilgenommen (lag ja immer daran wann man wo eingesetzt war).
@ Memoria:
Panzerballett hat natürlich auch seine inhaltliche Bedeutung – der Vergleich mit Kaisermanövern hinkt heftig, auch weil die Kinetik der gepanzerten Truppen unverändert durchschlagend und eben gerade absehbar noch nicht überholt ist. Am Ende bringt deren Einsatz sowohl ohne CIR als auch trotz CIR den Erfolg, weil abseits aller FüInfo-/EloKa-/ etc. Systeme geführt und gekämpft werden kann. Wie sich das entwickelt, wenn Drohnenschwärme panzerbrechend werden, bleibt abzuwarten – der seit Menschengedenken laufende Wettstreit zwischen Schutz, Feuerkraft und Beweglichkeit wird wohl nicht so rasch beendet sein.
@Koffer:
Ich nutze „Cyber“ sehr gerne in Abgrenzung zu den „klassischeren“ Maßnahmen des Kampfes im elektromagnetischem Spektrum. Nur weil man jetzt schließlich alles mit „modernen“ Begriffen belegt, heißt es noch lange nicht, dass die Technik oder Einsatzverfahren wirklich neu sind.
Ich spreche also bewusst nicht von EloKa/ Fm und in Teilen MilNw, wenn ich „Cyber“ verwende, auch wenn es dem neuen Sprachgebrauch nicht entspricht. Sprechen Sie aber mit einem langjährigen Infanteristen über „Cyberfähigkeiten“ wird dieser sicherlich nicht an die Fernmeldetruppe oder die Heeresaufklärungstruppe denken, sondern ein völlig anderes Bild haben. Der offizielle Sprachgebrauch ist damit gekünstelt (und das schon seit FüUstg).
Die Übergabe an die Geheimdienste ist die einzige Möglichkeit den Parlamentsvorbehalt aufrechtzuerhalten und um auf moderne Konflikte unterhalb der Schwelle eines Krieges und sogar unterhalb der Schwelle einer bewaffneten Auseinandersetzung zu agieren. Russische Trollfabriken und Fake-News, auch wenn sie im Internet gerne als sogenanntes „Meme“ wahrgenommen werden, sind leider dennoch entsprechende Realität.
@Klaus-Peter Kaikowsky:
Ich rede nicht von einer Übergabe von CIR an den BND, sondern an die Übergabe einiger der Fähigkeiten und damit einhergehend, dass die Personen dieser Fähigkeiten vielleicht auch gar nicht in Uniform sein sollten.
Korrekt ist, dass der BND Informationsbeschaffung betreibt… darunter versteht der BND im Übrigen auch SIGINT. Das „Hacken“ eines Servers um konkrete Informationen abzugreifen als „Nachrichtengewinnung“ zu verstehen, ist doch am Ende nichts anderes als ein Argument um in eine Zuständigkeitsdebatte zwischen zwei Organen der Exekutive zu gehen bei der keiner den sprichwörtlichen Schwanz einziehen will.
Anstatt also hier Befähigungen zu bündeln, werden sie dank Bürokratie und Zuständigkeitsgeplänkel voneinander mit völlig unterschiedlichen Einsatzvoraussetzungen getrennt und zwar so weit, dass die Fähigkeit die man sich eigentlich vorstellt, gar nicht zur Wirkung kommen kann.
Das man auf der Arbeitsebene dennoch zusammenarbeitet, zeigt doch nur, wie vernetzt beide Seiten miteinander wirklich sind.
Bezüglich der Aussage der BND ist „sehr eng in mil Op eingebunden“ muss ich mich doch aber fragen, wie „eng“ denn „sehr eng“ Ihrer Meinung nach ist?
Sie sagen doch selbst der BND arbeitet auf strategischer Ebene, aber taktische Operationen können strategische Auswirkungen haben (vor Allem im Bereich COIN/ StabOp), dennoch findet sich, außer begrenzt über den G2, gar keine Anknüpfungsstelle an den BND in zumindest Brigadestäben und höher die tatsächlich im Geschehen sind.
Und hier kommen wir doch zu der Krux der Dinge:
Der taktische/ operative Truppenführer der z.B. die Wirkung des Feindes in seinem Informationsumfeld einschränken will, hat dazu, trotz der ihm zur Verfügung gestellten, organischen Fähigkeit des Einsatzes von CNO, gar nicht die Möglichkeit diese zu nutzen, weil der Feind sich einfach Server bedient die sich physisch außerhalb des vom Bundestag gebilligten Einsatzgebietes befinden und ihm damit aufgrund des Parlamentsvorbehaltes die Hände gebunden sind. Gerade hier wird doch klar, dass unsere „strategischen“ Geheimdienste zur Unterstützung von MilOp eben sehr wohl auch taktischer/ operativer werden müssen.
Man kann sich also z.B. die Fähigkeit CNO sparen und stattdessen den BND mit operativen und taktischen Kräften ausstatten, die entsprechenden Fähigkeiten an ihn übergeben, sowie den BND im Zuge einer wirklich vernetzten äußeren Sicherheit auch in Strukturen der Bundeswehr enger mit einbinden.
Die Amerikaner beschreiben das ganze im Übrigen als „Multi-Domain-Warfare“… wieder ein toller Begriff, aber am Ende ist es nicht anders als eine Erweiterung der Operation verbundener Kräfte.
Das unter diesen Kräften auch Nachrichtendienste fallen müssen, sollte man spätestens seit den hybriden Bedrohungen erkannt haben.
Ein Hinweis: Da @carnivora die RSOM-Station erwähnt hat: Ich bin oben nicht auf alles eingegangen, aus Gründen der Übersichtlichkeit. Aber in der Tat gehört auch das Portfolio „Reception, Staging, Onward Movement“ zu den logistischen Aspekten der Landes- und Bündnisverteidigung.
Wer mehr dazu lesen will (und auch zu anderen Details dieser ILÜ): Die Bundeswehr hat dazu eine Themenseite aufgelegt.
@Thonar | 14. Oktober 2018 – 18:22
„Ich spreche also bewusst nicht von EloKa/ Fm und in Teilen MilNw, wenn ich „Cyber“ verwende, auch wenn es dem neuen Sprachgebrauch nicht entspricht. Sprechen Sie aber mit einem langjährigen Infanteristen über „Cyberfähigkeiten““
Sie meinen mit einem wie mit mir (bin seit 20 Jahren Infanterist)?
„Der offizielle Sprachgebrauch ist damit gekünstelt (und das schon seit FüUstg).“
Natürlich ist er das und zudem noch überflüssig und mißleitend.
Aber das ändert ja nichts daran, dass man in der Kommunikation mit anderen die richtigen Begriffe verwenden sollte. Dann spart man sich solche Nachfragen wie die meinige…
@Koffer:
Solange wir uns im Internet bewegen, gehe ich nicht davon aus das jeder den Unterschied zwischen erreichen, gewinnen und nehmen verstehen wird. Die richtigen Begriffe zu verwenden, ist wichtig in einem entsprechenden Rahmen, am Ende aber möchte ich verstanden werden… und wir müssen jetzt hier keine Grundsatzdiskussion ob des militärischen Sprachgebrauchs im Internet beginnen.
@Thonar | 14. Oktober 2018 – 19:43
„Die richtigen Begriffe zu verwenden, ist wichtig in einem entsprechenden Rahmen, am Ende aber möchte ich verstanden werden…“
Ist das hier nicht die Kommentarspalte eines sicherheitspolitischen Fachblogs?
Ich frage ja nur…
Aufwand und Nutzen, vor allem Kosten, stehen in keinem Verhältnis mehr. Auf der ILÜ wird sich jedes Jahr auf’s Neue in die eigene Tasche gelogen!
Zum Thema Bilder stellen: Die ILÜ-Stationen wurden mittlerweile so häufig auf DVD gebannt, dass sich die Ausbilder in Dresden, Munster oder sonst wo davon die besten Beiträge für die Ausbildung raussuchen könnten.
Ein Lehrgangsteilnehmer wird aus einem Gefechtsschießen bei dem er mehrere hundert Meter entfernt auf einer Tribüne sitzt kaum etwas mitnehmen was ihm weiter hilft. Das die Kampftruppen im Verbund wirken sollte jedem UA und OA längst klar sein, dafür braucht es keine „Show“ in Bergen. Das bestätigen die OA’s auch meist, wenn man sie danach fragt.
@Carnivora – Raum und Zeit wurde eben NICHT klar bei RSOM…die Vorgänge die normalerweise Tage dauern wurden in 45 Minuten dargestellt, die mehrere Kilometer umfassende Staging Area wird auf einige hundert Meter eingedampft und ununterbrochen fahren Fahrzeuge hin- und her…hat mir persönlich z.B. genau „Null“ gebracht, außer das es hübsch anzusehen war und man gemerkt hat dass sich die SKB Mühe gemacht hat ein komplexes Thema rüberzubringen.
Für mich ist und bleibt die ILÜ eine „Geldvernichtungsmaschine“ und ich wünsche mir die alten Lehrübungen (klein aber fein) in Munter zurück!
@Ex-Heidelberger | 15. Oktober 2018 – 8:52
„Das bestätigen die OA’s auch meist, wenn man sie danach fragt.“
Das entspricht nicht meiner Wahrnehmung. Sowohl die LT OL1 als auch LGAN/LGAI mit denen ich gesprochen habe, berichten jedes Jahr nahezu überschwänglich von dem Nutzen der Veranstaltung.
Und in Bezug auf die gute alte Zeit mit den „kleinen und feinen“ Lehrübungen. Da kann ich darauf hinweisen, dass im Gegenzug dazu damals alle Schulen ihre eigenen Lehrübungen hatten, die heute eben nicht mehr statt finden.
Insgesamt ist das vmtl ein Nullsummenspiel.
Aber ehrlich gesagt, selbst wenn nicht: sowohl unserer Führernachwuchs, als auch die nachkommenden Führungsgehilfen sollten uns diesen Aufwand wert sein! Es ist eine Investition in die Zukunft.
Das es außerdem (nebenbei) auch nicht Leistungsschau für Entscheidungsträger im In- und Ausland ist, macht es nur umso wichtiger!
Korrektur OL2
@Ex-Heidelberger
Die „kleinen aber feinen Lehrübungen“ in Munster gab es, keine Frage.
Bestimmt wurde das Lehrübungsbild aber durch die großen Knaller, die Pers und Mat der gesamten L9 UND DARÜBER HINAUS (Lw, HubSchr, RakArt, DivPi, Alliierte) forderten.
Investition in Ausbildung ist nie Geldvernichtung. Die Bilder sind für alle Lehrgänge und Schulen richtungsweisend; jeweils verantwortliche Brig erfahren Praxis- und Erkenntnisgewinn. Ein Lehrgangsteilnehmer wird sehr wohl viel mitnehmen können. Er sieht das Zusammenwirken der Kräfte, hört Befehlsgebung, sein erfahrener Hörsaalleiter bereitet das Geschehen vor und nach!
Nicht zu vernachlässigen, das Deutsche Heer zeigt wir haben’s drauf, was innerhalb und außerhalb des Bündnisses erkannt wird.
@Koffer:
Da muss ich deutlich zustimmen.
M.E. dienen die ILÜ heute und die Lehrübungen damals nicht zuletzt der Innenwerbung dienen.
Dieses: „So könnte es aussehen, wenn´s mal wieder läuft“, dieses reibungslose etc.
Ob die ILÜ kostenmäßig soooo teuer ist, wage ich nicht einzuschätezn, aber sich eine solche „Show“ nur auf DVD anzugucken, verfehlt das Ziel.
Es muß nach Erde und Diesel richen, man muß die Geräusche live haben – alles andere kann Hollywood besser (wenn auch nicht realistischer… ;-) )
Ich halte das ganze auch für eine Ressourcenverschwendung, aber mancher schwelgt bei den Bildern eben auch gern von der guten alten Zeit. Irgendwie scheint mir grad vieles, was zu seiner Zeit gut und richtig war ein Revival zu erleben, Offizierausbildung in der Truppe, HTW, GDP, Landesverteidigung. Alles was ich Live und in Farbe mitgemacht habe (@Koffer, 34 Jahre gepz Inf ;-)) und das alles gepasst hat.
Leider vermisse ich beim derzeitigen Revival der Dinge den Blick auf die jetzige Lage und Rahmenbedingungen. Es gibt keine 72 PzGrenBtl mehr, die ein paar Fhj aufnehmen und im „wirklichen Leben“ ausbilden, es gibt keine 72 PzBtl mehr, die die russischen Horden aus dem GDP im Fuldagap aufhalten können/müssen. Schöne Bilder können leider auch falsche Bilder sein …
Führung- und Entscheidungsprozesse kann ich in jeder beliebigen Lage ausbilden und üben. Von einem extrem ins andere … das ist wenigstens schon immer so.
@Thonar
„Cyber“ ist weit mehr als EloKa/Fm und MilNW. Es geht hierbei nicht nur um die Aufklärung, sondern auch um die Betriebssicherheit der IT-Systeme und alles, was diese gefährden könnte. Die Grenzen zwischen „Cyber“ (quasi die IT) und dem Informationsraum verschwimmen bzw. nähern sich immer mehr. Daraus folgt die Notwendigkeit für die Bündelung und Vernetzung der Informationen aus diesen Bereichen sowie deren Anreicherung. Daher ist es ein logischer und sinnvoller Schritt gewesen, den Bereich Cyber- UND Informationsraum zu gründen.
@Fock:
Wollen Sie allen Ernstes behaupten, dass IT-Sicherheit ein völlig neues Konzept ist? IT-SiBe und den gesamten Strang gab es schon weit vor der Schaffung von CIR.
Die Bundeswehr als Organisation muss selbstverständlich ihre Systeme schützen und härten, das steht außer Frage, bloß ist die Bundeswehr aufgrund rechtlicher Rahmenbedingungen eben nur bedingt zu „offensiven“ Einsätzen im Bereich „Cyber“ befähigt. Eine mögliche Befähigung zum „Counter-Hacking“ steht je nach Einzelfall (aber durchaus im Regelfall) bereits auf wackeligen rechtlichen Beinen.
Nehmen wir doch einfach mal an ein privates, ziviles Hackerkollektiv nutzt russische Server um der Bundeswehr durch Cyberangriffe zu schaden und verübt diese Angriffe mit Brisanz für die nationale Sicherheit. Glauben Sie ernsthaft die Bundesregierung würde einem Einsatz der Streitkräfte gegen Server in Russland, auch wenn der Einsatz völlig non-lethal wäre, zustimmen? Allein schon die Zeit die bis zu einer möglichen Entscheidung verstreicht, hindert jede Erfolgsaussicht.
Und glauben Sie nicht auch, ein solcher Einsatz wäre ein gefundenes Fressen für fremde PsyOps?
Auf Seiten der Nachrichtendienste könnten solche Operationen wesentlich schneller, effektiver und ohne großes Medienaufkommen durchgeführt werden.
Und natürlich müssen im Bereich IT die Fähigkeiten gebündelt werden, diese Bündelung jedoch unterhalb des BMVg und der Streitkräfte anzusiedeln ist jedoch falsch aufgrund der den Streitkräften eigenen Einschränkungen., daher gehören diese Fähigkeiten außerhalb der Streitkräfte, eben am besten zum BND, aber in enger Einbindung mit den Streitkräften anstatt wie jetzt die Fähigkeiten in die Streitkräfte zu geben und den BND mehr oder weniger gut einzubinden.
Das das heißt, der BND müsste aufgebohrt werden, sein Fähigkeitsspektrum erweitert, steht völlig außer Frage.
Die einzige andere Option wäre die Lockerung des Parlamentsvorbehaltes und ob das der richtige Weg ist oder sogar politisch durchsetzbar, wage ich zu bezweifeln.
Derzeit aber leisten wir uns eine Fähigkeit derer wir unnötig Handschellen anlegen.
@Thonar
So weit Ihre Argumente auch inhaltlich nachvollziehbar scheinen – aber Ihnen ist bewusst, dass Sie dafür plädieren, einen Nachrichtendienst zu einer Polizeiorganisation mit Exekutivbefugnissen zu machen, das seit der Nazi-Zeit aus guten Gründen geltende Trennungsgebot aufzuheben und den BND zu einer Organisation nach dem Muster der CIA mit ihren Drohnenangriffen umzubauen?
Naja, selbst wenn die BW sich das ganze Material und Personal irgendwo zusammenklauben muss um eine ILÜ zu fahren und selbst wenn der Ausbildungswert bei beobachtenden OAs in Frage gestellt wird, dann haben die Darsteller immer noch
a) Ihren eigentlichen Job machen dürfen
b) Ihr Gerät konstant und länger beüben dürfen
c) Die ganze Logistik dahinter (Inst, Transport,…) auch üben dürfen
d) Entsendende Verbände üben dürfen wie es ist wenn Teile abkommandiert werden (was im Ernstfall auch unweigerlich passieren würde)
Die ILÜ ist Ressourcenverschwendung wird gesagt. Naja, jede Militärübung ist Ressourcenverschwendung. Das ganze Militär ist so gesehen Ressourcenverschwendung – so lange man es eh nicht ernsthaft benutzt und benutzen will. Alles eine Frage des Standpunktes.
Sachlich ist uns klar, dass Sicherheit ihren Preis hat (ist nicht viel anders als bei Feuerwehr, nur das da der Nutzen eher klar wird, weil der Ernstfall dauernd eintritt).
Wenn ich nun also ein Militär habe und das ganze Gerät usw, dann muss das benutzt und bewegt werden und es muss jeden Tag trainiert werden für das Ziel (auch wenn der Einsatz nie kommen mag). Denn immerhin arbeiten dort Profis und bekommen Gehalt dafür – da sollte man nicht weniger erwarten.
Kurzum eine ILÜ ist letztlich genau das was im Ernstfall auch passieren würde. Alle möglichen müssen irgendwo was ausgefallenes/fehlendes kompensieren. Einheiten werden verlegt, unterstellt, umgruppiert.
Insofern ist es doch fast egal ob das Geld im Stillen auf einem Standortübungsplatz verfahren wird oder ob man eine Lehrübung nach Bilderbuch macht wo noch jemand was von abgucken kann.
Ich denke, das sowohl Gäste als auch OA, als auch die Darsteller zu abstrahieren wissen, dass es eine Übung ist und wo genau die Unterschiede zum Ernstfall sein werden. Gute Ausbilder werden das bei der Gelegenheit sicherlich mit schulen.
Trotz Trident und allen anderen Sachen noch eine ILÜ hin gekriegt zu haben ist doch also eine positive Leistung über die man sich auch freuen kann.
Wenn ich mir als Land also ein teures ressourcenverschwendendes (aus Sicht des nie eintretenden Ernstfalls) Militär leiste, dann ist eine ILÜ ja wohl das wenigste was man leisten können sollte. IMMER.
@ t.wiegold
Ihre Empörung a la „nazizeit“ zu Thonars beitrag geht leider fehl.
Exekutivbefugnisse für Auslands!! -nachrichtendienste haben nur wenig mit dem von Ihnen thematisierten Innenpolitischen Kontext zu tun.
Weder die USA noch Frankreich oder Großbrittanien sind oder werden durch operative/kinetische Einsatzmöglichkeiten ihrer Auslandsnachrichtendienste zu „nazis“ oder sonswie unaussprechlichem. Deartige Einsatzoptionen sind daher für D nach Schaffung eines entsprechenden Rechtsrahmen durchaus überlegenswert.
Manchmal sollte man seine pawlowschen Reflexe vielleicht etwas kontrollieren.
[Na, dann kontrollieren Sie doch mal Ihre Pawlowschen Reflexe… Wenn ich auf das Trennungsgebot und dessen Grundlage verweise, sage ich damit nicht, dass die Nachrichtendienste damit zu Nazis werden… Also wäre gut, wenn Sie Ihren Beißreflex mal überprüfen würden. T.W.]
@Herr Wiegold, Sie schreiben, die Luftwaffe habe an der Übung nicht teilgenommen.
Es hat also keinerlei fliegerische Unterstützung der Übung durch die Lw stattgefunden?
Das fände ich erstaunlich, denn zeitgleich zur ILÜ hat in Laage die Leistungsvergewisserung der Luftwaffen NRF Kräfte stattgefunden. Immerhin sollte die Lw auch ihre Lu/Bo Fähigkeit beweisen. Recce, CAS und Luftransport im Rahmen der ILÜ wären sicherlich geeignete „Joint“ Übungsziele gewesen.
@T.Wiegold:
Ich bin mit den Polizeigesetzen nicht vollends vertraut, da es sich hier allerdings um rein non-letale und vor Allem ausschließlich die äußere Sicherheit betreffende Befugnisse handelt, sehe ich keinerlei Überschneidungsaspekt mit der Polizei, weil das Wirkungsfeld des BND dann doch das Ausland ist. Sollte Angriffe aus dem Inland festgestellt werden, kann dies an den Verfassungsschutz und/ oder die Polizei abgeben werden. Gegen Angriffe aus dem Ausland ist man jedoch derzeit auf defensive Tätigkeiten beschränkt und die Verfolgung und Nachforschung bereits ein Problem, während die dafür vorgesehenen Fähigkeiten der Bundeswehr ungenutzt verstauben.
Die Abgrenzung zur Bundeswehr wäre der mögliche Letalitätsaspekt (mir ist sehr wohl bewusst, dass die Bundeswehr auch nicht letale Fähigkeiten braucht und einsetzt, es geht mir hier aber um die Ausschließlichkeit des Einsatzes solcher Fähigkeiten im Ausland durch die Bundeswehr und nicht durch andere staatliche Organe). Hier greift weiterhin der Parlamentsvorbehalt. Ein Drohnenangriff durch den BND wäre also nur durch den Einsatz von Drohnen der Bundeswehr möglich welcher wiederum die Zustimmung des Parlamentes benötigt.
Die Abgrenzung zur Polizei und zum Verfassungsschutz ist weiterhin die Unterscheidung zwischen innerer und äußerer Sicherheit.
Die anderen beiden Optionen wären die Verwässerung des Parlamentsvorbehalts auf ein Minimum oder aber eine Carte Blanche für den weltweiten Einsatz im Cyberspace.
Beides halte ich für das schlimmere Übel.
Und auch der BND schwebt nicht im luftleeren Raum, denn auch er wird überwacht.
@all
Hier gibt’s sicherlich einige Antworten, wenigstens Hinweise zu Cyber, IT, BND etc.
In der Cyber Verteidigung vernetzen – Cyber Commanders Forum (link: http://dlvr.it/QnNZJn) dlvr.it/QnNZJn
@ini
Es gab – zumindest am Besuchertag 12. Oktober – lediglich einen Überflug einer SkyHawk, wo auch immer die herkam, aber keine Beteiligung der Luftwaffe.
@Thonar:
Klar gab es den IT-SiBe, MilNW, OpKom, etc. schon vor dem CIR. Nur – und hier liegt der Unterschied – haben diese wenig bis gar nicht vernetzt agiert. Der Cyber- und Informationsraum ermöglicht Konzepte, die es erlauben, bspw. Ereignisse aus dem Informationsraum in un- oder mittelbaren Zusammenhang mit Ereignissen aus dem Cyberraum zu setzen. DAS haben die einzelnen Bereiche vor der Gründung von CIR nicht getan. Sie sind erst kurz vor der Gründung aufgewacht bzw. reiben sich gerade mal die Augen.
In einem Punkt haben Sie allerdings Recht: Aktuell fehlen die rechtlichen Rahmenbedingungen, so sie denn jemals geschaffen werden, fürs „Counter-Hacking“. Leider betrifft das auch in Grenzen den passiven, beobachtenden Teil vom CIR. Der Cyberraum ist nunmal aufgrund seiner Natur global und lässt sich nicht auf einzelne Länder eingrenzen.
Die Luftwaffe hatte ihre ILÜ auf der ILA und die ILÜ mit Satelliten/Drohnen beobachtet ;-)
@T.Wiegold
Um ganz genau zu sein – es beteiligte sich nmE eine landgestützte Komponente der Luftwaffe in Form der Luftabwehr zu Beginn des DVD.
[Bei Station 1, „Landstreitkräfte im Einsatz“? Dann habe ich die Flugabwehrfähigkeit nicht mitbekommen, sorry, weil ich wie einige andere verspätet mit dem Flug aus Berlin ankam… T.W.]
@Fock:
Wenn man diese Kräfte vernetzen will, warum spaltet man denn dann diese Kräfte in einem eigenen Ressort von den Kräften ab, die ebenfalls im Informationsumfeld wirken und mit denen sie zusammenwirken müssen, wie z.B. dem Heer (das sich den vernetzten Ansatz im Übrigen auch auf die Fahnen schreibt).
Diese Vernetzung kann doch nicht erst auf der Ebene der Inspekteure ihre Schnittstelle finden, sondern muss schon viel weiter unten beginnen.
Früher nannte man diese Vernetzung „Operation verbundener Kräfte“. Das gilt aber eben nicht nur für Panzertruppe, Artillerie, Infanterie und Co die an ein gemeinsames Zusammenwirken gewohnt sind, sondern eben auch Fernmelder, EloKa, CNO, MilNw, OpKom, ….
Des Weiteren: Wenn die Panzergrenadierkompanie in ein Dorf fährt so wirkt sie schon im Informationsumfeld. Fotos und Videos der Kompanie mit entsprechenden Untertiteln oder sogar bearbeitet, können mittel- und langfristig zu Problemen im Operationsraum führen.
Hier muss doch der Führer der Operation durch Wirkungsforderungen und nach entsprechender Beratung bereits vor Beginn der Operation Einfluss nehmen können.
Gerade eine Verkürzung von Reaktionszeiten oder sogar das Gewinnen von Initiative ist doch hier schon entscheiden: In einigen Ländern ist nicht der glaubwürdig, der die besseren Belege hat, sondern wer zuerst die Nachricht übermittelt.
Im Rahmen der STF schafft man diese Vernetzung doch schließlich auch. Gerade weil doch taktische Operationen auch strategische Auswirkungen haben, muss ich doch noch viel tiefer vernetzen. Stattdessen aber werden Fähigkeiten auf einer Ebene gebündelt die dafür sorgt, dass die Träger der Operationen gar nicht gewohnt sind mit bestimmten Fähigkeiten zu agieren oder überhaupt an sie zu denken.
Und natürlich hat der Truppenführer Bedarf an Cyberfähigkeiten die in seine Operation mit eingebunden werden, doch der Hauptbedarf liegt doch eben nicht bei der Unterstützung militärischer Operationen, sondern mögliche Operationen im Cyberraum können auch ganz ohne militärisches Eingreifen stattfinden. Cyberfähigkeiten müssen also auch dazu in der Lage sein selbstständig zu „operieren“. Die Einbindung dieser Fähigkeiten in der Bundeswehr ist daher Fehl am Platz, auch wenn die Bundeswehr natürlich Bedarfsträger ist, denn die Einbindung in die Bundeswehr setzt immer den Parlamentsvorbehalt voraus.
Selbstständige Cyberoperationen sind aber, wie unter Anderem auch das Abhören der NSA zeigt, durchaus weit unterhalb der Schwelle eines militärischen Konfliktes. Daher können und müssen diese Fähigkeiten in die Nachrichtendienste eingegliedert werden und gleichzeitig die Nachrichtendienste in Brigadestäbe und aufwärts zumindest beratend und koordinierend aufgehangen werden.
Das wäre eine tatsächliche Vernetzung.
Wir aber gründen einen dritten Org.-Bereich und trennen plötzlich „CIR“ vom Rest der Welt…
@Thonar | 15. Oktober 2018 – 16:45
„Diese Vernetzung kann doch nicht erst auf der Ebene der Inspekteure ihre Schnittstelle finden, sondern muss schon viel weiter unten beginnen. […] Wir aber gründen einen dritten Org.-Bereich und trennen plötzlich „CIR“ vom Rest der Welt…“
+1
Leider :(
Hätte man für die tatsächlichen neuen Herausforderungen („Cyber“ im engeren Sinne) ein schönes Ein- oder meinetwegen auch Zwei-Sterne-Kdo/Amt geschaffen. So mit 1.000 bis 1.500 Mann, hätte ich Beifall geklatscht. Aber das „Ungetüm“ CIR in der aktuellen Form als OrgBer macht nur eines: den Wasserkopf noch weiter vergrößern…
Aber ehrlich, dass ist jetzt schon ein bißchen OT, oder?! ;)
Bei hartpunkt.de gelesen
demnächst soll eine ganze Reihe von 25 mio Vorlagen bzgl VJTF2023 auf den Weg gebracht werden…
Weiter mit dem Ziel der vollausstattung
[Das war eine recht allgemeine Aussage des Parlamentarischen Staatssekretärs Tauber und keine neue Ankündigung bei der ILÜ…
Aber hartpunkt.de kann man auch verlinken:
https://www.hartpunkt.de/erste-modernisierte-heeresbrigade-soll-2023-einsatzbereit-sein/#more-3981
T.W.]
Als Anwendungsmöglichkeit für die Cybertruppen -was sich einfach darstellen ließe- erscheint die Nutzung sogenannter Validierungssoftware, soweit das nicht bereits zu deren Arbeitsmitteln gehört. Die Erstellung eines verlässlichen, „validierten“ Lagebildes bereinigt von absichtlich erstellten Falschmeldungen gegnerischer Akteure ist Voraussetzung einer informierten militärischen Entscheidung. Die Nutzung von Validierungssoftware erscheint angesichts der Verbreitung von Fake-News zur Manipulation der öffentlichen Meinung im gesellschaftlichen Bereich auch für militärische Zwecke anzustreben.
sorry, jetzt wird’s langsam wirklich ziemlich OT und eine reine Cybertruppen-Detaildebatte… bis hin zu Softwareempfehlungen. Das bitte nicht.