Neuer Name für Lent-Kaserne in Rotenburg gesucht (Neufassung)
Für die Lent-Kaserne in Rotenburg an der Wümme, benannt nach einem Luftwaffenpilot des Zweiten Weltkrieges, muss ein neuer Name gesucht werden. Das Kommando Heer habe der Einheit am Standort Rotenburg, dem Jägerbataillon 91, mitgeteilt, dass im Lichte des in diesem Jahr in Kraft getretenen neuen Traditionserlasses der Bundeswehr der Name nicht mehr den Richtlinien entspreche, sagte ein Heeressprecher am Dienstag auf Anfrage von Augen geradeaus!.
Der Standortälteste und Kommandeur des Bataillons, Oberstleutnant York Buchholtz, hatte zuvor der örtlichen Kreiszeitung (Link aus bekannten Gründen nicht) und dem NDR erklärt, dass die Benennung Lent-Kaserne geändert werden müsse. Allerdings war diese Entscheidung nicht, wie es in den Berichten hieß, aus dem Verteidigungsministerium gekommen, sondern vom Heer.
Die Kaserne war Anfang der 1960-er Jahre nach Übernahme von den britischen Streitkräften nach Helmut Lent benannt worden, einem der erfolgreichsten Nachtjäger der Wehrmacht. In der Debatte über diesen Namen in den vergangenen Jahren hatten sich sowohl Soldaten und zivile Mitarbeiter am Standort Rotenburg als auch Kommunalpolitiker für die Beibehaltung des Namens ausgesprochen.
Dagegen hatte Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen bereits im vergangenen Jahr bei einer Rede vor dem Reservistenverband eine solche Beibehaltung abgelehnt:
Doch am Tor der Kasernen stehen nach wie vor Namen wie Hans-Joachim Marseille oder Helmut Lent. Beide Namensgeber sind nicht mehr sinnstiftend für die heutige Bundeswehr. Sie gehören zu einer Zeit, die für uns nicht vorbildgebend sein kann.
Nach Angaben des Kommandos Heer wurde nach Inkrafttreten des neuen Traditionserlasses geprüft, ob die Benennung nach Personen der Wehrmacht beibehalten werden könne. Im Falle Lent sei die Entscheidung gewesen, dass der Wehrmachts-Luftwaffenoffizier Lent nicht den Richtlinien des aktuellen Traditionsverständnisses der Bundeswehr entspreche.
Eine formale Entscheidung zur Umbenennung der Kaserne gibt es bislang nicht. Zunächst soll am Standort selbst ein neuer Name gesucht und vorgeschlagen werden, über den dann letztendlich das Verteidigungsministerium entscheidet.
@Voodoo
„Sie möchten alle Namen ehemaliger Wehrmachtssoldaten getilgt sehen“
Klare Antwort: JA! Militärische Exzellenz allein genügt jedenfalls nicht. Sie mag als Beispiel für Lehre und Ausbildung dienen. Tradition ist etwas anders: Sinn- und traditionsstiftend für unsere Bundeswehr, die freiheitlichen und demokratischen Zielsetzungen verpflichtet ist, kann nur ein soldatisches Selbstverständnis sein, das auf dem Wertefundament unseres Grundgesetzes ruht.
Meinetwegen kann Rommel weiterhin eine sinnstiftende Tradition begründen, wenn zuvor der „Admiral-Johannesson-Preis“ (MSM) umbenannt wird in „Alfred-Kranzfelder-Preis, wenn folgende Traditionsnamen gestrichen werden: Scheer-Mole in Kiel, Arndt-Kaserne in Hagenow, Marseille-Kaserne in Appen, Lilienthal-Kaserne in Delmenhorst, Schulz-Lutz-Kaserne in Munster sowie die Hindenburg-Kaserne in Munster.