ExerciseWatch: Deutsche Panzergrenadiere üben in Georgien
Die Bundeswehr übt derzeit in Georgien – einem Land, das zwar nicht zur NATO gehört, aber über das Partnership for Peace-Programm (PfP) eng mit der Allianz verbunden ist und vor allem auf den Rückhalt des transatlantischen Bündnisses gegen Russland setzt. Das Panzergrenadierbataillon 391 aus Bad Salzungen beteiligt sich an der Übung Noble Partner 2018, geführt von Georgien und der US-Armee, auch im Hinblick auf einen bevorstehenden Einsatz in Litauen bei der eFP-Battlegroup der NATO.
Ein Teil der Übung war am Wochenende die Unterstützung georgischer Spezialkräfte, wie die U.S. Army berichtete (auch wenn da fälschlich von einem eFP-Einsatz in Lettland die Rede ist):
Germany joined 12 other nations to participate in Noble Partner 18, an exercise designed to improve participating nations’ ability to conduct multinational mission command and control, integration, execution, and synchronization.
„This is very important because we get knowledge about the training development plans of other nations and [this] is a very good experience to work with multinational and in foreign terrain,“ said Capt. Mathias Sturmer, company commander with the 391st MIB.
More than 100 German Soldiers participated in the exercise. The mechanized infantryman infiltrated the training site with 13 Marder infantry fighting vehicles. They then dismounted and used small unit tactics to secure a landing zone while the tank crews established support-by-fire positions around the perimeter.
U.S. Army Bradley fighting vehicles were also present in the training area and provided support to the German forces.
„Working with the American comrades, I noticed very little difference,“ said Staff Sgt. Thomas Zeitz, tank commander with the 391st MIB. „The way they attack is very similar to us. We attacked a building from a flank and asked an American team to give suppressing fire, and they knew what we wanted because they had the same idea.“
This exercise is part of the 391st MIB’s preparation to participate in an upcoming Enhanced Forward Presence rotation in Latvia.
„It gives me pride to be here, and it’s also fun,“ said Zeitz.
Bereits in den Tagen zuvor hatten die deutschen Panzergrenadiere zusammen mit US-Soldaten und georgischen Kräften einen Air Assault mit Blackhawk-Hubschraubern simuliert:
To demonstrate the seamless partnership between their countries, Soldiers from 2nd Cavalry Regiment and German Bundeswehr 39th Panzergrenadierbataillon exited two Georgia Army National Guard UH-60 Black Hawk helicopters to simulate air assault operations on an notional objective.
Nachtrag 7. August: Das Deutsche Heer hat zwar noch keinen Bericht zu dieser Übung, aber ein Interview mit der deutschen Botschafterin in Georgien auf seiner Webseite. (Vorsorglich auch hier als pdf-Datei: Interview: Besuch der deutschen Botschafterin im Feldlager Vaziani)
Nachtrag 9. August: Berichte und Bilder auf der Webseite des Deutschen Heeres:
Startschuss für Noble Partner: 3.090 Soldaten üben in Georgien
Noble Partner 2018: Panzergrenadiere im Angriff
(Fotos von oben:
Hauptsache alle Soldaten waren kleiner als 1,84m :-).
Spaß beiseite, muss man diese US-Machtdemonstration an der Südflanke Russlands noch unterstützen? Das PfP Programm dient doch nur dazu, RUS mit „Partnern“ zu umzingeln, es fehlt nur noch CHN um den Kreis zu schließen. Man muss sich nur die Dislozierung der meisten Partner ansehen. Und diese werden aufgenommen ungeachtet des herrschenden Regimes und der vertretenen Werte.
Auch wenn DEU seit der Freundschaft Schewardnadse-Genscher gute Beziehungen zu Georgien hat, sollte man sich bei solchen Muskelspielen der Amis lieber bedeckt halten.
„Die Bundeswehr übt derzeit in Georgien – einem Land, das zwar nicht zur NATO gehört, aber über das Partnership for Peace-Programm (PfP) eng mit der Allianz verbunden ist und vor allem auf den Rückhalt des transatlantischen Bündnisses gegen Russland setzt.“
Und genau das ist m. E. problematisch. Klar, nachdem Georgien uns bei ISAF und KFOR zur Seite gestanden hat, ist die folgende Frage hier wohl eher unpopulär, aber ich stelle sie trotzdem mal: Welchen Nutzen hat diese Kooperation für das Verteidigungsbündnis NATO eigentlich?
Stichworte: Russische Einflusssphäre, Kaukasuskrieg 2008, Abchasien, Südossetien, Lufttransportfähigkeiten Bw bzw. EATC.
Die Teilnahme an NOBLE PARTNER erfolgt ja nicht zum ersten Mal. In welcher Stärke war man denn vor Ort? Diesmal eine (komplette) Kp?
RUS war (ist noch – ?) Mitglied im PfP Programm ^^
https://en.wikipedia.org/wiki/Partnership_for_Peace#Current_members
Wir haben leider nicht genügend einsatzbereite NH-90, um diese Übung komplett damit zu unterstützen, bzw, damit zu üben.
Zum politischen: Was wir in Georgien wollen, ist schon ein bisschen debattierbar… Jedoch, wenn Georgien in die NATO möchte und sich hiermit bewirbt, ist es die freie Entscheidung und geschieht auf Einladung.
Da besonders das Einladen für Viele sehr wichtig ist… Wir wurden halt eingeladen. Und wenn’s der nächste Stolperdraht ist…
Tja, sind eben eingeladen worden.
@ Pio-Fritz und Bürger
Ich erinnere daran, dass auch Russland zur PfP-Gemeinschaft gehört. Übrigens immer noch, da nie ausgetreten. Von daher von einer Umzingelung zu reden ist schon etwas weit hergeholt.
Das übrige (Warum in Georgien) ist natürlich diskutabel. Allerdings würde ich da mal auf dem Teppich bleiben. Georgien fühlt sich bedroht und sucht einen starken Partner, eben die NATO. Vielleicht sollten wir mal die Sicherheitsbedürfnisse einiger Staaten berücksichtigen, statt immer von der Bedrohung Russlands zu sprechen.
Fuer den Hintergrund der NATO-Georgien Beziehungen empfehle ich die jeweiligen Paragraphen zu Georgien aus den Erklaerungen der NATO Gipfel seit 2008 zu lesen. Bereits in Bucharest wurde beschlossen, dass Georgien eines Tages Mitglied der NATO werden wird. Seit diesem „Versprechen“ wurde die gegenseitige Kooperation massiv gestaerkt.
Auch der Blick auf die Entwicklungen innerhalb Georgiens seit damals zeigt ein insgesamt positives Bild u.a. in den Bereichen Demokratieentwicklung, Wirtschaft, weitreichende Reformen etc. Georgien wird nicht von ungefaehr seitens diverser Organisationen als „Musterschueler“ der Region bezeichnet. Dabei bezweifle ich keineswegs, dass weitere Reformanstrengungen zu erfolgen haben.
@ Thomas Melber: Die NATO-RUS Kooperation ist seit 2014 ausgesetzt. Verschiedene Kommunikationskanaele auf politischer und militaerischer Ebene werden jedoch weiterhin genutzt.
@Bear58 | 07. August 2018 – 7:20
Was kümmert uns das Sicherheitsbedürfnis Georgiens? Wieso soll ich einen Staat, der mit Abchasien und Südossetien zwei nur oberflächlich gelöste Konfliktherde im Land hat, in die NATO holen? Das liegt noch nicht mal in Europa.
Das ist genauso sinnentleert wie die Aufnahme Montenegros. Man halst sich einen Krisenherd auf, der hinterher bedient werden will.
Natürlich ist Russland noch im PfP-Programm, dann ist ja alles paletti. Warum sollte Russland austreten? Wieso haben wir dann die sicherheitspolitische Debatte über Bedrohung aus dem Osten etc., die wir im Moment haben?
Und immernoch mit dem MG3
Sollte das MG5 nicht längst in der Beschaffung und im Bestand sein?
Es ist schon erstaunlich, über wieviel Länder sich der Hindukusch hinzieht und wo überall Deutschlands Sicherheit bedroht ist.
@Pio-Fritz
Die nunmehr vierte Ausgabe von Noble Partner stellt nichts anderes dar als ihr Äquivalent, die eFP im Baltikum:
– Beruhigung der Habenichtse als ex-UdSSR-Republiken und
– deutliches Zeichen an Putin,
dass ein Wiederaufleben der Sowjetunion mit militärischen Mitteln nicht akzeptiert wird, und daher gerade nicht gilt: „Der Zusammenbruch der Sowjetunion war die größte geopolitische Katastrophe des 20. Jahrhunderts“ (Putin).
Eben für diese Völker, die sich seit 1991 ihre Unabhängigkeit erworben haben, verkörpert das Ende der UdSSR das exakte Gegenteil von Putins Dogma.
@Dante
Beschaffung läuft, Stand Jan 2018 sind 892 MG5 von 7,114 ausgeliefert…also aktuell sicher deutlich mehr als 1.000 bei der Truppe
Wird Deutschland jetzt auch am Kaukasus verteidigt?
@Klaus-Peter Kaikowsky | 07. August 2018 – 21:28
Es geht wohl mehr um die Beruhigung der Habenichtse als um ein deutliches Zeichen an Putin.
Oder wie erklären Sie die ungestrafte Annexion der Krim und die fast unverdeckte Einmischung in der Ukraine, die bis auf ein paar Sanktionen ohne Konsequenzen blieben? Wo waren da die Säbelrassler aus den USA?
Und wo sind die deutschen Interessen in Georgien? Vor allem unter SiPo Gesichtspunkten? Die Pipelines dort aus dem Kaspischen Meer sind eher von untergeordneter Bedeutung.
Das ist alles sinnloser Aktionismus.
@Pio-Fritz
Die beiden abtrünnigen Regionen und ihr Militär sind mittlerweile in den russischen Militärdistrikt Süd eingegliedert.
Das ist ganz interessantes Konfliktpotenzial.
Pio-Fritz | 07. August 2018 – 23:02
„Und wo sind die deutschen Interessen in Georgien? Vor allem unter SiPo Gesichtspunkten?“
Ich fürchte, die deutschen Interessen in der SiPo beschränken sich auf das Darstellen von Bündnissolidarität. Besonders dann, wenn es nicht „weh tut“. Ein paar PzGren nach Georgien zu entsenden tut nicht weh, zeigt der NATO aka USA aber Bündnistreue und macht die Übung nicht so US-lastig.
@Pio-Fritz/ Mike Wolf
Na etwas mehr ist es schon. GEO entlastet uns seit geraumer Zeit durch die Übernahme der FP/ QRF bei RS in Afghanistan.
@PzH2000 | 08. August 2018 – 11:45
Da haben Sie recht. Aber der RS-Einsatz in AFG fällt unter die gleichen deutschen Interessen die @Mike Wolf so treffend beschrieben hat.
Das sind halt „die Geister die ich rief“, und jetzt nicht mehr loswerde.
Dass diese Übung anlässlich des 10. Jahrestages des von Georgien begonnenen und verlorenen Krieges um Süd-Ossetien stattfand, ist sicherlich ein „Zufall“, oder? … Nur was, wenn die Georgier das wieder ernst nehmen, wie vor 10 Jahren?
Deutsche Botschafterin, Dr. Heike Renate Peitsch, u.a. in Vaziani/Georgien, 07.08.2018:
[Das Interview mit der Botschafterin ist oben verlinkt; es scheint recht sinnlos, den Text hier – noch dazu in Versalien – reinzukopieren. T.W.]
Damit, und mit weiteren Anmerkungen zum Thema unterstreicht die Botschafterin namens Deutschlands die sicherheitspolitische Dimension des NATO Engagements, das somit offenbar kongruent mit DEU Auffassungen zu begreifen ist.
Unzweideutig treten Rückschlüsse auf die moralische Bedeutung regelmäßiger Präsenz von NATO-Truppen für die eurasische Republik hervor.
Die Übungsbeteiligung einer PzGrenKp entspricht dabei den bescheiden gewordenen Möglichkeiten von powerprojection, die wir in die NATO-Waagschale werfen können.
Da PzGen seltenst reinrassing eingesetzt sind, wäre die Teilhabe eines PzZg logisch gewesen, – politisch aber sicherlich nicht gewollt.
@KPK
Hierfür hätte man wohl ersteinmal einen PzZg einschließlich Inst, u.a. verfügbar haben müssen.
Davon ab: ist das Übungsgelände dort überhaupt für KPz geeignet?
@Thomas Melber
https://en.m.wikipedia.org/wiki/Vaziani_Military_Base
Machen Sie sich ein Bild.
Da der Raum zu Sowjetzeiten Heimat eines mechKorps war, bestehen sicherlich keine wesentlichen Beschränkungen. Ansonsten gilt, wo kein KPz, dort auch kein SPz einsetzbar.
Das ganze Georgien und die NATO Thema klingt für mich ganz stark nach Ukrainekrise 2.0.
Provoziert man hier auf Teufel komm raus wieder eine Konfrontation?
Und was würde passieren?
Nichts gegen die freie Entscheidung von Georgien zum Beitritt in die NATO, aber man muss ja auch nicht jeden aufnehmen.
Das große Ganze ist doch bei einem Beitritt in Gefahr. Russland hat doch bei der Ukraine gezeigt wo die rote Linie ist.
Ich weiß nicht, aber mir persönlich wäre der Preis für ein NATO-Georgien zu hoch. Um des Friedens Willen würde ich eben das Partnership
for Peace einfach weiterlaufen lassen. Vielleicht nach der Putinzeit mal schauen wer in Russland an der Macht ist.