Nach Kritik des Kommandeurs: Die bisherige (öffentliche) Reaktion des Ministeriums (Update: Marine)
Die Kritik von Kapitän zur See Jörg-Michael Horn bei seinem Abschied als Kommandeur des 2. Fregattengeschwaders der Deutschen Marine wird zwar in der Truppe, hier im Blog (und anderswo in den Medien) heftig debattiert – die bisherige Reaktion von Verteidigungsministerin und Verteidigungsministerium bleibt allerdings bislang recht ausweichend. Bis hin zu der Aussage, das Ministerium kenne die Rede selbst gar nicht, sondern nur die mediale Berichterstattung darüber… (ProTipp: hier auf Augen geradeaus! steht der Wortlaut.)
Zur Dokumentation hier die Aussagen vom (heutigen) Montag:
• Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen im ZDF-Morgenmagazin (hier das Video dazu, verfügbar für ein Jahr bis 26. März 2019):
Frage: Es gibt Frust in der Truppe und auch Kritik am Einsatz, aktuell eines hohen Marineoffiziers. Was die Aussstattung der Marine angehe sei es, Zitat, später als fünf nach Zwölf. Das Verteidigungsministerium sagt ja, die Bündnisfähigkeit sei immerhin gewährleistet. Aber genau das ziehen Soldaten in Zweifel, wenn sie ihre eigene Ausrüstung angucken. Sie sagen, sie könnten wegen der Auslandseinsätze zum Beispiel nicht an wichtigen NATO-Manövern teilnehmen.
Antwort:… Vielen Dank auch für diese sehr wichtige Frage für uns. Wir haben in den Einsätzen in all den vergangenen Jahren absolute oberste Priorität in die Einsätze gesetzt. Das ist auch richtig, dort geht es um Leben und Tod für unsere Soldatinnen und Soldaten, und das wird auch in Zukunft so bleiben. Aber das hatte in den vergangenen Jahrzehnten auch zur Folge, dass der Grundbetrieb zu Hause vernachlässigt worden ist, vernachlässigt werden musste, weil auch die Finanzen zu knapp waren.
Das spüren wir bitter jetzt, das spüren wir in der lückenhaften Ausstattung, Grundausstattung für die Übungen, für die Landes- und Bündnisverteidigung, Und das ist jetzt die Aufgabe dieser Legislaturperiode, dass wir in der Tat die hohlen Strukturen auffüllen, dass wir die Landes- und Bündnisverteidigung, die anders aufgebaut ist als die Einsätze, wieder stärken, wieder auffüllen, dass wir die Modernisierungsschritte nach vorne auch gehen, ganz beherzt.
Und deshalb sind die Trendwenden, die in der vergangenen Legislaturperiode begonnen worden sind, nämlich dass die Bundeswehr wieder wächst, dass wir das Material wieder auffüllen, dass wir die Finanzen auch wieder gesunden lassen, diese Trendwenden müssen jetzt verstetigt werden mit ganz starkem Blick auf den Grundbetrieb, auf die Landes- und Bündnisverteidigung, damit die Soldatinnen und Soldaten eben auch zu Hause im Grundbetrieb das moderne Material haben, das sie später dann im Einsatz auch einsetzen werden, gebrauchen werden.
• Vor der Bundespressekonferenz der Sprecher Grundsatz, Michael Henjes, auf eine Frage zu Horns Aussagen:
Frage: Eine Frage an das Verteidigungsministerium zur Kritik des Kapitän zur See Horn in seiner Rede zum Kommandowechsel an so ziemlich allem in der Bundeswehr – von der Ausbildung über die Instandhaltung bis zur Schlagkraft usw. Was sagen Sie inhaltlich dazu? Teilen Sie die Kritik, kennen Sie die vielleicht auch aus anderen Bereichen von anderen Offizieren?
Zweitens zur Form: Was sagen Sie dazu, dass ein hochrangiger Offizier eine öffentliche Rede zu einer Art Generalabrechnung nutzt und immerhin auch sagt, er habe das Vertrauen in die politische Führung komplett verloren. Welche Konsequenzen wird das haben?
Henjes: Vielen Dank für Ihre Frage. – Der Inhalt der Rede ist mir lediglich aus den Medien bekannt; dem Bundesministerium der Verteidigung liegt die Rede so nicht vor. Wie Sie selber schon ausgeführt haben, hat hier offensichtlich ein Offizier seine Meinung geäußert. Die Inhalte sind für uns nicht neu; auch die Thematik, die er wohl angesprochen hat – jedenfalls soweit das in den Medien thematisiert wurde -, ist nicht neu. Ich möchte hier aber ganz besonders unterstreichen, dass wir uns mitten in einer umfassenden Modernisierung befinden, in einem Prozess, der durch Trendwenden charakterisiert ist. Wir sind noch lange nicht am Ziel. Von daher wird dieser Prozess auf unterschiedlichen Ebenen auch unterschiedlich wahrgenommen.
Wir müssen deshalb konsequent weitermodernisieren, unsere Anstrengungen vergrößern, so wie sich die Ministerin heute Morgen auch nochmals in den Medien geäußert hat. Wir müssen auch Dinge verstärken und uns fokussieren. Ich nenne als Beispiel nur die Landes- und Bündnisverteidigung. Mehr ist dazu jetzt hier nicht zu sagen.
Zusatzfrage: Ist es durch das Recht auf freie Meinungsäußerung auch für einen Offizier gedeckt, in einer öffentlichen Rede zu sagen, er habe kein Vertrauen mehr in die öffentliche Führung, oder wird jetzt möglicherweise über Konsequenzen für seine weitere Verwendung oder ein Disziplinarverfahren nachgedacht?
Henjes: Noch einmal: Der Inhalt der Rede ist mir nicht im Detail bekannt, sondern lediglich die Reflexionen aus den Medien. Hinsichtlich möglicher Reaktionen darauf möchte ich Sie bitten, sich an die verantwortlichen truppendienstlichen Stellen in der Marine zu wenden.
Update: Die Marine hat im Gespräch mit der Frankfurter Allgemeinen Zeitung* Stellung genommen:
Die Deutsche Marine ist Befürchtungen entgegengetreten, dass der bisherige Kommandeur ihres größten Einsatzverbandes, Jörg-Michael Horn, wegen massiver Kritik an Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen (CDU), der Marineführung und Zuständen in seinem Verantwortungsbereich mit Konsequenzen für seine Karriere rechnen muss. Das teilte der Sprecher des Inspekteurs der Marine, Kapitän zur See Johannes Dumrese, am Montagabend dieser Redaktion mit.
Kapitän zur See Jörg-Michael Horn werde seinen neuen Dienstposten als Referatsleiter im Bundesamt für Personalmanagment der Bundeswehr Anfang kommender Woche „ganz normal“ antreten, so Dumrese. Zuvor werde es noch ein „klärendes Gespräch“ mit seinem bisherigen Vorgesetzten, Flottillenadmiral Christoph Müller-Meinhard, geben.
*Deutsche Verlagswebseiten werden hier i.d.R. nicht verlinkt; in diesem Fall scheint eine Ausnahme angebracht.
(Foto: Ehrenzug bei der Kommandoübergabe des 2. Fregattengeschwaders am 21. März 2018 – PIZ Marine/Bundeswehr/Kim Brakensiek)
Gott wie peinlich. Und alles ohne ROT zu werden.
Ach Herr Henjes, warum nicht wie früher an der OSH. Da hatten Sie doch auch auf die abstrusesten Fragen der Lehrgangsteilnehmer konkrete Antworten. Was der Job halt so aus einem macht…
Jetzt steckt man also den Kopf in den Sand und beweihräuchert sich selbst mit den „Trendwenden“. Das diese jedoch nur auf dem Papier existieren und in der Truppe nichts, aber auch gar nichts ankommt,das scheint wieder keine Sau zu jucken.
Ich kann Die Worte der IBUK langsam nicht mehr hören, ständig lamentiert sie wie schlimm die hohlen Strukturen und die plötzlich veränderte geopolitische Lage doch ist. Tja das ist nunmal das Ergebnis von politischer und militärischer Kurzsichtigkeit schlechthin. Am Ende lässt sich immer sagen: „Das konnte so keiner ahnen etc.“, aber dieses ewige herumwinden nervt mittlerweile nur noch.
Der Verein geht materiell auf dem Zahnfleisch, es fehlt an allem, außer an StOffz´en und „Schreibtischkriegern“ in irgendwelchen Kommandobehörden.
Wie üblich spiegeln beide Antworten lediglich das reflexartige Wiederkäuen der ewig gleichen Parolen wider. Insbesondere Frau vdL geht nicht mit einem Wort auf die Punkte von KzS Horn ein. Schon klar, muss sie als IBUK auch nicht – aber es wäre ggf. klug gewesen, allein schon, um dem unterstellten Bereich die „Wir haben verstanden“-Botschaft ihrer Partei nahezubringen…
Eine Reaktion wird vermutlich noch etwas brauchen, so z.B. ein Gespräch mit KzS Horn, ein Kommentator hat ja bereits soetwas angedeutet. Klingt aber für mich so als ob da noch etwas kommt – mal schauen.
Anyway, gelegentlich braucht’s auch Geduld: Zum Glück leben wir noch nicht in einer Twitterokratie wie unter Trump.
Es scheint, dass die heutigen Generale und Admirale ohne Rueckgrat sind und solchen notwendigen Klartext den Stabsoffizieren ueberlassen. Man kann es auch als das Schweigen der Laemmer bezeichnen.
Noch nicht einmal ignorieren. So macht man das als Profi, und aus der Arschbombe wird ein Bauchplatscher.
Voodoo | 26. März 2018 – 18:25
Warum sollte sie auch? Solange sich Journalisten mit den immer gleichen Floskeln abspeisen lassen, kann sie das auch gut machen ;)
„Antwort:… Vielen Dank auch für diese sehr wichtige Frage für uns….“
Sehr eleganter Mittelfinger
:D
[Hm, Video gesehen? Da wirkte das etwas anders als es in der Abschrift rüberkommt. T.W.]
„Das spüren wir bitter jetzt, […] Und deshalb sind die Trendwenden, die in der vergangenen Legislaturperiode begonnen worden sind, nämlich dass die Bundeswehr wieder wächst, dass wir das Material wieder auffüllen, dass wir die Finanzen auch wieder gesunden lassen, diese Trendwenden müssen jetzt verstetigt werden mit ganz starkem Blick auf […]“
Und dann kommt SAP. Mit Ansage. Ich bereite das Popcorn schon mal vor…
Verstetigte Wenden ergeben einen Zick-Zack-Kurs. Oder wenn das Ruder klemmt dreht man sich im Kreis.
Zitat Bernd Papenkort | 26. März 2018 – 18:46: „Es scheint, dass die heutigen Generale und Admirale ohne Rueckgrat sind …“.
Das ist m.E. in dieser Absolutheit falsch. Ich habe gerade mehrere Generale live erlebt, die ihren Disziplinarvorgesetzen und nächsthöheren Vorgesetzen im Beisein von Stabsoffizieren die Meinung gesagt haben. Aber in der gebotenen Form und Höflichkeit, und in einer begrenzten Runde. So erreichen sie mehr, als öffentlich auf den Putz zu hauen.
Im Übrigen: auch ein General/Admiral braucht seine Zeit, um die ihm unterstellten Bereiche und komplexen Prozesse in ihrer Gesamtheit kennenzulernen und fundiert bewerten und ggf. ändern zu können. Für Letzteres dauert jedoch die Stehzeit eines Generals/Admirals nicht unbedingt lang genug. Und er weiß: alleine richtet er nichts aus. Er braucht unter seinesgleichen und im Ministerium viele Partner, die an einem Strang ziehen – sozusagen die „goldene streitkräftegemeinsame Wenzelrunde“.
Darf ich die Frage aufwerfen, ob der Hase nicht eher woanders im Pfeffer liegt? Nämlich bei unseren (insbesondere: Verteidigungsausschuß-)Parlamentariern? Sie kennen m.E. den desolaten Material- und Personalzustand der Bundeswehr seit langem aus Verteidigungsausschuß, Truppenbesuchen, DBwV-Gesprächen, Ministeriums-Flurfunk, Wehrübungen usw. – und zwar viel detaillierter als die Bevölkerung und die meisten Medien.
Aber sie trauen sich meines Erachtens seit vielen Jahren einfach nicht, öffentlich die erste Voraussetzung für eine Besserung (bei weitem nicht die einzige Voraussetzung) zu fordern und durchzusetzen – nämlich viel mehr Finanzmittel für aufeinander abgestimmte Aufträge, Rüstung, Ausbildung und Übung.
@all
Siehe ein Update mit Marine-Stellungnahme oben im Text.
@Sascha Stoltenow
„Noch nicht einmal ignorieren. So macht man das als Profi, und aus der Arschbombe wird ein Bauchplatscher.“
So wäre es, wenn es nach der Logik der mancher PR-Berater ginge. Diese neigen allerdings dazu zu meinen, dass Probleme bereits dadurch gelöst würden, dass sie nicht öffentlich diskutiert werden. So manches Unternehmen hat allerdings bereits die bittere Erfahrung machen müssen, dass es neben der virtuellen Realität des PR-Beraters auch noch eine physische Realität gibt, in der die Probleme auch dann nicht verschwinden, wenn die Medien nicht über sie sprechen.
Im Bericht der FAZ wird auf mögliche Verstöße gegen die Verschwiegenheitspflicht hingewiesen, zudem wird erwähnt, dass KzS Horn eine kürzlich stattgefundene Kommandeurtagung nicht dazu genutzt habe seine Anliegen vorzutragen.
Am Ende ein Sturm im Wasserglas.
Es geht weiter seinen mehr oder weniger sozialistischen Gang.
Eine Kursänderung ist nicht zu erwarten.
Das Tempo bei den Trendwenden zu erhöhen ist nur möglich mit mehr Geld und mehr echter Führung auf allen Ebenen.
Dieser politische Kraftakt ist aber nicht wirklich dringlich – somit wird man im Groben weiter so verfahren.
Nächste Station:
Der neue Bundeshaushalt. Da wird man dann absehen können, ob überhaupt „mehr Fahrt“ aufgenommen werden kann.
In Bezug auf das Update und den verlinkten Artikel der FAZ…
1. „Verdacht auf Verstoß gegen die dienstliche Verschwiegenheitspflicht?“ Hmm, schwere Geschütze… wenn gleichzeitig versichert wird, dass es keine negativen Auswirkungen auf die Karriere habe, dann sehe ich hier einen leichten Widerspruch.
1a. Zudem sehe ich den Verstoß gegen die Verschwiegenheitspflicht ehrlich gesagt nicht. Man könnte m.E.n. zurecht aufgrund der persönlichen Kritik an der IBuK einen (leichten) Verstoß gegen die Wohlverhaltspflicht (Loyalität und so) erkennen, aber die Verschwiegenheitspflicht sehe ich jetzt wirklich nicht einschlägig…
2. Die Ergebenheitsadresse des Sprechers Marine an die IBuK finde ich eher „unappetitlich“ :( Selbst wenn es richtig wäre, so ist es sicherlich nicht Aufgabe des Sprechers Marine den Minister politisch zu verteidigen :(
Die FAZ spricht im Artikel zur Stellungnahme MarKdo davon, dass FAdm Müller-Meinhard nicht bei der Kommandoübergabe anwesend gewesen sei. Fehler der FAZ oder kam das so vom Pressesprecher der Marine? Letzteres wäre wirklich armselig.
@HaWa:
Bereits kurz nach ihrem ersten Amtsantritt hat die Ministerin auf der Münchner Sicherheitskonferenz über die geänderte Sicherheitslage in der Welt geredet, auch über das Wiedererstarken des russischen Bären. Nur waren ihr Flachbildschirme, Ganzkörperspiegel, Duschtücher und Kühlschränke in den Kasernen wichtiger, als eine – auf Basis ihrer damals treffenden Analyse – auftragsgerechte Ausstattung der Truppe. Sehr wohl erinnere ich mich daran, wie in den Medien jeglicher Zusammenhang zwischen der Ministerin und Waffen vermieden wurde.
Natürlich ist es wichtig, Personal zu generieren, aber bitte nicht mit den falschen Schwerpunkten. Die Streitkräfte sind eben keine Arbeitgeber wie jeder andere, ihre Attraktivität speist sich eben nicht allein aus Vereinbarkeit von Beruf und Familie. Der Soldatenberuf ist dadurch gekennzeichnet, dass man notfalls für diesen Staat seine Gesundheit und sein Leben einsetzen wird. Das ist der Schwerpunkt, um den sich alles andere ranken sollte. Dazu muss dann auch der Dreiklang Personal, Material, Ausbildung in einem vernünftigen Verhältnis stehen.
Das frustrierende ist, dass der Verteidigungsetat seit Jahrzehnten als finanzieller Steinbruch für Wahlgeschenke der regierenden Parteien genutzt wird. Das Erhöhen sozialer Ausgaben ist eben stimmenwirksamer als das Beschaffen teurer Verteidigungsmittel. Wir sind eben nicht umzingelt von Freunden und Bekannten, sondern von Nationen, die tatsächlich ihre nationalen Interessen über diejenigen der internationalen Gemeinschaft stellen, auch wenn das ab und an kongruent sein kann.
Was fehlt? Die Anerkennung der Streitkräfte durch alle Schichten der Gesellschaft als das, was sie sind: die Ultima Ratio der demokratisch gewählten Regierung, kontrolliert durch das Parlament. Und das erfordert eben auch die Unterstützung durch das Parlament und nicht nur Lippenbekenntnisse bei Truppenbesuchen.
‚Für eine Rede, welche die Marine/BW angeblich nicht kennt, wird der Kapitän zur See zum Gespräch vorgeladen. Dies klingt nicht gerade glaubwürdig.
Der FAZ Artikel enthält noch mehr, als die Kurzzusammenfassung im Nachtrag, denn dort wird dem Kapitän Horn vorgeworfen, mit seiner Rede(deren Text man nicht kennt) gegen seine Verschwiegenheitspflicht verstoßen zu haben.
Wer die Wahrheit sagt, über den Zustand unserer Fregatten, daß diese z.B. bald zur Luftabwehr nicht mehr fähig sein werden, der verstößt gegen seine Verschwiegenheitspflicht. Erinnert mich an das Vorgehen der BW gegen die Afghanistanberichte mit der angeblichen Verletzung des Urheberrechts.
Es wird einfach ein Mittel, möglichst hintenrum gesucht, um einen Kritiker an die Leine zu legen und Mundtot zu machen, weil man sich die Strafversetzung – wegen der öffentlichen Aufmerksamkeit – im Moment nicht traut.
Staatsbürger in Uniform und Vorladung zum Gespräch passen schon nicht zusammen.
Die Überschrift der FAZ, daß der Kommandeur keine Nachteile befürchten muß, wird durch die Vorladung und den Vorwurf der angeblichen Verschwiegenheitsverletzung widerlegt.
Peinlich finde ich aber, daß die Marine behauptet, daß sie die Kritik an der Ministerin in keiner Form teile. Die Ministerin hätte die Trendwenden zwei Jahre früher einleiten können bzw. die Bundeswehrreform 2011 ab 2014 stoppen können, was immer noch nicht offiziell bzw. als Ganzes passiert ist.
Von der Reform zur Transformation über die Neuausrichtung bis hin zur Trendwende. Endlich ist die Talsohle durchschritten (…und wir stehen teilweise vor dem Abgrund) und wir sehen das Licht am Ende des Tunnels (…es ist der entgegenkommende Zug der uns niederfährt). Was haben wir nicht alles seit mehr als 20 Jahren an Metaphern sowohl von der politischen als auch militärischen Führung gehört. Auf meine Anfrage hin (~2003/04 Einheitsführertagung an der MSM), ob die Lw den Seekrieg aus der Luft dann in Zukunft in allen Facetten für Strahlenflugzeuge abbilden kann, kam die unerschütterliche Antwort eines Flaggoffiziers: „Aber natürlich, das ist und von der Luftwaffenführung zugesichert worden!“ Wo wir heute mit dieser Fähigkeit stehen sehen wir.
Auf der Intranet-Seite der Bw beweihräuchern wir uns mit scheinbaren Fähigkeiten für den Ernstfall unter dem Titel: Fregatte „Sachsen“ übt Seekriegsführung!(u.a.: Die Jagd auf das U-Boot). Das ist nur eine von verlorenen Fähigkeiten in der Marine und erzeugt nur ein mildes Lächeln. Leider ziehen sich diese Plattitüden seit Jahren durch viele Bereiche der der Streitkräfte. Das frustriert immens. Ich kann der Rede nur zustimmen und die Frustration des KzS Horn nachvollziehen. Die Baustellen unserer Streitkräfte und vieler NATO-Partner sind erschreckend vielfältig geworden.
Wer erwartet denn, dass die politische Führung jetzt aufspringt und Heureka schreit?
Die Reaktion ist klar zu erwarten gewesen. Wie ein Konzern mit Kritik eines anderen Vorstandes(!) umgeht sollte Beispielsweise Deutsche Bank und Kim Hammonds in der Suchmaschine seines Vertrauens ausprobieren…
Mittlerweile sehe ich das ganze Problem auch nicht nur im politische Bereich, sondern an der direkten Ebene darunter, die versucht alles Minister(innen) gerecht zu präsentieren. Wenn das Offizierkorps einheitlich ehrlich melden und akzeptieren würde, könnte die Politik gar nicht viel anderes machen.
Der Dunstkreis um einen Minister / Vorstand / hohe Führungskraft ist schlimmer als die Person selber; hier wird immer argumentiert, dass dies oder jenes der Führungskraft nicht gefallen wird etc.. Insofern kann ein Minister doch nur in einer Filterblase leben…
KzS Horn hat ein langes überfälliges Schweigen gebrochen. Hätte ich mir im letzten Jahr schon zB vom GI / Inspekteur Heer gewünscht.
Persönlich denke ich wird KzS H. nicht mit Konsequenzen zu rechnen haben. Er hat meines Erachtens nichts getan was ein Disziplinarverfahren nach sich ziehen würde.Das VDL ihn an den Pranger stellt ist auch unwahrscheinlich, würde kein gutes Bild auf sie werfen.
Hoffe das KzS H. als Beispiel dient und es in Zukunft auch des öfteren ( wenn gerechtfertigt ) zu kritischen Gegenstimmen kommt.
Eigentlich wollte ich zu dem ganzen Themenkomplex ja die Gusche halten, aber die Stellungnahme des MarKdo treibt mir die Zehennägel durch die Schuhe.
FltlAdm Müller-Meinhardt war NICHT bei der Kdo-Übergabe anwesend? Das ist bestenfalls ein sehr peinlicher Versprecher oder eine sehr schlechte Lüge. Immerhin hat er die Kdo-Übergabe durchgeführt. Und ist zusammen mit Kpt zS Horn und seinem Nachfolger Kpt zS Beck auf der Titelseite der WZ bei eben jener Veranstaltung abgebildet (Das Bild steht auch in der Onlineausgabe des Artikels). Und so wie ich das MarKdo kenne, tendiere ich stark zu einer der Möglichkeiten. Was dann auch den Gehalt der restlichen Aussage offenbart.
Bin ich der Einzige, der sich hier (negativ) an „Baghdad-Bob“ erinnert fühlt? Wobei der hatte noch Wert als Komiker, das hier ist einfach nur widerwärtigste Phrasenspinnerei.
Die Aussagen der „Politik“ sind natürlich wie gewohnt „hinhaltend“. Die Ministerin versucht, sich durch die Argumentation nochmal 4 Jahre „Schonfrist“ zu „erkaufen“. Mal sehen wie es dann aussieht und ob vor allem die Truppe wieder Vertrauen zur politischen Führung hat.
Respekt gegenüber der Marineführung, die einiges aushalten muss, wenn sie bei dem Standpunkt bleibt.
Es wurde bereits im anderen Diskussionsfaden gemutmaßt und ich habe es auch so von Dritten gehört, dass FltlAdm Müller-Meinhardt planmäßig NACH der Rede des scheidenden Kdr gemeinsam mit dem neuen Kdr zur Übergabe erschien – also die Rede selbst nicht gehört hat.
So kenne ich das auch aus anderen TSK.
Ich nehme an, dass der Journalist aus „war bei der Rede nicht anwesend“ missverständlich ein „war bei der der Übergabe nicht anwesend“ gemacht hat.
Ein langjähriger Freund(OF-7) bei Norfolk, VA meinte gestern „..they have to wake up …“
Soviel nur zur Außenwahrnehmung.
Klar, kein Disziplinarverfahren, wäre auch zu offensichtlich und provoziert allenfalls (verbale)Reaktionen à la „Kieler Matrosenaufstand 1918“.
Es bestehen deutlich subtilere „Führungs“mittel: Abstellgleisverfahren bei erfolgreicher Querverschiebung.
Das „Klärende Gespräch“ mit seinem bisherigen Vorgesetzten, Flottillenadmiral Christoph Müller-Meinhard, wird zur Läuterung des Betroffenen vom Virus der Wahrheit hoffentlich nicht beitragen. Andererseits gilt:
„Wer die Wahrheit sagt, braucht ein schnelles Pferd“, lautet eine dänischer Aphorismus .
@Brommy:
Meines Erachtens nach handelt es sich hier um einen Übermittlungsfehler.
Selbstverständlich war Adm MM bei der Übergabe anwesend – nicht zuletzt durch Photos belegt.
ABER: Während der Rede des „Alten“ war er nicht auf dem Flugdeck sondern wartete mit dem „Neuen“ bis zum Ende des Auftritts von KzS H. um dann mit dem Nachfolger im Schlepptau zur Übergabe zu erscheinen und seine Meldung des Vorgängers entgegen zu nehmen. So wie es eigentlich immer läuft.
Wenn eine Zeitung wie die FaZ das falsch wieder gibt ist das verständlich, weil die von solchen Dingen keine Ahnung haben, wenn erfahrene Mariner das nicht wechseln können, wundert mich das allerdings.
Zitat: „FltlAdm Müller-Meinhardt war NICHT bei der Kdo-Übergabe anwesend? “
Ich glaube, das hat gestern schon @ klabautermann dargestellt wie so eine Übergabe üblicherweise abläuft. Der alte Kdr hält seine Abschiedsrede vor der versammelten Front, DANACH kommt der Kdr der vorgesetzten Dienststelle, hier als der FAdm Müller-Meinhardt mit dem neuen Kdr zu dem Übergabeappell dazu und dann wird die Kdo-Übergabe durchgeführt und der alte Kdr wird mit dem Boot (Kutter ?) von dem Übergabeschiff „abgepullt“.
Wenn dem hier auch so war, dann war der Admiral während der Rede von Kpt Horn nicht auf dem Deck anwesend. Jetzt kann man natürlich darüber verkürzt in der Presse berichten und alles mögliche in den Vorgang hineininterpretieren.
@O&A 26. März 2018 – 22:52
Stimme Ihnen zu. Mir missfällt, dass hier geradewegs ein neuer von Stauffenberg geboren wird, insbesondere im vorherigen Thread zum Thema. Denn:
Dass die Karriere von H. zukünftig weniger steil verlaufen wird, lässt sich wohl an der Folgeverwendung ablesen. Und die stand vor der Rede schon fest. Denn die wenigsten haben meiner Beobachtung nach Lust sich etwas zu verbauen, wenn noch Aussicht auf Beförderung besteht. Denn:
Ohne Interesse für die eigene Karriere und Politik kann man eine solche Laufbahn, wie sie H. bisher durchlaufen hat nicht schaffen. Es mag Ausnahmen geben, ich habe persönlich, auch außerhalb der Bw noch keine gesehen.
Schwer zu schaffen macht mir aber die in der Rede zur Schau gestellte Naivität. Ist die echt oder dient sie der Unterhaltung?
H. müsste ein intimer Kenner der Einsatzflottille 2 sein. Zu glauben dass man hier als Geschwaderkommandeur viel bewegen kann, ist schlicht abwegig. Der Kommandeur führt Schiffe, die kommen ganz gut alleine klar, da sie einen abgeschlossenen Mirkokosmos darstellen. Dies gilt ebenso für die Einsatzflottille 2. Es ist ein historisch gewachsener Verband, der wie ein gut geöltes Getriebe funktioniert. Die Geschwaderkommandeure sind eben Zahlräder in diesem Getriebe. Hier kann einfach nicht jeder KptzS „gestalten“ und „Akzente setzen“, dafür sind es zu viele. Sie müssen funktionieren – Aber dass macht natürlich nicht so viel Spaß.
All das sollte H. bekannt gewesen sein, er war schließlich auch mal Schiffskommandant in diesem Großverband und kannte die Spielregeln.
Dieser Argumentation folgend glaube ich auch nicht, dass die Schiffe ihn im Einsatz vermisst haben. Warum H. wiederum nicht im Einsatz als Kontingentführer in der Ägäis war, bleibt das Geheimnis der Marine. Hier werden ja händeringend KptzS gesucht wie man hört. Es wäre sicherlich ein Highlight seiner Verwendung gewesen.
Ansonsten hat H. mit den meisten seiner Einlassungen recht. Aber die sind länglich bekannt und selbst das ist allen bekannt. So what?
H. hat die Gelegenheit genutzt, einmal vor der Öffentlichkeit alles zu sagen was zwar schon gesagt wurde, allerdings noch nicht durch ihn. Also erledigt.
Wissen wir was neues? Nein. Ist er ein Stauffenberg, der letzte gradlinige Offizier? Vermutlicht nicht. Aber es gibt Leute mit mehr Stil – und weniger Naivität.
ALLE (auch die politische Führung) wissen um die Missstände in Personal, Rüstung, Nutzung, Logistik etc. Und es gibt noch genug Expertise in der Bw um Wege aufzuzeigen, wie man die Misstände beheben könnte. Aber es wird nicht gemacht, weil der politische Wille fehlt. So ist das nun mal wenn man zivil regiert wird (Gott sein Dank). Keiner will groß auf- oder nachrüsten wie in den frühen 50ern oer Anfang der 80er Jahre. Man muss aber leider ein bißchen so tun, weil Mr. President in USA es gerade möchte. Weil die USA in der Ukraine, in Syrien, nun in Israel und Nordkorea etwas gezündelt haben. Steigert den Waffenabsatz und hält den Ölpreis einigermaßen noch.
Keine will aber eine Aufwärtsspirale der Maßnahmen zur Landes- und Bündnisverteidigung anfangen, ganz bestimmt auch Wladimir Putin nicht.
Also: nette Vorstellung, gute Unterhaltung. sogar Persilschein von Fr. Ministerein für alle zukünftig Frustrierten mit Drang in die Öffentlichkeit. Schönen Tag noch!
@all:
Dass der Kdr der EF2 der Rede nicht lauschen konnte, mag daran liegen, dass er mit dem Nachfolger noch nicht anwesend war. Das ist in der Marine nicht ungewöhnlich. Der scheidende Kdr führt die Musterung durch und hält die Abschlussrede. Dann kommt der Vorgesetzte Kdr mit dem Nachfolger und hält seinerseits eine Rede. Da das Ganze auf dem Achterdeck einer Fregatte stattfand, gehe ich stark davon aus, dass beide im Schiff warteten und daher nichts davon hören konnten.
Streitkräfte & Strategien.
Ein KzS lebt Innere Führung, evtl. Folgen werden sich zeigen. Der OGefr im Graben hat damit nichts am Hut?
@NDRinfo diskutiert Ideal und Realität
Zweifel an der Inneren Führung der Bundeswehr: Soldaten fordern Reformen.
(link: http://www.ndr.de/info/sendungen/streitkraefte_und_strategien/index.html)
ndr.de/info/sendungen…
FNU SNU | 27. März 2018 – 8:24,
teile Ihre Bewertung. Es ist die Generalität/Admiralität im „Dunstkreis“ der politischen Führung, die nicht die Kraft besitzt, den kritischen Ist-Zustand der Streitkräfte immer wieder öffentlich darzustellen und einen Kurswechsel einzufordern. Notfalls durch Inkaufnahme der Entlassung.
Wenn man sich die Stimmen anschaut, die das Pauschalurteil der Ministerin über die Bundeswehr und den katastrophalen Zustand der Bw kritisch begleitet haben, so handelte es sich meistens um Stabsoffiziere(z.B. OTL Wüstner), überwiegend im Dienstgrad Oberstleutnant. Die Generalität/Admiralität fällt nur durch absolute Schweigsamkeit auf. Das war in den 60iger/70iger Jahren noch anders.
Zur Punkt Abschiedsrede: Ich kenne es so, dass der zu Verabschiedende seine Abschiedsrede nicht in Anwesenheit des Vorgesetzten hält, der ihn verabschiedet. Der tritt erst danach hinzu, erhält die Meldung des zu Verabschiedenden und entbindet ihn dann, nach einer kurzen Rede, vom Kommando.
„Und das ist jetzt die Aufgabe dieser Legislaturperiode, dass wir in der Tat die hohlen Strukturen auffüllen….“
Entscheiden dürfte doch wohl die Frage sein, ob die vorhandenen Strukturen überhaupt geeignet sind, um „aufgefüllt“ zu werden. Und ob die vorhandenen Strukturen, die dieses „Auffüllen“ bewerkstelligen sollen, dies überhaupt leisten können. Nach dem, was ich in den letzten Jahren dazu hier gelesen habe (ich bin bekennender Zivilist), kommen mir da gewaltige Zweifel. Es drängt sich der Eindruck auf, dass grade die Strukturen der Kern des Problemes sind. Wenn die Strukturen nicht sinnvoll arbeiten, retten üblicherweise nur noch motivierte Mitarbeiter (=Soldaten) den Laden, indem sie über informelle Netzwerke das Geschäft weiterbetreiben. Wenn dieser Faktor auch noch ausfällt (weil diese Leute weggehen oder „kastriert“ werden), kann nichts mehr den Absturz aufhalten. Das weiß auch jeder erfahrene Unternehmensberater. Einer Frau Suder z.B. muss man sowas nicht erzählen.
Ich vermute: das schlichte „Auffüllen von Strukturen“ ist ein naiver Wunschtraum von vdL. Der eigentliche Absturz wird noch kommen, vielleicht in 1 bis 3 Jahren. Und die Profis wissen das und gehen von Bord.
@Fritz
VdL wird den Kapitän jetzt sicher nicht abwatschen- zuviel mediale Aufmerksamkeit.
Ein ^schwarzer Reiter ^ und er wird 2 bis 3 mal übergangen und schwupps ist er für weitere Förderung zu alt.
Same procedure as always
Chef PIZ Marine (KzS Dumrese)erklärt in operativer Unwissenheit und Ignoranz der dramatischen Lage bezüglich der Kampfkraft der Deutschen Marine “ Im Westen nüscht Neues“.
Marinechefankĺäger Bittner blättert sicher hektisch im Soldatengesetz und
in der WDO ( Wehrdisziplinarordnung) Stichwort Verschwiegenheitspflicht etc.
Inspekteur ( Vadm Krause) ist beleidigt, weil sein Kommandeur nicht weiter in seinem politischen Kielwasser getrieben ist und „seiner“ Ministerin einen ordentlichen Schuss vor den Bug gesetzt hat.
Zeichen der Problembehebung, Konflikfähigkeit, Innere „Führung“ ?? Fehlanzeige.
Kurze operative light Erklärung der Dramatik für “ Nichtmarinierte“
im Vergleich der Fregatte Kl.123 und einem Handelsschiff.
Ein Handelsschiff hat keine Waffen und Munition an Bord
Eine Fregatte Kl. 123 hat Waffen an Bord
“ normalerweise“
1. Flugkörper ( MM38) zur Bekämpfung von „anderen“ Fregatten
2. Flugkörper ( Sea Sparrow) zur Bekämpfung von Flugzeugen
3. Flugkörper (RAM) zur Bekämpfung von anderen Flugkörpern
4. Geschütz ( OTO Melara 76 MM)
Wenn nun wie jetzt der Fall, alle MM38 nicht mehr vorhanden sind und die Sea Sparrows, die im Notmode als Waffe gegen „andere“ Fregatten „genutzt“ wurden, auch bald weg sind ohne Ersatz, habe ich ein ernstes Problem.
Wenn nun der einzige fähige und lange ausgebildete Waffenleitmeister zur Bedienung der OTO wegbricht und der RAM Starter technisch unklar ist, bin ich ein Handelsschiff in Feegrau.
Das hat KzS Horn gemeint und ist entsetzt über die Priotisierung der Ministerin und den Unwillen einzusehen das wir auf dem Holzweg sind.
Ich bin mir sicher das er vorher auf dem Dienstweg alles versucht hat.
Nur, wenn:
– der Inspekteur nicht einmal auf Schreiben die direkt an Ihn adressiert sind,
wozu er persönlich aufgefordert, antwortet.
-Der Befehlshaber der Flotte nicht mehr in der Truppe gesehen wird, ausser den 2 Minuten..
-Eingaben an den Wehrbeauftragten politisch versülzen
– Mitglieder des Verteidigungsausschuss Fakten ignorieren
(Alles eigene Erfahrungen, Stichwort Sea Lion)
Was bitte soll ich als Offizier mit Verantwortung für meine Soldaten dann anders machen als die „Flucht in die Öffentlichkeit“.
Hier kann ich dann wenigstens am Ende des Dienstes vor meinem persönlichen Spiegel stehen in der Erkenntniss alles getan zu haben was persönlich möglich war.
@f28 | 27. März 2018 – 10:59
Volltreffer – sehe ich genauso, besonders bei Marine und LW.
Beim Lesen der Kommentare fiel mir eine selbst erlebte Geschichte (1996 oder `97) dazu ein.
An der Führungsakademie war der Vg- Ausschuss zu Gast. Lehrgangsteilnehmer und Akademiepersonal als Zuhörer in den großen Saal befohlen. Die MdB, sichtbar angeschlagen und verkatert von der vergangenen Nacht und bemüht den Pflichtbesuch so schnell wie möglich zu absolvieren reden über Einsatz und geänderte Sicherheitsarchitektur und neue Aufgaben. Plattitüden und Worthülsen eben.
Daraufhin stellte ein Tutor aus dem Grundlehrgang (frisch zu versetzt), ehemaliger Kdr eines Fallschirmjägerbtl und bereits mehrmals(!) im Einsatz gewesen, die klassische Frage nach der größer werdenden Schere zwischen Aufträgen und Mitteln.
Nach kurzem Stutzen antwortete eine Abgeordnete der Regierungspartei.
Dabei gebrauchte Sie Ausdrücke wie „neue Weinerlichkeit“ und „überzogenes Anspruchsdenken“ und „Pflichterfüllung“. Der Oberstleutnant wurde kreidebleich und Nachfragen und die aufkommende Unruhe im Saal wurden durch die Akademieleitung unterbunden. In meinem Hörsaal wurde das Geschehen später nicht thematisiert. G3 Schule eben. Ich war damals TN am LGAN (Heer).
Das Primat liegt ohne Frage bei der Politik, insbesondere im VG- und HH- Ausschuss. Aber Verantwortung wahrnehmen und leben(!) müssen, neben der politischen Leitung des Hauses, auch die Ratgeber. Insbesondere die mit karmesinroten Kragenspiegeln oder goldenen Sternen.
Wie es GM Trull zitiert in seiner Rede:
Der eine fragt: Was kommt danach?
Der andere fragt nur: ist es recht?
So unterscheidet sich der Freie von dem Knecht.“ (Th. Storm)
Man muss auch mal das Positive in den Dingen sehen. Wenn für Kpt Horn nun bei A16 Schluss sein sollte (und auch seine Folgeverwendung ist „nur“ A16 und nicht B3 dotiert), so gibt ihm das die Sicherheit, bei all seiner Offenheit und Ehrlichkeit die allgemeine Altersgrenze im Dienst zu erreichen. Das hat so mancher General in den letzten Jahren nicht geschafft. ;-)
Die Reaktion der Politik auf öffentliche Kritik ist immer gleich. Wenn möglich wird mit Unkenntnis oder laufenden Verfahren abgewiegelt und anschließend auf eingeleitete oder beabsichtigte Änderungen verwiesen die regelmäßig Zeit benötigen. Wie langweilig. Der im Gegenzug häufig geäußerte Ruf nach mehr Geld ist ebenso eine Plattitüde. Nicht vorhandenes Personal, Material oder Ersatzteile kann man nicht kaufen, wenn der Markt sie nicht hergibt / die Kapazitäten nicht vorhanden sind.
Füße hoch, Filzpantoffel an und ein paar hochglanzpolierte Werbe- oder Einsatzvideos am APC sind zwar auch keine Lösung aber wenigstens genauso langweilig – Gegenpol.
Die Politik hat nichts verstanden auch wenn sie das nach der letzten Wahl zigfach beteuerte.
@klabautermann | 27. März 2018 – 13:50
„@f28 | 27. März 2018 – 10:59
Volltreffer – sehe ich genauso, besonders bei Marine und LW.“
Shit. Eigentlich würde ich in diesem Falle ja gerne Unrecht behalten.
@Aspelund
Wenn das schon lange bekannt und keine Neuigkeiten mehr sind was der Herr Kap´tän da gesagt hat, dann kann man ihm sicherlich Naivität vorwerfen. Ungefähr so wie dem Kind in „Des Kaisers neue Kleider“. Nur was macht das aus all den Kielwasserfahrern wenn sie jetzt öffentlich(!) hören: „Aber er hat ja gar nichts am Leibe“?
@SEAKING
Sie sprechen mir aus der Seele mit Ihrem ersten Satz. Genau das dachte ich, als ich das Update vom Autor dieses Blogs las sowie das vom Kollegen der FAZ. Mir fehlt noch Arroganz, wenn man das Zitat des Sprechers Marine zwischen den Zeilen liest.
Evtl hat ja die Kritik des Kameraden Horn die Falsche getroffen:
„Der Generalinspekteur der Bundeswehr, General Volker Wieker, ist für die Gesamtkonzeption der militärischen Verteidigung einschließlich der Planung und der Weiterentwicklung sowie für die Führung der Streitkräfte wie auch für die Planung, Vorbereitung, Führung und Nachbereitung der Einsätze der Bundeswehr verantwortlich“
Ggf müssen wir wieder mehr den Focus auf die Bw richten und weniger auf das BMVg.
Doch leider zeigt die Realität die Verantwortungsdiffusion in der Bw und dem BMVg.
Es wird von oben durchregiert und quergesteuert. Verantwortung wurde neu verortet, doch die Entscheidungsgewalt auch, jedoch nicht deckungsgleich. Dabei machen alle mit.
Wir benötigen einen neuen Ansatz und ggf ist das Weißbuch der Niederlande dabei hilfreich auch für uns.
Der Frust der Truppe ist unglaublich und die Rede von KzS Horn nur ein Symptom. Der neue GI muss erklären wie es nun weitergeht, denn wir leben weiter von der Substanz und in vielen Bereichen wird es jeden Tag schlechter. Die Kündigungen in höheren Dienstgraden sprechen Bände.
@Dave
Für das Heer hat es dessen Inspekteur schon beschrieben:
http://augengeradeaus.net/2016/06/aufstocken-fuer-landes-und-buendnisverteidigung-heeresinspekteur-rechnet-mit-zehn-jahren-aufbauarbeit/
@ Elahan | 27. März 2018 – 16:49
Da bin ich bei Ihnen! Ich glaube auch, dass die Planung hier ganz gewaltig an der Realität vorbei gegangen ist, angefangen schon zu Zeiten von R.Scharping. Aber für die Planung ist eben nicht der Minister veranwortlich sondern der GI und die Abteilung Planung.
Die Rüstung ist hier wie immer mein Lieblingsbeispiel:
Es werden Hochtechnologie-Systeme individuell geplant, obwohl der Bund schon seit Ewigkeiten gar keine Kapazitäten für die Beschaffung und Nutzungsbetreuung dieser komplexen Systeme mehr übrig hat. Merkt aber irgendwie gar keiner.
Eine konsequente Planung müsste hier sagen: Halt! Geht nicht, können wir nicht managen! Wir beschaffen ein Brot-und-Butter-System von der Stange ohne Entwicklungsanteil und im Zweifel im Ausland oder beschaffen sogar gar nix. Wenn es weiter keine Leute gibt für das Nutzungsmanagement von Flugkörper-Systemen gibt: Na dann gehen eben keine Flugkörper, oder eben nur ein System oder zwei.
Aber auch in anderen Bereichen ist es ähnlich: Wenn die deutsche Gesellschaft beim existierenden Anreizsytem nicht genug Freiwillige hergibt: Dann geht eben leider nur weniger Truppe!
Nun hat aber die politische Leitung ein Problem, denn Mr. President will aber, dass wir 2% machen und wir können nicht so richtig „nein“ sagen. Weiterhin müssen Partikularinteressen beachtet werden, so wie bsplw die Küstengang und ihre Schiffsbestellungen. Also müssen alle wieder rumeiern: Ein bißchen probieren, so gut wie möglich, wohlwissend dass es nicht richtig geht. So wie jetzt eben, z.B. bei K130 2.Los: Risiken auf Auftraggeberseite, Leistungsbeschreibung mit heißerster Nadel gestrickt, überbordende Kosten durch Monopol, improvisiertes Projektmanagement, perspektivisch eigentlich gar keine Besatzungen.
Doof wenn man dieser Tage in der Verantwortung steht und diese faulen Kompromisse vertreten muss…Die beschrieben Umstände werden sich aber meiner Einschätzung nach auch in drei oder zehn Jahren geändert haben – Falls der Druck nicht steigt.
@ Dave | 27. März 2018 – 15:01
Bin literarisch leider nicht so bewandert, sorry.
Aspelund | 27. März 2018 – 17:37
Aber auch in anderen Bereichen ist es ähnlich: Wenn die deutsche Gesellschaft beim existierenden Anreizsytem nicht genug Freiwillige hergibt: Dann geht eben leider nur weniger Truppe!
In vollumfänglicher Verbindung mit „f28 | 27. März 2018 – 10:59“, sehe ich hier genau den Lösungsansatz. Jedoch auch trotz des politischen Problems mit Mr. 2% President.
Wir müssten effizienter werden und erst einmal grundsätzlich gesunden. Über die Zielerreichung hin zu einer Einsatzarmee wird nicht mehr gesprochen. Wir trudeln weiter als „Armee im Einsatz“, die aufgrund fehlenden „echten“ Reformwillens nahezu nicht mehr Einsatzbereit ist. Haushalt rauf, Stärke runter (120.000), Strukturen verschlanken. Nachdem wir dann wieder fit sind, Stärke rauf. Das was derzeit geschieht, sind Luftschlösser und leider immer mehr Windmühlen :-)
@Aspelund:
„Die beschrieben Umstände werden sich aber meiner Einschätzung nach auch in drei oder zehn Jahren geändert haben – Falls der Druck nicht steigt.“
Da fehlte wohl ein „nicht“. Ja, der Druck muss steigen, und dies hier ist ein Schritt dazu. Jetzt bitte dranbleiben und beteiligen, und zwar nachhaltig. Kreativität ist dazu auch erlaubt um es interessant und doch unterhalb eines „Aufstandes“ zu halten. Der BM kann dies unterm Strich politisch nur helfen beim Wettbewerb um finanzielle Mittel. Die Vermengung der Themen „Vertrauensverlust“ und „Einsatzbereitschaft“ sind dem Ziel eher nicht förderlich – wie wäre es mit einer Art „Neustart“ zu den „Trendwenden“?
Es ist sehr bedauerlich, dass es großen Mutes bedarf, die Probleme bei der mangelnden Einsatzbereitschaft der Marine offen auszusprechen – es sollte sebstverständlich sein, Tatsachen offen und ehrlich anzusprechen. Meine Hochachtung für KzS Horn !!
Die Stellungnahme der Marine gegenüber der Frankfurter Allgemeinen Zeitung ist einfach peinlich. Statt darauf hinzuweisen, dass es noch ein „klärendes Gespräch“ des bisherigen Vorgesetzten, Flottillenadmiral Christoph Müller-Meinhard, mit KzS Horn geben werde, sollte der Inspekteur der Marine Rückgrad zeigen und wegen des katastrophalen Zustandes der Marine mal ein „klärendes Gespräch“ mit der allseits geschätzten Frau Bundesminister der Verteidigung führen..