Heer stellt Grundausbildung um: Erste sechs Wochen für die Fitness

Als eine Konsequenz aus den Vorfällen in Munster und Pfullendorf, bei denen Rekruten auf dem Marsch oder bei einem Lauf zusammenbrachen, will das Deutsche Heer die Struktur der Grundausbildung umstellen. Die ersten sechs Wochen der neu angetretenen Soldaten sollten vor allem der Bildung körperlicher Fitness dienen, erläuterte ein Sprecher des Heeres am (heutigen) Freitag auf Anfrage von Augen geradeaus!. Erst nach diesen sechs Wochen solle dann die eigentliche Gefechtsausbildung beginnen.

Die Bundeswehr sieht sich zunehmend mit freiwilligen Bewerbern konfrontiert, die zwar die Einstellungsprüfungen bestehen, körperlich aber nicht auf die Anforderungen des Dienstes in der Truppe eingestellt sind. Die körperliche Leistungsfähigkeit soll deshalb in den ersten eineinhalb Monaten der Ausbildung gezielt gestärkt werden, und vor allem differenzierter als bisher.

Die Rekruten werden künftig in drei verschiedene Leistungsgruppen eingeteilt, um individuell den Leistungsstand erhöhen oder halten zu können. In dieser Zeit soll es herkömmlichen Sport, aber auch Märsche geben; neben den verschiedenen Arten des Fitness-Trainings dürfte nicht allzuviel an Ausbildung passieren. Nach den sechs Wochen ist ein Zwischentest als Erfolgskontrolle sowie am Ende der Grundausbildung ein Abschlusstest vorgesehen.

Der bereits 2010 eingeführte Basis Fitness Test (BFT) soll dabei in die Feststellung der körperlichen Leistungsfähigkeit integriert werden. Zusätzlich ist ein so genannter Handlungsparcours als Eingangstest zur Erfassung der Leistungsfähigkeit geplant. Neben die im BFT geforderten Disziplinen Pendellauf, Klimmhang und 1.000-Meter-Lauf tritt dann die gezielte Stärkung – und Überprüfung – von Bewegung, Ziehen, Tragen und Heben, angelehnt an spätere praktische Anforderungen an einen Soldaten.

Die neu strukturierte Grundausbildung soll ab Juni zunächst in einem Pilotprojekt beim Panzergrenadierbataillon 401 in Hagenow erprobt werden, begleitet von Sportlehrern und der Sportschule der Bundeswehr. Im ganzen Heer könnte die neue Ausbildung mit den ersten sechs Wochen Fitness-Schwerpunkt ab Mitte kommenden Jahres eingeführt werden.

Mit der geplanten Neustrukturierung will das Heer verpflichtend umsetzen, was bereits jetzt in der Praxis möglich ist, aber offensichtlich zu selten genutzt wird: Die Rekruten abhängig von ihrer körperlichen Leistungsfähigkeit bei Dienstantritt fitter zu machen. Heeresinspekteur Jörg Vollmer dürften bei der jetzt angekündigten Umsetzung der schon länger geplanten Veränderung vor Augen gestanden haben, was in Pfullendorf Anfang Januar passierte: Untrainierte Rekruten, die sieben Tage nach Dienstantritt auf einen 15-Kilometer-Lauf geschickt wurden, ohne dass sie körperlich darauf vorbereitet waren. Ebenso auch den Marsch im Juli vergangenen Jahres in Munster, bei dem ein Offizieranwärter ums Leben kam.

(Der Vollständigkeit halber: Auf der Webseite des Deutschen Heeres gibt es dazu auch eine Meldung.)

(Archivbild: Fahnenjunker bei der Grundausbildung auf der Hindernisbahn – Bundeswehr/Detmar Modes)