Fürs Archiv: Das niederländische Weißbuch
Das niederländische Verteidigungsministerium hat am (heutigen) Montag sein Weißbuch veröffentlicht; praktischerweise auch gleich in einer englischsprachigen Fassung:
Interessant sind die vergleichsweise konkreten Aussagen zu anstehenden Rüstungsprojekten – und die Aussagen zum Haushalt. Einschließlich der sehr konkreten Angabe, dass der Anteil des Verteidigungsbudgets am Bruttoinandsprodukt in den nächsten Jahren nicht über 1,3 Prozent steigen soll.
(Foto: Ein niederländischer Pilot auf der Basis Al-Azraq in Jordanien überprüft am 5. Januar 2018 vor einem Flug über Irak seine F-16 – defensie.nl/Jan Dijkstra)
Erstaunlicher Unterschied zu unserem – in Form und Inhalt.
Und weil es zu der großen Diskussion von gestern bezüglich KzS Horn passt:
“ Commanders and units will be granted more powers and resources to ensure that they are in a position to make the right choices. This independence on
the part of commanders and units will make the organisation more e ective and agile.“
Interessante Entwicklungen – bei uns der Hang zur Zentralisierung (oder zumindest gedankliche Strömungen) woanders die klare Ansage der Macht- UND Ressourcendelegierung.
Zusätzlich zu den 1,3% vom BIP kommen noch die Investitionen (siehe S. 26ff), so dass das Budget deutlich über 1,3% vom BIP liegt. Die NLD streben längerfristig auch das 2% Ziel an (siehe S. 7 unten).
https://www.defensenews.com/industry/2018/03/23/emerging-german-dutch-naval-tie-up-has-industry-abuzz/
Die Zusammenarbeit zwischen DE und NL soll intensiviert werden. Die Gerüchte, daß DE eventuell die neuen Fregatten in NL bestellt, und NL dafür in DE U-Boote kauft, werden im Artikel auch noch einmal aufgenommen.
Passend hierzu die Aussage Norwegens, daß man weitere Partner sucht für die neue deutsch-norwegische U-Boot-Bestellung:
https://www.defensenews.com/global/europe/2018/03/26/f-35-submarine-programs-on-track-for-norway/
Zum BiP sei hier gesagt, der Niederländer erwritschaftet pro Kopf mehr als eine deutscher , außerdem beträgt der aktuelle Anteil der Verteidigungsausgaben ca. 0,9% am BiP.
von 0,9 auf 1,3% entspricht also relativ gesehen einer Steigerung um ca. 50%
Würde man diese Steigerung auf Deutschland übertragen wären wir nahm bei den von einigen „SPD-Realos“ genannten 1,5-1,6% für Verteidigung.
Im Vergleich, fällt auf,
in den NL hält man sich an den US Dampfhammerforderungen nicht auf sondern geht dirket zur Realpolitik über. In Deutschland hingegen kennt man nur extrempositionen:
Einmal die Kanzlerinnen-CDU, welche aus irgendwelchen Gründen ein fantaistisches 2% Ziel propagiert, ohne irgendeine Anstalt zu machen dieses Ziel auch durchzusetzten, und einem linken SPD-Flügel, der im Namen des im Wahlkampf neuentdeckten pazifistischen Markenkern, sich niemals trauen würde eine Euro mehr für Verteidigung auszugeben. Schließlich sollte sich die Regierung ja um das wirklich wichtige kümmern und das sind Kitas, alten-Pflege, Bildung, sozialer Wohnungsbau, mehr Sozialhilfe, Umweltschutz und behinderten Gerechte Fitnessstudios, you name it.
@Jas
Vergleicht man mal unsere Rüstungsberichte mit denen aus den USA, sehen usere auch einfach nur nutzlos aus.
Dort wird extern und separat geprüft, was die technischen und finanziellen Aspekte angeht.
Der Finanzwisssenschaftliche Dienst des Kongresses und der Rechnungshof kommen noch oben drauf.
Das Pentagon liefert permanent Zwischenberichte zu verschiedenen Themen, von denen es ebenfalls öffentliche Fassungen gibt. Dazu gesellen sich noch die Videoaufnahmen der öffentlichen Teile von Sitzungen der Verteidigungsausschüsse des Repräsentantenhauses und Senats. Das ist eine der Hauptnachrichtenquellen der dortigen Fachpresse.
Wir bekommen nur Wischi-Waschi Berichte und Weißbücher die mit komplett blanken Seiten ähnlich nützlich wären. Es wirkt immer so, als wäre es von einer Marketing oder PR-Agentur geschrieben worden, die keine Ahnung hat was sie da eigentlich verkaufen soll.
Wer mehr wissen möchte kann bei einem der privaten Verlage fündig werden, die davon leben Informationsfetzen zu verkaufen, die eigentlich öffentlich sein müssten.
Andere Länder sind da offener und stellen sogar Programmwebseiten ins Netz, auf Englisch, damit ihre Nachbarn auch wissen was so los ist.
Das Niederländische Weißbuch hat 28 Seiten, davon 6 blanke Seiten, sowie ein Titelblatt und eines zum Abschluss. Macht 20 Seiten Inhalt, kompakt verständlich.
Visualisierung spart die Karl Mayische bildliche Beschreibung von Dingen, die man einfach abbilden könnte.
Besonders die Zeittafel mit den Investitionen hat doch viel Schönes.
Vergleiche auch Finnland und Ersatz für die F-18 Hornets. Der Bericht dazu ist 60 Seiten lang und von 2015. Hierzulande gibt es quasi nichts zum Tornado. Auf der Panavia Webseite steht 2035, was jahrelang wohl die beste Info darstellte.
Es gibt auch ein Papier zum Umbau der finnischen Marine. Hierzulande vermisst man solche konkreten Pläne und deren Veröffentlichungen in quasi jedem Ministerium. Es ist mehr verwalten als regieren.
Die Zeittafel ist echt gelungen…
Das ganze weissbuch sehr knapp und pregnant formuliert…mit wesentlichen Beiträgen die man leisten kann und will
Interessant finde ich dass die klieine NL >2,8 Mrd € pro Jahr für Material Neubeschaffungen ausgeben kann… auch wenn der Haushalt insgesamt recht niedrig ist…
Hier wird dann wohl an anderen Stellen deutlich effizienter gewirtschaftet als bei uns
Wenn man das hochrechnet müsste Deutschland wohl 10-15 Mrd € für neues Material ausgeben…was ja auch richtig/wichtig wäre…
Die 2% sind letztendlich Schall und Rauch…es kommt drauf an was ich mit dem Geld mache
@SvD
„Hierzulande gibt es quasi nichts zum Tornado. Auf der Panavia Webseite steht 2035, was jahrelang wohl die beste Info darstellte.“
Das ist noch immer der Stand der Entscheidungen.
Das deutsche Weißbuch beschreibt Grundlagen deutscher Sicherheitspolitik. Es erklärt Regierungshandeln auf dem Feld der Sicherheits- und Verteidigungspolitik national wie international: Die SiPo-Leitlinien für die kommenden Jahre sind formuliert.
Das NLD Pendant hegt ähnliche Absichten, geht aber einen deutlichen Schritt weiter. Es stellt die eigene Absicht und geplante Operationsführung bis hin zu Einzelvorhaben klar heraus, es nennt nahezu in Befehlsform die 3a /3b im Operationsbefehl. Und, es erscheint jährlich als Untermenge des Haushalts, Aktualität bei Idee des Gefechts und operativer Absicht bleiben im 12-Monatszyklus erkennbar. Bezeichnenderweise lässt der diesjährige Titel keine Wünsche offen: Investeren in onze mensen, slagkracht en zichtbaarheid = Investieren in unser Personal, Schlagkraft und Sichtbarkeit (der Streitkräfte). Ziel: robuste, wendige Streitkräfte!
Der Weg der NLD Streitkräfte nach der politischen Wende in Europa ist dem der Bundeswehr durchaus ähnlich: Einsparungen allenthalben, Abbau von Fähigkeiten bis hin zu absoluter „NULL“-Befähigung.
Einige wenige Beispiele für das Heer.
– von einem Korps blieben aktuell 3 Brig, 1 x mech, 1 x leicht (Inf), 1 x LL
– Panzertruppe von 800 Leo 2 A6 auf NULL,
(die 18 KPz im DEU/NLD PzBtl 414 sind Leasing KPz), ein verzagter Neubeginn
– Auflösung der Panzerjägerfähigkeit, gleiches bei Panzermörser
– Auflösung HFla mit CHEETA = NLD Gepard.
Die jüngste Diskussion im Stil KzS Horn läuft in den NLD spätestens seit dem Mörserunglück in Mali vom Juli 2016 mit zwei Toten (3./InfBtl 11 aus ASSEN) wegen schadhafter Munition und unzulässiger Lagerung in Kidal. Unterschied zu uns: „Leader of the pack“ sind die beiden letzten GI! Sie treten/traten im TV auf und schreiben unverhohlen ihre Auffassung zum Zustand der Streitkräfte in Printmedien.
Mit der nunmehr vorgestellten „defensienota 2018“ wird erstmals erkennbar, die NLD Streitkräfte sind auf dem Weg der Umkehr zu mehr neuen und (wieder) alten Fähigkeiten.
Ursächlich dafür, wie schon ansatzweise genannt:
– Mali, eingeschränkte Verfügbarkeit der HubSchr (Apache/Chinook) mangels Masse und Zustand der Logistik (Mrs) und
– PUTIN! Mehr muss im Grunde nicht gesagt werden; die Krim und Donbas führten zur Umorientierung hin zu ehemaligem Realismus. Dazu gab es zzt. der Raketenkrise (Stationierung PERSHING 2 in NLD) ein deutliche Redensart:
Beter een raket in de tuin dan een rus in de keuken = Lieber eine Rakete im Garten als einen Russen in der Küche.
So könnte auch gegenwärtig wieder die Maxime NLD SiPO umrissen werden.
@Klaus-Peter Kaikowsky
„– Panzertruppe von 800 Leo 2 A6 auf NULL,
(die 18 KPz im DEU/NLD PzBtl 414 sind Leasing KPz), ein verzagter Neubeginn“
Oh, da muss ich sie enttäuschen, die 4./414, also die niederländische Kompanie, hat momentan ganz exakt null (0) Panzer, der IV.Zg der 2./414, der niederländische Zug, hatte kurzzeitig für die Übung Peacock Supremacy dieses Jahr sogar mal 4 Panzer, die wurden inzwischen aber auch wieder abgegeben.
@Elahan
Das ist keine Planung, das ist eine Jahreszahl, genau darum geht es ja!
Bei uns wirft man gerne mit Jahreszahlen um sich und dann geben alle schon Ruhe. Wie man dahin kommt, das juckt keinen.
Obendrein behält man diese Zahlen dann auch noch gerne für sich.
Schlimmer ist nur, keine Jahreszahl zu nennen und wie ein kaputter Leierkasten zu wiederholen: „Das ist noch gut, das hält noch!“
Planung sieht anders aus.
Italien hat sich die SDB (Small Diameter Bomb) in Lizenz gebaut und in den Tornado eingerüstet. Das ist eine erhebliche Aufwertung der Plattform. Dazu kann man zig lasergelenkte Waffen einrüsten, da der fiese Teil, die Integration der Waffenansteuerung in der Software flach fällt. Noch 17 Jahre mit der Radarkombie zu fliegen kann auch nur lustig werden. 20 Jahre mit dem gleichen Radar produziert, 56 Jahre Dienstzeit damit.
Selex (Italien + UK) hat 3 neue AESA Radare für Kampfflugzeuge auf den Markt geworden, drei Stück. Captor-E wird das vierte.
Das man dazu z.B. nichts sagt liegt daran, das es keine Planung gibt.
Die Planung für dieses Land heißt schwarze Null und Steuersenkungen, die zu 80% an die reichsten Bürger des Landes gehen. Damit fällt dann viel finanzieller Spielraum für Investitionen weg.
Und dann haben wir so Planungen wie die Modernisierung der F124. Bis diese abgeschlossen ist, haben die Schiffe noch 10 Jahre Dienstzeit oder weniger übrig.
Bisschen teuer dafür. Da wären die Radare doch auf dem MKS180 besser aufgehoben.
Die P-3 ist auch ein schönes Beispiel. VOR deren Kauf hätte man analysieren müssen wie viel Lebenszeit da noch drin steckt und wann ein Ersatz her muss. Die Planung hätte dann ergeben müssen, die P-3 fliegt noch, aber ein Neukauf wäre nach 10 Jahren fast billiger als eine Nutzungsdauerverlängerung. Betrachtet man die wesentlich längere Dienstzeit einer neuen Plattform und die bessere Ausstattung ist ein Neukauf Preis/Leistungssieger.
Wir zahlen nun über 500 Millionen aber bei dem Alter der Maschinen kommen da sicher noch andere fiese Überraschungen.
Dabei hat die USN genug P-3C in der Wüste stehen, die sicher besser erhalten sind und es werden jeden Monat mehr, einfach weil die P-8 in die Flotte drängt.
Wie war das noch mit der Gorch Fock? Keine Instandhaltung und kein Plan für einen Neubau. Für Tanker (groß wie klein), Landungsboote und vieles mehr gilt das gleiche.
F123 fährt ohne Seezielflugkörper rum, F122 ohne Flugabwehr (beide überaltert, kein Ersatz beschafft). –> „Das ist noch gut, das hält noch!“
Wenn ich keinen Plan für alle meine Systeme habe, kann ich keine ordentlichen Prioritäten setzen und neige dazu stupide Leuchtturmprojekte zu finanzieren. Mit anderen Projekten fängt man dann viel zu spät an. Projekte für die dann weniger Geld zur Verfügung steht und die obendrein teuer werden weil alles schnell gehen muss. Man schleppt nutzlosen Schrott jahrelang mit sich rum und die neue Plattform muss dann alles auf Sci-Fi Niveau können. Diese ‚goldene Brechstange‘ mit der wir da arbeiten ist nicht gerade gut angelegtes Geld.
Die Modernisierung geht dabei auch komplett unter.
Desweiteren verliert man den Blick was noch tauglich ist und an Partner abgegeben werden könnte. Die Hubschrauber vom Typ Bo105 haben wir einfach zersägt und als Schrott verkauft. Die Treibwerke konnten nicht mehr versorgt werden, weil wir den Vertrag gekündigt hatten…
Die Zeittafel im niederländischen Weißbuch macht jedem deutlich, wie viel es da bei der langfristigen Planung zu beachten gibt. Kleinteile sind da ja noch nicht mal drin.
Und hierzulande ging Geld aus dem Verteidigungshaushalt wieder ans Finanzministerium zurück, weil man keinen Plan hatte wie man es hätte ausgeben können.
Firmen die so arbeiten, landen im Insolvenzverfahren oder werden aufgekauft und ausgeschlachtet.
Das Grundgesetz verlangt da zu wenig:
Art. 87a
(1) 1 Der Bund stellt Streitkräfte zur Verteidigung auf. 2 Ihre zahlenmäßige Stärke und die Grundzüge ihrer Organisation müssen sich aus dem Haushaltsplan ergeben.
@SvD
Deshalb schrieb ich => Stand der Entscheidungen.
Beim Tornado wird nichts geplant, deshalb geht seine Versorgung in den Keller, nicht weil er 40Jahre ist.
Die Plattform ist perfekt und könnte locker bis 2035 geflogen werden.
Man muss halt wissen was man will und wenn man neues, nich einsatzfähiges Spielzeug will (zB F-35), muss man das im Besitzbefindliche schlechtreden und gegen die Wand fahren.
@SvD
Das zeigt aber doch auch, dass von der Leyen eben nicht die volle Verantwortung auf ihre Vorgänger schieben kann. Zudem hat auch sie MEADS inkl. Tiefflugradar angekündigt, deren Lieferzeit am aktuellen Beispiel von Polen mit der Bestellung der PAC3 MSE ganze sechs Jahre beträgt!
So viel zu guter Planung! Von LFK NG, Flugabwehrsystem und IR-Überwachung wollen wir gar nicht sprechen (7+ Jahre bekannt), obwohl irgendjemand so weitsichtig war und ein Konzept ausgearbeitet hat.
Betr.: Flugabwehrraketengruppe 6
Hans de Vreij
@hdevreij
(Ab 04. April)
Further integration of the Dutch and German short-range air defense: next week the German unit will be become part of the Dutch air defense command. The two countries already have a joint Patriot unit for ranges up to 50 Km.
Überraschend?
The Netherlands stops contributing to EUTM Somalia
mobile.navaltoday.com
Seit 28.03.18!
Merkwürdig, nirgends Ergänzendes dazu gefunden, oder ist das „Horn“ bei uns einfach zu unbedeutend?
The Netherlands stops contributing to EUTM Somalia
https://mobile.navaltoday.com
The Netherlands stopped supplying personnel for the European Union Training Mission Somalia (EUTM Somalia) as of March 28, the Dutch Ministry of Defense said.
The Dutch contribution to the mission involved a maximum of fifteen soldiers.
As informed, the country opted for this decision due to personnel shortages and “a limited military effectiveness of the mission.”
On the other hand, the Ministry of Defense said that the Netherlands will continue contributing to the European Union Capacity Building Mission in Somalia (EUCAP Somalia). Specifically, the government decided to extend the Dutch contribution to the mission until December 31, 2018.
The ministry added that a maximum of ten people will be available for this mission.
EUCAP Somalia contributes to the establishment and capacity building of maritime civilian law enforcement capability in Somalia, including Somaliland.