Dokumentation: Tagesbefehl von der Leyens nach (erneuter) Amtsübernahme
Nach (erneuter) Ernennung zur Bundesministerin der Verteidigung und Ableistung des Amtseids (Foto oben) am (heutigen) Mittwoch hat sich Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen mit einem Tagesbefehl an die Soldatinnen und Soldaten und die zivilen Mitarbeiter der Bundeswehr gewandt.
Der Ton, den sie dabei anschlägt, soll die größtmögliche Gemeinsamkeit von Ministerin und Truppe signalisieren (Wir haben alle an uns gestellten Aufgaben erfüllt und die Einsatzfähigkeit der Bundeswehr wieder und wieder unter Beweis gestellt, auch wenn uns dies große persönliche Opfer abverlangt und in Teilen bis an unsere Belastungsgrenzen geführt hat) – mal sehen, wie das bei den Soldaten ankommt. Und natürlich dient er der Einstimmung auf weiter nicht einfache Zeiten.
Zur Dokumentation dieser Tagesbefehl:
Berlin, 14. März 2018
Tagesbefehl Amtsübernahme
Soldatinnen und Soldaten, zivile Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter!
Heute bin ich vom Bundespräsidenten auf Vorschlag der Bundeskanzlerin erneut zur Verteidigungsministerin ernannt worden. Dies ist ein besonderer Tag für mich. Dieses Amt weiter ausüben zu können, erfüllt mich mit Stolz und Demut. Ich blicke mit Respekt und Zuversicht auf die kommenden Jahre und auf die Aufgaben und Herausforderungen, die sie für die Bundeswehr bringen werden. Ich habe in den vergangenen vier Jahren erlebt, wieviel Sie, die Angehörigen der Bundeswehr, für Deutschland leisten und dass ich mich insbesondere in schwierigen Situationen auf Sie verlassen kann. Hierfür möchte ich Ihnen von Herzen danken.
Wir haben gemeinsam in diesen Jahren viel erlebt. Die einschneidenden Veränderungen der Sicherheitslage ab dem Jahr 2014 haben uns vielfältig gefordert: von den Einsätzen im Irak und Syrien über die Marine-Missionen im Mittelmeer bis hin zur Entsendung von Truppen in die baltischen Staaten als Teil der NATO-Rückversicherung. Andere bestehende Einsätze haben wir fortgeführt und zum Teil sogar verstärkt. Wir haben alle an uns gestellten Aufgaben erfüllt und die Einsatzfähigkeit der Bundeswehr wieder und wieder unter Beweis gestellt, auch wenn uns dies große persönliche Opfer abverlangt und in Teilen bis an unsere Belastungsgrenzen geführt hat. Die Bundeswehr ist weiterhin ein zentrales Instrument deutscher Außen- und Sicherheitspolitik und ein hochgeachteter Partner im Bündnis. Die Menschen in unserem Land schätzen die Bundeswehr als verlässlichen Garanten von Sicherheit und Frieden.
Unsere Bundeswehr wird nach 25 Jahren des Schrumpfens wieder wachsen: Bei Personal, Material und bei der finanziellen Ausstattung. Zur Wahrheit gehört aber auch, dass wir erst am Anfang eines umfassenden Modernisierungsprozesses stehen. Um die Bundeswehr auf ihre Aufgaben sowohl im Rahmen von Krisenbewältigung als auch für die Landes- und Bündnisverteidigung auszurichten, brauchen wir noch viel Geduld, Beharrlichkeit und Geld: Das heißt, wir müssen über eine längere Zeit kontinuierlich modernisieren, aber auch schlicht mehr Material für die Truppe vorhalten als bisher. Das gilt insbesondere für die ausbildungs- und einsatzrelevanten Systeme sowie die persönliche Ausrüstung der Soldatinnen und Soldaten.
Doch klar ist dabei auch: Was über Jahrzehnte weggespart und abgebaut wurde, lässt sich eben nicht in wenigen Jahren wieder aufbauen. Die Startblöcke haben wir hinter uns gelassen: In den vergangenen vier Jahren wurde Ausrüstung im Wert von mehr als 30 Milliarden Euro beauftragt – fünf Mal so viel wie in den Jahren 2009 bis 2013. Doch bis das neue Gerät auf dem Kasernenhof steht, braucht es einfach Zeit.
Das gilt auch für die Verbesserungen bei der Attraktivität. Auch hier wollen wir nachlegen: Das geplante Gesetzespaket „Moderner Arbeitgeber Bundeswehr“ enthält unter anderem Zulagen, attraktivere Gehalts- und Besoldungsstrukturen, verbesserte soziale Absicherung und Vorhaben zur Flexibilisierung des Dienstrechts.
Mit der „Agenda Ausbildung“ werden wir in den kommenden Jahren die Ausbildung in der Bundeswehr persönlicher, praxistauglicher und zielgerichteter, orientiert an der Lebenswirklichkeit der Truppe gestalten. Ein weiterer grundlegender Bestandteil der Modernisierung ist die „Strategie Digitale Bundeswehr“. Hierbei geht es längst nicht nur um zeitgemäße Technik. Die Digitalisierung eröffnet uns auch ganz neue Wege, miteinander zu kommunizieren und zu arbeiten.
Bei all diesen Themenfeldern bleibt unser oberstes Ziel: hoch qualifizierten und motivierten Soldatinnen und Soldaten die bestmögliche Ausrüstung zur Verfügung zu stellen, um unsere Werte zu schützen und wenn notwendig auch glaubhaft verteidigen zu können. Hierauf liegt mein Hauptaugenmerk – und dafür brauche ich Ihre Unterstützung, Ihr Engagement und auch Ihre Geduld.
Es liegt viel an in den kommenden Jahren. Und es wird sicher eine fordernde Zeit – das ahnen wir alle. Doch ich weiß, dass ich auf Sie zählen kann, wenn es darum geht, die kommenden Herausforderungen zu meistern und die Bundeswehr voranzubringen und weiter zu modernisieren. Ich werde mich mit all meiner Kraft für Ihre Belange einsetzen. Denn es ist mir ein Privileg und ich bin stolz darauf, weiter gemeinsam mit Ihnen in der der Bundeswehr unserem Land dienen zu dürfen.
Dr. Ursula von der Leyen
Bundesministerin der Verteidigung
(Foto: Achim Melde/Deutscher Bundestag)
Mit anderen Worten. Die Schlagzahl bleibt unabhängig davon wann das benötigte Material und Personal kommt und die Truppe muss es irgendwie wieder lösen in dem Sie wie immer gekonnt oder weniger gekonnt eine politisch hinnehmbare Lösung findet.
Naja, im Tagesbefehl steht ja nichts neues. Alles schon gehört. Und wenn jetzt die „wir haben“ und „wir müssen noch“ Rhetorik genutzt wird klingt das alles gut und schön, schafft aber erstmal meinem Gefühl nach nicht die Gemeinsamkeit, die erzielt werden sollte. Es bleibt einfach nach allem, was im letzten Jahr geschehen ist, unglaubwürdig.
Gibt es irgendwo Infos zu dem im Tagesbefehl angesprochenen Gesetzespaket „Moderner Arbeitgeber Bundeswehr“?
Von diesem Gesetzpaket Moderner Arbeitgeber Bw höre ich zum ersten Mal. Hat hier jemand nähere Informationen?
Wenn Geld nicht das Problem ist und Attraktivität versprochen wird, bleibt zu hoffen das der vielerorts sichtbare Beförderungsstau, das Warten auf modernes Gerät und Material sich in dieser Legislaturperiode deutlich bessern werden! Man wird nicht daran gemessen was man verspricht, sondern daran was man davon einlöst! Frau Ministerin viel Erfolg
„(…) um unsere Werte zu schützen und wenn notwendig auch glaubhaft verteidigen zu können.“
Wenn notwendig glaubhaft verteidigen? Es reicht also, wenn der Gegner glaubt, dass wir uns verteidigen. Na, dass ist ein sehr niedriger „Level-off Ambition“.
Moin,
zwei Fragen, vielleicht hab ich es ja irgendwo überlesen:
1. Was steht dem im „Gesetzespaket ‚Moderner Arbeitgeber Bundeswehr'““? Da habe ich ja noch gar nichts von mitbekommen.
2. Genauso sieht es bei der „Strategie Digitale Bundeswehr“ aus. Hört der Formulardschungel irgendwann auf? Muss ich nicht jeden Monat mehr die gleichen Formulare wieder abgeben?
Vielleicht weiß ja jemand mehr als ich. Danke!
Das tut so gut, so aufmunternde Worte der Ministerin zu hören.
Ich bin mir sicher, nach den harten und äußerst erfolgreichen Verhandlungen für die Bundeswehr können nur die Zeitzeugen des Wirtschaftswunders wirklich erahnen, wie es jetzt vorwärts geht.
„Wieder und wieder hat die Bundeswehr ihre Einsatzbereitschaft unter Beweis gestellt…“
Tja, eine Aufklärungskompanie in Gao rumfahren zu lassen, Kriegsschiffe, die Menschen in Seenot retten (ich denke, dass ist eine allgemeine Aufgabe für Teilnehmer der christlichen Seefahrt), Waffenausbildung auf Grund- und Spezialgrundausbildungsniveau ist für mich noch kein einsatznachweis einer Streitkraft. Frau Ministerin, bei allem Respekt, wir sollten zunächst einmal sehen, die Fähigkeiten zurück zu bekommen, die wir verloren haben.
Küstennahe Unterwasserseekriegsführung oder heereseigene Flugabwehr. Ich denke, es fallen uns noch viele Beispiele ein, warum die Bundeswehr eben nicht einsatzbereit ist.
Eine echte Verbesserung erwarte ich erst dann, wenn Probleme auch wirklich angesprochen werden und das nicht nur vom DBwV Vorsitzenden oder dem Wehrbeauftragten des Bundestages.
Ich lese folgende Botschaft: „Tut mir echt leid, dass wir das Spielzeug kaputt gemacht haben, aber Sie empfinden sicher große Freude und Befriedigung daran es wieder zu reparieren. Für Ihr Seelenheil plane ich noch ein Wohlfühlgesetzespaket zu, um Ihnen bei der Reparatur ein gutes Gefühl zu geben. Die entzündete Nebelkerze warden sie dabei gar nicht bemerken. Alles wird gut.“
Zeigt nur, dass die redenschreiber der VDL jetzt glauben, semantisch den völligen Vertrauensverlust beheben zu koennen. Unauthentisch wie immer, weiter so wie bisher… anstrengend ist das nur noch.
Zitat: „Was steht dem im „Gesetzespaket ‚Moderner Arbeitgeber Bundeswehr’““? Da habe ich ja noch gar nichts von mitbekommen.“
Unter anderem soll es in dem Gesetzespaket laut obigen Text im Tagesbefehl
„Das geplante Gesetzespaket „Moderner Arbeitgeber Bundeswehr“ enthält unter anderem Zulagen, attraktivere Gehalts- und Besoldungsstrukturen, verbesserte soziale Absicherung und Vorhaben zur Flexibilisierung des Dienstrechts.
eine neue Gehaltsstruktur geschaffen werden, die zwar an der Beamtenbesoldung angelehnt ist, aber nicht mehr 1 zu 1 übertragen wird. Erreicht werden soll mit entsprechenden Zulagen und der neuen Gehaltsstruktur, dass die Dienstgradinflation beendet oder zumindestens eingedämmt wird.
Es kann auf Dauer nicht angehen, dass Soldaten bereits einen Monat nach der Mindestbeförderungszeit ( z.B. zum StFw) unruhig und unzufrieden werden, wenn sie nicht befördert werden und das obwohl sie eine grottenschlechte Beurteilung haben.
Im Übrigen ist aufgrund des Zwanges im Vergleich zur freien Wirtschaft ein attraktives Einkommen zu ermöglichen ein DP der früher von einem OFw bekleidet wurde, heute mit der DP-Bündelung bis zum StFw offen und oftmals wurde dann der DP auch noch zum OStFw-DP hochgehoben (z.B. bei den Transportzügen).
Etwas kritischer sehe ich die Strategie „Digitale Bundeswehr“, die ja auch intensiv mit der Forderung und Umsetzung von Tele-Arbeitsplätzen verbunden ist.
Wie z.B. in einem Btl-Stab ein S1 oder S3 Sachgebietsleiter von zu hause in Telearbeit seinen Aufgaben gemäß DP-Beschreibung erfüllen soll, ist mir ein Rätsel.
Ich(sic) zählte im ersten Absatz 4x“ich“ und 3x“mich“. Enthalten Tagesbefehle grundsätzlich eine Präambel mit der Gefühlslage der Befehlenden oder ist dies eine Abweichung von der Norm? Im ersten Falle muss ich meine eigene Befehlsgebung überdenken, im letzten Falle bestand wohl ein großer Rechtfertigungsgrund.
Wenn es Ziel der Redenschreiber war, die Verbundenheit und das „wir“ zu betonen, halte ich dieses Ziel nicht für erreicht, sehe jedoch wieder einmal, wo die Ministerin ihren Schwerpunkt setzt: „ich“
„Die Menschen in unserem Land schätzen die Bundeswehr als verlässlichen Garanten von Sicherheit und Frieden.“ In einer großen Onlinezeitung lese ich gerade das Gegenteil, Vertrauen der Bevölkerung nur noch bei 45%.
Zum Rest:
Ein eigenes Soldatenbesoldungsgesetz ist zwingend nötig, dann muss man auch nicht aus finanziellen Gründen sämtliche Dienstgradgruppen durch Inflation entwerten.
Nachtrag:
Wir alle dachten, dass es sicherer wird?
Ab wieviel unfallfreien Kilometern verzichtet denn die durchschnittliche Bürgerin auf Kranken- und Vollkaskoversicherung, weil ja bisher nichts passiert ist? Art 87a GG ist doch keine kann-Regelung.
Georg | 15. März 2018 – 9:28
„Es kann auf Dauer nicht angehen, dass Soldaten bereits einen Monat nach der Mindestbeförderungszeit ( z.B. zum StFw) unruhig und unzufrieden werden, wenn sie nicht befördert werden und das obwohl sie eine grottenschlechte Beurteilung haben.“
Kann es sehr wohl. Ich finde die Einstellung, dass eine Beförderung gottgegeben ist (meine Interpretion Ihrer Worte) und man sich am besten in den Staub zu werfen hat, etwas altertümlich. Aber vermutlich ist das meiner Generation zuzurechnen, die wie üblich nichts leisten aber dafür pünktlich befördert werden will (die leichte Polemik meinerseits ist durchaus beabsichtigt).
„Etwas kritischer sehe ich die Strategie „Digitale Bundeswehr“, die ja auch intensiv mit der Forderung und Umsetzung von Tele-Arbeitsplätzen verbunden ist.
Wie z.B. in einem Btl-Stab ein S1 oder S3 Sachgebietsleiter von zu hause in Telearbeit seinen Aufgaben gemäß DP-Beschreibung erfüllen soll, ist mir ein Rätsel.“
Ich verstehe nicht, warum sich so viele auf den so gebeutelten S3 oder S1 beschränken. Es gibt genügend DP, die sehr wohl Homeoffice-fähig sind. Dies wird bereits vielerorts praktiziert und nur durch den Fakt beschränkt, dass es immer noch nicht in den Köpfen einiger Vorgesetzter angekommen ist. Und selbst der S1 und der S3 können von zu Hause arbeiten, zumindest an ein paar Tagen, das ist möglich und bereits nachgewiesen. Dieses Hängen an der ständigen Präsenz ist ziemlich vorsintflutlich.
@Das Meer | 15. März 2018 – 11:13
Wer Digitalisierung mit Home Office in Verbindung setzt scheint sich nicht wirklich mit der Materie auseinander gesetzt zu habe.
Home Office ist vorbei, ein Blick in die Erfshrungen der Wirtschaft zeigen, bei Home Office sinkt die Produktivität weil die Menschen eben doch einen Teil der Arbeitszeit für private Zwecke missbrauchen und was viel wichtiger ist, das IT Sicherheitsrisiko steigt ungemein. Es haben plötzlich Leute Zugang zur IT die so keinen Zugang in die Kaserne / Diensträume bekommen. Verluste, Diebstähle und Möglichkeiten sich Zugang zum Netzwerk zu verschaffen sind enorm höher und eine Absicherung deutlich kostenintensiver.
@Wa-Ge Wa-Ge | 15. März 2018 – 11:48
Das halte ich für eine Einzelauffassung, da bisher meiner Kenntnis nach nur IBM das in den USA wohl aufgegeben hat. Demgegenüber stehen Studien u.a. der St. Galler Uni, dass sich vor allem Mythen um die angebliche Ineffektivität des Home Office ranken. Aber jedem seine Meinung dazu. Ich befürworte Home Office und so lange kein roter Rechner zuhause steht, sehe ich die Sicherheitsbedenken als lösbar. Es ist schwieriger die Sperre im Kopf zu lösen, auch die Ihrige. Die zunehmende Digitalisierung sehe ich wie die Ministerin als eine wichtige Zukunftsaufgabe – mit allen Risiken. Zu Karteikarten warden wir jedenfalls nicht mehr zurückkehren.
[Bitte das jetzt nicht zu einem Thread über Home Office machen, das wäre so was von OT… T.W.]
Herr Wiegold, ich dachte die Kurve zum Tagesbefehl mit meinem vorletzten Satz wieder zu kriegen :-).
@HdR:
Sehr richtig. Das ist inhaltlich Seifenoper und formal „Gefechtsfeldlyrik“ der besonders üblen Art, aber definitiv KEIN Befehl.
@Reiter | 14. März 2018 – 23:17
Glücklicherweise kann sie sich auf die Tradition und die Haltung aus der Vergangenheit verlassen:
Egal wie die Umstände sind und wie unrealistisch die Führung agiert, die Pflicht wird erfüllt.
Wenn die BW erst einmal wirklich nur noch ein ganz normaler Arbeitgeber geworden ist, dann wird sich ihr Nachfolger, und wir alle mit ihm, umsehen.
Beim Lesen der Kommentare als eigentlich stiller Beobachter reißt es einen dann doch mal hin und wieder aus der Stille heraus.
Angesichts der Wertungen des Tagesbefehls der Ministerin hier in diesem Kreise drängt sich mir die Frage auf, wie Sie diesen Tagesbefehl denn formuliert hätten. Welche Botschaften würden Sie in der jetzigen Situation senden?
Und dann: Ich finde es ja nicht schlecht, dass die Ministerin kund tut, dass es ein Gesetzgebungsvorhaben geben soll. Wer bisher nichts davon gehört hat, weiß jetzt Bescheid.
Zum Thema Gesetzespaket: der KoaV hat hier auch schon einzelne Bestandteile recht deutlich benannt. Abstimmungen mit BMF und BMI sind auch bereits weit gediehen- zumindest auf Arbeitsebene.
Das entscheidende Feintuning steht natürlich noch aus.
@Freddy
Und was wird das ändern? Die formulierten Ziele sind nicht wirklich neu und wurden schon in der Vergangenheit nicht wirklich umgesetzt. Letztlich unter anderem daran, dass solche Regelungen regelmäßig eben nicht nur Soldaten betreffen, sondern zum Beispiel auch auf Bundespolizisten anzuwenden wären. Das wiederum ist regelmäßig vor dem Hintergrund von Haushaltszwängen und dem Widerstand anderer Ministerien gescheitert. Einen Hinweis darauf, was diesmal grundsätzlich im Ansatz anders sein soll, kann ich aber im Tagesbefehl nicht finden.
@ Freddy
1. Es interessiert in der aktuellen Lage nicht, wie die Ministerin sich fühlt. Wir erkennen sie als IBUK an und zollen ihr Respekt qua Amt. Der erste Absatz kann komplett gestrichen werden bzw auf einen Satz gekürzt. Die Botschaft muss sein:
1. ICH HÖRE EUCH/IHR WERDET GEHÖRT, und zwar in Großbuchstaben.
2. Wir haben die Fehler erkannt und können sie benennen. Man kann sich auch mit Selbstkritik Respekt erarbeiten.
3. Nicht belegbare Aussagen weglassen: Sind wir ein zentrales Instrument deutscher A&SiPo? Sind wir bei den Bündnispartnern hoch geschätzt? Oder von den Menschen in Deutschland? Nur noch 45% der Bürger Vertrauen der Armee.
4. Ich spreche eure Sprache. Dieser Befehl klingt wie das Grußwort eines Großkonzerns, doch das ist ja auch die Absicht dieser politischen Führung.
Ich stimme ihrer Implikation zu, vermutlich hätte man es uns auch nicht Recht machen können. Das hat man sich aber auch hart und konsequent erarbeitet. Die Stimmung ist an den sechs Standorten, die ich im Jahr besuche, so unterirdisch, das löst nur ein neuer Besen. Dieser Tagesbefehl richtet sich aber wie immer unter der Ministerin nicht wirklich an die Soldatinnen, sondern nach außen. Schade, denn ich für meinen Teil nehme mir vor, die neue Legislaturperiode als Neustart auch in der Bewertung ihres Handelns zu sehen. Dieser war ein Fehlstart, doch das Rennen ist ja noch nicht vorbei. Ich hoffe, wir werden positiv überrascht.
Ich befürworte die angekündigte (mal schauen ob sie dann kommt) Anpassung der Gehaltsstruktur, kam man sich doch bisher als langjähriger Angehöriger der Bw eher wie ein Handyvertragskunde vor. Das Motto schien zu heißen, Bestandskunden sind zu vernachlässigen, die guten Angebote bekommt nur die potentielle Neukundschaft!
Ich warne aber ausdrücklich vor einer Abkoppelung der Soldatenbesoldung von den Beamten/ Arbeitnehmer der öffentlichen Verwaltung. Damit würden wir uns endgültig dem Wohl und Wehe der Ministeriumsspitze bzw. dem BMF aushändigen. Nur nochmal als Erinnerung, Arbeitskampf fällt für Soldaten qua Gesetz aus. Bisher haben wir immer von den erstrittenen Ergebnissen der zivilen Seite profitiert, da die Abschlüsse regelmäßig übernommen wurden. Eine Abspaltung von der Bundesbesoldungsordnung würde zu einer Schwächung der Verhandlungsposition führen.
Ich bin dann doch beeindruckt – was ja nicht zwingend positiv gemeint sein muss – von dem Tagesbefehl unserer neuen, alten, Ministerin. Sie nennt dort zur Verbesserung der Attraktivität das geplante Gesetzespaket „Moderner Arbeitgeber Bundeswehr“. Dabei erwähnt sie nicht, dass die Dienstposten innerhalb der Bw seit Jahrzehnten nicht in vollem Umfang mit den entsprechend erforderlichen Haushaltskarten hinterlegt werden, was dazu führt, dass Versetzungen auf einen höherwertigen Dienstposten nicht auch gleichzeitig mit einer Beförderung verbunden sind. Erklären Sie mal einem Bewerber aus der freien Wirtschaft, dass er zwar einen größeren Aufgabenbereich mit mehr Verantwortung bekommt, auf eine adäquate Bezahlung aber noch Monate, oder sogar Jahre, verzichten muss. Attraktivität sieht in meinen Augen etwas anders aus!
Bevor die Ministerin ein neues – langwieriges – Gesetzespaket schnürt, sollte sie sich vordringlich darum kümmern. Ich habe jedoch meine Zweifel; in den letzten vier Jahren hat sie es ja auch nicht getan …
@ Das Meer 15.03. 11:13 Uhr
Zitat: „Kann es sehr wohl. Ich finde die Einstellung, dass eine Beförderung gottgegeben ist (meine Interpretion Ihrer Worte) und man sich am besten in den Staub zu werfen hat, etwas altertümlich. Aber vermutlich ist das meiner Generation zuzurechnen, die wie üblich nichts leisten aber dafür pünktlich befördert werden will (die leichte Polemik meinerseits ist durchaus beabsichtigt).“
Abseits ihrer Polemik, war es in den vergangen Jahrzehnten bei der Bw tatsächlich so, dass man erst was leisten musste und dann für die erbrachte Leistung befördert worden ist. Dies hat sich oftmals gewandelt. Heute ist bei vielen Soldaten, z.B. Fw, OFw, HFw, StFw, OLt, Hptm-Beförderungen es nur noch eine „Zeiterscheinung“ bis die Beförderung eintritt.
Ich könnte dies jetzt alles im Detail ausführen, aber das würde sie nicht interessen.
Als kleines Beispiel, früher war es so, dass man erst die volle ATN 6, inkl. Fachlehrgang und nicht nur den Laufbahnlehrgang und den Grundlehrgang ATN 6 erfolgriech absolviert haben musste, bevor man zum Fw befördert wurde. Dies hat dann auch mal 4 1/2 Jahre Dienstzeit gedauert und nicht die 3 Jahre Mindestbeförderungszeit zum Fw.
Eine Beförderung zum OFw (auch wenn dies nur eine minimale finanzielle Erhöhung darstellt) war früher undenkbar, wenn ein Soldat nicht die volle ATN der 6er Ausbildung geschafft hat. Heute hängen OFw im Heimatverband herum, die man fachlich zu nichts gebrauchen kann und beziehen ihr volles Gehalt.
Also Beförderung nach Eignung und Leistung und nicht nach Mindestwartezeit !
Ein völlig anderer Punkt ist das Fehlen von HH-Karten. Wenn jemand auf einen höherwertigen DP versetzt wird, dann hat er oder sie auch einen Anspruch auf zügige Beförderung (siehe auch § 18 BBesG „Funktionsgerechte Besoldung“).
Zum Stichwort „Tele-Arbeitsplätze“ bzw. Home-Office für Führungskräfte.
Ein Sachgebietsleiter ist ähnlich wie ein Zugführer für eine Aufgabe mit unterstellten Personal verantwortlich und wird genau für diese Führungsaufgabe bezahlt. Wenn er dann an 3 Tagen der Woche nicht in der Dienststelle vor Ort ist, muss zwangsläufig jemand anderes die tägliche Führungsaufgabe vor Ort erledigen. Der andere ist meist sein Stellvertreter oder der nächstkleinere Dienstgrad nach der Führungskraft mit Home-Office Arbeitsplatz und der wird nicht dafür bezahlt, dass er den Job des abwesenden Vorgesetzten macht !
Zitat: „Und selbst der S1 und der S3 können von zu Hause arbeiten, zumindest an ein paar Tagen, das ist möglich und bereits nachgewiesen. Dieses Hängen an der ständigen Präsenz ist ziemlich vorsintflutlich“
Ja, indem andere Soldaten die Aufgaben der abwesenden Führungskräfte vor Ort erledigen. Um es mal ganz deulich zu sagen, einen OTL als Sachgebietsleiter oder als Dezernatsleiter mit Home-Office mit unterstellten Personal betrachte ich als „Verpissen mit Ansage, bzw. mit der Sanktionierung seiner zuständigen Vorgesetzten“.
@HdR:
Vielen Dank. Ja, ich gebe zu, dass mich in der Tat die Frage beschäftigt, ob es eine Kommunikation der Ministerin geben könnte, die auch aus hiesiger Sicht (also diesem Forum) irgendeine Chance auf Zustimmung hätte.
@Spowi1978:
Ihr Argument betreffend der Besoldung verstehe ich. Aber wäre es nicht eine Möglichkeit, für Soldaten eine eigene Ordnung innerhalb der Bundesbesoldung zu schaffen, so wie es ja auch schon bei den Richtern und den Wissenschaftlern der Fall ist. Und die sind ja in keiner Weise abgekoppelt, also auch nicht von den Besoldungsanpassungen mit Bezug auf die Tarifergebnisse des Öffentlichen Dienstes.
@ Georg
Woran wird ihrer Meinung die erbrachte Leistung gemessen, die notwendig ist, um befördert zu werden? Und jetzt sagen Sie bitte nicht, dass inflationäre Beurteilungssystem, dass der WB dieses Jahr sehr deutlich in seinem Bericht „einkassiert“ hat…
@DeltaR95
Daran, dass man als Minimum vor einer Beförderung zu einem Dienstgrad in seiner Laufbahn, die komplette Lehrgangsgebundene Laufbahnausbildung erfolgreich absolviert und damit auf seinen vorgesehenen DP eingesetzt werden kann!
@Georg | 16. März 2018 – 10:19
Herr Georg !
Hut ab meinerseits vor ihrem Beitrag.
Ich sehe dies genau so. Solange das nichtbestehen/die nichtteilanahme an diversen (auch unangenehmen) Lehrgängen zu keiner Konsequenz führt, solange wird sich leider an einigen Begleitumständen nichts ändern. Die „Dummen“ sind wieder einmal die „alten Bestandssoldaten“…
Unser beider Meinungen gehen in der Regel stark auseinander. Hier nicht!
Georg | 16. März 2018 – 13:40
0815 | 17. März 2018 – 14:14
Aber, aber meine sehr geehrten ……., Sie wollen doch wohl nicht an den Pfeilern des Attraktivitätsprogrammes rütteln? ;-)
Nicht dass das Delta zwischen kommunizierten Bewerberzahlen und tatsächlichen noch weiter auseinander driftet.
Im BMVg gab es eine Veranstaltung zu Führung in der die Ministerin nochmal die Bedeutung einer Fehlerkultur betont hat: https://www.bmvg.de/de/aktuelles/aus-fehlern-lernen—und-besser-werden-23024
Inwieweit die Botschaft bei der aktuellen Personalpolitik überhaupt noch ankommt, bleibt wohl abzuwarten.
Eine Fehlerkultur entwickelt sich eben nicht durch Reden, sondern durch Schaffen von entsprechenden Anreizen.
Die Einsatzbereitschaft und die damit verbundenen Aussagen der Leitung und der Führung legen nur bedingt, nahe dass aus Fehlern gelernt wird und es besser gemacht wird.
Siehe zuletzt der GI zur VJTF in der Stand-up-Phase.