Die Hauptwaffensysteme der Bundeswehr: Etwas mehr als die Hälfte einsatzbereit?
Das Verteidigungsministerium hat am (heutigen) Mitwoch eine Grafik zur Einsatzbereitschaft der so genannten Hauptwaffensysteme veröffentlicht (s. oben), die den geneigten Leser allerdings etwas ratlos lässt. In einer Gesamtübersicht ist dort zusammengefasst, wie viel von allem (!) Großgerät – Kampffahrzeuge, Schiffe, Flugzeuge, Hubschrauber – derzeit einsatzbereit ist. Wie sich das verteilt, welche Systeme in welchem Umfang zur Verfügung stehen – das geht daraus leider nicht hervor.
Wenn allerdings insgesamt von mehr als 5.000 Einzelfahrzeugen und Großgeräten – genauer wird diese Zahl leider nicht aufgeschlüsselt – gut 2.800 einsatzbereit sind, dann liegt der Klarstand bei etwas über 50 Prozent. Exakter lässt sich das daraus nicht ablesen, und vor allem bleibt offen, wo es denn am meisten hakt (wenn alle sechs U-Boote nicht fahren können, schlägt das bei der Gesamtzahl natürlich nicht merklich auf diese Grafik durch, hat aber schon seine eigene Bedeutung).
Unterm Strich ist das natürlich nicht mit der noch ausstehenden detaillierten Übersicht wie in den Vorjahren vergleichbar. Und unklar ist auch, welche drei Hauptwaffensysteme jetzt nicht mitgerechnet werden – im letzten Bericht waren es noch 56, jetzt sind es 53.
Nachtrag: Bei den drei Systemen, die nicht mehr mitgezählt werden, handelt es sich um
EC-135 als reiner Schulungshubschrauber für Grundausbildung
Bell UH-1D und BO-105, offizielles Nutzungsdauerende 31.12.2016 (UH-1D wird nur noch für SAR im Inland eingesetzt)
Die Erläuterung des Ministeriums zur obigen Grafik im Wortlaut:
Zahl der einsatzbereiten 53 Hauptwaffensysteme steigt seit Frühjahr 2015 um rund 25 Prozent
Die nachfolgende Grafik zeigt klar über den Bestand aller 53 sogenannten Hauptwaffensysteme der Bundeswehr hinweg die allgemeine Wirksamkeit der Trendwenden sowie der eingerichteten Taskforces zur materiellen Einsatzbereitschaft. Zu den 53 Hauptwaffensystemen zählen mehr als 5000 Einzelfahrzeugen und Großgeräte (schwimmend, rollend oder fliegend). Im März 2015 (Startpunkt vereinheitlichtes Messsystem für Einsatzbereitschaftslage) standen der Truppe rund 2300 einsatzbereite Fahrzeuge, Fluggeräte und Schiffe zur Verfügung. Bis zum Ende des Jahres 2017 ist diese Zahl um rund 550 gestiegen. Das ergibt eine Steigerung von rund 25%.
Die Grafik zur Einsatzbereitschaftslage zeigt aggregiert die Entwicklung der 53 Hauptwaffensysteme im Verlauf der Jahre. Dahinter verbergen sich mehr als 5000 einzelne Großgeräte vom Eurofighter, über U-Boote bis zum Radpanzer.
Die Anomalie in der Kurve Gesamtbestand (+ 200 Ende) liegt daran, dass erst mit Anfang 2016 geschützte Fahrzeuge der Sanität aufgenommen wurden.
Die sich gegen Ende abflachende Kurve ist vor allem der übungsbedingt deutlich intensiveren Nutzung der Systeme Marder und Leopard II im Rahmen der Bündnisverteidigung geschuldet. In Zahlen: In den beiden Jahren 2015 und 2016 haben Marder und Leopard II an 14 größeren Übungen teilgenommen. Allein im Jahr 2017 waren es elf. Das bedeutet nahezu eine Verdopplung des Übungsaufkommens mit entsprechenden Folgen für Instandsetzungs- und Wartungsbedarf.
Unter der Rubrik „Gesamtbestand“ sind alle Fahrzeuge, Schiffe und Fluggeräte erfasst, die zu den 53 Hauptwaffensystemen Zählen und sich im Besitz der Bundeswehr befinden. Also auch Fahrzeuge, die etwa zur Erprobung an eine wehrtechnische Dienststelle oder für Retrofit-, Upgrade- oder Instandsetzungsmaßnahmen die an die Industrie abgegeben wurden, sowie Gerät, das in einem Depot eingelagert für eine Abgabe vorgesehen ist.
Unter der Rubrik „verfügbar“ sind nur die Fahrzeuge, Schiffe oder Fluggeräte zugeordnet, die der Truppe für Ausbildung, Übung und Einsatz zur Verfügung stehen und sich in der der Verantwortung der militärischen Organiastionsbereiche befinden. Dieser Verfügungsbestand ist Grundlage und Hauptmaßstab für die Erfassung der Einsatzbereitschaft in den Teilstreitkräften.
Die Rubrik „einsatzbereit“ gibt darüber Auskunft, in welchem Anteil der bei der Truppe befindliche Verfügungsbestand tatsächlich für die täglichen Aufgaben einsatzfähig ist. Richtwert für die Truppe: Mindestens 70 Prozent des Materials sollte im täglichen Dienst nutzbar sein.
es wird Zeit – das in dieser Armee einige mal lernen wieder zu gehorchen und zu führen
wenn ich mir hier einige Kommentare ansehe, dann kommt mir nur noch eines in den Sinn – Führung bedeutet, „auch dann wenn dies nicht „Ehre“ bringt, Entscheidungen zu treffen“, und nicht auf den eigenen Geldbeutel und das „Einkommen der Familie“ zu schielen, weil „natürlich“ der monatliche Gehahltsscheck für die Frau wichtiger ist, als ein „einstehen und vorne stehen“ – wofür soll ein Soldat der Bundeswehr noch kämpfen, wie in einem anderen Block gefordert, unter Zitat von Theodor Körner, der, wenn ich mich recht entsinne, ein Antisemit ersten Ranges war – „es wird Zeit das man lernt wieder für sein Land zu kämpfern“, wenn Führungskräfte dies schon nicht mehr machen – und nein, seit wann sucht sich das „Personal“ seine Führungskräfte – ich bin bestimmt kein Freund der CDU, aber eines sei hier einigen mit auf den Weg gegeben, immer neue Führungskräfte bringen keine Lösung, sondern nur immer wieder neue „Ideen und Lösungen, besser Ansätze“, einige Alte sollten sich an das „raus aus den Kartoffeln, rein in die Kartoffeln“ erinnern können – wer Gehorsam fordert, muß diesen auch als erstes einmal erbringen, und Teil des Gehorsams ist auch immer Loyalität – aber beides ist wohl heute zu viel verlangt, den „Vorbilder“ der Industrie geben ja vor was „en vogue“ ist, bedauerlicherweise.
Kurt von Hammerstein-Equord, Generaloberst und Chef des Truppenamtes unterschied vier Arten von Führungskräften – „kluge, fleißige, dumme und faule. Zwei von diesen Eigenschaften trafen seiner Meinung nach immer auf eine Führungskraft zu – dummen und faulen seien Routineaufgaben zu übertragen; kluge und fleißige sind für höhere Führungsaufgaben geeignet; kluge und faule für höchste – nur diese würden die dafür notwendige geistige Klarheit und Nervenstärke mitbringen. Dummen und fleißigen hingegen sollte nie Verantwortung übertragen werden, den sie würden in großem Umfang nur Unheil anrichten.“ „Seine Führung beschrieb er mit Freimachen von Detailarbeit, um sich Zeit für die Entwicklung einer Vision zu nehmen und um dann für deren Umsetzung zu sorgen.“ – vielleicht war er jemand der wirklich führen konnte – Beck erarbeitete unter seiner Leitung die TF „Die Truppenführung“, die er Kraft Unterschrift in Kraft setzte und die in ihren Grundzügen bis heute Kraft hat. Gehorsam nicht im Sinne von Kadavergehorsam, aber im Sinne von zuarbeiten, mitwirken und vielleicht auch nur das tägliche Geschäft erledigen täte hier einigen gut – das dazu auch Kennen und Können, Kenntnisse und Fertigheiten gehören, ist die andere Seite der Medaille. oder wie es mal eine Bekannte von mir ausdrückte – „einfach mal die Fresse halten, wenn man keine Ahnung hat“
P.S. wofür noch Ersatzteile bestellen, wenn das System ausläuft für ein neues – man muß nur einschätzen können ab wann es gefährlich wird.
@Koffer
Da gebe ich Ihnen grundsätzlich Recht. Und auch ich habe eine sehr hohe Meinung von allen Kommandeuren, die ich bisher hatte. Insofern halte auch ich ein allgmeines Basching der Kommandeure für unangebracht. Allerdings wird die Klarstandsmeldung in SASPF ein bis zwei Ebenen tiefer gemacht. Und spätestens wenn die übergeordnete Dienststelle dem Kommandeur erneut aufzeigt, wie die Meldung seines Bereiches „besser“ gemacht werden kann, wird er das darauf drängen, das umzusetzen. Diese „Handlungsanweisungen“ beinhalten dann halt kreative Vorschläge zum Melden der Waffensysteme und damit wird der Status in SASPF wieder grün. Dazu muss keiner Lügen, alles streng nach Meldevorschrift.
Vielleicht trifft der Begriff „Resignation“ es dann ganz gut?
Bei der eingeschränkten Leistungsfähigkeit gebe ich Ihnen Recht. Probleme bei der Auftragserfüllung werden meiner Erfahrung nach erst dann gemeldet, wenn ein Auftrag auch vor der Tür steht. Bis zudahin habe ich dann eher das Gefühl, dass man lieber auf die „harten“ SASPF Zahlen zurückgreift.
Meiner Meinung nach ergibt sich übrigens ein Delta zwischen folgenden Punkten:
– Laut Grafik vom BMVg liegt die Klarstandsrate bezogen auf den Gesamtbestand bei > 50%, bezogen auf den Verfügungsbestand bei fast 80%
– Laut Wikipedia haben wir ca. 4660 Großwaffensysteme, laut Grafik ca. 1000 mehr (Vielleicht hat ja jemand eine Idee, wie es zu dieser Differenz kommt?).
Davon sind mindestens 1300 Waffensyteme wegen eines schlechten Klarstandes von teilweise weit unter 50% in der medialen Kritik (Heereshubschrauber, Leo, Schützenpanzer, Kampfflugzeuge, Transportflugzeuge, Hubschrauber Lw, Fregatten, EGV, Korvetten, Uboote, Seefernaufklärer und Marinehubschrauber). Dann müssen alle verbliebenen Waffensysteme aber einen echt guten Klarstand haben!
Da kann man sich doch schon die Frage stellen, welche Waffensystem so gut laufen, dass sie die Gesamtlage locker in den grünen Bereich ziehen und warum man deren Projektleiter nicht auch mit der Beschaffung von den kritischen Waffensystemen beauftragt.
Oder habe ich hier einen Denkfehler bei der Interpretation der Zahlen?
Koffer | 23. Februar 2018 – 18:07
Sehr geehrter Herr Koffer…
„Aber es ist natürlich viel einfacher „dem bösen und rückgratlosen Kommandeur“ zu kritisieren, als sich mal zusammen zu reißen und das Beste aus einer schlechten Situation zu machen, oder?“
Sie treten mir sogar mit dieser Aussage nicht zu nahe. Mit meinen fast 27 Dienstjahren bin ich recht entspannt und erfahren genug.
Ich habe mit keinem Wort was gegen BtlKdr gesagt. Ich hatte/habe das Glück fähige Kommandeure zu haben. Es hab nur eine Ausnahme. Der trägt nun zwei goldene Sterne.
Schönes Wochenende
@ Koffer
Mit ihrem Beitrag zu dem was Kommandeure melden und was nicht, haben Sie die „Relativiererkrone“ verdient !
Es gibt eben Kommandeure die noch was werden wollen und welche die ihren Enddienstgrad erreicht haben. Und ich habe hohen Respekt vor jedem A16er Oberst, der sagt, der Wahrheit und der Sache willen verzichte ich lieber auf die B3-Beförderung als mich zu verbiegen. Diese Art der Kommandeure sind jedoch auf dem aussterbenden Ast und immer seltener anzutreffen.
Der junge frisch auf einen A16er-Dienstposten versetzte Kommandeur plappert jedoch genau den Mainstream der höheren Führung nach und für irgendwelche Kritik am System bleibt kein Platz. Deshalb kommt es dann auch zu geschönten Statistiken !
@ Matthias Hake
Sehr schön, die „Kluge und Faule“ Führungskraft wird nur noch übertroffen durch die „Kluge und Fleißige“ Führungskraft, wobei der Fleiß nicht daran bestehen sollte, den unterstellten Bereich immer auf Puls 180 zu halten (was der Standardfall bei der fleißigen Führungskraft ist), sondern darüber nachzudenken wie man etwas im Zuständgikeitsbereich verbessern kann und dafür im Einzelgepräch mit den Zwischenvorgesetzten dafür zu werben um eine freiwillige Zustimmung für die von ihm vorgeschlagenen Ziele zu erreichen.
@ Schnuckel
Wir haben aktuell niemals einen Klarstand von 80 % des Verfügungsbestandes der Hauptwaffensysteme !
Dies wäre ein besserer Klarstand als an manchen Tage während des kalten Krieges !
Selbst wenn man die Dienstfahrrräder zu den Hauptwaffensystemen dazu rechnen würde, wäre aufgrund der Reduzierung der Allgemeinen Werkstätten und auch der Werkstatt für Bodengeräte in den fliegenden Verbänden dort der Klarstand von Dienstfahrrädern kleiner als 70 % des Verfügungsbestandes.
@Koffer
„Aber es ist natürlich viel einfacher „dem bösen und rückgratlosen Kommandeur“ zu kritisieren, als sich mal zusammen zu reißen und das beste aus einer schlechten Situation zu machen, oder?“
Schauen sie bitte mal in den Spiegel und vergewissern sich ob sie nicht selbst gemeint sind wenn der Wehrbeauftragte von einer „degeneriertenFührungskultur“ sprach im Bericht 2016 … Mir fallen Wortwahlen auf wie „hinreichend ausreichend“ etc …
Fangen sie doch mal auch mal an Dinge klar anzusprechen oder andere als ihre Erfahrungen auch mal nicht einfach als „einzelne Falschwahrnehmungen“ abzutun …
Es ist immer einer da der erfahrener ist, oder streben sie zum Adju der IBUK ?
@Ser
Wenn sich jemand mit den Worten „wir Dienstgrade“ äußert, dann spricht das meist schon Bände.
@Matthias Hake – Vielen Dank für Ihren interesanten Beitrag.
Wenn man eine unfähige Führung hat, muss man sie austauschen. Auch hier ist der Mut zur Entscheidung gefragt. Die Frage ist doch, ob mit diesem Führungspersonal eine Trendwende möglich ist? Wenn es nicht mehr geht und man merkt, dass es ernst ist, muss man – verantwortlich – handeln.
Damit ist der letzte – entscheidende – Satz Ihres Beitrages erreicht. Kann man bis 2030 warten, bevor man einsatzfähige Streitkräfte hat?
Die vor mehr als einem Jahrzehnt formulierte Vorwarnzeit von zehn Jahre ist und bleibt intellektueller Schwachsinn!. Niemand glaubt, dass die Russen die Welteroberung proben wollen aber Gelegenheit macht Diebe und der mögliche Gewinn – das Auseinanderbrechen der NATO nachdem sich die Allianz als unfähig erwiesen hätte, die territoriale Integrität der baltischen Staaten zu schützen – erscheint eventuell das Risiko wert.
Am Ende haben sich alle völlig unhistorisch einlullen lassen von dem Satz, wir seien nur noch von Freunden umgeben. So etwas kann sich ganz schnell ändern (2014), zumal wenn man die Bündnisgrenzen sehr weit nach Osten geschoben hat.
Und die zehn Jahre Vorwarnzeit? Hat mal Jemand vdL gefragt, unter welchen Umständen und ob sie bereits begonnen hat? Niemand könnte mit einer so langfristig verorteten Bedrohung so wenig umgehen, wie die aktuelle Bundesregierung.
Fakt ist, dass die Russen einen gewaltigen konventionellen Vorsprung in Europa haben – man könnte sich ja mal öffentlich fragen wozu? Planen die etwas? Wollen die uns Angst machen? Ist das Teil ihrer Suche nach internationaler Anerkennung als Supermacht – mit Europa als Geisel??
Ich habe jedenfalls lieber eine starke Parlamentsarmee zuhause als einige fahrige Kompanien auf den Bergen Afghanistans.
Dazu kommt, dass diese Statistik nichts über die Durchhaltefähigkeit der Hauptwaffensysteme sagt. Den ein Waffensystem in der Garage einsatzbereit zu haben, sagt nichts darüber aus, ob und wie lange es auch zum Einsatz fähig wäre.
Um die Schlagkraft beurteilen zu können müssen die Systeme am LoA gemessen werden.
In vielen Bereichen können wir die Systeme noch nicht einmal für die Ausbildung verwenden, geschweige denn für den Einsatz. Zu dem, was nützt mir das System, wenn mir das Personal fehlt zB Dooguner, Auswerter, IT, Prüfer, Piloten uvm.
Am besten alles herrichten und wegstellen, nicht mehr anfassen und wir haben bald 100%.
@StMarc +1
@Georg
Das habe ich auch nie behauptet. Ich habe nur geschrieben, dass die Grafik vom BMVg fast 80% Klarstand gemittelt über alle Waffensysteme auswirft. Ich hatte gehofft, dass man meine Ironie auch ohne extra Kennzeichnung erkennt. Selbst 50% Klarstand (in SASPF mit allen Tricks) wären bei fliegende Waffensystem kaum machbar.
@Elahan
Genau das ist die Realität. Sobald echte Anforderungen kommen, bricht das schöne Kartenhaus zusammen. Egal ob es um Tiger, NH90, Panzer oder welches System auch immer geht.
Und genau vor diesem Hintergrund ist die Eingangsgrafik entweder Realitätsverweigerung oder einfach nur eine Frechheit. Ich kann einfach nicht glauben, dass irgend jemand diese täglichen Klarstandsmeldungen („validiert“ durch SASPF) wirklich glaubt. Selbst der Ersteller der Meldevorschrift muss doch beim Schreiben vor Scham rot geworden sein. Vielleicht liege ich ja falsch, aber ich bin der festen Überzeugung, dass man die Realität einfach nicht hören möchte.
@Schnuckel | 24. Februar 2018 – 1:22
„Da gebe ich Ihnen grundsätzlich Recht. Und auch ich habe eine sehr hohe Meinung von allen Kommandeuren, die ich bisher hatte. Insofern halte auch ich ein allgmeines Basching der Kommandeure für unangebracht.“
Da sind wir dann eindeutig einer Meinung.
Ich für meinen Teil halte ein solches (auch bei einigen Kommentatoren verbreitetes) Verhalten übrigens nicht nur für sachlich falsch, sondern auch für im höchsten Maße unkameradschaftlich.
„Und spätestens wenn die übergeordnete Dienststelle dem Kommandeur erneut aufzeigt, wie die Meldung seines Bereiches „besser“ gemacht werden kann, wird er das darauf drängen, das umzusetzen. “
Ja, das habe ich allerdings leider auch schon mehr als einmal erlebt :(
„Oder habe ich hier einen Denkfehler bei der Interpretation der Zahlen?“
Da bin ich raus. Kann mir darauf (mangels Einblick in die Details) auch keinen Reim machen.
@L 95 | 24. Februar 2018 – 9:53
„Sie treten mir sogar mit dieser Aussage nicht zu nahe. Mit meinen fast 27 Dienstjahren bin ich recht entspannt und erfahren genug.“
Danke. Ich hatte schon befürchtet, dass ich zu scharf formuliert hatte, aber das allgemeine Kdr und GenSt und Vorgesetzten und sonstwas „bashing“ hier bei einigen Kommentatoren geht mir halt manchmal etwas auf den Geist :(
„Ich habe mit keinem Wort was gegen BtlKdr gesagt. Ich hatte/habe das Glück fähige Kommandeure zu haben. Es hab nur eine Ausnahme. Der trägt nun zwei goldene Sterne.“
Da bin ich glücklicherweise in einer sehr ähnlichen Lage. Bei mir waren es glaube ich in meinen über 20 Jahren insgesamt 2 (oder wenn man die LehrGrpKdr an den Schulen dazu rechnet 3), aber ich bin dennoch sehr nahe bei Ihnen ;)
@Georg | 24. Februar 2018 – 10:18
„Mit ihrem Beitrag zu dem was Kommandeure melden und was nicht, haben Sie die „Relativiererkrone“ verdient !“
Eher nicht ;) Ich habe in der Zwischenzeit (eigentlich schon seit einigen Jahren) eben eine Ebene erreicht wo ich mich auf eigene Wahrnehmung stützen kann und selbst sehen und beurteilen kann, wie Kommandeure üblicherweise handeln und melden und mich nicht mehr auf die „Gerüchteküche“ oder das „die da oben Denken“ stützen muss.
Und deswegen kann ich für meinen Erfahrungsbereich persönlichen „Bericht“ erstatten und ehrlichen Gewissens sagen, dass ich nichts relativieren muss, weil im Regelfall meine Kommandeure gut, ehrlich und charakterstark wahren.
Und das eben nicht die Ausnahme, sondern die Regel war :)
@SER | 24. Februar 2018 – 11:29
„Schauen sie bitte mal in den Spiegel“
Immer gerne, bin ja sehr eitel ;)
„Fangen sie doch mal auch mal an Dinge klar anzusprechen“
ROTFL
„oder streben sie zum Adju der IBUK ?“
Ich? Ein Fallschirmjäger Truppenoffizier mit berufsethisch traditionellen Vorstellungen, einer großen Klappe und einem vollkommenen Mangel an diplomatischer Zurückhaltung?
Das wäre mal (für ein oder zwei Tage) ein Erlebnis für mich und für den IBuK ;)
@Koffer et al
Das ist vielleicht ein Teil des Problems hier, ein Unterschied in der Beurteilung der Umstände, Lage und was von den Soldaten gefordert werden darf und ab wann man Wünsche, Forderungen und Ansprüche als unakzeptabel/unausführbar oder unzumutbar ablehnen sollte oder muß!
Koffer | 24. Februar 2018 – 21:28
„Danke. Ich hatte schon befürchtet, dass ich zu scharf formuliert hatte, aber das allgemeine Kdr und GenSt und Vorgesetzten und sonstwas „bashing“ hier bei einigen Kommentatoren geht mir halt manchmal etwas auf den Geist :(“
Alles kein Problem ;-)
Das von Ihnen genannte „bashing“ stelle ich leider auch immer häufiger fest. Insbesondere die BtlKdr beneide ich manchmal nicht um Ihre Situation. Müssen „oben“ und „unten“ irgendwie zufrieden stellen. Das geht leider nicht immer. Gerade in einem mechanisiertem Verband stellt die traurige Einsatzlage des Großgerätes eine wirkliche Herausforderung dar. Und das kann ich beurteilen :-(.
Gruß aus Munster
Hier wird viel die Situation beschrieben und leider auch viel geklagt. Mir stellt sich aber vielmehr die Frage, wass konkret getan werde müsste, um den Klarstand bei den Hauptwaffensystemen – und hier vor allem bei den besonders in der Kritik befindlichen Systemen wie Leopard 2, NH90, U212 etc. – zu verbessern.
@PangPang:
Es müsste sich auf verschiedenen Ebenen Grundlegendes ändern.
Politisch müsste die Einsatzbereitschaft der Bundeswehr eine wirkliche Priorität sein. Daraus würden sich deutlich mehr Haushaltsmittel ergeben (beides in den nächsten 4 Jahren bisher nicht absehbar).
Wenn dieser Handlungsrahmen vorhanden wäre, müssten Beschaffungswege gestrafft und Einsatzbereitschaft auch hier eine neue Priorität vor immer neuen Beschaffungen haben.
Des Weiteren müssten Instandsetzungskapitäten wieder aufgebaut werden (intern oder extern).
Bisher ist alldas nicht konsequent genug und umfassend angegangen worden.
Sollte die Ministerin wirklich im Amt bleiben, wird sie bereits in den nächsten Wochen bei den Haushaltsverhandlungen zeige müssen, ob sie es wirklich ernst meint.
Die bisherigen Überlegungen einer Trendwende Nutzung kann nur funktionieren, wenn nun wirklich ernsthaft und anhaltend hieran gearbeitet wird.
@PangPang: Für Leopard 2 und U212 a ist die Frage einfach zu beantworten, wir brauchen wieder volle Ersatzteillager. Was beim NH90 helfen kann, müssen die Hubschrauberexperten hier beantworten.
Der Focus meldet heute, daß zwei U-Boote der Klasse 212 a noch länger in der Weft bleiben müssen, weil schon nach 6 Jahren, statt nach 8 Jahren geplanter Lebensdauer, die Batterien irreparabel defekt sind. Und die Bestellung der Battterien soll 1 Jahr dauern, was bedeutet, die Marine hat es versäumt, Reservebatterien einzulagern, obwohl der Marine hätte klar sein müssen, daß Batterien jederzeit ausfallen können. Deshalb soll sich die Wiederinbetriebnahme der beiden U-Boote weiter verzögern.
Und auch beim Leo fehlt es an Ersatzteilen, die erst wohl wieder produziert werden müssen. Mit einer ordentlichen Lagerhaltung wären die Ausfälle also leicht zu verhindern gewesen.
Nach dem Bericht sind 5 U-Boote in der Werft und das sechste U-Boot ist immerhin auf technischer Erprobungsfahrt.
@PangPang
Sie wollen uns auf den Arm nehmen, oder?
Lesen Sie einfach die Threads der letzten Woche, dann sind Sie im Bild.
Die Grafik des BMVg ist natürlich eine Nebelkerze. Aber das ist sicher keine überwältigende und auch keine neue Erkenntnis. Und wenn hier nach Gründen gesucht wird für die Misere, dann komme ich zu dem Ergebnis, dass es DEN Grund nicht gibt. Die Situation ist bei unterschiedlichen Systemen unterschiedlich. Das wesentliche Thema sind die Ersatzteile. Die Fehler sind hier zum Teil vor zehn und mehr Jahren gemacht worden. Die Bundeswehr ist, auch das ist nicht neu, kaputtgespart worden. Und wir hatten noch nie komplexe fliegende Systeme, die einen Klarstand von über 50 % hatten. Im kalten Krieg war das egal, aber jetzt würden wir das Gerödel halt gern benutzen. Und wenn jetzt Ersatzteile gekauft werden sollen, stellen wir fest, dass das (unter welcher Regierung nochmal gekaufte?) SAP-System nicht geeignet ist, mit zu wenig Personal die Verträge für die Ersatzteile schnell und in großer Zahl zu schließen. Und wenn Ersatzteile da sind, dann treffen wir auf abgeschaffte industrielle Kapazitäten, auf Mängel bei der Abnahme, und auf milOrgBer, die den alten Zeiten anhängen, in denen organische Inst-Fähigkeiten das Maß der Dinge waren. Das Personal ist auch dort nicht ausreichend vorhanden und es freut sich nicht über Versetzungen in die Pampa. So begegnen wir allerorten Systemen, die logistische Konzepte für den kalten Krieg, keine Ersatzteile, keine Besatzungen und kein Wartungspersonal haben. Industrielle Kapazitäten sind eingeschränkt da, aber insgesamt nicht ausreichend. In einigen Bereichen geht es tatsächlich bergauf, aber wer hat Geduld, und können wir uns Geduld leisten? Können wir uns Geduld in der Politik leisten und haben Partner und mögliche Gegner Geduld mit uns? Wenn wir nicht bis zum Ende der Legislatur bei 1,4 oder 1,5 % des BIP sind beim VtdgHH, und wenn wir es nicht schaffen, die Beschaffung von Ersatzteilen in den Griff zu bekommen und wenn wir es nicht schaffen, gegen die Gralshüter von antiquierten Logistik-Konzepten moderne leistungsorientierte Instandsetzungsverträge zu schließen, dann bin ich skeptisch. Und dann gibt es weiterhin Nebelkerzen…
Ach ja: das Personal ist zu einem guten Teil sauergefahren, schlecht geführt, und eben nicht einsatzorientiert. Aber Führungskräfte, die das benennen und dagegen halten, sind rar. Ich bin mal sehr gespannt auf die Ergebnisse der nächsten Runde der Mitarbeiterbefragung.
@Rüstungsfritze:
„Das wesentliche Thema sind die Ersatzteile. Die Fehler sind hier zum Teil vor zehn und mehr Jahren gemacht worden.“
Mag alles sein, aber wie man bis in die Leitung weiterhin über fehlende Ersatzteile ernsthaft klagen kann verwundert mich immer wieder. Egal was vor 10 Jahren war:
Entweder man hat nun welche bestellt oder man muss sich etwas anderes Ausdenken (Obsoleszenzbeseitiigung, Nachfolgesystem). Ich erkenne in solchen Aussagen allzuoft das Kernproblem: Mangelnden Gestaltungswillen auf sehr vielen Ebenen.
Bei einigen Landsystemen ist es auch im Jahr 2018 schlichtweg das Desinteresse der zuständigen Dienststellen, dass schnell etwas passiert. Zumal man seit 2014 über fehlende Ersatzteile klagt.
Ich bin sehr gespannt, wie lange die Leitung dieses Thema noch heranziehen will. Ich gehe davon aus, dass das BMVg bei der Vorlage des Berichtes zur Einsatzbereitschaft an den Verteidigungsausschuss genau diese Thesen von den fehlenden Ersatzteilen wiederholt.
Hoffentlich wird dann mal richtig nachgefragt, wer wann diese Ersatzteile seit 2014 in ausreichender Menge bestellt hat oder warum diese nicht geliefert wurden.
Das Problem endet und beginnt ja nicht am (Nicht?) Besteller(außer als Sündenbock). bekamen die für die Bestellung Verantwortlichen, die Information die Information, den Auftrag, die Autorisation und die Mittel dazu?
War der Markt bzw. die Industrie willens und in der Lage die richtigen Ersatzteile, termingerecht in der bestellten Menge zu liefern?
@ThoDan:
Der KMW-Chef Haun sagte letzte Woche deutlich:
Wenn man Ersatzteile geliefert haben will, dann müsste man sie erstmal bestellen.
Interne Kommunikationsprobleme und fehlende Mittel sollten nach 4 Jahren der Diskussion ausgeräumt sein.
Aktuell wird eher versucht externe zum Sündenbock des eigenen Organisationsversagens zu machen.
Man lässt den Zulieferern keine Chance. Seit Jahrzenten werden keine verlässlichen Planungszahlen geliefert somit konnte weder BwB noch jetzt das BAAIN bestellen.
Wenn dann zB bei den Lfz Flugstunden bekanntgeben wurden, dann wurden sie mit den Einsätzen hinfällig und es ist eben ein Unterschied ob eine Flugstunde im Grundbetrieb anfällt oder in AFG oder Mali. UvdL die Schuld für das Chaos ihrer Vorgänger anzulasten ist nicht i.O. Sie sollte jedoch dem Parlament klar sagen was mehr und lange Einsätze bedeuten. Wenn Feuerwehr jeden Tag im Einsatz dann ist der Verschleiß eben höher als in Bereitschaft. Zudem haben Highend Systeme in geringen Stückzahlen eben unvorhersehbares Inst-Verhalten.
@ Elahan
Man kann den Zulieferern auch nicht zumuten, Teile zu bevorraten, wenn das eigentliche Muster seit 20 Jahren nicht mehr gebaut wird…
Diese Situation gibt es bei der BW auch…