Verdacht auf sexuelle Übergriffe: Deutlich mehr Fälle in der Truppe gemeldet
In der Bundeswehr wurden im vergangenen Jahr in 234 Fällen ein Verdacht auf Sexualstraftaten gemeldet, gut 80 Prozent mehr als die 128 Meldungen des Vorjahres. Entsprechende Zahlen der Funke-Mediengruppe bestätigte ein Sprecher des Verteidigungsministeriums am (heutigen) Samstag. Unter den gemeldeten Fällen waren auch 14 vollzogene oder versuchte Vergewaltigungen – fast drei mal so viele wie 2016 gemeldet.
Das Ministerium sieht diese Steigerung allerdings nicht zwingend als Zeichen für mehr sexuelle Übergriffe in der Truppe. Angesichts einer erhöhten Sensibilisierung seien mehr Fälle gemeldet worden, die zuvor nicht angezeigt worden wären. Faktisch habe sich also vor allem die Dunkelziffer verringert: Wir gehen nicht davon aus, dass es einen sprunghaften Anstieg gegeben hat, sagte ein Sprecher. Die vorläufige Statistik enthalte zudem offensichtlich einige doppelt gemeldete Fälle.
Nun ist jeder sexuelle Übergriff einer zuviel, ob in der Bundeswehr oder sonstwo in der Gesellschaft. Allerdings scheint mir die jetzt bekannt gewordene Statistik in der Tat nicht eine so massive Steigerung zu belegen, ich würde an der Stelle auch auf mehr Meldungen als Folge von mehr gesellschaftlicher Sensibilisierung tippen.
Mit einer Ausnahme: Die Einschätzung, was missglückte Anmache oder ein sexueller Übergriff ist, mögen auseinander gehen – bei Vergewaltigung dürfte das kaum der Fall sein. Da ist eine Steigerung von fünf auf 14 gemeldeten Fällen nicht so einfach mit mehr Sensibilisierung zu erklären.
(Archivbild Oktober 2017: Soldatinnen beim Blick auf die Übungsstadt Schnöggersburg auf dem Truppenübungsplatz Altmark)
Ich finde es mutig hier in AG das Thema sexuelle Übergriffe aufzugreifen, denn die Me too Debatte scheint mir doch sehr einseitig zu sein.
Vergewaltigungen und andere Begrabschen geht gar nicht, Weder in der Truppe, noch sonst in der Gesellschaft und dies unabhängig vom Geschlecht.
Solches Verhalten finde ich mit der Soldatenehre auch nicht vereinbar!
Lächerlich finde ich es allerdings, wenn eine Kußhand mitgezählt wird, weil dies ist nicht strafbar und vielleicht nur ein unbeholfener Flirtversuch.
Wir sollten in Deutschland keine schwedischen Mißstände einreißen lassen, daß man bald schriftliche Verträge für Sex braucht.
Und wir sollten nicht vergessen, daß viele angebliche Sexualtaten nicht stimmen, sondern von den Opfern frei erfunden sind. Solche Fälle gab es auch schon in der BW. Es gibt amerikanische Studien die sagen, daß 1/3 der Vergewaltungsvorwürfe erfunden sind. Oft aus Rache oder Eifersucht.
Vielleicht könnte die BW mal ein Y-Heft dazu rausgeben, wie Flirte ich richtig oder wie erkenne ich, daß der oder die andere nichts von mir will.
Ansonsten scheinen mir einige der letzten Vergewaltigungen aus der BW, wo die Medien darüber berichtet haben, vor allem etwas mit zuviel Alkohol zu tun gehabt zu haben. Was dafür spricht, daß weniger saufen zu weniger sexuellen Übergriffen führen dürfte.
Nur als Anmerkung/Frage sind das schon endgültig abgeurteilte Straftaten oder noch alle in Bearbeitung?
Frage deshalb weil auch einem Herrn Kachelmann wurde Vergewaltigung vorgeworfen und am Ende war es nichts.
Als Beispiel aus der eigenen Erfahrung: Es begab sich das nach einer Feier an Bord ein Männlein und ein Weiblein sich im Einvernehmen (durch Alkohol bestimmt begünstigt) auf eine Kammer verzogen und dort morgens geweckt werden mussten, in der Hektik des Augenblickes sprach das Weiblein das böse V-Wort aus, nur um dieses später wieder zurückzunehmen, das Männlein war trotzdem gebrandmarkt.
Daher erst mal abwarten was am Ende als bewiesen herauskommt, und dann sollten betreffende Personen aber deutlich die volle Härte des Gesetzes und des Disziplinarrechtes zu spüren bekommen denn da stimme ich 100% zu jede ist eine zu viel!
Nur ein wenig Vorsicht mit Urteilen bei Verdacht sollten wir nach dem letzten Jahr schon walten lassen mMn.
Also, Leute, mehr als in die Überschrift und in den Text reinschreiben, dass es sich um Verdachtsfälle handelt, kann ich nun wirklich nicht. Manche Äußerung dazu finde ich, sagen wir mal unverständlich. Lesen hilft. (Und ansonsten werde ich bei diesem Thema sehr stringent moderieren.)
1. Da es sich um Fälle von Verdacht auf Sexualstraftaten handelt, gehe ich davon aus, dass hier nur Fälle aufgeführt sind, die durch die zuständigen Wehrdienstgerichte/Wehrdisziplinaranwaltschaften behandelt worden sind und die Vorfälle, welche z.Bspl auf falsches Flirten zurückzuführen sind, hier nicht auftauchen sondern bereits im Rahmen einfacher D-Maßnahmen oder Unschuldsbestätigungen abgearbeitet sind. Sofern ist meines Erachtens die Zahl der Vorfälle doch sehr hoch und nicht nur auf Sensibilisierung zurückzuführen. Interessant wäre hier eine Aufstellung, in welchem Dienstjahr die Beschuldigten sind, um hier ggf. Rückschlüsse zu ziehen.
2. Da das gesamte Jahr 2017 betrachtet wird, ist die Angabe von Verdachtsfällen zwar schön aber es müssen doch konkrete Zahlen vorliegen, die aufzeigen welche Verdachtsfälle sich bestätigt bzw. nicht bestätigt haben. Oder sind die Verfahren so langwierig gewesen?Manchmal bekommt man ja schon den Eindruck, dass gerade die disziplinargerichtlichen Verfahren viel zu lang sind.
Für die Statistik relevant ist auch, dass nach den Vorfällen zu Silvester in Köln das Strafrecht verändert wurde.
Während vorher ein Klaps auf den Hintern eine Beleidigung (ggf. auf sexueller Grundlage) war, fällt das jetzt unter Sexualstraftat.
Laut einem Artikel vor einiger Zeit (wo das war, weiß ich nicht mehr) tauchen auch viele Fälle auf, die erneut gemeldet wurden, nachdem das erste Verfahren eingestellt wurde.
Einige Statistiken führen auch die Anzahl der laufenden Verfahren…bei der langen Verfahrensdauer, von der immer wieder zu lesen ist, ist das natürlich recht witzlos.
Laut Zeit.de (Artikel von heute) geht es allerdings um Erstmeldungen, da sieht der Anstieg an Vergewaltigungsvorwürfen natürlich erheblich aus (wobei eine fast Verdreifachung bei einem Anstieg von 5 auf 14 Fällen natürlich auch nicht viel aussagt).
Eine Statistik über abgeschlosse Fälle bzw tatsächliche Verurteilungen gibt es wohl nicht oder?
Die Augsburger Allgemeine berichtet, dass auch Schulterklopfen und Kusshand mitgezählt wurden – Letzteres iO, Ersteres hmm.
Was mich aber mehr umtreibt ist die Frage nach der Unschuldsvermutung und einem fairen Verfahren.
Richtig – jeder Fall ist ein Fall zu viel – jedem Fall muss unnachsichtig nachgegangen werden – in jeder Beziehung.
Hier sind die Vorgesetzen vor Ort und die Dienstaufsichtführendne gefordert. Ihnen zur Seite werden stehen diejenigen, die die Aufgaben als Vertrauensperson oder als Gleichstellungsbeauftragte wahrzunehmen haben.
Ich würde mir wünschen, dass das BMVg auch darüer informiert, wie viele der in 2017 gemeldeten Verdachtsfälle sich auf Fälle der Vorjahre beziehen. Damit wird kein Fall besser, aber die Einordnung in Gesamtzusammenhänge wäre dann ggf. leichter möglich.
Auch wäre es hilfreich vom BMVg zu erfahren, wie viele Fälle des Jahres 2018 bereits abschließend und mit welchem Ergebnis bearbeitet wurden. Vergleichbare Zahlen für die Vorjahre wären auch erkenntnisreich.
Ich bin gespannt, ob das BMVg von sich aus diese Zahlen zur Verfügung stellt.
Aber ab nächster Woche haben wir ja wieder einen Verteidigungsausschuss, der in dieser Thematik sicherlich nachhakten wird.
Ich kann das Argument nachvollziehen, dass die Zahl der Meldungen, jedoch nicht die Zahl der Taten gestiegen ist. Nur wenn Frauen glauben, dass die Führung ihre Vorwürfe auch ernst nimmt, dann werden sie sich zur Meldung solcher Straftaten überwinden.
Es muss nicht betont werden, dass sexuelle Übergriffe / Vergewaltigungen schwere Straftaten sind und in der Bundeswehr den Kit der die Truppe zusammenhält erodieren lässt.
Wer sich an einem Kameraden vergreift, der ist in meinen Augen ein „Schwein“ und hat, wenn sich der Verdacht bewahrheitet, nichts mehr in der Bundeswehr verloren.
Den Frauen unter uns muss klar sein, dass sie auf die Solidarität ihrer männlichen Kameraden verlassen können wenn solche Fälle geschehen. Unter den Männern sollte klar sein, dass man respektloses Verhalten gegen Frauen im Kameradenkreis nicht toleriert.
Auf die Problematik sexuelle Belästigung / Vergewaltigungen zu beweisen gehe ich nicht ein. Dies ist Sache von Gerichten und sicherlich oft alles andere als einfach.
Ich bin wie alle Vorredner der Meinung, das Fehlverhalten in voller Härte bestraft werden muss.
Allerdings wäre es auch mal interessant, wie viele Vorwürfe im Laufe der Ermittlungen widerlegt werden. In 11 Jahren ist mir kein Tatsächliches Vergehen in meinem Soldatenumfeld bekannt geworden, aber 2 falsche Anschuldigungen. Zum Beispiel Bückeburg 2013.
Mir ist aber auch klar, das man das nicht auf die gesamte Bundeswehr beziehen kann.
Also die Studie wonach1/3 aller Vergewaltigungen erfunden sind, würde ich gerne sehen. Es gibt sexuelle Belästigungen welche nicht als „missratener Flirtversuch“ abgetan werden können, sondern schlicht sexuelle Belästigungen darstellen. Wenn der Dienstherr mit juristisch geschultem Personal hiergegen vorgeht wird ein entsprechend konkreter Verdacht vorgelegt haben. Und wenn die erste Beschwerde nicht gefruchtet hat, was ist daran verwerflich eine erneute Beschwerde über den identischen Vorfall zu erheben.
Genauso wie manche Vorredner eine Einseitigkeit in der „me-too „ Debatte sehen, sieht man des Öfteren die Einseitigkeit das man ja jeden „ist ja doch nicht so gewesen“ Fall erwähnen muss.
Vielleicht sollte auch berücksichtigt werden, dass Betroffene egal welchen Geschlechts sich einfach offener trauen die Missstände anzusprechen, daher muss man nicht gleich versuchen dies zu verharmlosen.
Zur Sache wurde alles geschrieben.
Nun hoffe ich, dass die Veröffentlichung des BMVg über die Funke-Mediengruppe nichts mit der morgigen AG Sitzung zur Bundeswehr zu tun hat. Sollte sich herausstellen, dass vdL morgen zufällig eine Dunkelzifferstudie o.Ä. vorschlägt, wäre das Agieren durchschaut. Wir hatten ja erst wor wenigen Tagen den Fall, dass die BILD im Zuge einen Abendessens mit BK Kurz zufällig auf einige Zahlen von FüSK stieß, welche erst am Tag zuvor an den LtrPrInfoSt gereicht wurden. Langsam fällt es jedem auf!
[Hm, welche „morgige AG Sitzung zur Bundeswehr“ ist gemeint? T.W.]
@Mars | 27. Januar 2018 – 23:55
„Vielleicht sollte auch berücksichtigt werden, dass Betroffene egal welchen Geschlechts sich einfach offener trauen die Missstände anzusprechen, daher muss man nicht gleich versuchen dies zu verharmlosen.“
Ich wüsste nicht, wer in dieser Diskussion versuchte hätte etwas zu verharmlosen. Ich meine zu lesen, dass alle Kommentatoren sich (scharf) gegen unkameradschaftliches und/oder strafwürdiges Verhalten von Soldaten gewandt haben.
Ich meine aber auch zu verstehen, dass falsche Anschuldigungen genauso unkameradschaftliches und ggf. strafrechtlich relevantes Fehlverhalten darstellt.
Beides muss man sagen und gegen beides muss scharf (!) vorgegangen werden, da unter Soldaten ein besonderes Vertrauensverhältnis vorhanden sein muss und dieses wird sowohl durch sexuelles Fehlverhalten, als auch durch Lügen zerstört.
Vorab: Zu meiner BW-Zeit gab es noch keine Frauen in der BW. Aber bereits in den 1970er war es üblich, dass ein Vorgesetzter immer zuerst nachfragen musste ob er einen anfassen darf wenn es z.B. bei einem Appell um eine Korrektur an der Uniform ging. Dies ist doch heute auch noch so, oder ?
Es war schon zu meiner Dienstzeit 1965- 1967 üblich; bei Anzugs Korrekturen zu fragen:,,Darf ich Sie anfassen“
Ich kann den Bericht in dieser Fassung noch nicht einordnen.
Ist diese „Delikt-Rate“ überproportional oder für die Deutsche Gesellschaft statistisch unauffällig? Wie sind die Zahlen bei vergleichbaren Unternehmen/Organisationen?
Gibt es eine veröffentlichungsreife Aufbereitung der Daten, die erkennen lässt wie oft z.B. „belästigende Küsse zugeworfen wurden“ und wie oft „brutale Vergewaltigungen“ aufgetreten sind? Das würde eine Bewertung des Sachverhaltes erleichtern.
So flach wie es berichtet wird, ist es nicht mehr als Stimmungsmache gegen die Bundeswehr.
Na ja, und wie “ the case “ von ausserhalb gesehen wird, ist u.A. hier deutlich ersichtlich…
https://www.iol.co.za/news/world/sex-abuse-widespread-in-german-army-1636746
[Als Beleg für die „Sicht von außerhalb“ uns hier eine Meldung aus dem Jahr 2014 unterzujubeln, ohne es auch nur anzumerken, halte ich für, sagen wir mal extrem unsauber. T.W.]
Was waren/sind wir doch alle für Kommißköppe, wenn wir auf „drei Schritt Abstand“, „darf ich Sie anfassen“ oder „bleib beim Sie statt Du“ verwiesen haben. Jaja, schon klar, der neue „Übermensch“ braucht das alles nicht, um in der Welt der medienüberwachten Vorverurteilungen zu überleben. Leider haben ja die letzten Ereignisse um die Ministerin gezeigt,daß es nicht um Verdachtsfälle geht, sondern um die Frage, wie die Ministerin das sieht. Selbst wenn die Abgabe an die Staatsanwaltschaft irgendwann versandet, das Disziplinare reicht schon, um jemanden deutlich zu schädigen.
Und so wie vorher das ein oder andere verharmlost wurde, wird es nun aufgebauscht und benutzt. So wie im Leben außerhalb der Kasernen. Der Hinweis auf die Instrumentalisierung bzw. das Erfinden von Vergewaltigungen ist ja schon gefallen.
Weit davon entfernt, die Zahlen schönreden zu wollen, sind sie dennoch ein Kompliment für die Soldaten.
Verglichen mit der Quote der Sexualstraftaten durch die sonstige männliche Bevölkerung (den Anteil von Strafanzeigen gegen Frauen wegen Sexualdelikten einmal vernachlässigt). liegt die Zahl von Sexualstraftaten der rund 155.000 männlichen Soldaten im Vergleich drastisch unter denen der übrigen Bevölkerung.
Keine Entwarnung, aber doch ein Hinweis, dass jedes Ding wie immer zwei Seiten hat!
Wieder so ein relativiertes Ding!
„234 gemeldete Verdachstfälle bzgl Sexualstraftaten in der Bundeswehr…“
und seit ein paar Stunden auch wieder in der Presse:
„…mehr rechtsextreme vorfälle bei der bundeswehr…“
Jedem Verdacht auf Sexualstraftaten muss nachgegangen werden. In beide Richtungen. Maßnahmen müssen folgen, auch in beide Richtungen. Falsche Anschwärzungen / Denunzierungen genauso geandet werden wie die tatsächlichen Fälle!
Material das nicht einsatzbereit ist und solches das generell nicht vorhanden ist.
Nie kam die Bundeswehr schlechter weg als in den letzten Monaten. Von seltsamen Aufnahmeritualen bis hin zu Alkoholexzessen mit Verdacht auf erzwungenem Beischlaf auf dem Truppenübungsplatz.
Was fehlt ist die Übergeordnete Führung (auch die Politik) die mal schlicht auf den Tisch haut und etwas mehr Klarheit über die Truppe verbreitet anstelle der Demontage weiter wortlos zuzuschauen! Von einem „vor die Truppe stellen“ will ich gar nicht mehr reden…
Dem einfachen Bürger ergibt sich ein Bild von der Truppe das geprägt ist von Schrottreifem Material,Sadisten,Säufern, Neonazis und Sexualstraftätern.
Das haben wir nun von dem großen Abkumpeln mit jedem. Distanz und Respekt voreinander schwinden und im Ergebnis tauchen diese Vorfälle auf.
Schon allein „Missglückte“ Anmache, also die Anmache selbst hat in einer Armee nichts verloren!
Genau „denjenigen“ kann man das Attestieren was Fr vdL pauschal der gesamten Truppe unterstellt hat. Ein Haltungsproblem.
@T.W.
Ich bitte um Entschuldigung,
es war der falsche Link,
hier nun etwas aus 2017.
goo.gl/9RkdHW