DroneWatch: Hubschrauber-Drohnen für Landeplatz-Erkundung; Marinedrohne vor der Vergabe

Die Pläne zur Beschaffung von Hubschrauber-Drohnen für die Bundeswehr nehmen an Fahrt auf. Die unbemannten Drehflügler sollen unter anderem Landeplätze für Hubschrauber erkunden; bei der Marine soll im ersten Quartal dieses Jahres der Auftrag für die lange geplante Drohne, das so genannte Vordringliche Marine-Unmanned Aerial System (VorMUAS) vergeben werden.

Die Erkundung von Hubschrauber-Landeplätzen hatte die Firma ESG mit einer Helikopterdrohne des Unternehmens UMS Skeldar, einer Tochter unter anderem der schwedischen Firma SAAB, bereits im Oktober vergangenen Jahres erprobt:

Die ESG Elektroniksystem- und Logistik-GmbH wurde durch das Bundesamt für Ausrüstung, Informationstechnik und Nutzung der Bundeswehr beauftragt, die Machbarkeit einer automatischen Erkundung von Landeplätzen mittels Drohnen zu untersuchen.
Hubschrauber bieten den großen Vorteil, nahezu überall starten und landen zu können. Allerdings muss der Start- und Landeplatz bewertet und genau bekannt sein. Einige Hubschraubereinsätze, beispielsweise im Zusammenhang mit Such-, Rettungs- und Evakuierungsaufgaben führen jedoch regelmäßig in unbekanntes Terrain. Hier ist es notwendig, dass mögliche Landeplätze von der Crew aufwändig aus der Luft gesucht und bewertet werden. Genau hier können Drohnen entscheidende (Zeit-)Vorteile bringen. Mit Hilfe von Drohnen kann die Identifikation geeigneter Hubschrauber-Landeplätze schneller und großflächiger als bisher erfolgen. Außerdem bleibt die Suche nach einem Landeplatz aufgrund der kleineren Größe und geringeren Geräuschemission einer Drohne länger unbemerkt, was gerade in sicherheitskritischen Einsatzszenarien von großer Bedeutung ist. Voraussetzung ist natürlich, dass die Drohne in der Lage ist, mögliche Landeplätze überhaupt zu erkennen.
Hierzu wurden von der ESG die Anforderungen an Landeplätze erfasst, geeignete Sensorik ausgewählt und die notwendigen Algorithmen zur automatischen Erkundung prototypisch entwickelt.
Anfang Oktober wurden die Sensoren und Algorithmen schließlich im Flugversuch mit ihrem Unbemannten Missionsausrüstungsträger „UMAT“ unter realen Einsatzbedingungen erprobt. Die hierbei gewonnenen Erkenntnisse und aufgezeichneten Daten liefern nun wichtige Grundlagen für die Bewertung der Machbarkeit einer automatischen Landeplatzerkundung.

berichtete ESG; die Meldung von UMS Skeldar dazu hier.

Die Aufklärung von möglichen Landeplätzen für Hubschrauber durch ferngesteuerte unbemannte Luftfahrzeuge erhöht, vor allen in Szenarien niedriger und mittlerer Intensität, die Sicherheit von Passagieren und Besatzungen und trägt dadurch maßgeblich zum Erfolg des Einsatzauftrags bei.

heißt es dazu in einer Übersicht des Verteidigungsministeriums als Antwort auf eine Kleine Anfrage der Linkspartei. Und das Ministerium erklärt auch, warum – zusätzlich zu bereits von der Bundeswehr genutzten Starrflügler-Drohnen – jetzt unbemannte Hubschrauber getestet werden:

Hierbei sind vor allem die Fähigkeit des vertikalen Start- und Landevorgangs und der Schwebeflug über einem Aufklärungsobjekt Faktoren, die sie von den übrigen in der Bundeswehr verwendeten Starrflügler-Drohnen unterscheiden.

Allerdings: Die Aufklärung von Sprengfallen und anderen Kampfmitteln durch ferngesteuerte Luftfahrzeuge, so räumt das Ministerium ein, ist derzeit technologisch noch nicht so weit, dass die Bundeswehr das in ihre Überlegungen aufnimmt.

Weiter gediehen, wenn auch mit jahrelanger Verzögerung, scheint dagegen die Beschaffung einer Helikopter-Drohne für die Marine – ein solches unbemanntes Fluggerät war ja bei den Korvetten (beim 1. Los!) konzeptionell schon als Ausrüstung mit geplant.

Im Juli vergangenen Jahres hatte es eine entsprechende Ausschreibung  für dieses VorMUAS gegeben (mehr dazu, auch zu den jahrelangen Verzögerungen, hier zum Nachlesen), und die Auftragsvergabe ist fest im Blick:

Für das Vorhaben VorMUAS (Vordringliches Marine-Unmanned Aerial System) ist derzeit eine Auftragsvergabe im 1. Quartal 2018 geplant.

heißt es in der Regierungsantwort auf die Kleine Anfrage. Allerdings steht da auch etwas, was den Zeitplan wieder als recht sportlich erscheinen lässt:

Eine Prüfung der Angebote durch BAAINBw hat noch nicht stattgefunden, da diese erst Mitte Januar 2018 erwartet werden.

Immerhin:  Die Beschaffung soll derzeit bis Ende 2018 abgeschlossen werden. Auch das wäre sportlich, andererseits: Es geht da um eine recht sparsame Lösung. Zwei Fluggeräte plus Steuereinheit.

(Foto:UMS Skeldar bei den ESG-Erprobungen – Werksfoto UMS Skeldar)