Relaunch der Bundeswehr-Webseiten: Im März soll’s losgehen
Nach dem Relaunch der Webseite des Verteidigungsministeriums im April steht nun auch eine Anpassung der in Design, Layout und Technik recht betagten (s. oben) Bundeswehr-Webseiten bevor. Bereits vor einigen Tagen machte die Bundeswehr-IT-Gesellschaft BWI die entsprechende Ausschreibung für einen Relaunch der Internetpräsenzen des Geschäftsbereiches BMVg bekannt:
Die bestehenden versch. Internetpräsenzen im Geschäftsbereich
des BMVg erfüllen inhaltlich und techn. nicht mehr die Anf., die sich im Rahmen der Neuausr. der Bw an mod. Präsenzen im Internet stellen. Somit erfüllen sie versch. Forderungen nicht, die für Internetauftritte der Ressorts inzwischen aufgestellt wurden (z.B. u. a.: Designvorgaben, übersichtl. Präsentation und zentrale, schnelle Navigationsstrukturen, Suchmaschinenfunktionen, das Einbinden z. B von Videos und Livestreams, Anforderungen zur Barrierefreiheit, Dialogfähigkeit und das Verwalten bzw. Archivieren umfänglicher Datenbestände).Das Layout des Internetangebots soll im Rahmen des techn. Relaunchs ein responsives Design erhalten, d.h. auch durch mobile Endgeräte wie Tablets und Smartphones angem. erreichbar und darstellbar sein. Die künftige Website ist zudem barrierefrei zu gestalten. Das bisherge Erscheinungsbild der Websiten soll verändert und an Stand und Design vergleichbarer Ressortauftritte angepasst werden.
[Schreibweisen aus dem Original übernommen]
Der Auftrag läuft ab März 2018 und soll sich bis zum Februar 2022 hinziehen. Für die neuen Webseiten, die ja neben der Bundeswehr insgesamt auch Heer, Luftwaffe, Marine, Streitkräftebasis, Sanität, Cyber- und Informationsraum sowie bestimmte Behörden wir das BAAINBw bislang jeweils eine eigene Plattform bieten, ist ein umfangreiches Arbeitspaket geplant: Für die Entwicklung des Designs, das in das Eigentum des Verteidigungsministeriums übergeht, werden 2.000 Personentage (PT) angesetzt. Der größte Brocken ist die Implentierung, also die Umsetzung des Designs einschließlich der Nutzerschulung mit 15.000 Personentagen. Für Redaktionsleistungen sind 6.250 PT vorgesehen, darunter dürfte – wie schon bei BMVg.de – auch die Übernahme und Anpassung bereits bestehender Inhalte für die neuen Webseiten fallen. 4.000 Personentage sind laut Ausschreibung für Softwarepflege und -änderungen eingeplant, sozusagen die Nacharbeiten der Implementierung.
Die Technik und auch das Design dürften etwa dem entsprechen, was jetzt schon auf der Seite des Ministeriums zu sehen ist und dort unter der Haube steckt. Schließlich sollen die Seiten ja möglichst einen einheitlichen Auftritt vermitteln.
Und wie beim Relaunch der BMVg-Webseite wird sich die Frage stellen, was mit den Inhalten der seit mehr als einem Jahrzehnt unveränderten Webseiten passiert. Die alten Links werden ohnehin nicht mehr funktionieren; aber es scheint noch die Frage ungeklärt, ob und wenn ja wie es einen (möglichst öffentlichen) Zugriff auf die Texte und Informationen der früheren Jahre geben kann. Das ist ja nicht nur für Historiker interessant.
Bei 800-1000 Euronen pro Personentag reden wir also über ein Auftragsvolumen von gut 27 Mio – verteilt auf 4 Jahre. Bei angenommenen 2000 Personenstunden pro Jahr ist das also ein Auftrag für ca. 3,5 Webspace-Designer/Implementer. Nun ist aber der empirische OECD-Wert in Deutschland etwas mehr als 1400 Stunden pro Jahr. Wenn man also 2022 halten will, dann benötigt man mehr Personal, wodurch natürlich betriebskalkulatorisch die Kosten steigen. Kalkulationen sind wie Operationspläne, sie überstehen zumeist nicht den ersten, scharfen Schuß ;-)
D.h. eine Person würde dafür ein Leben lang brauchen ;)
Es ist irritierend, dass allein für das Design 2000 PT angesetzt werden. Hat man den Bezug zur Realität verloren? Es gibt marktverfügbare Standardprodukte (CSS, jQuery, CMS, …). Man muss nicht alles von Grund auf neu entwickeln! Man sollte auch andere Ministerien und Ämter einbeziehen und nicht immer ein separates Süppchen kochen.
Naja ein kurzer Blick für die Seiten http://www.bmvg.de bei SSLabs zeigt zwar ein A+ als Benotung an, im Mozilla Observatory Test gibt’s nur ein B. Da ist also noch Luft nach oben: So nutzt das BMVG z.B. keine Content-Security-Policies, die Cookies werden ohne Secure-Flag gesetzt und den Referrer petzt die Seite weiter. Die Server Header würde ich auch noch bereinigen, die petzen den Internen Squid-Proxy Namen SRBXPRPX004LL.internet.bwehr.de weiter…
@klabautermann
Die Summe wird ja nicht genannt; ich würde allerdings vermuten, dass sie unter 25 Mio liegen müsste? (Ob die genannten Tagessätze zutreffend sein könnten, kann ich nicht beurteilen.)
…und ich dachte, dass wir uns für genau solche Aufträge die BWI überhaupt angeschafft haben…
Gruß
Hoschie
@Alex | 04. Dezember 2017 – 15:39
„Man sollte auch andere Ministerien und Ämter einbeziehen und nicht immer ein separates Süppchen kochen.“
Bitte nicht! Der Geschäftsbereich BMVg ist regelmäßig so speziell, dass nahezu jede Kooperation mit anderen Geschäftsbereichen in einem Desaster endet (übrigens für beide Seiten).
Das reicht dann auch erstmal bis 2032 😅
pi
Leicht OT:
‚habe gerade (zum ersten Mal) Radiowerbung der Bw gehört.
Webseite bmvg.de „übersichtlich“? Ich empfinde das anders.
Um mir einen Überblick der Startseite zu verschaffen, muss ich 11 mal die Taste zum Blättern des Bildschirms drücken (bei augengeradeaus 4 mal).
Riesige Bilder mit schlagzeilengroßen Buchstaben empfinde ich nicht als übersichtlich, sondern als Platzverschwendung. Ich habe ja keine zeitungsgroße Fläche im Blick, sondern einen Notebook-Bildschirm mit nur knapp 40 cm Bildschirmdiagonale.
Dieses Design mit überdimensionalen bunten Bildern und möglichst wenig, aber dafür ebenso überdimensionalen Buchstabenfolgen verbreitet sich im Web sehr stark. Wer tatsächlich nach sinnvollen Information sucht, muss sehr viel mehr hin- und herblättern, um sich in all dem Füllfunk zurechtzufinden.
Pro Bildschirmseite maximal noch 10 Prozent Informationen im Vergleich zum „veralteten“ Design ist meiner Meinung nach nicht benutzerfreundlich.
@JPeelen 20:38
Sie sprechen mir aus dem Herzen. Man muss deutlich mehr scrollen, um etwas zu finden. Eine übersichtliche Startseite „Wo finde ich was – auf einen Blick) sieht nach meiner Vorstellung anders aus.
Hinzu kommt der ständige Wechsel der Schriftarten.
Als „Stabstäter“ brennt mir das in den Augen (und macht es zudem nicht wirklich angenehm zu lesen, aber das ist eine persönliche Empfindung).
Sind die ganzen Abkürzungen (techn., Anf. …) original? Hat da jemand den Entwurf hochgeladen oder ist das Bw-Stilmittel? Mkg Aküfi.
[ 1 Bl. i.d.verl. Orig. schafft da Abh. T.W.]
@T.Wiegold | 04. Dezember 2017 – 17:07
Die von mir verwendeten Zahlen findet man ganz schnell und einfach im Web. Die von der BWI GmbH ausgeschriebene „Rahmenvereinbarung mit mehrerern Wirtschaftsteilnehmern“ ist ja kein klassisches BW-Beschaffungsrojekt, deswegen ist die 25 Mio-HH-Grenze in diesem Fall nicht zutreffend. Wenn ich mir so das Lastenheft anschaue dann plant man wohl die Mother of all Webspaces zu entwickeln und zu beschaffen – das werden sich die „Wirtschaftsteilnehmer“ kalkulatorisch sehr genau ansehen, denn die wollen ja an dem Projekt verdienen und nicht Pleite gehen. Bei dieser IT-Leistungserbringungsgrößenordnung inkl Roll-Out&Transfer kommen ganz schnell einige Milliönchen im zweistelligen Bereich zusammen.
…über das Design lässt sich ja bekanntlich streiten. Ich persönlich finde : Der Inhalt macht´s ! Dazu gehören Aktualität und unbequeme Themen. Beispiel:
– Der Hubschrauberabsturz in Mail wurde erst nach TAGEN und das auch nur in einer
Randnotiz angemerkt!
– Der Zustand der Waffensysteme ALLER Streitkräfte wird hier nicht wirklich publiziert.
Auch hier nur die Beispiele Getriebe der Fregatten, Druckkörper der U- Boote,
Nutzbarkeit der „neuen ASR“ , Auslieferungsstand der A400M – Maschinen,
Einsatzfähigkeit der Großgeräte des Heeres und so weiter…
Natürlich sind das empfindliche Themen, die aber irgendwie immer ihren Weg in die Öffentlichkeit finden. Also kann man den Ein oder Andern Punkt schon einmal das Ausmaß und die Peinlichkeit nehmen, die solche Veröffentlichungen immer mit sich ziehen. Außerdem wären die “ Leckagen “ zur Presse überflüssig…
JPeelen und Fux 1+
Ich empfinde das ebenso. Das mittlerweile beinahe von allen Webdesignern so angepriesene neue Design ist mE unübersichtlich und ebenso überflüssig.
Und auch ich dachte, die BWI wäre genau dafür da.
@ JPeelen und Fux
Der Art ihres Konsums von digitalen Informationen zu urteilen nach sind Sie nicht das „Zielpublikum“ solcher Seiten.
Der Konsument von heute wurde durch Facebook etc. anerzogen digitale Informationen mittels mobilen Endgeräten in Form von Wischbewegungen zu konsumieren. Und das ganze in sehr kurzen Zeitdimensionen.
Als Folge davon werden fast nur noch Inhalte produziert die diesem „Bedarf“ folgen. Als Resultat davon sinkt der Informationsgehalt in Form von Texten, es gibt mehr Bilder und alles ist so groß, dass es auch in Form des responsive Designs auch auf Smartphones etc ohne großes hin un herzoomen konsumiert werden kann.
Der „Leser“ von heute will im Digitalen weniger FAZ, Welt oder SZ sondern eher BILD, um es es mal in Form der Print Tagespresse auszudrücken.
Zitat:
„Und auch ich dachte, die BWI wäre genau dafür da.“
Die BWI betreibt dasTelefon- und IT-Netz der Bw, deren Server und deren Endgeräte, also Arbeitsplatz PC und Drucker usw.
Ansonsten machen die das, was der ganze öffentliche Dienst am liebsten macht, nämlich Ausschreibungen mit Forderungskatalogen für Auftragsnehmer aus der freien Wirtschaft schreiben. Dies alles bei vorhandenen IT-Spezialisten im eigenen Hause, die nur die externe Auftragsabarbeitung überwachen sollen.
/Ironie on
Mit 700 Mio Euro / Jahr Kosten für die BWI (ohne das beigestellte Bw-Personal) kann man schließlich nicht alles machen.
/Ironie off
@ klaubautermann
1000 Euro / Tag für einen IT-Spezialisten dürften in der Kalkulation realistisch sein. Vor 10 Jahren, bei der Einführung von SAP in die Bw, war dies der Tagessatz von SAP-Spezialisten.
Das führte dazu, dass die Soldaten zur Schulung von Mo – Fr angereist waren, der SAP- Spezialist aber am Donnerstag wieder abgereist ist, weil der kalkulatorisch angesetzte Betrag für die Schulung bereits in 3 statt 5 Arbeitstagen verbraucht war.
@ Wa-Ge, JPeelen und Fux
Ich denke ebenfalls der Informationsgehalt des neuen Internetauftrittes ist wesentlich geringer als der alte Auftritt.
Vermutlich will aber die Generation „Wisch-Handy“ nicht mehr handfeste Information sondern nur noch Bilder und Schlagzeilen konsumieren.
Einen Vorteil hat der neue Auftritt jedenfalls, die Presse und Infoabteilung muss sich nicht mehr so viele Gedanken machen, wie man unangenehme Punkte von einem Vorgang (z.B. kinetischer Waffeneinsatz und ähnliche umstrittene Punkte) in einem Bericht positiv darstellt. Dafür reichen dann harmlose Bilder und tolle Schlagzeilen (hurra, wir bohren wieder Brunnen usw.).
@Georg
Noch, Sir!
Der Tagessatz sowohl für HERKULES als auch SAP Berater lag schon vor 10 Jahren bei 2000€ pro Tag.Ich kann mir nicht vorstellen, dass diese gesunken sind.
Streiche: noch
Setze: No