Wieder da: Mörser und Minenleger

Zur Informationslehrübung Landoperationen von Heer, Streitkräftebasis und Sanitätsdienst, kurz ILÜ, habe ich es in diesem Jahr nicht geschafft. Beim Nachlesen der Berichte und vor allem bei den veröffentlichten Bildern sind mir aber im Unterschied zur ILÜ 2016 zwei Systeme aufgefallen, die nicht nur im vergangenen Jahr, sondern auch in den Jahren davor nicht gezeigt wurden und keine Rolle spielten. Und das hat nicht damit zu tun, dass es brandneues Gerät wäre – im Gegenteil.

Die beiden Systeme, die in diesem Jahr (erstmals?) gezeigt wurden, sind die Mörser und das Minenlegesystem. Und beides dürfte damit zu tun haben, dass Einsätze der Landes- und Bündnisverteidigung wieder einen höheren Stellenwert bekommen. (Ähnlich sieht das auch der Kollege Lars Hoffmann von hartpunkt.de, der beim ILÜ-Besuchertag dabei war.)

Ich habe deshalb beim Heer mal nachgehakt:

Die Mörser im Kaliber 120mm als Steilfeuerwaffe sind schon lange im Bestand, nie ausgemustert worden – aber in den vergangenen Jahren eher selten vorgeführt, obwohl sie wohl weiterhin mehr oder weniger regelmäßig beübt werden. Im Einsatz waren die Mörser auch schon, nämlich in Afghanistan – auch wenn es da am Anfang 2008  ziemliche Probleme mit der überalterten Munition gab.

Es gibt derzeit im Heer 72 Systeme in zwei Varianten: 48 davon als Panzermörser auf dem – auch schon älteren – Mannschaftstransportwagen M113 und 24 als Rüstsatz auf dem (ein bisschen geschützten) Geländewagen Wolf SSA, außerdem von beiden Varianten Geräte beim Ausbildungsbereich Streitkräftegemeinsame Taktische Feuerunterstützung/Indirektes Feuer (der früheren Artillerieschule). Ausgestattet damit sind die meisten Infanteriebataillone bzw. -regimenter:

• Die beiden Fallschirmjägerregimenter 26 in Zweibrücken und 31 in Seedorf sowie (KORREKTUR) das Jägerbataillon 1 in Schwarzenborn jeweils mit acht Systemen auf Wolf-Geländewagen

• Die Jägerbataillone 91 (Rotenburg/Wümme), 292 (Donaueschingen) und 413 (Torgelow) sowie die Gebirgsjägerbataillone 231 (Bad Reichenhall), 232 (Bischofswiesen) und 233 (Mittenwald) mit Mörsern auf M113.

Für das kommende Jahr soll das Jägerbataillon 292 beim Einsatz in der enhanced Forward Presence der NATO in Litauen mit diesem System in den Einsatz gehen.

Die Nutzungdauer der 120mm-Mörser läuft nach Angaben des Deutschen Heeres bis zum Jahr 2030, die Nutzung der Trägerfahrzeuge M113 und Wolf allerdings nur bis 2025. Ein Nachfolgesystem für indirektes Feuer wurde immer wieder erwogen, scheint aber noch nicht spruchreif.

Im Unterschied zu den (Panzer)Mörsern waren die Minenverlegesysteme 85 bei der Bundeswehr schon ausgemustert, wie auch das Minenwurfsystem Skorpion: Die Sperrfähigkeit zu Lande wurde angesichts einer geänderten Bedrohungslage nach dem Ende des Kalten Krieges als nicht mehr sinnvoll angesehen.

Während die Skorpion abgewrackt wurden, gingen die Minenverlegesysteme 85 offensichtlich ins Depot – wo sie im vergangenen Jahr wieder herausgeholt wurden.  (Auf der Bundeswehr-Webseite findet sich bislang nichts dazu; technische Daten gibt es nur bruchstückhaft z.B. hier.)

 

Das hat sicherlich damit zu tun, dass dieses System auf einem Anhänger technisch weit weniger aufwändig ist als das Minenwurfsystem. Aber auch damit, dass schnell eine Lösung gefunden werden sollte, in einer wiederum geänderten weltpolitischen Lage die Fähigkeit zum Minenlegen wieder zu bekommen. Heeresinspekteur Jörg Vollmer hatte das im vergangenen Jahr angekündigt:

Ebenfalls in den vergangenen Jahren ausgemustert wurden Systeme zur Verlegung von Panzerminen – „die Sperrfähigkeit haben wir komplett aufgegeben“, sagte Vollmer. Geplant sei deshalb, ein altes System auf Lastkraftwagen wieder zu reaktivieren (Details nannte der Inspekteur nicht; gemeint ist vermutlich das Minenverlegesystem 85 aus dem Jahr 1985).  Das Minenwurfsystem Skorpion dagegen realistischerweise nicht mehr reaktiviert werden, eventuell müsse über ein Nachfolgesystem nachgedacht werden.

Vom MVS85 (benannt nach der Einführung im Jahr 1985…) sind bislang vier Systeme reaktiviert worden, zwei davon stehen im Ausbildungszentrum Pioniere in Ingolstadt und zwei weitere beim Panzerpionierbataillon 130 in Minden. Die Reaktivierung weiterer Systeme ist geplant, aber auch, wie von Vollmer schon angedeutet, ein Nachfolgsystem bis 2025.

(Mir ist schon klar, dass für viele aus der Infanterie und der Pioniertruppe das alles längst bekannte Fakten sind – mein Eindruck aus Gesprächen in den vergangenen Tagen ist allerdings, dass außerhalb dieser Kreise das noch nicht so richtig wahrgenommen wurde.)

(Foto oben: Soldaten der schweren Kompanie des Jägerbataillons 292  mit Panzermörsern des Typs M113bei der ILÜ 2017 auf dem Truppenübungsplatz Bergen am 12.10.2017 – Bundeswehr/Marco Dorow; Foto unten: Vorführung der Verlegung der Panzerabwehrmine DM 31 mit dem Minenverlegesystem 85 während der ILÜ 2017 auf dem Truppenübungsplatz Munster am 13.10.2017 – Florian Gärtner/photothek)