Bundeswehr schließt Einsatzlazarett im Kosovo zum Jahresende (m. Nachtrag)

Der längste Auslandseinsatz der Bundeswehr, die Beteiligung an der Kosovo Force (KFOR), wird zum Jahresende weiter heruntergefahren. Zum 31. Dezember solle nach derzeitiger Planung das Einsatzlazarett in Prizren geschlossen werden, sagte ein Sprecher des Einsatzführungskommandos der Bundeswehr auf Anfage von Augen geradeaus!.  Die derzeitige Truppenstärke von rund 450 Soldaten werde dann voraussichtlich um rund 100 verringert.

Die Schließung des Einsatzlazaretts, faktisch ein normales Krankenhaus wie in Deutschland (für Fachleute: Role 3), ist der nächste Schritt, nachdem bereits im vergangenen Jahr die deutsche Einsatzkompanie die Patrouillen in dem Balkanland beendet hatte und aus dem Kosovo abgezogen worden war. Nach den Plänen soll die Bundeswehrpräsenz in Prizren im Südwesten des Landes zum Jahresende 2018 komplett aufgegeben werden; allerdings bleiben deutsche Streitkräfte dann voraussichtlich noch in der Hauptstadt Pristina am Sitz des KFOR-Hauptquartiers stationiert.

Die Bundeswehr ist als Teil der NATO-geführten KFOR seit Sommer 1999 im Kosovo im Einsatz. Die Reduzierung ist Teil des in der Alianz vereinbarten schrittweisen Abbaus des Engagements im der ehemaligen und inzwischen unabhängigen serbischen Provinz. Im Einklang mit den Plänen der NATO hat die Bundesrepublik Deutschland in Abstimmung mit den internationalen KFOR-Partnern entschieden, bis Ende 2018 den Beitrag der Bundeswehr an der KFOR-Mission schrittweise und bedarfsabhängig anzupassen, erklärte das Einsatzführungskommando. Allerdings hatten in den vergangenen Jahren solche Abzugspläne wiederholt einen Rückschlag erlitten, weil erneut innere Spannungen in dem Balkanland aufflackerten – zum Beispiel im Jahr 2011.

Die Bundeswehr ist deshalb auch weiterhin nicht nur mit hunderten Soldaten im Kosovo selbst im Einsatz: In Deutschland und in Österreich stehen Soldaten einer Eingreifreserve bereit, das so genannte operative Reservebataillon (Operational Reserve Forces, ORF). Derzeit stellt die Bundeswehr 158 der insgesamt 647 Männer und Frauen, die innerhalb von sieben Tagen auf den Balkan verlegt werden können. 30 Bundeswehrsoldaten davon sind dauerhaft im Kosovo, um die so genannte Großgerätereserve zu betreuen – zum Beispiel Fuchs-Transportpanzer, die im Falle einer Krise nicht erst zeitaufwändig transportiert werden müssten. 2011 waren diese Reservekräfte auch eingesetzt worden.

Der deutsche Beitrag wird sich künftig stärker auf den Standort Pristina konzentrieren und dort insbesondere die Entwicklung der Kosovo Security Forces fördern, erklärte das Einsatzführungskommando.

Aus dem Bundeswehr-Archiv: Ein Video zu den Fähigkeiten des Einsatzlazaretts aus dem Jahr 2010:

Nachtrag: Auf den Bundeswehr-Webseiten geht das Archiv gar nicht mehr so weit zurück, bei der Katholischen Militärseelsorge schon… deshalb (und dank eines Leserhinweises) lässt sich nachvollziehen, dass das neue Einsatzlazarett im Mai 2007 in Betrieb genommen wurde.

Vorsichtshalber die Webseite auch als pdf:

20070503_KFOR_Einsatzlazarett_Prizren

… und die Seite des Architekten zu dem Projekt, mit der interessanten Information:

Das Gebäude wurde nach deutschem Recht und deutschen Standards errichtet. Dies stellte insbesondere im Bezug auf die Erdbebensicherheit besondere Anforderungen: So wurde das Gebäude auf einer durchgehenden, 60 cm dicken Stahlbetondecke errichtet, insgesamt wurden über 500 Tonnen Stahl verbaut.

(Archivbild Mai 2014: Notfallübung deutscher und österreichischer Soldaten im Einsatzlazarett in Prizren – Foto Österreichisches Bundesheer)