Afghanistan: So wenig Regierungskontrolle wie noch nie (neu: SIGAR-Bericht)
Gut 16 Jahre nach Beginn des militärischen Engagements der USA in Afghanistan im Oktober 2001 hat das Wall Street Journal die Daten dieses längsten Krieges der USA grafisch aufbereitet.
Beeindruckender Lese- oder eher Anschauungsstoff über den/die Feiertage.
Afghanistan: Mission Impossible?
After 16 years in Afghanistan, many indicators are heading the wrong way
Das mit diesen Links des WSJ ist bisschen kompliziert – mal ist der Bericht frei zugänglich, mal steckt er hinter der Paywall. Vielleicht geht’s etwas besser über diesen Umweg:
Afghanistan is America’s never-ending warhttps://t.co/My97H6vT4t pic.twitter.com/WpfsP7OUVW
— Wall Street Journal (@WSJ) October 31, 2017
Es wird allerdings zunehmend schwieriger, an diese Daten heranzukommen, wie die New York Times berichtet:
The American military command in Afghanistan has decided to keep secret key figures related to the growth and progress of local security forces, redacting the numbers at the behest of Afghan officials from the latest report by the government’s watchdog for spending.
The move clouds measures of progress for the Afghan security forces, the primary benefactor of the $120 billion that the United States has spent on reconstruction since the start of the war and the linchpin of President Trump’s new strategy in Afghanistan. (…)
Among the details being kept private in the report are the number of people in the Afghan army and police force, how many of them have been wounded or killed and the state of their equipment.
Den in der New York Times-Meldung erwähnten Bericht des Special Inspector General for Afghanistan Reconstruction (SIGAR) gibt es hier zum Nachlesen:
SIGAR Quarterly Report to the U.S. Congress – October 30, 2017
und die Kernpunkte:
– The Afghan government’s district and population control deteriorated to its lowest level since SIGAR began analyzing district-control data. As of August 2017, there were 54 districts under insurgent control (13) or influence (41), an increase of nine districts over the last six months. According to USFOR-A, 3.7 million Afghans (11.4% of the population) now live in districts under insurgent control or influence, a 700,000-person increase over the last six months.
— UNAMA reported a 52% increase in civilian casualties from pro-government (Coalition and Afghan) air operations in the first nine months of 2017 compared to the same period in 2016. More than two-thirds of these victims were reportedly women and children.
— UNAMA attributed 177 or 38% of all civilian casualties from air strikes to international military forces. USFOR-A strongly disagreed with UNAMA’s assessment and methodology, offering instead that it had confirmed 43 civilian casualties caused by international air strikes during this period.
— As the U.S. troop commitment increases, American combat casualties are also rising. From January 1 through August 23, 2017, 10 U.S. military personnel were killed in Afghanistan, and 48 were wounded. This is an increase of seven personnel killed and 22 wounded in action since last quarter, and double the personnel killed in action when compared to the same periods in 2015 and 2016.
— This quarter, there was a sharp increase in insider attacks targeting both U.S. and ANDSF personnel. According to USFOR-A, from January 1 to August 15, 2017, there have been 54 reported insider attacks: 48 green-on-green and six “green-on-blue” attacks. This is an increase of 22 green-on-green and four green-on-blue attacks from last quarter.
— Both the ANA and the ANP saw a several-thousand-person decrease in force strength, negating the force growth seen earlier this year. Compared to last quarter, the ANA decreased by roughly 4,000 personnel and the ANP by roughly 5,000 personnel.
— Armed clashes in Afghanistan are at an all-time high, according to the United Nations.
— Deaths and injuries to women and children rose 13 percent compared to the same period last year, according to UNAMA.
— The U.S. has taken on a greater combat role in Afghanistan, dropping the most munitions against the Taliban and Islamic State since 2012 (751 in September) and conducting 2,400 air strikes from January to September (the most since 2014).
… und passend dazu ein Interview des britischen Guardian mit einem Taliban-Kommandeur:
‚150,000 Americans couldn’t beat us‘: Taliban fighters defiant in Afghanistan
In interviews with rank-and-file Taliban fighters in Logar and another of Afghanistan’s embattled provinces, Wardak, the Guardian found a fragmented but resilient movement, united in resistance against foreign intervention.
Referring to Barack Obama’s surge, Saeed said: “150,000 Americans couldn’t beat us.” And an extra 4,000 US soldiers, as Donald Trump will deploy, “will not change the morale of our mujahideen,” he said.
(Foto: An Afghan flag flies over an observation post, Pekha Valley, Achin District, Nangarhar Province, Afghanistan, Oct. 19, 2017 – U.S. Army photo by Cpl. Matthew DeVirgilio)
Leider ist der WSJ-Bericht nicht frei zugänglich.
Wenn man jedoch den Blick nicht auf die Vergangenheit richtet, sondern in die Zukunft, dann wird es auch interessant.
Die CIA hat nach 16 Jahren der Diskussion die Erlaubnis erhalten uneingeschränkt mit Drohnen in Afghanistan vorzugehen (bisher in alleiniger Verantwortung des Pentagon).
Der CIA-Direktor möchte seine Organisation paramilitärischer ausrichten und Afghanistan soll das Beispiel werden.
Somit gibt es noch weniger Koordination uns ein abgestimmtes Vorgehen wird beinah unmöglich.
So erzeugt man dann nicht mehr accidental guerilla.
Das eigentliche Ziel die Taliban an den Verhandlungstisch zu bekommen wird so erschwert und nicht erleichtert.
Mehr Lesestoff dazu hier:
https://www.afghanistan-analysts.org/cia-proxy-militias-cia-drones-in-afghanistan-hunt-and-kill-deja-vu/
[Ups, dann haben die beim WSJ was umgestellt. Hoffe es geht auf dem oben nachgetragenen Umweg über den Tweet. T.W.]
@Memoria
Die Frage ist doch, ob man die TB überhaupt an den Verhandlungstisch bringen will. Dann würden sie nämlich auch Forderungen stellen und natürlich als legitimer Gesprächspartner gesehen.
Die Frage ist zudem, wer sie vertreten sollte.
Da sich aber auch DAESH zunehmend auch in dieser Region breit macht wird sicher wieder gelten: „der Feind meines Feindes ist mein Freund“.
@Thomas Melber:
Die Ansprechpartner gibt es bei den Taliban.
Die Gespräche gab es auch in mehreren Anläufen:
https://thediplomat.com/2016/10/spoilers-and-peace-in-afghanistan-negotiating-with-the-taliban/
Derzeit scheinen aber die USA die Verhandlungen eher zu erschweren.
Am Ende wird man doch wieder verhandeln, vorallem mit Leuten mit denen man eigentlich keine echten Interessenunterschiede hat.
@T.W.:
Nur zur Info:
Zumindest bei mir funktioniert auch der andere link nicht.
[Sorry, da bin ich ratlos – keine Ahnung, warum es manchmal geht und manchmal nicht… T.W.]
Der Twitter Link funktioniert bei mir in 2 Stufen. Mit dem oben ausgebrachten Link wird die Twitterseite aufgerufen und dann den Link unter der Überschrift des Beitrages anklicken (war vermutlich schon bekannt).
Zum Thema: 2009/2010 gab es schon mal Verhandlungen mit der Talibanführung in Doha.
Damals war man auf amerikanischer und saudiarabischer Seite der Meinung die Verhandlungen kann man platzen lassen, denn durch den bevorstehenden Aufwuchs an US und internationalen Truppen in AFG 2010/2011 wird sich die westliche Verhandlungsposition verbessern.
Diese Hoffnung hat sich offensichtlich nicht erfüllt. Pakistan betrachtet AFG immer noch als sein Hinterland, dass es kontrollieren will. Das Allerletzte was Pakistan will ist, dass sich Indien in AFG breit und stark macht. Das ist aber teilweise im letzten Jahrzehnt (auf diplomatischen Wegen) passiert und Trumps Äußerungen zu Indiens Aktivitäten in AFG waren da nicht hilfreich.
Ich weiß, daß die USA Verhandlungen nicht grundsätzlich ablehnen. Allerdings ist das GIRoA „not amused“ bzw. steht dem ablehnend gegenüber.
Was meint eigentlich PAK dazu? Die haben ja auch ein TB Problem.
https://en.wikipedia.org/wiki/Federally_Administered_Tribal_Areas
Nachtrag:
In diesen Tagen betreibt die Trump Administration weiter die Schließung der Taliban Vertretung in Qatar:
http://www.foxnews.com/politics/2017/10/23/getting-tough-on-taliban-trump-admin-said-to-be-urging-closure-militant-groups-qatar-office.html
Gleichzeitig sieht Außenminister Tillerson eine Versöhnung und sogar eine Regierungsbeteiligung gemäßigter Taliban für möglich (https://mobile.nytimes.com/aponline/2017/10/23/world/middleeast/ap-ml-united-states-afghanistan.html).
Man will jedoch aus einer Position der Stärke heraus verhandeln. Wesentliches Element hierbei ist das verstärkte Engagement der CIA.
Nur ohne verlässlichen Kommunikationskanal ist dies kaum möglich. Es wäre an der Zeit zu erkennen, dass die Taliban gar keine Gefahr für die USA darstellen. Man hat dies sicherlich schon erkannt, man sucht nun erneut einen gesichtswahrenden Abgang.
Auch dies ein Déja-vu seit 2009.
Stichwort Déja vu, von AAN:
CIA-proxy militias, CIA-drones in Afghanistan: “Hunt and kill” déjà vu
@firefox geht der twitter Link auf die Seite und funktioniert.
https://www.wsj.com/graphics/afghanistan-americas-longest-war/?mod=e2tw
Auch Ex-Präsident Karzai hat kürzlich die russische Behauptung bestätigt, dass unbekannte Hubschrauber den IS in Afghanistan beliefern würden. Das muss man natürlich mit Vorsicht betrachten, da er sicherlich eigene Absichten hat. Aber was wissen wir eigentlich über den IS in Afghanistan?
Dieser Link zeigt die Daten, ohne log-in:
https://twitter.com/WSJ/status/925320223707815936
„- 751 bombs dropped in September
– 2543 troop casualties in 2017 as of May
– 5243 civilian casualties in 2017 as of July
– over 45 billion for operations in 2017“
(Bei der Summe spielen die paar Cent für das Y-Magazin-Spezial überhaupt keine Rolle mehr. „Make love, not war“ wird wieder aktuell…)
https://thruttig.wordpress.com/tag/daesh/
Daesh in Afghanistan, Konkurrenz für Taliban. Eine Sammlung.
[Allerdings nur von 2015? T.W.]
In wie weit IS-Khorasan und die TB tatsächlich Gegner sind oder nicht doch zu einer gemeinsamen Linie finden: das ist die spannende Frage. Wobei der IS eher als abzulehnende Einmischung von außen gesehen wird.
https://www.longwarjournal.org/archives/2017/05/taliban-and-islamic-state-clash-in-eastern-afghanistan.php
AQ spielt ja auch noch mit.
Laut http://www.trtworld.com/in-depth/is-daesh-really-in-afghanistan-225665 sind unmittelbare Belege der ideologischen Verbundenheit, gar operativen Zusammenarbeit zwischen Daesh in der Ursprungsregion des „Kalifats“ und Afghanistan nicht vorhanden. Ebensowenig sind entsprechende Äußerungen seitens al-Baghdadi nachweisbar.
Denkbar ist insofern Djihadisten, die sich in AFG auf den „IS“ berufen, stellen wenig mehr als eine inner-Afghanische Konkurrenzveranstaltung zu den Taliban dar, die sich unter Berufung auf Daesh höheren Zuspruch versprochen haben, da die mittelöstliche Terrorgruppe unbestreitbar vorzeigbare mil Erfolge erzielen konnte, bis Mitte 2016 zumindest.
Zum Link von 17:09 gibt’s ggf. Neueres. Fast Alles nach 2015 sieht Daesh aber in der strategischen Defensive: mil Erfolge, Finanzierung, Logistik und Rekrutierung. Soweit kann die Sammlung kennzeichnend sein.
Welche militärischen Fähigkeiten soll die CIA haben die die US-Streitkräfte nicht haben?
Ist das die Hoffnung auf „neue Besen kehren gut“?
Hier ‚mal eine interaktive Übersicht (es gibt natürlich auch andere; sie wird leidlich aktuell sein (regularily updated):
https://www.longwarjournal.org/mapping-taliban-control-in-afghanistan
„Full control“ ist natürlich selten, aber Regierungstruppen sind ja auch nicht in der Fläche präsent.
re thomas melber/taleban-gespräche, klauspeterkaikowski/daesh in AFG:
1 – das tweetete borhan osman (@borhan) dazu, der bei AAN (http://www.aan-afghanistan.org) noch viel mehr dazu geschrieben hat:
Taliban: NUG has no agency, we talk only to US
NUG: There’s no Taliban without Pakistan.Push Pak give up TB
How to do intra-Afghan dialogue?
und:
NUG trying to add more Taliban leaders to d sanctions list
TB wants existing ones delisted as condition 4 peace tks
Escalation n all domains
2 – neueres zu daesh in AFG (ISKP) hier: https://thruttig.wordpress.com/2017/07/16/konnen-usa-den-islamischen-staat-in-afghanistan-bis-jahresende-besiegen/
und hier :
https://www.afghanistan-analysts.org/another-iskp-leader-dead-where-is-the-group-headed-after-losing-so-many-amirs/
hier:
https://www.afghanistan-analysts.org/the-islamic-state-in-khorasan-how-it-began-and-where-it-stands-now-in-nangarhar/
uvm bei AAN (am besten auf website gehen und nach ISKP suchen)
Ps/
vergessen: bei uns (bei AAN) gibts ja auch ein Daesh in AFG (ISKP) dossier vom 1.8.17, hier:
https://www.afghanistan-analysts.org/publication/aan-thematic-dossier/thematic-dossier-xv-daesh-in-afghanistan/
Der SIGAR-Bericht zeigt ja erneut sehr detailliert die Lageverschlechterung.
Die Angriffe in Kabul in den letzten Monaten zeugen ja auch von einer signifikanten Lageänderung. So auch heute wieder mit einem Jugendlichen als „Überbringer“.
ISKP bekannte sich bereits dazu.
In der deutschen Debatte bezeichnenderweise untergegangen der Anschlag auf die deutsche Botschaft am 31.05.17 (FAZ.net, „Anschlag zielte auf Deutsche Botschaft in Kabul“).
@Thomas Ruttig:
Freut mich, dass sie sich hier an der Diskussion beteiligen.
Ist die Radikalität von ISKP nicht eine Möglichkeit zu einer Einigung zwischen der Regierung und den Taleban zu kommen? Sofern beide Seiten kompromissbereit sind.
Sehr lesenswerter Artikel über den amerikanischen Chefberater von Ghani in Politico mit einem vielsagenden Zwischenfazit:
„Afghanistan had no tradition of a Western-style democracy; the Taliban’s Manichean rule was the closest any regime had ever come to realizing its ambitions in Afghanistan. The only way to carry out the reform agenda, it seemed, was through a similar use of force, which would negate the spirit of the reforms.“
https://www.politico.com/magazine/story/2017/10/27/kabul-afghanistan-us-fixer-scott-guggenheim-215742
Passend zum SIGAR-Bericht zeigt diese Innenansicht, dass der in Bonn vor 15 Jahren eingeleitete Prozess der „Demokratisierung“ (stark unterstützt durch Joschka Fischer) gescheitert ist.
It’s broken. Unfixable.
Egal wieviel Soldaten, Bomben, Geld, CIA-Operationen, etc:
Dort wo der positive Zweck fehlt, ist alles weitere vergeblich.
The majority of U.S. funding for Afghanistan reconstruction has gone to supporting the Afghanistan National Defense and Security Forces, totaling more than $63 billion.
But it’s now going to be significantly harder for the public to understand how the U.S.-supported Afghan forces are faring in the fight against the Taliban.
http://www.npr.org/sections/thetwo-way/2017/10/31/561140868/u-s-military-withholds-key-measures-of-afghan-war
Medien beklagen Sich weil Sie als Lügen oder Lückenpresse bezeichnet wurden
Aber das tun Sie gerade jetzt im Afg Krieg doch
Wer weiß doch mit dem Packt Taliban und Russland 80% aller Deutschen wissen es nicht
warum wissen Sie das nicht weil es Verschwiegen wird
Das weiß man leider nur aus Russland Medien
Es wird auch Verschwiegen vor einem Jahr sah es für Taliban Beschiessen aus
Ganze Einheiten Laufen zum IS ab , die beherrschten über kleine Länder
Jetzt in einem Jahr ist IS nur noch im Bombenlegen da sonst sind die verschwunden auf dem Land
Nein die Taliban sind Mächtiger wie je zu vor
Vor einem Jahr sah es auch das der IS die Taliban Vertreiben
Schaut man Beschaffung der Bw an angeblich gegen Russland
Dazu wurde der G5 Abgelehnt für mehr Boxer
MK 30 Boxer der ist für Auslandeinsätze gefragt aber nicht gegen BMP
JFS Boxer sind auch mehr für die Kp wie die in Afg eingesetzt werden
der Boxer würde im Schlamm steckenbleiben in Polen
das ganze wird nur für Afg Krieg beschafft
so wie auch nur die Paar MAN HX 2 LKW mit 3?? das ist das was man da braucht
Deshalb darf die BW keinen G5 Kaufen
und die Leo wurden 100 gesagt aber 80 werden als KPz vorgesehen aber 20 werden für Ausland benötigte Brückenpanzer und Bergepanzer/Pio Umgebat
Das wird von den Medien Verschwiegen
[Hm. Auch ich habe jetzt Probleme mit dem Verständnis. T.W.]
„It’s broken. Unfixable“ Kann ich nur zustimmen. However, if U break it, U own it.
Und dass das so bleibt, dafür sorgen die „Profiteure“ der afghanischen Zentralregierung:
„Abdullah Abdullah, der nach dem Fiasko der letzten Wahlen die ungewöhnliche Funktion eines obersten Geschäftsführers der Regierung erhielt, um eine nationale Regierung bilden zu können, sagte am Montag, er sei besorgt über den Anstieg der Angriffe auf Städte. Die bewaffneten Gruppen der Aufständischen hätten ihre Taktik verändert und sich nun auf Städte konzentriert, wodurch die Zahl der Opfer steige. Wenn die Regierung nicht in der Lage sei, die Sicherheitskrise zu beenden, müsse sie Tatsache akzeptieren, dass ausländische Truppen für unbegrenzte Zeit im Land sein werden…………..“
https://www.heise.de/tp/features/Afghanistan-Pentagon-greift-zur-Zensur-3877018.html
Nun ist D.Trump ja ein Präsident, der Kriege gewinnen will und von daher kann man ausschließen, dass er in Afghanistan zum Rückzug blasen wird.
Und für Deutschland gilt: „Mitgefangen, mitgehangen“………..und so wird das Window Dressing in Sachen Bilanzierung des Afghanistan-Einsatzes auch hier in Deutschland eher zu- als abnehmen………“Situation normal, all fucked up“ (SNAFU – Sniffle 82e)
http://www.forposterityssake.ca/RCN-DOCS/SNFL-CODE.htm
Kann mir mal hier einer erklären, was in den Köpfen vorgeht, die an einen militärischen Sieg in Afghanistan glauben? Wieso sind diese Leute so lernresistent, außer sie verkaufen Waffen? Da gibt es ein nachvollziehbares Interesse. (Achtung: Völlig ernst gemeint!)
Ein Zehntel des Geldes für Waffen und Militär in Afghanistan für zivile Projekte ausgegeben und diese Projekte unter der Kontrolle der afghanischen Stammesversammlungen gestellt bei gleichzeitigem Schutz vor Korruption, d.h. ohne Banken wird das Geld an lokale Unternehmer ausgezahlt, und die Gesellschaft dort verändert sich in 20 Jahren rasant und ein völliger Rückzug wäre möglich. Solch eine rationale Konfliktlösung hat in unserer Gesellschaft keine Chance hat. Lieber wird Krieg geführt.
Es ist eine Schande!
NATO-Partner wohl einig. Jetzt wird ersteinmal aufgestockt, es sollen mindestens 15800 Soldaten der NATO am Einsatz zur Ausbildung afghanischer Sicherheitskräfte beteiligt werden. Zur Zeit stehen dafür rund 12400 Soldaten zur Verfügung. Bin gespannt ob DEU mit 800+ dabei sein wird.
Kampfkraftverbesserungen für ANA setzen sich fort.
MSFS: Mobile Strike Force Vehicle, HMMWV de luxe.
http://defence-blog.com/army/textron-systems-received-a-delivery-order-for-55-msfvs-to-the-afghanistan-national-armys.html
209 Corps Shaheen in Provinz Kundus in der in der Erfolgsspur? Wär zu wünschen.
http://www.khaama.com/senior-taliban-commanders-among-several-killed-in-kunduz-and-faryab-03651
[„Erfolgsspur“ ist ein sehr relativer Begriff angesichts der offensichtlich auch damit verbundenen zivilen Opfer.
https://www.pajhwok.com/en/2017/11/04/militants-civilians-suffer-casualties-kunduz-offensive
T.W.]
Krieg:
„… ist ein organisierter und unter Einsatz erheblicher Mittel mit Waffen und Gewalt ausgetragener Konflikt, an dem oft mehrere planmäßig vorgehende Kollektive beteiligt sind. Ziel der beteiligten Kollektive ist es, ihre Interessen durchzusetzen. Der Konflikt soll durch Kampf und Erreichen einer Überlegenheit gelöst werden. Die dazu stattfindenden Gewalthandlungen greifen gezielt die körperliche Unversehrtheit gegnerischer Individuen an und führen so zu Tod und Verletzung.
Neben Schäden an am Krieg aktiv Beteiligten entstehen auch immer Schäden, die meist eher unbeabsichtigt sind. Sie werden heute euphemistisch als Kollateralschäden bzw. Begleitschäden bezeichnet“. (gekürzt nach: Bundeszentrale für politische Bildung und Fachbereich Sozialwissenschaften der Universität Hamburg)
In zahlreichen Fäden wird hier bei AG seit Jahren über Afghanistan, „seinen“ Krieg und unzählige Konfliktparteien (was für ein Ausdruck: Besser doch wohl Kriegsteilnehmer), gestritten, mit Verve.
Beklagenswert dabei die meist zurecht dargestellte militärische Unzulänglichkeit der diversen afghanischen Sicherheitsorgane auf taktischer Ebene, also der Ebene, auf der „die Musik spielt“, betroffen sowohl die Streitkräfte als auch die Polizeien.
Die Kräfte des 209 Corps Shaheen ( http://mod.gov.af/en/page/corps/corps-of-209-shaheen ) , aufgestellt in 2004 haben mit Blick auf den Kriegsverlauf im Norden „nur auf die Fresse gekriegt“ und bestehen nicht zuletzt auch nur noch dank der Hilfe Deutscher Soldaten.
Die kaum aufzuzählenden multinationalen, meist U.S. Ausbildungshilfen zahlen sich inzwischen offenbar – und hoffentlich – aus, auch Dank der Nutzung eigener afghanischer CAS Befähigung mittels SUPER TUCANO in Zusammenarbeit mit eigenen, muttersprachlichen TACP/JFST/JTAC.
Eine Truppe, die gegen einen unorthodox mit Guerillamitteln operierenden Feind stets, und dies seit zwei Jahrzehnten, das Nachsehen hatte (aus vielfach hier bei Lesern bekannten, oft politischen Gründen), ist in Lagen unerwarteter Siege kaum zu stoppen, zumal nicht in Dritte-Welt-Staaten.
– Unterstellen Sie mir nun bitte nicht, dass ich beiläufiger Zustimmung zu „Kollateralschäden“ hier das Wort rede. –
Ziel des Krieges
Bei Sunzi ist zum Ziel des Kriegs erlernbar: „Die größte Leistung besteht darin, den Widerstand des Feindes ohne einen Kampf zu brechen“.
Diese Phase hat es in Zentralasien nie gegeben.
Die (alte) HDv 100/100 sagt lapidar: „… Vernichtung des Feindes …“/ und Wiederherstellung des Friedens ist zu ergänzen.
To make a long story short:
– Wenn die ANA Erfolg im Kampf hat, gut so
– wenn dabei Zivilisten unbeabsichtigt sterben, schlecht
– wenn dabei Zivilsten bewusst getötet werden, ein Fall für den Nachbarfaden ICC – Den Haag.
Für mich ist das 209 Corps Shaheen in der Erfolgsspur.
@ Hans Peter Roggensack | 03. November 2017 – 18:16
Wie lange haben Sie in Centralasien gelebt?
„Beginn des militärischen Engagements der USA in Afghanistan“
Beeindruckend, wie ein Angriffskrieg heute heißt.
Das es um die Sicherung der Bodenschätze von Afghanistan geht, wird dabei aber gerne verschwiegen. Wir kämpfen gegen das Afghanische Volk und gegen deren Interessen und das US „Engagement“ dient nur den eigenen Interessen.
http://www.spiegel.de/politik/ausland/multimilliarden-schatz-usa-finden-riesige-rohstofflager-in-afghanistan-a-700503.html
http://www.finanzblatt.net/usa-entdecken-in-afghanistan-rohstoffvorkommen-von-820-mrd-euro-2101
[Da Sie ja in gewohntem Duktus meine Formulierung als erstes geißeln: Der Hinweis auf den „Angriffskrieg“ deutet darauf hin, dass Sie zu den 9/11-Verschwörungstheoretikern zählen? Bringt uns hier nicht weiter, lassen Sie es einfach. T.W.]