Tod auf dem Marsch: Die Ursache bleibt unklar (Neufassung)
Der Hitzekollaps von vier Offizieranwärtern der Bundeswehr bei einem Marsch in Munster im Juli, in dessen Folge ein Soldat starb und ein weiterer noch immer auf der Intensivstation liegt, bleibt weiter ungeklärt. Eine Untersuchungsgruppe des Heeres unter Führung von Generalmajor Carsten Breuer legte am (heutigen) Donnerstag einen vorläufigen Bericht vor, nachdem Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen einen Abschlussbericht bis Ende August angekündigt hatte. Kernaussage: Die Ursachen, die zum Tode des Offizieranwärters (OA) und zu den schwerwiegenden Erkrankungen von drei weiteren Soldaten führten, konnten bislang nicht vollständig aufgeklärt werden.
Neben dem Eingeständnis, dass die medizinische Ursache für das Zusammenbrechen der vier Soldaten – und den zeitweisen Ausfall von zwei weiteren – weiterhin unklar bleibt, listet die Untersuchungsgruppe auch Fehler der Ausbilder in Munster auf. Dabei geht es unter anderem um den vorgeschriebenen Anzug für die mehreren Teilmärsche, der aus Splitterschutzweste über dem Unterhemd und der Feldjacke bestand. Das sei dem Leistungsstand der Offizieranwärter und dem sommerlichen Wetter nicht angemessen gewesen. Auch Marschverschärfungen wie Laufschritt oder Liegestützen hätten nicht zu dem Ziel des Eingewöhnungsmarsches für die Soldaten gepasst, die erst seit wenigen Wochen bei der Bundeswehr waren.
Allerdings wird in dem Bericht wird allerdings auch darauf hingewiesen, dass der später verstorbene Soldat kurz vor dem Zusammenbruch ein Asthmaspray benutzte. Zudem war er angewiesen worden, sein Gewicht zu verringern. Sowohl der später Gestorbene als auch der zweite Soldat, der noch in einer Klinik liegt, waren zudem aus in dem Bericht nicht genannten Gründen wenige Wochen zuvor in einer zivilen Notaufnahme gewesen. In den Spinden aller vier Soldaten wurden verschiedene rezeptflichtige Arzneimittel gefunden, die in dem Bericht jedoch nicht einzelnen Personen zugeordnet werden.
Interessant ist deshalb vor allem der Abschnitt G des – ohne Anlagen – 42 Seiten umfassenden Berichts, der sich mit den sanitätsdienstlichen Aspekten befasst. Darin wird, wie schon in einem früheren Zwischenbericht, darauf verwiesen, dass alle vier betroffenen Soldaten eine Körperkerntemperatur von über 40 Grad Celsius aufgewiesen hätten und deshalb von einem Hitzschlag auszugehen sei. Bei keinem dieser Offizieranwärter habe es jedoch Einschränkungen für die Dienstfähigkeit oder die Ausbildung geben; auch das Asthmaspray des später Verstorbenen und die zugrunde liegende Gesundheitsstörung hätten keinen Grund für eine Einschränkung der Belastung bedeutet.
In der Einschätzung, ob die gefundenen Medikamente sowie in den Spinden der vier Soldaten ebenfalls vorgefundenes Kreatininpulver sowie verschiedene Sorten Energy-Drinks in den Gemeinschaftskühlschränken mit dem Hitzschlag und dem Kollaps zu tun haben könnten, bleiben die Bundeswehr-Mediziner zurückhaltend. Einige der Arzneimittel könnten sich auf die Wärmeregulierung des Körpers auswirken; ebenso begünstigten die Energydrinks die Harnausscheidung. Allerdings heißt es dann aus sanitätsdienstlicher Sicht:
Die ohne weiteres bislang nicht erklärbare Häufung von gleichzeitig vier Einzelfällen dieses seltenen Krankheitsbildes an einem Ort und Zeitpunkt legen weitere Untersuchungen nach möglicherweise bisher nicht erkannten Kausal-Faktoren oder relevanten Begleitumständen nahe. Zum gegenwärtigen Zeitpunkt kann auch weiterhin keine eindeutige Ursache für die Häufung von Hitzschlägen am 19. Juli 2017 benannt werden. Aus medizinischer Sicht ist keine Kausalkette erkennbar, die für alle vier Soldaten gleichermaßen zutrifft, zumal Gesamtbelastung und gesundheitliche Ausgangssituation von Soldat 1 [der Verstorbene; T.W.] sich anders darstellen als von den anderen Soldaten. Nach bisherigem Stand ist davon auszugehen, dass jeweils eine individuelle Addition von mehreren Faktoren ursächlich für das Auftreten der Hitzschläge ist.
Deutlicher werden die Mediziner allerdings bei der Frage der Bekleidung der Soldaten:
Bei der Ausbildung wurde am 19. Juli 2017 der Gefechtsanzug mit Splitterschutzweste und Feldjacke, jedoch ohne Feldbluse getragen. Die Bekleidungsisolation wird durch den Verzicht auf die Feldbluse zwar verringert, jedoch ist dieser Effekt nur minimal. Aufgrund der hohen zusätzlichen Belastungen durch das zumindest zeitweise Tragen der Schutzweste sowie weiterer Ausrüstungsteile und vor allem durch die, im Vergleich zu o.a. Modellrechnung, deutliche höhere metabolische Wärmeentwicklung (i.e. Leistungsmarsch/Bewegungsarten im Gelände) ist dieser Effekt vernachlässigbar. Nach einer groben Abschätzung betrug die Gesamtisolation der getragenen Bekleidung zumindest zeitweise mehr als 1,5 clo (Maßeinheit: clo = clothing units; entspricht fester Arbeitskleidung). Dieser Wert ist, insbesondere bei zusätzlich belastender körperlicher Arbeit, für wesentlich kühlere Witterungsbedingungen als die am 19. Juli 2017 im Großraum MUNSTER vorzusehen.
Für vergleichbare Ausbildungsvorhaben sollte zukünftig die Bekleidung bei sommerlichen Bedingungen nach folgenden Grundsätzen gewählt werden:
– Verzicht auf die Feldjacke zur Steigerung der Konvektion in der Bekleidung und gleichzeitige Verringerung des Wärme- und Wasserdampfdurchgangswiderstandes der Bekleidungsschichten,
– Körpernahes Tragen der Feldbluse (über der Unterwäsche) zur Erhöhung der Schweißpufferwirkung der Bekleidungsschichten und zur körpernahen Nutzung der Evaporation (i. e. Verdunstungskälte),
– Tragen der Schutzweste als äußere Bekleidungsschicht zur Verbesserung der Konvektion und
– Klima- und belastungsangepasstes Tragen der Schutzweste.
Die in bestimmten Phasen des Ausbildungstages getragenen Anzugsvariationen waren aus sanitätsdienstlicher Sicht in Bezug auf Leistungsstand und Witterung unangemessen.
Über den Bericht des Heeres, den der Parlamentarische Staatssekretär Markus Grübel den Obleuten der Fraktionen im Verteidigungsausschuss schickte, gibt es auch eine offizielle Mitteilung auf der Webseite des Heeres*. Die Aussagen dort sind im Wesentlichen wortgleich aus dem Bericht entnommen und enthalten die Zusammenfassung aus Sicht der Untersuchungsgruppe, wenn auch viele Details des Berichts eben nicht.
Wesentliche Passagen aus der öffentlichen Mitteilung:
Zum gegenwärtigen Zeitpunkt kann auch weiterhin keine eindeutige Ursache für die Häufung von Hitzschlägen am 19. Juli 2017 benannt werden. Vielmehr verdichtet sich das Gesamtbild, dass in jedem Einzelfall eine ungünstige Verkettung von Umständen und Faktoren vorgelegen hat.
Am 19. Juli 2017 kollabierten bei sommerlichen Außentemperaturen insgesamt vier Soldaten eines Ausbildungszuges der 2. Kompanie des Offizieranwärterbataillons 1 im Rahmen der Ausbildung des Offizieranwärterlehrganges. Einer der Soldaten ist am 29. Juli in einem Universitätsklinikum verstorben. Ein weiterer Soldat befindet sich derzeit noch in einem kritischen Zustand und wird intensivmedizinisch behandelt. Die anderen beiden Soldaten wurden am 2. August aus dem Krankenhaus nach Hause entlassen. Sie absolvieren momentan eine Anschlussheilbehandlung.
(…)
Die Ursachen, die zum Tode des Offizieranwärters (OA) und zu den schwerwiegenden Erkrankungen von drei weiteren Soldaten führten, konnten bislang nicht vollständig aufgeklärt werden. Die derzeit parallel laufenden staatsanwaltschaftlichen und disziplinaren Ermittlungen sowie die eingeleiteten truppendienstlichen Maßnahmen waren bis zur Vorlage des Berichtes noch nicht abgeschlossen.
Dennoch ist festzustellen, dass in Vorbereitung und Verlauf der Ausbildung mehrfach nicht sachgerechte – in einem Fall auch weisungs-/vorschriftenwidrig – Entscheidungen getroffen und Maßnahmen angewandt wurden. Vorbehaltlich der strafrechtlichen Bewertung waren diese aus derzeitiger Sicht für sich gesehen nicht singulär ursächlich für die tragische Entwicklung.
Diese sind im Einzelnen:
Die gleichzeitige urlaubs- und ferienbedingte Abwesenheit mehrerer Vorgesetzter, insbesondere des für die Ausbildung verantwortlichen Kompaniechefs, zu Beginn des Offizieranwärterlehrgangs (OAL) war nicht situationsangemessen und führte dazu, dass die Führungsverantwortung nicht durch den originären Vorgesetzten wahrgenommen wurde.
Die Abwesenheit des Zugführers zu Beginn des ersten Gefechtsdienstes des Zuges aufgrund einer Teileinheitsführerbesprechung war eine schlechte Entscheidung, auch wenn die Führungsverantwortung vor Ort klar geregelt war. Sinnvoller wäre in diesem Fall die Teilnahme des ungebundenen stellvertretenden Zugführers an der Teileinheitsführerbesprechung gewesen.
Die Planung und Durchführung der Ausrüstungskontrolle im Gelände und die daraus resultierende Folgemaßnahme, der Hin- und Rückmarsch zur Kaserne, waren nicht sachgerechte Führungsentscheidungen. Ob es sich bei diesen Maßnahmen um die Durchsetzung eines Befehls oder eine erzieherische Maßnahme handelt ist offen. Wäre es eine erzieherische Maßnahme gewesen, wäre sie falsch. Grundsätzlich ist eine (stichprobenartige) Vollzähligkeitsüberprüfung im Gruppenrahmen vor Verlassen der Kaserne durchzuführen. Darüber hinaus widersprechen der Hin- und Rückmarsch, um die vergessenen Ausrüstungsgegenstände zu holen, dem sich anschließenden Eingewöhnungsmarsch und konterkarieren den Zweck der stufenweisen Steigerung der Belastung beim Marsch. Durch die Vollzähligkeitskontrolle und durch diese Märsche hat die Mehrzahl der OA einen Großteil der gemäß Dienstplan befohlenen Ausbildung versäumt. Die Soldaten sollen zu Beginn ihrer Ausbildung schrittweise an körperliche Belastungen herangeführt werden. Dazu dient auch der Eingewöhnungsmarsch. Phasenweise Laufschritt, erhöhtes Marschtempo oder Liegestütze widersprechen der Zielsetzung eines solchen Eingewöhnungsmarsches und sind zu unterlassen.
Die Ausbildung im Gruppenrahmen und die damit verbundene klare Führung mit jeweils verantwortlichem Gruppenführer fanden nicht statt. Dies lief dem methodischen Grundsatz zuwider, vom Kleinen zum Großen, also von der Gruppe zum Zug, auszubilden. Die Einschätzung der individuellen Leistungsfähigkeit der OA durch den jeweiligen Gruppenführer, wie sie bei der Ausbildung im Gruppenrahmen gegeben ist, wird dadurch erschwert. Die originäre Gruppeneinteilung ist, soweit möglich, während der gesamten Ausbildung im OAL beizubehalten.
Der am Ausbildungstag getragene Anzug mit der Feldjacke über der Splitterschutzweste war an Leistungsstand und Witterung nicht angepasst, jedoch durch die übergeordnete Befehlsgebung vorgegeben. Daher konnte der Zugführer der Auffassung sein, dass eine Änderung des Anzuges ein Verstoß gegen diesen Befehl sei. Die sinnvolle Maßnahme des Ablegens der Schutzweste erfolgte auf Empfehlung des Truppenarztes. Das Tragen des Helms beim Eingewöhnungsmarsch widersprach der Weisungslage.
Die fehlende Vorgabe in der geltenden Regelungslage, einen Unterricht/eine Belehrung zum Thema „Marsch“, einschließlich Vermeidung Hitze-/Kälteschäden, in Vorbereitung auf den „Eingewöhnungsmarsch sechs Kilometer“ durchzuführen, ist zu verändern. Dies muss auch Bestandteil der vorbereitenden Ausbildung der Ausbilder (AdA) sein.
Die oben genannten Untersuchungsergebnisse erscheinen nicht singulär ursächlich für einen Wärmestau als Ursache für einen Hitzeschlag, wirkten sich jedoch vermutlich nachteilig auf die Ereignisse aus. Daher sind sie im Heer insgesamt, ganz besonders aber im Ausbildungskommando (AusbKdo), im Ausbildungszentrum Munster und im Offizieranwärterbataillon 1 (OA-Btl 1) durch die Vorgesetzten intensiv auszuwerten, um eine Wiederholung auszuschließen. Erste Empfehlungen dazu, wie eine Anpassung der Anzugsregelung, sind bereits heeresweit umgesetzt.
Interessant ist, dass in der veröffentlichten Mitteilung möglichen Fehlern der Ausbilder deutlich mehr Raum – und Bedeutung? – gegeben wird und die medizinischen Schlussfolgerungen dagegen sparsam ausfallen. Das mag Gründe haben, ein wenig wirkt es aber so, als werde dieser Aspekt als wichtiger angesehen.
Immerhin heißt es in einem der letzten Absätze des Berichts der Untersuchungsgruppe:
Eine sachgerechte Anpassung der persönlichen Ausrüstung an Ausbildungsthemen und Witterung ist in die Verantwortung des Führers vor Ort zu legen. Dabei geht Zweckmäßigkeit vor Einheitlichkeit auf übergeordneter Ebene. Die Umsetzung dazu ist im Heer angewiesen.
Nachtrag 1. September: Die vom BMVg veröffentlichte Stellungnahme der Ministerin zu dem Bericht:
Ich bin sehr betroffen von dem Geschehen an diesem Ausbildungstag in Munster. Meine Gedanken sind sowohl bei dem verstorbenen Soldaten und seinen Angehörigen, aber auch bei allen anderen Betroffenen, die Hitzschläge erlitten haben und zum Teil noch hart mit den gesundheitlichen Folgen ringen. Das gleiche gilt für die beteiligten Ausbilder und Vorgesetzten, die schwer an den Geschehnissen tragen.
Die Spitzen von Heer und Sanität haben in den vergangenen Wochen enorme Anstrengungen unternommen, das Geschehen umfassend aufzuklären. Bisher zeichnet sich in dem vorliegenden Bericht trotz einiger beanstandeter Verhaltensweisen und widrigen Umständen keine klare singuläre Ursache ab, die für sich gesehen den Todesfall oder gar das tragische Gesamtgeschehen des Tages erklären könnte.
Die Untersuchungen sind noch nicht abgeschlossen, zumal auch die Staatsanwaltschaft eigene Ermittlungen führt und immer noch neue Hinweise zur Kenntnis gelangen. Das sorgfältige und akribische Vorgehen der Untersuchungsgruppe in Verantwortung von Heer und Sanität verdient hohe Anerkennung. Für die gesamte Bundeswehr ist es wichtig, dass wir die Ursachen genau analysieren und die richtigen Schlussfolgerungen ziehen, um das Risiko einer Wiederholung des tragischen Geschehens in Zukunft zu vermindern.
(*Da in absehbarer Zeit die Bundeswehr-Webseiten auf ein neues System umgestellt werden dürften und dieser Inhalt dann dort nicht mehr abrufbar ist, hier zum späteren Nachlesen der aktuelle Stand der Webseite als pdf-Datei: 20170831_OA-Munster_Bericht)
(Archivbild 2010: Rekruten in der Grundausbildung beim Marsch in Torgelow – Thomas Köhler/photothek.net )
@ThoDan | 05. September 2017 – 19:56
„AFAIK ist die „Feldjacke/Flecktarn Parka“ nicht mehr überall so Dick wie der Oliv Parka, es wurden einige Details verbessert und das Vlies wurde durch ein nichtkomprimierbares Futter aus Polyester (?) ersetzt, aber immer noch ein ziemlich warmes Kleidungsstück.“
1. Es ist KEIN Parka mehr!
2. Es ist in der Tat nicht mehr so dick wie der Parka.
3. Es hat gar kein Futter mehr! Die wärmende Schicht wurde von der Feldjacke komplett getrennt und ist ein eigenes Bekleidungsstück welches im Zwiebelschalenprinzip mit diversen anderen Bekleidungsstücken kombiniert werden kann, aber NICHT an die Feldjacke gebunden ist.
Wie schon wiederholt erbeten, auch diesmal wieder: Nehmen Sie nicht Ihre jahrzehntealte Bilder und übernehmen Sie diese in das Jahr 2017!
„Bei einer Feldbluse gehe ich prinzipiell nicht davon aus, diese wäre nur innendiesnttauglich und da mir mehrfach mitgeteilt wurde, die Ausrüstung unserer Soldaten wäre gut, ging ich davon aus wer es bräuchte hätte ein Combat Shirt.“
Ein „Combat-Shirt“ ist ein Teil eines Bekleidungskonzeptes, welches nichts mit dem Bekleidungskonzept der fraglichen OA zu tun hat und auch nur SEHR eingeschränkt übernehmbar wäre. Und selbst wenn, für eine solche konzeptübergreifende Ausrüstung für eine „Grundausbildung“ gibt es zunächst einmal derzeit auch gar keinen (zwingenden) Grund.
@stupsapotheker | 05. September 2017 – 18:41
Danke! +1 „Sprengstoff als Schlankmacher“
@ ThoDan | 05. September 2017 – 19:56
„So meinte ich das gar nicht, mir ging es um keine Hexenjagd um „Schuldige“ zu finden.“
Kein Problem. Aber hier im Blog wurde schon von mutmaslichen „Schleifermethoden, Führungsversagen, vom bösen Parka bis hin zur Straftaten und ursächlichen Kausalketten“ alles an vermeintlichen Ursachen/Erkenntnissen in den Raum geworfen und Erkenntnisse aus der eigenen Grundausbildung vor 25/30 Jahren geschildert, dass einem Angst und Bange wird.
Unsere Regierung hat ein Haltungsproblem bei dem grenzüberschreitenden Internethandel mit Pillen aller Art. Unglaublich, daß sowas wie [xxxxx.com] mit den Kumpanen bei [xxxx.org] weiterhin die Menschheit vergiften können.
Bei kleineren Delikten hat man schon konsequenteres Handeln gesehen.
Und niemand will politisch verantwortlich sein.
Es läuft etwas grundsätzlich falsch in diesem Staat.
[Die Nennung der Webadressen und damit auch der konkreten Firmen habe ich gelöscht – zum einen muss ich keine Werbung dafür machen, zum anderen sind die Aussagen, die Sie zu diesen Unternehmen treffen, justiziabel. Und dann unter Pseudonym, damit der juristische Ärger bei mir landet? Bitte nicht. T.W.]
Vielleicht etwas spät um hier noch etwas beizutragen, aber BMI von 30 bedeutet nicht automatisch adipös, der einfache Vergleich von Körpergröße zu Gewicht hat keinerlei Aussagekraft über die tatsächliche Fitness, wer das nicht glaubt möge mal den einen oder anderen Sportler anschauen welcher kaum Körperfett aber einiges an Muskeln hat ;-)
Sollte der verstorbene OA allerdings zu der Gruppe der nichtmuskolösen gehört haben dann gehört deutlich nachgefragt warum er eingestellt wurde, ich vermute mal Bedarf schafft Eignung, ein Armutszeugnis in diesem Fall.
Es scheint irgendwie untergegangen zu sein, aber den konkretesten Hinweis der letzten Tage hat @stupsapotheker | 05. September 2017 – 18:41 geliefert.
Die Hannoversche Allgemeine Zeitung ist eine seriöse Quelle. Wenn Diätpillen mit DNP (sog. „Fatburner“) im Spiel waren, die nachweislich den Thermalhaushalt des Körpers außer Kraft setzen, dann könnte das der entscheidende Hinweis für den evt. kausalen Zusammenhang der vier Hitzschlagfälle sein. Vorausgesetzt, alle vier haben das Zeug genommen.
Da bleiben natürlich Fragen offen. Wieso weiß die Polizei das, die Bundeswehr aber offensichtlich nicht? Wurde das bei der Untersuchung durch die Bw übersehen oder extra ausgeblendet? Ist der Bericht bewusst geschönt? Wenn die Bw dieses wusste, wieso wurde es nicht kommuniziert?
Manche Antworten mag ich mir gar nicht vorstellen. Es graust mich.
Wir können schon mal über das nächste Bauernopfer nachdenken. Der Ausbildungschef Heer musste wegen Pfullendorf ran, aber es gibt ja noch einen Inspekteur Heer. Ironie off/
@Pio-Fritz
Vorsicht bitte. Die HAZ hatte dazu Angaben von einem ungenannten Polizeibeamten, keine offiziellen Polizeiaussagen – und die Angaben waren auch eher Vermutungen. Jetzt daraus die Kausalkette aufzumachen: Polizei sagt Pillen, Bundeswehr weiß das nicht oder verheimlicht das, vorausgesetzt dass… etc… ist nichts anderes als heftiges Spekulieren bislang. So hier bitte nicht.
/edit: Und wenn jetzt noch was draufgesetzt wird, also die Spekulation noch weiter detailliert ausformuliert wird, kommen wir auch nicht weiter. Auch wenn man es Hypothese nennt – so lange die Grundlage dafür nur eine sehr wacklige Aussage ist, bitte ich davon Abstand zu nehmen.
@T.Wiegold
Ich habe das aus dem Artikel anders gelesen. Nämlich, dass die Pillen tatsächlich im Spiel waren und das es eine offizielle Aussage eines ermittelnden Beamten war.
Leider ist im Moment die gesamte Ursachenforschung, die hier diskutiert wird mit Spekulationen und Hypothesen durchzogen, da der Bw-Bericht kein klares Ergebnis liefert. Deshalb auch das Wörtchen „Wenn“ von mir. Aber ich werde mich in Vorsicht üben.
[Das Zitat aus dem Bericht der HAZ:
Meint er, jeder wisse doch – klassische Formulierungen in offiziellen Aussagen…. So weit ich weiß, stimmt noch nicht mal das mit der gemeinsamen Stube.
Die fraglichen Pillen stehen jedenfalls nicht auf der Liste der Medikamente, die in den Spinden lt. Bundeswehr gefunden wurden. T.W.]
Regierungspressekonferenz, 1.9.2017:
„Bei den von Hitzschlägen betroffenen Soldaten gab es Drogen-Screenings.“ … „Es gibt toxikologische Untersuchungen. Es gab Blut- und Urinproben. Es wurde auf Medikamente, Lebensmittel, Nahrungsergänzungsmittel, leistungssteigernde Substanzen und Rauschmittel hin untersucht. Der Gesundheitszustand wurde im Vorfeld abgeglichen, bevor die Offiziersanwärter zur Bundeswehr gekommen sind. Es wurden hier auch Fragen der Korrelation zwischen einzelnen Substanzen, der Leistungsphysiologie und der Thermoregulation geprüft. Es ist also wirklich bis ins Detail – vielleicht auch bis hin zu genetischen Prädisposition – geprüft worden, ob es da Anhaltspunkte gibt. Es wird hier jedem Detail nachgegangen, und ich warne davor, hier irgendetwas herauszuziehen und dem mehr Bedeutung beizumessen, als am Ende des Tages tatsächlich gerechtfertigt ist.“
https://www.bundesregierung.de/Content/DE/Mitschrift/Pressekonferenzen/2017/09/2017-09-01-regpk.html
Was für toxikologische Untersuchungen?
Wurde auf DNP geprüft?
Welche verschreibungspflichtigen Medikamente?
Welcher Arzt hat sie verordnet, oder illegal beschafft?
Welche Nahrungsergänzungsmittel?
Waren Sie verunreinigt mit nicht deklarierten, illegalen Zusatzstoffen?
Waren den Ausbildern die Arzneimittel und Nahrungsergänzungsmittel bekannt, Spindkontrolle? (Stichwort „Pflicht zur Gesunderhaltung“)
Viele Fragen offen…
Solange nicht die Details veröffentlicht werden, ist alles Spekulation.
Also abwarten.
P.S.:
Ja, es gibt eine Bodybuilder-Szene auch in der Bundeswehr. Die Armee als Spiegel der Gesellschaft.
Ja, es gibt Bodybuilder, die illegale Substanzen missbrauchen. Ab und an stirbt einer daran.
Ja, es gibt eine Nazi-Internetseite mit verhetzenden Inhalten mit Werbelink zu illegalem Doping-Versand.
Ja, vom Wehrbeauftragten wird zitiert, daß die Bundeswehr „strukturell anfälliger“ für Rechtsextremismus als andere Bereiche der Gesellschaft sei.
Ja, ohne Nazi gibt es auch bei einer bekannten Internet-Auktionsplattform Fettverbrenner-Versender aus dem EU-Ausland, die ausdrücklich nicht an Feldpost/Bundeswehr-Adressen versenden, nur an Privatanschrift.
Es würde der Bundeswehr nutzen, Spekulationen zu verhindern, indem man offener mit den bereits vorhandenen Informationen wäre.
@stupsapotheker
Ja, es fehlen bislang tatsächliche toxikologische Ergebnisse.
Aber daraus jetzt die Spekulationskette mit illegalen Substanzen und Rechtsextremisten aufzumachen… sorry, so bitte hier nicht.
@Koffer
Entschuldigung, ich nahm was mir vom Flecktarn Parka*/Feldjacke bekannt war, aber irgendwie scheine ich fälschlich den Eindruck erweckt zu haben, man hätte den Kälteschutz dazu getragen/tragen müssen.
Nein, nach allem was mir über diese Flecktarnjacke bekannt ist, ist sie nicht mehr so dick wie der Oliv Parka ohne Futter, aber immer noch zu isolierend für diese Temperaturen.
*Die Bezeichnung Flecktarn Parka habe ich benutzt, weil sie mir seit längerem bekannt ist(die Bezeichnung Feldjacke dafür ist mir neu) und um sie von der irreführend bezeichnenden Feldbluse klar zu unterscheiden.
Auch die Fliesjacke im Olivparka war nicht an denselben gebunden, man konnte sie herausnehmen, und kombinieren oder einzeln nutzen.
@MA
Ich gehe davon aus, diese Jacke ist für die Temperaturen zu isolierend ist.
@ ThoDan | 06. September 2017 – 11:54
„Ich gehe davon aus, diese Jacke ist für die Temperaturen zu isolierend ist.“
Ich denke, dass es hier ganz unterschiedliche Ansichten gibt. Ich persönlich finde sie nicht zu ‚isolierend“ da sie weiter geschnitten ist und durch die Reisverschlüsse unter den Achseln geöffnet werden kann, was hilfreich ist.
Abr die OA hatten, so wie ich dies nachlesen konnte, keine Feldbluse darunter, was (aus meiner Erfahrung) sinnvoll ist.
Und um das Wort „Früher“ (im Vergleich mit der pesr. Ausrüstung zu nutzen) trugen die Soldaten neben dem oliv-grünen Unterhemd noch das Feldhemd und dann die Feldbluse/-jacke – die (aus meiner Erinnerung) körpernah geschnitten waren – und bei kalten Witterungsverhältnissen noch den Parka ggf. mit Teddyfutter.
Heute ist aber Heute und meiner persönlichen Meinung nach, handelt es sich um einen tragischen Vorfall, der sauber und vorurteilsfrei untersucht und danach bewertet werden muss.
Durch wen und wie er bewertet wird, werden auch erst die Untersuchungen/Ermittlungen ergeben.
Danach müssen sich die verantwortlichen Vorgesetzten Gedanken machen, wie man einen weiteren Vorfall, so weit es überhaupt möglich ist, vermeiden kann.
Im Moment wird leider – und zwar in alle Richtungen – sehr viel spekuliert und mit „Verdächtigungen“ und teilweise „Anschuldigungen“ im Raum hantiert.
@stupsapotheker: Ist Ihnen schon mal in den Sinn gekommen, dass diese Informationen, die Sie so vehement einfordern, vielleicht unter den Schutz des Persönlichkeitsrechtes fallen – respektive ihre Preisgabe an nicht Berechtigte eine Straftat darstellen können? Das sind medizinische Daten, die eben nicht jedem verfügbar gemacht werden DÜRFEN!
Wenn man eine eindeutige Ursache gefunden hätte, dann wäre dies auch in geeigneter Form publiziert worden. So bleibt es dabei: Diese gibt es nicht oder sie ist noch nicht gefunden.
Und leider (was Sie ja wissen sollten, wenn Sie sind was Ihr Pseudonym ahnen lässt) kann man nur finden, was man sucht und das ist bei der großen Bandbreite der Möglichkeiten extrem aufwändig.
@ stupsapotheker | 06. September 2017 – 11:35
Sarkasmus on: Gäbe es einen Hinweis auf Nazi-Verbindungen, wäre Frau von der Leyen bereits persönlich mit der Hauptstadtpresse in Munster erschienen, hätte alles inspiziert und alle Spinde und Kasernen durchsuchen lassen. /off
Im Ernst: Das hier langsam zu Tage tretende Problem in den Streitkräften ist für die Streitkräfte wesentlich ernster, als ein paar braune Deppen mit Vorliebe für eigenartige Raumgestaltung. Wobei es durchaus Schnittmengen zwischen dummer/verfassungsfeindlicher politischer Einstellung und inakzeptablen sonstigen Verhaltensweisen geben kann.
Es stellt sich langsam die Frage, ob für den Nachwuchs der Bundeswehr inzwischen gezielt Personen aus Milieus angeworben werden (müssen), die man früher bewusst nicht haben wollte. Und wenn sich im Verteidigungsministerium nicht alle die Hose mit der Kneifzange zumachen, ist man sich der Probleme auch sehr wohl bewusst. Gerade deshalb möchte man sie vor einer Bundestagswahl nicht thematisiert haben, macht kryptische Pressekonferenzen und beantwortet die relevanten Fragen nicht.
@ T.Wiegold | 06. September 2017 – 10:31
Was genau war an meiner Hypothese von heute Morgen so abwegig, dass Sie sie gelöscht haben?
Haben Sie zufällig schon was zum Thema DNP und Verbindungen zur regionalen Drogenszene im Fitnessumfeld herausgefunden?
[Ihre Hypothese von heute morgen beruhte auf einem Ausgangspunkt, für den es bisher keine belastbaren Hinweise gibt. Und: Nein. T.W.]
@ThoDan | 06. September 2017 – 11:54
ich habe den Eindruck, Ihre Erinnerungen an Ihre Ausrüstung sind sehr verschwommen.
„*Die Bezeichnung Flecktarn Parka habe ich benutzt, weil sie mir seit längerem bekannt ist“
Die Bezeichnung kann Ihnen nicht länger bekannt sein, es gibt sie im Flecktarn Bekleidungskonzept offiziell schlicht nicht.
Die Bekleidung, die Sie meinen heißt korrekt steingrau-oliv, einigen wir uns auf oliv als Farbe. da besaß der Soldat Feldbluse, Feldjacke und Feldparka.
Bei der Flecktarn Bekleidung besitzt der Soldat Feldbluse und Feldjacke. Der Parka wurde ersatzlos gestrichen. dafür gibt es eine separate Wärmeschutzjacke, die man bei bedarf unter der Feldjacke trägt.
Gefechtsdienst- oder Geländeausbildung gab/gibt es bei beiden Konzepten ausschließlich mit Feldjacke, niemals mit der Feldbluse solo. Bei der Oliven Bekleidung konnte man die Feldjacke mit Knöpfen mit der Hose verbinden, so das man quasi einen Overall hatte. das geht bei Flecktarn nicht.
„Auch die Fliesjacke im Olivparka war nicht an denselben gebunden, man konnte sie herausnehmen, und kombinieren oder einzeln nutzen.“
Das ist falsch. der Parka hatte ein Teddy-Fell, das eingeknöpft war. man konnte es herausknöpfen, aber nicht separat nutzen. Im oliven Bekleidungskonzept stellte der Parka in Verbindung mit dem Poncho auch den Nässeschutz dar, bis in der 2.Hälfte der 80er der grüne Nässeschutz (nicht atmungsaktiv) eingeführt wurde.
Nehmen Sie das einfach an von jemanden, der beide Bekleidungskonzepte getragen hat bzw. noch trägt.
@MA | 06. September 2017 – 12:30 und @ThoDan | 06. September 2017 – 11:54
„Ich persönlich finde sie nicht zu ‚isolierend“ da sie weiter geschnitten ist und durch die Reisverschlüsse unter den Achseln geöffnet werden kann, was hilfreich ist.“
+1
@MA Ich stimme Ihnen nachdrücklich zu! Natürlich ist die Feldjacke „wärmer“ als die Feldbluse, aber für den Gefechtsdienst ist sie dennoch nach langjähriger und hungertausendfach erprobter Praxis im AKTUELL, QUERSCHNITTLICH eingeführten Bekleidungssystem (und nur das ist für eine „Grundausbildung“ bei OA des Heeres zielführend) ein hinreichender Kompromiss,
@ThoDan
Und selbst wenn Sie das anders sehen, was hätte das dann mit einem Todesfall zu tun, der aus einem Vorfall am noch recht frühen (und NICHT heißen) MORGEN resultiert?!
Ihre Ablehnung der dienstlichen Ausrüstung aus einem Blickwinkel eines (kurzen) Wehrdienstes von vor Jahrzehnten ist mir bekannt und auch ich stimme Ihnen teilweise AUSDRÜCKLICH zu, wenn Sie Verbesserung und regelmäßige Modernisierung auch der Bekleidung vor.
Aber ich widerspreche Ihnen, wenn Sie zivile Maßstäbe über militärische Anforderungen setzen UND/ODER wenn Sie Dinge mit einander verknüpfen, die nichts mit einander zu tun haben.
@Pio-Fritz
Ich habe vor diesem Thread im zivilen nie eine andere Bezeichnung für diese Jacke gehört als Flecktarn Parka und Parkafutter für die Kälteschutzjacke.
Flecktarn habe ich vor ca 25 Jahren bei der BW nie gesehen
Der Ausdruck Feldbluse für das Feldhemd ist mir ebenfalls neu und wäre auch eine interessante Definition.
Ich wüsste auch nicht was daran hindern sollte das Teddy Fall ohne Parka zu nutzen.
@Pio-Fritz
„…da besaß der Soldat Feldbluse,…“
Das war dann wohl eher das Feldhemd. ;-)
Nix für ungut.
MkG
T.L.
@ThoDan | 06. September 2017 – 16:30
„Ich wüsste auch nicht was daran hindern sollte das Teddy Fall ohne Parka zu nutzen“
Sehr geehrter Herr!
Müssen Sie mir jetzt wirklich mit Ihrem regurgitierenden Anzugs- und Ausrüstungsbashing auch noch das Lesen dieses Diskussionsfadens erschweren.
Das hat ja nun wirklich nichts mit den mindestens tragischen Ereignissen im OA-Bataillon zu tun.
Ich weiß schon, was mich z.B. früher daran hinderte, das Teddy-Fell ohne Parka zu nutzen:
es hätte im besten Falle merkwürdig ausgesehen, ein solcher gewandeter Schrat, wäre, nur in dieser Aufmachung, wohl kaum als Soldat zu identifizieren gewesen und … jetzt kommt’s: diese Abwandlung war in der damaligen Anzugsordnung für die Bundeswehr schlicht nicht vorgesehen.
Was hindert mich heute daran, die Jacke des Trainingsanzugs zur Diensthose als Überfallhose, dazu mit Kampfstiefeln und Koppel zu tragen? ……
Herr Wiegold, bitte entschuldigen Sie diesen, eigentlich ebenfall überflüssigen, Einwand.
[Ich neige dazu, den Ton desselben nicht wirklich zu entschuldigen und rate dringend im Umgang mit anderen Kommentatoren zu einer anderen Wortwahl. Außerdem: Ich habe den Nick mal in den geändert, den Sie sonst hier benutzen. Auch nach Bedarf wechselnde Nicknames sind hier nicht gerne gesehen. T.W.]
@Feldjacke:
„Natürlich ist die Feldjacke „wärmer“ als die Feldbluse, aber für den Gefechtsdienst ist sie dennoch nach langjähriger und hungertausendfach erprobter Praxis im AKTUELL, QUERSCHNITTLICH eingeführten Bekleidungssystem (und nur das ist für eine „Grundausbildung“ bei OA des Heeres zielführend) ein hinreichender Kompromiss,“ (Koffer)
+1
Trotzdem folgendes Beispiel aus einem Geländedienst (vor ca. 10 Jahren):
Befehl: Feldbluse aus, Feldjacke an.
Dann hitzebedingter Ausfall mehrerer Soldaten inkl. Einsatz Rettungshubschrauber
Befehl: Feldjacke aus, Feldbluse an.
Alle Ausfälle waren mMn auf unzureichendes, eigenverantwortliches Training der Soldaten zurückzuführen. Nur kann es – bezogen auf heute – eigentlich nicht Sinn der Sache sein, im hohen Maße Ausfälle bis hin zu einem Todesfall in der Grundausbildung zu produzieren.
@K.B.
Was ist mit
„unzureichendes, eigenverantwortliches Training der Soldaten “
gemeint?
@K.B. | 06. September 2017 – 19:38
„Nur kann es – bezogen auf heute – eigentlich nicht Sinn der Sache sein, im hohen Maße Ausfälle bis hin zu einem Todesfall in der Grundausbildung zu produzieren.“
Ich stimme Ihnen in dieser Aussage zwar inhaltlich zu, aber es gibt nach jetziger Erkenntnislage noch keine überzeugenden Argumente, dass die Feldjacke irgendetwas mit dem Todesfall zu tun hat!
Bei den drei anderen Ausfüllen mag sie möglicherweise (theoretisch!) durch die warmen Temperaturen und die Vorbelastung vielleicht ein Teil einer unglücklichen Zufallsverkettung von Umständen gewesen sein (auch wenn ich das bezweifle, aber theoretisch denkbar wäre es ja schon), aber beim Todesfall, der sich ja ganz zu Beginn der Ausbildung am Morgen bei noch niedrigen Temperaturen und ohne größere Vorbelastung ereignet hat ist das mEn abwegig.
Ich verfolge die Debatte mit großem Erstaunen. Das Tragen einer Feldjacke wird als wichtiger erachtet als die körperliche Leistungsfähigkeit und die potenzielle Einnahme von gefaehrlichen chemischen Substanzen.
Glaubt wirklich jemand ernsthaft daran, dass ein gesunder junger Mann auf einem Marsch tot zusammen bricht wegen falscher Kleidung?
Ich hatte meine eigene Grundausbildung im Hochsommer in den 70er Jahren und wir hatten immer zuviel und nicht zweckgerechte Kleidung, hatten massenhaft Nachtalarme mit Märschen, wurden pausenlos hin und her gescheucht usw. usw.
Wir waren aber koerperlich tauglich und haben keine Medikamente/Substanzen genommen, die nicht vom Arzt verschrieben waren.
Die Debatte um den Anzug fuehrt schlicht am Kern des Problems vorbei.
@ Pete | 06. September 2017 – 21:51
„Glaubt wirklich jemand ernsthaft daran, dass ein gesunder junger Mann auf einem Marsch tot zusammen bricht wegen falscher Kleidung?“
Nein, das „glaube“ ich auch nicht, aber ich weiss eben auch nicht mehr wie das, was durch die Bundeswehr und über die Presse bekannt wurde. Daher ist alles, bis eine eindeutige Ursache feststeht, Spekulation oder „Hätte, Wäre, Fahradrette“.
Die Anzugsdebatte ist durchaus ein wesentlicher Teil des Problems, weil der Anzug nämlich bisher das einzige Gemeinsame bei den 4 Erkrankten ist von dem wir sicher wissen … selbst die Umgebungstemperatur hat sich im Tagesverlauf verändert, aber dass es warm war kann man als weitere Gemeinsamkeit werten … und dann ist eben die Rechnung erst einmal:
Temperatur * Luftfeuchtigkeit * isolierende Kleidung * körperliche Belastung = Hitzschlag
Unbenommen, dass es in der Formel Platz für „Unbekannte“ gibt:
Medikamente, Drogen, Krankheit, genetische Disposition, Flüssigkeitsmangel, fehlende Akklimatisierung …. man kann die Liste beliebig fortsetzen … allein für uns ist alles Spekulation!
@ Pete:
Bevor – zumindest mir – dieser Vorfall überhaupt bekannt war, wurde seitens der „Obersten Heeresleitung“ über den großen LoNo-Verteiler daran erinnert, dass es eine Vorschrift betreffs Fußmärschen bei höheren Temperaturen gibt – dem Duktus nach ist sie schon ein paar Tage alt. Ausreichende Pausen, ausreichend trinken, ggf. Anzugserleichterungen usw. Im Zwischenbericht zum vorliegenden Vorfall wurde dann auch explizit auf den Anzug an diesem Tage abgehoben. Insofern ist es verständlich, dass auch hier darüber gesprochen wird.
Es bleibt festzuhalten, das der veröffentlichte Bericht unvollständig und daher unzureichend ist, insofern kann von Aufklärung des Falles durch die Bw selbst keine Rede sein.
Anscheinend hält man sich bedeckt, weil der Staatsanwalt noch ermittelt. Also bleibt nur, den Bericht des Staatsanwaltes abzuwarten, falls dieser veröffentlicht wird. Wie schon bei den Vorgängen in Pfullendorf geschehen, kann das durchaus mit Überraschungen enden.
Die Abarbeitung der Ereignisse innerhalb der Bw lässt im Bereich Öffentlichkeitsarbeit durch das BMVg sehr zu wünschen übrig.
@Pete:
„Die Debatte um den Anzug fuehrt schlicht am Kern des Problems vorbei.“
+1
@ThoDan:
Alle Offiziersanwärter wissen frühzeitig, wann sie zur Bundeswehr gehen und was sie dort erwartet. Gleiches gilt Aktive und Reservisten, für die körperlich fordernde Lehrgänge anstehen.Und wer sich dann nicht mal ansatzweise vorbereitet, dem attestiere ich „unzureichendes, eigenverantwortliches Training“.
@Pete
Es ist mkn nicht mal zweifelhaft, das sehr viele Soldaten, Krieger auch wegen „ungeeigneter“ Ausrüstung, Kleidung, d.h. Dehydrierung, Hitzestau/Hitzschlag, Unterkühlung etc. gestorben sind oder dem Gegner unterlegen waren.
Ungeeignet wegen militärischer Notwendigkeit, Ressourcenmangel aber auch aus anderen eher nichtigen Gründen.
Wobei gesund wohl auch nicht immer fit bedeuten dürfte.
@ACE „weil der Anzug nämlich bisher das einzige Gemeinsame bei den 4 Erkrankten ist von dem wir sicher wissen“
Wir hier wissen noch nicht mal das. Wir wissen, daß die mitgeführte Ausrüstung der Rekruten nicht einheitlich war. Möglicherweise war ja die getragene Bekleidung ebenso nicht einheitlich. Vielleicht hatten manche Feldjacke und Feldbluse und Unterhemd übereinander getragen, weil sie es nicht besser wussten. Rekruten am ersten Tag draussen: das ist doch wie Kindergarten. Da kann jede Kleinigkeit falsch gemacht worden sein.
Wir wissen auch nicht, ob alle getragene Bekleidung dienstlich geliefert wurde. Im Bundeswehrforum finden sich regelmässig Fragestellungen, was man zusätzlich kaufen soll für die AGA. Manche kaufen doppelte Bekleidung, damit Mama/Freundin am Wochenende/Freitagabend nicht so Stress hat mit Waschen. Die Militaryshops liefern gerne, auch aus uralten Depotbeständen, die zur jahrzehntelangen Aufbewahrung mit Fungiziden/Pestiziden imprägniert worden sind. Schadstoffe können über die schweissnasse Haut aufgenommen werden. Daher: neu gekaufte Kleidung immer zuerst waschen. Das wird aber von Rekruten nicht gemacht. Kleiderkammer >> Spind >> anziehen.
Wir wissen auch nicht, ob Tarnschminke getragen wurde, und ob -wie vorgeschrieben- nur dienstlich gelieferte Tarnschminke verwendet wurde. Die Generation Ballerspiel am ersten Tag draussen: manche Jugendliche haben zwecks Airsoft-Spielen jede Menge „Zeuch“ gekauft. Ein bekannter Military-Versender bietet allein 18 verschiedene Sorten Tarnschminke an.
Man beachte die Internetseite „Produktwarnung“. Fortlaufend Hinweise auf kontaminierte Nahrung, Bekleidung, Schuhe, Kosmetik, z.B. 3% (!) Phenol in Henna-Körperfarbe. Die Fipronil-Warnung in Eiern findet sich auch dort.
Oder hier in diesem Blog:
http://augengeradeaus.net/2013/12/gefahr-fur-die-bundeswehr-die-handschuhe-des-todes/comment-page-1/
„Die Handschuhe des Todes“ klingt ironisch, als ob man das nicht so ernst nehmen sollte. Aber so etwas ist kein Einzelfall, in dunkler Erinnerung habe ich aus den 80er/90er Jahren einen Bundeswehr-Schlafsack, der immer so „chemisch“ gerochen hat und irgendwann wegen Schadstoffbelastung zurückgerufen und ausgesondert wurde.
Die Anzahl der Hyperthermie-Fälle ist auffällig. Die Infanteristen hier sind wie der vorläufige Untersuchungsbericht der Meinung, daß eine Jacke mehr oder weniger nicht ausschlaggebend sein kann.
Hyperthermie kann vielfältige toxikologische Ursachen haben.
Zitiert aus Daunderer, Notfalltoxikologie, ecomed Verlag 1994:
„Hyperthermie: Arsen, Atropin(Tollkische),Aufputschmittel, Chinin, Dinitrophenol, Ephedrin, Ethanol, Heroin, Metalldampf (Kupfer, Zinn), Nikotin, Pflanzenschutzmittel (Dinitrokresol, Dinitrophenol), Psychopharmaka, Salicylate“.
Da ist für jeden etwas dabei. Atropin-Abwandlungen sind in einzelnen Asthmasprays enthalten. Aufputschmittel soll es gelegentlich in Diskotheken geben. Chinin in Limonaden im Mannschaftsheim, Ethanol und Nikotin ebenso. Eine Ephedrin-Abwandlung mit einer Salicyl-Abwandlung in einem bekannten, frei verkäuflichen Erkältungsmedikament. Dinitrophenol/DNP hatten wir schon angesprochen. Falls man danach im Labor gesucht und es nicht gefunden hat: vielleicht war es Dinitrokresol / DNOC? DNOC wurde bis in die 90er Jahre vielfältig verwendet, in der Landwirtschaft, auch als pilzhemmendes Mittel bei Bekleidung und Leder. Und da sind wir wieder bei den Handschuhen des Todes, die 1991 vielleicht chemisch imprägniert waren. Man weiss es nicht.
Bei den Bodybuilder-Supplements gibt es eine unkontrollierbare Anzahl von Produkten, ebenso bei Bekleidung usw. Toxikologisch ist es die Suche nach der Nadel im Heuhaufen. Zitat Daunderer: „Ein Chemiker beschäftigt 100 Toxikologen“, und Prof Wassermann wird damit zitiert, daß die klinische Toxikologie den Wettlauf mit der Chemie längst verloren habe.
Eine große Detektivarbeit. Verdorbene Nahrung kann ebenso ursächlich sein, das wurde schon angesprochen.
Zentralinstitute und Untersuchungsstellen suchen nur gemäß Auftrag, und man findet nur das, wonach man gezielt sucht. Wer erteilt den konkreten detaillierten Suchauftrag? Der Jurist der Staatsanwaltschaft hat keine Kenntnis der Chemie, der Infanterist in den Kommissionen auch nicht.
Aber eines wissen wir: wenn jemand suchen lassen will, dann wird gesucht, überall.
Nach langer Überlegung habe ich mich zu diesem Kommentar durchgerungen.
Ich bin weiblich und habe nie gedient. Als Mutter macht mich diese Nachricht sehr traurig und betroffen.
So ein Marsch in dieser Kleidung, bei Temperaturen um 27 Grad plus, und für Niedersachsen typisch hohen Luftfeuchtigkeit, mit teilweise untrainierten Rekruten, welche knapp zwei Wochen bei der BW waren, ist nicht mit einem flotten Spaziergang in luftiger Kleidung vergleichbar. Deshalb halte ich einen Hitzschlag unter diesen Umständen, auch ohne Einnahme von Drogen, für wahrscheinlich.
Menschen mit niedrigen Blutdruck oder Übergewicht gelangen da schnell an körperliche Grenzen.
Ehrgeiz und Gehorsam verdrängen Alarmsignale. Eigene Erfahrung aus meiner Zeit im Leistungssport.
Der BMI des jungen OA war evtl. noch nicht optimal, aber vielleicht sein IQ anderen voraus. Jeder hat seine Stärken. Und vielleicht wollte er studieren, was die BW Hände ringend sucht.
Mir stellt sich immer wieder die Frage nach der Erstversorgung der Betroffenen. Waren die Neuen schon ausreichend in erster Hilfe geschult? Wenn nicht, sollte man das Kapitel dringend vor solchen Märschen behandeln.
Der junge Mann starb später im Krankenhaus an Multiorganversagen und einer Sepsis.
Woher kam die Sepsis? All diese Fragen im Forum machen nichts rückgängig, aber eine vollständige Aufklärung kann viel sinnloses Leid ersparen. Alles Gute.