ExerciseWatch: 60 Bundeswehrsoldaten in Georgien
In Georgien hat am vergangenen Wochenende die von der U.S. Army Europe geführte Übung Noble Partner begonnen, und die Bundeswehr ist dabei. Die – inzwischen zum dritten Mal stattfindende – Übung soll die ehemalige Sowjetrepublik weiter an die NATO heranführen. Zumal georgische Soldaten nicht nur regelmäßig an der NATO-geführten Resolute Support Mission in Afghanistan beteiligt sind, sondern auch ein Kontingent für die NATO Response Force (NRF) bereitstellen – obwohl das Land nach wie vor kein Mitglied des Bündnisses ist und trotz einer Zusage 2008 auch so schnell nicht werden dürfte.
Der deutsche Anteil besteht nach Angaben des Verteidigungsministeriums aus gut 60 Soldaten der Deutsch-Französischen Brigade, die mit sechs Boxer-Transportpanzern, einem Dingo-Patrouillenfahrzeug und einem Bergepanzer Büffel nach Georgien verlegt haben. Die Bundeswehrsoldaten (Foto oben) kommen aus dem Jägerbataillon 291 in Illkirch in Frankreich. Das größte Kontingent bei dieser Übung auf der georgischen Militärbasis Vaziani stellen die USA mit mehr als 2.000 Soldaten, noch vor Georgien mit rund 800.
Aus der Mitteilung der U.S. Army zum Beginn von Noble Partner:
Exercise Noble Partner began with an opening ceremony at Vaziani Military Base, July 30.
Exercise Noble Partner is a bilateral, U.S. European Command-directed exercise conducting home station training for the Georgian light infantry company designated for the NATO Response Force. The eight nations participating in Noble Partner are Armenia, Georgia, Germany, Great Britain, Slovenia, Turkey, Ukraine and the United States. (…)
This year’s exercise seeks to enhance interoperability and readiness by improving the participating nations‘ ability to conduct multinational mission command and control and measure the ability to support a multinational operational scenario, Kelly said.
The exercise will support the training of Georgia’s second light infantry company as it prepares for its certification for NATO’s Response Force.(…)
The main focus of Noble Partner will center around defensive operations. One of the exercises forces will occupy semi prepared positions and defend against an attacking force, using live ammunition.
Das deutsche Verteidigungsministerium hebt zwar die Bedeutung der Zusammenarbeit auch der Bundeswehr mit Georgien hervor, erwähnt die Einbindung der georgischen Infanterie in die NRF aber interessanterweise nicht:
Deutschlands Sicherheit ist untrennbar mit der seiner Verbündeten in NATO, EU und sonstigen Partnernationen verbunden. Dabei gilt die Erkenntnis, dass verbesserte Resilienz auf internationaler Ebene auch der nationalen Sicherheitsvorsorge zugutekommt. Das Übungsgeschehen der Streitkräfte leistet hierzu mit multinationalen Übungen zur Steigerung der Fähigkeit zum Zusammenwirken mit anderen Streitkräften einen wichtigen Beitrag. Die Übung NOBLE PARTNER 2017 wird seitens der Vereinigten Staaten von Amerika (U.S. Army Europe (USAREUR)) angelegt und zusammen mit georgischen Streitkräften sowie multinationalen Partnern, wie zum Beispiel Armenien und die Ukraine, durchgeführt. Sie dient dazu, die militärische Zusammenarbeit zwischen allen beteiligten Partnern zu verbessern und die Fähigkeiten der georgischen Streitkräfte weiter zu entwickeln. Die Teilnahme der Bundeswehr an NOBLE PARTNER 2017 erfolgt vor dem Hintergrund einer langjährigen Partnerschaft und Zusammenarbeit mit den georgischen Streitkräften in Ausbildung, Übung und Einsatz. Zudem unterstützt Georgien die Bundeswehr im Einsatz in Afghanistan spürbar. Die deutsche Beteiligung an solchen Übungen vertieft die erfolgreiche Kooperation im beiderseitigen Nutzen. Deutschland leistet bereits seit den frühen 1990er Jahren bei der Vermittlung des Verständnisses der Einbindung der Streitkräfte in die Gesellschaft und durch die Etablierung demokratischer Wertevorstellungen innerhalb der Streitkräfte einen wertvollen Beitrag zur bilateralen Zusammenarbeit mit Georgien.
Im vergangenen Jahr hatte tagesschau.de einen interessanten Hintergrundbericht zu den Aktivitäten der georgischen Streitkräfte – und über die Hoffnung des Landes, doch noch Mitglied der NATO werden zu können.
Obwohl noch kein NATO-Mitglied, war die Südkaukasusrepublik nach offiziellen Angaben der Allianz im Jahr 2015 mit 870 Soldaten zweitgrößter Truppensteller der Mission in Afghanistan – noch vor Deutschland mit 850 Soldaten. (…)
Doch trotz des Versprechens beim Bukarester NATO-Gipfel 2008 hat Georgien in absehbarer Zeit keine Aussicht auf Mitgliedschaft. Die Nachbarschaft zu Russland und zwei ungelöste territoriale Konflikte sind dabei nur ein Aspekt. Ein anderer wichtiger Faktor ist die Bereitschaft innerhalb der NATO-Staaten, füreinander einzustehen und darüber hinaus neue Verbindlichkeiten einzugehen.
(Foto: Bundeswehrsoldaten aus dem Jägerbataillon 291 bei der Stellprobe für die Eröffnungszeremonie der Übung Noble Partner in Vaziani, Georgien am 30. Juni 2017 – U.S. Army photo by Sgt. Shiloh Capers)
Georgien hätte schon längst in die Nato aufgenommen werden müssen. Zum Schutz von Georgien und um Rußland von Eroberungszügen im Kaukasus und in der Ukraine abzuhalten.
Und was wäre der Auftrag der BW-Soldaten, wenn Rußland während eines Manövers angreift?
Solange die Nato keine Mitgliedsstaaten mit Territorialkonflikten aufnehmen will, liefert es Rußland die Blaupausen für Eroberungszüge in Georgien und der Ukraine und ist selbst Schuld, daß die Konflikte nie gelöst werden, weil Rußland die Nato Aufnahme fürchtet, muss es die Konflikte immer wieder anheizen und darf keinen Frieden schließen.
Kurze Frage ERNSTGEMEINTE (!) Frage zu obigem Foto… gibt es bei der Bundeswehr keinerlei einheitliche Ausrüstung mehr oder ist obiges „Sammelsurium“ aufgabentechnisch begründet?
Bei der wirklich wichtigen Bedeutung dieser Übung.
Ironie on: Sind das Hobbysoldaten, mit diversen selbst gekauften Ausrüstungsgegenständen bzw. Bekleidung?“ Ironie off.
Jeder Soldat anders, ist das das Ergebnis der Trendwende Rüstung?
Mir fällt auf, das es auf vielen Bildern über Bundeswehr ähnlich aussieht. Bei anderen Nationen ist das meist nicht so.
Ist auch eine Art von Vielfätigkeit.
Irgendwann müssen die Beziehungen zu Russland auch wieder normalisiert werden können. Ein Georgien in der NATO ist m.E. daher aus vielfältigen Gründen nicht zukunftsfähig.
Die Motive für die Teilnahme der Bundeswehr an dieser Übung sind nachvollziehbar (allgemeine Zusammenarbeit mit den georgischen Streikräften, Afghanistan).
Wir sollten uns trotzdem durch die Interessen der USA nicht in einen Dauerkonflikt mit Russland reinreiten lassen – Stichwort NATO-Mitgliedschaft. §5 wäre in Georgien nicht umsetzbar.
Und obwohl sich die Frage nicht gehört. Wäre es nicht einfacher die Georgier nachm DE zu verlegen? Die Leute müssen sich eh auf ENG. verständigen und so macht es 1. keinen Unterschied aber 2. die Dinge billiger.
@ StMarc | 01. August 2017 – 17:27
Solange die Beziehungen abgekühlt, gar eingefroren sind und sich die Suppe nicht schlagartig erhitzt, kann man wohl davon ausgehen, dass die NATO mehr Sitzfleisch hat. Bleibt nur zu hoffen, dass dies auch Strategie ist und durch flankierende Maßnahmen begleitet wird und nicht nur unbeabsichtigte Nebenwirkung ist.
Die neuerliche Aggressionspolitik und Missachtung territorialer Grenzen könnte durch den Westen durchaus fruchtbar gemacht werden … wenn man denn nur wöllte.
@Dante
Es geht nicht darum, ob sich die Frage gehört, es geht schlicht um ein paar Fakten:
1) ist es eine Übung der U.S.Army, machen Sie den Vorschlag dort
2) wurden Georgier in den vergangenen Jahren schon mehrfach in Deutschland ausgebildet, sowohl bei der Bundeswehr als auch bei der U.S. Army…
https://www.flickr.com/photos/7armyjmtc/12742851643/in/photostream/lightbox/
Einheitliche Ausrüstung = Koppel.
Gibt es bestimmt, aber man darf sich halt nicht wundern, dass damit keiner mehr arbeiten will. Wir haben das Jahr 2017.
Bekleidung, ein Soldat trägt ein Combat-Shirt, dass muss man nicht unbedingt bei einem Antreten tragen, zwei andere eine Leo-Köhler Feldbluse, welche nun wirklich nicht auffällt.
Wenigstens die Schutzbrillen sind einheitlich, schon mal ein Fortschritt.
Das Georgien bald (in einigen Jahren) zur NATO gehört, halte ich persönlich auch für unrealistisch. Der Widerstand innerhalb der NATO Mitgliedstaaten gegen eine Aufnahme dürfte größer sein als die Dafürsprecher.
@closius | 01. August 2017 – 16:52
„Georgien hätte schon längst in die Nato aufgenommen werden müssen. Zum Schutz von Georgien und um Rußland von Eroberungszügen im Kaukasus und in der Ukraine abzuhalten.“
Das sehe ich absolut anders. Die NATO hat keine realistische Möglichkeit Georgien (jenseits von Atomwaffen) zu schützen. Eine Aufnahme Georgiens würde lediglich die Glaubwürdigkeit der Beistandsverpflichtung (weiter) schwächen.
Eine Annäherung und gemeinsame Ausbildung und möglicherweise auch Ausrüstung halte ich daher für zielführend. Ein Beitritt (auch mittelfristig) nicht.
„Und was wäre der Auftrag der BW-Soldaten, wenn Rußland während eines Manövers angreift?“
Sich selbst verteidigen und auf Evakuierung warten.
@DeltaR95 | 01. August 2017 – 17:23
„Kurze Frage ERNSTGEMEINTE (!) Frage zu obigem Foto… gibt es bei der Bundeswehr keinerlei einheitliche Ausrüstung mehr oder ist obiges „Sammelsurium“ aufgabentechnisch begründet?“
Nope. Es gilt heutzutage zumeist: jeder macht was er will.
@StMarc
Solange wir Russland aber einen guten Grund liefern all die Konflikte am Laufen zu halten brauchen wir uns über das fortbestehen der Konflikte nicht zu wundern.
Solange Konflikte der einzige funktionierende Weg für Russland ist eine NATO Ausweitung zu verhindern hat Russland ein Interesse daran.
Also entweder macht man dass das kein funktionierender Weg mehr für Russland ist eines seiner Ziele zu erreichen oder man sagt wir frieren die NATO ein wie sie ist und es kommt nie wieder irgend ein Land rein dann würde dieses russische Interesse auch ausgeschaltet.
DeltaR95 | 01. August 2017 – 17:23:“Kurze Frage ERNSTGEMEINTE (!) Frage zu obigem Foto… gibt es bei der Bundeswehr keinerlei einheitliche Ausrüstung mehr oder ist obiges „Sammelsurium“ aufgabentechnisch begründet?“
Keine gefechtsbereite Truppe ist bereit zur Inspektion. ;-) War schon immer so, daß Einheitlichkeit auf dem Paradeplatz gut aussieht, auf dem Gefechtsacker eher unpraktisch ist. Soldaten haben schon immer sich zusätzliche Ausrüstung besorgt oder ausgegeben bekommen zur Erfüllung ihrer Aufträge. Kann natürlich auch ausarten, wenn man den halben MüllTec Katalog trägt…
Generell sind die letzten fuffzehn Jahre so viele verschiedenen Uniformteile, Gerödel und Helme und SChutzwesten in Umlauf gekommen, daß eine absolute Einheitlichkeit unmöglich ist. Dazu kommt, daß durch Operation Heldenklau Soldaten aus unterschiedlichsten Einheiten zusammengewürfelt werden und jeweils ihr ihnen ausgegebenes Zeug mitbringen.
Würde die Aufnahme Georgiens in die NATO nicht automatisch den Bündnisfall wegen Südossetien und Abchasien auslösen?
Das wäre dann der Krieg NATO gegen Russland.
Und ich kann mir nicht vorstellen, dass Georgien die Unabhängigkeit der beiden Regionen akzeptiert, nur um in die NATO aufgenommen zu werden.
Funktioniert eigentlich die Kleiderwirtschaft der BW wieder?
Könnte es auch daran liegen, das noch immer bestimmte Uniformteile/Größen Mangelware sind?
@chris | 01. August 2017 – 18:28
„Solange wir Russland aber einen guten Grund liefern all die Konflikte am Laufen zu halten brauchen wir uns über das fortbestehen der Konflikte nicht zu wundern.“
Hmm, ich glaube nicht, dass die mögliche Ausdehnung der NATO RUS schlussendlich dazu bringt diese Kriege zu führen, bzw. diese Krisen am köcheln zu halten.
Aber Sie haben Recht es kann natürlich durchaus ein verstärkender Faktor sein.
Gerade mit Blick auf die für die NATO ja möglicherweise langfristig wesentlich wichtigere Ukraine…
Trotzdem sehe ich in Bezug auf Georgien keine Alternative. Das Land ist m.E.n. nicht zu verteidigen ohne, dass wir die NATO vorher komplett umbauen und Armenien und Aserbaidschan sich min. garantiert neutral verhalten und für den Iran gilt ähnliches…
Schon hinsichtlich der Türkei hat die NATO ja ein „geographisches“ Problem, aber durch die Größe des Landes könnte man da vermutlich durch Verzögerung soviel Zeit gewinnen, bis man ausreichend starke Truppen vor Ort hat, aber bei Georgien?
Ich sehe da einfach militärisch keine Chance…
@HEL | 01. August 2017 – 18:44
„Würde die Aufnahme Georgiens in die NATO nicht automatisch den Bündnisfall wegen Südossetien und Abchasien auslösen?“
Automatisch natürlich nicht, denn der Nordatlantikvertrag ist da ja (mit Absicht) sehr „weich“ formuliert. Aber vom Geiste her natürlich schon.
U.a. deswegen gilt ja die Regel: keine Aufnahme von Neumitgliedern mit aktuellen Grenzstreitigkeiten…
„Und ich kann mir nicht vorstellen, dass Georgien die Unabhängigkeit der beiden Regionen akzeptiert, nur um in die NATO aufgenommen zu werden.“
Da wäre ich mir nicht ganz sicher. Es wäre vermutlich eine Frage wie sehr man den „Deal“ versüßen würde.
Aber hierzu würden dann vermutlich Sicherheitsgarantien zählen, die weit über das hinausgehen, was alle anderen NATO-Staaten bekommen haben.
Und selbst dann würde sich wiederum die Frage der praktischen Umsetzbarkeit stellen (hierzu meine o.a. Ausführungen)…
@ Thema Ausrüstung
Auch wenn es nicht im Sinne des Hausherrn ist das Off Topic Thema , Der Soldat und sein Anzug ‚ in diesem Beitrag zu besprechen ist es dennoch ein Thema!!
Das Foto spricht Bände über unsre Armee, zeigt es doch mal wieder das Dienstlich gelieferte Ausrüstung beim Soldaten nicht / selten aktzeptiert ist.
Wie auch , außer die Spezialisierten Kräfte und Spezialkräfte hat die große Masse immer noch die Lochkoppel.
Das diese Ausrüstung ins Museum gehört dürfte klar sein, es wird Zeit das unsre Soldaten eine persönliche Ausrüstung bekommen die Zeitgemäß ist und Ihnen bestmöglichen Schutz bietet ohne auf Tragekomfort und Beweglichkeit zu verzichten.
Dann sind gehören auch solche Bilder der Vergangenheit an.
Kosten pro Ausstattung liegen bei 5000€ pro Soldat… sollte ja möglich sein .
@Fritz & all
Und damit hätten wir in diesem Thread den OT Anzug erschöpfend abgehandelt.
closius | 01. August 2017 – 16:52
„Georgien hätte schon längst in die Nato aufgenommen werden müssen. Zum Schutz von Georgien und um Rußland von Eroberungszügen im Kaukasus und in der Ukraine abzuhalten.
Und was wäre der Auftrag der BW-Soldaten, wenn Rußland während eines Manövers angreift?“
Das halte ich für grundlegend falsch und bin da ganz bei Koffer.
Aber zunächst mal sollte man realistisch bleiben und nicht immer in Szenarien des „Totalen Krieges“ denken – Russland fortwährend zu unterstellen, mit einem „all in-attack“ Nachbarländer überfallen zu wollen, entspricht einer recht einfachen Vorstellung von modernen internationalen Konflikten. Der Konflikt in der Ost-Ukraine oder auch in Georgien zeigen, wie man mittels lokaler Bandidos auf Basis ethnischer Differenzen und Nationalismen viel „stilvoller“ Konflikte anheizen und Ziele erreichen kann, deutlich unterhalb des konventionellen Einsatzes von eigenem Militär. Da dann einen V-Fall zu konstruieren, ist jedenfalls nicht so ganz simpel und einfach.
Zudem zeigen die aktuellen Entwicklungen in der EU, dass deren Osterweiterung neben einzelnen wirtschaftlichen Vorteilen auch mit zahlreichen politischen Problemen für die Gemeinschaft einhergegangen ist und Solidarität und Rechtsstaatlichkeit teilweise sehr unterschiedlich von den einzelnen Mitgliedern verstanden werden. Dass eine solche Entwicklung sich auf die NATO fortsetzen könnte, ist nicht abwegig. Als Vergleich, hier jedoch ohne die EU-Analogie, kann man die Entwicklungen in der Türkei und die daraus resultierenden Probleme für das NATO-Bündnis sehen. Man sollte in der NATO, ähnlich wie bei der EU, gut darauf schauen, welche politische, militärische, zivile Kultur in das Bündnis passt, sonst ist es in sehr bald in allen Aspekten überdehnt.
Die Ergebnisse der Umfrage des Pew Research Centers (siehe den von T.W. verlinkten ARD-Artikel) überraschen mich da auch überhaupt nicht. Wenn Georgien oder andere Staaten außerhalb „Kerneuropas“ auf Betreiben der USA NATO-Mitglieder werden sollen, sollte sich Kerneuropa oder „old Europe“ fragen, ob die NATO noch das richtige Modell für ein Verteidigungs- und Sicherheitsbündnis ist, das eben genau diesem Zweck dienen soll: unserer Sicherheit und Verteidigung. Dann wäre es wohl wirklich mal an der Zeit für ein europäisches Modell, denn: World policing ist ja schön und gut, aber schon der Balkan oder besonders Afghanistan haben ja gezeigt, dass das eine recht schwierige Sache mit jeder Menge Fallstricke ist.
Als Soldat der BW hätte ich momentan jedenfalls meine Probleme damit, für die türkische, ungarische, tschechische oder polnische Regierung meinen Kopf hinzuhalten, gar nicht erst zu sprechen von einem Einsatz in Georgien oder der Ukraine, denn so überzeugt ich von einer negativen russischen Einflussnahme auf die beiden letztgenannten Länder bin, so klar ist mir auch, dass die ethnischen Mehr- und Minderheiten in diesen Ländern alle nicht zimperlich sind im Umgang miteinander und deswegen nicht klar ist, wer hier wann Recht oder Unrecht begeht. Ich hielte es daher für absolut falsch, als NATO parteiisch in den Konflikt einzugreifen und sich auf die Seite der ethnischen Mehrheit zu stellen.
Soweit meine Meinung zu „Georgien hätte schon längst in die Nato…“
Bei Übungen von U.S.-Streitkräften außerhalb eigenen Staatsgebietes darf getrost immer unterstellt werden, dass dies keine Vorhaben zur Optimierung militärischer Fertigkeiten sind, das könnten die Services daheim meist um ein Vielfaches besser und kosteneffizienter; die Übungs- und Trainingsmöglichkeiten auf U.S.-Territorium geben alles her, was das Herz begehrt, vor allem kaum Einschränkungen im Luftraum.
Diese Annahme lässt sich leicht mit Blick auf die sicherheitspolitische Lageentwicklung seit 2008 sowie – im Zusammenhang damit – die Karte der Scharzmeerregion nachvollziehen.
1. Im August 2008 eskalierte der Südossetien-Konflikt (erneut) und es kam zum offenen Krieg mit Russland, gemäß einem späteren EU-Bericht verursacht durch Georgien. In der Folge erkannte Russland die Unabhängigkeit Abchasiens und Südossetiens an. Georgien beansprucht Südossetien bis heute weiterhin als Bestandteil seines Staatsgebiets und wird darin von den meisten Staaten und internationalen Organisationen unterstützt. Russland hält also georgisches Staatsgebiet besetzt.
2. Das mehrheitlich orthodoxe Georgien (84 % der Bevölkerung) sieht sich aufgrund seiner geografischen Lage und begründet in der Historie als traditioneller Mittler zwischen Orient und Okzident. Weitgehend unbelastete Verbindungen zum Iran und zur arabischen Welt spielen dem Land in die Karten.
Die Vereinigten Staaten nutzen seit George W. Bush (und seinen im Ergebnis fatalen NATO-Aussichten für Georgien) das Land als Mittel der Eindämmung RUS Ambitionen in dem westlichen „Mittleren Osten“.
Das nationale und militärische Befinden dieses kleinen Süd-Kaukasus-Staates kann mit Übungen seiner Kräfte natürlich ausschließlich auf eigenem Territorium gestärkt werden.
Diese Übungsreihe ist ein klares Zeichen an Putin: STOPP! Das Verlassen des Tunnelblicks mit linker Grenze Rhein und rechter Grenze Oder/Neiße können zum Verständnis der georgischen Lage beitragen. Nicht umsonst unterhält Tiflis intensive Beziehungen zu den Balten und zur Ukraine, die sich ebenfalls besonderer Aufmerksamkeit der Russen erfreuen.
Rein militärisch sind jedoch auch Übungsziele definiert, die im folgenden Link kurz angerissen wurden, im wesentlichen ist das ein Training der georgischen NATO Response Force 2017.
http://www.eur.army.mil/noblepartner/MediaKit.pdf
Die mehr als 2.000 Mann Starke U.S. Truppe besteht zu einem Viertel übrigens aus 2nd Cavalry Regiment/Vilseck/Germany, die weitgehend im Landmarsch durch das Balkanhalbinsel verlegte.
Die deutschen GTK BOXER dürften gem. Grundgliederung der 2./291 entstammen und werden daher als Gruppenfahrzeug Infanteriegruppe, also Kampffahrzeuge, verwendet werden. Sofern nicht Tle 1./- oder 4./- (AufklKp) unterstellt sind, kann also von 2 JgZg ausgegangen werden.
Schönes Foto das mal das tägliche leid der Truppe zeigt.
Sauber recherchierter Artikel Herr TW.
Das hier jeder Soldat seine pers. Chestrig/ Kleidung trägt ist völlig normal . Der Dienstherr steht in Sachen Ausrüstung und Kleidung im Jahre 1990 still..
IDZ ist wunschdenken und stand 2000. Im Jahre 2017 ist der Bedarf an sinnvoller Ausrüstung/Kleidung noch immer nicht vom DH in die Tat umgesetzt worden.
Kleines Beispiel : schonmal versucht ne SK4 Weste mit lochkoppel zu tragen ..?!
Wir haben alle hunderte ( oder auch tausende ) Euro selbst investieren müssen um in Afgha. vernünftig unseren Auftrag erfüllen zu können..
Mkg
@Nils Z
Die Frage eines eigenen Sicherheitsmodells eines „Kerneuropas“ oder „old Europe“, das ja ohne Frage ein Europa der Vor-Wende wäre, leitet aus Sicht der Kritik an derzeitigem US-Engagement weltweit geradlinig zum Problem „Imperiale Überdehnung“ (imperial overstretch) über.
Der Einsatz an mehreren Kriegsschauplätzen unter dem U.S.-LoA „to fight two major wars“ kann imperiale Überdehnung als Folge haben.
Eine NATO, deren Kernmacht Deutschland seine ihm geografisch, politisch und ökonomisch zukommende Rolle nicht annimmt, kann kaum daran gelegen sein, dass sein Hauptverbündeter sich in der Peripherie des Bündnisses verliert. Paul Kennedy hat in „Aufstieg und Fall der großen Mächte“ eine Tendenz mächtiger Staaten mit großem geographischem Einflussbereich, ihre materiellen und personellen Ressourcen an einer Vielzahl von Einsatzorten gleichzeitig einzusetzen und ihre Kräfte damit zu überfordern beschrieben. Auf die USA des 21. Jahrhunderts trifft dessen Analyse zu.
Zusagen der Sicherheit an Georgien sind das Eine, die Aufnahme in die NATO das abzulehnende Andere. Noch einen kritischen Konfliktreigen mit Moskau sollte sich der Westen nicht leisten wollen.
Bei einer tatsächlich eingetretenen imperialen Überdehnung, zeitgleich mit dem Niedergang des U.S.-Einflussbereiches (Imperiums) schadet zwar auch den USA, nachhaltig und auf Dauer jedoch Europa. Die nicht zu lösende europäische Borniertheit in selbstgefälliger Kleinstaaterei bei ernsthaft zu Tage tretenden Problemen weist rasch nach, europäische Sicherheit beginnt an unserer atlantischen Gegenküste. Europa fehlt so ziemlich das gesamte Spektrum militärischer Fähigkeiten und politischer Einheit aus sich selbst heraus eine NATO-Alternative zu installieren, wenige Hinweise: Brexit, WeltraumAufkl, Strategischer Luftransport, strategische atomare Fähigkeiten, Blue Water Navies (die diesem Anspruch gerecht werden), nachhaltige gepanzerte Heereskräfte UND: Eine Bevölkerung die den Willen zum Einstehen für eigene Verteidigung hat.
Insofern bin ich anders als Sie, Nils Z., ganz und gar gegen eine europäische Selbständigkeit außerhalb der NATO. Gottlob bleiben die Briten dabei beispielhaft atlantisch.
PS: zu meinem Post von 20:18 – „Noble Partner is one of 18 exercises occurring in the Noble Partner is one of 18 exercises occurring in the Black Sea Region in summer
2017“ -. Ich liege sicher kaum falsch, wenn die Betonung auf Black Sea Region liegt, womit der politisch-strategische Ansatz der Übungsreihe deutlich wird.
Dennoch die Bitte, diesen OT jetzt zu beenden…
@KPK 20:18
Ihrem ersten Satz würde ich widersprechen wollen. Sowohl die Übungsserie Saber Strike in 3BP als auch Noble Partner dienen den Amerikanern dazu, das zu üben, was Sie zuhause nicht oder kaum üben können
– strategische Verlegung,
– MN Zusammenarbeit,
– Interoperabilität insb. FüUstg, FmM, Log,
insbesondere für die Rotationsverbände der Army Reserve und National Guard.
Die beiden wesentlichen Manöverelemente USAREUR 2CR und 173rd IBCT (A) haben hier in den letzten Jahren viel Erfahrung aufgebaut und geben diese entsprechend an die Rotationsverbände weiter.
Zum DEU Beitrag: 1 JgZg, UstgElemente, FüGrp SNR/ DDO
Noble Partner ist übrigens ein sehr gutes Beispiel dafür, das wir auch relativ kurzfristig Truppen in einen Einsatz (in diesem Fall E= Übung) bringen können. Zeitraum zwischen erster Abfrage möglicher Kräfte und Verlegung nach GEO knapp 5 Monate. Klingt erstmal viel, aber:
– außer Ort und Zeitraum war zunächst nichts über die Übung bekannt,
– normaler Vorlauf für viele Anforderungen Log und FüUstg: 6 Monate,
– die Leistung „Seeverlegung“ muss europaweit ausgeschrieben werden mit entsprechendem Zeitbedarf.
In diesem Fall haben alle Beteiligten (JgBtl 291, D/F-Brig G3/G4, 10.PzDiv, LogZBw, KdoSanDst, BwVerwS FRA und BwDLZ Leer) lösungsorientiert und pragmatisch zusammengearbeitet, um die Übungsbeteiligung möglich zu machen.
Meine Entschuldigung an den Hausherrn, dass ich jetzt nochmal die Ausrüstungsdebatte mit einem Einwurf aufnehme: Mittlerweile laufen in einigen Truppenteilen (endlich) die ersten Trageversuche zum Thema „Zertifizierter Warenkorb“, bei dem die Soldaten in Bezug auf Bekleidung und Trageausstattung aus einem begrenzten Angebot wählen dürfen. Zusätzlich beginnt vermutlich ab diesem Jahr die Umsetzung des „Kampfschuhkonzepts Streitkräfte“, bei dem die Soldaten ebenfalls aus einem bestimmten Warenkorb ihr Schuhwerk wählen dürfen.
Wer also künftig Soldaten im Gefechtsdienst sieht, die unterschiedliche Ausrüstung tragen, sollte nicht mehr automatisch von Privatkäufen ausgehen – es könnte auch dienstlich geliefert sein.
[Der Trick „Entschuldigung, aber ich mache jetzt mal genau das, was ich hier nicht machen soll“ funktioniert nur begrenzt. Nächster Kommentar mit auch nur Ansatz davon fliegt raus. T.W.]
Zu der Übung selber: In dem verlinkten Beitrag der US Army ist ja nur ein eher kurzer Clip über die Eröffnungszeremonie zu sehen. Hier (https://www.youtube.com/watch?v=Y4lUR5AJzqs) gibt es einen etwas längeren Ausschnitt, und ein längerer Blick auf das deutsche Kontingent ab 0:48.
@ Koffer | 01. August 2017 – 18:22:
„Das sehe ich absolut anders. […]“
+1
Als georgischer Entscheidungsträger würde ich mir ja sehr genau anschauen, wie die NATO reagiert hat, als die Russen mehr oder weniger verdeckt in die Ukraine einmarschiert sind: Nämlich wenig bis gar nicht. Und genau das stände auch Georgien bevor, käme der Kreml eines Tages mal auf die Idee, die Konflikte um Abchasien und/oder Südossetien wieder etwas anzuheizen.
Dementsprechend wäre es seitens des Bündnisses nur ehrlich, den Georgiern endlich mal mitzuteilen, dass es mit ihrer NATO-Mitgliedschaft auf absehbare Zeit nichts werden wird. Dasselbe gilt für die Ukraine.
Ich kann ja verstehen, dass sich Brüssel in den 1990ern verpflichtet gesehen hat, den postsowjetischen Demokratien Starthilfe zu leisten, aber das hätte man auch in Form von – meinetwegen besonders privilegierten – Partnerschaften tun können. Immerhin genießen selbst Staaten wie Ägypten oder Pakistan den Status eines MNNA.
Stattdessen hat das Verteidigungsbündnis (!) NATO immer mehr Mitglieder aufgenommen, die entweder keinen militärischen Mehrwert generieren können (Bulgarien, Rumänien, Albanien, Montenegro) oder – seien wir ehrlich – im Fall der Fälle nicht zu verteidigen wären (Baltikum). Also ja, ich hätte die NATO an einem bestimmten Punkt, der irgendwo in den frühen 2000ern liegt, tatsächlich „eingefroren“. Das hätte uns nämlich viel unnötigen Ärger erspart.
@Bürger | 02. August 2017 – 10:36
„Ich kann ja verstehen, dass sich Brüssel in den 1990ern verpflichtet gesehen hat, den postsowjetischen Demokratien Starthilfe zu leisten, aber das hätte man auch in Form von – meinetwegen besonders privilegierten – Partnerschaften tun können.“
Absolute Zustimmung. Das entspricht zwar nicht dem Maximalwunsch der betroffenen Länder, aber wie Sie vollkommen richtig sagen, geht es bei der NATO um ein Verteidigungsbündnis. Staaten, die nach Aufnahme nicht zu verteidigen sind, stellen ein Problem dar.
„Stattdessen hat das Verteidigungsbündnis (!) NATO immer mehr Mitglieder aufgenommen, die entweder keinen militärischen Mehrwert generieren können (Bulgarien, Rumänien, Albanien, Montenegro) oder – seien wir ehrlich – im Fall der Fälle nicht zu verteidigen wären (Baltikum).“
In Bezug auf das Baltikum stimme ich Ihnen militärisch zu 75% zu, allerdings hat es auch durchaus gewisse Vorteile („Vorpostenfunktion“ etc.). Wenigstens solange nicht Weißrussland und die (West)-Ukraine auch dazu kämen, dann sähe die Lage schon wieder etwas anders aus. Aber in Bezug auf Weißrussland sehe ich da zugegebener Maßen derzeit keinerlei Entwicklung…
In Bezug auf Bulgarien, Rumänien etc. sehe ich es aber anders. Durch die Tatsache dass Polen/Slowakei/Ungarn in der „Mitte“ und Griechenland/Türkei im Süden ist ein „Lückenschluss“ m.E.n. militärisch durchaus zielführend. Natürlich muss über kurz oder lang der gesamte Balkan dazu kommen (also auch inkl. Serbien vor allem), aber das dürfte machbar sein…
Ich komme gerade von einer längeren Kaukasus-Reise zurück, während der ich einige Tage in Abchasien war.
Die Bezeichnung als „territorialer Konflikt“ ist irreführend. Abchasien ist eine eigenständige Republik mit eigenem Militär, Parlament, Regierung, Universitäten u.s.w. An der Grenze erkennt das faktisch auch Georgien an. Schließlich stehen dort auch georgische Grenzposten und führen eine Passkontrolle durch.
Abchasien ist auch nicht irgendwie „abtrünnig“ oder „separatistisch“, sondern hat eine eigene Identität mit eigener abchasischer Sprache.
Man sollte auch nicht vergessen, dass Russland anfangs auch eine Wirtschaftsblockade gegen Abchasien verhängte und sich dies erst ab 2008 änderte. Da Georgien jeden Warenverkehr mit Abchasien blockiert, bleibt Abchasien nicht viel anderes übrig, als seine Wirtschaftsbeziehungen über Russland zu gestalten (wobei ich im Hafen auch einige türkische Frachtschiffe sah). Wie mir ein junger Abchase sagte: „Georgien hat uns in die Arme Russlands getrieben.“
Realistisch gesehen wird Abchasien nie mehr Teil von Georgien (was es zuletzt ja auch nur dank Stalin war), ausser Georgien führt einen Angriffskrieg. Es wäre angebrachter von Georgien, sich das einzugestehen und auf gute nachbarliche Beziehungen zu setzen. Mit Armenien geht es ja auch, obwohl man dort auch eher mit Russland als mit der NATO kooperiert.
Zuletzt noch ein paar Fotos aus Abchasien: https://andreas-moser.blog/2017/07/22/gefahr-abchasien/ Ein ausführlicehr Bericht folgt in den nächsten Wochen.
@ Koffer | 02. August 2017 – 12:35:
„Natürlich muss über kurz oder lang der gesamte Balkan dazu kommen (also auch inkl. Serbien vor allem), aber das dürfte machbar sein…“
Machbar wäre es wahrscheinlich, ja. Klug wäre es aber nicht, denn wie uns der Kosovo ja immer wieder beweist, ist der Balkan nach wie vor ein Pulverfass.
Dazu kommt noch, dass die gesamte Halbinsel ein riesiger Spielplatz der russischen Mafia ist. Das mag für die NATO auf den ersten Blick irrelevant sein, ist in Wahrheit aber brandgefährlich, denn wo die „Bratwa“ operiert, sind auch FSB, GRU und SWR nicht weit.
(Tatsächlich ist oftmals nicht zu erkennen, wo nun der Nachrichtendienst aufhört und wo die organisierte Kriminalität beginnt. Das ist in Putins Reich so normal, dass es für Offiziere, die in Geschäfte der Unterwelt verstrickt sind, sogar eine feststehende Bezeichnung gibt: „Оборотни в погонах“ [„Werwölfe mit Schulterklappen“].)
Ich darf in diesem Zusammenhang beispielsweise an den vereitelten Putschversuch in Montenegro erinnern: https://en.wikipedia.org/wiki/2015%E2%80%9316_Montenegrin_crisis#Alleged_coup_attempt
Und wen das o. g. Thema näher interessiert, dem empfehle ich die beiden nachstehenden Untersuchungen:
1.) http://www.ecfr.eu/page/-/ECFR208_-_CRIMINTERM_-_HOW_RUSSIAN_ORGANISED_CRIME_OPERATES_IN_EUROPE02.pdf
2.) https://csis-prod.s3.amazonaws.com/s3fs-public/publication/1601017_Conley_KremlinPlaybook_Web.pdf
@Bürger
Und der Balkan ist auch ein Ruhe- und Tatvorbereitungsraum von Terroristen sowie immer mehr ein Zentrum des Wahabismus.
„Noble Partner ist übrigens ein sehr gutes Beispiel dafür, das wir auch relativ kurzfristig Truppen in einen Einsatz (in diesem Fall E= Übung) bringen können. Zeitraum zwischen erster Abfrage möglicher Kräfte und Verlegung nach GEO knapp 5 Monate.“
Ich lese, es handelt sich um 60 Soldaten, nicht um eine Brigade. Welch eine Leistung!
@MikeMolto
Ob ein Zug, ein Bataillon oder eine Brigade – der Aufwand ist im Grunde der gleiche. Nur die Frage der Truppensteller / Teilfähigkeiten und Material ist dann eben schwieriger.
@Thomas Melber
Das ist aber eben auch das unverständliche. Eine Brigade braucht Vorlaufzeit, aber eine Kompanie oder ein Bataillon sollte die Bw auch kurzfristig verlegen können.
Das auch ohne europaweite Ausschreibung, schließlich gibt es SALIS und weitere „Eigenmittel“, bzw sollte es geben.
Und es gibt den Wladimir im Osten der gerne Snapdrills auf Korpsebene macht – nur zur Einordnung der Truppengröße.
@ Thomas Melber | 07. August 2017 – 18:42
60 Leute bekommt ‚man‘ auch heute noch in 5 Monaten zusammen, eine Brigade dagegen?
Und die Logistik ist doch das Wesentliche, fuer 60 Soldaten eigentlich peanuts, oder?
Die Org für 60 oder 600 ist im Prinzip die gleiche – IPC, MPC, FPC, Erkundungen, Log, SOR … kompliziert wird es dann wenn es TrT aus unterschiedlichen Verbänden oder gar OrgBereichen gibt.
Gut, bei 6000 wird es dann etwas unübersichtlich … ^^ Wobei bei NP auch der Brigadestab und die Division beteiligt waren.
@ Thomas Melber:
Glauben Sie das selbst, was Sie da schreiben? Bestimmte organisatorische Dinge sind von der Anzahl der Soldaten unabhängig, da haben Sie Recht. Aber das ist doch nicht alles! Die 6.000 Mann muss man erst mal haben (verfügbar, gesund, etc. pp), dazu das Material in entsprechender Anzahl mit den entsprechenden Mitteln zur Verbringung. Genau diese Art der Bonsai-Armee-Logik hat uns doch die Malaise eingebrockt, so nach dem Motto „wer 60 Soldaten verlegen kann, der kann auch 600 oder 6.000 Soldaten verlegen.“ In der Theorie und auf Powerpoint-Folien klappt immer alles, aber in der Praxis zeigt sich dann, was geht, und was nicht, wofür man Kräfte und Mittel hat, und wofür nicht. Man kann nur hoffen, dass wir nie in die Verlegenheit kommen werden, die theoretischen Überlegungen praktisch untermauern zu müssen.
@ Mike Molto
Das ganze erinnert mich an eine Szene des Films „Gettysburg“, die Kommandeure von Bufords Kavallerie stehen vor dem ersten Aufeinandertreffen beisammen und um sich Mut zu machen, sagt einer „Wir haben sie (die Konföderierten) schon ein mal aufgehalten!“ daraufhin ein anderer „Sie vergessen: Es war niemand gekommen!“ ;-).
@Bürger | 07. August 2017 – 11:26
„Machbar wäre es wahrscheinlich, ja. Klug wäre es aber nicht, denn wie uns der Kosovo ja immer wieder beweist, ist der Balkan nach wie vor ein Pulverfass.“
Bei meiner Aussage bezog ich mich vor allem auf die Primär-Aufgabe der NATO. Die Bündnisverteidigung. Und da wäre es natürlich WESENTLICH besser, wenn der gesamte Balkan zum Bündnisgebiet gehören würde und er nicht ein Flickenteppich von Mitglieder und Nicht-Mitgliedern blieben.
Hinsichtlich des Kosovo stimme ich Ihnen allerdings zu. Solange das nicht gelöst ist, kann Serbien natürlich nicht in die NATO.
Allerdings scheinen sich das ja wohl aktuelle erste Hoffnungsschimmer zu zeigen (siehe hierzu die Rede des eigentlich SEHR national-konservativen Staatspräsidenten von vor einigen Tagen, die erstmals eine (beginnende) realpolitische Betrachtung andeutete).
@Thomas Melber | 07. August 2017 – 15:42
„Und der Balkan ist auch ein Ruhe- und Tatvorbereitungsraum von Terroristen“
Hmm, Sympathiraum hätte ich ja gekauft, aber Ruhe-/Tatvorbereitungsraum müssten Sie jetzt schon belegen…
„sowie immer mehr ein Zentrum des Wahabismus.“
Zentrum?! Ist das nicht ein bißchen hoch gegriffen?
@ Koffer | 07. August 2017 – 23:59:
„Solange das nicht gelöst ist, kann Serbien natürlich nicht in die NATO.“
Über die Aufnahme von Serbien sollte die NATO meiner Meinung nach noch nicht einmal nachdenken. Denn wenn Russland, das sich ja als Schutzmacht der Slawen und der orthodoxen Christen begreift, davon erführe, wäre auf dem Balkan in kürzester Zeit die Hölle los.
„Hmm, Sympathiraum hätte ich ja gekauft, aber Ruhe-/Tatvorbereitungsraum müssten Sie jetzt schon belegen…“
Schauen Sie sich mal folgenden Artikel an: https://www.nytimes.com/2016/05/22/world/europe/how-the-saudis-turned-kosovo-into-fertile-ground-for-isis.html
@mike molto,Hans Dampf
Nicht die 60 Mann sind die wesentliche Leistung, sondern die erfolgreiche Planung und Verlegung in nur 5 Monaten (das ist übrigens die Zeit zwischen „-stellt sich darauf ein…“ und Abflug, netto sprechen wir eher über 3 Monate).
Und die Logistik ist fast die selbe wie für ein Btl oder gar eine halbe Brigade. Ob ich einen oder zehn Eisenbahnzüge anfordere, die Anforderungsfristen sind die selben, ein SOR für 60 oder 600 Mann unterscheidet sich im Umfang, ist aber nicht 10x größer und braucht schon gar nicht die 10x Bearbeitungszeit, ob ich Seetransportraum für 60, 600 oder 6000 Soldaten ausschreibe unterscheidet sich nur wenig, usw.
Kritisch ist nicht das Pers/ Mat, kritisch sind die Zeitlinien, Vorlaufzeiten für zB Zollanmeldung, etc, Transportauflagen für bestimmte Güter. Kritisch ist auch die Abstimmung über 4 OrgBereiche hinweg, wenn sich einer stur stellt war’s das. Und der militärpolitische Wunsch von Frau Ministerin oder Herrn GI im fernen Berlin kümmert den Herrn Hauptmann in Erfurt oder den technischen Amtsrat im BwDLZ deutlich weniger als die korrekte Anwendung der Vorschrift (fiktives Beispiel).
@ PzH 2000
Fragen Sie doch mal jemanden bei der Bahn, ob es denselben Aufwand bedeutet, einen Zug mit Material für 60 Soldaten durch Deutschland/Osteuropa rollen zu lassen, ohne den übrigen Verkehr zu beeinträchtigen, oder derer 5, 10 oder 20 oder noch mehr. Oder die Autobahnmeistereien bezüglich der Kolonnenplanung – sofern man da überhaupt noch Ahnung von hat, was im selben Maße für die Bahnunternehmen auch gilt. Sie haben sicherlich Recht, der (Planungs-) Aufwand für bestimmte Dinge verzehnfacht sich nicht, von der Anforderung her mag es nur um Zahlen gehen. Aber von dem, was „hinten dran hängt“, dürfte das sehr wohl einen Unterschied machen. Von „Kleinigkeiten“/“Nebensächlichkeiten“ wie Verfügbarkeit von Material und Personal mal ganz abgesehen. Vergessen der nationale Kraftakt, als es galt, ein PzGrenBtl (-) zu eFP zu verlegen. Nun reden wir von einer Brigade. Wäre interessant zu wissen, ob für den Fall, dass 2019 die VJTF als NATO-Feuerwehr gen Osten rollen müsste, Absprachen getroffen worden sind. Sperrung von Autobahnen, Bahnlinien usw. für den Nicht-militärischen Verkehr usw., etc. pp.
@Bürger | 08. August 2017 – 12:53
„Über die Aufnahme von Serbien sollte die NATO meiner Meinung nach noch nicht einmal nachdenken. Denn wenn Russland, das sich ja als Schutzmacht der Slawen und der orthodoxen Christen begreift, davon erführe, wäre auf dem Balkan in kürzester Zeit die Hölle los.“
Sicherlich haben Sie Recht, wenn Sie die Brisanz einer solchen Entscheidung anmahnen.
Aber es geht hier ja eben genau darum mittelfristig (!) diese Situation zu ändern!
Wir können m.E.n. RUS nicht langfristig einen wichtigen Teil mitten in Europa als „Einflusssphäre“ überlassen. Das wäre politisch und militärisch äußerst gefährlich.
Zudem wird über kurz oder lang SER ja auch ziemlich sicher Mitglied in der EU werden und die Beistandsverpflichtung der EU geht ja noch wesentlich weiter, als die der NATO…
„https://www.nytimes.com/2016/05/22/world/europe/how-the-saudis-turned-kosovo-into-fertile-ground-for-isis.html“
Ein (provokanter) Artikel macht noch keine ISIS-Kalifat in Europa ;)
Trotzdem haben Sie natürlich Recht, wenn Sie anmahnen, dass man darauf ein Auge haben muss!
Bzgl. „Aurora 17“ im September, wurde die Einladung durch Schweden seitens des BMVg eigentlich schon angenommen?
https://www.thelocal.se/20170724/no-island-as-important-as-gotland-says-us-military-chief-ben-hodges-europe-nato-russia-sweden
[„No island as important as Gotland, says US military chief“; The Local; 24. Jul 2017]
https://www.stripes.com/news/us-army-europe-sets-its-posture-as-big-russian-wargame-looms-1.478922#.WYrdNHObHqB
[„US Army Europe sets its posture as big Russian wargame looms“; Stars and Stripes; 20. Jul 2017]
Übrigens, dieses Video zu „Aurora 17“ der schwedischen „Försvarsmakten“, zeigt recht gut welches Umdenken, bei den Schweden bzgl. der eigenen Sicherheitslage, stattgefunden hat.
https://youtu.be/N9SeGmgBa_c
(mit Untertiteln in Englisch)
@ Koffer | 08. August 2017 – 16:59:
„Ein (provokanter) Artikel macht noch keine ISIS-Kalifat in Europa ;)“
Deswegen hatte ich ja auch den Ruhe- bzw. Tatvorbereitungsraum zitiert und nicht das Zentrum des Wahabismus. ;)
Übrigens wurde bei War On The Rocks unlängst ein Artikel veröffentlicht, der ganz gut zum ursprünglichen Thema dieses Threads passt: https://warontherocks.com/2017/08/can-georgia-be-a-useful-american-ally/