Dokumentation: Trump in Polen – Bekenntnis zur kollektiven Verteidigung
Beim NATO-Gipfeltreffen im Mai hatte es US-Präsident Donald Trump noch vermieden, ein Bekenntnis der USA zur kollektiven Verteidigung der Allianz abzugeben. Bei einer bejubelten Rede in Warschau holte er das am (heutigen) Donnerstag nach. Zugleich erneuerte er die Aufforderung vor allem an die europäischen NATO-Partner, mehr für Verteidigung auszugeben (auch wenn er nicht, wie in Brüssel, davon sprach, dass die Europäer den USA oder der NATO Geld schuldeten).
Und er nannte die aus seiner Sicht wichtigsten Gegner des, wie er recht pauschal sagte, Westens: An erster Stelle den militanten Islamismus – und an zweiter Stelle Russland.
Zur Dokumentation die entsprechenden Passagen aus der Rede (die vollständig hier auf der Webseite des Weißen Hauses nachzulesen ist*):
This continent no longer confronts the specter of communism. But today we’re in the West, and we have to say there are dire threats to our security and to our way of life. You see what’s happening out there. They are threats. We will confront them. We will win. But they are threats. (Applause.)
AUDIENCE: Donald Trump! Donald Trump! Donald Trump!
PRESIDENT TRUMP: We are confronted by another oppressive ideology — one that seeks to export terrorism and extremism all around the globe. America and Europe have suffered one terror attack after another. We’re going to get it to stop. (Applause.)
During a historic gathering in Saudi Arabia, I called on the leaders of more than 50 Muslim nations to join together to drive out this menace which threatens all of humanity. We must stand united against these shared enemies to strip them of their territory and their funding, and their networks, and any form of ideological support that they may have. While we will always welcome new citizens who share our values and love our people, our borders will always be closed to terrorism and extremism of any kind. (Applause.)
AUDIENCE: Donald Trump! Donald Trump! Donald Trump!
PRESIDENT TRUMP: We are fighting hard against radical Islamic terrorism, and we will prevail. We cannot accept those who reject our values and who use hatred to justify violence against the innocent.
Today, the West is also confronted by the powers that seek to test our will, undermine our confidence, and challenge our interests. To meet new forms of aggression, including propaganda, financial crimes, and cyberwarfare, we must adapt our alliance to compete effectively in new ways and on all new battlefields.
We urge Russia to cease its destabilizing activities in Ukraine and elsewhere, and its support for hostile regimes — including Syria and Iran — and to instead join the community of responsible nations in our fight against common enemies and in defense of civilization itself. (Applause.)
(…)
PRESIDENT TRUMP: As long as we know our history, we will know how to build our future. Americans know that a strong alliance of free, sovereign and independent nations is the best defense for our freedoms and for our interests. That is why my administration has demanded that all members of NATO finally meet their full and fair financial obligation.
As a result of this insistence, billions of dollars more have begun to pour into NATO. In fact, people are shocked. But billions and billions of dollars more are coming in from countries that, in my opinion, would not have been paying so quickly.
To those who would criticize our tough stance, I would point out that the United States has demonstrated not merely with words but with its actions that we stand firmly behind Article 5, the mutual defense commitment. (Applause.)
Words are easy, but actions are what matters. And for its own protection — and you know this, everybody knows this, everybody has to know this — Europe must do more. Europe must demonstrate that it believes in its future by investing its money to secure that future.
That is why we applaud Poland for its decision to move forward this week on acquiring from the United States the battle-tested Patriot air and missile defense system — the best anywhere in the world. (Applause.) That is also why we salute the Polish people for being one of the NATO countries that has actually achieved the benchmark for investment in our common defense. Thank you. Thank you, Poland. I must tell you, the example you set is truly magnificent, and we applaud Poland. Thank you. (Applause.)
We have to remember that our defense is not just a commitment of money, it is a commitment of will. Because as the Polish experience reminds us, the defense of the West ultimately rests not only on means but also on the will of its people to prevail and be successful and get what you have to have. The fundamental question of our time is whether the West has the will to survive. Do we have the confidence in our values to defend them at any cost? Do we have enough respect for our citizens to protect our borders? Do we have the desire and the courage to preserve our civilization in the face of those who would subvert and destroy it? (Applause.)
*Zu Dokumentation vorsorglich der Redetext hier auch als pdf-Datei:
20170706_Trump-Rede_Warschau
(Foto: Trump in Warschau am 6. Juli 2017 – Official White House Photo by Andrea Hanks/Public Domain)
Dient dieser Besuch wirklich Europa oder der Nato oder der Abschreckung, oder soll hier nicht vielmehr Europa gespalten werden, wie beim Irak-Krieg? In ein US höriges Osteuropa als Absatzmarkt für US-Flüssiggas und ein böses Westeuropa, was an Europa glaubt?
Man mag von President Donald Trump jetzt halten, was man mag, aber diese Rede war eine starke Rede.
Ob man sie in Deutschland wird zu werten und einzuordnen wissen, vermah ich momentan nicht zu sagen.
Hat jemand tatsächlich erwartet, es käme etwas anderes bei der Rede rum?
Man könnte jetzt noch sagen: „Hey, Russland wurde sogar nur an zweiter Stelle der größten Feinde der USA genannt.“
Nur ist das in Polen recht egal – egal auf wen man haut, ob Islamist oder Putinist, die Polen feiern beides.
Trump streckt die Fühler nach den Visegrad-Staaten aus und testet, was da in Zukunft in dem prosperierenden, ost-europäischen Block so geht.
@closius
Der Besuch dient der Three Seas Conference, die ein Bündnis Osteuropäischer Staaten gegen die alte EU bilden will. Von der Ostsee, runter zum Mittelmeer und zum Scharzen Meer soll sich der Block ziehen.
„Poland and Croatia will be the co-hosts of the July summit.“
„The Initiative brings together Poland, the Czech Republic, Slovakia, Hungary, Lithuania, Latvia, Estonia, Croatia, Slovenia, Bulgaria, Romania and Austria.“
http://www.president.pl/en/news/art,466,warsaw-to-host-three-seas-summit-in-july.html
Tschechien und Österreich wollten an der Konferenz nicht teilnehmen.
Polen hat schon ein Flüssiggasterminal gebaut um Tanker aus den US abfertigen zu können. Kroatien ist noch dabei. Das gefällt Trump und dem US Congress natürlich, so kann man schließlich das Frakinggas das man (noch) hat verscherbeln.
Die möglichen Sanktionen gegen Deutsche Firmen die an der Nord Stream Pipeline von Russland nach Deutschland beteiligt sind könnten auch von diesem neuen Bündnis angestachelt worden sein.
Das bis auf 2 US Senatoren alle dafür stimmten, macht schon nachdenklich.
Es bleibr abzuwarten was aus den Sanktionen und dem Anti-Merkel Bündnis wird.
Die Rede von der Three Seas Conference gibt es hier, hatte noch keine Zeit dafür: https://www.youtube.com/watch?v=UnP_N22oIkI
@Sachlicher
Welche Reden Trump schwingt, sieht man wenn er frei redet oder twittert.
Die Rede kam nicht von ihm, ich bezweifle sogar das er auch nur irgendwie daran mitgearbeitet hat.
Es ist also letzendlich bedeutungslos was Trump gesagt hat.
@sachlicher
Kommt drauf an in wessen Ohren. Ich finde sie bedient die Klischees aller welche ein Volk benebeln wollen.
@SvD | 07. Juli 2017 – 7:30
Die Rede kam nicht von ihm,…
Nun, das hatte ich auch nicht behauptet.
Es ist also letzendlich bedeutungslos was Trump gesagt hat.
…
Die Worte eines US-Präsidenten sind nie bedeutungslos.
@Zimdarsen | 07. Juli 2017 – 7:43
Die USA und die Visegrad-Staaten (+) haben traditionell in der Geschichte intensive Momente miteinander gehabt, von Woodrow Willsons Post-K.u.K. Konzept angefangen bis in die heutige Zeit.
Die USA haben insbesondere die Polen auch nicht im Stich gelassen. Das waren wir Europäer allein. Und sie würden das auch nicht tun, weil die USA dies grundsätzlich nicht tun. Wir Deutschen wissen das nur zu genau.
Das mag ein polit-emotionales Momentum sein. Ja. Aber, so funktionieren unsere Nachbarn dort.
In die gleiche Linie lässt sich Helmut Kohl stellen:
– wenngleich es genügend juristische (und seinerzeit auch politische) Gründe dagegen gab, hat er -zum großen Glück Deutschlands und seiner Nachbarn- die deutschen Ostgrenzen anerkennen lassen. Punkt aus.
– ebenso wusste jeder, dass EU und NATO – Aufnahme der Visegrad Länder, usw. ökonomisch und politisch „teuer“ werden. Er hat es trotzdem gerockt.
– viele deutsche Firmen haben dort investiert, natürlich weil es sich rechnet, und deutsche Firmen gelten als gute Arbeitgeber und sorgten mit für eine nicht in allen Teilen aber in der Gesamtheit positive sozio-ökonomische Entwicklung.
Das hat dort niemand vergessen. Wir machen nur nichts draus. Mehr noch ein Jan Hofer in der Tagesschau von „neuen polnischen Machthabern“ sprach und es absurd ist, wie diesen Ländern ggü mitunter parliert wird im deutschen politischen Zirkel.
Dass die Visegrad Staaten mit völkerrechtlich übergeordneter Autorität mit unter einen laissez-fairen Umgang haben, sah man auch im RGW.
Und zu den Öl- und Gasterminals: Wir Deutschen sollten nicht vergessen, dass genau diese konzeptionellen Überlegungen auch bei uns angestellt wurden.
Zu einem fairen und freundschaftlichen Umgang mit diesen Staaten gibt es für Deutschland weder aus moralischen noch aus politpraktischen Gründen eine Alternative.
Davon ab, rate ich, als Deutscher weniger arrogant auf diese Staaten herabzublicken. Deshalb kann man trotzdem mit offenen Visier dort seine Standpunkte vertreten.
Und man denke 30 Jahre zurück: Was hat man in Deutschland einerseits gejammert, was haben deutsche Generale andererseits geplant und geplant, dass von Deutschland nach einem hot run noch etwas übrig bleibt.
Und jetzt stellen ausgerechnet wir uns hin und sagen, also liebe Balten, jetzt beruhigt euch mal, anstatt ihnen bei ihren sozio-ökonomischen Hausaufgaben, die es zweifellos gibt, zu helfen? Mit Verlaub, ich bleibe dabei: Das ist absurd. Und so überlassen wir wieder einmal den USA das Feld, weil Europa seine Aufgaben nicht nicht selbst zu erledigen im Stande ist.
P.S.: Das Auseinanderdividieren Europas Donald Trump anzulasten mag opportun sein. In der Bewertung ist es sachlich nicht korrekt. George W. Bush hat damit begonnen, auf noch eher harmlosen Level und Barrack Obama hat dies konsequent vorangetrieben und den jetzigen Zustand erreichen geholfen. Letzteres will in Deutschland nur niemand wahrhaben.
@Sachlicher
Mir ist nicht ganz klar, was Ihr Kommentar mit der Rede zu tun hat, aber in jedem Fall ist es mE nicht korrekt den Europäern zu Unterstellen, sie hätten Polen im Stich gelassen.
Nun zur Rede, sie wird Europa und den polnischen Interessen nicht helfen. Es geht um America First und teile und Herrsche.
@Elahan | 07. Juli 2017 – 11:02
Mir ist nicht ganz klar, was Ihr Kommentar mit der Rede zu tun hat, …
Ich hatte @Zimdarsen geantwortet.
aber in jedem Fall ist es mE nicht korrekt den Europäern zu Unterstellen, sie hätten Polen im Stich gelassen.
Ich habe kein Problem damit, sollten Sie zu anderen Schlüssen gelangen als ich. Meine Formulierung mag drastisch sein, im Tenor bleibe ich aber dabei.
Es geht um America First und teile und Herrsche.
Man sollte bitte nicht davon ausgehen, dass die osteuropäischen Bildungs- und Politeliten dies nicht wüssten und dies diametral anders einschätzten.
Aber niemand lebt(e) auf diesem Kontinent im Kontext der Sicherheitspolitik auf der „Nehmerseite“ Live and Let die intensiver als Osteuropa.
@Sachlicher
Ich bin eher pessimistisch, was eine angemessene Beachtung in Deutschland angeht. Sie wurde gestern geflissentlich in unsere links-liberal dominierter Medienwelt ignoriert, man scheint sich hier weiterhin auf das bewährte Trump-Bashing zu fokussieren. Anders in den USA: Über die Rede wurde ausführlich u.a. in der links-liberalen New York Times berichtet.
Mein Dank gilt dem Hausherrn dafür, diese Rede hier zu veröffentlichen – es gibt noch versachlichende Lichtblicke in unserer Medienwelt!
Bemerkenswert finde ich die Passage: „The fundamental question of our time is whether the West has the will to survive. Do we have the confidence in our values to defend them at any cost? …“ Ich höre die Trump-Basher schon wieder: „Welche Werte hat der denn?“ …
Wie gesagt, ich bin pessimistisch …
Sachlicher | 07. Juli 2017 – 10:04
Die Worte eines US-Präsidenten sind nie bedeutungslos.
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Wir reden von Trump, es ist also völlig bedeutungslos.
Ein Blick auf die US Innenpolitik reicht da schon.
Trump sagt A, einen Tag später behauptet er, er hätte B gesagt. Seine Mitarbeiter im Weißen Haus behaupten er hätte C gesagt und C² gemeint, dann sagt Trump selbst es war eh schon immer D und sowieso ist alles fake news, überall, immer.
Zwei wochen später sagt Trump er hätte E gesagt, aber Wurzel aus 34 gemeint.
Nebenbei unterzeichnet er noch ein Dekret nach dem anderen, das rein garnichts bewirkt, weil er eben „nur“ Präsident ist und nicht König. Viele seine Dekrete würden außerhalb außerhalb seiner Regierungsgewalt ansetzen und da die Republikaner nicht ganz auf einer Linie mit Trump sind und im Kongress nichts geregelt bekommen, passiert nichts außer PR Theater.
Info zu NATO – UKR nach G20: Putin zur Lage Ostukraine.
http://www.nato.int/cps/en/natohq/events_67375.htm?utm_source=twitter&utm_medium=press&utm_campaign=20170710-ukraine-pressconf&utm_content=20170710-ukraine-pressconf