Friedesgottesdienst mit von der Leyen: Predigt & Protest (m. Predigttext)
Wenn eine Verteidigungsministerin auf dem Deutschen Evangelischen Kirchentag redet, noch dazu in einem Friedensgottesdienst, dann ist der Protest programmiert. Und so war es auch am (heutigen) Freitag, als Ursula von der Leyen eine (Teil)Predigt im Friedensgottesdienst in der Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche, mitten im Westen Berlins, hielt.
Gleich zwei – getrennte – Protestaktionen gab es, eine lautstarke mit Aktivisten, die sich von der Empore abseilten und ein Plakat War starts here (Der Krieg beginnt hier) entrollten.
Und eine eher ruhige, mit drei Frauen, die am Altar neben der predigenden Ministerin ein Transparent gegen Kampfdrohnen für die Bundeswehr entfalteten (Foto oben).
Den Anti-Drohnen-Protest nahm die Ministerin bei ihrer Predigt dann auf und bat die drei Frauen zu sich auf den Altar – was das Publikum (in so einem Fall heißt das ja eher: die versammelte Gemeinde) mit Beifall quittierte. Wie ohnehin die Predigt/Rede von der Leyens, in der sie sich ausdrücklich hinter die Soldaten als Wahrer des Friedens stellte, mehrfach von Applaus unterbrochen wurde.
Die Predigt der Ministerin ist deshalb nachhörenswert:
Dass die Worte einer Verteidigungsministerin auf einem Kirchentag so lautstark begrüßt werden, während die Proteste gegen sie (und die Bundeswehr) eher ablehnend quittiert werden – das ist in der Geschichte der Evangelischen Kirchentage, wenn ich mich recht erinnere, keineswegs selbstverständlich. Ich habe noch meinen letzten Besuch auf einem Kirchentag in Berlin vor Augen (damals im Westteil der Stadt), vor 40 Jahren im Sommer 1977. Damals war die Stimmung eher umgekehrt.
Ob das am Publikum lag, das offensichtlich der Bundeswehr gegenüber positiv eingestellt war – das weiß ich nicht. Es schien mir allerdings nicht so, als wäre da vor dem Eingang nach Haltung gesiebt worden.
Und auch die Kirche hätte damals vermutlich nicht angesichts einer solchen friedlichen Protestaktion die – heutzutage schon aus anderen Gründen anwesende – Polizei in das Kirchengebäude gelassen. (Im Gegenteil, ich erinnere mich noch gut, wie ich von den Stufen der Gedächtniskirche, also am exakt gleichen Ort, 1977 die Auseinandersetzung zwischen Demonstranten und Polizei fotografierte – das Kirchengelände war damals für die Beamten tabu.) Die versöhnliche Geste von der Leyens gegenüber den Anti-Drohnen-Protestlern änderte dann auch nichts daran, dass die Frauen hinterher zur Personalienfeststellung abgeführt wurden.
Das führte dann, wenn auch eher zufällig, zu einer interessanten Interpretation des Kirchentags-Mottos Du siehst mich.
(Mehr Bilder gibt es hier. )
Nachtrag: Der komplette Text der Dialogpredigt des evangelischen Militärbischofs Sigurd Rink und der Ministerin, wie er vom Deutschen Evangelischen Kirchentag veröffentlicht wurde:
Rink:
Gnade sei mit Euch und Friede von dem, der da ist, und der da war, und der da kommt. Amen.
Liebe Kirchentagsgemeinde!
Wann bin ich gut? Wie werde ich ein guter, ausgeglichener, zum Frieden fähiger Mensch? Gerecht?! Und vielleicht: Selig?!
Dies war, Sie wissen es, die Frage, die Martin Luther umtrieb und zum Reformator der Kirche werden ließ. Und ich bin sicher: Bei aller Veränderung der Weltbilder und Lebenseinstellungen – diese Frage ist aktuell geblieben. Sie treibt weiter um. Und sie entscheidet womöglich über die Fähigkeit der Menschen, zum Frieden zu finden.
Wie werde ich „selig“? Damals waren viele Menschen zu Jesus gekommen, dem Prediger aus Galiläa. Ich stelle mir vor, sie bedrängten Jesus, ihnen mehr zu erzählen, mehr aus einer Welt, in der Friede herrschen soll und Menschlichkeit. Ich glaube auch, ihnen war wichtig, etwas von der sie bedrückenden Last zu hören, von Schuld und Strafe – und von Vergebung. Ihnen ging es um die Dinge im Leben, die einem geradezu das Recht rauben, Mensch zu sein.
N.N., Lesung Seligpreisungen:
Als er aber das Volk sah, ging er auf einen Berg. Und er setzte sich, und seine Jünger traten zu ihm.
Und er tat seinen Mund auf, lehrte sie und sprach:
Selig sind, die da geistlich arm sind; denn ihrer ist das Himmelreich.
Selig sind, die da Leid tragen; denn sie sollen getröstet werden.
Selig sind die Sanftmütigen; denn sie werden das Erdreich besitzen.
Selig sind, die da hungern und dürsten nach der Gerechtigkeit; denn sie sollen satt werden.
Selig sind die Barmherzigen; denn sie werden Barmherzigkeit erlangen.
Selig sind, die reinen Herzens sind; denn sie werden Gott schauen.
Selig sind, die Frieden stiften; denn sie werden Gottes Kinder heißen.
Selig sind, die um der Gerechtigkeit willen verfolgt werden; denn ihrer ist das Himmelreich.
Rink:
Jesus spricht nicht nur zu den Menschen, die ihm auf den Berg gefolgt sind, er spricht alle an, die bereit sind, seiner Botschaft zu folgen. Das sind nicht nur die Menschen in Israel und den Nachbarstaaten, die heute noch und wieder unter Fanatismus, Gewalt und Terror leiden, und für die die Friedensbotschaft auch heute eine ganz besondere Bedeutung hat. Jesus spricht auch uns an, hier in der Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche, uns, mit den unterschiedlichsten Hintergründen und Geschichten, egal ob aus Militär oder Politik, aus der Friedensbewegung oder dem Umweltschutz, egal ob kirchlich eng verbunden oder distanziert. Jesu Botschaft gilt auch den Menschen in der Bundeswehr, die verunsichert sind, die manchmal für ihren Dienst eine überzeugende Begründung nicht sehen können, die sich manchmal allein gelassen fühlen. Und sie gilt Menschen in politischer Verantwortung. Große, wichtige Sätze formuliert Jesus: Selig sind die Barmherzigen. Selig sind, die da Leid tragen. Selig die Friedensstifter. Selig, die da hungert und dürstet nach der Gerechtigkeit.
Dabei sind seine Zusagen voraussetzungslos. Er sagt nicht: wenn – dann, sondern „Ihr seid es…“
Vor aller Leistung seid Ihr Geliebte Gottes. Bei missgünstigen oder feindseligen Mitmenschen müsst Ihr Euch kein Ansehen erkaufen. Eure Fehler bringen Euch nicht ums Leben. Dem Vater im Himmel seid ihr recht.
Wo sagen Menschen das sonst zueinander: Ohne jede Vorbedingung bist Du mir recht!? Dieses Angenommen-Sein aber macht stark. Es stärkt nicht zuletzt dazu, in Konflikten fantasievolle Wege zu suchen und sie mutig zu gehen.
Wohl, es bleibt schwer, barmherzig, reinen Herzens zu sein. Wo war ich nicht „reinen“ Herzens, wo konnte ich nicht barmherzig sein? Die Bundeswehr plagt Ihre Vergangenheit im Moment ja ganz besonders. Und darin ist sie ein Spiegelbild unserer Gesellschaft. Viele Juristen nach 1945, viele Wirtschaftsunternehmen, große Teile der Evangelischen Kirche, ja, sogar der Ärzteschaft waren verstrickt in die Traditions- und Schuldgeschichte des sogenannten Dritten Reiches. „Es ist noch lange nicht vorbei“ hat Gabriele Baring ein Buch genannt. Die Schatten der Vergangenheit holen uns immer wieder ein.
„Du siehst mich und erinnerst Dich!“ Nicht als Drohung, sondern als Versprechen darf ich das hören. Von Gott durchschaut sein, heißt: verstanden sein. Als Person anerkannt sein. Das befreit, auch schwierige Schritte gehen zu können: Schuld einzugestehen. Neue Wege zu gehen.
Vielleicht befreit das auch dazu, sich von Ungeheuerlichkeiten, die uns momentan in Beschlag nehmen, nicht überwältigen zu lassen. Unter dem Eindruck des Anschlags in Manchester steht man doch nur fassungslos davor und fragt sich: Was treibt einen 22-jährigen Jugendlichen, sich und andere, oft Gleichaltrige in die Luft zu jagen?
Das Böse scheint mächtig – aber es ist vor Gott schon besiegt! Derjenige, der in der Bergpredigt von Güte und Vergebung spricht, hat den Tod überwunden. Das kann Orientierung geben. Auch im Umgang mit schlimmen aktuellen Ereignissen – und mit der Schuld der Väter, die uns immer wieder einholt.
von der Leyen:
„Selig sind, die Frieden stiften; denn sie werden Gottes Kinder heißen.“
Jesus spricht diese Worte zu Menschen, die in einem besetzten Land leben; die Gewalt und Terror erleben; die im Zwist darüber sind, wie man all dem begegnen soll – erdulden oder kämpfen?
Jesus sagt diese Worte aber auch uns Heutigen, die wir in einer Welt leben, in der sich alte Gewissheiten auflösen und Gewalt und Terror auf dem Vormarsch sind:
Mit Giftgas getötete Kinder in Syrien;
Vom Hungertod bedrohte Familien am Horn von Afrika;
Auf der Flucht vor Gewalt und Verfolgung im Mittelmeer ertrunkene Menschen.
Und trotzdem soll uns das nicht entmutigen.
Denn wir haben auch Beispiele, was möglich ist, wenn Menschen dieses Wort vom „Frieden stiften“ ernst nehmen, es aufgreifen und umzusetzen versuchen.
Ich denke an Europas jüngere Geschichte: Nach den Untiefen zweier Weltkriege und dem Kulturbruch der Shoah haben Menschen die Größe gezeigt, die Hand auszustrecken und zu verzeihen, haben auf den Tod verfeindete Staaten zur Aussöhnung gefunden und ihr Zusammenleben neu geordnet.
Mit der Unantastbarkeit der Menschenwürde im Zentrum allen Tuns haben wir in Europa unser Miteinander an den Prinzipien der Menschenrechte, Freiheit, Solidarität und Gerechtigkeit ausgerichtet – Prinzipien, die uns Christen die Bibel lehrt und die wir mit den anderen großen Religionen teilen. Es sind diese Prinzipien, ohne die kein Friede möglich ist.
Selig sind, die da hungern und dürsten nach Gerechtigkeit; selig sind die Barmherzigen; selig sind, die reinen Herzens sind.
Während wir im Herzen Europas dankbar auf eine über 70 Jahre dauernde Phase des Friedens schauen können, schwelen um uns herum bewaffnete Konflikte, die jedes Jahr zehntausende Menschenleben fordern.
Frieden stiften kann sich deshalb nicht mit dem Erdulden von Unrecht, Machtmissbrauch und Gewalt begnügen. Es fordert das mutige Eintreten für die Prinzipien, die uns eine so lange Phase des Friedens geschenkt haben. Und: Es fordert von uns allen die Übernahme von Verantwortung.
Als Bundesministerin der Verteidigung bin ich mir natürlich sehr bewusst, dass allein durch militärische Mittel kein Frieden geschaffen werden kann.
Aber das Militär dazu beitragen kann, die Schwächsten zu schützen sowie Raum zu eröffnen und Zeit zu verschaffen, für Versöhnung und Wiederaufbau.
Ich werde nie vergessen, wie aus der Zentralafrikanischen Republik der evangelische und der protestantische Bischof und der oberste Imam zusammen zu uns nach Deutschland kamen und um militärische Hilfe durch eine Mission der Vereinten Nationen baten, damit sie im grausamen Bürgerkrieg Raum und Zeit erhalten, um gemeinsam mit der Versöhnungsarbeit zwischen den religiösen Gruppen zu beginnen.
Ich sage dies auch im Wissen um unsere menschliche Begrenztheit. Aber ich weiß auch, dass dem Karfreitag Ostern folgt, uns Gott daher Gewissheit der Versöhnung schenkt.
Diese Gewissheit der Versöhnung verpflichtet uns als Christen gleichzeitig dazu, aktiv zum Frieden beizutragen und Verantwortung zu übernehmen.
Schweigeminute/Zwischenmusik
Rink:
„Selig sind, die da Leid tragen, denn sie sollen getröstet werden“.
Wie oft habe ich als Pfarrer mit Angehörigen zusammengesessen, die Abschied nehmen mussten von lieben Menschen. Wie oft habe ich mit Ihnen Phasen der Trauer, der Wut, der Verzweiflung durchlebt. Ich denke an den Ort des Gedenkens an den Anschlag auf den Weihnachtsmarkt direkt hier vor der Tür. Unser Kirchenamt liegt nur 200 Meter weiter am Bahnhof Zoo und viele von uns waren abends hier.
Ich denke an die vielen Tränen, die die Angehörigen, die auch Soldatinnen und Soldaten weinen, wenn sie an den Gedenkorten für ihre verstorbenen und gefallenen Kameraden stehen.
Ist es nicht oberflächlich, nicht billiger Trost, was Jesus sagt?
Klingt das nicht nach einem: „Kopf hoch, wird schon wieder!“ Sätze die man kaum erträgt, wenn man von Trauer umfangen ist. Nein, da ist viel mehr. Es ist nicht billiger Trost, der dahingesagt wird. Jesu Botschaft greift viel weiter aus: Auch und gerade in deiner tiefsten Verzweiflung ist Gott bei Dir. Das ist der Kern des biblischen Verständnisses von Gott.
Gott ist stark genug, um sich dem Unten auszusetzen. Er kann das und tut das, weil er selbst im tiefsten Schrecken des Todes gewesen ist, weil er vor der johlenden Menge ausgestellt war in seinem Todeskampf und weil das, was er litt, nichts Geringeres war als Verlassen-Sein von Gott. Das umfängt den ganzen Horror unserer Welt. Gerade da ist Gott. Und Gott stellt Dir Menschen an Deine Seite, die Dich wirklich begleiten, die für Dich zum Engel werden. Oft sind das Menschen, von denen Du das nicht erwartet hättest. Engel haben keine Flügel, zumindest präsentieren sie sie nicht im Voraus. Vielleicht hat mancher Engel auch schon Uniform getragen.
von der Leyen:
„Selig sind, die da Leid tragen, denn sie sollen getröstet werden“.
Jesus „preist“ die Trauernden, diejenigen die Verlust und Schmerz erfahren haben. Wir alle kennen diese Situation: Schmerz kann zermürben, er kann lähmen und zerstören.
In dieser Dialogpredigt geht es aber auch um das Erinnern, und damit um eine Größe menschlicher Existenz, die vielleicht erst den Menschen in seiner Fähigkeit zur Menschlichkeit ausmacht. Erinnerung mag unendlich schmerzen, doch sie kann auch versöhnen, verarbeiten, heilen und befreien. Trauer und Erinnerung gehören zusammen.
Es gibt Orte, mit denen ich schöne Erinnerungen verbinde, an denen ich zur Ruhe kommen kann. Es sind Orte, die mich geprägt haben, die mir Halt geben und Geborgenheit schenken. Es gibt auf der anderen Seite Orte, die mich bewegen,
weil sie mich an Schweres erinnern und mahnen. Ein solcher Ort ist für mich der Wald der Erinnerung im Einsatzführungskommando in Potsdam. Aus den Einsatzgebieten der Bundeswehr wurden die Ehrenhaine und Gedenkorte für gestorbene und gefallene Soldatinnen und Soldaten an diesen Ort gebracht, um den Soldatinnen und Soldaten,
aber vor allem auch den Angehörigen und Freunden der Gefallenen einen würdigen Ort zum Trauern und Erinnern zu geben. In meiner Amtszeit haben […] Soldaten infolge der Ausübung ihrer Dienstpflichten ihr Leben verloren. Dort im Wald der Erinnerung kommen Schmerz und Leid der Kameradinnen und Kameraden wie auch der Angehörigen und Freunde ganz nahe. Trauer und Besinnlichkeit liegen über diesem Ort, und trotzdem hat er auch eine tröstliche Atmosphäre. Ich hoffe, dass die Trauernden dies spüren: ein Trost, der Kraft gibt. Abschiede, auch endgültige Abschiede gehören zum Leben.
„Selig sind, die Leid tragen, denn sie sollen getröstet werden.“
Was geht in der Soldatin vor, die im Einsatz im Mittelmeer Flüchtlinge aus Seenot rettet und mitansehen muss, wie vor ihren Augen das überfüllte Boot kentert und Menschen ertrinken? Was geht in dem Soldaten vor, der im Irak erlebt, wie Peshmerga, die er im Kampf gegen den IS ausgebildet hat, fallen? Was geht in Soldaten vor, die in Afghanistan vom Tod der Entwicklungshelferin erfährt und der von schier unüberwindbaren Schwierigkeiten der Mission erdrückt wird?
„Selig sind, die Leid tragen, denn sie sollen getröstet werden.“
Gut, dass dieser Satz eine zweite Hälfte hat. „… denn sie sollen getröstet werden.“
In der Begleitung durch Andere erfahren wir auch Gottes Nähe und seinen Trost. Gott sieht uns und nimmt uns wahr, in welcher Situation wir auch stehen: als Trauernde oder Fröhliche, als Schwache oder Starke, als Bedürftige oder Helfende, als Leidende oder Frieden Stiftende.
Er sieht uns. Er lässt uns erinnern. Gott vergisst uns nicht.
Rink:
Lassen Sie mich, ohne anmaßend sein zu wollen, eine persönliche Seligpreisung ergänzen. Lassen Sie mich diese Feiertagsstimmung, dieses Fest des Kirchentages, aufnehmen: Selig bist Du nicht nur, wenn Du traurig bist oder Leid trägst, Gott sieht dich nicht nur auf den bösen Stecken Deines Lebens, sondern Gott sieht Dich, und wahrscheinlich besonders gerne, in Deiner Fröhlichkeit, in dem, was Dein Leben stark und faszinierend macht, Gott sieht Dich in Deiner Freude, in Deiner Liebe, in Deiner Gemeinschaft mit anderen Menschen. Selig bist auch Du, der Du fröhlich warst und fröhlich bist, denn Gott hat Dich lieb. Oder, wie es in einem Vers nach den Seligpreisungen bei Matthäus heißt: „Seid fröhlich und jubelt, es wird euch im Himmel reichlich belohnt werden!“
Amen.
Und der Friede Gottes, der höher ist als unsere menschliche Vernunft, bewahre unsere Herzen und Sinne in Christus Jesus.
(Dialogpredigt lizenziert unter einer Creative Commons Namensnennung – Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0 International Lizenz, http://creativecommons.org/licenses/by-sa/4.0/)
Es ist ungeheuerlich, dass diese politische Veranstaltung in einer Kirche und im Rahmen eines Gottesdienstes stattfand. Mit Glaubensfragen scheint das alles auf jeden Fall wenig zu tun zu haben. In einer Kirche werden zudem Predigten statt Wahlkampfreden gehalten, und Gläubige würden einen Gottesdienst auch soweit respektieren, dass sie ihn nicht für politische Aktionen weder für noch gegen ein bestimmtes Anliegen missbrauchen würden.
Danke für diesen interessanten Beitrag! Ich hoffe, ich komme noch dazu, die Predigt von vdL auch anzuhören…
@Stiller Leser
Stimmt.
Allerdings nicht nur DIESE Veranstaltung, sondern der Gesamtablauf huldigte einer bestimmten politischen Richtung.
Verantwortlich? Die EKD unter Heinrich Bedford-Strohm bestimmte das Konzept, und die Kirche hat Obama eingeladen und dieser auf A. Merkel als Diskussionspartnerin bestanden.
@T.W.:
Lernfrage an den evangelischen Theologen:
Dürfen Laien in der evangelischen Kirche wirklich eine Predigt halten?
In der katholischen Kirche ist dies nur in ganz besonderen Ausnahmen erlaubt (Codex Iuris Canonici, can. 766), ansonsten ist die Predigt Priestern und Diakonen vorbehalten.
Es ist aus meiner Sicht durchaus relevant, ob die Ministerin hier gepredigt hat oder eine Ansprache gehalten hat. Aber das mag ja in der protestantischen Welt grundlegend anders sein (Relativismus, etc).
Allgemein ist die Resonanz ja durchaus positiv zu werten – unabhängig von den Details der „Predigt“.
„Peace is our profession“ … ^^
@Memoria
Ich beziehe mich mal nicht auf mein Jahrzehnte zurückliegendes Theologiestudium, sondern auf die Programmankündigung des Kirchentages:
Wie nannte das Helmut Schmidt nochmal? Naive Gesinnungsethik…
@T.Wiegold | 26. Mai 2017 – 16:00
„Ich beziehe mich mal nicht auf mein Jahrzehnte zurückliegendes Theologiestudium, sondern auf die Programmankündigung des Kirchentages:“
Naja, die Veranstalter des Kirchentages haben hier vielleicht auch nur simplifiziert um es weniger „kompliziert“ zu halte ;)
@Memoria | 26. Mai 2017 – 15:52
Wenn mich meine Erringung nicht trübt, dann gehört die Predigt im engeren Sinne zu den grundsätzlich an einen offiziellen-expliziten, kirchlichen Auftrag gebundenen Tätigkeiten im Gottesdienst. Sie obliegt grundsätzlich daher nur ordinierten oder besonders bestellten und ausgebildeten/geprüften Nicht-Ordinierten (z.B. sog. Prädikanten). Ausnahmen sind aber unter bestimmten (engen) Voraussetzungen möglich.
Dabei ist es aber von Landeskirche zu Landeskirche unterschiedlich geregelt, wie eng diese Vorgabe ausgelegt wird und unter welchen (konkreten) Maßgaben hiervon abgewichen werden darf.
Normalerweise bedarf es aber min. der Zustimmung des Kirchenvorstandes/Presbyteriums. Darüber hinaus werden häufig weitere „Kontrollmechanismen“ eingeschaltet um die Beachtung der „kirchlichen Ordnung“ sicherzustellen.
Da der Militärbischof anwesend war und der Kirchentag sicherlich auch den Kirchenvorstand nicht übergangen haben dürfte, müssten diese beiden Punkte aber erfüllt gewesen sein ;)
Trotzdem habe ich Zweifel daran, ob es wirklich eine Predigt im engeren Sinne war oder eher eine im Zusammenhang mit der Predigt des Militärbischofs stehende „auslegende Ansprache“.
Sorry, das ich so kompliziert bin, aber Kirchenrecht ist in den evangelischen Kirchen immer super kompliziert, da es sich von Landeskirche zu Landeskirche teilweise deutlich unterschiedet und der Kirchentag nochmals einen Sonderfaktor hineinbringt…
„Aber das mag ja in der protestantischen Welt grundlegend anders sein (Relativismus, etc).“
Aua, da holt aber jemand die große (katholische) Keule heraus… ich bin entrüstet ;)
Bitte nicht, ganz ernst nehmen, aber den konnte ich mir jetzt nicht verkneifen :)
Nach einigem Googlen:
Das hängt von der jeweiligen Landeskirche ab, aber die evangelische Kirche ist da recht flexibel.
Letztlich ist es Aufgabe jeden Kirchenmitglieds, sich auch in der Gemeinde aktiv zu beteiligen und „das Evangelium in Wort und Tat zu bezeugen“.
@T.W. u. Till:
Danke.
Wo es keine Lehrmeinung gibt, kann es ja auch nicht so bedeutend sein wer predigt. Daher schon logisch, aber eben grundlegend anders.
Inhaltlich finde ich erneut den Verweis auf ZAR interessant, wo wir dann mit SALIS unterstützt haben. Die Ministerin erwähnt dies immer wieder als Beispiel für verantwortungsvolles Verhalten.
„Eure Rede aber sei: Ja, ja; nein, nein. Was darüber ist, das ist vom Übel.“ Mt 5:37
Auch zum aktuellen Thema Tradition lädt der Ort der Predigt zur Diskussion ein:
https://de.m.wikipedia.org/wiki/Stalingradmadonna
Wäre dies in einer Kaserne noch möglich?
Hat die Ministerin das Bild bei ihrem Besuch gewürdigt?
@ Memoria | 26. Mai 2017 – 16:32
„Wo es keine Lehrmeinung gibt, kann es ja auch nicht so bedeutend sein wer predigt. Daher schon logisch, aber eben grundlegend anders.“
Da muss ich widersprechen (siehe auch mein Kommentar 26. Mai 2017 – 16:15). Gerade wegen der zentralen, inhaltlichen Stellung der Wortverkündung wird dies in den jeweiligen Gottesdienstordnungen sehr genau geregelt. Die einzige andere Stelle im Gottesdienst, die im evangelischen (zumindest wenn es um die lutherischen Kirchen geht), genauso restriktiv geregelt ist, sind die Sakramente (also Taufe, Abendmahl und Beichte) und das „weitere“ Sakrament die Ordination (das evangelische Äquivalent zur katholischen Weihe).
„Auch zum aktuellen Thema Tradition lädt der Ort der Predigt zur Diskussion ein:
https://de.m.wikipedia.org/wiki/Stalingradmadonna
Wäre dies in einer Kaserne noch möglich?
Hat die Ministerin das Bild bei ihrem Besuch gewürdigt?“
Hihi, dass wird ja auch dadurch spannend, dass im Verbandsabzeichen eines Verbandes der Bw abgebildet ist (SanRgt 2 in RENNEROD und KOBLENZ) aber keinen Bezug zum Widerstand hat…
Diese Art der Metadebatte finde ich schon ein bisschen merkwürdig…
@T.Wiegold | 26. Mai 2017 – 18:15
„Diese Art der Metadebatte finde ich schon ein bisschen merkwürdig…“
Zugegebenermaßen hat ein Austausch über das Kanzelrecht in den evangelischen Kirchen wenig mit Sicherheitspolitik zu tun.
Von daher „mea culpa, mea maxima culpa“
;)
Aber die Stalingradmadonna und die Traditionswürdigkeit des Urhebers Kurt Reuber vielleicht schon eher… vor allem, wenn man bedenkt wie sehr Kurt Reuber eigentlich für die Sanität traditionswürdig sein könnte und das mit dem Thema eines FRIEDENSgottesdienstes verknüpft…
Koffer | 26. Mai 2017 – 18:36
1 +++
Hans Schommer
@ Memoria:
@koffer hat Ihnen das Wesentliche erklärt.
Im Falle der Ministerinnen Predigt sei bemerkt, dass die Mitwirkung bei der Predigt auch Predigt ist. Das geht sowohl kirchenrechtlich als auch im Sinne der Tradition (hi, hi und sic!) in Ordnung. Ich fand das auch gut, dass sie das gemacht hat und auch wie sie es mit dem ev. Militärbischof gemacht hat.
Ich kenne auch Predigten, die wie ein Streitgespräch stattfanden, weil ein Gemeindeglied anderer Meinung war als der Pfarrer. Das ist möglich, aber sehr selten geworden.
Insofern Rede (Ministerin und Militärbischof) und Gegenrede (die Damen mit dem Transparent) nichts ungewöhnliches und nichts unlutherisches ist. Das Abseilen? Geschenkt. Ist halt Berlin und manche haben das eben nötig. Ich persönlich mag solch affektierte und effekthascherische Aktionen nicht im Rahmen eines Gottesdienstes. Da steht anderes im Mittelpunkt.
Ich verstehe aber die Polizei. Sie haben nur das gemacht, was im Sicherheitskonzept steht. Früher hätte es ein Satz heiße Ohren vom schlechtgelaunten protestantischen Küster getan.
Die Zeiten sind lange vorbei.
P.S.:
Nun, die Madonna steht ja an der SanAk seit 1997 als Geschenk der Kaiser-Wilhelm-Gedächtsniskirche, wie ich durch Ihren Link erfahren durfte. Mit Sicherheit nicht mehr lange. Die „Dummen und Fleißigen“ werden sich darum kümmern. Da gehen Sie schon richtig von aus.
Das Original in der KWGK kenne ich allerdings nur zu genau. Sie gibt dort Zeugnis wie u. a. das Nagelkreuz aus Coventry. Überhaupt sei Ihnen der Gottesdienst dort empfohlen. Sehr traditionell evangelisch, offen und außer Karfreitags mit Abendmahl. Ich finde es dort „schöner“ als im sogenannten Berliner Dom (Damit meine ich tatsächlich nicht die St Hedwigs Kathedrale, dessen Hl. Messe auch empfohlen sei.).
Aus meiner Sicht wieder eine Fascette aus dem Selbstdarstellung/PR-Repertoire der Fr.vdL. Sie sollte Ihre Zeit statt dessen den Problemen der Bw widmen.
@MikeMolto | 26. Mai 2017 – 19:19
„Aus meiner Sicht wieder eine Fascette aus dem Selbstdarstellung/PR-Repertoire der Fr.vdL. Sie sollte Ihre Zeit statt dessen den Problemen der Bw widmen.“
Da muss ich widersprechen. Natürlich gehört es auch zum den Aufgaben der IBuK die Bw auf solchen Veranstaltungen wie dem Kirchentag zu vertreten.
Friedensethik ist ein wichtiger Teil der Selbstversorgung der Bw (oder war es zumindest einmal).
Zugegebenermaßen ist vdL nicht wie TdM eine regelmäßige Kirchentagsgängerin. Sie scheint also ihr Interesse am DEKT wohl erst mit dem Amt bekommen zu haben (war sie in Stuttgart eigentlich auch schon dabei?!), aber warum nicht. In gewisser Weise ist es Teil ihrer Amtspflichten ;)
@Koffer | 26. Mai 2017 – 18:36
Danke für diese Worte und Ihre einordnenden Worte hier im Thread.
Von daher „mea culpa, mea maxima culpa“
;)
Aber so „einfach“ kommen Sie hier den Protestanten trotzdem nicht davon. Da fehlt ein „mea culpa“ :)
@MikeMolto | 26. Mai 2017 – 19:19
Aus meiner Sicht wieder eine Fascette aus dem Selbstdarstellung/PR-Repertoire der Fr.vdL.
Das so zu bewerten, darin stimmen wir tatsächlich nicht überein. Ich fand es gut.
Es war ja nicht meine Absicht eine theologische Diskussion loszutreten. Die Beiträge sind gleichwohl sehr lehrreich, da sie die grundlegend unterschiedliche Herangehensweise verdeutlichen (im Kern eben doch eine Frage des Relativismus).
Insgesamt bleibt der Beitrag der Ministerin für mich zu sehr im Ungefähren.
Kernfrage wäre für mich – wie von McNamara formuliert:
„How much evil must we do in order to do good?“
Dazu empfehle ich die damit verbundene Dokumentation „The Fog of War“ (https://youtu.be/6BVhOMZypGM).
Gerade heute für vdL und Co sehr lehrreich da auch McNamara aus einer Logik der BWL in den Bereich der Verteidigung kam.
@ Sachlicher | 26. Mai 2017 – 19:37
‚Das so zu bewerten, darin stimmen wir tatsächlich nicht überein. Ich fand es gut.‘
Meine Einstellung resultiert daraus, dass ich saemtliche organisierten Religionen ablehne. Es geht den ‚Leitenden‘ u/o ‚Organisatoren‘ um Macht und Einfluss. seit Anbeginn aller Richtungen und dies hat sich bis heute nicht geaendert.
Waehrend man, bevor es staatliche Organisationen mit Gesetzen gab, einigen Religionen vielleicht noch die Aufgabe der Ordnung der menschlichen Gemeinschaft positiv zubilligen konnte, so haeufig haben Kirchen und Religionen aber auch Kriege, Progrome und Verfolgungen angezettelt,
Zur Seelsorge in der Bw kann ich mich in meiner Dienstzeit von 25 Jahren nur an zwei positive ‚chaplains‘ erinnern, (und das waren Katholiken) der Rest waren ‚Verwaltungsbeamte‘..
@MikeMolto | 26. Mai 2017 – 21:01
Meine Einstellung resultiert daraus, dass ich saemtliche organisierten Religionen ablehne.
Das ist Ihr gutes Recht. Ich respektiere das auch.
Wenngleich selbst tiefgläubiger Protestant, habe ich bei meinen Untergebenen wie ggü meinem Umfeld stets darauf geachtet, dass die in Art 4 GG niedergelegte Freiheit auf und Freiheit von Religion respektiert wird und die entsprechende Umsetzung erfährt.
Für mich gehört die vorschriftsgerechte Anwendung des Art 4 GG zur Inneren Führung und zu den Wesenszügen bundesdeutscher Streitkräfte.
Frau von der Leyen und die Bundesregierung werden möglicherweise nach einer Abstimmung in Haushalts- und Verteidigungsausschüssen im Bundestag schon am 21.Juni die Anschaffung von waffenfähigen israelischen Drohnen für die Bundeswehr durchsetzten können. Jedoch hat die im 2013 Koalitionsvertrag vereinbarte „sorgfältige Prüfung“ der „völker- und verfassungsrechtlichen, sicherheitspolitischen, und ethischen Fragen“ im Zusammenhang mit dieser Waffe nie stattgefunden.
Es ist eine religiöse und ethische Frage, die schon auch in der Kirche gehört, ob diese Entscheidung einfach durchgeschoben werden darf, und zwar gegen den Willen der Mehrheit der deutschen Bevölkerung. Die deutsche und europäische Waffenindustrie und ihre Lobbyisten sind natürlich eifrig dafür. Die Frage wird kaum mehr in den Mainstream-Medien diskutiert.
In dem mehrfach ausgezeichneten Dokumentarfilm „NATIONAL BIRD: Wohin geht die Reise Amerika?“ (http://nationalbird-derfilm.de) der gegenwärtig bundesweit in den Kinos läuft, sieht man wie die US-Whistleblower, die diese Waffe bedient haben, durch quälende ethische und moralische Fragen leiden und vermutlich noch lebenslang leiden werden. Die Opfer der Kampfdrohnen sind nicht nur die viele unschuldigen Menschen — vor allem in Afghanistan — die durch diese Waffe getroffen worden sind. Auch die junge Menschen, die diese Waffe einsetzen, um die Anderen zu überwachen und auf sie zu zielen, und dann die zerstörten Menschen in Detail zu beobachten, sind dadurch Opfer geworden.
Bevor entschieden wird, dass die Bundeswehr waffenfähige Kampfdrohnen „braucht,“ sollte jede/r Bundeswehrsoldat/in, jede/r Bundeswehr Seelsorger/in und jede/r ehrenvollen Politiker/in diesen Film sehen. Auch Frau von der Leyen soll nochmals nachdenken und innen gehen.
Nach meinem Wissen sollte es eine Dialogpredigt sein. Zwischen vdL und Militärbisch Rink. Aus dem Audiomitschnitt ist ein Dialog allerdings nicht erkennbar. Vielleicht wird ja noch die Predigt in schriftlicher Form veröffentlicht.
Spannend ist dann vor allem in wie weit auf die Fragen der evangelischen Fridensdenkschrift eingegangen wird oder diese thematisiert wird. In weiten Teilen der evangelischen Kirchengemeinde hier auf dem Kirchentag gibt es Bestrebungen diesen Kompromiss zwischen bundeswehrbegründender Ethik und Pazifismus aufzulösen. „Karlsruher Aufruf“ und „autonomes Zentrum Frieden“ während des Stuttgarter Kirchentags 2015 und die innerkirchliche Diskussion um die Militärseelsorge sind Ausdruck dieser Konflikte.
Vor allem seit sich von der Leyen auch auf den Ratsvorsitzenden der EKD berufen konnte um Waffenlieferungen in ein Krisengebiet zu legitimieren, zeigt sich das schwierige Verhältnis zueinander.
Falls erlaubt, hier ein passender Beitrag zu diesem Thema von Sylvie Thonak: http://www.pfarrerverband.de/pfarrerblatt/index.php?a=show&id=3815
Es ist nicht fair, wenn sich die Kirche in Staatsbelange einmischt. Unhöflich gegenüber der Verteidigungsministerin war der Protest sowiso — eine peinliche Panne für die Organisatoren. Kampfdrohnen bringen Frieden! Sie bringen Frieden weil es Frieden nicht als abstrakten Begriff gibt. Es gibt nur einen „Bestimmten Frieden“ unter genau austarierten Bedingungen. Die Bedingungen für die Bundesrepublik Deutschland sind Rechtstaat, Demokratie, Freiheit. Wer dies nicht respektiert und ggf. sogar zum „Terror“ greift, wird auf unsere tapfere Verteidigung stoßen — auch mit Kampfdrohnen, um Anführer des Terrors besonders effektiv auszuschalten. Warum? Nochmal… weil wir wehrhafte Demokraten, Rechtstaatsliebend, Friedliebend und Freiheitsliebend sind. So simpel ist die Sache.
Hm, dass dieser Thread nun zu einer Drohnen-Debatte mutieren könnte, fände ich nicht so gut – und dass es mit der These „Kampfdrohnen bringen Frieden“, die doch nicht etwa als Provokation gemeint ist…?, ebenso wie mit den Worten über die Rüstungs-Lobby etwas weiter oben, so richtig angefeuert werden könnte, auch nicht.
Die Drohnen-Debatte werden wir in absehbarer Zeit ohnehin wieder führen; an dieser Stelle den Thread dafür zu kapern, finde ich nicht sinnvoll.
Was Frau vdL in ihrer Freizeit tut ist mir soweit egal solange sie in ihren Äußerungen die Zurückhaltung wahrt, die erforderlich ist, um das Vertrauen als IBuK nicht zu gefährden.
Ob da eine Predigt für eine Glaubensrichtung dazu gehört, darf bezweifelt werden und Zweifel gehört zum Glauben ;-)
Hätten wir einen Moslem (Hindu, Zeugen Jehova, …..) als IBuK würde ich mich der Kommentare im Blog, nach einer von ihm gehaltenen Vorlesung, freuen.
@
Tja, neue Technik und alte Reflexe der „Kämpferhelden“. In USA ist man ja als Soldat Held, egal ob man den Feind tötet – unter nicht weiterer ethischer Betrachtung von menschlichen „Kollateralschäden“ (Gipfel des menschenveractenden Zynismus) – oder ob man vom Feind getötet wird. Logischerweise ist also das töten des Feindes ohne weitere Beachtung des humanitären Völkerrecht für einen US-Soldaten ein tief „eingepflanzter“ Reflex, denn als lebender Held hat man eben mehr vom Leben als ein toter Held. Stichwort gesellschaftliche Tiefenindoktrination aus der Zeit des Wilden Westens, in dessen Verlauf der Kontinent erobert und die Indianer „befriedet“ wurde/n. Der Indianer von gestern ist eben der Terrorist von heute, nur die technischen Mittel der „Kavallerie“ haben sich geändert. Man nennt das auch das Custer-Syndrom/SARC
Bedenklich und befremdlich nur, wenn deutsche „Kämpfer“ des 21. Jhdrt anfangen dieses Custer-Syndrom als individuelle „Innere Führung“ aka Kämpfer-Ethos zu leben.
Muß wohl so eine Art vererbtes Stockholm-Syndrom aus der Besatzungszeit und der Wiederbewaffnung sein/IRONIC
Mit Kampfdrohnen Frieden schaffen ist ein Friedhofsfriede, und die Friedhöfe sind alle außerhalb der USA.
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@T.Wiegold: 1977 hatten Sie aber noch nicht so viel für die BW übrig? Da war das Berufsziel wohl noch Theologe, statt Journalist?
Ich finde es wehr mutig, daß die Verteidigungsministerin eine Teil-Predigt hält! Und ich denke mir daß früher, gerade zur Zeit der Nachrüstungsdebatte, selbst mit Polizeischutz nicht durchführbar gewesen wäre….
Natürlich stört man eine Predigt nicht,. schon gar nicht mit Protestgeschrei(Plakate sind harmlos), aber auf den Protest hat die Ministerin souverän reagiert.
Die Feststellungen der Personalien, bei so normalem Protest ist überflüssig und ich frage mich, ob dies nicht gegen Kirchenasyl verstößt und die Kirchenvertreter nicht freien ‚Abzug der Störer von der Polizei hätten verlangen sollen.
Es ist schon traurig, daß auch Kirchentage mittlerweile von der Polizei geschützt werden müssen! Wobei ich nicht weiß, ob 1977 oder jedenfalls auf den Folgekirchentage nicht auch Polizeischutz nötig war, denn 1977 folgte nach dem Kirchentag der heiße Herbst der RAF? Die RAF hätte sicherlich keinen Kirchentag als solchen, aber vielleicht Politiker auf einem Kirchentag angegriffen.
@Sachlicher | 26. Mai 2017 – 19:37
„Aber so „einfach“ kommen Sie hier den Protestanten trotzdem nicht davon. Da fehlt ein „mea culpa“ :)“
Verstehe ich jetzt nicht, bin ja selbst evangelisch-lutherisch? Müsste es denn daher nicht heißen „so einfach kommen Sie hier den Katholiken trotzdem nicht davon“?
@closius | 27. Mai 2017 – 9:28
„Die Feststellungen der Personalien, bei so normalem Protest ist überflüssig und ich frage mich, ob dies nicht gegen Kirchenasyl verstößt und die Kirchenvertreter nicht freien ‚Abzug der Störer von der Polizei hätten verlangen sollen.“
1. Kirchen“asyl“ (welches rechtlich natürlich nicht existiert) wird heutzutage in einem „Gentlemen-Agreement“ zwischen Kirchen und Staat nur noch bezüglich persönlichen, sozialen oder familiären Härtefällen vor Abschiebungen „gewährt“. D.h. im vorliegenden Fall wäre Kirchenasyl nicht anwendbar gewesen.
2. Das stören eines Gottesdienstes ist nicht nur als Hausfriedensbruch eine Straftat, sondern möglicherweise auch nach § 167 (Störung der Religionsausübung) strafbar. Warum die Täter hier von den Geschädigten (der Kirchengemeinde) vor der Polizei geschützt werden sollten erschließt sich mir nicht.
3. Zudem ist es äußerst schlechter Stil von den Rabauken :( Auf dem Kirchentag gibt es ja nun wirklich genügend Möglichkeiten zum angemessenen Diskurs, da muss man nicht auch noch einen Gottesdienst stören…
closius | 27. Mai 2017 – 9:28:
“ … und ich frage mich, ob dies nicht gegen Kirchenasyl verstößt … “
Das ist sicher nicht Ihr ernst.
Hans Schommer
Es geht auch nicht um (linke) Störer, sondern sicherlich um mögliche islamistische Terroranschläge. Manchester schon wieder ausgeblendet?
@Koffer | 27. Mai 2017 – 10:37
Entschuldigen Sie mir das bitte. Ich dachte, Sie wären katholisch und ich wollte lediglich einen gut gemeinten Scherz machen. Nicht mehr.
Ich finde es interessant wie man sich über diese Friedlichen Proteste aufregen kann.
Es zeigt wie weit wir gekommen sind seit Hier stehe ich und kann nicht anders.
@MikeMolto
Merkt man im Vergleich wenn man atheistische Gesellschaften und „unorganisierte“ Religionen betrachtet.
MKN hat die Kirche versucht dem Krieg Zügel anzulegen, nur in Notwehr/Nothilfe mit dem Gerechten Krieg von Augustinus von Hippo und dem Gottesfriede.
@Ami
Welche Mehrheit der Bevölkerung?
Meine Bedenken gegen Drohnen sind technischer Art
Sachlicher | 26. Mai 2017 – 19:13
…
„P.S.:
Nun, die Madonna steht ja an der SanAk seit 1997 als Geschenk der Kaiser-Wilhelm-Gedächtsniskirche, wie ich durch Ihren Link erfahren durfte. Mit Sicherheit nicht mehr lange. Die „Dummen und Fleißigen“ werden sich darum kümmern. Da gehen Sie schon richtig von aus.“…
Hier irrt Wikipedia !
Die Madonna hing im Stabsgebäude der Akademie im 1. Stock, Kommandeursflur (Teppichbodenetage).
Sie wurde aber schon vor Jahren aus dem militärischem Bereich „verbannt“ und in die Kapelle der Ernst-von-Bergmann-Kaserne umgezogen. Da sie sich somit jetzt in geweihten Räumen befindet, sollte sie eigentlich dem Zugriff der „Dummen und Fleißigen“ entzogen sein.
Ich fand den Umzug damals schade weil ich die Madonna ja auch als Zufallsbekanntschaft auf dem Flur kennengelernt und mich mit ihr befasst habe, diese Chance ist jetzt für andere dahin…
@Sachlicher | 27. Mai 2017 – 23:55
„Entschuldigen Sie mir das bitte. Ich dachte, Sie wären katholisch und ich wollte lediglich einen gut gemeinten Scherz machen.“
1. Selbstverständlich.
2. (neugierig) argumentieren ich katholisch?
3. :))
@ThoDan | 28. Mai 2017 – 7:56
„Ich finde es interessant wie man sich über diese Friedlichen Proteste aufregen kann.“
Grundsätzlich wäre ich bei Ihnen, denn das Demonstrationsrecht ist ein hohes Gut und gerade für eine aktive Zivilgesellschaft auch einwichtiger Bestandteil des gesellschaftlichen Diskurses.
Aber gegen die konkrete Form und den Ort des Protestes habe ich Einwendungen:
Auf dem Kirchentag gibt es zahllose Möglichkeiten zu protestieren. Man kann z.B. ohne Probleme VOR der Kirche protestieren. Damit erreicht man auch alle Kirchgänger… Wenn man es etwas flapsig betrachtet ist der Kirchentag ja außerdem eine einzige Protestveranstaltung ;) Jede Diskussionsrunde ist ausgewogen besetzt. Solche mit militär- uns sicherheitspolitischen Fragen sogar häufig eher Bw-feindlich, als ausgeglichen. Und in jedem Forum können (auch kritische!) Gegenstellungnahmen aus dem Publikum erfolgen.
Alles zusammen: Dikussion ist an anderer Stelle möglich, Protest wäre an anderer Stelle möglich.
Warum also eine Straftat begehen und eine religiöse Handlung stören?
Off Topic: (Wo) gibt es die Möglichkeit, eine Reproduktion der Stalingradmadonna zu erwerben?
@ ThoDan | 28. Mai 2017 – 7:56
@MikeMolto
MKN hat die Kirche versucht dem Krieg Zügel anzulegen, nur in Notwehr/Nothilfe mit dem Gerechten Krieg von Augustinus von Hippo und dem Gottesfriede.“
Na ja, da hat sie/haben sie ,alle „Kirchen“, und damit meine ich Shinto- Buddha- islam- Kath – Lutheranisch und sonstige, ja tollen Erfolg gehabt…..Sarc/off.
Kurze OT Antwort (falls erlaubt) @ DIN A4 (28. Mai 2017 – 13:18)
Ich bekam vor eingen Jahren zu meinem 50. Geburtstag eine von einem Oberammergauer Holzbildhauer geschnitze Fassung geschenkt. Ich hatte diese anläßlich einer Tagung an der dortigen Schule gesehen und war sehr berührt von der dreidimenaionalen Umsetzung. Der Künsterl hieß Huber und ist nach wie vor in Oberammergau tätig. Kann leicht über google gefunden werden.
zum Thema Predigt – da der Protestantismus das „Priesteramt aller Gläubigen“ als Kernelement hat und alle anderen Regeln als von Menschen gesetzt anzusehen sind, ist so ziemlich alles möglich was Kirchenvorstand und Bischof zulassen.
Ich finde sogar diese“Rede-Predigt?“ -als reinste Heuchlerei a la Carte-vom allerfeinstem zu verstehen ist! Wenn man bedenkt was es aktuell an Aufgaben in der Truppe zu bewältigen sind,stell ich mich nicht Öffentlich in ne Kirche und predige rum weil halt Wahlkampf ist,sondern packe an!!Was bitte von den Aktiven Kameraden,kann mir mal als Beispiel genannt werden,wo es Verbesserungen die letzten Jahre,oder als nur Versprechungen gab-gibt??Es hatt sich nix geändert,sein wir doch mal ehrlich,Kameraden wurden und werden mit unzureichendem Gerät in Gebiete versand und sich damit selbst überlassen,im Namen der ?(Christen,Demokratie,Terror) Tja was genau genommen oder für wen frag ich mich da?
Wasser predigen und Wein trinken,dazu den Schäfchen erzählen das der böse Wolf so gar nicht Exestiert bzw.der böse Terrorist immer „ISLAM-IST“und alles ist gut?So kommt mir das vor,Entschuldigung aber das ist Ernst gemeint,dass kanns echt nicht sein!
Ps:Wird wieder gelöscht? vndL-Kritik ist hier dann wohl unerwünscht.
Mfg
[Pöbeleien werden gelöscht. vdL-Kritik gibt’s hier zu Genüge, falls Sie mal nachgelesen haben sollten. T.W.]
@all
Der komplette Text der Dialogpredigt oben als Nachtrag.
@Predigt | 29. Mai 2017 – 14:07
Ich bin ja durchaus ein (scharfer) Kritiker gegen vdL, aber Ihren Aussagen kann ich mich noch nicht einmal teilweise anschließen :(
„“Ich finde sogar diese“Rede-Predigt?“ -als reinste Heuchlerei a la Carte-vom allerfeinstem zu verstehen ist! Wenn man bedenkt was es aktuell an Aufgaben in der Truppe zu bewältigen sind,stell ich mich nicht Öffentlich in ne Kirche und predige rum weil halt Wahlkampf ist,sondern packe an!!“
Zunächst einmal war ja letzte Woche Kirchentag und der findet nur alle zwei Jahre statt und nur alle 10,20 oder 30 Jahre in Berlin. Und sich von einer der größten gesellschaftlich-religiösen Veranstaltungen Deutschlands abzumelden nur „weil gerade man andere Dinge zu lösen“ hat, wäre glaube ich eine reichlich dünne Begründung.
Wenn ein Verteidigungsminister während eines Kirchentages in BERLIN (!) nicht einige Sunden für den gesellschaftlichen Dialog über Krieg und Frieden aufbringen kann, dann wäre er glaube ich falsch in seinem Amt.
Dazu kommt ja, dass gerade der Einsatz von Streitkräften besonderen ethisch-moralischen Auflagen unterliegt (oder unterliegen solle). D.h. der Kirchentag ist nach meiner Bewertung ein im besonderen Maße geeignetes Forum um solche Fragen öffentlich zu erörtern.
Ob es nun eine (Teil)-Predigt sein muss oder vielleicht eher eine Bibelarbeit oder eine Diskussionsrunde geeignet gewesen wäre, könnte man ja vielleicht noch diskutieren, aber vdL gar nicht auf dem Kirchentag zu sehen halte ich für abwegig.
„Was bitte von den Aktiven Kameraden,kann mir mal als Beispiel genannt werden,wo es Verbesserungen die letzten Jahre,oder als nur Versprechungen gab-gibt?“
Gesteigerte Vergütung/Zulagen, Telearbeit in familiären Notfällen und Betreuung im Einsatz seien hier mal als (drei) Beispiele genannt.
„Kameraden wurden und werden mit unzureichendem Gerät in Gebiete versand und sich damit selbst überlassen,“
Das Gerät immer verbesserungswürdig ist, gestehe ich zu und in bestimmten Teilaspekten ist die Verzögerung bei der Rüstung wirklich ärgerlich, aber „unzureichend“?! Vielleicht sollten Sie sich mal nach links und rechts umsehen und unsere Alliierten und Verbündeten betrachten. Da stehe wir überwiegend hinsichtlich unserer Ausrüstung gut oder zumindest ausreichend da.
Sich selbst überlassen. Hmm, darüber kann man streiten. Ich für meinen Geschmack sehe viel zu häufig (überflüssige) Besuche aus der Heimat, da würde manchmal etwas mehr Desinteresse die Truppe im Einsatz durchaus entlasten ;)
Wenn Sie damit vielleicht die häufig mangelnde, außen-/sicherheitspolitische Gesamtstrategie nennen, bin ich bei Ihnen, aber das kann man nicht (nur) der IBuK vorwerfen und ganz bestimmt hat das nichts damit zu tun, dem Kirchentag komplett fernzubleiben…
In einigen Fällen finde ich die hier geäußerte Grundsatzkritik an der Beteiligung der Ministerin an der Dialogpredigt befremdlich. Es sind häufig diejenigen, die für sich die Religionsfreiheit, also auch die Freiheit keiner Religion anzugehören (gibt es auch nicht überall), besonders betonen. Diese Freiheit gilt natürlich auch für die Ausübung einer Religion sowie für jeden Bürger, also auch die Ministerin. Darüber hinaus ist diese Mitglied der CDU. Entgegen der landläufigen Meinung das C stehe für chaotisch, war die ursprüngliche Bedeutung einmal christlich. Darüber hinaus und gegen immer wieder aufkeimenden Widerstand, beginnt(!) die Präambel des deutschen Grundgesetzes noch immer mit einem Gottesbezug und zwar historisch betrachet unumstößlich mit einem Bezug auf den christlichen Gott. Wenn das den Augen einiger nicht ausreicht, den Auftritt Frau von der Leyens als Gläubige, Bürgerin aber auch als Ministerin auf eine hinreichend stabile Basis zu stellen, muss ich mich über die Interpretation des Begriffes Freiheit solcher Kommentatoren sehr wundern.
@Sepp | 28. Mai 2017 – 9:16
Danke für die Richtigstellung.
@Koffer | 28. Mai 2017 – 9:43
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2. (neugierig) argumentieren ich katholisch?
Da habe ich jetzt nochmal darüber nachgedacht.
Ich denke aber eher, dass dies von Ihrem „mea culpa“ Zitat ausging. Also eine klassische Interpretationsfehlleistung meinerseits.
Ansonsten sähe ich das natürlich entspannt.
@Ex-Soldat
Die BRD und DDR ist jetzt Deutschland und das GG wurde im Westen geschrieben.
Seit über einem viertel Jahrhundert ist ein großer Teil der Soldaten dem christlichen Glauben nicht verbunden und zum Teil sensibel für dieses Thema.
Keiner möchte Frau UvdL an der Ausübung ihres Glaubens hindern!
Als Ministerin einer Armee steht sie im Focus ihrer Anvertrauten und das sie eben nicht nur eine Gläubige unter vielen ist, sondern aktiv und medienwirksam Auftritt, kann man an diesem Blog-Artikel erkennen.
Es ist eben in öffentlichen Ämtern nicht nur wichtig was man tut, sondern auch wie man wirkt.
Es gibt viele Verhaltensweisen welche durch das GG geschützt in man sie vor Publikum ausleben muss, ist ein anderer Vorgang.
Da muss man sich über die anschließe Diskussion nicht wundern und nur weil einem etwas nicht gefällt, muss man diesem nicht gleich unterstellen, dass man es verbieten will.
@Zimdarsen | 30. Mai 2017 – 9:22
„Es ist eben in öffentlichen Ämtern nicht nur wichtig was man tut, sondern auch wie man wirkt. Es gibt viele Verhaltensweisen welche durch das GG geschützt in man sie vor Publikum ausleben muss, ist ein anderer Vorgang.“
Können Sie sich eine bessere Möglichkeit vorstellen um in einen intensiven, gesellschaftlichen Diskurs über Krieg und Frieden einzutreten als ein Forum von gesellschaftlich Engagierten Staatsbürgern?
M.E.n. ist eine Teilnahme eines Verteidigungsminister an einem Kirchentag in BERLIN nicht nur zulässig, sondern sogar geboten!
@closius (leider etwas spät, war anderweitig beschäftigt)
„Und ich denke mir daß früher, gerade zur Zeit der Nachrüstungsdebatte, selbst mit Polizeischutz nicht durchführbar gewesen wäre….“ jein. Apel wurde 1981 auf einer Kirchentagsveranstaltung zum Nato-Doppelbeschluß mit Tomaten beworfen, Polizisten mit Plexiglasschilden versuchten ihn auf der Bühne zu schützen. Von da an übernahmen Kirchentagseigene freiwillige Helfer für Jahrzehnte das Hausrecht und seine Durchsetzung [, die im richtigen Leben durchaus auch Polizisten oder vergleichbares sein können, aber auf dem DEKT nur als Pfadfinder wahrgenommen werden (ohne dem bündischen Teil der Helferszene unrecht zu wollen, aber die Unterschiede erschliessen sich Laien kaum)] .
“ Wobei ich nicht weiß, ob 1977 oder jedenfalls auf den Folgekirchentage nicht auch Polizeischutz nötig war,“
Zur Vorzeit kann ich nichts sagen, da ich persönlich erst durch besagten Apel-Auftritt mit der Thematik konfrontiert wurde. ’83 bis 2013 waren im Regelfall nur die jeweilige Politiker von Haus aus ohnehin begleitenden BKA/LKA-Personenschützer dabei, die meisten teilnehmenden Politiker bekamen maximal die Möglichkeit, statt zu Fuß durch überfüllte ÖPNV und Messegelände zu gehen, von der Fahrbereitschaft (gesponsorte PKW oder Kleinbusse, gefahren von freiwilligen Helfern) an den Bühneneingang gebracht zu werden.
Die eher positive Haltung zu BW/Militär hab ich so auch schon 2015 in Stuttgart erlebt. Hintergrund ist wohl die einfache Tatsache, dass ein wesentlicher Teil der in den Krisengebieten tätigen NGOs aus dem kirchlichen Hintegrund kommt. Wer praktische Erfahrungen in den Krisenländern hat, lernt den Wert von Sicherheit schnell kennen. Bewaffnete Parteien verzichten selten darauf, die Lebensmittelversorgung als zusätzliches Machtmittel zu nutzen. Ohne bewaffneten Schutz bekommt man keine geordnete Verteilung hin. Und wer das dritte Mal eine kleine Bewässerungsanlage wieder aufbauen muss, weil sie im Mavhtkampf der Milizen kaputt geschlagen wird, denkt halt auch ruhiger.
Diese „Ich-komme-aus-dem-Osten-und-bin-Atheist“ Sache ist eines meiner Lieblingsthemen. Ist mir doch gleich ob Christ oder Atheist mit christlich-abendländischer Prägung. Ich halte es da mit der Einstellung eines ev. Militärseelsorgers mit dem ich im Einsatz war: „Kirche ist dort wo sich zwei Menschen über Glauben unterhalten.“. Rein formal gesehen ist jedoch kein Deutschland aus BRD und DDR enstanden, sondern die DDR der BRD beigetreten und das Grundgesetz gilt für alle Deutschen.