Merkposten: Rückkehr der Konfrontation im Kosovo? (m. Nachtrag)

Bislang ist es nur ein Merkposten, aber in diesen Zeiten kann so was ja schnell eskalieren: Am (gestrigen) Samstag sollte nach 18 Jahren der Zugverkehr zwischen Serbien (genauer: der serbischen Hauptstadt Belgrad, s.u.) und dem nördlichen Teil des Kosovo, einst serbische Provinz und inzwischen unabhängiger Staat, wieder aufgenommen werden. Der Zug wurde von kosovarischen Sicherheitskräften an der Grenze zur Serbien gestoppt, weil er mehrsprachig mit der Parole Kosovo ist Serbien beschriftet war (Foto dazu hier; ich habe noch kein frei verwendbares gefunden):

A train covered with Serbian political and religious symbols, scheduled to travel from Belgrade to North Mitrovica today, and launched with fanfare by Marko Djuric, the director of Serbia’s ‘Office for Kosovo and Metohija,’ failed to reach its destination.
The train which began its journey in the morning, was stopped at 4 pm in Raska, Serbia before reaching the Jarinje border where special units of Kosovo Police had been deployed. Kosovo government opposed the train, claiming it was a provocation of the Serbian government.

Die Reaktion aus der serbischen Hauptstadt Belgrad am (heutigen) Sonntag fiel harsch aus:

Serbia’s president said on Sunday that Kosovo had shown it wanted war with after it deployed special forces to prevent a train painted with Serbia’s national colours and the words „Kosovo is Serbia“ from entering its territory.
President Tomislav Nikolic said the neighbours had been „on the brink of conflict“ on Saturday, while Kosovo’s prime minister told reporters the train, a project of the Serbian government, sent „a message of occupation.“

berichtet Reuters, und von tagesschau.de:

Serbiens Präsident Tomislav Nikolic drohte mit dem Einsatz der Armee. „Wir werden die Armee schicken, um die Serben vor ihrer potenziellen Ermordung zu schützen“, sagte er nach einer Sitzung des Nationalen Sicherheitsrates: „Wenn Serben umgebracht werden, werden wir die Armee schicken.“

Die internationale Gemeinschaft hatte eigentlich darauf gehofft, dass die Spannungen zwischen Serbien und seiner ehemaligen Provinz mit politischen Mitteln abgebaut werden könnten – und die NATO-Schutztruppe KFOR hatte in diesem Jahr damit begonnen, ihre Truppen im Land zu reduzieren. Unter anderem hatte im Oktober die Bundeswehr ihre Patrouillen im vorwiegend serbisch bewohnten Norden des Kosovo beendet. Im Land sind derzeit noch rund 500 deutsche Soldaten im Einsatz, weitere rund 520 stehen als deutscher Anteil des deutsch-österreichischen operativen Reservebattaillons in der Heimat in Bereitschaft.

Nachtrag: Der österreichische Standard hat interessante Zusatzinformationen, die ein wenig den Berichten über eine erstmals seit 18 Jahren eingerichtete Zugverbindung widersprechen:

Tatsächlich ist die Angelegenheit mit dem Propaganda-Zug, der von Serbien in den Kosovo fährt, absurd. Denn bisher fuhr dieser Zug tagtäglich – wenn gleich auch ohne die „Kosovo ist Serbien“-Schriftzüge – vom zentralserbischen Kraljevo nach Kosovska Mitrovica. Das Einzige, was neu ist, ist dass der Zug nun auch noch von Belgrad nach Kraljevo und weiter nach Kosovska Mitrovica fährt.