G36-Nachfolger: Österreichs Steyr-Mannlicher will mit Rheinmetall antreten
Fürs Dauerthema G36 und künftiges Sturmgewehr der Bundeswehr gibt’s zum Jahresende einen neuen Merkposten: Um die Lieferung der neuen Standardwaffe der deutschen Streitkräfte werden sich voraussichtlich gleich drei deutsche Unternehmen bewerben. Neben Heckler&Koch, die bereits das G36 lieferten und zuletzt in Frankreich mit dem HK416 Erfolg hatten, und dem Eckernförder Unternehmen SigSauer wird der deutsche Rüstungskonzern Rheinmetall antreten – mit einer Waffe des österreichischen Herstellers Steyr Mannlicher. Die Österreicher waren Anfang der 1990er Jahre im Wettbewerb um eine neue Waffe für die Bundeswehr mit ihrem Universal Sturmgewehr AUG Heckler&Koch unterlegen.
Aus dem Bericht des Wiener Kurier vom (heutigen) Donnerstag:
Die Steyr-Mannlicher-Chefs Ernst Reichmayr und Gerhard Unterganschnigg stehen schon mit einem neu entwickelten AUG-Nachfolger „Gewehr bei Fuß“. Und zwar diesmal mit einem starken Partner, nämlich dem deutschen Rheinmetall-Konzern mit Sitz in Düsseldorf. Mannlicher und Rheinmetall werden das neue Sturmgewehr RS556 gemeinsam auf den Markt bringen. Der deutsche Partner kann beim allfälligen Bundeswehrauftrag auf einen Wertschöpfungsanteil von 60 Prozent verweisen, was die Chancen von Steyr Mannlicher gegenüber der ersten Runde des Jahres 1994 enorm steigert.
Das Auswahlverfahren für das neue Sturmgewehr dürfte im neuen Jahr beginnen – allerdings ist nicht zu erwarten, dass vor der Bundestagswahl im September 2017 eine Entscheidung über die neue Waffe gefällt wird.
(Foto: Steyr Mannlicher Firmenfoto)
@bang 50. @adlas-doe
Ich wundere mich, dass auf Ihre interessanten Fragen bislang keine halbwegs verlässlichen Antworten eingegangen sind. Das wäre früher bei AG wohl eher nicht passiert. Es hätten hier zumindest interessante erste Hinweise vorgelegen.
Da sind wohl ein paar wissende Kommentatoren „verschütt gegangen“, weil ihnen Tonlage und Duktus der hiesigen Debatte zu oft nicht mehr sinnig erschienen. Schade drum.
Ersatzweise ein teils auf ein-drei Monate alten Informationen beruhender Versuch, ein paar ergänzende Informationen und Überlegungen zu Ihren Fragen einzubringen:
a) Ja, m.W. sollte es Ausschreibung und TN-Wettbewerb auf Basis von variierten COTS-Angeboten geben – daraus ergibt sich die zentrale Frage, wie im Detail die Anforderungen für die einzelnen Schritte formuliert werden, und ob dies Auswirkungen auf den (ernstzunehmenden) teilnahmefähigen und -willigen Kreis haben kann /wird.
b) Ja, schon wegen des Auftragsumfangs müssten sich (fast) alle, die ein halbwegs anständiges Sturmgewehr bauen könnten, auch für einen solchen Auftrag interessieren (vor allem wenn sie aus der gewachsenen EU kommen).
c) Nicht alle, die sich interessieren, werden ihre Interessensbekundung in der geforderten Weise untermauern können (Nachweis des potentiellen Produktionsvolumens, der geforderten Ersatzteilversorgungsdauer oder was auch immer).
d) Nicht alle, die sich interessieren, werden glauben, dass sie ihre offerierten Varianten eines COTS-STGw in der geforderten Zeit zu den ausgeschriebenen Bedingungen (z.B. Beistellung/Erwerb der Einsatz- und Übungsmunition) ausreichend an die deutschen Forderungen optimieren können. Es werden jedenfalls kaum alle, die ihr Interesse bekunden, auch bieten bzw. bieten können.
Soweit das Allgemeine – jetzt das Besondere.
1. Ich habe bislang nicht gehört, dass es in DEU ähnlich wie in FRA auf eine Konkurrenz zwischen HK und FN hinauslaufen könnte. Hinzu kommt: Ich habe keine gesicherte Informationen, dass sich FN ernsthaft auf ein Gebot vorbereitet. Im Gegenteil: Meine Informationsstand besagt, dass FN bislang nicht glaubt, diesen Wettbewerb gewinnen zu können bzw. notwendige Änderungen im Vergleich zu dem FRA-Angebot im vorgesehenen Zeitrahmen in ein absolut wettbewerbsfähiges Produkt umsetzen zu können.
2. Potentielle HK-Wettbewerber, egal ob aus Eckernförde oder Österreich/Düsseldorf oder woher auch sonst, müssen ihre COTS-Produkte trotzdem für die DEU-Ausschreibung optimieren. Weder bei einer Anpassung des MCX von Sig Sauer noch bei einem Steyr ist das eine „Kleinigkeit“. Allein die Optimierung für die DEU Einsatz- und Übungsmuntionen von MEN oder RUAG ist ein „ziemlicher Akt“.
3. Nicht jeder, der als potentieller Biet-Interessent gilt, hat ein Chance. Und das Kleingedruckte der Wettbewerbsbedingungen kann wettbewerbsentscheidend sein.
Rein erinnerungstechnischer zum Abschluss ein Nachtrag zu AUG vs G36 in den 90ern: Wenn ich das recht erinnere, waren die Gebirgsjäger i.d.Tat für das Steyr, das hieß aber weder, dass Steyr die Ausschreibung „gewann“ noch schließt es eine erfolgreiche politische Intervention (Kauder) zugunsten HK aus.
ONA | 01. Januar 2017 – 23:08
“ … Allein die Optimierung für die DEU Einsatz- und Übungsmunitionen von MEN oder RUAG ist ein „ziemlicher Akt“. …“
Belege dafür? Wir warten drauf!
Was den Gebirgsjägern gefallen hat, war ein StuGew, das gegenüber dem G3 deutliche Vorteile aufwies. Da haben die sich dann dran festgebissen – mehr nicht. Als das G36 eingeführt wurde, waren die Gebirgsjäger glücklich und die Vettern neidisch.
Hans Schommer
@Hans Schommer:
Um hier zumindest mal ein OT (http://augengeradeaus.net/2016/12/g36-nachfolger-oesterreichs-steyr-mannlicher-will-mit-rheinmetall-antreten/comment-page-2/#comment-256845) zu beenden, hier eine kleine Recherchehilfe:
http://lmgtfy.com/?q=Schwere+Kompanie
Fazit:
Die Infanteriekompanien haben mit Einführung der 60mm-Mörser keine organischen Mörser, da diese – entgegen dem internationalen Standard – den Mörserzügen der sog. schweren Kompanien der Infanteriebataillone zugeordnet werden.
Die schweren Kompanien, 9 an der Zahl (2x FschJgRgt, 3x GebJgBtl und 4xJgBtl), verfügen jeweils über einen Mörserzug (8 MrsTrp pro Zg).
Der 60mm Mörser der Infanterie wird als Zweitbewaffnung in die Mörserzüge gehen. Dies hat mehrere Gründe:
Unter anderem:
– die vorhandene Expertise Steilfeuer in den Mörserzügen,
– die Überfrachtung der aktuellen schweren Züge,
– der Unwille die InfKp mit zusätzlichen Dienstposten auszustatten, so dass der Überfrachtung der schweren Züge entgegengewirkt werden kann und
– Zugehörigkeit der Kräfte zum STF.
Gerade der letzte Punkt ist ein typisch deutsches Problem. Gemäß NATO werden indirekte Wirkmittel einschlißlich 60mm durch Kp Chefs freigegeben. Daher werden diese teilweise auch in die Inf Züge integriert. 81er auf Kp Ebene und 120 auf Btl Ebene.
In der Bundeswehr haben wir aber STF und die Freigabe damit über das JFSCT bzw. die JFSCG (Joint Fire Support Coordination Team/Group) auf BTL/Brig Ebene. Daher ist es auch nur bedingt sinnvoll solche Kräfte organisch in die Kp Ebene zu pflanzen wenn deren Freigabe eh über die Verbandsebene gesteuert wird.
Da man wie gesagt keine neuen Dienstposten schaffen konnte/wollte ist der gewählte Weg der Zweitbewaffnung des Mörserzuges der sinnvollste. Jeder der sich mit der Materie beschäftigt hat, weiss, dass das System Steilfeuer, insbesondere im indirkten Richten für den schnellen und treffsicheren Einsatz sehr viel Übung bedarf. Daher ist es einfacher einem Eingespielten Trupp eine zweite Bewaffnung zu geben, als einem Trupp (z.B. GraMaWaTrupp) ein neues Verfahren beizubringen. Bei Bedarf wird ein Mrs Trp dann der Inf Kp aZa gestellt, so dass der Chef dann sowohl über das Wirkmittel GraMaWa als auch Mrs 60mm verfügt.
@WA-GE
Wenn man sich aber die Leistungsdaten und Eigenschaften der 60mm sieht man, dass sie anders als 81mm und 120mm kaum für die Btl Ebene und STF Integration. geeignet sind sondern für die Kp. Grade die unproblematische Freigabe, sehr schnelle Feuerbereitschaft und sehr kurze Flugdauer sind ja neben dem Gewicht die wesentlichen Vorteile. Mit einem Zug 60mm werden sie vielleicht einen abgesessenen nicht eingegrabenen Zug niederhalten mehr nicht.
Das braucht für 2 Mörser pro Kp dann 4-6 Mann die die Bw der schweren nicht geben will. Die wären dann auch ein eingespieltes Team und wären auch geübt den Mörser im Angriff auf kleiner Bodenplatte und ohne Zweibein im halb direkten „Handbetrieb“ zu nutzen. Wenn so direkt mit der Zielhilfe/Zielcomputer am Mörser auf den Feind geschossen wird was soll dann eine STF Freigabe über JFSCT oder holt eine PzH2000 sich die auch bevor sie Feind in 1km Entfernung im direkten richten bekämpft?
WA-GE | 02. Januar 2017 – 11:18
„Die schweren Kompanien, 9 an der Zahl (2x FschJgRgt, 3x GebJgBtl und 4xJgBtl), verfügen jeweils über einen Mörserzug (8 MrsTrp pro Zg).“
So ist mir das auch bekannt. Lediglich ein Mörserzug, also keine „Mörserzüge“, wie in Kommentaren weiter oben geschrieben wurde. Und auch kein weiterer Zug mit 60mm, sondern die neuen Mörser als „Zweitbewaffnung“ in die Trupps des vorhandenen Mörserzuges.
Ich habs jetzt wohl begriffen – aber verstehen kann ich’s nicht.
Hans Schommer
Wegen OT bitte ich um Vergebung.
@Hans Schommer
Ich vermute die Züge bezogen sich auf die 9 Züge der Bundeswehr
@chris
Für STF ist es unerheblich ob es 60 oder 120mm ist, sobald ein Wirkmittel Einfluss auf den Luftraum nimmt (ich meine alles ab 200m über Grund (nagel mich daran aber nicht fest)) muss es deconflicted werden und ist daher in der BW im STF Strang aufgehangen. Und auch der 60er wird eine Gipfelhöhe von ca. 2000m+ haben.
Wie gesagt andere Länder andere Sitten, wenn die Freigaben in der BW anders reguliert werden würden, dann würde auch eine Integration der 60er in die Kampfkompanien Sinn ergeben, vorher ist es Jacke wie Hose, da überwiegen eher die Vorteile alle STF Kräfte in einer Kompanie zu haben.
Das neue Jahr geht wirklich gut los. Mörser? als G36-Nachfolger? Da zum eigentlichen Thema offensichtlich kein Debattenbedarf besteht, sondern statt dessen alles andere sinnlos hier reingeworfen wird, mache ich die Kommentare hier zu.