Verteidigungshaushalt: Besoldungserhöhung zur Hälfte abgefedert, bis 2020 plus 10 Mrd.
Das Bundeskabinett hat am (heutigen) Mittwoch den Bundeshaushalt für 2017 und die Planung für die kommenden Jahre beschlossen, und für den Verteidigungshaushalt sieht das im Wesentlichen aus wie geplant: Im kommenden Jahr steigt der so genannte Einzelplan 14 auf rund 36,6 Milliarden Euro. Der neue Finanzplan sieht zudem eine Aufstockung um gut zehn Milliarden Euro gegenüber der bisherigen Planung vor.
Die Einzelheiten stellte Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble vor der Bundespressekonferenz vor. Ein für die Verteidigung wichtiges Detail: Die planmäßigen Besoldungserhöhungen für die Soldaten, die im kommenden Jahr rund 670 Millionen Euro ausmachen werden, sollen zur Hälfte eben nicht aus dem Verteidigungshaushalt getragen werden. Diese so genannten Personalverstärkungsmittel in einem anderen Etat gibt es für alle Ministerien, beim Verteidigungsressort mit dem hohen Personalanteil machen sie sich jedoch mit knapp 350 Millionen Euro am stärksten bemerkbar. Das hat dann Einfluss auf die Rüstungsvorhaben, die das Wehrressort finanzieren kann – oder eben auch nicht.
Die Aussagen zu dem Thema aus Schäubles Pressekonferenz, zusammengeschnitten:
Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen zeigte sich zufrieden:
Der Regierungsentwurf zum Haushalt 2017 ist ein starkes Signal für die Bundeswehr. Das deutliche Plus von 6,8 Prozent gegenüber dem Vorjahr heißt, der lange Abwärtstrend ist gestoppt.
Es liegt aber noch ein ebenso langer Modernisierungsprozess vor uns. Die vielen Krisen um uns herum erfordern, dass Investitionen in unsere Sicherheit konsequent und nachhaltig erfolgen.
Mit dem geplanten Haushaltsaufwuchs in 2017 können die eingeleiteten Trendwenden bei Personal und Material verstetigt werden.
Dazu hat sich dann auch direkt der Grünen-Haushaltspolitiker Tobias Lindner zu Wort gemeldet, der auch im Verteidigungsausschuss sitzt, und sein Fazit fällt erwartungsgemäß nicht so positiv aus:
Der massive Aufwuchs des Verteidigungsetats ist weder haushalterisch noch sicherheitspolitisch zu rechtfertigen. Angesichts der großen Herausforderungen, mit denen wir heutzutage in allen Politikbereichen konfrontiert sind, ist dies eine falsche Prioritätensetzung. Die Bundesrepublik sollte nicht versuchen, alleine mit militärischer Stärke beeindrucken zu wollen, sondern auf Dialog, Verständigung und Krisenvermeidung setzen und dies auch im Haushaltsentwurf entsprechend untermauern statt einseitig den Verteidigungshaushalt aufzublähen. (…)
Aber auch innerhalb ihrer eigenen Logik gelingt es Ursula von der Leyen nicht, ihre Versprechungen umzusetzen: Die groß verkündeten Trendwenden der Ministerin bleiben nur leere Worthülsen. Die Ansätze im neuen Haushaltsentwurf liegen weit unter ihren eigenen Versprechungen. Die Haushaltszahlen für das kommende Jahr deuten darauf hin, dass die Ministerin den Mund deutlich zu voll genommen hat. Von den einst angekündigten Rüstungsmilliarden kommen nun gerade mal 266 Millionen Euro im Beschaffungshaushalt an. (…)
Die Ministerin wird ihrer Aufgabe nicht gerecht, wenn sie einfach nur unrealistische Wunschlisten schreibt und Mehrforderungen aufstellt. Sie möchte bis 2029 50 Milliarden allein für Rüstung zusätzlich ausgeben, hat aber für den Zeitraum bis 2020 insgesamt nur 10 Milliarden zusätzlich erhalten. Dies entlässt Ursula von der Leyen also nicht aus der Verantwortung, endlich Prioritäten zu setzen. Andernfalls würde am Ende erneut eine Bundeswehr stehen, bei der Auftrag, Struktur und Finanzausstattung nicht zusammenpassen.
„Dies entlässt Ursula von der Leyen also nicht aus der Verantwortung, endlich Prioritäten zu setzen.“
So einfach ist das nicht, eigentlich müsste sich der Bundestag damit befassen, was für eine Bundeswehr man will.
Der Weißbuchprozess ist eine Farce.
Ein Relikt aus einer Zeit, wo Wiederbewaffnung und Aufrüstung noch Teufelszeug war.
Das Weißbuch war eine schöne Möglichkeit die Verteidigung möglichst weit weg vom Bundestag zu halten.
Das geht heute mit all den Auslandseinsätzen nicht mehr.
Die Priorität war über 25 Jahre lang sparen. Sparen geht nicht mehr.
Die Bundeswehr ist kaputt, da gibt es kaum etwas zu priorisieren.
Prioritäten könnte man nur setzen, wenn das Geld endlich fließt und man weiß, was man am dringendsten wieder auf Vordermann bringen will.
Noch mehr militärische Grundfähigkeiten zu opfern geht nicht.
@T.W.
Hihi, einem Vollblutbestandsschwaben wie Schäuble zu unterstellen er wäre in Sachen Geld nicht mit den Details vertraut ist schon ganz schön frech ;-)
Beim Thema Investition wundere ich mich seit einigen Jahren, dass man das immer nur auf Materialbeschaffung reduziert – das ist natürlich die klassische kameralistische Sicht. Schäuble hat ja zu Recht auf die personalintensive Finanzierungssituation im Bereich Vtg hingewiesen. Aus betriebswirtschaftlicher Sicht könnte man Personalverstärkungsmittel ja eigentlich als Investition verstehen – so wie die fast 2000 zusätzlichen Stellen im Bereich BMI.
Und so wäre meine Frage: wie viele zusätzliche HH-Stellen, bzw. Stellenumwandlungen (SaZ zu BS) sind denn im EPl14 und in der Finanzplanung vorgesehen ? Vielleicht relativiert sich dann das Bild ein wenig in Sachen Investitionsforderung seitens UvdL und Investition gem HH-/Finanzplanung.
Die Strategie der Disruptive Innovation, die ja die Reformen der BW seit den späten 90ern bestimmt hat, erfordert natürlich einen langen Atem, insbesondere dann, wenn bestimmte points-of-no-return überschritten wurden (z.Bsp. SIGINT Atla versus EuroHawk, oder demnächst Transall versus A400M). Wenn dann noch kurzatmige sicherheitspolitische Reflexe die Strukturen im Modernisierungsprozess zusätzlich belasten (z.Bsp. Mali), dann dauert es eben noch länger. Und auch hier erstreckte sich die DI ja nicht nur auf das Material, sondern auch auf das Personal – Stichwort Aussetzung der Wehrpflicht. Und auch hier ist der PonR ja wohl überschritten.Hinzu kam das eine oder andere „Finanzierungsexperiment“ wie all diese PPP. Auch hier hat man allenfalls kurzfristig gespart und mauß nun mittelfristig zusätzliche Mittel nachschieben, um die dadurch entstandenen Fähigkeisverluste strukturell und finanziell zu kompensieren. Das Aufsetzen der Disruptive Innovation der BW by Commercial Approach ist nun einmal der größte neo-liberale Flopp, den sich Rot-Grün in diesem Land geleistet hat
Lindner macht es sich zu einfach wenn er von UvdL pauschal Prioritäten fordert; dann machen Sie doch einmal konkrete Vorschläge, sehr geehrter Herr MdB Lindner.
Besoldungserhöhung nächstes Jahr, das verwundert mich ein wenig.
War es nicht immer so das wenn VERDI einen Abschluss für den öffentlichen Dienst ausgehandelt hatte, den Soldaten dieser nahezu 1zu1 ungefähr zur Mitte des Jahres auch zugestanden wurde?
SvD
„Der Weißbuchprozess ist eine Farce.“ Na gut. Wissen Sie, wann es erscheint?
@J. König
Ich meinte nicht den aktuellen Prozess sondern generell das aufstellen von Bundeswehr Weißbüchern, um fern ab des Bundestages die Zukunft der Bundeswehr fest zu legen.
@IstEgal
Trifft auch 2016/17 zu.
01.03.2016
+2,2%
01.02.2017
+2,35%
Geht erst am 13.07. ins Kabinett.
Daher wird es Abschlagszahlungen geben.
@klabautermann
Schäuble ist meines Wissens Badener. Schwaben und Badener (NIEMALS „Badenser“!) zu verwechseln kann zu Gefahr für Leib und Leben führen, ich würde Ihnen dringend raten den Kommentar zu bearbeiten :-)
klabautermann | 06. Juli 2016 – 14:53
Zu den Schwäbischen Lande würde ich nicht mehr gehen
So eine Beleidigung Badener als Schwaben zu bezeichnen
—–
Viel Gerede für nichts es gibt nicht mal einen Bestand und einen Zuküftigen Bedarf zettel wo man sieht wo die Lücken sind
Heute wurde wieder das Geld in Forschung Projekte beschlossen aber wieder nicht für den beda
Jetzt geht der GFF G5 ins Ausland weil die Bw nicht mal den bedarf weiß den Sie bräuchte
felix | 06. Juli 2016 – 15:51:
„Schäuble ist meines Wissens Badener. …“
Ist er definitiv!
Und @ Klabautermann: Mein Beileid – ich empfehle Personenschutz.
Hans Schommer
felix
Jeder Badener ist ein Schwaben (Alamanne) aber nicht jeder Schwabe ein Badener.
Leider verwechselt man historische (Ethnie Schwabe) mit Herrschaft der Adligen Badener, Württemberger und Hohenzollern ;-)
Super, und als Nächstes schwätze ‚mer über Gelbfüße und Wackes im Blog!
„Höschte Dischziehpliehn, Männer“ würde Jogi sagen!
Nebenbei, im EP 14 stehen auch Beamte drin, nicht unterschlagen! Und ferner werden nicht alle Alimentierungen im gleichen Maße weiter gegeben. Zwischen ANG und BEA war meist eine Differenz von 0,2 … 0,3% welchen den BEA vorenthalten wurde (Pensionskasse).
Zimdarsen | 06. Juli 2016 – 17:07
Alemannen war ein Bündnis aus mehre Stämme
Die Sueben waren ein Stamm davon
Die Siedelten im Schwäbischen Alp Raum und in teil von Südbaden
und nach und nach übernahmen Sie macht im Bündnis was zu Bayern führte das viele davon nach Bayern gingen weil die nicht von Schaben Komandiert zu werden sollten das wahren aus heutige Oberschwaben Raum Schwäbischen Allgäu die nach und nach nach Bayern gingen und mit den Römischen Bevölkerung zu Bayern wurden
—————
Bin mal gespannt wen je ein Konzept da liegt
wie das Geld Eingesätzt werden soll
PUMA / BOXER Und Leo 2 ist Ausgelastet
Die Ethno-Debatte hat sich jetzt erledigt, oder??
@T.W. auf den Ordnungsruf habe ich gewartet. Sie sind immer herrlich trocken!!!
Bin mal gespannt, wie die Mehrarbeitsvergütung der angefallenen Überstunden, welche nicht abgebaut werden können, abgegolten werden und ob die auch im Haushalt hinterlegt sind. Die Lw macht schon Kunstgriffe in den EF Verbänden.
Nun soll ja laut der Nachricht vom 23. März hier auf AG der Verteidigungshaushalt von 34,287 Mrd € in diesem Jahr, bis auf 39,176 Mrd € im Jahr 2020 steigen.
Folgende Passage im obigen Text wirft mir aber noch Rätsel auf: „Der neue Finanzplan sieht zudem eine Aufstockung um gut zehn Milliarden Euro gegenüber der bisherigen Planung vor“.
Bedeutet das, dass die Rechnung vom März nun überholt ist, und der Verteidigungshaushalt in diesem Zeitraum nochmals um 10 Mrd € ansteigt, oder sind diese 10 Mrd € bereits in der Rechnung vom März enthalten?
@Zimdarsen
An die finanzielle Abgeltung der Mehrarbeit sind sehr enge Vorgaben geknüpft, zumal das eigentlich dem Zweck der EUAZR zuwiderläuft.
Es gibt Kameraden, die in Zwangsurlaub befohlen werden. Ich kann mir vorstellen, daß die Zahl der Überstunden im Bereich für Vorgesetzte beurteilungsrelevant sein wird.
Christopher Hartmann | 06. Juli 2016 – 20:01
Zur zeit sieht das eher sooooooooooo aus
das man das Geld hat und das Geld Verfallen lässt
KMW ist volle Bücher
Rheinm ist auch volle Bücher
EDAS Funktioniert nicht
HDW ist im Vollzug
FFG bekommt kein Auftrag
wer soll das dann liefern was die Bw braucht und was wird alles gebraucht
Den DINGO hat man hier mehrfach beschrieben zu viel bei der Truppe sind zu wenig da
und möchte mehr
Wenn gibt es mal eine Liste wo alle Systeme Aufgefürt werden und wie viel von allem Fehlt
ein Fall z.B.
Leo 2 kann man nicht kaufen weil KMW bis ende 2017 Aufträge hat für die Pz Produktion
dann weiß man noch nicht ob es Leo 2 A7 oder A7+ oder der Neuste Leo 2 A 7V will
Rheinmetall ist da auch schon voll für die 122 Leo 2 PL
@Christopher Hartmann
Die Erhöhung des Finanzplans um 10 Mrd. beziehen sich auf den Bundeshaushalt als Ganzes (hauptsächlich zusätzliche Mittel für Integration, Bekämfung Fluchtursachen etc. sowie Geld für zusätzliche Stellen bei der Bundespolizei).
Für die Bundeswehr bleibt es bei den Zahlen vom März zzgl. die Personalverstärkungsmittel (siehe oben).
Das Weißbuch beschreibt die Grundzüge, Interessen und Rahmenbedingungen der deutschen Sicherheitspolitik sowie die Zukunftsaufgaben der Bundeswehr.
Der Prozess zur Entwicklung des Weißbuchs ist beispielhaft transparent, Jedermann offen, Bürgerbeteiligung umfassend möglich.
– DER BÜRGER muss sich nur einbringen, genau daran mangelt es aber -.
Eine Diskussion im parlamentarischen Verfahren von Lesungen findet gottlob nicht statt, woher sollte erforderliche Kompetenz auch stammen? Das Zerrreden von Fragestellungen äußerer Sicherheit unter Vorgaben parteipolitischer Ausrichtung können wir uns getrost schenken.
Das Weißbuch wird nach Abstimmung zwischen den Regierungsparteien CDU/CSU und SPD der Großen Koalition sowie Beteiligung der Ministerien des BSR vom Kabinett verabschiedet und veröffentlicht.
Und selbstverständlich wird das Weißbuch wie gewohnt Anlass zu meiner BT-Debatte sein.
@HG Butte = volle Zustimmung
Klaus-Peter Kaikowsky | 06. Juli 2016 – 20:43
So was wie in der Schweiz wo alles steht was Buget von Jeweiligen Jahr gekauft wird
wird es nie geben
wo jeden März das von dem Jahr Vorgestellt wird
jetzt hör ich auf sonst Fang ich an zu Träumen
@ Klabautermann
Zitat: „Und so wäre meine Frage: wie viele zusätzliche HH-Stellen, bzw. Stellenumwandlungen (SaZ zu BS) sind denn im EPl14 und in der Finanzplanung vorgesehen ? Vielleicht relativiert sich dann das Bild ein wenig in Sachen Investitionsforderung seitens UvdL und Investition gem HH-/Finanzplanung.“
So sah die überschlägige Rechnung mit den Zahlen von 2015 und der Vorschau für 2017 vor zwei Wochen aus:
http://augengeradeaus.net/2016/06/geld-fuer-ruestung-geld-fuer-personal-so-sieht-das-der-haushaelter/#comment-240422
Neues von de EPl. 14 Front.
Bild online schreibt zur Erklärung der Kanzlerin anlässlich des Nato-Gipfels:
„Weiter kündigte Merkel eine Erhöhung der deutschen Verteidigungsausgaben an. Diese sollten 2017 auf rund 39 Mrd. Euro steigen. Für den Zeitraum 2018/2020 stünden noch einmal 2,5 Mrd. Euro zusätzlich zur Verfügung.“
agendasetter | 07. Juli 2016 – 20:47
Danke für die Info
Nur mit dem Geld ist nicht alles getant
RHNM und KMW meldet Voll Aufträge an
deshalb kann man bei KMW erst wieder 2018 Einkaufen
und Rhnm bis 2020 da kann man nicht mehr viel dazwischen schieben
HDW ist hinter mit den Aufträge
wer kann noch das Liefern das wird jetzt die Frage
Anderseits meldet die Ganze LKW Brosche an das das geschäft nicht so lauft
anderseits kann man LKW nur in Wien bauen (MAN &Rhnm) und nicht da wo kaum Aufträge da sind ( MAN BRD )
@Christopher Hartmann | 06. Juli 2016 – 20:01:
Diese 10 Mrd sind die summierte Abweichung zum bisherigen Finanzplan. Also nichts Zusätzliches.
Das BMF versteckt weiterhin sehr geschickt die knapp 5 Mrd globale Minderausgabe im HH 2018.
Die Anstiege im Bereich Invest und MatErh sind weiterhin marginal. Ebenso für Infrastruktur.
In Teilbereichen sinken die Ansätze sogar ab, aber es reicht offenbar mittlerweile einfach Schlagzeilen zu produzieren.
Wie weit sich die politisch-mediale Debatte von den haushalterischem und militärischen Fakten entfernt hat, zeigt ein aktueller Kommentar der FAZ: „Vom verlässlichen Partner zum Impulsgeber“
Selten etwas so fernab der Fakten in der FAZ gelesen.
Aber BMVg Sichtweise in Reinform.
Schonmal ein mediales Warmlaufen für.das grosse Weißbuch-Geschwafel in der kommenden Woche.
Wen interessieren da noch die immer größer werdenden Abstände zwischen politischer Ziele) Weißbuch, Einsatzbereitschaft, Haushalt/ Finanzplan, Umsetzung?
Die sog. Leitmedien offenbar nicht.
Hofberichterstattung ist ja auch angenehmer.