Nach Anschlag auf deutsche Blauhelme: Bundeswehr löscht Mali-Trainingsvideo (m. Nachtrag)
Nach dem ersten Angriff auf eine Aufklärungspatrouille deutscher Blauhelmsoldaten in Mali am (gestrigen) Mittwoch hat die Bundeswehr am Donnerstag ein Video zum Training für den Einsatz in dem westafrikanischen Land veröffenlicht (siehe Screenshot oben) – aber kurz danach wieder gelöscht. Das ist um so merkwürdiger, als dieses Video in der rgelmäßig an Journalisten versandten Medieninformation angekündigt und verlinkt war.
Die Gründe dafür bleiben im Dunkeln – die offizielle Erklärung: Auf meine Anfrage teilte die Zentralredaktion der Bundeswehr mit, es handele sich um eine redaktionelle Entscheidung. An Stelle des Videos vom MINUSMA-Training sei nun ein Video der längst abgeschlossenen Übung Saber Strike eingestellt worden.
Ja nee is klar. Ich würde ja vermuten, dass auf YouTube für beide Videos Platz gewesen wäre…
Nachtrag: Zum Thema Aufklärer in Gao hat die Bundeswehr inzwischen ein anderes Video nachgeschoben (das den Vorteil hat, dass darin kein einziger Schuss fällt):
(Direktlink: https://youtu.be/sx64iUhcJWQ)
Zum Vorfall selbst steht inzwischen auch die Meldung der Bundeswehr online.
Da hat wohl jemand mitbekommen das es hier publiziert wurde ;)
„Dieses Video wurde vom Nutzer entfernt.
Das tut uns leid“
Training für Mali: Vom Nutzer entfernt!
So langsam erinnert es an Comedy, insbesondere ob der bereits geäußerten Kritik an despektierlichen Kommentaren zum Kampfeswillen der Inhaber der Befehls- und Kommandogewalt. Wo kommen wir auch hin, wenn da jemand die Strategie unserer Auslandseinsätze hinterfragt. Schließlich haben ja so super erfolgreiche Einsätze wie Somalia oder Afghanistan tausendprozentige Plansollübererfüllung geliefert.
Bezieht sich „vom Nutzer entfernt“ nur auf das Video oder gilt das allgemein für Schießen bei der Bundeswehr. ;-)
Schließlich sind wir doch Friedensmacht mit Kita und Flachbildschirm…
Ich kann mich des Eindrucks nicht erwehren, dass es in Sachen MINUSMA ganz schön rumpelt hinter den Kulissen in Berlin, Potsdam und Strausberg – tja, UN ist nicht NATO…..das ist gewöhnungsbedürftig ;-)
@ klabautermann | 07. Juli 2016 – 11:15
Könnte es sein, dass der örtliche Feind erkannt hat, dass MINUSMA, was die Durchsetzungsfähigkeit angeht, nur ein Bluff ist und testet das nun an? In Afghanistan war das eine erfolgreiche Strategie, um die Bundeswehr aus der Fläche zu verjagen. Als Verantwortlicher würde ich bei so einer Lage auch nervös.
Ja, und weg ist das Video.
Gefechtsschiessen war dann wohl doch zu martialisch.
Ich denke bald kommt ein Video von strahlenden Kindern und Brunnenbohren…
Es gibt beim NDR ein Video. Dort wurde das Nachfolgekontigent aus Lübeburg bei der Einsatzborbereitung in Bergen begleitet.
Tippe mal auf zwei „Rechtsschulen“ im BMVg. Wieso sollte sonst ein vorproduziertes Video plötzlich vom Markt verschwinden, nach dem ersten Miniknall in Mali.
Tauben vs Falken?
Wobei es dort doch ohnehin nur Täubchen gibt.
Ich denke nicht, dass die örtlichen INS aus einem „Trainingsvideo“ zusätzliche Informationen zu denen ziehen, die sie ohnehin schon vor Ort abgreifen können. Aber vielleicht kann jemand, der das Video gesehen hat, mehr zu den Details verraten?
Beste Grüße,
Rödelriemen
@Alf Igel
Nein, das war die klassische Provokation, um die BW dazu zu bringen quasi ungezielt auf/in die Ortschaft zu feuern, aus der wohl geschossen wurde. Durchsetzungsfähigkeit der eigenen Kräfte ist bei UN-Ops ein No-No. Schutz der Zivilbevölkerung hat oberste Priorität. Robustes Vorgehen nur, wenn eine Patrouille in einen Hinterhalt gerät aus dem sie sich nur freikämpfen kann. Falls ein Ausweichen/Rückzug ohne Waffeneinsatz möglich ist, dann ist es UN-SOP auf den Waffeneinsatz zu verzichten.
@ Mitleser 2
Das NDR Video ist sehr interessant. Dort sind neben dem TPz (APC), von der Anzahl her sogar mehr, Marder (IFV) zu sehen. Vielleicht sind die Planungen der BW doch nicht so blauäugig wie von manchem gedacht und das Heer bereitet sich auf alle (Eskalations-)Eventualitäten vor.
Das wäre doch positiv, selbst wenn die Öffentlichkeit damit nicht behelligt werden soll.
@klabautermann
Der Darstellung kann ich gut folgen, im Hörsaal, in der Klausur zum Ende Lehrgang XYZ mit UN-SZENAR als Grundlage.
Allein, „robustes Vorgehen … freikämpfen“, mit den dort verfügbaren DEU Kräften, NIE!
Dazu mangelt es – aus Heeressicht (ein wenig verstehe ich davon) – an Kampfkraft, Schutz und LuftUstg, vollkommen unberührt von welchen ROE/Mandat auch immer.
Das Recht der Selbstverteidigung kann/könnte umfassend nicht ausgeübt werden.
Ich störe mich reflexartig an ISAF-Analogien. Nach aktuellem Anlass, vor allem dem Delete des Videos, befürchte ich aber, die Kassandrarufer liegen richtig.
@Klaus-Peter Kaikowsky
Ich fürchte auch in der Praxis ist das so. Ein ständiger Stein des Anstosses auch innerhalb der VN zwischen den Vertretern einer robust-militärischen Vorgehensweise und den Vertretern der Zivilistenschutz-/Peace Keeper-Fraktion. Hat bei UNIFIL zu erheblichen „Streitereien“ innerhalb des FHQ und auch in NY gesorgt. Selbst „martialisches“ Auftreten bei Patrouillen-Fahrten wurde seitens der (meist zivilen) VN-Missions-Führung teilweise heftigst kritisiert, weil es die Bevölkerung einschüchtern und verängstigen würde……..kann mir gut vorstellen, dass da im BMVg oder AA jemand angesichts des DE MINUSMA-Kontingent Baller-Video ganz laut „Halt“ gerufen hat, denn das ist im Sinne der VN alles andere als ein „Werbevideo“ für die VN. Wie bereits mehrfach gesagt: it’s a different job to work for the UN.
In der Hinsicht ist Shake Hands with the Devil von Romeo Dallaire ein sehr interessantes und lesenswertes Buch
Wieviel Zivilistenschutz kann/soll die Minusma-Mission denn können?
Srebrenica? Ruanda? Mehr? Weniger?
Die Frage ist nicht mal so sarkistisch wie sie aussieht. Micht würde das Delta zwischen „Produktbeschreibung“ und „realen Fähigkeiten“ interessieren.
@ klabautermann
nur eins wird von der VN nomenklatura und Ihrer Eleven in der BW mal wieder konsequent ignoriert:
Der Gegner operiert weiterhin nach militärischen Prämissen, gesinnungsethische institutionelle Realitätsflucht ist ihm egal bzw. wird von Ihm ausgenutzt.
Diese selbstreferentielle Ignoranz bezüglich der realen Gegebenheiten und der aus ihnen abzuleitenden operativen Konsequenzen sollte man nicht auch noch zur tugend stilisieren.
wacaffe | 07. Juli 2016 – 14:56
nur eins wird von der VN nomenklatura und Ihrer Eleven in der BW mal wieder konsequent ignoriert:
Na und? Ist so, wird immer so sein.
Der Feind zündet Autobomben auf Märkten. Die BW darf das nicht. Der Feind vergewaltigt Frauen. Die BW darf das nicht. Das ist doch kein Grund zu jammern – oder über die pösen Politiker zu schimpfen.
Wir müssen und wollen unsere Regeln von Demokratie und Zivilisation einhalten – auch in Mali.
@wacaffe
„….gesinnungsethische institutionelle Realitätsflucht……….“ unterscheidet sich bitte wie von verantwortungsethischer, institutioneller Realitätsflucht ? „Selbstreferentielle Ignoranz“ ist auch so ein Wortspieß, den man argumentativ sehr schnell umdrehen kann.
VN-Missionen sind immer zivil-militärisch und eben nicht rein militärisch. Deswegen ist die Ableitung der von Ihnen angemahnten „operativen Konsequenzen“ auch eine völlig andere als z.Bsp. bei einer NATO-Mission. Wenn man das nicht zu akzeptieren bereit ist, dann sollte man nicht für die VN „ins Feld“ ziehen.
Wenigstens etwas Video aus Gao.
„@bundeswehrInfo: Bundeswehr in Mali: Aufklärer auf Patrouille um Gao: https://t.co/ZA65jDuC0g“ m
Das Video ist wieder Online
Alarich | 07. Juli 2016 – 18:19
„Das Video ist wieder Online“
Wo? Link?
Hans Schommer
@ klabautermann
Das Antesten einer UN-Truppe funktioniert nun mal über „klassische Provokationen“.
Ich mag diesbezüglich diesen künstlich aufgebauten Gegensatz zwischen „feigen Weicheiern“ (abziehen, die Flucht ergreifen) und „brutalen Bumsköppen“ (per CAS das Dorf abfackeln…) nicht, denn beides ist nicht sachgerecht.
Man muss sich bei solchen Vorkommnissen frühzeitig fragen, wie man sie abstellt. Ein Blick ins Inland ist da perspektivisch vielleicht hilfreich. Wenn bei uns jemand auf Fahrzeuge ballert, kommt die GSG9 und sammelt die Person ein. Findet man den Übeltäter nicht, beginnt polizeiliche Ermittlungsarbeit und meist hat man die Person nach ein paar Tagen.
Natürlich sind die Verhältnisse in Mali andere, die Zielrichtung sollte damit aber klar sein. Wenn solche Provokationen nun zum Rückzug aus der Fläche führen, hat der Feind Erfolg und es wird bald ungemütlich für die UN-Truppen. Dann hat man bald die Somalia-Situation einer gescheiterten Intervention. Seit der Schlacht von Mogadischu 1993 weiß man in Afrika, dass man einer UNO-Truppe nur genug Verluste zufügen muss, dann zieht sie ab.
Spaßeshalber kann man sich ja mal eine Fehleranalyse der Schlacht von Mogadischu ansehen. In der vorbereitenden Aufstellung der UN-Truppe werden in Mali gerade strukturell die gleichen Fehler wieder gemacht:
„Bei der Erforschung der Ursachen für den desaströsen Verlauf des Einsatzes haben US-Militärkreise eine Reihe von Gründen herausgearbeitet. Demnach existierten 1993 keinerlei Richtlinien für das Vorgehen von US-Truppen in einer Operation, die sowohl friedenserhaltende als auch militärische Ziele verfolgt. Darüber hinaus war das Einsatzziel nicht klar genug definiert und wandelte sich im Verlauf der Mission mehrfach.
Auf taktischer Ebene wird bemängelt,…
[Das ist offensichtlich ein Zitat von irgendwoher, ohne dass die Quelle genannt ist; dazu in einer übermäßigen Länge. Das läuft so nicht, deshalb deutlich gekürzt. T.W.]
Oh, richtig, Quellenangabe vergessen, sorry. Hatte wegen der hier oft bemäkelten Rechteproblematik extra eine unproblematische Quelle genommen:
https://de.wikipedia.org/wiki/Schlacht_von_Mogadischu#Analyse
Im Wesentlichen ist das glaube ich eine Übersetzung einer Pentagon-Zusammenfassung.
@ T.W.: Zum Thema dieses Fadens: „Bundeswehr löscht Mali-Trainingsvideo (m. Nachtrag)“ und
Alarich | 07. Juli 2016 – 18:19:
Bescheidene Frage: Hat unser sprachgewandter Gote hier nur eine „Sch……hausparole“ verbreitet, oder ist das Video tatsächlich wieder verfügbar?
Hans Schommer
@Hans Schommer
Herr Schommer, es ist ein ANDERES Video eingestellt, siehe oben.
Selbiges hatte ich um 17:26 auch gepostet.
Zur Klarstellung, das besagte umstrittene ist es nicht.
Das neue Angebot stellt sich einigermaßen nichtssagend dar, hilft nicht, schmerzt aber auch nicht.
Stil: Werbevideo. Jeder Margarineclip hat mehr Inhalt.
Die Sprecherin ist im Begleittext von Tierfilmen besser aufgehoben.
Video mit Gefechtssituation oder Gefechtsschießen gelöscht….wundert mich nicht. Bewaffnete Drohnen, Waffen und alles was nach „richtigem Militär“ stinkt, passt halt nicht in die Kita-Schmuse-Einzelzimmer-TV Cyberoffensive unserer „Kindergärtnerin“!
Mich stört zudem das immer alles freundlich veröffentlicht werden muss damit auch jeder sieht wie was gemacht wird!
Und das UN Mandate eigentlich nur stark weichgespült sind weiß auch der freundliche Mann in der Sawanne. Also liegt der Ansatz nicht fern, mal schnell austesten zu wollen, wo die Grenze gezogen ist…..
Ach, noch zum Schluß macht mir die Entscheidungsfreude mancher Strategen in der Führung so richtig Angst!
PS: Mittlerweile schickt das Bundesamt für Personalmanagement schon Massenpostsendungen an 17 Jährige. Das sagt alles, wenn permanent „gedutzt“ wird!
@Aircraft:
Sehr unterhaltsam wie sie hinter dem Einsatz von SPz in der Einsatzvorbereitung einen grossen Plan vermuten.
Der Grund ist ist ganz einfach:
Die PzGren haben auch 10 Jahre nach Gerede um „train as you fight“ eben nicht zur richtigen Zeit das richtige Material.
Und nutzen eben das vorhandene Material.
Ich gehe auch davon aus, dass man die QRF bald vergrößern wird – jedoch nicht unmittelbar mit SPz.
Sollte man dafür den politischen Mut aufbringen, dann wenn überhaupt nach der Wahl. Und dann werden auch da wieder lang unterdrückte Themen der Einsatzbereitschaft ans Licht kommen.
Gilt auch für die aufkommende Diskussion um Hubschrauber bei MINUSMA.
Fazit: Eine vorausschauende Planung gibt es gerade im Bereich MINUSMA nicht.