‚Stern‘-Interview mit von der Leyen: „In meinem Leben die gefährlichste Zeit“
Fürs Archiv: Die Bundesregierung (und interessanterweise nicht das Verteidigungsministerium) hat das Interview mit Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen in der aktuellen Ausgabe des Stern auf ihrer Webseite veröffentlicht:
Im Wortlaut: von der Leyen
„Wir dürfen uns nicht einschüchtern lassen„
(Link wurde geändert; das ist jetzt berücksichtigt)
Eine bezeichnende Passage daraus:
Stern: Terror in Europa, Krieg in Syrien, Bürgerkrieg im Irak, weltweit über 6o Millionen Menschen auf der Flucht, Rassenunruhen in den USA, Brexit, Militärputsch in der Türkei – ist das die gefährlichste Zeit, die Sie je erlebt haben?
Von der Leyen: Und Sie haben noch nicht mal Afrika erwähnt. Ja, in meinem Leben ist es die gefährlichste Zeit. Ich bin groß geworden, als hinter der Berliner Mauer die größte Bedrohung lauerte.
Stern: Gibt es Gründe für den Irrsinn?
Von der Leyen: Ich sehe vor allem zwei Treiber. Zum einen den dschihadistischen Terror mit dem Ziel, die gesamte Welt in ihr menschenverachtendes Raster von „Gläubigen“ und „Ungläubigen“ aufzuspalten. Der zweite Grund: das veränderte Verhalten Russlands.
Interessant auch die Aussagen zur Vorbereitung auf eine mögliche Bundeswehr-Unterstützung beim Amoklauf in München am vergangenen Wochenende. Auf jeden Fall mal aufheben.
(Foto: von der Leyen bei der Feierstunde 2016 der Bundesregierung zum 20. Juli –
Bundeswehr/Jane Schmidt)
Ah ja, 24 Stunden tagein, tagaus an der Handy-Nabelschnur, kein Urlaub…..und dann scheint die „befürchtete§ terroristische Großlage „endlich“ einzutreten und die BW kann sich nicht nut bei der Flüchtlingshilfe bewähren, sondern auch bei der Terrorabwehr.
Und nun stellt sich heraus, dass das keine Kopf-ab-Soße war, sondern bayrische Braunsoße.
Die Frau braucht dringend einen Urlaub und amtsärztliches Handyverbot+
[Kritik immer gerne. Aber am Ton können wir noch arbeiten. T.W.]
Nun, in dem Interview kein Wort von einem Eingreifen der Bundeswehr am Freitag. Das Abrufen von Leistungen durch Landesinstitutionen ist wohl etwas anderes.
Ansonsten erkenne ich in dem Interview nichts zu Kritisierendes. Sehe ich etwas nicht?
Ich finde, dass Interview gibt UvL ein menschliches Antlitz. Das Gesagte ist menschlich nachvollziehbar. Leider – wie schön im RP Interview wird fachlich nicht nachgehakt. Der Afrikaeinwurf wäre prima geeignet gewesen um über Mali zu sprechen.
Ich bin der Meinung, dass „Zensursula von der Lügen“ (nicht meine Erfindung, aber begründet!) niemals nochmals (und dann noch so wichtig) in Minister(in)verantwortung hätte kommen sollen.
Dieses Interview ist zumindest der Beweis, dass sie richtig beraten wurde. Wenigstens sind die Antworten nicht angreifbar.
Nun bleibt mal sachlich. Das Interview gibt UvdL natürlich ein menschliches Antlitz. Was Klabautermann da in seiner persönlichen Meinung vertritt hat schon einen etwas sarkastischen Ton aber ich denke, dass UvdL genügend derzeit um die Ohren hat, was mit einer geraden Linie einer taktischen Vorbereitung auf eine kommende Kriegsführung nix zu tun hat. Der hybride Terror- Krieg des IS gegen Europa und die Dilemma der nötigen NATO-Osterweiterungen sowie die Inneren Unruhen innerhalb der Türkei als NATO-Partner füllen den Tagesablauf von UvdL vollends auf.
Ich halte zu der Frau zu 100 %. Die hat bereits sehr viel mehr geleistet als ihre Vorgänger in den letzten 25 Jahren!
@Ungedienter:
„…wird fachlich nicht nachgehakt“
Genau das ist der Punkt.
Allgemeinpolitisches Interview.
Ohne Bezug zur Einsatzbereitschaft der Bundeswehr.
Sie ist aber eben nicht nur Nebenaußenministerin.
@Gfm.Lupus:
Was genau hat sie denn aus ihrer Sicht geleistet?
Meinerseits kein Mecker – könnt ich alles unterschreiben.
Aber: Der Auftritt in einem Interview ist m.E. scharf zu trennen von Wahrnehmung der Führungsaufgabe.
Hans Schommer
@Gfm.Lupus | 27. Juli 2016 – 21:43
@Memoria | 27. Juli 2016 – 23:03
Man muss jetzt nicht gerade bei Ursula von der Leyen in Begeisterungsstürme ausbrechen. Aber einige Leistungen als Verteidigungsministerin fallen mir da schon ein. (Die Liste ließe sich auch noch verlängern.)
Zum Beispiel geht sie viele Probleme im Rüstungsbereich grundsätzlich an. Nach der organisatorischen Neugliederung unter ihrem Vorgänger scheinen auch die Verfahren im Minsterium anders angefasst zu werden. In diesen Bereich gehört auch die Berufung der Staatssekretärin Katrin Suder.
Sie versucht den „Arbeitsplatz“ Bundeswehr – notwendigerweise – attraktiver zu gestalten. Sie hat erkannt, dass bloße Charakterbildung auf der Hindernisbahn bei gleichzeitig miesen Unterkünften für die Wettbewerbsfähigkeit der Bundeswehr auf dem Arbeitsmarkt nicht ausreichen. Wie es mit der Umsetzung steht und ob streitkräftespezifische Besonderheiten immer ausreichend berücksichtigt sind, steht zunächst auf einem anderen Blatt. Aber alte Strukturen zu ändern, geht eben nicht auf Zuruf. Übrigens gehört auch der Versuch der Ministerin zu diesem Komplex, das Potential von (möglichen) weiblichen Soldaten stärker auszuschöpfen.
Die Kommunikation der Bundeswehr nach außen hat sich nach meiner Einschätzung deutlich verbessert. Man mag ja manches als Eigen-PR der Ministerin abtun. Aber so etwas wie den Weißbuch-Prozess hat es in der Bundeswehr noch nicht gegeben. Bisher war eher eine Mischung aus Banalität und Geheimniskrämerei ein Kennzeichen der Öffentlichkeitsarbeit der Bundeswehr. Auch hier mag sein, dass nicht alles Gold ist, was glänzt, aber deutliche Verbesserungen sehe ich in diesem Bereich schon.
Ich vernehme schon ein leicht blubberndes Geräusch. Das muss der Schaum sein, der sich bei einigen Kommentatoren vor dem Mund bildet. Aber man sollte bei einer fairen Beurteilung der bisherigen Amtszeit auch beachten, welche Probleme in der Bundeswehr bereits vor dem Amtsantritt von Frau von der Leyen bestanden haben. Seit Jahrzehnten in einer anderen Zeit gewachsene Strukturen und ihre Probleme heute lassen sich nun einmal nicht in gut zwei Jahren einfach so durch Fingerschnippen ändern.
@ P.H.: bin absolut bei Ihnen. Auch wenn ich das ein oder andere kritisiere sehe ich keinen anderen MdB, der vss. besser im Amt agieren würde. Das Interview ist i.O.. Und Medien interessieren sich doch nur sehr bedingt für die komplexe Welt der Einsatzbereitschaft, leider :-(
@ Ungedienter
Menschliches Antlitz hin oder her, Wer nur auf die Zauberlehrlinge (Generalstäbler) im BMVg hört und damit jegliche Verbindung zur Bataillons-, Brigade- und Divisionsebene verliert, Wer Führungspersonal aus diesen Ebenen in das BMVg versetzt, sodaß die Einsätze nur noch mit 70% alimentiert werden, Der oder Die handelt mit Vorsatz!
Nicht mehr grob Fahrlässig!
@ Gfm Lupus
Sie sollten einmal bitte die Definition hybride Kriegsführung nachschlagen, denn dann stellen Sie fest, dass der IS asymmetrische Kriegsführung bevorzugt.
Und was hat Sie denn geleistet?
Flatscreen, Kühlschrank, Garderobe, Showroom!
Bleiben Sie mal auf dem Teppich. UvL nutzt diese Position um unsere Mutti zu beerben.
Diese Schönreder hier nerven. Sind vermutlich genau die Zauberlehrlinge aus dem Ministerium, die nach einer KpChefverwendung, dem Sprachenlehrgang und dem nationalen GenStLg dann meinen, Sie müssen die gesamte Bw umkrempeln, da Sie Alle zum GenInsp geeignet sind.
Dabei fehlt der Masse die Erfahrung überhaupt mal eine Kp richtig zu führen.
@alle Kritiker:
Es sollten sich mal alle Fragen wie UvL zu Ihren Erkenntnissen kommt! Ein Minister ist so gut wie ihre Berater und „Flüsterer“. Den aktuellen Zustand in der BW hat nicht sie zu verantworten. Das sind die mil. Führer die weichgespülte Tatsachen nach oben melden für die eigene Karriere. Ich selbst musste schon der Dienstaufsicht falsche Dinge melden weil mein Vorgesetzter es so befohlen hatte. Es geht nicht um die Sache bei allen Beteiligten. Es geht um Geld, Macht und Karriere.
UvL macht grundsätzlich einen guten Job. Ihr Umfeld ist sehr fragwürdig…
@Patrick Horstmann:
Bei der Kommunikation gibt es sicherlich Fortschritte.
Ansonsten teile ich ihren Optimismus nicht. Insbesondere im Rüstungsbereich wurde sehr viel verändert – ist es deswegen besser?
Über all die herbei geredeten Trendwenden wurde hier ja genug geschrieben.
Natürlich hat sie sehr viel geerbt, aber packt sie die Themen wirklich konsequent an?
@FK70:
Die Medien interessierten sich durchaus mal für diese Thematik (siehe den Aufschrei vor 3 Jahren) oder noch früher (bedingt abwehrbereit).
Mal sehen wann die Presse beginnt eine Bilanz der Legislatur zu ziehen.
@Patrick Horstmann:
Hat sie verkündet – medial auch pompöser verkauft als ihre Vorgänger – aber ein wirklicher Fortschritt? Sorry, aber da sehe ich nicht wirklich was…
Allein die Tatsache, dass sie immer noch primär damit beschäftigt ist, über die mediale Präsenz von Flachbildfernseher, Kitas und Kühlschränken Nebelkerzen zu werfen, gleichzeitig aber klare Ansagen zu den relevanten Themen vermeidet sagt doch eigentlich alles…
Ich habe das Interview mit großem Interesse gelesen und zolle unserer IBuK erstmal großen Respekt.
Natürlich sollte man alle Maßnahmen auch kritisch betrachten. Aber wer viele Themen aktiv angeht der macht natürlich auch mehr Fehler.
Wenn man die Kraft der Veränderung sieht müssen sich die Vorgänger fragen ob es nicht erst einer UvdL bedurfte um wesentlich gegenzusteuern. Beispielhaft sind die Trendwende Personal, Ausrüstung und auch das Herangehen an die prekäre Finanzlage. Diese drei Felder sind aber nicht von heute auf morgen zu verbessern – und da gibt es auch Rahmenbedingungen die schwierig zu bewältigen sind – wie Demographie, Industriepolitik und die Schwierigkeit wesentliche Erhöhungen im Epl. 14 im Staatshaushalt politisch in der Koalition durchzusetzen.
Die Unterstützung der Peschmerga gegen den IS und die Unterstützung der baltischen Staaten gegen ein Bedrohungsszenario aus dem kalten Krieg sind auch dicke Bretter die gebohrt werden wollen. Und man kann zur Unterstützung in der Flüchtlingskrise sicherlich geteilter Meinung sein, aber wer hätte es ansonsten so effektiv tun können?
Genug des Lobes. Problematisch sehe ich neuerdings den Hang zur Gründung von organisatorischen Sonderstrukturen. Wozu gibt es Zuständigkeiten und Abteilungen? Fehlt hier das grundsätzliche Vertrauen in die Abteilungen des Ministeriums? Das schafft sicher keine größere Motivation bei den Mitarbeitern. Auch die teuer bezahlten grauen Anzugsmännchen der Beratungsunternehmen haben mittlerweile m.E. zu großen Einfluss, bzw. ermitteln Empfehlungen die unsere eigenen Mitarbeiter auch ohne deren kostenpflichtiges Zutun seit Jahren schon an die Leitung berichten.
Summa summarum – Wo es viel Licht gibt da gibt es eben auch mehr Schatten.
@Memoria: Man kann mit Sicherheit davon ausgehen, daß die Medien zunehmend eine Bilanz der bisherigen Legislaturperiode ziehen werden. Dafür bietet sich die Sommerpause vor dem letzten Legislaturjahr und damit unmittelbar vor Beginn des Wahlkampfes geradezu an.
Weniger wird man die „soften“ Themen wie z.B. das hier gegenständliche „Wiedergutmachungs-Interview“ des Stern oder die permannten „FKK-Nebelkerzen“ aufgreifen, sondern an die knallharten Themen, wie Beschaffungswesen, Haushalt, Personal und Einsatzbereitschaft (u.a. SAZV) herangehen, denn hier gibt es nicht nur ganz klare und belastbare Fakten, sondern auch stets medienaktuelle „Dunkelziffern“.
Deshalb wird m.M.n. „die gefährlichste Zeit im Leben von UvdL“ bereits im August anfangen, denn man will ja die Themen bis Beginn der Bundestags-Sitzungswochen Anfang September unter Flamme halten und dann geht die Abarbeitung der „Vorratsprobleme“ erst richtig und um so gnadenloser los. Zudem denkt längst so mancher Fachredakteur, Journalist und Medienberater, wenn die IBUK und das BMVg auch noch weitere Munition in der Sommerpause liefern, desto besser ist diese überbrückbar und ganeu hie ist UvdL ja „bestens dabei“. Selbst ein eher verschlossener und schweigsamer de Maziere hat da klüger agiert.
Das kommende Legislaturjahr dürfte damit für UvdL das härteste und wohl auch das letze Jahr in deren Amt werden. Gerade deshalb muß man eine nächste politische Verwendung mit größter Skepsis sehen, denn der Griff nach der Kanzlerschaft ist Griff nach dem „Alles oder Nichts“!
Als Ministerin und/oder selbst als Vizekanzlerin kann UvdL eigentlich nur noch im politischen Format absteigen. Als Bundespräsidentin fehlt ihr m.M.n. nicht nur die erforderliche innere Ruhe und Gelassenheit sowie Souveränität, sondern auch die erforderliche Rückdeckung quer durch die Fraktionen.
Bei der Alternative zurück zu Familie, Hof und Herd sowie Landespolitik, dürfte Letzteres ausscheiden. Verbliebe eigentlich nur noch die Europapolitik oder der komplette politische Rückzug.
Darüber, daß ein ausgeschiedener Verteidigungsminister ein Verlust war, wurde seit Existenz der Bw in den seltensten Fällen diskutiert. Diskutieren könnte man darüber, das UvdL „mehr geleistet hat“ als die Masse ihrer Vorgänger, aber auch darüber, daß sie sich „mehr geleistet hat“. Hinzukommt, daß die Undankbarkeit dieses Amts von Merkel über Kabinett I – III bei 4 Minstern aus der Union multipliziert wurde.
@Klabautermann
Eigentlich gehören Sie aus meiner Sicht ja zu den lesenswerteren Kommentatoren. In diesem Fall aber eins runter. War wohl schon das dritte Ankerbier gestern Abend :-)
@Aufklärer 19
Auch eins runter, Letzter!
@ Patrick Horstmann
@Dran.Drauf.Drüber
Ja, ich bin ich mit meiner Vorgesetzten grundsätzlich ganz zufrieden.
@ExKaleu: war halt von @Klabautermann etwas arg „klabautert“ aber im Ergebnis absolut zutreffend. :-)
@Antenne mag in Teilen richtig liegen, verwechselt jedoch evtl. Ursache und Wirkung. „Ein Minister ist so gut wie ihre Berater und Flüsterer”. Stimmt weitgehend. Aber er/sie hat es in der Hand, welche Flüsterer Gehör finden. Wie viele konstruktiv kritische Geister sind denn in den letzten Jahren vorzeitig in den Ruhestand versetzt worden und stehen als beratende Instanz somit nicht mehr zur Verfügung? Ein Klima, in dem auf wiederholte Kritik unter Umständen mit geringem zeitlichen Verzug die Versetzung in den Ruhestand folgt, ist vermutlich nicht dazu angetan, die ungeschminkte Wahrheit in den Fokus zu rücken, sondern befördert genau die häufig kritisierten Schönredner und Weichzeichner. Dass die Referentenebene nach der dritten oder vierten Vorlage, die sie um die Ohren gehauen bekommt, auch mit Blick auf die eigenen Karrierechancen dann eher zu weichgespülten Tatsachen tendiert, kann man niemandem zum Vorwurf machen.
Also tut mir leid, aber ich kann da nur den Kopf schütteln. Da sagt sie wie schrecklich gefährlich diese Welt ist – schlimmer als je zuvor – und dann später sagt sie im Bezug auf lone wolf terror, dass er darauf abzielt maximale Angst zu verbreiten und dass man sich nicht einschüchtern lassen dürfe und nüchtern darauf reagieren muss.
Erst mal hab ich ein riesiges Problem damit wenn man von den gefährlichsten Zeiten jemals in der Weltgeschichte redet nur weil man permanent diese Nachrichten und vor allem Bilder (die das ganze wesentlich näher bringen als nur eine Nachricht) um die Ohren gehauen bekommt. Klabautermann hat da nicht unrecht wenn er „amtsärztliches Handyverbot“ fordert. Ich denke (und bei Gott hoffe!) dass sie als Verteidigungsministerin und IBuK alle relevanten Nachrichten auch anders mitgeteilt bekommt. Und das hoffentlich dann auch auf- bzw. nachbereitet.
Ich halte überhaupt nichts davon wenn führende Politiker davon reden die Welt sei aus ihren Fugen geraten und so unsicher wie noch nie. Man könnte ähnliches über praktisch jede Dekade der Nachkriegsgeschichte behaupten (deutscher als auch internationaler/globaler Geschichtsschreibung) und vor WWII sowieso. Das wurde während dieser Zeitpunkte auch mitunter behauptet.
Ich weiß nicht was sie damit erreichen wollte? Ich vermute wahrscheinlich einfach menschlicher rüberkommen. Am Freitag in München war sie noch die, die nicht lange gefackelt hat – woman of action und jetzt ist sie halt eine Ministerin die auch mal die Augen schließt wenn die Nachrichten laufen. Diese politische Kommunikation in allen Ehren, aber außer ihr selbst hilft sie damit niemanden.
Was klar sein sollte: vdL will das Bild, welches die Öffentlichkeit hat selbst gestalten. Das Interview ist dabei ein weierer Versuch. Ich bin mir nicht vollendens sicher, wie es in der Allgemeinheit ankommt, kann mir aber vorstellem, dass es sie menschlich rüberrommen lassen soll. Noch dazu, kommt die Bestätigung für den Leser „Jawohl, deine durch 24/7 Breaking News“ geformtes Weltbild ist auch das meine. Aber unter großen persönlichen Opfern kümmere ich mich. Schaut her, ich bin eine die sich kümmert. Das ist im wesentlichen Kommunikation mit Wahlvolk.
Ich selbst muss mich leider in die Reihen der Kritiker einordnen. Durch den Aktionismus wurde zu oft die eigentliche Arbeit erschwert. Mein Handlungsfeld (im Rüstungbereich) lief zuvor im Rahmen des Möglichen ganz gut. Durch die „Verbesserungen dieser Legislatur“ an meinem Handlungsfeld und den damit Zusammenhängenden läuft es jetzt schlechter. Das ist auch nicht lediglich meine Wahrnehmung, nahezu alle Kollegen teilen die Meinung. Nahezu Ähnliches nehme ich in fast allen Bereichen in die ich Einblick habe wahr.
Klar meint vdL sie mache ihren Job gut. Der Grundsatz ist meist ja nicht verkehrt, Die Bundeswehr ist aber nicht mehr in der Lage das was sinnvoll ist zu implementieren, ohne woanders ebenfalls sinnvolles zu vernachlässigen. Die Handlungen der Ministerin priorisieren somit basierend auf eine sehr lückenhaften Wahrnehmung.
Gefühlt hat sie Ihr Umfeld so gestaltet, dass Ihr wenig Gegenwind droht. Die Kommunikation (direkte und indirekte) nach Innen ist eine Katastrophe. Permanent hört man von Fehlerkultur. Fehler in der Arbeit des BMVg oder seiner Leitung gibt es aber irgendwie nicht. Das ist schon seltsam und deckt sich nicht mit meiner Wahrnehmung. Noch dazu driftet der Personalkörper militärisch/zivil im Kopf stärker auseinander. Zu sehr dominieren militärische oder extern zivile Zuflüsterer.
Die neue OrgBer Cyber wird so viele Probleme schaffen, dass ich garnicht dran denken mag.
Die Entwicklung unseres Führungspersonals zivil und militärisch wird auch vernachlässigt. Bestes Beispiel dafür ist die Verlängerung vom GI. Ebenso die nicht hinnehmbare Vakanzdauer von B3+ Positionen in zivilen Orgbereichen. Da ist schnell mal ein Jahr ohne Stelleninhaber verstrichen.
Was die Bw braucht wären die Mittel um die vielen sinnvollen Ideen auch sinvoll umzusetzen. Versucht man die Umsetzung ohne ausreichend Personal und Haushaltsmittel macht man halt einfach noch mehr kaputt.
PS: mit Ihrer Hektik hat sie sich für höhere Aufgaben komplett disqualifiziert.
@Woody:Richtig Ihr Fazit. Ich sagte es schon mehrfach „Hektik ist richtungslose Dynamik“.
Der Link zu dem Interview ist neu erstellt worden.
https://www.bundesregierung.de/Content/DE/Interview/2016/07/2016-07-28-von-der-leyen-stern.html
@T.W., @TSohst: Riecht ja fast schon nach System, denn der Inhalt ist absolut gleich.
Sollte @T.W. also auch im Thread-Header berichtigen bzw. nachtragen.
Könnte es sein, daß die Debatte hier so manchen nervt?
Danke für den Hinweis, habe den Link oben im Eintrag geändert.
@Woody | 28. Juli 2016 – 13:30
Zustimmung in allen Punkten. Bis auf CyberCyber, weil mir da der Einblick fehlt.
Die “Verbesserungen dieser Legislatur” lassen in meiner Wahrnehmung recht gut auf „Wir berichten, dass wir im Projekt nichts zu berichten haben, weil wir die ganze Zeit nur berichtet haben.“ zusammenfassen.
Woody: Wesentliche Ursache für Vakanzen auf zivilen Dienstposten ist die zivile Vorliebe der Konkurrentenklage…
@ Aufklärer 19
Definition zur hybriden Kriegsführung:
Hybride Kriegsführung ist die Kombination von konventionellen und irregulären Kampfweisen in Verbindung mit terroristischen Aktionen sowie kriminellem Verhalten.
Gutes Interview.
Meiner Meinung nach der beste MdV seit langem.
Vielleicht funktioniert nicht alles was sie anstößt, aber immerhin macht sie etwas. Auf der Stelle treten und mit den Zuständen leben ist keine Alternative. Ich weiß für einige Teile der Bw schon, doch für die allermeisten Soldaten nicht!
Lieber ein paar wenige (und auch nur möglicherweise) gescheiterte Verbesserungsversuche als weitere vier Jahre auf der Stelle treten…
Antenne | 28. Juli 2016 – 6:43
@alle Kritiker:
[…]Das sind die mil. Führer die weichgespülte Tatsachen nach oben melden für die eigene Karriere. Ich selbst musste schon der Dienstaufsicht falsche Dinge melden weil mein Vorgesetzter es so befohlen hatte.[…]
Lustig, sie kritisieren in einem Satz ihre mil. Vorgesetzten und zeigen im zweiten das sie nicht anders sind. Schließlich haben sie zum Wohle ihrer eigenen Karriere eine Falschaussage getätigt. Mensch mit Schneid und Ehrgefühl wäre das nicht passiert.
Immer dran denken: Wer mit dem Zeigefinger auf andere zeigt vergisst schnell das in dem Moment 3 Finger auf einen selbst zeigen.
Aber machen Sie sich nichts daraus. Sie sind hier unter vielen Gleichgesinnten.
Sorry für OT ;-)
@Chuck | 28. Juli 2016 – 22:11
Egal ob 87a oder 87b, schön dass wir remonstrieren können. Aber da diese Remonstration regelmäßig von der nächsthöhreren Ebene/der Vorhabenaufsicht ignoriert wird, geht die Remonstration zur Akte und ansonsten machen wir das mit den Fähnchen [/sarc]
Militär | 28. Juli 2016 – 19:23
Ja, die Klagen sind ein Problem. Ob es aber das wesentliche Problem ist hängt von der Besoldungsgruppe ab. Meinem Gefühl nach wird der Kampf um A13g sowie A15 sowie A16 am verbissensten geführt.
Bei B3+ weiß man eigentlich ob man mit der Ausschreibung angesprochen werden soll. Üblicherweise wird man wohl auch seitens Leitung darauf angesprochen.
Es ist nur verwunderlich, wenn Personal z.B. B6 in den regulären Ruhestand geht und es dann Monate dauert bis überhaupt auch nur ausgeschrieben wird.
@ ExKaleu
Ja, ich bin ich mit meiner Vorgesetzten grundsätzlich ganz zufrieden.
Auch so ein Mitläufer.
Denn schon aus diesem Satz liest sich das „ABER“!
Und daran krankt das gesamte System.
Nicht Alles ist schlecht.
Nein, aber man hat den Blick für das Wesentliche verloren.
Soldat sein ist heute nur noch ein Beruf nicht mehr eine Berufung.
Deshalb sollte man mal ehrlich sein und sich selbst Fragen warum man diesen Beruf gewählt hat und warum man nicht das Kreuz hat, auch mal umzuschnallen und Kritik an den Entscheidungen der Führung zu üben.
@ExKaleu – ganz weit hinten, wenn nicht sogar am Ende:-)
Ein schönes Beispiel für die „Fortschritte“ im Beschaffungswesen:
Die Beschaffung von 60m-Mörsern läuft an:
http://www.bund.de/IMPORTE/Ausschreibungen/editor/Bundesamt-fuer-Ausruestung-Informationstechnik-und-Nutzung-der-Bundeswehr/2016/07/1626049.html
Einführung ab 2020 (nach sehr viel Papierarbeit seit Jahren).
Weiterhin sehr ambitionierte Forderungen (einschl. Einhaltung ziviler Normen, insbes. REACH). Dazu kommt noch so manche konzeptionelle Merkwürdigkeit (wer übernimmt die Flt?).
Von der Idee bis zur Umsetzung waren es dann 10 Jahre – und die Synchronisierung mit benachbarten Vorhaben (z.B. Wirkmittel 90mm) ist trotz all der Planungsinstanzen nicht wirklich gelungen.
@Aufklärer 19 | 29. Juli 2016 – 14:49
„Sind vermutlich genau die Zauberlehrlinge aus dem Ministerium, die nach einer KpChefverwendung, dem Sprachenlehrgang und dem nationalen GenStLg dann meinen…“
„Auch so ein Mitläufer.“
Muss das sein?
Kann man sachliche Kritik nicht kameradschaftlicher formulieren und damit dem Diskussionsklima in diesem Blog einen Dienst erweisen?