Liebe Leser, wir müssen mal reden
Nach so einem etwas anstrengenden Tag auf der ILA mit sehr vielen Gesprächen abends wieder an den Schreibtisch zu kommen, ist dann noch mal recht anstregend – nicht nur, weil ich Ereignisse des Tages aufarbeite, sondern auch, weil ich mit gewisser Sorge wieder gucken muss, ob sich eine neue virtuelle Schlägerei anbahnt…
In den vergangenen Wochen gibt es hier zwei unschöne Entwicklungen. Die eine bekommen alle mit: Während manche Einträge wie der zu den Rissen beim A400M in der sehr ausführlichen Debatte zu einem interessanten, zu großen Teilen technisch fundierten Thread wird, entgleist die Diskussion in anderen Threads. Bisweilen habe ich den Eindruck, da kommen einige hin wie manche Leute ins Dorfgasthaus: Nicht um ihr Bier zu trinken und mit anderen zu reden, sondern um eine Kneipenschlägerei anzufangen.
Ungefähr zeitgleich beobachte ich die andere, vor allem für mich unschöne Entwicklung: Im Mai war die Bereitschaft meiner Leserinnen und Leser, zur Finanzierung dieses journalistischen Blogs beizutragen, so gering wie seit fast zwei Jahren nicht mehr. Offensichtlich haben etliche Leser beschlossen, dass das, was hier geboten wird, ihr Geld nicht Wert ist. Das ist für mich sehr bedauerlich.
Und ich frage mich natürlich, ob diese beiden Entwicklungen etwas miteinander zu tun haben. Ob vielleicht Leser wegbleiben (und als Konsequenz auch kein Geld mehr für meine Arbeit geben wollen), weil sie sich in diesem Diskussionsumfeld schlicht nicht mehr wohlfühlen.
Das ist zwar zunächst mein (finanzielles) Problem, aber langfristig auch für dieses Blog existenzgefährdend. Denn die Arbeit, die ich in Augen geradeaus! stecke, ist kein Hobby, weder von meinem journalistischen Anspruch noch vom Zeitaufwand. Und wenn dieses Blog sich nicht wenigstens zu einem Teil finanziell trägt, kann ich mir das irgendwann schlicht nicht mehr leisten. Erst recht, wenn meine Arbeit als community manager mit dem Entschärfen von kontroversen Diskussionen immer mehr Zeit kostet und für meine eigentliche journalistische Arbeit immer weniger Zeit bleibt.
Ich äußere deshalb nicht nur die – ohnehin hier recht selten zu lesende – Bitte, mal darüber nachzudenken, was ihnen dieses Blog wert ist und ob sie eine finanzielle Unterstützung erwägen – es geht mir um eine breite Basis, nicht dass einzelne möglichst viel geben. Und zum anderen zu schauen, ob der Ton, der bisweilen in den Kommentaren einreisst, tatsächlich sein muss.
Noch mal zur Erinnerung: Augen geradeaus! ist nicht ein Forum für militärische Themen, in das jeder einfach mal seine Meinung reinwirft. Sondern ein journalistisches Angebot, mit entsprechendem Aufwand, und der Möglichkeit, die Themen in der Debatte zu ergänzen oder zu vertiefen. Auch dieser grundlegende Unterschied scheint manchen ziemlich egal zu sein, zum Nachteil aller anderen.
Ich denke auch gerne darüber nach, die Kommentarfunktion für eine Weile einfach komplett abzuschalten, wie vor einiger Zeit schon mal. Damit die, die wegen der Informationen hierher kommen, nicht wegen der virtuellen Schlägereien wegbleiben.
@Voodoo
Ich kenne die Bewertungsfunktion aus einem Forum, in dem Klarnamenpflicht herrscht. Dieses Fachforum hat leider auch einen Rückgang der Fachleute erlebt und die Bewertungsfunktion wurde heiß diskutiert. Nach einigen Bewertungsorgien hat sich die Bewertungsphobie gelegt und es werden nur noch selten Beiträge niedergestimmt. Es kann aber auch daran liegen, das sich bestimmte Heißsporne verabschiedet haben.
@allgemein
Ich bin hier seit kurzem Mitleser und finde den fachliches Aspekt, für mich als interessierten Laien, sehr interessant. Das ist nicht in jedem Forum das sich mit der Sicherheitspolitik beschäftigt so.
Deshalb Annerkennung an den Hausherrn der hier eine interessante Platform geschaffen hat. Und die Bitte an den einen oder anderen Hitzkopf mit seinen Beiträgen das zu tun, was ich früher oft mit Emails an bestimmte Arbeitskollegen getan habe: schreiben, ruhen lassen und nach erneutem Lesen erst abschicken.
Es hat die interkulturellen Verständnisprobleme etwas reduziert.
Guten Morgen,
auch ich habe meinen Beitrag zum Projekt Straßenmusik vor kurzem gekündigt. Nachdem ich hier immer seltener vorbeigeguckt habe, war dies einfach der logische Schritt. Der Grund liegt hierbei nicht im Geringsten in der journalistischen Qualität des Betreibers, sondern an der Qualität der Kommentare, wie auch hier wieder zu besichtigen ist.
Es sind weniger die paar unweigerlichen Trolle (Sun Tzu und Konsorten), über die lese ich eher schmunzelnd hinweg. Es sind die immer gleichen Kommentare der immergleichen Autoren mit dem immergleichen Tenor, die mich so stören, was ich anhand zweier Beispiele gerne verdeutlichen möchte:
1) Wie der Amtmann in diesen Thread schon wieder über die ach so böse Firma Airbus herziehen kann, bleibt mir völlig unverständlich. Die ersten beiden größeren Absätze befassen sich ausschließlich damit, was für einer schlechte Firma es doch ist, und dass die BW bloß bei der Konkurrenz kaufen sollte. So lassen sich auch alle seine Posts der letzten zwei Jahre zusammen fassen, was das lesen jeglicher (mich auch besonders interessierendern) Hubschrauberkommentare zur Qual werden lässt. Sachlich ist da nurnoch wenig, da sich alle Kommentare eher wie Lobbyarbeit der Konkurrenz lesen.
2) Die große „Beim Bund ist alles schlecht“ Tour, wie am Beispiel des Panzerwettkampfs zu besichtigen war: Einfach jedes Thema, und sei es noch so positiv, wird in den Kommentaren dahingehend gnadenlos zerpflückt, dass doch beim Bund alles Mist ist. Klar gibt es viel zu bemängeln, was der Betreiber ja auch klar aufdeckt, aber dieser Grad an Negativität sprengt einfach alles, insbesondere das persönliche Empfinden aus dem eigenen Truppenalltag.
Da die Kommentare für mich immer ein elementarer Bestandteil dieser Seite waren, mir das lesen derselbigen aber inzwischen nur noch zur Last fällt und die Beiträge völlig vorhersehbar sind, hab ich das Interesse verloren.
Mit den besten Grüßen
Ein Ehemaliger
Hallo Herr Wiegold,
seit etwa 6 Jahren schätze ich Ihr Blog und Ihre Arbeit. Meine Lesegewohnheiten hier haben sich allerdings im Laufe der Jahre deutlich verändert. Während ich am Anfang ca 80-90% der hier verbrachten Zeit mit dem Lesen der Kommentare und den Rest mit dem Lesen der Artikel verbracht habe, hat sich dies inzwischen gänzlich umgekehrt.
Eigentlich sehr schade, aber der Anteil qualifizierter, inhaltsreicher Beiträge der Leserschaft hat im Laufe der Jahre extrem abgenommen bzw. verwässert inzwischen in der breiten Masse.
Gerade bei diesem Beitrag habe ich mir mal wieder die Mühe gemacht einzelne Kommentare zu lesen, werde aber direkt in meiner Grundhaltung bestätigt, wenn ich lese, wie Ihnen Kleinlichkeit, Unwissenheit und sonst noch was vorgeworfen wird. Gefolgt von Kommentaren in denen sich Leser gegenseitig die Butter vom Brot stehlen wollen. Bereits auf der zweiten Seite ist mir einfach die Lust vergangen weiter zu lesen.
Ich nehme Ihren Aufruf als Erinnerung meinen (finanziellen) Beitrag zu leisten.
Und hoffe, dass es in der gewohnten Form inhaltlich hier weiter geht.
Durchhalten und Standhaft bleiben.