Exercise Watch: Dragonerritt, der deutsche Teil
So richtig laut haben es Bundeswehr und Deutsches Heer vorher nicht gesagt* (nicht sagen wollen?), aber der Dragonerritt der US-Armee von Bayern nach Estland, der Dragoon Ride II der 2nd Cav, hatte auch einen deutschen Anteil. Während der längste Landmarsch in der Geschichte der NATO (laut U.S. Army Europe) sich seinem Ziel nähert, kommen auf einmal auch lauter Infos über die Bundeswehr-Beteiligung.
Ein paar zum Nachlesen und Anschauen:
• Banging toward the Russian border with der Bundeswehr von Foreign Policy (ich bin mir nicht sicher, aber mir scheint, deutschen Journalisten hat die Bundeswehr keine Mitfahrt angeboten)
• Ein Drohnen-Video der Dragoner, bei dem gleich das erste Fahrzeug – ein Boxer ist:
(Direktlink: https://youtu.be/eUKJil_t-Xc)
• und natürlich die (nachträgliche) Eigen-Berichterstattung der Bundeswehr:
„Dragoon Ride II“ ins Baltikum: Ein Marschtagebuch
Dragoon Ride II: Fahren, fahren, fahren – in einem Ritt nach Estland
*Nachtrag: Ich gebe zu, dieses Video habe ich zuvor übersehen (vermute allerdings, nicht nur ich…) Aber sollte die einzige Veröffentlichung sein, in dem die Bundeswehr nicht ganz so spät – Marschbeginn war 1. Juni – mitgeteilt hat, dass sie den kompletten Dragoon Ride mitmacht?
(Direktlink: https://youtu.be/jubxIxcATzI)
(Foto: Screenshot aus dem Drohnen-Video)
Anscheinend sind Tle AufklBtl_8 beim DRAGOON RIDE II nach Tapa eingegliedert. Mich wundert allerdings die zurückhaltende Öffentlichkeitsarbeit der Bundeswehr. Das war bei AufklBtl 230 bei SPRING STORM ’16 in Estland und bei Teilen der D/F-Brigade aus dem JgBtl 291 im Rahmen ALIED HUNTER in Litauen in diesem Jahr so ähnlich.
Warum ‚versteckt sich die Bundeswehr‘ ? – Machen wir uns kleiner, weil wir sonst Diskussionen in Deutschland oder mit Russen fürchten ? Die deutsche Politik macht doch jede Mange Kontakt- und Gesprächsangebote …
@Mannerheim
Genau das ist der Punkt. (Suchen sie mal bei Google nach „allied hunter“ und bundeswehr…)
Auch die Eurofighter bei BALTOPS (siehe dieses Foto) wurden/werden nicht kommuniziert.
Mir ist noch nicht so recht klar, was das soll.
@ Mannerheim: Wir machen jede Menge Gespräche und vlt. auch Außenwirkung. Nur ist immer die Zielgruppe zu betrachten. Ich bezweifle sehr, dass hier Deutschland eine Zielgruppe ist. Eher Nato und unsere östlichen Partner. In Deutschland (soll?!?) das keiner mitkriegen.
Die Signalwirkung nach innen könnte von einigen Kräften politisch falsch aufgefasst werden, also lässt man die Berichterstattung lieber ganz. Ich vermute (sic) daher auch keine deutschen, sondern ausländische Journalisten.
Sehr schade.
Ist der Kotau vor der antizipierten veröffentlichten Meinung. In den 80ern, anlässlich einer Korpsübung, hieß derartiges Schisserverhalten, „immer schön friedlich bleiben“, als Sticker selbst auf den KPz.
Unangenehmer Nebeneffekt könnte zudem sein, dass junge Kerle am Straßenrand sich urpötzlich für die Truppe interessieren und womöglich zur Freiwilligenmeldung schreiten, geht gar nicht. (Pflichtgemäßes SARC)!
Da bewegt sich Truppe schon besser in tiefster Bewegungsart, gehn die Feuerstöße oben drüber und kleine oder große Anfragen zur Bedrohung der Godspoda zwischen Krim und Kreml sind nicht zu beantworten.
Immer schön friedlich bleiben!
@TW
Die deutsche Beteiligung beim Dragonerritt zählt wohl zur deutschen Beteiligung an Saber Strike 2016. Darauf deutet das YouTube Video im Bundeswehr Kanal hin.
https://m.youtube.com/watch?v=jubxIxcATzI
@Der Junge neue
Danke, das Video hatte ich in der Tat übersehen – also am 7. Juni hat die Bundeswehr von einem am 1. Juni begonnenen Marsch berichtet und dort mitgeteilt, dass Bundeswehr-Teile den kompletten Dragoon Ride mitmachen. Hm.+
Das andere Beispiel, BALTOPS: Diese Meldung vom 7. Juni ist derzeit, Stand 13. Juni, die aktuellste Info auf den Bundeswehrseiten dazu.
Habe das jetzt bisher so verstanden das dieser Dragonerrit nicht als eigenständiges Manöver bei der Bundeswehr gezählt wird, sondern einfach als Manöverabschnitt von Saber Strike 2016.
Sie haben recht in den letzten Wochen hat die Bw Berichterstattung in einigen Bereichen nachgelassen.
Neben BALTOPS wurde z.B. über das NATO Tiger Meet auch nicht so viel berichtet wie sonst die Jahre.
Vielleicht gibt es immoment ja auch personelle Probleme bei der Öffentlichkeitsarbeit? Oder es ist von oben so gewollt….
Eine weitere Idee davon, warum speziell der Marsch durch Polen nicht so hoch gehängt wird (und warum die deutschen Fahrzeuge anders als die Amerikanischen drumherum ohne Flaggen marschiert sind), könnte man bekommen, wenn man den foreignpolicy-Artikel dann auch tatsächlich mal LIEST. Ein wunderbar ausgewogener Artikel mit einer interessanten Sichtweise von „außerhalb“ übrigens.
Und das in letzter Zeit inflationär benutzte Wort „Kotau“ (Oh Gott!) kommt dort glücklicherweise auch nicht vor.
Ohne Flaggen durch Polen? Echt? Bei Dragoon Ride vielleicht, aber sonst…
http://augengeradeaus.net/wp-content/uploads/2016/06/20160608_Anakonda16_Pio_Flussbru%CC%88cke-ChelmnoA.jpg
Nochmal: auch DAS mit den Flaggen beim Flussübergang ist doch im Artikel explizit und lang und breit beschrieben worden! Ist sehr lesenswert.
Ist auch ein schönes Interview dabei – zufällig war der Autor mit dem „Chef“ des deutschen Marschpakets auch mal zusammen in Kunduz und konnte daher gut mit ihm plaudern ;-).
Das ganze Verhalten und sich verstecken passt doch perfekt zur Sipo der BR.
Fr.UvdL meidet u.a.Drohnen und Waffen bei öffentlichen Auftritten wie der Teufel das Weihwasser (s.zuletzt auf der ILA 2016 )
Diese Ministerin und die gesamte BR(allen voran Fr. Merkel) hat mit echter Sipo und der Darstellung der Bw als Armee absolut nichts am Hut.
Deswegen streichelt Fr. UvdL wie jetzt beim Tag der Bw (auf Fickr Bw)auch lieber permanent Hunde und ist noch nie mit einem Waffensystem(außer der Trall) abgelichtet worden.
Somit ist es bezeichnend, dass die Bw bei Übungen versteckt wird.
Hr Putin sieht vielleicht auch wie unsere Bevölkerung lieber Bw-Bilder von Kindergärten,Tieren und Feuerwehren nebst Soldaten beim Hilfseinsatz usw.
Hr.Steinmeier möchte ja auch lieber eine Aufhebung der Sanktionen gegen Russland und drängt die EU in diese Richtung.
Bei den ganzen Problemen die z.Zt. in Deutschland und der EU auf der Tagesordnung stehen interessieren sich doch selbst die Medien nicht mehr für die Krim bzw. die Ukraine.
Deshalb sind die hier diskutierten Trendwenden bei der Bw auch nur Ankündigungen und Makulatur.
Dazu passt das „geheimhalten“ der Truppe bei wichtigen NATO-Übungen.
Auf der FB Page vom 2nd Cavalry Regiment (https://www.facebook.com/2ndCavalryRegiment/), wird regelmäßig über den „Fortschritt“ des Dragoon Ride, allerdings z. T. anfangs auch eher weniger über die deutsche Beteiligung – jetzt mehr wie ich sehe auch mit Fahne am Fennek. (https://www.facebook.com/2ndCavalryRegiment/photos/pcb.1100007436704350/1100006026704491/?type=3&theater)
Die Ausstellung vor dem MHM in DD wurde auch nicht an die große Glocke gehängt, obgleich die BW auch einen Bericht im Netz hat
https://www.army.mil/article/169093
Auf onetz.de der Website der bayerische Tageszeitung gibt es eine Reihe von Berichten, auch vom ROC Drill mit BW-Beteiligung.
@ Christian S
Leider malträtiert mich FP mit Login-Aufforderungen. Gibt es eine Möglichkeit den Artikel auch ohne dieses Subscription-Gedöns zu lesen?
Schon wieder so eine pauschalisierende Contra-Bundeswehr Geschichte. Warum versteckt sich die Bundeswehr? Versteh die obigen Argumente nicht. Mehrere Berichte zum Dragoon Ride II auf deutschesheer.de. Es gibt noch andere Quellen als youtube… Wenn’s natürlich nur ums bashing geht, dann wird dieses Angebot wohl eh nicht angenommen.
In Sachen PR und Public Diplomacy scheint mir ein gewisser „Riss“ durch die Allianz zu gehen. Das eine man sagt, das andere man tut – oder auch nicht.
SPON bringt es ganz „vorsichtig“ auf den Punkt:
„Obwohl „Anakonda“ zur Nato-Linie passte, war das Bündnis dennoch nicht glücklich mit dem Manöver: Es sei „viel zu plump auf Russland gemünzt“ und das Durchspielen des Bündnisfalls so kurz vor dem Nato-Gipfel in Polen „zu dick aufgetragen“.,,,“
http://www.spiegel.de/politik/ausland/manoever-saber-strike-im-baltikum-nato-staaten-beginnen-operation-abschreckung-a-1097447.html
Mir fiel bei BALTOPS auf, dass der Übungsverband – fast schon demonstrativ – einen „Bogen“ um Polen, Kaliningrad und auch Lettland und Litauen gemacht hat. Zur Stunde verlegen die Einheiten Richtung Bornholm – auf der „Nordroute entlang der schwedischen Küste.
Ich denke, dass die Polen wohl etwas zu „pushy“ vorgegangen sind so „dicht“ vor dem Gipfel – gerade in Sachen EFP. Bin mal gespannt ob Kanada sich wirklich „breit schlagen“ läßt das framework für das EFP-Btl in Polen zu stellen. Interessant ist dann der Mix und auch die Verteilung dieser frameworks: US, UK und CA („echte Europäer“/SCNR) und DE in Litauen, sozusagen mitten im „Gap“.
Die „Spannungen“ in der NATO kann man fast mit Händen greifen, die Masse der Europäer blickt wohl voller Sorge eher Richtung Südost bis Südwest und nicht Richtung Nordost. Die „Redundanz“ von EFP und VJTF wird wohl von den meisten „Europäern“ als overdoing-it angesehen ? Was ist eigentlich mit Rumänien in Sachen EFP ? Standen die nicht auch auf der Liste – so vor einem Jahr.
Nicht böse gemeint, aber bei manchen Postings von Ihnen, Herr Klabautermann, frage ich mich, was Virginia Woolf mit ihrer Stream-of-consciousness-Erzähltechnik angerichtet hat ;-).
Allerdings passen die tausend Anführungszeichen (ich sage etwas, meine es aber nicht wirklich) und das Monty Python-hafte Abkürzungs-Kauderwelsch eher nicht zur butterweichen Erzählweise der Engländerin.
Vieles könnte man mit einem einfach formulierten, stinknormalen Satz besser sagen, als alles einfach so unkontrolliert monologisiert herausfließen zu lassen, wie es im Kopf passiert.
So, mit etwas Trickserei konnte ich mir den mehrteiligen Artikel von FP durchlesen … begeistert bin ich davon aber nicht. Entweder spielt der Autor (im Wissen um die Brisanz gewisser Gesten – siehe die Flaggen-Sache) gekonnt den agent provocateur oder er geht mit einer Unbedarftheit an die Thematik heran, die mir etwas zu sehr nach dem Stereotyp des unbedarften, naiven und unwissenden Amis aussieht (und die Vita des Autors gibt das IMO auch nicht her). Naja, egal.
@ L.
Es ist die Summe vieler kleiner Dinge die auch mir den Eindruck aufdrängt, daß das BMVg auf Drängen der politischen Führung die Eigendarstellung im Zusammenhang mit den Aktivitäten der NATO im Osten „beschränkt“ und die eigenen Anteile (egal wie klein diese auch sein mögen) noch kleiner redet. Der Eindruck ist über Jahre gewachsen – die Regierungen unter Merkel haben immer versucht den Deckel auf dem Thema Bundeswehr zu halten und mediale Aufmerksamkeit entweder zu unterbinden bzw diese schnell wieder „einzuschläfern“. Erinnern Sie sich an September 2014 und den Offenbarungseid zum Thema Materialverfügbarkeit. Was war die erste Reaktion der Regierung?
Das ist die Merkel’sche Version von Aussitzen … man tut rhetorisch so, als würde man etwas tun und läßt dann Gras über die Sache wachsen. Da die Medien in diesem Land (bedingt durch den Konkurrenzdruck) auch den jeweils aktuell auflageförderlichen Themas hinterherhecheln (müssen), sind Nachhaltigkeit, Nachfragen, Nachbohren und ständiges Hinterfragen einfach nicht drin. Sehen Sie sich doch bloß die Verlautbarhungen zum Thema Finanzen und EPL14 an: die Öffentlichkeit glaubt doch allen Ernstes, daß die 39,irgendwas Mrd € für 2020 schon fest in Stein gemeißelt und daß Frau von der Leyens „130 Mrd € bis 2030“ auch fest eingeplant seien. Stattdessen sind das nur … „lautes Denken“ (denn Ankündigung oder Willensbekundung scheinen mir hier beide begrifflich nicht ganz zu passen).
@Christian S
Und ich dachte immer, dass Tolstoi die Bewusstseinsstromerzähltechnik erfunden hat
Zugegeben, die Anführungszeichen sind so eine kleine „Macke“ von mir …….ups, schon wieder ;-(
Ein Kommentar ist imho zwangsläufig ein Monolog – es sei denn man antwortet auf einen anderen Kommentar – aber Sie haben recht, zwangsläufig bedeutet nicht zwanghaft.
An der Synthese von Monty Python und Tolstoi muß ich wohl noch arbeiten, und die Anführungszeichen werde ich auf Diät setzen.
@L.
Verstehe den Kommentar nicht… Mit Schon wieder so eine pauschalisierende Contra-Bundeswehr Geschichte ist Augen geradeaus! gemeint?
@klabautermann: Top ;-).
@T.Wiegold
Nee, es geht nicht um Augen Geradeaus! an sich, das lese ich immer (noch) gerne. Ich störe mich nur mal wieder an einigen Kommentaren, die der Bundswehr pauschal Unvermögen und so eine Art Verschleierung vorwerfen. Hier wird leider allzu oft auch wirklich jedes Thema reflexartig dazu missbraucht, BW-Bashing zu betreiben. Die oft damit einhergehenden Stiche gegen das BMVg, UvdL, die Kanzlerin, etc., etc. sind für ein seriöses Blog unerträglich. Ich bin ja nicht der erste und einzige den das zu stören scheint.
In diesem Fall hat die BW nach meiner Bewertung ausreichend auf ihren Seiten informiert. Während so einer Übung gibt es wichtigeres als die auf den kleinsten Fehler lauernde Meute auf allen erdenklichen Plattformen mit der noch so kleinsten Info zu versorgen.
Die Übung findet statt, die Bundeswehr ist mit den auf der Homepage aufgeführten Einheiten und Verbänden dabei. Anschließend Auswertung und Berichterstattung. Erwartet hier der ein oder andere ernsthaft embedded Journalists auf einer Übung und Berichte und Manöverkritik in Echtzeit? Der Eindruck drängt sich mir auf.
@L.
Sie schreiben
aber so einfach ist es nicht.
Die div. Übungen finden statt und haben im NATO-Rahmen, in der internationalen Wahrnehmung eine große Bedeutung. Die Bundeswehr ist dabei, denkt aber nicht daran, wie andere Nationen vorher was über ihre Teilnahme zu erzählen.
Konkret bei Dragoon Ride II: Ich habe da im Vorfeld mit etlichen Leuten gesprochen, u.a. weil ich geplant hatte, zu der Gewässerüberquerung an der Naab zu fahren (was dann wg. zeitgleicher ILA nicht funktioniert hat). Nicht ein einziges Mal hat jemand dabei erwähnt, dass die Bundeswehr mit eigenen Truppenteilen an dem gesamten Marsch beteiligt ist – es war immer nur von Beteiligung bei dieser Gewässerquerung die Rede. Die Berichterstattung der Bundeswehr darüber kam Tage später.
Und wenn Sie schon so fragen: Erwartet hier der ein oder andere ernsthaft embedded Journalists auf einer Übung? Ja, eigentlich auch das – werfen Sie einfach mal einen Blick darauf, was die US-Truppen bei den laufenden Übungen veranstalten.
Wir reden hier nicht, das scheinen manche zu vergessen, über die üblichen, seit Jahren laufenden Standard-Übungen. Wir reden über Entwicklungen in einem sich verändernden Sicherheitsumfeld, die hohe politische Bedeutung haben. Da so zu tun, als sei es EvacOp zusammen mit den Franzosen die 17te, ist ein wenig blauäugig.
(Ich will mich ja nicht aufregen – aber Ihre Haltung kommt mir ein wenig vor wie „seid doch froh, wenn ihr hinterher offiziell was davon erfahrt“. Das kann es nicht sein.)
(Nachtrag: Ich sichte gerade ein paar BALTOPS-Videos – in denen kommen in einzelnen Ausschnitten auch deutsche Soldaten des Seebataillons vor. Wollen wir mal wetten, wann von der Bw dazu Bild/Videomaterial veröffentlicht wird?)
@ T. Wiegold
Naja … so wie sich die PR des Ministeriums in den letzten Monaten (und Jahren) gebärdet hat dürften unabhängige und potentiell kritische Journalisten das letzte sein, was das Ministerium bei solchen Übungen dabei haben will. Daraus spricht die Angst vor dem PR-technischen Offenbarungseid – nämlich daß die BW eben kein „Arbeitgeber wie jeder andere“ und der Dienst in den Streitkräften eben nicht bloß adrett gekleidete Leute am Schreibtisch oder „glückliche Mechatroniker“ (*zwinker*) bedeutet. Warum man im Ministerium (und der Bundeswehr an sich) solch panische Angst vor solch offensichtlichen Wahrheiten (und der öffentlichen Reaktion darauf) hat, ist auch für einen Außenstehenden wie mich einfach unbegreiflich.
@L:
was hier viele Kommentatoren (und wohl auch TW) umtreibt ist NICHT die Lust daran, die BW doof aussehen zu lassen.
Vielmehr sind es die zahlreichen Diskrepanzen, die vielen übel aufstoßen. An kritischen Übungen teilnehmen, aber lieber nur mit angezogener Handbremse darüber berichten wollen. Dabei aber albern wirken, weil die Verbündeten sowieso alles an die große Glocke hängen. Die Truppe in der Öffentlichkeit als Ponyhof darzustellen, während das Kerngeschäft vor die Hunde geht. Und, und, und.
Jeder halbwegs gradlinig denkende Menschen bekommt da etwas, was die Psychologie als „kognitive Dissonanz“ bezeichnet. Und der daraus resultierende Dampf wird hier abgelassen. Eigentlich ganz einfach, oder?
@TW : Gebe Ihnen völlig recht, auch wenn ich offenbar bei jeder Äußerung hier Angst vor einem lärmend umhergehenden Schiffsgeist haben muss. Das Fortsetzungsstück in Foreign Policy ist ja ein Lehrstück für gute Pressearbeit angesichts der Bedeutung dieser Manöver. Wie man hört, reist in diesen Tagen gewaltige Bw-Prominenz gen Nord-Osten. Findet das nur auf dem Bw-Schreibfehler-Account auf Facebook statt? Auch wenn ich mich politisch in Berlin ein wenig auszukennen glaube, begreife ich nicht, was das Verstecken und Vermeiden eigentlich soll. Auch da nimmt uns keiner mehr ernst.
Die NATO Force Integration Units in den drei baltischen Staaten posten auf Facebook tonnenweise Bild- und Videomaterial über die Übungstruppen, dazu SHAPE, das multinationale Korps North East, die baltischen Streitkräfte, die US Army, teilweise mit Überschneidungen. Und da, wo Dragoon Ride II Halt gemacht hat, gabt‘ s übrigens auch haufenweise Bilder von Kiddies an Gewehren etc. (hatte zuvor etwas über die frühere Wehrerziehungs-Partei zum Tag der Bundeswehr gelesen).
Lastly: Ich möchte allen widersprechen, die glauben (!), meinen (!), vermuten (!), dass das Thema Osteuropa den Kameraden aus dem Süden vergleichsweise egal wäre.
Ist dazu nicht eine heftige Nachfrage bei der kommenden BPK angesagt? Vergleich Öffentlichkeitsarbeit Bw vs. sonstige Übungsteilnehmer unter Ablehnung von political-correctness Antworten?
@ csThor
Zitat: „Warum man im Ministerium (und der Bundeswehr an sich) solch panische Angst vor solch offensichtlichen Wahrheiten (und der öffentlichen Reaktion darauf) hat, ist auch für einen Außenstehenden wie mich einfach unbegreiflich.“
Ich denke die Antwort darauf ist offensichtlich. Man will den Verbündeten eine andere Wahrnehmung der deutschen Bw bescheren, als der eigenen Bevölkerung.
Der eigenen Bevölkerung und vor allem dem potentiellen Nachwuchs der Bw will man sich als normaler Arbeitgeber präsentieren und den Verbündeten Solidarität signalisieren.
Ich denke die verspätete und zum Teil versteckte Information für die Öffentlichkeit ist schon Methode. Selbst in Grundausbildungseinheiten ging man zu meiner Zeit so vor, indem man eine Alarmübung zwar auf dem Dienstplan aufnahm, diesen aber erst nach Beginn der Alarmierungsübung, z.T. erst nach Abschluss der Übung, zum Aushang brachte.
@Georg
„… eine Alarmübung zwar auf dem Dienstplan aufnahm, diesen aber erst nach Beginn der Alarmierungsübung, …“
Logisch! Wie denn sonst, muss so sein! Richtiges und zulässiges Verfahren, alle Ausbildungsvorhaben sind zu erfassen, auch AlarmÜb auch, aber nicht auf dem DP eine Woche im Voraus … – ist sonst keine AlarmÜb.
@ K-P-K
Wir sind da durchaus im Konsenz !
Ich wollte nur darauf hinweisen, dass dieses Informationsmuster eben auch von der Bundesregierung in der Öffentlichkeitsarbeit über Bw-Übungen angewendet wird.
Dieses zögerliche Verhalten der Bundesregierung, nach Möglichkeit keine Information nach Draussen an die Öffentlichkeit zu geben, bestätigt all diejenigen, die eine noch striktere Mandatierung von Einsätzen (keine Übungen) der Bw, durch den Bundestag fordern !
@Georg
Ok
@ Georg
Aber damit spielt man mit dem Feuer. Wenn man nach außen ggf Erwartungshaltungen weckt, die dann von der deutschen Öffentlichkeit abgelehnt werden und man plötzlich erkennen muß, daß die deutsche Öffentlichkeit sich in Masse eben doch nicht für dumm verkaufen läßt (und sei es nur weil viele eine Grundskepsis gegenüber politischen Bekundungen und Regierungsverlautbarungen hegen), dann manövriert man sich selber in den politischen Treibsand. Ich mein es ist mir klar, daß das international praktizierte „naming and shaming“ an deutschen Politikern abperlt wie Wasser an Teflon (ich lach mich immer krumm wenn Amerikaner oder Briten mir in internationalen Foren mit Begriffen wie Ehrgefühl etc kommen), aber irgendwann bricht auch dieser Krug einmal … Und dann?
Es gab mehrere deutsche Regierungen (und nicht nur in der BRD) die am Ende erkennen mußten, daß man das Volk nicht auf Dauer für dumm verkaufen kann.
Viele Kommentatoren wundern sich über die Leisetreterei des BMVg und der Regierung.
In einer postheroischen Gesellschaft, in der das Individuum in einer selbstgefälligen „Friedefreudeeierkuchenwelt“ völlig apolitisch vor sich hin lebt und Politiker, denen oftmals jegliches Einfühlungsvermögen für die Truppe und ihre Bedeutung für eine freie Gesellschaft fehlt, sich auf dem sicherheitspolitischen Parkett bewegen (Igittipfui, damit kann man doch keine Wählerstimmen gewinnen) sowie einer Armee, in der eine große Zahl von Karriereristen nicht den Mut zum Faustschlag auf den Tisch haben, verwundert mich gar nichts.
Viele Menschen in unserer Republik verstehen nicht, dass ihre Freiheit und Wohlstandwelt unweigerlich gekoppelt ist mit militärischer Sicherheit. Der unrühmliche Abgang eines Bundespräsidenten, der sich hierzu nur kryptisch geäußert hatte, ist ausdrucksstarker Beweis dafür.
Und seitdem die Bundeswehr zunehmend aus dem Straßenbild und der Gesellschaft verschwindet, weil (ja ich sage es), kaum eine Familie noch direkten Kontakt zur Bundeswehr hat (Aussetzung der Wehrpflicht) und diejenigen Soldaten, die nach dem Dienstschluss nach Hause fahren das lieber in Zivil tun als in Uniform, ist es auch nicht verwunderlich, wenn das Interesse an der eigenen Armee – zumal sie in der Presse oftmals nur noch als Luschenhaufen mit maroder Ausrüstung herumgeistert – gen Null wandert.
Einzig allein 2014, direkt in der Zeit der Besetzung der Krim, konnte ich unter vielen Bürgern – jeglichen politischen Spektrums – eine Regung und diffuse Beklommenheit wahrnehmen, die unisono feststellte: „Vielleicht müssen wir das mit unserer Bundeswehr und der Wehrpflicht und dem uns umgebenden Frieden nochmal überdenken.“
Die Tagespresse schweigt sich jedoch aus, die Gefahr scheint in weite Ferne gerutscht – Putin wird sowieso von Teilen der Bevölkerung mehr geschätzt als die eigene Kanzlerin (!). Und so ist es auch mit der Erkenntnis, dass wir eine moderne, toppausgerüstete Bundeswehr benötigen, die sich nicht verstecken braucht, sondern die von ihrer Bevölkerung gewürdigt und geschätzt wird.
Ich bin nicht nur überzeugt, ich weiß das in der Bundeswehr fähige und ernstzunehmende Köpfe sitzen, die allein das Thema Ö-Arbeit gerne professioneller in die Hand nehmen wollen würden. Ich erinnere nur an die (etwas im Sande verlaufene) Kampagne „Wir sind das Heer“.
Aber wie überall in dieser bürokratischen Republik blockieren Amtsschimmel und schwierige Charaktere sich gegenseitig. Und die Angst Fehler zu machen scheint allgegenwärtig zu sein. Dabei wird man der Bevölkerung nicht gerecht, wenn man meint, man müsste sie permanent vor unbequemen Wahrheiten schützen. Und herausfordernde politische Aktionen der Diffamierung, um im politischen Geschäft Kapital herauszuschlagen, sollte man entschieden annehmen, anstatt sich immer wegzuducken. Solange sich in all diesen Punkten nichts ändert, keine Wahrhaftigkeit und die Erkenntnis einkehren, dass man einer Sache, nämlich der Demokratie und Freiheit, dient und diese ihre Opfer fordern, solange wird sich auch nichts ändern.
@ csThor
Natürlich merkt der an Sicherheitspolitik interessierte Deutsche, dass die Bundesregierung mit doppelten Standards arbeitet. Was der Bundespräsident und die Verteidigungsministerin in ihren Reden auf der Münchner Sicherheitskonferenz angekündigt haben, dem folgen nur sehr kleine Taten und die bitte nach Möglichkeit ohne große öffentliche Beteiligung, bzw. Publicity, weil in der Öffentlichkeit unbeliebt.
Zitat: „Es gab mehrere deutsche Regierungen (und nicht nur in der BRD) die am Ende erkennen mußten, daß man das Volk nicht auf Dauer für dumm verkaufen kann.“
Ja davon bin ich auch überzeugt und je länger Große Koaltionen an der Regierung sind, desto schlimmer wird es. Wir brauchen wieder eine bürgerliche Oppostion außer den Grünen, die die Regierung in ihrem Handeln kontrolliert. „Die Linke“ hat sich insbesonders im Osten Deutschlands als Protestpartei abgenutzt. Das neue Sammelbecken für bürgerliche, konservative und weiter rechts stehende Kräfte sind neben der CSU in Bayern die AFD im Rest von Deutschland.
Hier gilt es den bürgerlich konservativen „Weizen“ von der rechtspopulistischen „Spreu“ zu trennen.
Die jetzige Bundesregierung steht nicht mehr zu ihren eigenen Taten und Entscheidungen und dies steht analog bei einem militärischen Führer, egal auf welcher Ebene er angesiedelt ist, für einen weitgehenden Autoritätsverlust.
PS: In Amerika sieht man zur Zeit die Auswirkung, wenn sich die politisch, gesellschaftliche Führungsschicht nicht mehr um die eigentlichen Probleme der Mehrheit der Bevölkerung kümmert. Dort nennt sich der Effekt „Donald Trump“!