Deutschland vorübergehend drittgrößter Waffenexporteur weltweit
Fürs Archiv: Deutschland war im vergangenen Jahr weltweit der drittgrößte Waffenexporteur, wird in diesem Jahr aber von Frankreich überholt. Das geht aus einer Übersicht des britischen Fachinformationsdienstes Jane’s hervor. An erster Stelle der Exportnationen stehen unverändert die USA, gefolgt von Russland. Insgesamt stieg der weltweite Waffenhandel 2015 auf ein Rekordhoch von 65 Milliarden Dollar, vor allem durch Käufe im Nahen Osten und in Südostasien.
Die Pressemitteilung von Jane’s dazu findet sich hier; einige Kernaussagen:
– The Middle East was the largest importing region, with $21.6 billion in deliveries of defence equipment;
– Total defence spending accelerated in Asia-Pacific as states bordering the South China Sea boosted defence spending;
– France has doubled its backlog of orders from $36 billion in 2014 to $55 billion, meaning that $55 billion worth of defence equipment has yet to be exported. This increase means that France will overtake Russia as the second-largest global defence equipment exporter.
– Germany moved from fifth- to third- largest exporter and the UK dropped from fourth to fifth;– The largest global exporter, the United States, saw another 10 percent increase in exports over the past year, bringing the total to $23 billion (35 percent of the global total)
Da Jane’s (im Unterschied z.B. zum schwedischen Friedensforschungsinstitut SIPRI) außer dieser Mitteilung für nicht-zahlende Kunden keine weiteren Informationen liefert, gibt’s hier keine weiteren Details (ich kann nur vermuten, dass hinter der genannten 25prozentigen Steigerung der deutschen Exporte nach Nahost unter anderem Lieferungen nach Saudi-Arabien und andere Staaten am Golf stecken). Aus den Tabellen geht außerdem hervor, dass deutsche Unternehmen ihre Rüstungsexporte von 4,779 Milliarden US-Dollar 2015 auf 4,781 Milliarden US-Dollar in diesem Jahr leicht erhöhen werden. Allerdings fällt die Steigerung bei Frankreich von 4,774 auf 6,033 Milliarden US-Dollar weit größer aus, so dass Deutschland dann nicht mehr auf dem dritten Platz der größten Exporteure steht.
Schon an anderer Stelle gelesen, ist gefährlich für den Rüstungsstandort Deutschland, da einige wieder argumentieren werden, DER Industrie gehe es gut.
„Davon ging etwas weniger als ein Drittel (29 Prozent) in den Krisengürtel Nahost-Nordafrika. Wichtigster Abnehmer in dieser Region war im vergangenen Jahr Saudi-Arabien, gefolgt von Algerien, Ägypten und Katar.“
Kölner Stadt-Anzeiger (ja echt jetzt…)
Wie berechnen sich eigentlich die Werte? Beispiel A400M: Ein Multinationales Projekt wessen Export ist das nun?
@SvD
Offensichtlich haben die Agenturen mehr Details bekommen als ich im Netz finden kann. Ärgerlich, und so lange ich keine Originalmeldung im Netz finde, für mich leider auch nicht zu ändern.
Sehr oft werden die Begriffe RÜSTUNGSexport und WAFFENexport synonym verwendet . Die Begriffe bedeuten aber m. W. nicht das Gleiche.
Rüstungsgüter sind z.B. auch Grenzüberwachungsanlagen, die Deutschland jüngst in den Nahen Osten lieferte und Logistik-LKW oder Sanitätsausrüstungen -also auch Dinge, die keine Waffen sind.
Im Bericht steht „defence equipement“.
Meint der Bericht nun nicht nur explizit (tödliche) Waffen sondern Rüstungsgüter allgemein, also auch Logistik-, Aufkärungs- und Sanitätsmaterial ?
Illustriert werden solche Berichte in den Medien übrigens immer mit Fotos von Panzern, nie mit Fotos von Radaranlagen oder militärischen Wasseraufbereitungsanlagen.
@T.W.
Haben sie es schon einmal mit einer kostenlosen Mitgliedschaft bei Jane’s probiert?
Ein Anmeldeformular dafür gibt es zumindest:
„Do you qualify for a free Subscription?
Find out when you register here“
Der entsprechende Banner ist immer rechts bei janes.com zu finden.
Direktlink: http://more.ihs.com/Janes360Defense
@Hohenstaufen
Dass das alles total undifferenziert berichtet und auch gewertet wird, ist ja nichts neues.
Die Tankflugzeuge für UK waren ja einigen schon einen Aufschrei wert.
Der Auftrag für die Patrouillenboote für Saudi Arabien hat auch ein finanzielles Gewicht, dürfte an der Menschenrechtssituation im Land wohl nichts ändern.
Was an einer Fregatte für Algerien jetzt ‚umstritten‘ sein soll, muss mir auch mal jemand erklären.
Die Kleinwaffen und die dazugehörige Munition sind in der Auflistung von Jane’s nicht berücksichtigt…
#Hohenstaufen – ganz richtig. In Deutschland ist es zudem üblich, jede noch so kleine Marginalität, so denn sie für militärische Endverwendung auch noch leicht geändert wurde, als Rüstungsgut einzustufen und der Ausfuhrgenehmigungspflicht zu unterwerfen.
An einem Gehäuse eine Bohrung zusätzlich angebracht, damit man das Gerät in einem gepanzerten Fahrzeug fixieren kann – Rüstungsgut…
Die Schwelle wird bei Landfahrzeugen extrem niedrig angesetzt, bei Schiffen und U-Booten ist sie wesentlich höher. Damit kann man auch nicht auf einem Marktplatz auftauchen und die Bevölkerung unterdrücken.
Die Auslegung ist in vielen anderen Ländern, u.a. seit vorletztem Jahr in den USA, wesentlich entspannter. Da gelten solch kleine Anpassungen immer noch als COTS.