Deutsche Milan-Panzerabwehrwaffen in Syrien?
#Syria Seems Milan ATMGs delievered from #EU to #Iraq‚i Peshmerga now in hands of #YPG in #Syria pic.twitter.com/bLwXGZfoBV
— Mark (@markito0171) 18. Juni 2016
Da ist (mal wieder) die Hilfe der Kenner gefragt: Im Internet kursieren (vom gestrigen Samstag) Bilder, die Milan-Panzerabwehrsysteme in den Händen kurdischer YPG-Kämpfer zeigen sollen – in Syrien.
Das wäre, wenn sich das bestätigt, natürlich von politischer Brisanz, denn die deutschen Waffen wurden an die kurdischen Peshmerga-Kämpfer im Irak geliefert. Mit der Auflage, sie nicht ohne Genehmigung weiterzugeben.
Leser weisen mich jetzt darauf hin, dass die oben gezeigte Waffe aus deutschen Beständen stammen müsse und nicht eine (bereits früher) aus Frankreich in die Region gelieferte Waffe sein könne, weil die Kühlung des MIRA-Wärmebildgeräts nach den Bundeswehr-Systemen aussehe (vergleiche dazu die Fotos bei Wikipedia).
Bei aller Vorsicht (wer weiß schon, wo das Bild wann aufgenommen wurde): Handelt es sich nun vermutlich um eine deutsche Waffe oder eher nicht?
M.E. wäre noch eine zweite Frage zu beantworten (jedenfalls für mich): Handelt es sich bei dem Bediener um einen YPG-Kämpfer?
Hans Schommer
Erst angeblich deutsche SOF zur Unterstützung der Kurden in Syrien, nun angeblich deutsche Milan in den Händen der YPG…………schon lustig, dass sich Assad und Erdogan offensichtlich einig sind: deutsche Unterstützung für die Kurden in Syrien, geht ja gar nicht ;-)
Ruhig bleiben und prüfen, die Information kann gleicher Qualität und Provinienz sein, wie angebliche (Ex) KSK/SpezKr Kämpfer auf kurdischer Seite gem Twitter-Infos vergangener Woche.
Es wird, gut vorstellbar, eine neues Sau durch’s Dorf getrieben. Wenn das zutreffen sollte, dann ist dies m.E. der Maskirovka-Schiene des Daesh zuzuschreiben. YPG mangelt es an dauerhaftem Nachschub DEU Waffen, Mun, Logistik allgemein. Daesh sieht seine Felle davonschwimmen, naheliegend Gerüchte unters Volk zu streuen, die eine DEU Anschlussversorgung torpedieren wird.
Seriös im Faktencheck Folgendes berüksichtigen:
<b=MILANNUTZERSTAATEN,
MILAN is a French / German missile that has been license-built by Italy, Spain, Britain and India.
Es existieren somit sechs Hauptverdächtige und solche im zweiten Glied, die den deutschen Fachbegriff „Endverbleibsklausel“ nicht im Lexikon verzeichnet sehen.
Desweiteren – aus Peshmerga-Sicht -, so der Sachverhalt zutreffen sollte, verhalten sie sich vertragsgemäß: denn, allen ernstes, für kurdische Kämpfer gegen Daesh, ob im Irak oder in Syrien, wo sie ihre Feinde im Kampf stellen, Feindgebiet ist dort überall.
Ganz sicher, die DEU Unterzeichner in Berlin wussten natürlich auch wie die Kurden „ticken“. Oder erwartet irgendjemand, dass kurdische Kämpfer an Staatsgrenzen im Nahen Osten dass Feuer einstellen, bloß weil Daesh irakisches Staatsgebiet verlässt?
Im Gegenteil, dergleichen Operationsführung gefährdet den taktischen Erfolg.
Kriegführung in der dritten Welt lässt sich am Berliner Verhandlungstisch nicht regeln, weiß aber jeder, sagt es nur nicht.
@Klaus-Peter Kaikowsky
BZ – prima Kommentar.
„Handelt es sich nun vermutlich um eine deutsche Waffe oder eher nicht?“
Spannende Frage. Kurze Antwort: Eher ja.
Längere Antwort: Der Schlüssel ist in der Tat das Wärmebildgerät mit Kompressor anstelle der Gaskartusche. Soweit ich das überblicke, ist der größte Teil der Nutzerstaaten (wenn sie überhaupt das Thermalsichtgerät bekommen haben) den französischen Weg mit Kartusche gegangen (z.B. GB, GRE, IRQ, LBN…). Zudem hat DEU den Peshmerga MILAN samt deutschem MIRA geliefert – der Weg wäre also recht kurz.
Es handelt sich mit Sicherheit um ein deutsches System.
Wie schon richtig bemerkt verwenden alle anderen Nutzerstaaten (Estland ausgenommen) Stickstoffpatronen und nicht wie Deutschland eine elektrische Kühlung über Kühlrippen. Auch wenn auf dem Bild der Anschluss an die SVE fehlt und das WBG somit recht nutzlos ist ist dies klar zu erkennen.
Desweiteren nutz nur Deutschland (Estland wieder ausgenommen) das lange Dreibein. In Frankreich und Belgien gehört es afaik nicht mal zum Ausstattungsumfang.
@KPK: hoffentlich wird ihr Kommentar von vielen Menschen gelesen. Klasse! +1 :-)
Zu was ADLAS-Doe gesagt hat kann man eigentlich nur feststellen, daß die MIRA eine deutsche ist. Ob der Werfer und LFK auch aus deutschen Beständen ist, kann man so nicht feststellen.
KPK’s Analyse und Einordnung kann man nur zustimmen.
Überhaupt eine „Endverbleibserklärung“ abzuschließen mit nicht staatlichen Gruppen wie den Kurden ist ziemlich albern. Ist ja schon oft wirkungslos mit regulären Staaten.
Es ist gut zu so einem Thema eine vernünftige Diskussion zu sehen
(Die Leute in Tv Diskussionsrunden sind ja meist von zu vielen Motiven getrieben um das zu ermöglichen)
Die Waffe im Bild wurde hier eingehend untersucht.
ABER
Das eigentliche Thema ist doch wer diese Waffe besitzt.
Kann die Person an der Waffe auf Grundlage des Fotos einer bestimmten Gruppe zugeordnet werden?
Kann die Aufnahme geographisch sicher einem bestimmten Land oder einer bestimmten Region zugeordnet werden?
Ist es möglich herauszufinden ob dieses Foto vielleicht einfach irgendwo vorher schon im Internet aufgetaucht ist und nun als Propaganda/PsyOps verwendet wird?
@Sommerbiwak
Die Endverbleibserklärung kam meines Wissens von der irakischen Zentralregierung in Bagdad, weshalb die Lieferungen auch bisher über Bagdad abgewickelt werden mussten. Das politische „Minenfeld“ ist also etwas größer. Und ja, das sieht – soweit erkennbar – ganz nach einer Milan aus, die mal in einem deutschen Depot lag.
@klabautermann
Ihre (ironische) These weiterzuspinnen ist auch nicht ganz unsinnig: Die TR bekam laut SIPRI im Kalten Krieg mindestens zweimal größere Mengen Milan. Und in der Türkei beschwert sich die Presse ja heute auch gelegentlich über deutsche Minen DM11AP in Händen der PKK (die vermutlich in den frühen 90ern mal in großer Zahl an die türkischen Streitkräfte geliefert wurden).
Dazu muss man einfach mal sagen, das es auch Berichte von YPG und PKK Interventionen gegen den IS gab, um die Zivilbevölkerung zu schützen.
Die klassische Terroristenrolle, greift da nicht so einfach.
Teilweise sollen sich diese heroischen Aktionen die Peshmerga auf die Fahne geschrieben haben, obwohl sie sich aus dem Staub machten.
Die Lage vor Ort ist extrem unübersichtlich.
Das Waffen den Besitzer wechseln ist halt nicht auszuschließen, solange sie nicht in die Hände des IS fallen, dürften sie eben gegen den IS verwendet werden.
Mir gefallen unsere Systeme besser an der Front (in welchen anti IS Händen auch immer) als Kilometer hinter der Front, wohl behütet, weit weg von jeder Gefahr.
Es gab schon Dokumentationen die PKK Kämpferinnen mit deutschen Waffen festhielten. In der Regel waren alle Nutzer voll des Lobes über die Panzerfaust und unsere Granaten…
M1 Abrams Panzer fahren mit IS Flagge durch die Gegend, die Waffenbestände in Syrien sind schön über verschiedene Gruppierungen im laufe der Zeit verteilt worden.
Es gibt halt Pragmatiker an der Front, die eben dann auch den anderen Kurden die Waffen mitgeben, wenn diese an einen anderen Frontabschnitt verlegen.
Das man teilweise in 3 oder 4 Dokumentationen, die Monate auseinander lagen, den gleichen Schützengraben sah, bedroht von Scharfschützen aus einem Wachturm und mehreren Häusern, wo jedes Mittel fehlte gegen diese vorzugehen, war schon ein Schock.
Da muss man sich fragen, wie viel schneller hätte der IS vertreiben werden können, wenn man eine Möglichkeit gehabt hätte, den Turm hätte und die andern Schaftschützennester auszuschalten.
Von daher…
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Das es sich einfach um IS Propaganda handeln könnte, mag auch sein.
Hat der BND einen geologischen Informationsdienst? Die Bodenbeschaffenheit sieht doch sehr stark nach Nordirak aus.
Die Uniform meine ich auf beiden Seiten schon gesehen zu haben.
@KPK: EXAKT! Dennoch, die diplomatische Großwetterlage zwischen KRG und PYD, Peshmerga und YPG respektive, ließe eine derartige Unterstützung nicht zu.
Zudem lassen Sie uns die deutsche Interessensperspektive betrachten. Brauchen die die Dinger noch?
Daher, auch wenn die Desinformationsattacke auf die Zusammenarbeit Deutschland-KRG Erfolg hätte!?
Deutschland müsste bestrafen und Gesicht wahren. Die Milans zu streichen würde gemeinsame strategische Ziele nicht konterkarieren.
Sollte es stimmen was behauptet wird? Willkommen in der Rojava! Die sollen sich benehmen. ;)
@SVD: Tatsächlich kämpft die PKK auf Seiten der Peshmerga, Yeziden und SDF. Gibt tolle Bilder eines Volleyball-Turniers der Vier.
Nachtrag
Im September 2015 behauptete die Türkei, die PKK habe Milan bei einem Überfall auf einen TR-Armeeposten eingesetzt, bei dem 16 türkische Soldaten getötet wurden. Eine PKK-nahe deutsche Internetpublikation bestätigte dies wenig später. Es seien 2 leicht gepanzerte Fahrzeuge der TR-Streitkräfte damit zerstört worden.
Zur Erinnerung: Milan-Lieferungen an die TR waren bereits während der sozialliberalen Koalition 1977 Gegenstand der DE-TR-Gespräche über die deutsche NATO-Verteidigungshilfe für die Türkei. Verteidigungshilfen wurden oft aus Überschussbeständen der Bundeswehr geleistet. Sie endeten erst in den 90er Jahren.
Auf LiveLeak findet man z.B. ein Video aus dem Jahr 2014, wo Kämpfer der YPG Milan einsetzen – allerdings ohne MIRA.
@ONA
Keins der Lieferländer inkl. Fertigungslizenzhalterländer weiß doch wirklich was aus den ganzen offiziellen und inoffiziellen „Lieferungen“ der letzten Jahrzehnte wirklich geworden ist – gerade bei Ein-Mann-Systemen. Von illegalen Nachbauten im Sinne von Raupkopie ganz zu schweigen. Deswegen kann man über solche Twitter-Meldungen wie oben eigentlich nur lächeln. Wirksame Entverbleibskontrolle ist doch eine Chimäre und ein Placebo für die fundamentalpazifistische Wählerschaft – hat nichts mit den Realitäten on-the-ground in solchen Gemengelagen wie Irak, Syrien etc. zu tun.
@Kratylos: Wenn Sie das Propagandavideo unterlegt mit epischer Musik meinen, die kam aus den Assad-Beständen.
Mal sehen vielleicht kommt das Thema in der BPK auf, @Thilo Jung hätte eine Steilvorlage. ;)
@AoR, epische Musik kam darin nicht vor. ;)
@Kratylos: Ok, denn ich hatte Mitte letzten Jahres mal ein Video in den Kommentaren hinterlassen. Das war zur Zeit der Einnahme von Dörfern südlich Kobanes.
Da sieht man ein sehr altes Milan Modell ohne diesen thermooptischen Aufsatz.
@AoR
Danke für das Einbringen des Begriffs „Desinformation“.
Die Ihnen vertraut erscheinende Uniform kann natürlich Teil dieser Absicht sein, denn:
„Desinformation ist die gezielte Verbreitung falscher oder irreführender Informationen. Motivation der Desinformation ist meist die Beeinflussung der öffentlichen Meinung bzw. von Gruppen oder Einzelpersonen, um ein bestimmtes politisches oder wirtschaftliches Anliegen des Verbreitenden zu unterstützen“. (Wiki).
Da haben wir es,
– Beeinflussung der öffentlichen Meinung
– Gruppen oder
– Einzelpersonen,
um ein bestimmtes politisches Ziel … zu unterstützen.
1. Öffentliche Meinung, morgen wird es großlettrig zu lesen sein mit dem Fazit, „geht gar nicht“
2. Gruppen, in diesem Fall die
– SPD-BT Fraktion, ohne deren Zustimmung Lieferungen an Kurden nicht laufen
– Die Linke und B-90/Grüne werden sich in ihrer Ablehnung bestätigt sehen.
3. Einzelperson(en), Kanzlerin und IBuK. Ignorieren geht nur via Pressesprecher, BPK.
Was mich einerseits stets wieder erstaunt ist, wie in DEU (auch bei AG) regelmäßig jeder Information über x-beliebige Kanäle lanciert, geglaubt wird (unterliege oft genug gleichem Fehler).
Andererseits wundert es mich selbst im Bereich der Streitkräfte nicht.
Ich hatte einsatzbedingt ausreichend Chance der Erfahrungssammlung in multinationalen Stäben unter US, FRA, NLD Kommando. Wobei trotz aller Unterschiedlichkeit von Einsatzraum und Auftrag, eine Faktum Bestand hatte:
FGG 2, intelligence – counter intelligence – disinformation, never ever a GER domain.
Warum? Die NATO- Intel community weiß, DEU hat’s in diesem Bereich einfach nicht drauf.
Von mittlerweile quasi mit der demokratischen Muttermilch aufgenommenen Misstrauen gegen „Die Dienste“ im umfassenden Sinn ganz abgesehen: Die Bw hat es immer noch nicht hingekriegt eine MilNW / FGG-2 Laufbahn auf die Beine zu stellen, wer was werden will, wird alles, nur nicht 2er Mann. Seiteneinsteiger mühen sich ab und werden bei FGG 3/5/7 … anerkannt, …? Nee.
Was hat das alles mit obiger Eingangsinformation zu den MILAN zu tun? Möglicherweise alles, möglicherweise gar nichts. Es muss nämlich zunächst geprüft (Zusammenstellung der Information, Bewertung, Analyse) und erst danach geurteilt und gefolgert werden.
Übrigens: Intel kostet kaum Bares, aber sehr viel Zeit! Ob Politik sich die nimmt?
@KPK: Zustimmung. Intelligence/ Aufklärung ist in seiner Natur strukturell und verbleibt in der Hierarchie. Kenntnisstand zu Teilen ist immer gefährlich, da auch die Gegenseite über Analytiker verfügt, welche die Qualität der Kenntnis auf mögliche Quellen zurückführen kann.
Die Bodenbeschaffenheit/ Uniform / Lichteinstrahlung / Schatten / Kamera zur Aufnahme ergäben Informationsgehalt unabhängig von Quellen vor Ort (Ort: Region, Innerhalb der Intimsphäre des Desinformierenden)
Zudem, sitzt die Thermooptik da wo sie hingehört? Warum leuchtet der Schriftzug „Milan“ in dieser staubigen Umwelt so sehr? In welcher Grafikabteilung türkischer oder syrischer Sprachrohre des Diktators ist die Fälschung entstanden. Grafikprogramme hinterlassen Spuren, ebenso die Kameras… Es sind alles Künstler ;)
Wann ist die nächste BPK?
BPKs in der Regel Montag, Mittwoch und Freitag
@Thomas: Morgen… Armes Pullach / SCNR
Noch niemand hat hier erklärt, welches der beiden Kühlsysteme Spanien, Italien oder Indien in Lizenz fertigen?
Wobei Indien bereits 1991 Milan-Systeme geliefert bekommen hat(laut Spiegel Artikel von 1991) und erst danach in Lizenz produziert.
Und da die Türkei oft deutsche Waffensysteme geliefert bekommen hat(Leopard usw.) würde mich wundern, wenn die Türkei nicht mit deutschem Kühlsystem die Milan bekommen hätte, sondern mit der französischen Kartusche. So daß die gezeigte Milan auch von der PKK oder der YPG erbeutet sein könnte von der türkischen Armee.
Ich meine der Dreifüß und die Abschussvorrichtung weißen tendenziell höhere Abnutzungsspuren auf als MIRA, warum? Wer die Region zu dieser Jahreszeit kennt, der kennt den Wind und den Dreck den er aufwirbelt. #Kopftuch&Pali
Fragen über Fragen für Morgen… ;)
Wir sind hier zwar in Syrien, aber MILAN gibt’s ja – vielleicht – überall, daher an dieser Stelle zu Kurden und Irak.
n-tv: Irakische Kurden riskieren die Kernspaltung
– Der Sieg über den IS im Irak rückt näher. Die Kurden im Land machen sich bereits Gedanken über die Nachkriegsordnung – und schlagen vor, den Irak in einen kurdischen, einen schiitischen und einen sunnitischen Teil aufzuspalten -.
Jetzt beginnt die Kür, Krieg führen, die Pflicht, kann fast jeder.
Ambition, Kompetenz und Nachhaltigkeit im Mühen Koaltionen bisheriger Machart in der Diplomatie zu bestätigen, jetzt zeigt’s sich.
1. Wer kann was in die Waagschale werfen, wenn „man“ die Region machen lässt?
Misstrauen der Ethnien ist immens. Misstrauen der Religionen und Konfessionen gleichermaßen. Wo liegen Grenzen, die jeder anerkennen kann. Wer muss ggf eroberte Räume verlassen (Kurden)? Wer will sich seinen Blutzoll „bezahlen lassen“? Wo liegen ökonomische Ressourcen?
2. Obige Fragen haben Relevanz, entscheidend sind sie nicht. Die großen Player werden dominieren wie der Irak aussehen wird. Denn der Zerfall hätte Kaskadenfunktion in Syrien, damit auch im Libanon. Naher und mittlerer Osten brächen zusammen.
AoR | 19. Juni 2016 – 17:00
Jetzt aber nichts „hineingeheimnissen“ in ein Foto, dessen Ursprung und mögliche Absicht niemand kennt.
Pardon, aber was sind „tendenziell höhere Abnutzungsspuren“? Entweder die Waffe weist solche auf oder nicht, das wäre messbar. Eine Tendenz beschreibt doch wohl eine Erwartungshaltung, eine geistige Einstellung in Vorausnahme künftiger Entwicklungen.
Selbst wenn an der Originalwaffenanlage unterschiedliche Gebrauchsspuren an Baugruppen wie Dreibein, Startgestell, Optisches Visier, Abfeuerungsgenerator, Waffenunterteil sowie Halterung MIRA mit Wärmebildgerätes (WBG) MIRA festzustellen wären, vollkommen normal.
Das WBG ist eine an-/abbaubare Baugruppe, die nicht fortlaufend angebaut ist.
Zum Feuerkampf, zur Aufklärung bei Nacht und eingeschränkter Sicht geht es ohne WBG kaum. Ansonsten ist MIRA geschützt verpackt, somit Witterungs- und Gebrauchseinwirkungen nicht ausgesetzt, daher geringer physikalisch belastet als die übrige Waffe.
Sind leider keine brauchbaren metadaten mehr im bild.
:/
Ohne langweilen zu wollen, frag ich nochmal (siehe Kommentar Nr. 1): Wer kann den sicher sagen, zu welcher Fraktion der Bediener an der MILAN gehört?
Hans Schommer
@KPK: Ok, danke … aber auf dem Bild hat er die WBG zu Tags drauf, mit geöffnetem Objektiv?
@AoR
Ja, -weshalb? No idea. Daher, Propaganafoto? Miserabel ausgebildete Truppe?
@Hans Schommer: Niemand kann das sagen. Leute die einen solchen Tarnzug tragen gibt es auf allen Seiten. Bekommt man dort auf den Basaren und man kann keine weiteren Erkennungsmerkmale sehen, wie Aufnäher, Flaggen, typische Kopfbedeckungen oder so etwas.
Was wir dort sehen ist eine Milan mit MIRA und einem Schützen, der nach Herkunft aus der Levante aussieht. Mehr kann man da nicht sehen. Wegen der kurzen Haare und der Rasur lehne Ich Mich mal aus dem Fenster und sage daß er kein derka-derka Jihadi ist, aber auch bei daesch wissen manche wozu ein Barbier gut ist. Also wirklich zuordnen wer, wann, wo kann man da eigentlich nichts mit Sicherheit auf diesem Lichtbild.
Speichern die meisten Kameras (auch Smartphones) die GPS Daten an dem das Bild aufgenommen wurde nicht irgendwo in den Bilddaten?
Sofern man nicht an die Original-Datei inkl. Metadaten kommt (Aufnahmezeitpunkt?) lässt sich der Standort durch weitere Informationen als Wahrscheinlichkeitsaussage lokalisieren:
1. Luftbildanalyse: Anhand des Schattenwurfs lässt sich die Ausrichtung des Systems rekonstruieren, des Weiteren sind die den Schützen umgebenden Stellungen in etwa erkennbar, beides liesse sich auf aktuellen Luftbildern verifizieren in Kombination mit der zu überprüfenden Identität des Bedieners, die in Frage kommenden Regionen sind überschaubar.
2. Geolog. Analyse: Auf dem Bild sind charakteristische Gesteine und bestimmte Gefüge zu erkennen, die zur Verifikation dienen können. Problem: Referenzkartierungen vorhanden?
3. Botanische Analyse: Mehrere Pflanzen sind zu erkennen. Wo sind die Arten verbreitet? Problem: Referenzkartierungen
4. Meterolog. Analyse: Sofern Sat.-Bilder vom Aufnahmedatum verfügbar sind lässt sich der Standort über die Bewölkung eingrenzen.
5. Kulturwissenschaftliche Analyse: Analyse der Kombination von Phänotyp, Kleidung, Haar/Bartwuchs etc.
6. Militärfachl. Analyse: Entsprechen Einsatz und Bedienung den von der BW ausgebildeten Standards?
7. Provenienzanalyse: Wo wurden die Einzelbestandteile hergestellt und welche Proliferationswege sind denkbar?
Glaubwürdigkeit gewinnt man natürlich vor allem sobald sich mehrere strukturell unabhängige Aspekte decken.
Nachtrag:
Hilfreich wäre ausserdem andere Fotos der Stellungen zu integrieren, das wird nicht das einzige Foto sein, möglicherweise existiert eine ganze Serie die es beispielsweise erlaubt die Stellungen zuverlässig zu rekonstruieren/identifizieren.
So, und wo sind jetzt die entsprechenden Spezialisten? ;)
@AB: „ABplaus“ und +1
@AB: Existieren dafür automatisierte Systeme? Das Problem sollte sich ja wunderbar mittels Bayesscher Inferenz formulieren lassen.
@AB: +1
Mir stellt sich weiterhin die Frage, warum dieses Foto gemacht worden ist.
Dass die MIRA drauf ist, könnte reine Bequemlichkeit sein, ABER: ist nicht angeschlossen, der Hauptschalter aus, die IR-Abdeckung unnötigerweise offen.
Scheint sich also um ein „Symbolbild“ zu handeln; aber wofür oder für wen?
Gruppen, die solche Bilder machen, wollen sich meistens im Sinne von „show of force“ zur Geltung bringen und haben meist irgendwelche Flaggen oder Abzeichen gezielt mit im Bild (vgl. Peshmerga-Fotos: http://kurdistanskyscrapers.com/topic/9346414/308/).
Mit dem Foto wird also nur die Aussage gemacht, dass deutsche MILAN-System irgendwo in der Levante eingesetzt werden; trägt also eher zur Verwirrung denn zur Information bei (vgl. Kommentare @KPK).
Beste Grüße,
Andreas
es kann auch einfach ein gestelltes Photo für die private Nutzung auf Fratzbuch oder ähnlichem sozialem Netzwerk sein. Zum maximalen angeben eben mit MIRA um zu zeigen was man alles tolles an Spielzeug hat, aber deswegen auch nicht eingeschaltet weil Ruhe ist. Im Gefecht macht man ja meist weniger Photos und zieht den Kopf ein.
Geplante Propaganda Bilder wie schon von anderen erwähnt, haben Flaggen oder ähnliches zur eindeutigen Identifizierung im Bild damit die Porpaganda wirkt.
Ich tippe auf mehr oder minder privaten Schnappschuss, welches dann über das www sich verbreitet hat.
Es gab auch mal ein Bild von zwei YPG Kämpfern mit einer Javelin… Gab in GB gewisses Aufsehen.
Wenn man der twitter Adresse von +Mark+ nachgeht, werden Sie erkennen, dass es sich dabei um einen sehr aktiven account handelt, den ich tendenziell als Anti- Assad Koalitionaer bezeichnen wuerde, obwohl er sich in seinen Beitraegen um augenscheinliche Ausgewogenheit bemueht. Zudem werden von +Mark+ viele Beitraege unterschiedlicher islamischer/ islamistischer Gruppiereungen eingestellt, woraus man schliessen mag, dass er ueber zahlreiche „Zulieferer“ verfuegt.
Die eigentliche Quelle des Bildes ist daher nicht mit Gewissheit nachzuvollziehen.
IT – Forensiker werden sicherlich mehr dazu sagen koennen.
Aus eigener Anschauung weiss ich: Der Krieg in SYR ist der erste voll wirksame you tube- und social media -Krieg. Es ist im taeglichen Einsatz eigentlich unmoeglich den Wahrheitsgehalt von mehrheitlich zur Propaganda und Desinformation gefertigten Materials zu ueberpruefen. Alle beteiligten Parteien bedienen sich dieser erfolgreich verfangenden Methode. Sie bedient einerseits den Sensationshunger bei Unbeteiligten, so bspw. im Westen, naehrt Vorurteiile und ist einfach effektiv als Rekrutrierungstool des IS und vieler anderer Oppositionsgruppen.
Der IS ist ein Meister in der visuellen- virtuellen social media- Kampagne und auch die SYR SK und ihre IRN/RUS Helfer bedienen sich Information Operations.
Leider habe ich auch erlebt, wie sich NGO die Macht der Bilder eigen machen und entsprechende Produkte in Auftrag gegeben haben.
Es ist dies ein Kennzeichen aktuellen Verstaendnisses hybrider Kriegfuehrung und die logische Reaktion auf modernes Medienverhalten.
Die Qualitaet eingestellter Beitraege ist dabei hoechst unterschiedlich. Ich neige dazu nur Bilder/ footages als authentisch anzusehen, wo es menschliche Verluste und/ oder bewegliche Kampfhandlungen zu sehen gibt, die man nur mit grossen Aufwand selbst inszenieren kann.
Wenn solche nicht eindeutig nach Raum und Zeit zuzuordnen sind, muessen auch sie mit Zurueckhaltung betrachtet werden. Leichen kann man ueberall hin- und hertransportieren.
Die grosse Tragik: Solches Material wird vielerorts als Grundlage fuer Selbstjustiz, Mord und Rache gesehen, weil die kritische Distanz fehlt und Gewalt alles andere dominiert.
Diese vorgeblich deutsche/ westliche Milan, bedient von einem Mann in einer BDU, wie sie in tuerkischen SpezKr verwendet wird, aber auch ueberall gekauft werden kann, sollte auch unter diesem Aspekt gesehen werden:
Schueren einer innenpolitischen Debatte in Kenntnis der deutschen Befindlichkeiten zum Nachteil der Peshmerga.
Auch die TUR ist in diesem Bereich sehr aktiv. Die offiziellen Meldungen des TUR GenStabes versuchen noch nicht einmal subtil zu sein, wenn sie propagandistisch gefaerbten Wortlaute der NATO und Verbuendeten anbietet, um auf die terroristische Gefahr hinzuweisen, die von den Kurden ja nun einmal ausgehen muss.(!)
Ich kann nur hoffen, dass die BReg sich nicht in diesen schmutzigen Informationskrieg hineinziehen laesst und erkennt, was es vermutlich ist:
Kriegsmittel der einen gegen die andere Partei.
@Eric Hagen: Volle Zustimmung, so halte ich es auch. War mit dem Gerücht zu deutschen SoF ähnlich. Eine von mehreren Personen verifizierte Behauptung ohne Begleitmaterial, die von der Quelle selbst entfernt wurde. Ist wol „warm“ geworden… /SARC
Auch hier:
Bundeswehr in Incirlik: Türkei untersagt Besuch von deutschem Staatssekretär
http://www.spiegel.de/politik/ausland/tuerkei-verbietet-besuch-bei-bundeswehr-soldaten-in-incirlik-a-1099175.html
@AoR
Jede Menge „Bewegung“ back-stage:
http://www.heise.de/tp/artikel/48/48598/1.html
Die Kurden müssen jetzt verdammt aufpassen.
@Klabautermann: Mussten sie schon immer. Und gegeben dem starken Sendungsbewusstseins der Türkei wie dem Iran und deren respektive expansionistischen Bemühungen, Genozidleugnungen etc. kann man positiv davon ausgehen, dass auf das Kurdenterritorium eine gewisse Aufmerksamkeit gerichtet sein wird.
Die Türkei hat sich real in die Ecke manövriert, sein Selbstbild und informellen Paradigmen nicht überarbeitet. Westliche Interessen beschränken sich auf Partikularinteressen wie NATO und Israel.
Soviel zum Westen, und da sind noch die Russen und Chinesen, welche in Zukunft mit der Türkei und dem Iran in Zentralasien ins Gehege kommen. Keine Autonomie, kein Föderalismus… was denn dann? Wenn Iran und die Türkei so spielen bleibt nur noch die PKK… ich sehe schon drei bis nuklear bewaffnete Player mit Interessen in der Region, die Waffen liefern. Einen ganz großen Player der die Kurden gerne als Korrektiv in der Region hätte!
Und Assad? ;)
Zur Lageentwicklung in Syrien:
Daesh hat wohl 900 kurdische Zivilisten in Al-Bab entführt. Wird ein Massaker geben:
http://en.hawarnews.com/fears-of-repeating-massacres-in-shahba-areas/
Zudem ist die Raqqa Kampagne der SAA ( Syrian Arab Army ) zusammengebrochen.
Anbei ein Augenzeugenbericht von vor Ort (Verifizierung schwer)
http://syria.liveuamap.com/en/2016/23-june-a-syrian-arab-army-soldier-explains-to-prosaa-tweeter
@KPK: Mich würde interessieren, wenn die Schilderungen des syrischen Soldaten der Realität stand halten, was wie dies zu interpretieren wäre? (Moral, Kampfwert etc.?) Diese Hawk Brigade ist eine „Vorzeigetruppe“ der SAA.
Manbij vor der Rückeroberung. Erste Vertriebene (displaced persons im UNHCR-Sprech) kehren zurück. Spitzen kurdischer Verbände innerhalb der Stadt.
http://www.centcom.mil/news/press-release/syrian-arab-coalition-prepare-to-seize-manbij
Zum Augenzeugenbericht des SAA-Soldaten.
MERKWÜRDIG
– Augenzeugenberichte sind stets subjektiv. Vorausgesetzt, alle Aussagen treffen zu, dann:
– Offensive unter deutlichem RUS Druck, warum?
– Versorgungslinien ungeschützt, warum?
– keine Unterstützung RUS Luftwaffe, warum?
– hunderte Selbstmordattentäter, fragwürdige Angabe,- 100e, wie soll das abgelaufen sein. Darauf kann Truppe sich einstellen.
– Abbrechen des Gefechts der RUS Art und AufklEinh, warum?
Zwei Lesarten aus der Ferne:
– dilletantische Vorbereitung resultierend in mangelhafter Absprache, oder
– RUS hat SAA vorsatzlich ins Feuer laufen lassen, dann wieder warum?
Was geht da ggf ab zwischen RUS und SAA? Sollten Sie evtl beantworten können. Denn offensichtlich bleibt, RUS Teilnahmslosigkeit ermöglichte Daesh einen taktischen Erfolg und kostete viele SAA Leben.
Zum Einsatzwert, besser, da treffender GEFECHTSWERT. Der ist als hoch anzusiedeln, sonst hätte sich Truppe nicht so lange halten können.
Aber: das Vertrauen in den „RUS-Bündnispartner“ hat Schaden genommen, nachhaltig.
Einen Tag zuvor war der Russische Verteidigungsminister in Gesprächen mit Assad. Über die Inhalte weiß man so gar nichts. Danach lässt die RuAG die SAA bei Raqqa hängen.
Die strategischen ziele Moskaus in der Region:
1: Erhalt Hafen am Mittelmeer
2: Containment der Türkei und des politischen Islam / Islamismus
3: Unterbindung der Vereinfachung/Zunahme und Einflussnaghme auf Erdgashandel mit der EU
Zielkonflikt: Die Russischen Ziele sprechen demnach sehr für intensive militärische Bemühungen um die Provinz Aleppo wo die RuAG non stop Bombardiert. Ebenso in der Provinz Idleb. DIe SAA möchte, patriotisch, das land einen und so Prestigeziele wie Palmyra und Raqqa nehmen, die eingeschlossenen Kameraden in Deir As-Sour befreien. Die primärziele der SAA und Russlands weisen so ein gewisses taktisches Delta auf. Also haben die Russen die SAA bei Raqqa hängen lassen.
Spekulation: Den Russen ist es genug, wenn DAESH sich nicht wieter ausbreitet, die kann man später immer noch besiegen.
P.S: Die Aussage des Soldaten zu gefühlt hunterden Daeshlingen mit Sprengstoffgürtel kann zutreffen. Leichen gefallener der Terrormiliz werden von den Kurden mit „Mienenräumern“ beerdigt, da alle einen Sprengstoffgürtel tragen. DIe müssen immer erst entschärft werden.
Als kleines Dankeschön, ein Beitrag der Bundesakademie für Sicherheit, der ihre Position stützt:
Arbeitspapier Sicherheitspolitik
Scheidung auf syrisch: Warum eine Aufteilung keine Lösung ist
https://www.baks.bund.de/sites/baks010/files/arbeitspapier_sicherheitspolitik_2016_17.pdf
Falludscha vom Islamischen Staat vollständig zurückerobert
Die IRK Streitkräfte haben nach eigenen Angaben die gesamte Stadt Falludscha aus den Händen von Daesh befreit.
Die Streitkräfte hatten Ende Mai mit der Luftunterstützung der CJTF OIR eine Offensive zur Rückeroberung der 50 Kilometer westlich Bagdad gelegenen Stadt begonnen.
Die wahren Herausforderungen zur Beförderung einer IRK Nachkriegsordnung beginnen im Raum Falludscha jedoch erst nach Beendigung der Kampfhandlungen. Wesentlich ist, die Bevölkerung des sunnitischen Kernlandes, die zuvorderst von schiitischen Soldaten befreit wurden, für die Zentralregierung zu gewinnen.
Aus rein militärischer Sicht werden nunmehr alle Kräfte zum Einsatz gegen MOSSUL frei.
Daneben hat ar-Raqqa in vergangener Woche gelehrt, „der Weg wird kein leichter sein“. Das lokale Beharrungsvermögen von Daesh wird den Koalitionären noch einiges abverlangen.
http://www.cbsnews.com/news/isis-offense-syria-iraq-libya-bombs-raqqa-fallujah-sirte/
@AoR
Danke zum BAKS-Papier. Sehr gut lesbar und logisch nachvollziehbar aufgebaut.
Bedeutsam, die Interpretation von „vor Sykes-Picot“ und des ottomanischen Verständnisses von Syrien (dass dies die ursprünglich römische Bezeichnung ist, war mir nicht klar), eigentlich aber „Bilad Al-Sham“ bis zur Eroberung der Ottomanen im 16. Jahrhundert.
Wenn nicht nur Baath-Partei, Alawiten und, na klar, der Assad-Clan ihr eigenes Verständnis von „Groß-Syrien“ haben, sondern auch viele Syrer, wird diese Einstellung zumindest nachvollziehbar. Schließlich war vom 7. bis ins 16. Jahrhundert hinein Syrien eine politische Einheit, es spielte bisweilen auch eine tragende Rolle – Damaskus war Kalifathauptstadt der Umayyaden im 7. Jahrhundert
Den Iranern wird die Historie einsichtig sein, ob RUS/US auch, steht zu bezweifeln.
@KPK: Und dennoch ist meine Erfahrung in der Region, dass die autokratischen Systeme es nur schwer ermöglichen Rechtsstaatlichkeit zu garantieren. Wir sollten nicht vergessen, dass die Schule der Demokratie und Rechtstaatlichkeit immer noch der Landkreis ist.
Basisdemokratie üben und Tatsache ist, dass die Menschen sich zunehmend in ihre ethnischen Gruppen zurückgezogen haben. Hintergründe sind bekannt: Unterdrückung, Bürgerkrieg, Korruption, Misshandlung (auch und vor allem durch Behörden).
Basisdemokratische Dezentralität muss also auf jeden Fall fester Bestandteil jeder Gleichung für die ZUkunft sein und der Föderalismus ( s. Schweiz ) ist der historische Überbegriff.
@ALL: Wer wollte nochmal die LuWa nach Jordanien verlegen?
Weapons for Syrian rebels sold on Jordan’s black market – CIA plan to arm Syrian rebels undermined by theft of weapons by Jordanian intelligence agents, officials say.
http://www.aljazeera.com/news/2016/06/cia-weapons-syrian-rebels-jordan-black-market-160626141335170.html
@KPK, AoR:
Das BAKS Papier ist zwar aus historischer Sicht sicherlich hilfreich, aber es ist nichts weniger, als was es im Inhalt westlichen Brokern und Verhandlungsoptionen vorwirft:
Naemlich ebenfalls eine westlich gepraegte Argumentationskette zu sein, die zwar fuer unsere Ohren logisch und sicherlich nicht falsch klingt, aber an ein paar harten Realitaeten vorbeigeht, wenn es um die Einschaetzung einer moeglichen „Nachkriegsordnung“ geht:
– Der Krieg ist mittlerweile stark internationalisiert. Der auessere Einfluss (state-/ non-
state actors; Terroristen) wird also zu beruecksichtigen sein. Hier wird es noch zu
lang anhalten Ziel-und Interessenkonflikten kommen.
– Den IS besiegt man nicht im Felde, sondern in den Koepfen der Bevoelkerung.
Der IS ist auch ein Gegenentwurf zu westlicher Globalisierung und trotzt jeder mit
internationaler Hilfe ausgehandelten Loesungsabsicht.
Eine dauerhafte Loesung die die Bedrohung durch den IS ausschaltet, muss also von
innen kommen. Das ist ein regionals, zu tiefst klerikales und gesellschaftliches Problem
und nicht auf SYR verkuerzbar. Hier erkenne ich keinerlei positive Hinweise, das dies
jemals geschehen koennte. Dies erkenne ich als Schwachpunkt meiner Argumentation
an.
– Die SYR Bevoelkerung ist stark ausgeblutet. Die Alawiten haben innerhalb der
maennlichen wehrfaehigen Bevoelkerung Verlustraten von geschaetzt mehr als 20%.
Hinzufuegen muss man den Abgang durch Desertation bzw. Flucht der Familien mit
ungewisser Absicht, in absehbarer Zeit zurueckzukehren. Die alten ethnischen/
saekularen Verhaeltnise gibt es nicht mehr, darunter leiden auch sunnitische Staemme
und Bevoelkerungsgruppen.
– SYR hat good governance nie erlebt.Der abstrakte, arabische Einheits- und
Einparteienstaat geht auf Vater & Soehne Assad zurueck. Die, die derzeit neben den
Alawiten relative und nominal duie groessten Opfer bringen, kaempfen nicht fuer die
Wiederherstellung des SYR, das sie dorthin gebracht hat, wo sie jetzt sind.
Dies gilt auch fuer die Alawiten, die keineswegs monolithisch hinter der Assad Familie
stehen.
Die sog. gemaessigten Oppositionellen, die seit Ausbruch 2011 aus dem weich
gepolsterten Exil weder kaempften, noch politische Geschlossenheit erwirken konnten
(incl. FSA) brauchen bei waffenstillstand erst gar nicht versuchen, wieder einzureisen
bzw. sich um politische Aemter zu bewerben.
So ist es in AFG mit den „Guccis“ um den Koenig auch ergangen. Nach einem Jahr
waren sie alle ernuechtert, frustriert und wieder weg.
Schliesslich: Was ist an einer territorialer Neugliederung so verwerflich? Es gab im Zuge der Entkolonisation, verlorener Kriege des Zusammenbruchs der SU, und Jugoslawiens Dutzende Beispiele, von den einige doch prima auf die Beine gekommen sind?
Das Selbstbestimmungsrecht der Voelker ist der politische Plural von Art. 1:
Die Wuerde des Menschen ist unantastbar.
Das Selbstbestimmungsrecht ist nicht nur verbindenede Vision, sondern auch eine starke Form von Friedensbewegung.
Eine Nachkriegsordnung muesste daher international Garantien hervorbringen, die dann den neu entstandenen Autonomien Bestandsschutz garantieren und sie vor den Nachbarn schuetzen, die jetzt ja auch schon kraeftig daran beiteiligt sind, das Land zu schwaechen und dessen Systeme zu zersaegen.
Okay- es beduerfte dann eines starken westlichen Willens und langen Atems.
Auch daraus ergegeben sich neue Risiken und Verwundbarkeiten, vorausgesetzt, es gaebe ihn dann noch, den alten Westen, so wie wir ihn kennen.
Insofern mag man auch argumentieren, dass jede Loesung auch wieder den Keim einer neuen Konfliktspirale in sich birgt.