Mitmischen im InfoWar: Die NATO und der Eurovision Song Contest

Der Eurovision Song Contest (ESC)  am vergangenen Wochenende war hier, logischerweise, kein Thema – nicht nur wegen meines mangelnden Interesses an diesem Sangeswettstreit, sondern auch, weil es mit den Themen hier nichts zu tun hat.

Das scheint sich gerade zu ändern.

Nachdem die Ukraine den ESC gewann, wurde vor allem in Russland Kritik laut – wenig überraschend angesichts des Inhalts des siegreichen Lieds, in dem es um die Zwangsumsiedlung der Krim-Tataren 1944 geht. Es war ein Sieg der Politik über die Kunst, heißt es in Russland.

Vor diesem Hintergrund ist es um so, sagen wir auffälliger, dass die NATO ebenfalls ihr Interesse an der Siegerin des Wettbewerbs entdeckt hat. Bereits im Dezember vergangenen Jahres erschien auf dem Youtube-Kanal der Allianz ein Porträt der Sängerin Jamala, gefeatured als eine der Women of Ukraine. Am (heutigen) Dienstag aktualisierten die Öffentlichkeitsarbeiter der NATO das Porträt, mit dem Zusatz: Jamala, winner of Eurovision Song Contest 2016


(Direktlink https://youtu.be/tfB2UrZJjgk)

und machte auch gleich via Twitter darauf aufmerksam (siehe Tweet oben). Die Zuschauerzahl, die bei Veröffentlichung dieses Tweets noch bei wenigen hundert lag, ist seitdem kräftig gestiegen – und dürfte auch noch weiter steigen.

Das Merkwürdige: Damit lässt sich die NATO auf die russische Lesart ein, dass die Entscheidung in diesem Wettbewerb eine politische war. Und entdeckt Kultur, Musik und diese grenzüberschreitende Veranstaltung als Mittel des Informationskrieges gegen Russland. Ich bin mir nicht sicher, ob das im Sinne aller NATO-Mitglieder ist.