US-Kommandeur in Korea wird neuer NATO-Oberbefehlshaber
Der bisherige Kommandeur der US-Truppen in Korea, General Curtis Scaparotti (Foto oben r.), wird neuer militärischer Oberbefehlshaber der NATO. Der Nordatlantikrat, das politische Entscheidungsgremium der Allianz, bestätigte Scaparotti am (heutigen) Freitag:
The North Atlantic Council approved the nomination of General Curtis M. Scaparrotti, United States Army, to the post of Supreme Allied Commander Europe.
General Scaparrotti is currently serving as Commander, United Nations Command, Combined Forces Command, United States Forces Korea.Upon completion of national confirmation processes, he will take up his appointment as successor to General Philip M. Breedlove, United States Air Force, at a change of command ceremony at the Supreme Headquarters Allied Powers Europe in Mons, Belgium, expected in the spring of 2016.
Der jeweilige Supreme Allied Commander Europe (SACEUR) der NATO, immer ein US-Viersterner, ist zugleich auch Kommandeur der US-Truppen in Europa (U.S. EUCOM) mit Sitz in Stuttgart. Neben der Bestätigung durch den Nordatlantikrat ist deshalb auch die nationale Bestätigung in den USA erforderlich.
Scaparottis offizieller Lebenslauf hier : Er kommandierte unter anderem Einsätze in Afghanistan und im Irak. (Da der Lebenslauf, wie bei den US-Streitkräften üblich, kein Geburtsdatum enthält, hier der Wikipedia-Eintrag.)
Am Freitag wurde noch eine weitere Personalentscheidung der US-Regierung bekannt, die die NATO betrifft: Nach einem Bericht der Agentur Bloomberg soll die bisherige Staatssekretärin für Rüstungskontrolle im US-Außenministerium, Rose Gottemoeller, neue stellvertrende Generalsekretärin der Allianz werden. Offensichtlich zum Missfallen der Republikaner:
At a crucial moment in the U.S. relationship with Europe, President Barack Obama has chosen a No. 2 for NATO whom some Republican lawmakers see as the face of a wrongheaded approach to Russia.
On Tuesday, the Obama administration informed NATO allies that it will recommend the undersecretary of state for arms control, Rose Gottemoeller, to be NATO’s next deputy secretary general, the military alliance’s second in command. (…)
Gottemoeller has been an integral part of the Obama administration’s “reset” policy with Russia, an approach that made modest gains at first but has been all but abandoned in light of Russia’s aggression in Ukraine and beyond. Republican critics of that policy have become critics of Gottemoeller as well.
Bloomberg veröffentlichte auch den Brief des US-NATO-Botschafters an den Nordatlantikrat: Die Erfahrungen Gottemoellers seien gerade angesichts der Neubestimmung des Verhältnisses zu Russland ein entscheidender Vorteil.
(Archivbild: Gen. Curtis M. Scaparrotti, United Nations Command, Combined Forces Command, United States Forces Korea commander, takes his first tour of the Joint Security Area and Observation Post Dora near Panmunjom, South Korea, Oct. 3, 2013 – U.S. Army Photo/Sgt. Brian Gibbons)
Da bekommt NATO-Europa ja einen kriegs- und führungserfahren Beißer, wenn ich der CV folge.
Angesichts der aktuellen Lageentwicklung bezüglich anmaßenden RUS Auftretens und der Absicht, U.S.-Kräfte mit bis zu zwei BCT dauerhaft neu zu stationieren eine ausgezeichnete Wahl.
„All the way!“, General.
Ja, den Eindruck muss man haben. Auffällig ist doch – wenn ich nichts übersehe – die Auswahl der „awards and decorations“ bzw. „badges“ am Ende des Wikipedia-Eintrags: neben der „Korean Defense Service Medal“ als einziges nationales Abzeichen das „German Parachutist Badge“ – obwohl der General doch bestimmt noch andere hat.
Frau Gottemoeller spricht fließend russisch, in der aktuellen Situation mit Sicherheit von Vorteil.
Bin gespannt, ob Scaparotti sich auch regelmäßig in entsprechenden Medien zu Wort meldet wie Breedlove (gerade mit Blick auf Russland) oder er eher zurückhaltend agieren wird.
Eventuell ja auch Zurückhaltung auf Anweisung, wenn die zivile, politische Fraktion innerhalb der NATO (u. teilweise natürlich auch in Washington) wieder mehr Kommunikation mit Moskau/ der Weltöffentlichkeit auf diplomatischem Wege wünscht.
@Edelweiß
huh?
CAB, Ranger tab, master parachutist, 3 bronze stars (auch wenn es alle nur end of. tour medals waren) 6 overseas bars etc,..
ziemlich solide Karriere
@Edelweiss
Badges als Zeichen des Könnens, na dann!
@Les Grossmann: schon klar, und auch deswegen fällt’s doch auf.
@Edelweiß
Man könnte sich außer Wiki ja mal den offiziellen Lebenslauf (Link s.o.) anschauen:
Bronze Star
Legion of Merit …
Und Badge würde ich mit Medaille übersetzen, also auch kein „Kleinvieh“
Vor dem Hintergrund eines neuen Supreme Allied Commander Europe muss die Frage nach der Gedankenwelt seines Commander in Chief gestellt werden.
http://www.theatlantic.com/magazine/archive/2016/04/the-obama-doctrine/471525/
Barack Obama wird in zwölf Monaten zwar Geschichte sein, noch ist er aber Oberbefehlshaber.
Untertitel bei ‚the atlantic‘, The U.S. president talks through his hardest decisions about America’s role in the world.
In jüngster Erinnerung bleibt die Ausrufung einer „red line“ gegenüber dem Einsatz chemischer Waffen durch Assad, die Überschreitung blieb folgenlos.
Anscheinend erkannte Putin spätestens zu diesem Zeitpunkt, da geht was.
@Klaus-Peter Kaikowsky | 13. März 2016 – 17:50
Diese Logik wird im Kreml-Umfeld offenbar nicht so gesehen:
http://www.theatlantic.com/international/archive/2016/03/russia-syria-red-line-obama-doctrine-goldberg/473319/
Es gab (zumindest damals) keinen Chemiewaffeneinsatz durch die syrische Regierung. Die internationale Untersuchung wurde auf den Nachweis von Chemiewaffen beschränkt; ein Mandat zur Untersuchung des Anwenders wurde nicht erteilt. Der US-Präsident hatte wie bei allen anderen Militäreinsätzen auch hier freie Hand, Luftschläge gegen Syrien anzuordnen. Solange sich die USA nicht formal im Krieg mit einem Staat befinden, bedarf es dazu keiner Zustimmung des Kongresses (und die USA haben seit Jahrzehnten keine formalen Kriegserklärungen mehr ausgesprochen). Die USA beobachteten bereits vor dem Bürgerkrieg die syrischen C-Waffen so genau, daß sie vor einigen Jahren bei einer syrischen C-Waffen-Übung binnen 24h eine konkrete Warnung an Damaskus aussprachen, die zur Übung verwendeten Komponenten nicht zu einsatzfähigen C-Waffen zusammenzufügen, oder amerikanisches Eingreifen gewärtigen zu müssen. Der US-Präsident hat sich aber nach einer Phase heftiger Drohungen und konkreter militärischer Vorbereitungen (die französische Luftwaffe war Medienberichten zufolge bereits auf dem Weg nach Syrien und wurde auf US-Wunsch wiieder gestoppt) entschieden, den Kongreß um Erlaubnis für eine militärische Aktion zu fragen, zu einem Zeitpunkt, als alle politischen Beobachter davon ausgingen, daß der Kongreß die Erlaubnis verweigern würde, was er dann auch hat. Beobachter gehen davon aus, daß es informierten amerikanischen Kreisen gelungen ist, zum Präsidenten durchzudringen und ihm Fakten zu dem Geschehen zur Kenntnis zu bringen, die auf einen anderen Schuldigen als Assad hinweisen, und daß der US-Präsident damit einen gesichtswahrenden Weg wählte, um seine bisherige Position verlassen zu können.
Auf der Haben-Seite gibt es aktuell den konkreten Nachweis des Senfgaseinsatzes durch die internationale C-Waffen-Beobachtungskomission (link irgendwo im Syrienthema), die in der Türkei mit einer alten C-Granate aufgegriffenen Rebellen sowie wiederholte Medienberichte über die Anwesenheit eines (saudi?)arabischen C-Waffen-Spezialisten bei den „moderaten“ oder nicht ganz so moderaten Rebellen.
p.s.
Senfgaseinsatz durch ISIS 2015 muß es heißen, festgestellt durch die Organisation for the Prohibition of Chemical Weapons (OPCW).
Von Scaparotti wird im Gegenteil erwartet, daß er eben KEINen Scharfmacher gegen Russland abgibt, weil das zur gegenwärtigen Gesamtlage überhaupt nicht paßt. Es gibt Querverbindungen zw. dem Pentagon und Russland, wo man einen Hetzer wie Breedlove als höchst inopportun betrachtet hat. Das ist eben DOCH der politische Hintergrund für diesen Führungswechsel. Wenn jemand wie Breedlove auch noch von einem nuklearen Harmageddon faselt, das er am liebsten sähe, dann fragt man sich angesichts einer solchen Personalpolitik, ob man in Washington noch alle Tassen im Schrank hat. Schaun wir mal, dann sehn wir ja, ob diese Neubesetzung größerer Vernunft zum Durchbruch verhilft.